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Let me be your favourite hello and hardest goodbye

von

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Retrospektive

Retrospektive
 

Kirschblüten rieseln langsam und leise auf meine Schultern, meine ebenso rosa Haare werden sanft mit ihnen bedeckt. Wie kleine Federn legen sie sich sanft auf mein Haar und doch nehme ich jede Berührung ihrerseits wahr, atme tief ein und absorbiere den Duft duftiger Kirschblüten, vernehme das Summen der vielen Hummeln, die sich an den Kirschblüten laben, und den Geruch herzhaft leckerer Dangos, die am Stand nebenan zubereitet werden.
 

Ganz versunken in meinen Gedanken, werde ich unsanft herausgerissen, als Sasuke mich am Arm packt und Richtung Bahnhof zerrt. Natürlich sind wir wieder etwas zu spät dran dank mir. Doch nun sehe ich die Welt mit anderen Augen, sehe mir alles genauer an, versuche alles aufzunehmen, was geht. Eine zweite Chance bekommt nicht jeder, aber mir wurde sie gegeben. Mit Sicherheit haben Mama und Haru ihre Finger im Spiel gehabt, das Schicksal doch noch einmal für mich ausgetrickst und einen guten Deal ausgehandelt. Man nehme mir etwas, dafür schenke man mir etwas noch Größeres. Mama. Haru. Ihr beiden habt mir immer alles von euch gegeben und versucht, mir das Dasein hier etwas erträglicher zu machen. Jeder Gedanke an euch, jede Erinnerung hat mir Kraft gegeben. Eines Tages werde ich euch wiedersehen und in meine Arme schließen…aber noch nicht jetzt.
 

Jetzt hetze ich erstmal mal meinem Mann hinterher, der sich mal wieder etwas verrückt macht, da ich trödele und die Züge hier in Japan viel zu pünktlich kommen. Na gut, vielleicht haben wir bisher einige Züge verpasst, aber sie fahren hier auch wirklich regelmäßiger als in den USA und damit gönne ich mir die Zeit zum Staunen und Bestaunen unseres Heimatlandes.

„Saku, bitte mach hinne. Ich möchte diesen Zug nicht schon wieder verpassen. Er wartet bestimmt schon auf uns!“. Er. Dieser Jemand, der mir vor genau 5 Jahren eine neue Chance geschenkt hat. Der, der einige Strapazen für einen komplett fremden Menschen auf sich genommen hat, den Deal des Schicksals für mich eingegangen ist. Ihn treffen wir heute, genau 5 Jahre nach der Stammzelltransplantation, 5 Jahre nach Tag 0, 5 Jahre nach all diesen unsagbaren Schmerzen. 5 Jahre nach so viel aufgeholtem verpassten Lebens.
 

Fünf Jahre. So lange muss man warten, bis man Kontakt aufnehmen darf zu seinem Spender, vorausgesetzt, dieser möchte das dann auch. Fünf Jahre, um Distanz zu wahren, falls die Transplantation nicht erfolgreich war, fünf Jahre, um den Datenschutz aufrechtzuerhalten. Doch, wenn der Spender früher Kontakt möchte, im Fall, dass die Transplantation erfolgreich war, darf auch der Empfänger früher Kontakt aufnehmen. Und das habe ich getan, denn ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wer mir das Leben gerettet hat.
 

Ich reiße mich vom Anblick der rosafarbenen Kirschblüten, die gerade ganz Japan in einen rosa Glanz hüllen, los und renne zu Sasuke, ergreife seine Hand und renne mit ihm zum JR Zug Richtung Ueno-Park.

Gerade noch so erreichen wir den Bahnsteig pünktlich, steigen ein und fahren los. Außer Atem lassen wir uns auf den bequemen Sitzen des Zuges nieder und meine Augen suchen sofort meine geliebten schwarzen Irden. In ihnen versinke ich jeden Tag, erinnere mich jeden Tag an eine sehr harte und dennoch verdammt schöne Zeit zurück…
 

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Tag 1
 

Meine Lippen brennen, mein Mund fühlt sich taub an und meine Augen sind unsagbar schwer. Ich fühle mich wie ausgekotzt, verprügelt und gesteinigt. Und dennoch unheimlich gut. Gestern war der Tag, mir wurden die neuen Stammzellen eingeflößt, neues Leben für meinen geschundenen Körper. Essen geht gerade so, aber wirklich nur Suppe und sehr weiches Brot, alles andere ist selbst meinen Magen noch zu viel.

Mir wurden zwar erst gestern die neuen Zellen zugeführt, allerdings aktiviert sich schon heute mein Immunsystem wieder zum Teil, wenn auch noch unterdrückt durch Tabletten, versucht zu analysieren, was denn da von Statten gegangen ist und ob es das auch wirklich so gut findet. Bitte, liebes Immunsystem, nimm die Zellen an und bekämpfe nicht immer alles Gute in meinem Leben.

Die Tür meines Einzelzimmers, in dem ich immer noch liegen muss, bis wir sehen, dass die Zellen gut angenommen werden, öffnet sich und Jim betritt mein Zimmer. Jim, die gute Seele.

„Na Liebes, wie geht es dir heute? Ist dir schlecht, hast du Schmerzen?“, seine Stimme enthält aufrichtige Sorge. Sorge, die man nur für ein Familienmitglied aufbringen kann, für einen geliebten Menschen.

„Mir geht es den Umständen entsprechenden wirklich gut, Jim. Meine Lippen brennen etwas, aber ich habe schon Salbe bekommen und schmiere sie ordentlich ein. Das Brennen im Mund ist scheiße. Ich hoffe nur, dass die Schleimhaut nicht vollends aufreißt und dann nichts mehr möglich ist.“, antworte ich ihm müde. Müde bin ich den ganzen Tag, Schlaf mein bester Freund. Aber mein eigentlicher bester Freund übernimmt gerade die Visite von Jim.

„Das hoffe ich auch. Aber du weißt ja, wir Götter in Weiß tun alles, damit es dir besser geht!“, ein lautes Lachen entfleucht Jim. So strahlend wie zur Zeit habe ich ihn wirklich selten gesehen. Mit Fran scheint es wirklich gut zu laufen, die beiden verbringen sehr viel Zeit miteinander und planen fröhlich ihre Zukunft. Schön, dass die beiden dieses Privileg haben.

„Jim, wie geht’s euch beiden? Wie läuft eure Beziehung? Ich war die letzte zeit so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht nachgefragt habe, wie es euch geht. Das tut mir sehr leid“, das tut es wirklich. Auch, wenn ich nun Sasuke habe, der wirklich versucht, mir mein Leben so schön wie möglich zu machen und mich bei allem unterstützt, so darf ich nicht vergessen, wer vorher immer für mich da war und jetzt auch noch über mich wacht.
 

„Sakura. Hörst du bitte auf, so einen Stuss zu erzählen. Du hast dich um deine Gesundheit gekümmert und um deine Zukunft, die du nun hoffentlich haben wirst. Wie oft haben wir denn darüber gesprochen, dass du so vieles nicht machen kannst und urplötzlich ist Sasuke da und versucht, dir alles zu ermöglichen. Und dann entschuldigst du dich bei mir? Du Nuss.“, mittlerweile hat sich Jim, eingepackt in Schutzkleidung, auf meine Bettkante gesetzt und meine Hand ergriffen. „Aber ich möchte dir natürlich nichts vorenthalten. Ich liebe Fran. Aufrichtig. Und…“, ich kann die Tränen in Jims Augen aufsteigen sehen und befürchte schon Schlimmes. „Und…sobald deine Therapie hier abgeschlossen ist….Sakura. Wir brauchen beide einen kleinen Neuanfang. Ich kann überall wohnen, überall arbeiten. Krankenhäuser gibt es doch überall und auch Fran möchte sich mehr um Kinder in Not kümmern. So wie sie es bei dir und Haru gemacht hat. Also haben wir beschlossen, dass wir wegziehen werden und eine gemeinnützige Stiftung gründen in Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfewerk. Aber erst, wenn´s dir gut geht, und du die 12 Monats-Marke geknackt hast.“, er meidet meinen Blick. Ob er Angst hat, dass ich sauer bin?

Ich mobilisiere meine allerletzten Kräfte, die ich gerade zur Verfügung habe, richte mich auf und schlinge meine Arme um seinen Hals. „Das klingt wunderbar“, und nun fließen bei mir die Tränen. Weil ich glücklich bin. Mich freue. Weil Fran und Jim anderen Kindern helfen werden, damit sie vielleicht nie eine solche Scheiße wie Haru und ich durchmachen müssen. Weil ich solche tolle Menschen in meinem Leben haben darf.

Ich schließe meine Augen und finde an Jims Schulter friedlich in meinen Schlaf, den ich nun wirklich brauche. Tag 1, du bist rum. Und die restlichen 99 Tage wird mein Körper auch noch rocken.
 

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Tag 50
 

Tage wie Berg und Tal liegen hinter uns.

Mein Körper meinte doch allen Ernstes, er müsse die Zellen abstoßen. Zu meiner Erleichterung bis jetzt allerdings nur im Mundbereich, was ein Brennen und eine kleine Pilzinfektion hervorruft. Da ich aber den besten Arzt der Welt an meiner Seite weiß, wurde dies rechtzeitig mit Kortison und der richtigen Kombination Immunsupressiva behandelt, damit nicht noch mehr abgestoßen wird und der Körper sich von der GvHD erholen kann. Dabei handelt es sich „lediglich“ um Abstoßungen des Körpers, die innerhalb der ersten 100 Tage -und natürlich auch danach- auftreten können und akut behandelt werden müssen.

Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass es so reibungslos läuft. Immerhin hatte mich doch jedes Mal, wenn irgendein Fortschritt zu sehen war, irgendwas heftiges zurückgeworfen. Welchen Deal haben denn da bitte Haru und Mama für mich ausgehandelt? Leide erstmal richtig, damit dir dann alles zufliegt und du einfach leben kannst? Wenn´s doch so einfach wäre…
 

Noch bin ich im Krankenhaus, ich bin unruhig, mir ist unfassbar kalt. Ich dachte, das würde vielleicht bald ein Ende finden, aber selbst jetzt, wo die Sonnenstrahlen mein Zimmer fluten, ist mir unendlich kalt. Sasuke sitzt jeden Tag bei mir, wärmt mich mit seiner Körperwärme und schreibt mir Nachrichten, die mir Wärme und Schamesröte eintreiben.

Meine Tage verlaufen alle sehr ähnlich. Untersuchungen, Freude, dass nichts schief läuft, Medikamentenanpassungen, Unruhe, Schlaf- davon sehr viel!- Lernen, Vermissen. Ich vermisse es, neben Sasuke einzuschlafen und aufzuwachen, seine Nähe auch ohne Mundschutz und Schutzkleidung spüren zu dürfen. Viel zu lange habe ich ihn nicht küssen dürfe, aber wir wussten, dass diese Zeit auf uns zukommen würde. Ich vermisse Macho, vermisse die Spaziergänge mit ihm und seine Pfote auf meinem Bein, wenn er mal wieder etwas von meinem Essen wollte.

Ich vermisse Itachi und Sui, und ich vermisse Mama und Haru. Sasuke kümmert sich gut um das Grab der beiden, pflegt und hegt es. Hoffentlich kann ich auch bald wieder dorthin und es besuchen. Und solange nutze ich die Zeit und frische mein Wissen auf. Wenn alles gut geht, und ich weiterhin von allem Schlimmen verschont bleibe, dann werde ich in 4 Monaten endlich meine Zeit als Assistenzarzt antreten. Ich werde dann zwar nicht so lange arbeiten, wie andere, die ihre Stelle antreten, und meine Ausbildung wird auch 6 Monate länger dauern, aber das ist es mir definitiv wert.
 

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Tag 100
 

100 Tage. 100 Tage voll Bangen und Hoffen, kleineren Abstoßungen, die aber sofort in den Griff bekommen wurden, und 100 Tage voller Veränderungen.
 

Da meine Werte wirklich gut waren und Jim es endlich mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, wurde ich an Tag 73 aus dem Krankenhaus entlassen und durfte wieder nach Hause. Dort wurde ich empfangen von Itachi und Sui, die extra angereist waren. Auch Fugaku war da, was mich sehr wunderte. Macho konnte seine Freude, mich zu sehen, gar nicht zurückhalten und flitzte durch die Wohnung, bellte und wedelte mit dem Schwanz. Auch Fran und Jim waren zu Besuch gekommen und feierten meine Rückkehr nach Hause mit mir. Nach Hause kommen und das als gesunde Sakura. Ein Ziel, das ich nie für erreichbar hielt.

Wir holten sehr viel auf. Unternahmen viele Ausflüge als Familie, Itachi und Sui waren extra für einige Wochen in der Stadt untergekommen, sodass wir wirklich viel Zeit miteinander verbringen konnten. Ich redete viel mit Fran über ihren Plan, das Jugendhilfewerk zu unterstützen und bot meine Hilfe an, wenn diese hilfreich wäre. Immerhin kannte ich die Situation, in der viele dieser Kinder steckten, am besten.

Sasuke und ich mussten natürlich auch einiges aufholen. Doch wir mussten uns sehr zusammenreißen und zurückhalten. Durch die Medikamente kamen viele Nebenwirkungen zum Vorschein. Meine Knochendichte war angegriffen, sodass diese leichter brechen können, und auch meine Regel schien ihren Weg zurück in mein Leben zu finden. Sehr unregelmäßig, aber es war ein gutes Zeichen.

Nichtsdestotrotz hatten wir eine sehr intensive Zeit, als würden wir den Körper des anderen neu entdecken. Noch einmal von Neuem starten.

Auch meine Haare waren wieder gewachsen. Sie waren zwar noch recht kurz, aber schon intensiv in der Farbe und griffig. Sehr zu meinem Leidwesen, denn Sasuke hatte einen neuen Faible dafür, sich daran festzuhalten, wenn wir miteinander schliefen.
 

„Sakura Haruno.“, ich werde aufgerufen und aus meinen Gedanken gerissen. Hektisch lasse ich meine Augen durch den Raum gleiten. Mist. Sasuke war noch nicht hier, aber ich wollte das Gespräch, DAS Gespräch, nicht ohne ihn führen. Die Krankenschwester kommt langsam zu mir herüber und versuchte mich zu beruhigen, da sie die Panik in mir aufsteigen sieht: „ Sakura, Sasuke ist schon unterwegs. Er hat schon auf der Station angerufen und gesagt, dass er noch ungefähr 5 Minuten braucht. Geh schon mal ins Behandlungszimmer, Dr. Lewis braucht auch noch ein paar Minuten“. Sasuke denkt wirklich immer an alles. Langsam beruhige ich mich wieder und begebe mich in das Behandlungszimmer, das ich sonst nie zu Gesicht bekam, als ich noch stationär war.

Kurz nachdem ich mich gesetzt habe, geht die Tür hinter mir auf uns Sasuke begibt sich zu mir. „Hey, du hast doch nicht gedacht, dass ich den Termin vergessen habe, oder?“, er drückt mir einen Kuss auf die Stirn, nimmt meine Hand in seine und lässt sich im Stuhl neben mir nieder.

„Nein, das habe ich nicht. Und trotzdem habe ich Angst, Sasuke. Was, wenn doch irgendwas nicht stimmt mit meinen Werten und wir wieder von vorne beginnen müssen? Du weißt, ich möchte nicht, dass du das alles nochmal durchmachen musst.“, ich merke, wie die Panik in mir hochkriecht, versucht, mich einzunehmen.

„Saku. Beruhig dich. Es wird alles gut werden…und wenn nicht...“, auch Sasukes Stimme verliert hierbei sein Timbre, seine Standfestigkeit. Ihm geht es die letzten Monate mit dieser Ungewissheit auch nicht gut. Jeden Abend liegen wir im Bett und umarmen uns, sagen uns, dass wir dankbar sind, uns zu haben und den Tag miteinander erleben zu dürfen.

Doch noch bevor wir rührselig werden dürfen, schwingt die Tür erneut auf und Jim betritt den Raum. Gebannt schauen wir beide ihn an, während er schnellen Schrittes zu seinem Schreibtisch geht, meine Akte auf diesen wirft, mich ansteuert, in seine Arme zieht und weint.

Scheiße. Scheiße. Scheiße. Mit Sicherheit war das Gefühl, dass alles gut geht, dass alles ZU gut geht, richtig und der Krebs ist zurück. Keine gesunden Blutzellen, die anwachsen, oder nicht genügend. Kranke Zellen, die sich wieder bilden, mein Immunsystem, das gegen mich arbeitet.

Tränen schießen mir in die Augen, heiße flüssige Bäche rinnen meine Wangen herab. Ich klammere mich an Jims Kittel und kann es einfach nicht glauben, dass es nicht geklappt hat. Dass mein Körper schon wieder versagt hat.

Jim löst sich von mir, nimmt mein Gesicht in seine riesigen Hände und spricht. Dumpfe Worte, die nicht bei mir ankommen, einzig und allein seine Lippen, die sich bewegen. Ich will es nicht hören, ich will meine Niederlage nicht auch noch verbal verkraften müssen.

Ich sehe Sasuke, der aufspringt, selbst hässliche Tränen vergießt und Jim und mich umarmt. Meine Stirn küsst. Beide klammern sich an mich und langsam dringt durch, was beide unter Tränen sagen. „Gesund“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissBlackBloodSakura
2023-04-23T12:59:11+00:00 23.04.2023 14:59
Oh mein Gott 🥰🥰
Nach so langer Zeit geht es weiter🥰🥰
Ich freue mich total🥰😍😍
Und dann auch noch zwei Kapitel😍🥰
Ich werde direkt alles nochmal von vorne lesen🥰🥰
Antwort von:  Nuessjen
23.04.2023 15:39
🥰 es hat lange gedauert, aber bei allem lernen hatte ich wirklich keine Zeit!

Ich hoffe es gefällt, weitere Kapitel hab ich auch schon vorbereitet ☺️


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