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My Love Is Your Love

- Blind Date -
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder :D

Das letzte Kapitel war, wie ich finde, nicht sooo spannend. Deswegen wollte ich euch nicht zu lange auf das nächste warten lassen :)
Außerdem hatte ich es schon fertig XD

Dieses Kapitel hat mir besonders viel Spaß gemacht zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch *_* Komplett anzeigen

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Die vielen Gesichter der Liebe

Bevor Ryoske auflegte und diesen vielsagenden Blick seinem Bruder zuwarf, ahnte Iji bereits, was heute Nachmittag auf ihn zukam. Er hatte eigentlich gehofft, dass sein Bruder sich in der Zeit, in der Hitomi sich erholte, genug Mut schöpfte, sodass sein erneutes Treffen mit Hitomi nicht stattfinden musste. Iji hatte sogar versucht Ryoske zu helfen, indem er ihm ein paar Mädchen vorstellte, mit denen er wenigstens trainieren konnte ohne Hemmungen zu sprechen. Zu seinem großen Erstaunen war Ryoske auf diesen Vorschlag eingegangen. Doch leider hat das in einer Katastrophe geendet, Ryoske war deprimierter denn je und die beiden Mädchen zogen genervt von dannen. Sein Bruder war eindeutig nicht bereit für eine Konfrontation mit dem Mädchen, das er liebte. Dabei verging kein einziger Tag, an dem die beiden nicht telefonierten oder sich Sprachnachrichten schickten. Doch wenn es um ein Treffen ging, bekam Ryoske Muffensausen und schickte Iji vor.

„Und? Was unternehme ich denn heute mit deiner Freundin?“, fragte Iji unverblümt. Trotz dieser heiklen Situation konnte Iji nicht auf seine Neckereien verzichten.

Ryoske gefiel es nicht, wenn Iji Hitomi als seine Freundin betitelte. Das war sie schließlich nicht. Auch wenn er es sich wünschte. Aber er hielt diesbezüglich die Klappe und erzählte Iji, dass Hitomi in den Zoo wollte.

„Oh, nicht schlecht. Da war ich lange nicht mehr“, meinte Iji erfreut.

„Das solltest du vielleicht nicht erwähnen“, riet ihm Ryoske, „ich war mit ihr vor einiger Zeit dort. Das war unser erster Ausflug."

Er erinnerte sich daran, als sei es erst gestern gewesen. Damals kannten sie sich kaum und jetzt... Ihm wurde schwer ums Herz, weil nicht er sondern sein Bruder sich an seiner Stelle mit Hitomi traf. Aber was heulte er jetzt rum? Es ist ja seine eigene Idee gewesen! Anders ging das nicht. Er war noch nicht bereit für die Offensive, wie das Treffen mit den beiden Mädchen vom letzten Wochenende gezeigt hatte.

„Ich versuche es mir zu merken.“

Iji betrachtete seinen Bruder nachdenklich von der Seite. Man konnte von seinem Gesicht ablesen, dass ihm diese Angelegenheit ziemlich zu schaffen machte. Ob er seinen Plan mittlerweile bereute? Ryoske schien einerseits felsenfest davon überzeugt zu sein, dass es der richtige Weg war, sonst würde er seinen Bruder nicht wieder vorschicken, um sich als ihn auszugeben. Andererseits kannte Iji seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass diese Entscheidung an seinem Gewissen nagte. Ryoske wusste keine bessere Lösung aus diesem Dilemma und Iji war mit seinem Latein auch am Ende. Es blieb nur abzuwarten, bis Ryoske sich ein Herz fasste und sich mit Hitomi traf. Bis dahin würde Iji dieses Spielchen spielen müssen. Iji tat es nur seinem Bruder zu Liebe, damit dieser das Mädchen, das sich einen Weg in sein Herz gebahnt hatte, nicht verlor.

 

Am Schultor begegneten sie Tsutomu, einen engen Freund der Zwillinge. Der junge Mann war einen Kopf größer als die beiden, hatte einen kurzen stylischen Haarschnitt und eine ganze Reihe beachtlicher Piercings, die seine Ohren und zum Teil sein Gesicht zierten. Sein Lippenpiercing kam besonders gut zur Geltung, wenn er rauchte. Alle Blicken waren wie hypnotisiert auf seinen Mund gerichtet, wenn er einen Zug von einer Zigarette nahm und den Rauch in einer dünnen weißen Wolke ausblies. Mit seiner Lederjacke, den schwarzen Boots und den ganzen Piercings sah er aus wie ein Rowdy. Manche schimpften ihn sogar einen Yankee. Aber das Äußere konnte täuschen. Tsutomu würde keiner Fliege etwas zu Leide tun. Na ja, wenn es nicht gerade sein musste.

Als sie Tsutomu erreichten, war dieser gerade dabei seine Kippe mit dem Fuß auszudrücken.

"Irgendwann schmeißen sie dich noch raus, wenn du hier ständig die Kippen auf den Boden schmeißt", warnte Iji seinen Freund grinsend.

Tsutomu hob den Blick, lachte über die Bemerkung seines Freundes und zuckte ungerührt mit den Schulter.

"Soll'n die ruhig machen. Hab eh kein' Bock mehr auf diesen Saftladen."

"Das wird deine Mutter aber sehr traurig machen", neckte Iji.

"Sie wird's überleben."

Während Tsutomu und Iji scherzten, war Ryoske mit seinen Gedanken wieder ganz wo anders. Er beteiligte sich generell selten an solchen Späßchen. Er lächelte höchstens darüber. Aber diesmal war ihm nicht einmal nach lachen zu mute. Seine Freunde bezeichneten ihn oft als einen ruhigen, zu liebenswerten Kerl. Zu liebenswert. War das überhaupt möglich?

Wenn man sich das ungleiche Trio ansah, passte Ryoske hier überhaupt nicht rein. Manchmal kam es ihm vor, als seien es mehr Ijis Freunde als seine. Doch dann gab es wiederum Momente, in denen Ryoske vom Gegenteil überzeugt wurde.

Vor ihrer Klasse trafen sie auf Sou, den vierten im Bunde. Er unterhielt sich gerade mit einem Mädchen, das sich leicht verbeugte und ihm etwas reichte, was verdächtig nach einem Briefumschlag aussah. Die drei blieben in unmittelbarer Nähe stehen und beobachteten neugierig das Geschehen. Sou bedankte sich bei dem Mädchen, das ihn mit verträumten Augen und geröteten Wangen ansah. Nachdem sie gegangen war, traten die Zwillinge und Tsutomu an Sous Seite.

"Na, bist du wieder dabei ein Frauenherz zu brechen?", stichelte Iji.

"Du tust mir Unrecht", meinte Sou unschuldig und wedelte mit dem Brief herum, "was kann ich dafür, dass ich so unwiderstehlich bin?"

Diesmal konnte Ryoske sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sous Selbstbewusstsein grenzte an Überheblichkeit. Obwohl er allen Grund dazu hatte. Er galt an der Schule als Schönling und war bei den Mädchen sehr beliebt, noch beliebter als Iji. Das lag wohl an seinem unwiderstehlichen Charme. Manchen Menschen war so etwas angeboren, sie brauchten fast gar nichts für ihr Glück zu tun. Sou brauchte ein Mädchen nur anzulächeln und schon war sie ihm verfallen. Hätte Ryoske es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er es nicht geglaubt. Es war beinahe magisch.

Vom Äußeren her war Sou das komplette Gegenteil von Tsutomu, wenn man die beiden überhaupt vergleichen konnte. Sou hatte fast schulterlanges glattes Haar, das er heute offen trug. Die Strähnen auf der linken Seite hatte er sich hinters Ohr geschoben. Seine Gesichtszüge waren markant, er hatte ein kantiges Gesicht und eine lange spitze Nase, was relativ ungewöhnlich für einen Japaner war. Vermutlich trug sein ungewöhnliches Äußeres ebenso dazu bei, dass er nicht unbemerkt blieb und anziehend auf Frauen wirkte. Natürlich war Aussehen nicht alles. Das wusste Ryoske besser als jeder andere.

"Was grinst ihr so?" Sou entging nicht, dass seine Freunde ihn nicht für voll nahmen.

"Mann... und mit so einem Affen bin ich befreundet", brummte Tsutomu vor sich hin, als er sich an Sou vorbei in die Klasse drängte. Sou warf ihm einen schiefen Blick zu und trottete ihm hinterher, dicht gefolgt von Iji und Ryoske.

"Wer ist hier ein Affe, hm?"

Diese Sticheleien waren alltäglich und gehörten einfach zu ihrer Freundschaft dazu. Die Vier drückten auf diese Weise ihre Zuneigung aus. Klar hatte jeder von ihnen seine Macken, die den einen oder anderen manchmal nervten, aber alles in allem waren sie sehr gute Freunde. Sie kannten sich bereits seit der Grundschule und wie das Schicksal es wollte, kamen sie immer wieder in dieselbe Klasse.

"Jetzt lies mal vor, was sie dir geschrieben hat", drängte Iji.

"Verschont mich! Dieses Liebesgedöns will sich doch niemand anhören", erwiderte Tsutomu, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte seine Beine auf den Tisch.

Sou lehnte sich an die Kante desselben Tisches und holte den Brief aus dem Umschlag.

"Was versteht so ein herzloser Klotz wie du schon von Liebe", meinte Sou und las den Inhalt des Briefes leise für sich.

Tsutomu schnaubte.

"Und was verstehst du davon, Mister Ich-hab-jede-Woche-eine-Neue?"

"Oh, eine ganze Menge", erwiderte Sou, nachdem er zu Ende gelesen hatte. Vorsichtig verstaute er den Brief in seiner hinteren Hosentasche. "Zum Beispiel, dass ein Gentleman genießt und schweigt."

Er warf Iji einen vielsagenden Blick zu. Doch Iji lächelte nur ungerührt. Er konnte nicht leugnen, dass er mit Sou ab und zu über seine Bettgeschichten sprach. Aber was war schon dabei? Man musste sich doch irgendwie austauschen.

Tsutomu rollte mit den Augen. "Mir wird allein vom Zuhören schlecht...", meinte er und machte ein Würgegeräusch.

Sou überhörte das diskret und sah dann zu Ryoske, der sich bis jetzt überhaupt nicht geäußert hatte.

"Was sagst du denn dazu?"

Ryoske sah Sou fragend an.

"Zu der Liebe", fügte er hinzu.

Zu der Liebe. - Ryoske dachte an seinen unglücklichen Versuch, einem Mädchen näher zu kommen, er dachte an die vielen Mädchen, die versucht haben, ihn kennenzulernen, er dachte an Hitomi, die sein Herz höher schlagen ließ. Während er überlegte, waren drei Augenpaare voller Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet.

„Na ja... ich denke, dass man nicht jede lieben kann. Und vor allem nicht so viele.“

Tsutomu grinste breit. „Ryoske hat vollkommen recht. Jetzt guckst du aber dumm aus der Wäsche, Sou.“

Ryoske lächelte Sou entschuldigend an, doch dieser nahm das ganze gelassen.

„Warum kann man denn nicht viele lieben?“, fragte er verständnislos, „ich sage ja nicht, dass ich jede gleich stark liebe. Aber jede Frau ist doch was Besonderes. Ich liebe jede auf eine andere Weise. Wer sagt, dass das nicht möglich ist?“

„Du bist und bleibst ein Casanova... unverbesserlich...“

„Klappe, Tsutomu.“

„Das ist doch keine Liebe.“

„Ach ja? Und was ist dann Liebe?“

Tsutomus Blick veränderte sich, als würden seine Gedanken an einen Ort, der tief in seinem Inneren vergraben war, abschweifen.

„Wenn du es fühlst, weißt du es.“

Sou sah seinen Freund einen Augenblick lang nachdenklich an in der Hoffnung, er würde noch etwas hinzufügen, doch Tsutomu schwieg. Sou seufzte resigniert und wandte sich an Iji.

„Was sagst du dazu, Iji? Kann man viele Frauen lieben? Oder nur eine? Was ist Liebe für dich?“

Iji war mit den ganzen Fragen überfordert. Er hatte sich erst neulich Gedanken darüber gemacht, ob er Maki liebte. Nachdem Ryoske ihm von seinen Gefühlen für Hitomi erzählt hatte, drängte sich ihm diese Frage unwillkürlich auf. Vorher hatte er sich nie Gedanken darüber gemacht. Er hatte nicht viele Freundinnen vor Maki gehabt. Die Beziehung mit ihr dauerte länger an, als alles, was er bisher hatte. Dass es eine Beziehung war, wurde zwar von keinem der beiden je laut ausgesprochen, aber irgendwie war es ja doch eine. Aber empfand er Liebe für sie?

„Keine Ahnung.“ Iji fuhr sich etwas irritiert durchs Haar. „Ich war noch nie verliebt.“

„Was!?“ Sou schien aus allen Wolken zu fallen. „Nicht dein Ernst! Nicht mal in diese heiße Braut, mit der du gehst!?“

Iji konnte den Aufruhr nicht verstehen und zuckte lediglich mit den Schultern.

„Ist doch nichts dabei.“

Sou sah ihn immer noch verdutzt an und auch Tsutomu schien das nicht erwartet zu haben. Iji sah es in seinem Blick.

„Und warum bist du dann mit ihr zusammen?“

Die Frage seines Zwillingsbruders drang langsam in sein Bewusstsein und manifestierte sich zu einem erdrückenden Gefühl, das Iji weit von sich weg schob.

„Warum nicht? Wer bestimmt, dass man jemanden lieben muss, um mit ihm zusammen zu sein?“ Bevor ihm einer von seinen Freunden antworten konnte, fuhr er fort. „Ich mag sie ja. Wir haben Spaß zusammen. Das reicht doch aus.“ Oder?

Das unausgesprochene Wort hing schwer in der Luft, wie ein unsichtbares Omen.

Die Schulglocke beendete abrupte ihre Unterhaltung. Erleichtert, dass dieses Thema beendet war, setzte sich Iji auf seinen Platz. Bevor der Lehrer mit dem Unterricht begann, schoss ihm eine letzte Frage durch den Kopf:

Wer behauptete eigentlich, dass es Liebe überhaupt gab?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2018-01-23T21:09:19+00:00 23.01.2018 22:09
Dir hat es Spaß gemacht, das kapi zu schreiben, mit zu lesen :D. Bin ja mal gespannt, wie es weiter geht. Auch wenn ich eine starke Vermutung habe, in welche Richtung es geht. Aber ich lasse mich überraschen ;p

Freue mich auch das nächste mein liebes Vielleicht :*


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