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My Love Is Your Love

- Blind Date -
von

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Von komplizierten Rätseln des Universums: Frauen

Ryoske grübelte vor sich hin, während er die Paprika in kleine Würfel schnitt und sie in die Schüssel zu dem bereits geschnittenen Gemüse warf. Heute traf sich Iji bereits das zweite Mal mit Hitomi. Ryoske fragte sich, wie das Treffen wohl verlaufen war. Ob sich die beiden gut verstanden? Ob sein Bruder seine Rolle überzeugend spielte? Oder hatte Hitomi ihn längst durchschaut? Aber wenn dem so wäre, wäre Iji schon längst zurück. Irgendwie war er ganz angespannt. Er machte sich eindeutig zu viele Gedanken, das wusste er. Iji würde das sicher hinkriegen. Er war nicht auf den Mund gefallen und generell sehr beliebt bei den Mädchen. Aber vielleicht war genau das das Problem...

„Au... verdammt...“

Ryoskes Aufmerksamkeit schwand bei der ganzen Grübelei dahin und er schnitt sich mit dem Messer in den Zeigefinger. Zum Glück nicht allzu tief, aber tief genug, dass es blutete. Geschah ihm ganz recht, dachte er verärgert bei sich. Er sollte nicht so über seinen eigenen Bruder denken. Iji wollte ihm nur helfen. Er tat es nur für ihn. Und doch schlich sich bei ihm dieser eine Gedanke ein. Nur kurz, aber er war da. Ryoske befürchtete für einen Augenblick, dass Hitomi sich vielleicht in seinen Bruder verlieben könnte. Immerhin war Iji viel umgänglicher als er selbst. Aber das war nur dumme Spinnerei. Er verfluchte seine jäh aufflammende Eifersucht.

„Oh Schatz, manchmal bist du echt ein kleiner Tollpatsch“, sagte seine Mutter mitfühlend, die mit ihm zusammen das Abendessen zubereitete, und drückte ihm ein Handtuch auf die blutende Stelle.

„Sag mal, wo treibt sich eigentlich dein Bruder wieder rum?“, fragte sie skeptisch, nachdem sie einen Blick auf die Uhr geworfen hatte.

Ruriko Kagawa war eine temperamentvolle Frau und eine alleinerziehende Mutter. Seit Vater sich vor 5 Jahren von ihr hatte scheiden lassen, musste sie das Leben mit den beiden Jungs alleine meistern. Man konnte nicht sagen, dass es einfach war, besonders als Iji seine rebellische Phase hatte, aber sie hatte sich nie beklagt. Am Ende des Tages hatte sie stets ein Lächeln für die beiden übrig. Ryoske bewunderte sie dafür, dass sie nie aufgegeben hatte.

Als seine Eltern sich scheiden ließen, sollten auch die Zwillinge getrennt werden. Vater wollte, dass Iji bei ihm wohnte. Ryoske nahm es ihm nicht übel, dass er sich für seinen Bruder entschieden hatte und nicht für ihn. Iji hatte schon immer einen besseres Draht zu ihrem Vater. Doch seltsamerweise hatte er sich geweigert mitzukommen und ist bei Ryoske und ihrer Mutter geblieben.

„Wahrscheinlich bei seiner Freundin“, antwortete Ryoske. Etwas besseres fiel ihm auf Anhieb nicht ein. Unter anderen Umstände hätte es sogar der Wahrheit entsprechen können.

„Was?! Iji hat eine Freundin?!“ Ihr Ausruf ließ ihn zusammenfahren. Sie stemmte eine Hand gegen die Hüfte und wedelte mit dem Kochlöffel in der anderen herum. „Warum hat er sie mir noch nicht vorgestellt?“

Da hatte sich Ryoske wohl verplappert. Anscheinend wusste ihre Mutter nichts von Maki. Iji hatte sie nie hierher gebracht, aber irgendwie ging Ryoske davon aus, dass er ihr wenigstens von seiner Freundin erzählt hätte.

Bevor Ryoske sich den Kopf über eine Erklärung zerbrechen konnte, hörte man bereits, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Wenn man vom Teufel sprach! Genau rechtzeitig, um einem unangenehmen Gespräch aus dem Weg zu gehen. Das musste jetzt Iji ausbaden.

„Frag ihn am besten selbst“, redete sich Ryoske mit einem kleinen Grinsen raus.

Ruriko schien mit dieser Antwort nicht sehr zufrieden zu sein, nahm es aber wohl oder übel mit einem Nicken zur Kenntnis.

„Du würdest mir doch von deiner Freundin erzählen, Ryoske, wenn du eine hättest?“

Sie sah ihn mit großen Rehaugen an, die keine Widerrede erlaubten. Man konnte nur nicken und ihr beipflichten.

„Ehm... klar. Wenn ich eine hätte...“

Wenn sie wüsste...

„Ich such mir mal ein Pflaster“, teilte er ihr noch schnell mit und verließ eilig die Küche.

Im Flur traf Ryoske auf Iji, der gerade dabei war seine Schuhe auszuziehen und in die Hausschuhe zu schlüpfen.

„Hast du dir den Finger abgehackt?“, fragte Iji und wies mit dem Kopf auf das blutige Handtuch, das Ryoske um seine Hand geschlungen hielt.

„So in der Art“, gab er zurück und meinte dann im flüsternden Ton: „Bring mich nicht um, ok? Ich hab' Mama verraten, dass du eine Freundin hast. Sorry. Ich dachte, sie wüsste es...“

Iji runzelte überrascht die Stirn. Er war nicht zufrieden damit, aber das ließ sich nicht mehr ändern. Er seufzte resigniert.

„Schon gut. Sie hätte es früher oder später eh erfahren. - Wie schlimm ist es mit deiner Hand? Müssen wir den Notarzt rufen?“, zog er seinen Bruder auf und grinste.

Ryoske lachte etwas. „Nein, halb so schlimm.“

Iji fummelte in seiner Hosentasche und zog den Handyanhänger heraus.

„Hier, ein kleines Geschenk von Hitomi.“

Ryoske streckte seine heile Hand aus und nahm den Anhänger entgegen. Sein Herz schlug einen Tick schneller.

„Danke. Der sieht ja aus wie Shibu!“ Ryoske musste lächeln, während er sich den Anhänger näher ansah. Er merkte gar nicht, wie sein Bruder ihn aufmerksam beobachtete.

„Ja, das hat sie auch gesagt“, meinte Iji und trat an ihm vorbei in die Küche.

 

Ruriko stand gerade am Küchentresen und schnitt den Lachs in lange Streifen. Der Reis kochte blubbernd auf dem Herd. Es roch bereits herrlich nach Essen und Ijis Bauch knurrte zustimmend. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie hungrig er war.

„Hallo, Mama.“

Er legte einen Arm um ihre schmalen Schultern und wollte sich ein rohes Stückchen Fisch stibitzen, doch er bekam sofort einen Klaps auf die Hand.

„Hey!“, protestierte Iji und schob schmollend seine Unterlippe hervor.

„Es wird nicht genascht. Warte bis alles fertig ist.“

„Ich hab' aber Hunger“, quengelte er und startete einen erneuten Versuch. Diesmal mit Erfolg. Er wich ihrem nächsten Schlag geschickt aus und steckte sich das Stückchen Lachs lachend in den Mund.

„Wie war es bei deiner Freundin?“, fragte sie ihn unvermittelt, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Gut, dass Ryoske ihn gewarnt hatte, sonst hätte er sich an dem leckeren Fisch verschluckt.

„Gut“, antwortete er knapp und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Wann ist denn das Essen fertig? Ich verhungere.“ Er versuchte das Thema zu wechseln, obwohl er genau wusste, wie sinnlos es war.

„Wenn es eben fertig ist“, erwiderte seine Mutter mürrisch, ohne auf seine Frage groß einzugehen, und stellte den geschnittenen Lachs auf den Tisch. Ihr wissender Blick durchbohrte ihn und Iji rutschte unbehaglich hin und her. „Wann wolltest du mir von ihr erzählen, hm? Wer ist sie? Wie heißt sie? Wo kommt sie her? Und warum musste ich es von deinem Bruder erfahren?“

Sie fuchtelte wild mit ihren Händen herum, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Ruriko Kagawa wollte immer alles über das Leben ihrer Söhne wissen. Wo sie waren, mit wem sie waren und was sie taten. Sie wollte an dem Leben ihrer Kinder teilhaben. Natürlich war ihr bewusst, dass die beiden manchmal genervt von ihren ständigen Fragen waren, aber das war ihr egal. Sie interessierte sich aufrichtig für ihre Kinder und das mussten sie hinnehmen.

Iji unterdrückte einen Seufzer. Die Befragung hatte also begonnen. Es gab kein Entkommen. Danke Ryoske...

„Sie heißt Maki Yamaguchi und... sie ist ganz nett. Und du weißt es von Ryoske, weil er ein kleiner Tollpatsch ist und sich verplappert hat.“

Ruriko musste unweigerlich grinsen. „Ja, dein Bruder ist wirklich einer... Vorhin erst hab ich dasselbe zu ihm gesagt. Aber nun zurück zu dir, mein Lieber. Sie ist also ganz nett, ja? Wo hast du sie kennengelernt?“

„Wo man eben Mädchen kennenlernt...“

Dafür bekam er einen kleinen Schlag mit dem Kochlöffel gegen die Stirn.

„Au! Du musst doch nicht gleich so gewalttätig werden“, meckerte Iji. „Ich erzähl's ja schon.“ Er musste kurz nachdenken, wo er Maki kennengelernt hatte. „Ich kenn' sie aus 'ner Disco.“

Ruriko hatte sich mittlerweile zu Iji an den Tisch gesetzt und ihren Ellbogen auf der Tischplatte abgestützt.

„Du hast eindeutig zu viel Zeit, um dich herumzutreiben. Es würde nicht schaden, wenn du deine Nase mehr in Bücher steckst.“

„Soll das eine Standpauke werden oder willst du mehr über meine Freundin erfahren? Ich kann auch gerne aufhören.“

„Schon gut, schon gut!“ Ruriko warf ihre Hände in die Luft. „Erzähl weiter. Was macht sie denn so? Ist sie hübsch? Wie lange kennt ihr euch schon? Wann bringst du sie denn mit?“

Iji schimpfte sich innerlich einen Narren. Er hätte sich lieber für die Standpauke entscheiden sollen. Er wollte doch gar nicht über Maki reden. Außerdem... sie hatten nie offiziell besprochen, dass sie ein Paar wären.

„Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, ob sie meine Freundin ist“, entschied er sich zu sagen. So konnte er wenigstens die lästigen Fragen umgehen. Außerdem entsprach das auch der Wahrheit. Iji sah in das verwirrte Gesicht seiner Mutter und versuchte es ihr irgendwie verständlicher zu machen. „Wir treffen uns schon länger, aber wir haben nie darüber besprochen, ob wir so richtig zusammen sind, verstehst du? Irgendwie sind wir es ja, aber irgendwie auch nicht...“

Wenn er so darüber nachdachte, war er selbst ganz verwirrt.

„Ach herrje... Ihr solltet mal drüber reden! Aber ganz dringend! - Diese Jugend heutzutage... Ich fasse es nicht“, schimpfte sie und schüttelte missbilligend den Kopf. „Hat nichts weiter im Kopf, als Spaß haben. Spaß, Spaß, Spaß!“

Iji musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie war schon süß, wenn sie sich über etwas aufregte. Aber das konnte leicht umschlagen und sie konnte richtig wütend werden. Nein, das würde er nicht riskieren, indem er jetzt einfach grinste.

„Alle wollen nur Spaß, aber niemand ist bereit Verantwortung zu übernehmen oder eine ernste Beziehung zu führen!“

Iji betrachtete sie aufmerksam. Für einen kurzen Moment konnte er ihre Aussage nicht direkt einordnen. Ob sie wirklich ihn und die Jugend damit meinte oder es doch eher auf ihre eigene Situation bezog? Vater hatte sie schließlich auch verlassen. Iji wusste zwar immer noch nicht wieso, aber das wäre doch ein möglicher Grund. Wie dem auch sei... Er konnte ihr nicht widersprechen. Bis jetzt hatte er keine ernsthafte Beziehung geführt. Sein Bruder zwar auch nicht, aber das war eine andere Geschichte. Iji hatte bereits einige Frauen kennengelernt, mit denen er Spaß hatte, aber zu keiner fühlte er sich je stark genug hingezogen, dass mehr hätte daraus werden können.

Iji streckte seinen Arm über den Tisch aus und legte seine Hand auf die seiner Mutter. Es war eine zierliche, kleine Hand, die so zerbrechlich schien. Immer spielte sie die Starke, aber er wusste, dass es in ihrem Inneren nicht immer so aussah, wie sie nach außen hin zeigte. Nachdem Vater ausgezogen war, war es besonders hart für sie. Aber es war auch schon vorher nicht rosig. Iji erinnerte sich an eine Nacht, in der er nicht schlafen konnte. Also ging er in die Küche, um sich etwas zu essen zu holen. Da hörte er, wie sie leise in ihrem Zimmer weinte. Vater war an dem Abend nicht nach Hause gekommen, seine Schuhe standen nicht im Flur. Iji hatte davon niemandem erzählt. Nicht einmal seinem Zwillingsbruder. Von da an hatte sich etwas in ihm verändert. Ein grundlegendes Gefühl. Er wollte ihr die Traurigkeit nehmen und das riesige Loch in ihrem Herzen, das Vater hinlassen hatte, heilen. Vielleicht war das einer der Gründe, weshalb er bei ihr geblieben ist und nicht mit seinem Vater fortging. Sie wäre sicher noch trauriger gewesen, wenn er sie auch noch verlassen hätte.

„Ich werde mit ihr reden, ok?“, sagte Iji schließlich, damit sie sich keine Sorgen machte.

Ruriko war überrascht von der Geste und nickte zufrieden.

„Aber jetzt solltest du vielleicht mal nach dem Reis sehen, ich glaube, der brennt an!“

Ruriko sprang erschrocken auf und lief zum Herd. Tatsächlich war das Wasser bereits verdampft und der Reis klebte am Boden des Topfes. Sie stellte ihn auf die kühle Herdplatte daneben und seufzte.

Dann spürte Iji erneut einen leichten Klaps gegen seinen Hinterkopf.

„Hey! Wofür war das denn?“ Er rieb sich die Stelle und schmollte.

„Dafür, dass du mir nicht rechtzeitig Bescheid gesagt hast.“

„Bist doch selber Schuld...“ , grummelte er leise vor sich hin.

„Was?!“

„Nichts, Mama!“

 

Das Essen schmeckte köstlich. In diesem Moment brauchte man nichts weiter für sein Glück als das lecker zubereitete Abendessen und nettes Geplauder mit der Familie. Auch wenn Vater nicht mehr dabei war, fühlte es sich trotzdem immer noch wie eine richtige Familie an.

Nachdem sie gegessen hatten, griff Iji in seine Hosentasche und holte sein Handy hervor. Er hatte es auf stumm geschaltet, bevor er sich mit Hitomi getroffen hatte. Kein Wunder, dass es jetzt wie wild blinkte und ihm mehrere Nachrichten und 3 verpasste Anrufe von Maki anzeigte. Iji konnte sich vorstellen, wie sauer sie auf ihn sein musste. Bei dem Gedanken daran, verging ihm jegliche Lust sich bei ihr zu melden.

„Iji, was hab ich über Handys am Tisch gesagt?“, maßregelte Ruriko ihren Sohn. Obwohl die Zwillinge schon erwachsen waren, behandelte sie sie manchmal immer noch wie kleine Kinder.

„Solange wir gemeinsam am Tisch sitzen...“, fingen Iji und sein Bruder wie aus einem Mund an und hielten kurz inne. Sie wechselten einen Blick und mussten grinsen. Auch Ruriko schien amüsiert.

„Ihr seid schon zwei. Manchmal könnt ihr einem Angst machen!“, meinte sie halb ernst und schüttelte sich, „Iji, du machst den Abwasch. Sieh mich nicht so an. Es ist keine Strafe, weil du am Handy bist. Ryoske und ich haben schließlich gekocht.“

Sie ignorierte Ijis Seufzen, erhob sich und stellte ihren Teller in das Spülbecken.

„Und es wird nicht erst morgen abgewaschen“, fügte sie hinzu und warf Iji einen warnenden Blick zu, bevor sie die Küche verließ.

Iji seufzte schwer über seine Bürde. Doch dann warf er Ryoske einen merkwürdigen Blick zu. Als hätte er einen teuflischen Plan.

„Kannst du nicht für mich abwaschen? Schließlich schuldest du mir was. Dafür, dass ich mich als dich ausgebe.“

Ryoske hatte sich schon gedacht, dass er ausgebeutet werden würde. Aber das hatte er in Kauf genommen. Er warf einen kurzen Blick zur Tür und sah dann wieder zu seinem Bruder.

„Nicht so laut“, flüsterte er, „wenn Mama das herausfindet, bekommen wir beide was zu hören.“

Da hatte er nicht ganz unrecht.

„Sorry. - Also? Wäschst du für mich ab?“

Jetzt war es an Ryoske zu seufzen. Widerwillig stand er auf und räumte das Geschirr vom Tisch. Triumphierend lehnte sich Iji zurück.

„Danke Bruderherz!“

Eigentlich hatte Iji es nicht ganz ernst gemeint, als er sagte, er solle für ihn abwaschen. Umso besser, dass es funktionierte.

Während Ryoske sich an den Abwasch ranmachte, überlegte Iji, ob er Maki lieber schreiben oder sie anrufen sollte. Zu schreiben wäre sicher einfacher und er würde einem unangenehmen Gespräch aus dem Weg gehen. Genau das würde er tun.

Gerade fing Iji an, eine Nachricht zu tippen, als sein Handy klingelte und er stirnrunzelnd Makis Namen auf dem Display las. Verdammt.

„Hi, Süße“, meldete sich Iji, als ob nichts wäre. Doch diese Herangehensweise schlug sie sofort in den Wind.

„Komm mir nicht mit Süße! Wo warst du? Ich hab tausendmal versucht dich zu erreichen!!“, schrie sie fast in den Hörer, sodass Iji sich das Handy kurz vom Ohr weghalten musste.

„Ich war unterwegs. Sorry.“

„Aha. Unterwegs.“ Er hasste es, wenn sie in diesem Ton die Worte wiederholte, die er sagte. „Mit wem?“

Iji zögerte. „Mit einem Freund.“

Maki schien das Zögern zu bemerken. Frauen merkten so was. Jedes Zögern, jede Pause, jedes Wort legten sie auf die goldene Waage. Manchmal gaben sie Worten mehr Gewicht, als sie letztendlich hatten, aber oft lagen sie mit ihrer Vermutung richtig. Es war eine Art Kunst, die nur das weibliche Geschlecht beherrschte.

„Mit einem Freund... klar. Und du hattest nicht einmal kurz Zeit ranzugehen? Oder mir zu schreiben?“

„Tut mir echt leid. Ich hatte das Handy auf stumm geschaltet.“

„Auf stumm also.“ Sie tat es schon wieder, wiederholte jedes seiner Worte. Iji spürte, wie sie mit jedem Satz seine Nerven strapazierte. „Warum das denn? Wolltest du etwa nicht gestört werden bei deinem Date?“

Iji hob eine Augenbraue. Frauen ahnten sofort, wenn etwas faul war. Wie, war ihm ein Rätsel. Vielleicht hatten sie so etwas wie einen Radar dafür?

„Was für'n Date?“, meinte er nun etwas ungehalten. Es wäre besser, sich dumm zu stellen. Obwohl er ja nichts Falsches getan hatte. Er hatte schließlich nicht wirklich ein Date gehabt. Aber wenn Maki erfuhr, dass er sich mit einer anderen Frau traf, würde sie daraus genau das schlussfolgern. „Ich war mit einem Freund unterwegs, klar?! Wenn du mir nicht vertraust, ist das dein scheiß Problem.“

Es folgte eine langgezogene Pause.

„Arschloch!“, zischte sie schließlich und legte auf.

Iji seufzte zum unzähligen Mal an diesem Tag. Diese Frauen... Sie schafften ihn.

„War das Maki?“, erkundigte sich Ryoske, auch wenn es schwer zu überhören war.

Iji nickte müde.

„Sie ist sauer, hm...“, sagte Ryoske. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Iji fuhr sich nachdenklich durchs Haar.

„So ziemlich.“

Es folgte Stille. Nur das Rauschen des Wassers aus dem Wasserhahn erfüllte den Raum. Ryoske musste gestehen, dass er gar nicht bedacht hatte, dass seine Bitte Ijis Beziehung beeinflussen konnte. Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er so egoistisch gehandelt und Iji um Hilfe gebeten hatte.

„Iji, hör mal, wenn du deswegen Stress mit Maki hast, dann... vielleicht lassen wir es.“

Iji hob überrascht seinen Blick und musterte seinen Bruder aufmerksam. Ryoske hatte den Blick gesenkt und sah ein wenig mitgenommen aus, als würde er mit sich selbst ringen. Ob er es ernst meinte?

„Und was willst du stattdessen tun? Dich mit Hitomi treffen und ihr alles erklären?“

Sein Zwillingsbruder gab ihm keine Antwort, sondern zuckte lediglich mit den Schultern. In diesem Augenblick sah er so hilflos und verloren aus, dass man unweigerlich Mitleid empfinden musste.

„Nun mach dir keine Sorgen. Ich helfe dir, wie versprochen. Das mit Maki kriege ich hin.“

Ryoske sah ihn unsicher an. Er wusste, dass es nicht richtig war, die Hilfe seines Bruder anzunehmen, aber er war mehr als erleichtert, dass Iji ihm weiterhin helfen wollte. Er wusste sonst wirklich nicht, was er machen sollte. Aber auf seinen Bruder war stets Verlass. Er nahm sogar den Streit mit Maki in Kauf.

„Dafür wäschst du aber bis zu meinem Lebensende für mich ab!“, fügte Iji lachend hinzu und schnappte sich das letzte Stückchen Lachs.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wui ~

Wieder mal so spät geworden >_< aber pünktlich am Montag!
Der Titel hat mir bisschen zu schaffen gemacht >_> Hab hin und her überlegt... Ja, ja Frauen... komplizierte Wesen wir sind :D
Wir durchschauen alles muhahaha
Treiben Männer in den Wahnsinn :D
Herrlich XD

Bin ein Ruriko-Fan :D Sie hält die Jungs auf Trab! Go Ruriko *w*

Liebe Grüße, danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal! Komplett anzeigen

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