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My Love Is Your Love

- Blind Date -
von

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Einmal im Leben

Einmal im Leben sollte man sich trauen.

Seinen ganzen Mut zusammennehmen,

über seinen Schatten springen,

sein Herz verschenken.

Ohne zu zögern.

 

Seit Hitomi Ijis Bruder kennengelernt hatte, versuchte sie ihn miteinzubeziehen. Sie wusste nicht wieso, aber sie wollte ihn besser kennenlernen. Vielleicht lag es daran, dass er Ijis Bruder war, sein Zwillingsbruder. Vielleicht aber war sie einfach nur neugierig, weil sie nie zuvor Zwillinge getroffen hatte. Welcher Grund es auch sein mochte, sie fragte Iji des Öfteren, ob er ihn nicht mitnehmen wollte, wenn sie etwas unternahmen. Aber egal, wie sehr sie sich bemühte, sein Bruder schien kein Interesse daran zu haben, sich mit ihnen zu treffen. Wollte er nicht das fünfte Rad am Wagen sein? Oder lag es schlicht daran, dass er Hitomi nicht mochte? Bei ihrer ersten und einzigen Begegnung hatte er so seltsam reagiert und war beinahe vor ihr geflüchtet. Und dann gab es da noch einige Sachen, die sie stutzig machten...

Mittlerweile wurde Hitomi an dem Fashion College aufgenommen. Im Herbst fing das erste Semester an und sie war schon ziemlich aufgeregt. Sie hatte den ganzen Sommer Zeit, um die Abendschule zu besuchen und sich vorzubereiten. Beim Lesen und Schreiben hatte sie das Niveau eines Grundschülers, aber um sich in der Abendschule nicht gänzlich zu blamieren, hatte sie bereits zu Hause mit dem Lernen begonnen. Da Iji Sommerferien hatte, half er ihr ab und zu dabei. Er war ein guter Lehrer, geduldig, aber streng. Doch in letzter Zeit, wenn sie sich bei ihr zu Hause zum Lernen trafen, alberten sie nur herum.

Hitomi war sich mittlerweile ihrer Gefühle sicher. Sie hatte sich verliebt. Denn was sonst, würde sie nachts wachhalten, als die Vorfreude ihn am nächsten Tag wiederzusehen? Warum sonst sollte ihr Herz wie wild klopfen, jedes Mal, wenn er sie ansah oder anlächelte?

Das Problem bestand darin, es ihm zu sagen. Hitomi konnte nie von sich behaupten, schüchtern zu sein. Sie war extrovertiert und konnte offen auf Menschen zugehen. Aber jemandem seine Gefühle zu gestehen, war ein ganz anderes Kaliber. Wie und wann sagte man es am besten, dass man für jemanden etwas empfand? Hitomi hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Fest stand nur, dass es ihr auf der Seele brannte und endlich gesagt werden musste.

 

Als sie das nächste Mal zum Lernen verabredet waren, hatte Hitomi aus einer Zeitschrift vorgelesen.

„Lass uns ans Meer fahren!“, sagte sie unvermittelt.

Iji, der neben ihr saß und den Text, den sie las, mitverfolgte, sah sie fragend von der Seite an.

„Das steht hier so nicht drin.“

Hitomi schüttelte lachend den Kopf und sah ihn mit strahlenden Augen an, in denen sich ihre Begeisterung widerspiegelte.

„Nein! Ich meine, lass uns wirklich ans Meer fahren.“

Iji zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Mit ihr gemeinsam? Zu zweit? Sein Herz klopfte schneller bei dem Gedanken daran.

„Hm, ja, warum nicht.“

Sommerferien waren fast vorüber und sie waren noch kein einziges Mal am Meer. Wenn die Schule wieder anfing und Hitomi aufs College und zur Abendschule ging, würden sie sich automatisch viel weniger sehen. Es war praktisch ihre letzte Chance, einen größeren Ausflug zu unternehmen.

„Prima! Dann kannst du ja auch deinen Bruder fragen. Vielleicht hat er ja diesmal Lust mitzukommen.“

Ijis Freunde löste sich mit einem Mal in Rauch auf. Ryoske... natürlich. Wie konnte er ihn vergessen?

„Kann ich machen.“

Er würde ihn fragen, aber die Wahrscheinlichkeit war gering, dass sein Bruder mitkommen würde. Vielleicht könnte er doch noch mit Hitomi alleine verreisen. Bei dem Gedanken fühlte er sich wie ein Verräter, aber...

Sein Blick wanderte verstohlen zu ihr, als sie wieder anfing zu lesen. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt, da es ziemlich heiß war, und man hatte eine hübsche Sicht auf ihren Hals und ihren Nacken. Ihr luftiges Sommerkleid mit den dünnen Trägern gab ihre Schultern und einen Teil ihres Rückens frei. Iji musste sich beherrschen, um nicht seine Hand nach ihr auszustrecken und ihre makellose Haut zu berühren. Doch das würde er niemals tun. Er konnte diese Grenze nicht überschreiten. Er konnte es Ryoske nicht antun.

Seit wann wurde alles so kompliziert? Iji hatte das Gefühl, sich in einem Netz aus Gefühlen, Lügen und Moral verheddert zu haben, aus dem es kein Entrinnen ohne Verletzte gab.

 

~*~

 

Seit Ryoske Hitomi das erste Mal nach ihrer Augenoperation getroffen hatte, hatte sich in ihm der Wunsch manifestiert, ihr so schnell wie möglich die Wahrheit zu sagen. Er wusste, dass es nicht richtig war, sie erneut anzulügen und ihr vorzumachen, er hieße Kato. Aber er war auf ihre Begegnung nicht vorbereitet und die Lüge war ihm einfach über die Lippen gekommen, bevor er sich richtig Gedanken über die Konsequenzen machen konnte. Natürlich war das eine klägliche Ausrede. Er musste ihr die Wahrheit sagen und zwar möglichst bald. Aber wenn er daran dachte, ihr gegenüberzutreten, ihr alles zu gestehen und auf ihr Verständnis zu hoffen, wurde ihm richtig schlecht.

Ryoske seufzte resigniert, als er mit der Lösung seines selbstproduzierten Problems nicht vorankam. Er führte Shibu gerade Gassi, als er eine Stimme rufen hörte. Da er sich nicht angesprochen fühlte, ging er weiter. Vielleicht sollte er aufgeben. Vielleicht war er dazu verdammt, einsam zu sterben. Ryoske lächelte bitter. Seit wann war er so eine Dramaqueen? Er hatte es verbockt und er sollte es wieder in Ordnung bringen, das war er Hitomi schuldig. Selbst wenn sie ihn dafür hassen sollte.

Ryoske sah sich links und recht um, bevor er die Straße überqueren wollte, als in seinem Blickwinkel jemand auftauchte, der ihn direkt ansprach.

„Kagawa-kun! Hast du mich gar nicht gehört?“

Ryoske sah zu dem Mädchen und seine Augen weiteten sich.

Hitomi war ein wenig aus der Puste, weil sie ihm anscheinend hinterhergerannt war.

„Oh... eh... sorry“, stammelte Ryoske und wandte seinen Blick von ihr ab. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust. Hitomi schien ihn von der Seite zu beobachten und das machte ihn nur noch nervöser. Er umklammerte die Hundeleine fester.

Der Hund an seiner Seite hatte Hitomi auch endlich bemerkt, kam zu ihr rüber und bellte fröhlich. Er stellte sich auf die Hinterpfoten, während seine Vorderpfoten leicht gegen Hitomis Beine stießen, als wollte er sie begrüßen.

Sie lachte und hockte sich zu ihm hin, um ihn zu streicheln.

„Na, mein Freund. Freust du dich etwa, mich zu sehen?“

Die Art, wie sie das sagte, ließ Ryoske aufhorchen. Sie sagte das so, als wäre sie Shibu schon einmal begegnet. Abgesehen davon, dass es tatsächlich so war, konnte sie es eigentlich gar nicht wissen. Doch ihr nächster Satz zerstreute seine Befürchtung.

„Du führst auch Hunde aus?“

„J-ja.“

„Das finde ich cool“, sagte sie bewundernswert und erhob sich wieder. Ganz unvermittelt erzählte sie ihm davon, dass Iji und sie vorhatten, übers Wochenende nach Okinawa zu verreisen. Ryoskes Brust fühlte sich bleischwer an, während er ihr zuhörte.

„Hast du nicht Lust mitzukommen?“, endete sie und sah ihn erwartungsvoll an.

Ryoske stand sprachlos da. Er war eindeutig überfordert.

„I-ich weiß nicht.“

Hitomi lächelte leicht.

„Mit dieser Antwort habe ich gerechnet. Aber überlege es dir. Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst.“

Sie verabschiedete sich von ihm und lief in die entgegengesetzte Richtung, während Ryoske ihr stumm nachsah und Shibu an seiner Seite bellte.

 

~*~

 

Es gab Momente im Leben, in denen man sich im Nachhinein fragte, wie es dazu kommen konnte. Für einen selbst passierte es ganz plötzlich, doch im Hintergrund braute sich schon längst irgendetwas Unheilvolles zusammen, von dem man selbst keine Ahnung hatte. Und dann war man mittendrin im Geschehen und konnte nichts dagegen tun. Dies war so ein Moment.

Iji hatte Kopfhörer auf und blickte gedankenverloren aus dem Fenster des Fliegers. Sie befanden sich weit über den Wolken, die wie flauschige Kissen aussahen.

Der Flug nach Okinawa dauerte zweieinhalb Stunden, doch es kam Iji wie eine Ewigkeit vor.

Er wurde von der Seite angetippt und sah zu Hitomi. Iji streifte sich seine Kopfhörer ab.

„Möchtest du was trinken?“

Ijis Blick glitt automatisch an Hitomi vorbei zu seinem Bruder, der außen saß und sein Getränk bereits entgegen nahm.

Als Iji ihm von dem Ausflug erzählt hatte, war er sich ziemlich sicher, dass Ryoske nicht mitkommen würde. Doch dieser hatte zu seiner Überraschung sofort zugestimmt. Warum er sich auf einmal entgegen seines sonstigen Verhaltens benahm, konnte Iji sich nicht erklären. Iji wusste nur, dass dieser plötzliche Sinneswandel ihn nervös machte. Er hatte ein ganz mulmiges Gefühl.

„Nein, danke“, erwiderte er, setzte sich die Kopfhörer wieder auf und richtete seinen Blick auf die weiße Himmelsdecke.

 

Im Hotel angekommen checkten sie erst einmal ein. Ihre Zimmer befanden sich direkt nebeneinander. Iji und Ryoske teilten sich eines.

Nachdem sie sich umgezogen hatten, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Strand. Hitomis Begeisterung war in der Regel ansteckend, doch heute war Iji unempfänglich dafür. Er musste sich wegen Ryoske zurückhalten. Wie würde es sonst ankommen, wenn er ausgelassen mit Hitomi scherzte und sie neckte? Sein Bruder würde diese Vertrautheit zwischen ihnen sofort bemerken und dann war er keinen großen Schritt mehr davon entfernt, Ijis Gefühle zu durchschauen.

Iji zog sich sein Shirt und seine Hose aus, warf die Sachen unachtsam zu Boden und ging ins Wasser, ohne auf die anderen zu warten. Er brauchte eine Abkühlung, um seinen Kopf frei zu kriegen.

Hitomi und Ryoske sahen ihm verdutzt hinterher, da er ohne etwas zu sagen, einfach schwimmen ging. Hitomi entledigte sich ebenfalls ihres Kleides und richtete ihren Blick auf Ryoske.

„Wollen wir auch ins Wasser?“

Ryoske spürte, wie ihm ganz heiß wurde und das kam garantiert nicht von der Sonne. Er versuchte es zu vermeiden, kam aber nicht umhin, seinen Blick mindestens einmal über ihren halbnackten Körper gleiten zu lassen. Schnell wandte er seinen Blick ab und stammelte, dass sie schon mal vorgehen konnte. Als sie sich abwandte, blickte er ihr verstohlen hinterher und schalt sich innerlich einen Idioten.

 

Hitomi hielt nach dem Blondschopf Ausschau, bevor sie in seine Richtung schwamm.

„Hey, du warst aber schnell weg“, meinte sie lächelnd zu Iji, als sie ihn erreichte.

Ijis Blick wanderte zum Strand. Er entdeckte Ryoske erst einmal nicht, da dieser sich anscheinend hingelegt hatte. Dann sah er wieder zu Hitomi.

„Es ist heiß. Ich wollte schnell ins Wasser.“

Hitomi hatte ihre Haare hochgesteckt, doch einige ihrer Strähnen waren trotzdem nass geworden und hatten sich noch mehr zu kleinen Locken verdreht. Dadurch sah sie noch süßer aus als sonst.

In der Nähe von ihnen war ein Pärchen, das im Wasser herumalberte. Das Mädchen stellte sich auf die gefalteten Hände des Jungen und wurde von ihm hochgeworfen. Mit einem lauten Platschen landete sie im Wasser, sodass die Wasserspritzer bis zu Hitomi und Iji flogen.

„Willst du auch?“, fragte er sie, da er ihren neugierigen Blick bemerkte.

„Was? - Ach so. Ich weiß nicht.“ Hitomi sah noch einmal zu dem Pärchen, das den Vorgang lachend wiederholte.

„Bist du etwa ein kleiner Angsthase, Hito?“, neckte er sie.

Iji kam zu ihr angeschwommen und umrundete sie. Hitomi sah grinsend zu ihm.

„Du weißt, solche Behauptungen lasse ich nicht auf mir sitzen.“

Iji grinste zurück.

„Hab ich auch nicht erwartet.“ Er machte vor ihr Halt und verschränkte seine Finger unter Wasser. „Halte sich an meinen Schultern fest und stell deinen Fuß da rein.“

Hitomi tat wie ihr geheißen. Sie war ganz schön aufgeregt.

„Bereit?“, fragte Iji und als sie nickte, warf er sie mit einem Schwung ins Wasser.

Seine Idee war nicht ganz eigennützig gewesen. Er wollte ihr irgendwie nah sein und das war die perfekte Gelegenheit. Ihre Finger auf seiner Haut haben sich angenehm angefühlt. Er wollte noch mehr davon.

Als sie auftauchte, schnappte sie nach Luft und rieb sich die Augen.

„Das war klasse!“, stieß sie hervor, „noch mal!“

 

Sie verbrachten den halben Tag am Strand. Erst als sie richtig hungrig wurden, sammelten sie ihre Sachen zusammen und aßen zu Mittag. Im Hotel gab es ein köstliches Buffet und eine diverse Auswahl an Meeresfrüchten. Danach beschlossen sie das Aquarium zu besuchen. Erst gegen Abend kehrten sie zurück. Der Tag war so ereignisreich gewesen, dass man gleich hätte ins Bett fallen können. Aber Iji war gar nicht müde. Während Ryoske sich ins Bett gelegt hatte, saß Iji auf dem Balkon und hörte Musik. Es war eine warme Sommernacht.

Ihr Balkon lag genau Richtung Ausgang, sodass man überblicken konnte, wer kam und wer ging. In seinem Blickfeld tauchte jemand auf, der das Hotel verließ. Erst beim näheren Hinschauen erkannte Iji, dass es sich um Hitomi handelte. Was machte sie denn um diese Uhrzeit draußen?

Iji schlüpfte zurück ins Zimmer und sah kurz zu Ryoske, der zu schlafen schien. Dann schlich er sich hinaus. Nun musste er sich beeilen, um Hitomi einzuholen. Er hatte aber eine Vermutung, wohin sie ging.

Tatsächlich fand er sie am leeren Strand vor. Das Mondlicht schien hell über ihnen, aber davon abgesehen, erleuchteten mehrere Laternen den Wegpfad zum Strand.

„Hitomi“, rief er leise, um sie nicht zu erschrecken und sah, wie sie sich zu ihm umwandte. Dass sie überrascht war, konnte er gut verstehen. „Ich hab' dich vom Balkon aus gesehen“, erklärte er ihr, „du solltest nachts nicht alleine hier draußen sein.“

Hitomi strich sich eine Strähne hinters Ohr und lächelte verlegen.

„Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich wollte nur das Meer bei Nacht sehen.“

Ijis Blick glitt wie von selbst zum Meer. In der Nacht wirkte es dunkel und bedrohlich. Nur die Wellen schimmerten im Mondlicht. Es überraschte ihn nicht, dass sie das sehen wollte.

„Es ist wunderschön“, murmelte Iji.

„Ja, nicht wahr.“

Hitomi fing an, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen und streifte sie sich von den Schultern.

„W-was machst du da?“

Ohne innezuhalten zog sich Hitomi auch die Shorts aus.

„Nach was sieht's denn aus?“, fragte sie grinsend und Iji schluckte.

Hm, ja nach was wohl?, dachte er irritiert bei sich.

„Ich gehe schwimmen“, erklärte sie kurzerhand, bevor er ihr antworten konnte, und lief zum Wasser.

Iji sah ihr perplex hinterher. Sie war verrückt. Dann grinste er, zog sich auch seine Sachen aus und folgte ihr ins Wasser. Während er ihr hinterherlief, stellte er fest, wie furchtlos sie war. Nachts alleine zum Strand zu gehen und im Meer zu baden. Aber eigentlich sollte es ihn nicht wundern. Sie war ein neugieriges, furchtloses Energiebündel.

Iji war so in Gedanken vertieft, dass er erst jetzt bemerkte, dass sie nirgends zu sehen war. Er schwamm ein wenig vor und sah sich hektisch um.

„Hitomi?“, rief er, doch keine Spur von ihr. Die Wellen wiegten nur sanft von seinen Bewegungen. Panik ergriff ihn. „Hitomi?!“, rief er lauter und dann tauchte sie plötzlich in unmittelbarer Nähe auf.

„Wusste gar nicht, dass ich so lange die Luft anhalten kann“, sagte sie unbeschwert.

Iji schwamm zu ihr und packte sie an den Schulter.

„Scheiße. Hast du mir einen Schrecken eingejagt!“

Hitomi sah ihn überrascht an und legte etwas den Kopf schief.

„Sorry, wollte ich nicht.“

Iji konnte ihr nicht lange böse sein. Er schnalzte mit der Zunge und strich ihr sanft über die Schultern.

„Mach das nie wieder.“

Hitomi nickte. In diesem Augenblick wusste sie es. Jetzt war der richtige Moment gekommen. Bevor er sich zurückzog, streckte sie ihre Arme nach ihm aus und umschlang seinen Nacken. Dabei schmiegte sich ihr Körper unvermeidlich an den seinen. Sie senkte etwas den Blick, um ihm nicht direkt in die Augen sehen zu müssen, sonst würde sie im Erdboden versinken. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich das trauen würde. Ihr Herzschlag beschleunigte sich um einen Takt, als er seinerseits die Arme um sie legte und sie näher an sich drückte, wenn das überhaupt noch möglich war. Iji schmiegte seine Wange an ihre, sein heißer Atem streifte ihre Haut und löste ein Prickeln bei ihr aus. Seine feste Umarmung gab ihr das Gefühl, dass er dasselbe empfand wie sie, aber es hatte auch etwas herzzerreißendes an sich, was Hitomi nicht verstand. Als könnte er sie verlieren, wenn er sie losließ. Hitomi verdrängte den Gedanken und drehte ihren Kopf in seine Richtung. Ihre Blicke begegneten sich. Sie nutze diese Gelegenheit und legte ihre Lippen auf die seinen. Sie fühlten sich weich an und schmeckten salzig nach Meer.

 

~*~

 

Ryoske wurde mitten in der Nacht wach und konnte nicht mehr einschlafen. Gedanken drängten sich auf und ließen ihn nicht mehr los. Vor allem musste er an Hitomi denken und daran, dass er es nicht mehr aushielt, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Er fühlte sich schon den ganzen Tag elend. Natürlich hatte er auch Spaß gehabt, aber der bittere Nachgeschmack, der dabei zurückblieb, machte ihn wahnsinnig.

Ryoske schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Jetzt oder nie. Er musste endlich über seinen Schatten springen. Und das musste sofort geschehen, sonst würde er es für den Rest seines Lebens bereuen.

Mit einem Schwung kam er aus dem Bett und griff im Dunkeln nach seinen Klamotten. Das Mondlicht fiel sanft in das Zimmer hinein, als wollte es ihn dazu ermuntern, endlich diesen Schritt zu wagen.

Ryoskes Hände zitterten, während er sich anzog. Sein Herz pochte wild in seiner Brust. Ihm wurde ein wenig übel bei dem Gedanken daran, ihr gleich gegenüberzutreten, aber er durfte sich von seiner Angst nicht fesseln lassen.

Leise schlich er aus dem Zimmer und trat auf den beleuchteten Flur. Hitomis Tür lag direkt neben seinem Zimmer, das er sich mit Iji teilte. Mit wenigen zielgerichteten Schritten stand er auch schon vor ihrer Tür. Wie spät war es überhaupt? Sie schlief bestimmt schon. Es wäre unhöflich, sie mitten in der Nacht zu stören. Sie würde ihm gar nicht aufmachen. Und wenn doch? Was sollte er dann sagen? Wie sollte er anfangen?

Ryoske wischte sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich ab. Hielt dann aber wieder inne. Wenn er jetzt ging, würde er für immer ein Feigling bleiben. Er wollte das nicht mehr, er wollte nicht so sein. So war er doch überhaupt nicht! Bis zu jenem Tag... Ryoske verdrängte die jäh aufkommende Erinnerung, drehte sich wieder zu Hitomis Tür um und klopfte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2018-03-28T06:02:35+00:00 28.03.2018 08:02
Let the Drama beginn.. Damdamdadam

So so... Was ist wohl hinter der Türe? Eigentlich ja nix... Immerhin sind die anderen beiden im Wasser ;p

Na dann, hau mal weiter in die Tasten <3



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