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My Love Is Your Love

- Blind Date -
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry, dass es diesmal etwas länger gedauert hat >_<

Viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen

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Goodbye Okinawa

Als Iji an diesem Abend ins Hotelzimmer zurückkehrte, wusste er, dass der Moment gekommen war, den er so sehr gefürchtet hatte. Er hatte eine Grenze überschritten und alles komplizierter gemacht, als es schon war. Abgesehen davon, dass er die ganze Zeit Hitomi belogen hatte, hatte er jetzt seinen Bruder hintergangen.

Sein Blick wanderte zu dem Bett, in dem Ryoske seelenruhig schlief, nichts ahnend, dass Iji das Mädchen, jenes sein Bruder liebte, geküsst hatte. Er hasste sich dafür, dass er den Kuss zugelassen hatte, dass er ihn erwidert hatte. So etwas ließ sich nicht wieder geradebiegen oder schönreden. Er hatte Ryoskes Vertrauen missbraucht und seine eigenen, selbstsüchtigen Gefühle in den Vordergrund gestellt.

Auf der anderen Seite des Zimmers rührte sich etwas im gegenüberliegenden Bett und Ijis Herzschlag beschleunigte sich, als sich sein Bruder zu ihm umwandte und ihn geradewegs anstarrte. Seine offenen Augen glänzten im Mondschein.

„Du bist ja wach“, murmelte Iji.

Einen Moment lang herrschte Stille.

„Wo warst du?“, fragte Ryoske schließlich, ohne auf Ijis Worte einzugehen.

Iji wusste, es hatte keinen Sinn ihn anzulügen, aber…

„Draußen. Konnte nicht schlafen.“

„Hm“, hörte er seinen Bruder von sich geben, „warst du bei ihr?“

Iji stockte der Atem. Er ahnt es, dachte er still bei sich und presste die Lippen aufeinander.

„Hab ich’s mir gedacht.“

„Ryoske…“

„Ich wollte vorhin zu ihr“, unterbrach er ihn, „aber sie war nicht da. Ich habe zuerst gedacht, dass sie schläft, aber ich habe euch gerade vor der Tür gehört.“

Der niedergeschlagene Unterton vergrößerte Ijis Unbehagen nur noch mehr. Er wollte etwas sagen, aber ihm war die Kehle wie zugeschnürt.

„Entschuldige…“, brachte er schließlich hervor.

Sie lagen gefühlt eine Ewigkeit schweigend da, jeder hing seinen Gedanken nach, bis Ryoske sich erneut zu Wort meldete.

„Ich werde es ihr morgen sagen.“

Ijis Brust zog sich schmerzvoll zusammen, als er die Bedeutung jener Worte begriff.

„Morgen“, flüsterte Iji leise. Es erschien ihm so surreal. Morgen schon sollte Hitomi die Wahrheit erfahren. Morgen würde sie erfahren, was für ein Lügner er war.

„Ja. Ich habe zu lange gewartet. Wahrscheinlich…“, Ryoske machte eine bedeutungsvolle Pause, „wahrscheinlich ist es jetzt sogar schon zu spät.“

Iji setzte sich auf und fuhr sich ratlos durchs Haar. Die Art und Weise, wie Ryoske das sagte, ließ einen bitteren Nachgeschmack zurück.

„Ich muss dir etwas sagen“, fing Iji langsam an, doch auch diesmal kam sein Bruder ihm zuvor.

„Du empfindest etwas für sie, nicht wahr?“

Überrascht sah Iji zu seinem Bruder und schluckte. Er kannte ihn zu gut.

„Sie hat mich geküsst“, entgegnete er, ohne auf die Frage einzugehen, „und ich habe es zugelassen. Entschuldige...“

Eine bedrückende Stille legte sich über die beiden. In diesem Moment erschien die Kluft zwischen den Zwillingen größer denn je.

„Na ja, daran bin ich wohl selbst schuld“, erwiderte Ryoske mit einer beklommenen Stimme.

„Wir sind wohl beide Idioten“, fügte Iji hinzu und schnaubte. Er konnte bei seinem Bruder den Anflug eines Lächelns ausmachen, war sich aber nicht sicher.

 

~*~

 

Am nächsten Morgen beim Frühstück bemerkte Hitomi das erste Mal die bedrückende Atmosphäre. Iji wich ihren Blicken aus und sein Bruder starrte schweigend in sein Essen. Sie wusste nicht, was vorgefallen sein könnte, aber vielleicht bildete sie sich das bloß ein. Doch als sie am Strand waren, ließ sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nicht los.

„Habt ihr Lust auf Eis?“

Hitomi versuchte die Stimmung zu lockern, aber irgendwie gelang es ihr nicht recht. Sie sah die beiden abwechselnd an. Iji zuckte gleichgültig mit den Schultern und sein Zwillingsbruder lächelte sie unsicher an.

„Ja, warum nicht“, sagte er und Hitomi lächelte zufrieden.

Während Hitomi und Ryoske sich erhoben, blieb Iji auf der Decke sitzen.

„Sollen wir dir eins mitbringen?“, fragte Hitomi nach.

„Nein, danke“, erwiderte er. Iji hatte irgendeinen Punkt in der Ferne fixiert und schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein.

Hitomi verspürte einen kleinen Stich im Herzen. Warum war er heute so abweisend zu ihr? Sie dachte an gestern Abend. Hatte sie vielleicht etwas falsch gemacht? Wenn ja, dann wüsste sie nicht was. Sie würde es vielleicht noch verstehen, wenn er ihren Kuss nicht erwidert hätte und ihre Gegenwart als unangenehm empfand. Aber so, wie er sie gestern geküsst hatte, ergab das einfach keinen Sinn.

Hitomi und Ryoske gingen zusammen zum Eisstand und stellten sich in die Schlange.

„Sag mal, ist irgendetwas mit ihm?“, fragte sie und hoffte, er würde ihr eine vernünftige Erklärung geben können. Hitomi sah fragend zu ihm auf. Er war seinem Zwillingsbruder wie aus dem Gesicht geschnitten und doch waren die zwei vollkommen verschiedene Menschen.

„Nicht, dass ich wüsste“, meinte dieser mit gerunzelter Stirn.

Hitomi versuchte nicht allzu enttäuscht zu wirken. Vermutlich hatte Ijis Verhalten wirklich etwas mit dem Kuss zu tun. Vielleicht empfand er gar nicht dasselbe für sie und nun wusste er nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Hitomi schob den deprimierenden Gedanken beiseite. Es war unklug, sich verrückt zu machen, wenn man nicht wusste, was in dem anderen vorging. Am besten fragte sie ihn später selbst, was los sei.

Als sie an der Reihe waren, kaufte sie nicht nur für sich, sondern auch für Iji ein Eis, auch wenn er keins wollte. Sie musste ihn irgendwie aufmuntern und ein Eis erschien ihr als eine gute Möglichkeit. Vor allem wusste sie, dass er verrückt nach Schokoeis war.

Iji saß immer noch da, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Hitomi setzte sich zu ihm auf die Decke und reichte ihm das Eis.

„Hier. Das magst du doch so gern.“ Sie reichte ihm lächelnd das Eis, doch sie bekam nicht die erhoffte Reaktion zurück.

„Ich habe doch gesagt, ich möchte keins“, erwiderte Iji etwas forsch und machte keine Anstalten es anzunehmen. Anscheinend hatte er ihren verletzten Ausdruck bemerkt, woraufhin er ihr das Eis förmlich aus der Hand riss.

„Jetzt heul bloß nicht, nur weil ich es nicht wollte“, brummte er, packte es aus und fing an zu essen.

Hitomi betrachtete ihn wortlos von der Seite. Was war nur los mit ihm? Diese forsche Seite kannte sie gar nicht. Hitomi wandte ihren Blick ab, als sie ein schmerzvolles Ziehen im Herzen spürte. Sollte sich Liebe etwas auch schmerzvoll anfühlen? Sie merkte gar nicht, wie ihr eigenes Eis in der Hand schmolz, ohne dass sie es probiert hatte.

„Hitomi, dein Eis“, bemerkte Ryoske und reichte ihr ein Handtuch.

Hitomi lächelte leicht, nahm es aber nicht an.

„So mache ich es nur schmutzig. Ich gehe schnell meine Hände waschen“, erwiderte sie, erhob sich und ließ die beiden allein zurück.

 

~*~

 

„Danke, dass du mitgekommen bist“, sagte Ryoske zu Hitomi, als sie auf dem Weg zur Burg Shuri waren. Er hatte zunächst Zweifel, ob sie überhaupt mitkommen würde, wenn Iji nicht dabei war, aber Hitomi hatte seinem Vorschlag ohne Zögern zugestimmt.

„Nicht dafür. Ich wollte mir schon immer einmal diese Burg anschauen. Und wann bin ich denn schon wieder auf Okinawa?“ Sie lächelte ihn an, doch er hatte nicht das Gefühl, dass ihr Lächeln ihre Augen erreichte. Seit heute Morgen herrschte eine bedrückende Stimmung, die sich auf alle übertragen hatte, und Hitomi war die einzige, die den Grund dafür nicht kannte.

Iji wollte bei diesem Ausflug nicht dabei sein, sodass Ryoske diese Gelegenheit dazu nutzte, um alleine Zeit mit ihr zu verbringen. Das hatten sie schon lange nicht mehr gemacht. Es fiel ihm immer noch schwer, ausgelassen mit ihr zu reden, aber im Moment schien ihr eh nicht viel nach Reden zu Mute zu sein.

Die beeindruckende Architektur ließ den ganzen Ort erhaben erscheinen, aber Ryoske konnte sich kaum über den Anblick erfreuen. Und er glaubte, dass es Hitomi ähnlich ging.

Ryoske hielt an, als sie über den Innenhof schritten, und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Hitomi, wir müssen reden“, sagte er unvermittelt und sah sie entschlossen an, als sie sich zu ihm umgewandt hatte. Die junge Frau stand wenige Schritte von ihm entfernt, doch sie schien ihm kilometerweit weg.

„Worüber denn?“

Ryoske hatte nicht vorgehabt, es ihr hier und jetzt zu sagen. Er wollten diesen Ausflug nicht ruinieren. Aber wenn sie so bedrückt war, fühlte er sich für ihren Gemütszustand verantwortlich. Auch wenn er vermutlich alles nur noch schlimmer machen würde, wenn er ausgerechnet jetzt mit der Wahrheit herausrückte.

„Mein richtiger Name ist Ryoske.“

Er hatte sich schon oft Gedanken darüber gemacht, wie das Geständnis aussehen sollte. Nie erschien es ihm richtig. Wie sollte man auch ein Täuschungsmanöver erklären und sich dafür entschuldigen? Am Besten geradewegs die Wahrheit sagen, ohne Umschweife.

„Ich war es die ganze Zeit. Damals, als du dein Augenlicht noch nicht hattest, haben wir uns auf dem Spielplatz kennengelernt, als ich Shibu ausgeführt habe.“

Ryoske erzählte ihr, wie sie sich begegnet sind, wie er seinen Bruder gebeten hatte, seine Rolle zu übernehmen, wie er mit ihr trotzdem noch telefoniert hatte. Bis zu jenem Zeitpunkt, als sie sich bei ihm zu Hause zufällig getroffen hatten. Ihr überraschter Gesichtsausdruck wich einem seltsamen Ausdruck, den er nicht deuten konnte.

„Wir wollten dich damit nicht verletzten oder mit deinen Gefühlen spielen. Es tut mir unendlich leid!“, endete er und verbeugte sich tief.

Sie hasste ihn bestimmt dafür, dass er sie belogen und seinen Bruder in die Sachen hineingezogen hatte, ohne von Anfang an ehrlich zu ihr zu sein. Ryoske würde ihr nie wieder in die Augen sehen können, so sehr schämte er sich für sein Verhalten.

„Du hattest Angst, mir gegenüberzutreten“, hörte er Hitomi sagen, „bin ich denn so furchteinflößend?“

Ryoske richtete sich langsam auf und schüttelte den Kopf.

„N-nein, das ist es nicht.“ Er senkte verlegen den Blick und suchte nach den richtigen Worten. „Es hat eigentlich gar nichts mit dir zu tun.“

Der Grund dafür lag in der 6ten Klasse, als er das erste und letzte Mal einem Mädchen seine Liebe gestand und sie ihn vor der ganzen Klasse abgewiesen hatte. Das war bereits Jahre her, aber es hatte einen bleibenden Schaden hinterlassen. Seitdem konnte er nicht mehr normal mit Frauen sprechen. Ryoske nahm den Mut zusammen und erzählte ihr die Kurzfassung seines kleinen Traumas aus der Kindheit.

„Verstehe. Das war sicher nicht einfach für dich.“

Entgegen seiner Erwartungen, dass sie wütend oder verletzt sein würde, sah sie ihn mit einem mitfühlenden Lächeln an. Ryoske konnte keine negativen Emotionen bei ihr feststellen. Er hatte mit ihrem Verständnis nicht gerechnet.

„Hitomi... bist du denn gar nicht... sauer?“, fragte er vorsichtig, „ich habe dich belogen und meinen Bruder dazu gebracht, sich als mich auszugeben! Du musst mich doch hassen...“

Sie sollte ihn hassen. Er hatte es nicht anders verdient.

„Dich hassen? Wie könnte ich? Seit ich euch beiden begegnet bin, hatte ich noch nie so viel Spaß gehabt!“ Ihr Lächeln zerriss ihm das Herz. Selbst in diesem Moment schien sie unendlich glücklich zu sein. „Ich muss dir auch etwas gestehen, Kato... Ich meine, Ryoske. Ich hatte seit längerem einen Verdacht. Ich weiß gar nicht mehr recht, wann ich das erste Mal Zweifel bekam. Aber es gab einige Sachen, die mich stutzig machten. Und als ich dann das Handy mit dem Hundeanhänger auf eurem Tisch gesehen habe, war ich mir fast sicher. Es war nicht Ijis Handy, sondern deins. Ich wusste nicht, warum ihr das getan habt, aber jetzt verstehe ich es. Danke, dass du endlich ehrlich zu mir warst.“

Ryoske sah sie baff an. Er hatte ihre Vergebung gar nicht verdient.

„Hitomi...“

„Schon gut. Du brauchst dich nicht wieder zu entschuldigen.“ Hitomi verschränkte ihre Finger hinter dem Rücken und richtete ihren Blick nach oben. Ein strahlend blauer Himmel breitete sich über ihnen aus. Eine warme Windbrise strich sanft durch ihr Haar und brachte ihre Frisur etwas durcheinander, woran sie sich jedoch nicht störte. In diesem Augenblick sah sie wunderschön aus. Nicht nur wegen ihrer äußeren Schönheit. Sie strahlte ebenso von innen heraus. Kein Wunder, dass sich sein Bruder in sie verliebt hatte.

Hitomi sah wieder lächelnd zu ihm. „Und jetzt lass uns den Ausflug fortsetzen!“

„J-ja!“

Erst viel später, nachdem sie bereits ins Hotel zurückgekehrt waren, fiel Ryoske auf, dass er ihr gar nicht seine Liebe gestanden hatte.

 

~*~

 

Hitomis Herz schlug aufgeregt, als sie an die Tür des Hotelzimmers klopfte. Sie wusste, dass Ryoske in der Lobby war und Iji in seinem Zimmer. Nachdem Ryoske ihr alles gestanden hatte, musste sie unentwegt daran denken. Iji hatte die Rolle seines Bruders übernommen, weil dieser sich nicht getraut hatte, ihr gegenüberzutreten. Sie war gar nicht so überrascht, als sie davon erfuhr. Etwas in ihrem Inneren wusste es schon längst oder hatte es zumindest vermutet. Hitomi hatte versucht, ihren Gefühlen auf den Grund zu gehen, aber selbst nach reichlicher Überlegung konnte sie den beiden nicht böse sein. Die Zwillinge hatten sie nie verletzt, ihr nie wehgetan. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt. Trotz der Täuschung konnte doch nicht alles andere eine Lüge sein. Außerdem war sie von einem ganz anderen Gefühl erfüllt.

Die Tür wurde geöffnet und Iji stand vor ihr.

„Ihr seid von eurem Ausflug zurück“, stellte er fest und warf einen Blick in den Flur, „wo ist...“

„Ryoske?“, beendete Hitomi seinen Satz.

Iji machte einen überraschten Gesichtsausdruck, woraufhin sie schmunzeln musste.

„Darf ich reinkommen?“

Iji zögerte, trat dann zur Seite und ließ sie eintreten. Er schloss die Tür hinter ihr zu und blieb davor stehen.

„Er hat's dir also erzählt“, meinte er, nachdem Hitomi sich auf eines der Betten gesetzt hatte.

Sie nickte leicht.

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Hitomi legte ihre Hände in den Schoß und sah zu ihm rüber. Er hatte seinen Blick gesenkt und sah niedergeschlagen aus. Sie wüsste gerne, was er in diesem Moment dachte.

„Ich...“, sagten beiden wie aus einem Mund und sahen einander überrascht an.

„Du zuerst“, sagte sie lächelnd.

Iji presste die Lippen aufeinander und verbeugte sich dann tief.

„Es tut mir leid, Hitomi!“

Hitomi hatte mit seiner Entschuldigung gerechnet, trotzdem war es ihr unangenehm, dass er sich so tief vor ihr verbeugte.

„Das ist schon in Ordnung“, sagte sie und kassierte einen ungläubigen Blick von ihm. „Ja, so hat dein Bruder auch geschaut.“

„Du... bist nicht wütend?“

Hitomi schüttelte entschieden den Kopf.

„Er hat mir alles erklärt. Ich verstehe, warum ihr es getan habt.“

„Alles?“, murmelte Iji in einem seltsamen Ton, „er hat dir alles erzählt?“

Hitomi wusste nicht recht, auf was er hinauswollte.

„Hm, ich denke schon.“

„Auch, dass er dich liebt?“

Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Das hatte Ryoske mit keinem Wort erwähnt.

„Nein, das... hat er nicht gesagt.“

„Es stimmt aber.“

Hitomi hätte damit nicht gerechnet. Ryoske sollte sie lieben? Aber warum hatte er das dann nicht vorhin gesagt, wenn er schon dabei war, zu beichten? Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem sie sich selbst solange nicht getraut hatte, es Iji zu gestehen. Sie hatte Angst vor Abweisung.

Iji seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar.

„Er liebt dich, Hitomi. Er liebte dich schon von Anfang an. Nur deshalb hat er mich gebeten für ihn einzuspringen. Und ich Idiot, habe zugestimmt. Ich wollte ihm nur helfen. Bitte entschuldige das Durcheinander...“

Jedes seiner Worte schnitt ihr wie ein scharfes Messer in die Haut. Nur deswegen? Hieß es, dass alles, was zwischen ihnen passiert ist, nicht echt war? Hitomi schüttelte sich innerlich. Nein. Nein, das konnte nicht sein!

„Aber... du hast es doch nicht alles gespielt, oder? Ich meine... ich meine, du hast zwar gesagt, du bist Ryoske, aber...“

„Auf was willst du hinaus?“, unterbrach er sie, „dass ich trotz allem ich selbst war? Ja, das war ich. Aber das ist auch alles. Ich habe es nur für ihn getan, solange bis er bereit dazu wäre, dir gegenüberzutreten.“

Hitomi schluckte den Kloß im Hals herunter. Das alles erschien ihr wie ein böser Traum.

„Wie... kannst du so etwas sagen...“ Ihre Stimme hörte sich brüchig an, aber das war ihr egal. „Du... kannst nicht leugnen, dass etwas zwischen uns ist...“

Sie spürte, wie die Tränen in ihren Augen brannten. Eine gefühlte Ewigkeit antwortete er ihr nicht.

„Es tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck bei dir erweckt habe“, sagte er leise und gab ihr damit den Rest.

Hitomi schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Ryoskes Geständnis hatte nicht halb so weh getan wie Ijis Zurückweisung. Der Schmerz war kaum zu ertragen. Er schnürte ihr die Kehle zu, raubte ihr den Atem.

Sie wusste nicht, wie lange sie so da saß, doch ihre Tränen wollten nicht versiegen. Sie wischte sich vergeblich über die Augen und erhob sich langsam. Ihre Beine fühlten sich wacklig an, doch sie steuerte direkt die Tür an, an der Iji immer noch stand. Da er keine Anstalten machte zur Seite zu gehen, musste sie wohl oder übel zu ihm aufschauen. Sein Blick war voller Mitgefühl, was sie sich noch erbärmlicher fühlen ließ. Sie fühlte sich wie eine Närrin, die seine Handlungen vollkommen fehlinterpretiert hatte.

Unerwartet streckte er seinen Arm nach ihr aus, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als hätte er es sich anders überlegt, und ließ ihn wieder sinken. Danach trat er zur Seite, sodass Hitomi die Gelegenheit ergriff und das Zimmer verließ.

 

~*~

 

Iji stand noch eine ganze Weile wie angewurzelt da, nachdem Hitomi bereits das Zimmer verlassen hatte. Er konnte ihr nicht sagen, was er wirklich fühlte. Er konnte Ryoske nicht das Mädchen wegnehmen, jenes sein Bruder liebte. Es war das Richtige. Es musste das Richtige sein. Es musste...

Ijis Hände zitterten und er ballte sie zu Fäusten.

Er hatte ihr Gesicht vor Augen, wie sie herzzerreißend weinte. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, ihr sagen, dass er es nicht so gemeint hatte, aber... hätte er das getan, wäre seine Entschlossenheit dahin und er könnte sie nicht mehr gehen lassen.

Diesmal war es das Richtige, sie anzulügen, redete er sich ein. Er tat es nur seinem Bruder zu Liebe. Selbst wenn die beiden keine Beziehung haben würden, könnte er niemals mit Hitomi zusammen sein, da er um die Gefühle seines Bruders wusste.

Und während er sich das alles einredete, spürte er, wie falsch sich das ganze doch anfühlte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Tasha88
2018-04-08T17:36:44+00:00 08.04.2018 19:36
pfft... wo bleibt hier bitte das Drama? WO?
zumindest waren es meine Gedanken, als ich gelesen habe, wie Hitomi auf das Geständnis reagiert...
ABER du wärst nicht mein Vielleicht, wenn du das Ruder nicht noch herum gerissen hättest... und das Drama doch noch angestoßen hättest. Danke dafür ♥

Auf das das nächste nicht so lange auf sich warten lässt ;)
Antwort von:  May_Be
09.04.2018 17:36
und auf das das nächste noch dramatischer wird XD
Antwort von:  Soralai
10.04.2018 13:14
dummer iji
Antwort von:  May_Be
10.04.2018 13:25
deine Kommentare werden immer kürzer Sora XD
Antwort von:  Soralai
10.04.2018 18:49
ja?
Antwort von:  May_Be
11.04.2018 12:27
kurz und gemein XD
Iji möchte doch nur nicht die Freundin seines Bruders ausspannen T_T
Antwort von:  Soralai
12.04.2018 09:40
die will aber nix von ihm !
Antwort von:  May_Be
12.04.2018 14:25
Vllt kommt noch ein Happy end :O
Antwort von:  Tasha88
12.04.2018 17:11
Natürlich kommt da ein happy end. Es gibt ja noch eine Kellnerin ;p
Antwort von:  Soralai
13.04.2018 12:43
In Ryoske und Kellnerin ist auch jeweils ein R drinnen...
und Hitomi uns Iji haben je zwei I im Namen...
das ist ein Zeichen May *piecks*
das siehst du doch auch *piecks*
*Das Twix rüber schieb* denk dran beim essen....
Antwort von:  Tasha88
13.04.2018 17:57
XD
Antwort von:  May_Be
13.04.2018 19:33
Hahaha
Tatsächlich :D
Das kann kein Zufall sein *_*
Twix <3


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