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A oder B?

von

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Phobos

Der Kuss hielt sehr lange an, was nicht zuletzt an meiner völligen Paralyse lag. Ich ließ es einfach über mich ergehen. Weder empfand ich etwas für Lisa noch habe ich etwas in dieser Richtung je angedeutet. Oder?

Wie lange Lisa wohl schon in mich verliebt war? Da sie erst ihre Großmutter beerdigt hatte, hoffte ich, dass sie deswegen mit den Gefühlen möglicherweise etwas durcheinander war. Ich wollte nichts von Lisa und würde es ihr mit Sicherheit auch nicht vormachen.

Während ich wie in einer Starre mich mehr oder weniger nicht rührte, schien Lisa, den Kuss sehr zu genießen. Sie merkte anscheinend gar nicht, dass die totale Initiative von ihr ausging, während ich mir schon passende Worte zurechtlegte, um ihr mein nicht-Interesse zu vermitteln. Ich wollte es vielleicht nicht gleich sofort machen, aber bevor sich Lisa etwas Größeres davon versprach, sollte sie es wissen. Es blieb ja auch noch die Chance, dass sie von selbst ablässt und nur aus Verzweiflung wegen ihrer Großmutter gehandelt hatte.

Irgendwann ließ Lisa von meinem Mund ab und lächelte mich glücklich an. Ihr Augen starrten wie besessen in meine, als würde sie eine entsprechend positive Reaktion erwarten.

„Und? Wie fandest du es?“, erhob sie schließlich nach ewiger Stille in meinem Zimmer das Wort.

Sie schien es wirklich nicht bemerkt zu haben, dass der komplette Kuss von ihr ausging.

Da ich einerseits noch unter Schock stand und andererseits nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, blieb ich still.

„Warte, sag nichts“, fiel sie mir ins nicht existierende Wort und stand von meinem Bett auf. „Ich will, dass wir das erst einmal sacken lassen und in der Schule darüber reden.“

Offenbar war im Begriff, zu gehen und mich hier einfach sitzen zu lassen, was ich im Falle von Gefühlen meinerseits nicht sehr nett finden würde. Dies war aber nicht der Fall, weswegen es mir ganz recht kam. Möglicherweise würde sie in der Zeit wieder zu Vernunft kommen und sehen, dass das mit uns keine Zukunft hat. Schließlich war wir beste Freunde, welche über alles Mögliches lästern, und von mir ging nicht aus, dass ich mehr haben wollen würde.

Wir waren nicht füreinander bestimmt.

Lisa kramte, während ich darüber nachdachte, ihre Sachen zusammen und schritt zur Tür.

Bevor sie die Tür endgültig schloss, warf sie mir noch einen Kuss zu.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und betrachtete die Zimmerdecke.

„Mist“, dachte ich. „Sie wirkte so glücklich. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie von alleine wieder ablässt?“

Nach ein paar Minuten Trübsal blasen setze ich mich an meinen Laptop. Google war in jeder Situation dein Freund. Ich suchte und schnell fand ich eine Seite, wo Leute Fragen stellen und darauf antworten konnten. Es gab viele Fragen von unerwiderte Liebe und eine Antwort schlug ein klärendes Gespräch in einer Eisdiele vor. Bei diesem Lösungsvorschlag befürchtete ich, dass sie es falsch verstehen würde, wenn ich sie in eine Eisdiele einlade. Wahrscheinlich würde sie das komplette Gegenteil erwarten.

Also suchte ich weiter.

Eine andere Antwort schlug vor, durch indirekte Aussagen mitzuteilen, dass man nichts von der Person will. Am Besten das Schwärmen zu jemand anderes. Das war schon eher meine Vorgehensweise, auch wenn diese natürlich nicht die Netteste war. Jedoch glaubte ich, dass es für mich schon zu spät war, das auf diese Weise zu lösen.

Ich beschloss, dass diese Seite mir nicht wirklich weiterhelfen konnte und ich mich selbst darum kümmern muss. Lisa war keine von diesen Personen, die sich hoffnungslos ich jemanden verliebt.

Man konnte mit ihr über alles normal reden.

Mit einem Gähnen, bemerkte ich plötzlich, dass ich schon sehr müde war, jedoch hatte ich auch noch Hunger. Wir hatten noch Brötchen da. Mit Schwung stand ich auf und ging in die Küche. Ich schmierte irgendwas auf das Brötchen. Hauptsache es machte satt. Als ich damit fertig war und gerade davon abbeißen wollte, kam mir meine Mutter ins Sichtfeld. Es war klar, dass dies eines von den unangenehmen Gesprächen werden würde.

„Wie geht es Lisa?“, fragte sie dezent, aber ich merkte, worauf sie hinaus wollte.

„Es geht ihr wieder gut. Sie wird sicher etwas Zeit brauchen, um das mit ihrer Großmutter zu verarbeiten, aber es wird wieder“, gab ich wahrheitsgemäß zurück.

„Also habt ihr nichts gemacht, außer dass du sie getröstet hast?“, war die nächste Frage. Ich hätte ihr in dem Moment gerne gesagt, dass sie die Fragerei lassen kann, weil ich eh auf einen Jungen in meiner Schule stehe, aber das war ein ganz anderes Thema. Ich wusste zwar, dass meine Mutter das gut aufnehmen würde, wenn ich wirklich mit Luke zusammen kommen würde, aber sie musste es ja noch nicht sofort wissen.

„Sie hat mir noch bei meinem Referat geholfen“, antwortete ich.

„Wie? Du bist auf die Party, ohne dass dein Referat fertig war? Ich dachte, ich war deutlich“, reagierte sie sichtlich gereizt. Komisch, dass sie sonst immer so entspannt war, aber kaum geht es um meine Schule, ist sie todernst.

„Ich kam nicht weiter, aber jetzt ist es ja fertig“, versuchte ich, sie zu beruhigen. Meine Mutter kam tatsächlich wieder runter, denn sie begann wieder in diese eine Richtung zu fragen.

„Habt ihr nur das Referat gemacht?“, setzte sie erneut an. Ich hatte keine Lust mehr darauf.

„Hör auf damit!“, sagte ich ihr nun etwas lauter.

„Was denn? Ich interessiere mich doch nur für Aktivitäten meines Sohnes falls du verstehst, was ich meine“, lachte sie zurück. Da war wieder die Mutter, die ich kannte. Die, bei der man merkte, dass sie auch mal jung war und nicht will, dass andere Kinder ihre Fehler wiederholen.

„Na los. Spuckt es schon aus“, forderte sie genervt von der schmierigen Fragerei.

„Sie hat mich geküsst“, gab ich schließlich zu. Es hatte kein Sinn, das zu verheimlichen.

„Aha. Ich hoffe nur, ihr habt ein Kondom benutzt.“

Ich musste mich zusammenreißen, denn sie erwartete ja regelrecht, dass ich all ihre schlechten Entscheidungen nachmachen würde.

„Es ist nichts passiert. Sie hat mich geküsst und ist dann gegangen“, teilte ich mit. „Ich will aber nichts von ihr.“

„Oh...“, war das einzige, was meine Mutter noch dazu sagte. „In der Lage war ich auch mal. Die Wahrheit ist besser, als alles andere, glaub mir.“

Dann drehte sie sich auch schon zum Gehen um. Sie bekam ihre geforderte Antwort. Also konnte sie gehen.

Weil ich immer noch sehr müde war, aß ich das Brötchen schnell auf. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und blendet die Welt aus.

 

Ende.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Du hast dich folgendermaßen entschieden:
1. Keine Hilfe holen
2. Party verlassen
3. Kuss erwidern

Autoren-Kommentar:
Tja, ich würde sagen, du hast das langweiligste Ende von allen erwischt. Komplett anzeigen

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