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A oder B?

von

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Erde

Ich trank die letzten Reste von meiner Cola und kämpfte mir anschließend einen Weg durch die Menge voller rumspringender Menschen. Ich wollte an die frische Luft und dann der Party eine 2. Chance geben.

„Oh, du willst schon gehen?“, fragte auf einmal ein Mädchen von der Seite. Überraschendeweise kannte ich sie, denn sie kam aus meinem Jahrgang. Leider war ihr betrunkener Zustand schon von Weitem zu erkennen, weshalb ich mir keine Mühe machte, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen. Sie würde sich nicht mal an den Abend erinnern.

„Nein, ich gehe nur kurz raus“, gab ich zurück in der Hoffnung, sie zufriedenzustellen. Offenbar klappte dies nicht, denn formte ihre Augen zu Schlitzen und legte ihren Arm um meine Schulter.

„Hm…ich glaube dir nicht“, antwortete sie und wollte mich mit ihr ziehen. Ich musste mir was einfallen lassen.

„Okay, aber kannst du mir einen Gefallen tun?“, sprach ich zu ihr und schaute sie ganz ernst an.

Das Mädchen tat es mir gleich und wurde augenblicklich ruhiger. Sie sah aus, als würde sie gleich einen Masterplan für das Erobern der Welt erklärt bekommen und schien ihre ganze Konzentration auf meine Worte zu richten.

„Ich habe auf der Toilette 10 Euro vergessen. Kannst du sie mir bitte bringen? Vielleicht bekommst du 5 davon als Finderlohn“, fügte ich grinsend hinzu und das Mädchen fing auch an zu grinsen. Kurz darauf war sie in der Menge verschwunden und ich konnte endlich aus dem Gebäude gehen.

„Wahrscheinlich wird sie vergessen haben, warum sie zu den Toiletten gegangen ist, wenn sie dort ankommt“, versuchte ich mir einzureden, denn ich hatte ein kleines, schlechtes Gewissen.

Nachdem ich durch die Tür nach draußen gelangen war, musste ich leider feststellen, dass es ziemlich frisch geworden war und ich hatte keine wärmende Kleidung an. War ja schließlich Sommer und für die wenigen Momente lohnte es sich nicht eine Jacke oder einen dicken Pullover mitzunehmen.

Ein Glück hatte jemand vor dem Gebäude ein Lagerfeuer entzündet, um das auch einige Leute standen und sich unterhielten. Bei genauerem Betrachten stellte ich fest, dass sie aus meinem Leistungskurs waren.

Sie winkten mich rüber.

„Hast du auch genug von der Menge da drinnen?“, fragte mich ein Mädchen, als ich mich ihnen näherte, und nickte mit ihrem Kopf zum Gebäude. Ihr Name war Lea und was ich im Unterricht mitbekam eine sehr gute Schülerin.

„Ja und die Hälfte kenne ich nicht einmal“, bejahte ich und dachte an das Mädchen, das ich wegen den 10 Euro auf die Toilette geschickt habe. Wie es ihr wohl erging?

„Eigentlich sollte nur der Jahrgang kommen, aber anscheinend hat es jemand rumgeschickt“, erklärte ein Junge, dessen Name Benni war.

„Und ich sage euch: Das war Jessica“, lachte Lea und erntete belustigte Blicke. „Ihr letztes Mal ist schon Ewig her und sie will sicher gehen, dass heute was passiert, hat mir Franzi gesagt.“

Jessica war die Jahrgangshure. Zumindest war das ihr inoffizieller Titel, denn angeblich schlief sie jeden Monat mit einem anderen Typen, weil sie sich das als Ziel gesetzt hat. Ich wusste nicht, ob an dem Gerücht was dran ist, denn mit der Zeit gab es auch Variationen, dass Jessica damit ein Ritual vollenden will, um irgendwelche Dämonen zu beschwören oder ein Außerirdischer ist und sich jedes Mal schwängern lässt, um eine Armee von Jessicas aufzubauen.

Jedenfalls landete man immer bei Jessica, wenn es um Sex ging. Dementsprechend war auch die Reaktion auf Leas Geschichte.

Lea lachte ausgiebig.

„Hältst du in Physik nicht dein Referat?“, fragte schließlich ein anderer Junge, dessen Namen Jakob war.

„Ja, leider…“, antwortete ich. Jakob freute sich. „Super! Kein Unterricht.“

„Bist du noch nicht fertig?“, fragte Benni interessiert.

„Ich habe heute angefangen, aber kam nicht sehr weit.“

„Das schaffst du schon“, gab Lea Mut. Ihre positive Art überraschte mich immer wieder. Vielleicht spielte jetzt Alkohol eine nicht unwichtige Rolle, aber auch in der Schule war sie stets gut drauf.

„Ich stelle am Ende eine Frage, die dich gut dastehen lässt“, bot Benni an und grinste dabei.

„Wo ist eigentlich Lisa? Ihr seid doch sonst immer zusammen unterwegs“, fragte Lisa nach einer ruhigen Pause.

„Es ist was Familiäres.“

Lea verstand und wirkte leicht betroffen. Ihnen zu erzählen, was genau passiert war, empfand ich als nicht richtig, wenn Lisa nichts davon weiß.

„Hm, ich frage sie einfach mal selbst, wenn ich sie sehe“, beschloss Lea. Gut, das war mir auch recht.

Es war gut gewesen, draußen mit den Leuten in einer kleinen Gruppe zu stehen. Im Gegensatz zu vorher, als ich alleine von den fremden Leuten umgeben war und von der nervigen Musik beschallt wurde, wollte ich nur noch so schnell wie möglich von der Party verschwinden. Das hier draußen war im Vergleich eine echte Steigerung, auch wenn ich mit Lea, Benni und Jakob nur sporadischen Kontakt in der Schule hatte. Sie waren richtig nett und ich hoffte, dass sich das in der Schule nicht verlieren würde. Nur schade, dass Lisa nicht dabei war. Ich nahm mir vor, sie gleich am nächsten Morgen anzurufen und zu erkundigen, wie es ihr nach der Beerdigung erging. Ich hatte das Glück und habe noch nie erlebt, wie jemand aus meinem engeren Kreis gestorben ist. Mitfühlen konnte ich nicht, aber für sie da sein.

Ich beschloss außerdem, mich am Samstag nochmal hinzusetzen und mein Referat zu machen. Es konnte doch nicht sein, dass daran meine Versetzung scheitern würde. Es musste ja nicht klasse sein, sondern nur für 5 Punkte im Zeugnis reichen. Und im nächsten Jahr würde ich mich mehr anstrengen, damit es nicht erst so weit kommen kann.

Ich lachte innerlich ein wenig über meine Gedanken.

Als ob ich das durchziehen würde.

„Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich will langsam rein. Ist ziemlich kühl geworden und neue Getränke brauchen wir auch“, kam es irgendwann von Lea und der Rest stimmte ihr zu.

Ich hatte bei dem Gespräch von ihnen gar nicht mehr zugehört und war froh, nicht angesprochen worden zu sein. Das wäre unangenehm gewesen.

Wir schlenderten langsam zur Tür. Das Feuer ließen wir an, damit es sich jemand anderen daran gemütlich machen konnte. Klar, Feuer und alleine lassen und so, aber darum kümmerten wir uns in dem Moment nicht. Benni hielt uns allen die Tür auf und schon waren wir wieder von der stickigen Luft umgeben. Lea und Jakob gingen direkt zu den Getränken und meinte, wir treffen uns bei der Couch am anderen Ende des Raumes.

Welch Ironie. Nur war die Situation dieses Mal um Welten besser als vorher. Als Benni und ich uns setzten, kam auch schon Lea mit Jakob mit einigen Bechern und stellten sie auf der Ablage vor der Couch ab. Da nicht genug Platz war, setzt sich Lea einfach auf Jakob drauf. Praktisch, dass sie nicht sehr groß war.

Anscheinend wurde das Gespräch von draußen einfach weitergeführt, weswegen es mir zunächst schwerfiel, dem zu folgen, doch irgendwann ging es.

Wir saßen so eine Weile auf der Couch und unterhielten uns. Dabei trank ich 2 Becher. Als mir ich die Wirkung des Alkohols langsam spürte, entschied ich kurzerhand, für den Rest des Abends nur noch Cola zu trinken. Schließlich hatte ich es meiner Mutter versprochen.

Irgendwann meldete sich meine Blase. Ich war überrascht, dass die anderen so lange durchhielten, denn sie tranken viel mehr als ich.

Als ich den Raum mit den Toiletten betrat, verfiel ich in eine Starre. Luke war gerade da und schrubbte an seinem Shirt unter dem Wasserhahn herum. Es ist wohl schmutzig geworden.

Natürlich musste er auch noch mit nassem Shirt vor mir stehen.

Bei meinem Eintreten sah es kurz zu mir rüber.

„Hey“, grüßte es mich freundlich. Er hatte seine Haare seitlich über der Stirn, was ihn noch viel süßer machte, als er eh schon war. Ich schmolz dahin.

„Hey“, gab ich zurück und ging schnell in die Kabine.

Irgendwann wollte ich ihm von meinen Gefühlen zu ihm gestehen. Möglicherweise ist das der richtige Moment.

„Aber was ist, wenn er sie nicht erwidert?“, führte mit meinem Kopf einen Ehestreit. „Das würde ich nicht verkraften.“

 

Wenn du Luke deine Gefühle gestehen willst, lies bei Europa weiter

Wenn du Luke deine Gefühle verheimlichen willst, lies bei Triton weiter.



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