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Am I not human?

von

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Macht über Leben und Tod

Seufzend hatte Itachi das Büro verlassen und ging zielstrebig auf den Appellplatz zu. Dort angekommen begrüßte er die bereits anwesenden SS-Männer, welche ihm unterstanden, sowie den Rapportführer. Er teilte sie in die jeweilige Position für den Zählappell ein und drückte ihnen die Klemmbretter in die Hände, ehe es schließlich abwarten hieß, bis die Häftlinge aus ihren Bunkern raus kamen und sich in Reih und Glied aufstellten.
 

„Achtung“, rief der Rapportführer Endres und die Häftlinge richteten sich auf und nahmen Haltung ein.

„Stillgestanden“, rief er weiter und die Häftlinge schlugen die Hacken zusammen, legten die Hände an die Hosennaht und guckten starr geradeaus.

„Mützen ab“, rief Endres und die Häftlinge rissen sich die Mützen vom Kopf.
 

Prüfend blickten die stationierten SS-Männer über die Häftlingsgruppen, dann begannen sie mit dem Zählen und gleichzeitig mit dem Selektieren. Die Häftlinge die aufgerufen worden sind gingen, nach dem Zählen und der Einteilung, ihrer Arbeit nach, während die Häftlinge die nicht genannt worden sind auf dem Platz verweilten.
 

Es war eine kleine Gruppe Menschen.

Hauptsächlich bestanden diese aus älteren Menschen, kaputten und geschwächten, Frauen und Kindern mit denen ohnehin nicht viel anzufangen waren.
 

Itachi schloss einen kurzen Moment seine Augen. Atmete ruhig aus und ein. Er öffnete seine dunklen Augen wieder und blickte kühl in die Menschenmenge vor sich. Bangend standen die Menschen in einer Traube vor ihm, wussten nicht so recht was jetzt mit ihnen passieren würde und Itachi gab den Befehl an den Rapportführer, dass dieser die Menschen durch die Baracken führen sollte und dann anschließend in die Kammer sperren sollte, dort sollte der Arzt über ihr Schicksal entscheiden. Endres nickte den Befehl ab und machte sich dann mit den anderen SS-Männern an die Durchführung des Befehles.
 

Itachi wandte sich von dem Geschehen ab, führte seinen Zeigefinger und Daumen an den Nasenrücken und schloss angestrengt die Augen.
 

Er würde sich nie daran gewöhnen, über das Leben fremder Menschen zu entscheiden.

Wer war er denn auch um so zu entscheiden?

Gott?
 

Ganz gewiss nicht.
 

„Herr Schutzhaftlagerführer“, ertönte eine ruhige kühle Stimme hinter ihm und Itachi wirbelte herum, sah aus den dunklen Augen direkt in die braunen Augen von Sasori.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen, Herr Akasuna?“, stellte der Jüngere seine Frage und sah prüfend in das Gesicht seines Gegenübers, vielleicht auch mit der kleinen Hoffnung etwas aus dem Gefühlskalten wesen herauslesen zu können, doch dem war nicht so.

„Ich nehme an Sie sind mit dem selektieren fertig?“

„Ja, sind wir. Rapportführer Endres hat die selektierten Häftlinge in die Kammer gebracht.“

„Perfekt, dann werde ich das Ärztliche Gutachten tätigen.“

„Haben Sie neue medizinische Aufträge rein bekommen?“

„Unter anderem.“

„Ich werde mitgehen.“
 

In Sasoris Augen blitzte für einen kurzen Moment erstaunen auf, ehe sich die braunen Augen wieder gewohnt kühl auf den Uchiha richteten. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Meinetwegen.“

Die beiden Männer begaben sich schließlich durch die Baracken zu der besagten Kammer. Sasori und Itachi stellten sich an die Außentüre hin und ließen dann die Häftlinge nach einander durch die Stube laufen.
 

Nackt kam jeder Häftling zur Tür hinein.

Zitternd wie Espenlaub kamen sie vor ihnen zum stehen, drehten sich einmal im Kreis, den Blick stets beschämt zu Boden gerichtet und die Hände vor den Genitalien gehalten.

Sasori bedachte sie nur mit einem forschenden Blick, winkte sie anschließend weiter nach draußen und gab mit Fingerzeichen Itachi zu verstehen wer stirbt und wer leben sollte.

Itachi notierte sich das Ganze, fühlte sich zunehmend unwohler in dieser Position zu stehen.

Die Position die einzig aus Macht bestand.

Macht über Leben und Tod.
 

Und Sasori? Sasori ging mit ihnen um wie mit Gegenständen.

Gegenstände die man sich kurz ansah und dann entschied ob man sie entsorgte oder nicht.
 

Itachi sah sich das Szenario weiter an, bis mit einem Mal ein kleiner Junge hineinkam, er musste vielleicht gerade Mal die zwölf Jahre erreicht haben. Die großen Kinderaugen waren auf Sasori gerichtet, Tränen quollen aus ihnen heraus und die blasse Nase des Jungen war an der Spitze rot.

Nackt stand er vor ihm, schlotterte bis auf die Knochen und wusste wohl nicht so ganz wohin mit ihm.
 

Das Herz des Uchihas zog sich schmerzvoll zusammen, seine Kehle fühlte sich rau an und blickte zur Seite. Fixierte einen Punkt an der Kachelwand der Kammer und zwang sich zum ruhigen Atmen.
 

Es war ein Kind verdammt.

Ein Kind über welches gerichtet wird.
 

Lebst du? Stirbst du? Der Arzt wird entscheiden.

Und Itachi wird diesem Befehl nachgehen.
 

Er allein hatte mitunter die Macht über das Leben und Sterben dieser Menschen. Itachis Blick wanderte zu Sasori, der den Jungen vor sich ansah, seine braunen Augen waren mitleidslos auf den kleinen Körper gerichtet, dann winkte er ihn weiter nach draußen und gab Itachi das Zeichen für das Sterben.
 

Erneut zog sich sein Herz zusammen.
 

Die Selektion wurde schließlich abgeschlossen.

Von 100 sondierten Häftlingen aus dem Zählappell schafften es 20 Häftlinge in die medizinische „Obhut“.
 

Itachi jedoch wünschte ihnen dann doch viel lieber den Tod durch Vergasung oder einer Herzmuskelinjektion an den Hals, als das sich diese armen Geschöpfe irgendwelchen Experimenten oder Tests unterzogen.
 

Doch er wusste genau das Sasori das anders sah, wenn dieser Mann es überhaupt irgendwie human betrachten konnte.
 

Aber irgendwie bezweifelte Itachi das.
 

Er hatte schnell festgestellt, dass Sasori ein empathieloser Mensch war.

Er war Gefühlskalt. Gleichgültig. Mitleid verspürte er so gut wie gar nicht, außer es ging um Itachi selber, dann konnte der Jüngere manchmal eine Spur von Mitgefühl in den braunen kühlen Augen ablesen.

Doch sonst ging der Mann in dem weißen Arztkittel stets objektiv vor. Er war wie ein Puppenspieler. Seine eigene Vorstellung. Die Häftlinge waren die Marionetten und er hielt die Fäden ihres Lebens in seinen Händen, wenn er wollte konnte Sasori sie jederzeit durchschneiden.
 

Und dies tat er Gewiss auch.

Im Deckmantel der Medizin.
 

Itachi überkam ein kalter Schauer. Seine Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken auf und sein Blick ruhte nachwievor auf der schmal gebauten Gestalt des Arztes, welcher mit dem Rücken zu ihm stand und etwas ausfüllte.
 

Er registrierte nicht wirklich, dass Sasori sich bewegt hatte und an ihm vorbeiging, doch bevor der Ältere aus der Tür verschwand, legte er eine Hand auf die schmale Schulter von Itachi, drückte sie vertraulich und wisperte: „Du hast dich gut geschlagen.“

Dann schloss sich mit einem leisen Klicken die Tür.
 

Perplex sah Itachi auf und starrte verloren die Tür an, durch die der Rotschopf eben gegangen war.

Er verstand nicht so recht, was dieses Auftreten plötzlich sollte, doch ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. Er fasste sich mit einer Hand an die Schulter, auf der bis eben noch die kalte Hand des Arztes geruht hatte. Er atmete tief ein und aus, dann trat auch er durch die Tür nach draußen.
 

Auf dem Weg zurück zu den Geländern, haderte Itachi mit sich ob er das Morphium jetzt schnell einnehmen sollte oder doch erst am Ende des Tages.

Er warf den Gedanken jedoch bei Seite, während dem „Dienst“ das Rauschgift einzunehmen, war keine sonderlich kluge Idee.

Er ging den Weg zum Häftlingsgelände entlang und beschloss für sich einen kleinen Rundgang durch eben dieses zu machen, um nachzuschauen ob auch alles noch bei seiner Ordnung war.
 

Er lief durch das Häftlingslager, die Gänge entlang und musterte die Häftlinge die ihm entgegen kamen.

Häftlinge die es zwar durch die Selektion schafften aber nicht zum arbeiten genannt wurden.

Meistens wurden diese Häftlinge für eher sinnlose Arbeiten benutzt oder aber auch als Sklaven für die Gelüste der SS-Männer.
 

Die Häftlinge zuckten erschrocken unter seinem kühlen Blick zusammen. Er würde den Leuten gerne ein Lächeln schenken, doch er hatte Angst, dass diese Vertrauen zu ihm fassen würden, ihn vielleicht auch Sympathisch finden würden und das konnte er einfach nicht mit sich ausmachen.
 

Die Leute sollten ihre Mörder nicht sympathisch finden.
 

Mörder.
 

War er das wirklich?

War er wirklich ein Mörder?

Er hatte bislang noch nie einen Häftling in der Art angerührt. Er hatte auch noch keinen Misshandelt, einfach so aus Spaß an der Freude. Er ging immer so um, wie man es von ihm verlangte, dass man mit ihnen umging.
 

Gewissenhaft.

Pflichtbewusst.
 

Das war es, was er war.
 

Er schüttelte den Gedanken beiseite. Er durfte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
 

Auf halber Strecke kam schließlich zum stehen und beobachtete wie Obito mit Deidara um die Ecke kam. Sie liefen nebeneinander her, schwiegen sich an und hatten starr den Blick nach vorne gerichtet.
 

Sie unterschieden sich wie Tag und Nacht fand Itachi.
 

Deidara war geschätzt drei Jahre jünger wie er selbst, war an der Ostfront tätig, war in Stalingrad – Und was für Horrorgeschichten er gehört hatte er konnte sich kaum vorstellen, dass das jemand so auf die leichte Schulter nahm.
 

Doch der Blonde wirkte auf ihn ausgesprochen stabil, für das was er wohlmöglich dort erlebt hatte.
 

Sein Blick glitt über den Adjutanten und musterte ihn prüfend, nahm jedes Detail von ihm in sich auf. Die blonden langen Haare waren gut gepflegt, seine blauen Augen strahlten Sicherheit aus und seine Haltung war stets gehoben und streng. Die schwarze Uniform schmiegte sich passgenau an seinen Körper und die Schirmmütze war tief in sein Gesicht gezogen um die Augenklappe zu verdecken.
 

Alles in allem wirkte er auf ihn, wie jemand der sein ganzes Leben über nichts anderes getan hatte als für den Lagerkommandanten zu dienen.
 

Und dann war da Obito, die dunklen Haare schauten unter der schwarzen Schirmmütze hervor, welche er stets schief trug. Seine breiten Schultern waren straff und der Rücken gerade aufgerichtet. Sein Kinn war gehoben und die Narben auf der rechten Gesichtshälfte taten ihr übriges. Er wirkte autoritär und kalt, und doch strahlte er dabei eine gewisse Sympathie aus und würde Itachi ihn nicht so gut kennen, würde er letzteres sogar glauben.
 

Doch er kannte Obito gut genug um zu wissen, dass er alles andere als Sympathisch war und das würde Deidara noch früh genug lernen.
 

Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er das gequälte aufschreien eines Mannes wahr nahm. Er richtete seinen Blick auf das Geschehen und geschockt hielt er den Atem an.
 

Wenn der Lagerkommandant wütend wurde und einen Häftling auf den Boden nagelte dann mit gutem Grund.
 

Und Gott bewahre, niemand wollte diese Situation jemals erleben.
 

Auch Deidara nicht, der als beteiligter wie ein geschlagener Hund daneben stand und hilflos auf den Mann starrte, der von Obito auf dem Boden gehalten wurde.
 

Schmerzlich sah Itachi zur Seite, er wusste, dass ihn diese Aktion zu keinem besseren Menschen machen würde, wie alle anderen in diesem Lager hier, doch der Häftling hatte soeben sein Todesurteil bekommen, da konnte selbst er nichts mehr machen.

Itachi machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück in die Häftlingsbunker um sich zur Zimmerinspektion mit dem Rapportführer zu treffen.
 

Dem Geschehen hinter sich kehrte er den Rücken zu.

Auch wenn ihm der Mann leid tat aber sein Schicksal war besiegelt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -AkatsukiHime
2018-02-11T17:39:53+00:00 11.02.2018 18:39
"Dem Geschehen hinter sich kehrte er den Rücken zu."


Irgendwie hat es mir dieser Satz total angetan. Weil es einfach die damalige Haltung der Menschen so gut beschreibt. "Wegsehen und somit selbst Täter werden."
Auf der anderen Seite, kann ich mir vorstellen, dass das, was Itachi gerade durchmacht, dessen Gefühlswelt du im übrigen sehr gut auf den Punkt bringst, wie ich finde, vielleicht tatsächlich die Meisten so empfunden haben, zu dieser Zeit.
Mit Sicherheit, gibt es Leute wie Sasori, oder Obito, die tatsächlich in ihrer Arbeit aufgehen um irgendwelche Komplexe zu komprimieren, durch das Ausleben diese Machtexesse, dann gab es eben noch Deidaras, die mehr oder weniger selbst traumatisiert waren und somit in diese Rolle gedrängt wurden, geformt wie ein weicher Klumpen Lehm, bis er steinhart ist ;) - Aber ich denke, die meisten Leute waren "Itachis". - Die einfach nur ausgeführt haben, nicht mehr und nicht weniger und hofften. dass es einfach irgendwann sein Ende finden würde.
Ich finde die Rollen sind vorzüglich gewählt, man merkt definitiv, dass du dir Gedanken gemacht hast.

Sehr schön C:
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
11.02.2018 18:45
Naaaaawwww omg das rührt mich gerade mega :3 ! Danke Danke q.q
Und es freut mich, dass die Charaktere passend getroffen wurden - Ich konnte mir Itachi schwer als kalten SSler vorstellen dem das alles egal ist, vorallem wenn man bedenkt was er im Anime/Manga durchmacht und damit umgeht. Also - Macht so eher Sinn :D
Die Anspielung mit dem Lehm u.û I see what you did there ;D Hehe

Vielen lieben Dank <3 <3


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