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Jay musste schmunzeln als Jules vom Laptop aufstand und ihm zu nickte. „Wir können los“, meinte der. „Luan scheint es dir ja ziemlich angetan zu haben, was?“ Unbeabsichtigt errötete Jules, bei dieser Frage von Jay. „Ich habe also recht“, schlussfolgerte sein Freund daraufhin. Er schlug Jules kumpelhaft auf die Schulter. „Ist doch vollkommen in Ordnung.“ „Wie auch immer“, der Blonde seufzte. „Lass uns gehen. Sonst kommen wir heute gar nicht mehr voran.“ „Da spricht der Planer aus dir.“ Manchmal zog ihn Jay mit dieser Eigenschaft auf. Allgemein neckte er ihn gerne, wenn sie unter sich waren. Das war wahrscheinlich ein Ausdruck von Jays Zuneigung. So empfand es jedenfalls Jules, denn in seinen Kommentaren, lag nichts Böswilliges. Im Gegenteil. „Du siehst gut aus.“ „Echt?“, er blinzelte und besah sich kurz im Spiegel. Seit der Mastek, mochte Jules seinen Anblick weitaus lieber. Endlich musste er nichts mehr kaschieren. Er konnte sich frei bewegen. Selbst Jay hatte damals sofort bemerkt, wie erleichtert Jules nach der Operation war. Und er gönnte es ihm von Herzen. Jules hatte lange genug darauf gewartet, endlich auch optisch er selbst zu sein.
 

„Ja“, er zog ihn zu sich heran und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du musst dich absolut nicht verstecken.“ Jules bekam eine Gänsehaut. Ob Jay wusste wie gut ihm solche Worte taten? Und zwar hauptsächlich wenn diese von ihm kamen. Er hustete. „Auf geht’s.“ Zaghaft wand sich Jules aus Jays Griff und ging zu Tür. „Alles okay? Kommst du?“ „Ja, es ist nichts keine Sorge.“ Täuschte sich Jules oder wirkte Jay bedrückt? Er schüttelte jenen Gedanken ab. So bald sie die Straße betreten hatten, waren sie wieder Freunde. Wenn Luan ihnen jetzt begegnen würde, käme sie wohl nie auf die Idee, dass die beiden ein Paar waren. „Ob sie es wohl schafft, sich den Tag gut zu vertreiben?“, fragte er sich leise. Jules tat es leid, dass er heute nichts für Luan tun konnte. Sie schien einsam zu sein. Was das anging, bedurfte es nicht viel für ihn, um sich in ihre Lage hinein zu versetzen. Bevor Jules Jay kennengelernt hatte, war er sozusagen alleine auf weiter See gewesen. Viele Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Einzig und alleine aus dem Grund, weil er zu sich selbst stand.

Jay hatte ihm die Hand gereicht und ihm gezeigt, dass es noch andere Menschen gab. Dafür war er ihm dankbar. Mittlerweile hatte Jules immens an Stärke dazu gewonnen. Nicht nur durch Jay, sondern auch durch seinen Weg, den er stetig ging. Dabei musste Jules sich treu bleiben. Sonst wäre er schon längst untergegangen. Vielleicht machte ihn diese besondere Beziehung zu Jay gerade stärker. Dadurch, dass Jay nicht immer für ihn da sein konnte, stand Jules vieles ohne ihn durch. Umso mehr wusste er es zu schätzen, wenn sein Partner dann tatsächlich für ihn einstand. Jules erinnerte sich gut daran, wie Jay nahe zu ausgerastet war als seine Eltern ihn stetig mit falschem Namen und Pronomen ansprachen. „Er heißt Jules. Das ist sein Name! Außerdem ist er nicht eure Tochter sondern euer Sohn. Das war er schon immer. Merkt euch, das doch endlich mal.“ Jules Vater hatte den unwillkommenen Gast nur böse an gefunkelt. Das lag wohl daran, dass er die Transidentität seines Sohnes gerne verdrängen wollte. Zudem akzeptierten beide Elternteile nicht die Partnerwahl von Jules. Sie hassten Jay regelrecht. Der fand sich bereits von Anfang an damit ab.
 

Jay zog ihn am Ärmel. „Das sieht ganz gut aus. Findest du nicht?“ Erst jetzt fiel Jules auf, dass sie ohne Jays Hinweis, direkt an dem Reisebüro vorbei gegangen wären, das sich zu ihrer Linken befand. Zufrieden nickte Jules und sie traten ein. „Guten Tag. Was kann ich für sie tun?“, fragte die Mitarbeiterin höflich. Jay erläuterte ihr, dass sie noch kein genaues Ziel hatten sondern erst einmal Informationen zu möglichen Reisezielen sammeln wollten. Sie ging komplett in ihrem Element auf, eilte davon und kam mit etlichen Broschüren sowie Katalogen wieder. Geduldig wies sie Jay und Jules in zahlreiche mögliche Reiseorte ein, die ihrem Budget entsprachen. „Leider sind wir zwei noch im Studium“, führte Jay aus. „Das ist kein Problem. Wir finden schon den richtigen Aufenthaltsort für sie. Teils kommen zur Hauptsession Last Minute hinein, die sehr kostengünstig sind. Ich gebe ihnen einfach mal meine Karte mit.“ „Vielen Dank“, er lächelte und nahm die Karte entgegen. „Wir werden uns auf jeden Fall melden. Oder?“, Jay besah seinen Begleiter.
 

„Ja“, antwortete Jules. Sie reichten einander die Hände und verabschiedeten sich von ihrer Vermittlerin. Jules kam gegen Ende des Tages kaum noch mit, wie viele Reisebüros sie bereits aufgesucht hatten. Das Letzte war in einem Einkaufszentrum, welches in Richtung des Stadtausganges lag. „Hier war ich ja ewig nicht mehr“, stellte Jules fest. „Geht mir genauso. Aber ein Freund hatte bei dem Veranstalter mal eine Reise gebucht“, berichtete Jay. Die Mitarbeiter bei besagtem Reisebüro waren äußerst freundlich und zuvorkommend. „So ein Urlaub unter Freunden ist doch immer etwas Besonderes“, sprach ihr Berater gut gelaunt. „Ähm“, Jay räusperte sich. „Wir sind nicht befreundet.“ Für einen kurzen Moment stockte Jules der Atem bis Jay breit grinste und mit ruhiger Stimme sprach. „Er ist mein Freund, wenn sie wissen was ich meine.“ Dies hatte er bisher nie so offen ausgesprochen. Selbst der Mitarbeiter sah sie für einige Zeit sprachlos an.

„Gut, dann nehme ich mal an, sie möchten dementsprechend auch ein Zimmer mit Doppelbett“, ging er wieder in die Normalität über und konzentrierte sich auf die Suche. Jay hatte ihm ein paar Stationen genannt, die sie in Erwägung zogen. Zum Schluss waren sie um einige Informationen reicher. Der Mitarbeiter wünschte ihnen einen schönen Tag und lächelte sie verschwörerisch an. „Was er wohl hatte?“, murmelte Jules als sie das Geschäft verließen. „Das hast du nicht bemerkt?“, Jay gluckste. „Hä? Was soll ich denn bemerkt haben?“ „Oh je“, er hielt sich gespielt den Kopf. „Jetzt sag schon“, drängte Jules. „Du bist echt blind. Aber gut, ich sag es dir. Er stand auf dich.“ „Der Mitarbeiter?“ Jay nickte. „Hmm, das habe ich wirklich nicht bemerkt. Woran hast du es gesehen?“ „Ich habe da eben einen Blick für, vertrau mir“, der Schwarzhaarige zwinkerte ihm zu. „Aus dem Grund hatte er so seltsam reagiert, nachdem ich erwähnte, dass du mein Freund bist.“ „Du merkst mehr als ich. Mein erster Gedanke war, dass er wegen dieser Sache Vorurteile hat.“
 

„Nicht jeder hat die. Bei ihm war es gänzlich anders als bei Flo. Er war total aufgeschlossen. Du hast es zwar nicht bemerkt, doch er hat dich sehr oft mit eindeutigen Blicken angesehen. Wahrscheinlich konnte ich daher nicht ohne Weiteres schweigen.“ „Bist du etwa eifersüchtig?“, stichelte Jules. Damit schien er ihn wohl getroffen zu haben, denn Jay rollte theatralisch mit den Augen. „Ha, erwischt!“ Jules schnippt mit den Fingern. „Ich habe Durst.“ Dies war Jays bewährte Taktik um vom Thema abzulenken. Doch er nahm es ihn keinesfalls übel. Viel mehr erfüllte ihn seine Ehrlichkeit im Reisebüro mit Stolz. Selbst wenn dies eine einmalige Aktion bleiben sollte, war dies Beweis genug für Jays Zuneigung zu Jules. „Danke“, flüsterte Jules ohne das Jay es hörte. Sie machten es sich in einem der Cafés bequem. „Ich lade dich heute ein“, beschloss Jules kurzerhand.
 

„Das hättest du echt nicht machen müssen.“ „Doch, doch. Du hast mir letztens die Sneakers gekauft. Da ist es selbstverständlich, dass ich mich revanchiere. Und was ist schon ein Getränk?“ „Du bist süß, jedenfalls … danke dir“, Jay nahm ihm die Cola ab. Er mochte Kaffee nicht. Auch von Alkohol hielt er nicht viel ebenso wenig wie von Drogen oder Zigaretten. Das hatte Jules stets beeindruckt. Früher einmal war Jay Kettenrauch gewesen, wie er ihn am Anfang erzählt hatte. Eine der wenigen Sachen, die Jules aus seinen früheren Leben wusste. Was die Vergangenheit anging, war Jay gehemmt. Aber er wollte ihn zu nichts drängen. Jules mochte es selbst nicht auf unangenehme Themen angesprochen zu werden. Stattdessen genossen sie nun ihr gemeinsames Wochenende. Nach dem Bummel und der Informationsbeschaffung, kochte Jules für ihn. Später arbeiteten sie ihre Netflix Liste ab. Sie liebten beide Horrorfilme, also war die Wahl recht einfach. Außerdem konnte Jules so ungehindert nach seiner Hand greifen. Kurz vor dem Schlafengehen, schrieb er Luan, während Jay ein paar Runden zockte. In trauter Zweisamkeit kuschelten sie sich beisammen. Der anschließende Sonntag war eher zum Chillen gedacht. Sie verbrachten den halben Tag im Bett und sichteten Serien bis die Stunde des Abschiedes kam. Jay schloss Jules in eine innige Umarmung. „Es war schön mit dir“, sprach er. Jules konnte die Wehmut in seiner Stimme erkennen. Morgen war Montag. Ihre Insel der Einsam- und Abgeschnittenheit wurde somit aufgelöst. Jay musste erneut so tun als wäre ihm Jules egal und dieser hatte sich damit abzufinden. Noch lange Zeit stand er am Fenster und sah jenem Mann nach, für den er das alles auf sich nahm.



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