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Verloren starrte Jay auf den Bildschirm. Es fühlte sich einsam an ohne Jules. Selbst die Zockerrunde erfüllte ihn nicht wirklich. Dennoch brauchte er diese, um sich abzulenken. Jays Messenger lief auf Hochtouren. Kein Wunder. Er hatte seine Kumpels das ganze Wochenende über gekonnt ignoriert. Natürlich nervte ihn besonders Flo mit Nachfragen bezüglich seines Verbleibes. „Ich war bei meiner Familie. Nichts Wildes aber die hatten schon länger meine Hilfe gebraucht. Deshalb war ich nicht erreichbar. Tut mir echt leid“, log Jay. „Aha. Na dann. Wir hatten uns gefragt, wo du wohl ab bleibst. Die Jungs wollten Basketball spielen gehen. Tja und du hast erheblich gefehlt.“ „Sorry“, während er dies tippte, seufzte er genervt. „Allerdings kann ich meine Familie schlecht versetzen. Wenn sie mich brauchen, ist das nun mal so.“ „Ist ja kein Ding, Bro. Du hättest jedoch mal Bescheid sagen können. Keiner wusste wo du bist. Ich dachte schon, der Freak hätte dich wieder belästigt.“ Wut stieg in ihm empor und fast hätte Jay sich vergessen. Gedanklich nahm er eine Voice Nachricht auf, in der er Flo zurecht wies. „Nee. Der hat sich nicht bei mir gemeldet“, war alles, was er schrieb. Um nicht weiter von Flo belästigt zu werden, legte er das Handy beiseite und widmete sich dem Spiel. Durch seinen Zorn, der tief in ihm drin saß, lief er schier in ein Kugelgeschoss.
 

„Man pass doch auf“, schrie ihn einer seiner Mitspieler an. „Ja, entschuldige.“ Jay entschied schnell, dass heute nicht sein Abend war und loggte sich nach der Runde aus. Es war bereits nach null Uhr. Wenn er morgen in die Vorlesung wollte, musste er langsam ins Bett gehen. Mehr oder minder quälte sich Jay ins Bad, putze die Zähne und schlüpfte aus seiner Kleidung. Bis auf die Boxershorts, die behielt er an. „Ob ich ihm schreiben sollte?“, grummelte er vor sich hin.
 

Unentschlossen hielt Jay sein Smartphone in der Hand. Doch bevor er sich entscheiden konnte, summte sein Handy auf und eine neue Nachricht von Jules wurde ihm angezeigt. „Ich weiß, dass du nicht auf Gefühlsdusseleien stehst. Dennoch musste ich dir einfach schreiben. Die Zeit mit dir war unglaublich. Genau das, was ich gebraucht habe. Es mag komisch kommen, aber ich wollte mich dafür bei dir bedanken. Gerade da ich weiß, wie schwierig das für dich ist. Schlaf gut und träume was Schönes. Du fehlst mir.“ Den letzten Satz las Jay ein paar Mal hintereinander. „Du fehlst mir auch“, dachte er, unsicher ob er es ihm wirklich schreiben sollte. Jay entschied sich dafür, einen Schritt auf Jules einzugehen. Letztendlich war es leichter als er vermutet hatte. „Du mir ebenso. Es freut mich, dass dir das Wochenende gefallen hat. Wir sollten das unbedingt wiederholen.“
 

Er legte das Handy beiseite. Ohne Jules fiel es Jay schwer einzuschlafen, aber das würde er selbstverständlich nie zu geben. Unruhig wälzte er sich hin und her. Bis ihm die Augen zu fielen. Jay hatte Glück, denn heute verschonten ihn die wiederkehrenden Albträume. Ein schriller Pfiff holte ihn unsanft aus der Nachtruhe. Wie automatisch griff Jay neben sich. Nein. Jules war nicht bei ihm. So gerne er sich dies in jenem Moment auch wünschte. Er quälte sich empor und erledigte seine alltägliche Morgenroutine. „Dämlicher Wecker“, fluchte er. Als Jay die Küche betrat, saß Tony, sein Mitbewohner am Tisch und sah geradewegs von seinem Frühstück auf. „Du siehst scheiße aus“, meinte er kühl. „Kein Wunder. Ich hab auch kaum geschlafen“, grummelte Jay zurück. Er mochte Tony nicht sonderlich. Allerdings war die Miete somit billiger. Jedoch wusste Jay, dass sein unliebsamer Mitbewohner Ausschau nach einer eigenen Wohnung hielt. Diesbezüglich hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, denn Jay neigte dazu Dinge gerne aufzuschieben. Jules hatte dies öfter an ihm bemängelt. Und irgendwie hatte er da Recht. Das wusste Jay selbst. „Tja, vielleicht solltest du dich einfach weniger herum treiben“, Tony grinste.
 

Er beachtete ihn nicht weiter. Es war besser keine Diskussionen mit Tony anzufangen. Jay griff nach der Milch, die bereits auf dem Tisch stand und machte sich eine Schüssel mit Cornflakes. Viel zu sagen hatten sie sich nie. Meist verlief es so, dass Jay hastig sein Frühstück aß und verschwand, ohne das ein Gesprächsaustausch zwischen ihnen zustande kam. Genauso war es auch heute. Er krallte sich die Schlüssel sowie seinen Basketball, nachdem er mit allem fertig war und verließ fluchtartig die Wohnung. Kurz bevor Jay die Universität erreichte, wurde er von Flo abgefangen. „Man Alter“, sagte der flapsig. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ „Sorry“, knurrte Jay. „Ich bin nun mal kein Morgenmensch. Aber ich habe es ja noch rechtzeitig geschafft.“ „Immerhin.“
 

Dank Flos Begleitung, konnte er nicht auf seinem Handy nachschauen, ob Jules ihm eine Nachricht geschrieben hatte. Sein Kumpel redet über alles Mögliche. Er hörte ihm jedoch kaum zu. Seine Gedanken waren ganz bei Jules. Zum Glück war Flo ein regelrechter Egomane und hörte am liebsten sich selbst reden. Ab und zu gab Jay ein bejahendes Geräusch von sich, womit sich seine Begleitung zufrieden gab. „Bah“, kam es auf einmal schnippisch von Flo. „Hm?“, Jay sah ihn fragend an. Da wurde ihm bewusst, dass er Jules meinte, der ihnen geradewegs entgegen kam. Sie nickten sich zu. „Wow, ich glaube nach diesem Anblick kommt mir glatt mein Essen wieder hoch“, Flo ahmte einen Würgereiz nach. „Würde dir wahrscheinlich ganz gut tun“, konterte Jules. Sofort erkannte Jay, den Zorn, der in Flos Augen aufflammte. Er stürmte auf den Blonden zu und packte ihn beim Kragen. „Was willst du damit sagen, hä? Im Gegensatz zu dir, bin ich völlig normal.“

„Hey, hey“, Jay ging sofort dazwischen und drückte die beiden auseinander. „Das muss hier nun wirklich nicht sein. Ihr wisst genau wie streng die Dozenten sind. Also beherrscht euch mal.“ Der Größere ließ von Jules ab. „Pfft“, schnaufte er. „Ich gehe zum Seminarraum. Kommst du mit? Ich kann den Anblick von diesem Freak nicht länger ertragen.“
 

„Danke“, flüsterte Jules als Flo sich einige Schritte von ihnen entfernt hatte. Jay nickte nur und folgte ihm schließlich, um seinen Partner mitten auf dem Flur stehen zu lassen. „Allerdings habe ich ihn verteidigt“, sagte er zu sich. Dies war zwar ein schwacher Trost, aber Jay war froh, sich für Jules eingesetzt zu haben. Es war das Mindeste was er tun konnte. Flo zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Er hasste Niederlagen. Außerdem erwähnte er nicht gerade selten, dass er Jules am liebsten eine verpassen würde. „Und mit so jemanden gebe ich mich tatsächlich ab“, grollte Jay.
 

Selbst während des Seminars besserte sich Flos Laune nicht. „Unfassbar“, säuselte Jay und verdrehte die Augen. Er musste sich nun echt auf den Stoff dieser Sitzung konzentrieren. Leider lag ihm dieses Thema nicht, was ebenso der Dozent bemerkt hatte. Aber irgendwie musste Jay durch die Prüfung kommen. Der Leistungsnachweis stand fast vor der Tür und er brauchte die Credits dringend. Da konnte er sich nicht noch mit Flo beschäftigen. „Hoffentlich kann mir Jules helfen“, nervös kaute Jay auf seinem Stift herum, während der Dozent die Arbeitsblätter austeilte. Ein Blick auf diese und er bekam Kopfschmerzen. „Lass es lieber und such dir eine Arbeit“, hatte ihm seine Mutter immer eintrichtern wollen. Doch Jay wollte das Studium unbedingt schaffen. Nicht für andere sondern für sich selbst. So viele Menschen hatten ihn abgeschrieben, ihn weiß machen wollen, dass er nichts konnte. Nein. Das würde sich Jay nicht bieten lassen. Und wenn er an seine Grenzen hierfür gehen musste; sein Ziel war es das Studium erfolgreich zu absolvieren! Die Aufgaben waren keineswegs ohne, aber mindestens schaffte er ein paar. So bald er frei hatte, würde er mit Jules lernen, das nahm er sich vor. Die Stunde näherte sich dem Ende. „ So, genug für heute.“
 

Ihr Dozent klatschte in die Hände. „Die restlichen Aufgaben besprechen wir in der nächsten Sitzung. Ich wünsche ihnen eine erfolgreiche Woche. Bis dahin.“ Jay rappelte sich auf. Missmutig packte er seine Sachen zusammen. „Du siehst ja alles andere als begeistert aus“, resultierte Flo. „Die Prüfungen kommen immer näher. Und damit auch der Leistungsnachweis“, erläuterte Jay. „Wird schon“, sprach sein Gegenüber locker aus. Flo war eben keineswegs ein idealer Gesprächspartner wenn es um Probleme oder Schwierigkeiten ging. Jules war, was dies anging, völlig anders. Jay sparte sich ein weiteres Kommentar, nahm seine Schultertasche und nickte ihm zu. „Wie mich dieser Freak ankotzt“, sagte Flo. „Lass ihn doch einfach in Ruhe. Ich meine … er tut dir nichts. Daher kann ich deine Probleme mit ihm nicht ganz nachvollziehen.“ „Nicht nachvollziehen?!“ Er wurde lauter, so dass Jay ihm mit dem Finger daraufhin wies, sich zu zügeln.
 

„Für mich ist er nun mal nicht normal. Keine Ahnung wie du das ertragen kannst, selbst wenn es nur eine Zweckfreundschaft ist. Ich ekel mich ja bereits, wenn ich ein paar Minuten in seiner Nähe bin. Jemand wie der wird doch nie einen Partner finden. Ach, was rede ich überhaupt von er. Im Grunde genommen ist er ein Es, nichts halbes und nichts ganzes. So bald er mir zu dich auf die Pelle rückt, vergesse ich mich.“ „Vielleicht ist gar nicht er das Problem. Sondern du und deine Transphobie“, hörte Jay sich aussprechen. Moment? Er hatte dies nicht nur gedacht, sondern Flo eben direkt ins Gesicht gesagt. Dieser riss vor Entsetzen und Zorn die Augen weit auf. „Wie bitte?!“



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