Zum Inhalt der Seite

Something just like this

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Jay hatte fest damit gerechnet, dass Flo ihm nach jenem Satz eine verpassen würde. Der Zorn in seinen Augen war ihm immer noch präsent. Damit Jay sich nicht länger Flos Laune geben musste, hatte er sich schnell verabschiedete und war in seine nächste Veranstaltung gegangen. Dabei verfolgten ihn die Blicke seines Kumpels. Zwischendurch schrieb Jay Jules. Langsam aber sicher dämmerte es ihn, auf was er sich da eingelassen hatte, die Sache mit Flo betreffend. Dieser war schlicht und ergreifend ein niederträchtiger Tyrann. Jay schüttelte den Kopf. „An sich mag ich ihn nicht einmal. Er redet nur dummes Zeug. Insbesondere was Jules betrifft. Er kennt ihn nicht mal richtig.“ Solche Gedanken gingen ihm auf dem Heimweg durch den Kopf. Tony war bereits in der Wohnung als er durch die Tür kam. „Na, sieh an wer da ist“, grüßte er Jay selbstgefällig. Der versuchte ihn keine Beachtung zu schenken und wechselte in sein Zimmer. Tony wollte ihn doch nur demütigen, da er seine angespannte Mimik bemerkt hatte. „Volltrottel“, fluchte Jay.
 

Manchmal kotzte ihn alles an. Mit Tony hatte er ohnehin nur Ärger. Es verging kein Tag, an dem er sich nicht über ihn aufregte. Und Jay wusste genau, dass sein Mitbewohner darauf wartete, dass es eskalierte. Der Mitvertrag lief auf Tony. Also musste er sich zusammenreißen. Was Tony gerne ausnutzte. Er liebte es Jay in der Hand zu haben. Ein Punkt mehr, der ihn unterbewusst an ein bestimmtes Erlebnis erinnerte. „Ich will vergessen“, säuselte Jay. „Ich muss vergessen.“ Da war es wieder. Das Gefühl in seiner Brust, wenn er an diese Sache dachte. Die Angst, die er verspürte, wenn sich Anzeichen zeigten, dass alles erneut hoch kam. „Bist du zuhause?“, schrieb er seinem Partner. Er konnte nicht hier bleiben. Zusammen mit diesem Idioten. Jedenfalls nicht momentan.
 

„Ja. Was gibt es denn? Alles okay?“ „Kann ich vorbei kommen?“, fragte Jay, ohne aus Jules Fragen einzugehen. „Sicher. Meine Tür steht dir jederzeit offen. Das weißt du.“ Jay fackelte nicht lange. Schon lustig, wenn man bedachte, dass sie sich gestern erst verabschiedet hatten. „Du gehst?“, rief ihm Tony nach als er mitsamt seines Rucksacks verschwand. Doch Jay antwortete nicht mehr. Wenige Minuten später stand er vor Jules Tür. „Willst du was trinken?“, bot er ihm an. „Ähm, ja klar“, Jay setzte sich auf sein Bett. „Dein Mitbewohner ist wohl noch arbeiten, was?“ Jules nickte und reichte ihm eine Flasche Wasser, die er in seinem Zimmer deponiert hatte. „Entschuldige“, der Schwarzhaarige stieß einen Seufzer aus. Er nahm Jules die Flasche ab. „Hey, kein Problem. Ich freue mich sogar, dass du hier bist. So schnell hätte ich nicht mit dir gerechnet. Und“, Jules machte eine Pause. „Ich habe das Gefühl, dass du mich echt vermisst hast. Oder?“ Den letzten Teil des Satzes fiepte er förmlich. Jay sah ihn an. Jenen Menschen, der ihn ununterbrochen auffing. Hals über Kopf schloss Jay ihn in die Arme und sie landeten auf dem Bett. Seine Fingerspitzen fuhren über Jules Shirt, glitten unter dieses und streichelten die zarte Haut des Blonden. Ihm blieb nicht unentdeckt, dass Jules davon eine Gänsehaut bekam. „Warte“, er griff sanft nach Jays Händen.
 

„Ich denke, dass wir lieber reden sollten. Du machst einen ziemlich angespannten Eindruck und ich bin mir sicher, da wäre es jetzt das Falsche intim zu werden.“ Jules hatte ihn durchschaut. „Du weißt, dass mir das im Grunde weniger liegt“, Jay grummelte. „Versuche es“, ermutigte sein Gegenüber ihn. Seine Beine wippten auf und ab. Wo sollte er anfangen? „Es ist kompliziert. Ehrlich gesagt, habe ich so vieles verdrängt. Bestimmt wirst du es mir kaum glauben aber ich habe mein halbes Leben nahezu ausgelöscht. Ich kann dir nicht mehr sagen, wie meine Kindheit verlief. Klar, gab es da auch glückliche Momente. Jedoch kann ich mich an einiges nicht erinnern.“ Das war tatsächlich neu für Jules. Jay wirkte oft wie jemand, der ein bewegtes Leben erlebt hatte und die Erinnerungen daran, wie eine Art Amulett ständig bei sich trug. „Leider fällt es mir zudem schwer über einen ganz bestimmten Vorfall zu sprechen. Ich verspreche dir jedoch, dass ich das nachholen werde. Mir ist bewusst, dass du für mich da bist und mich deshalb nicht verurteilen würdest. Doch ich muss das selbst erst mal alles verarbeiten. Jahre habe ich darüber geschwiegen. Verstehst du?“
 

„Natürlich. Du hast mir schließlich auch Zeit gegeben, erst zu mir selbst zu finden.“ „Danke“, er lächelte. „Ich kann dir allerdings sagen, dass es mit meiner Familie zu tun hat. Mit einem ganz bestimmten Familienmitglied. Ich habe diese Person bereits jahrelang nicht mehr gesehen. Und nachdem was geschehen ist, werde ich ihr wohl möglich niemals verzeihen können. Noch heute träume ich von dem, was ich erleben musste. Glaub mir, ich wünschte ich hätte ebenfalls diese Erinnerungen gelöscht. Doch es ging nicht. Fast jede Nacht verfolgen mich die Bilder daran.“
 

„Schatz“, fasste sich Jules ein Herz. „Du musst es mir nicht jetzt offenbaren. Mir bedeutet es schon viel, dass du dich überhaupt geöffnet hast. Allmählich bekomme ich das Gefühl, dir näher zu kommen. Dass ich dir wichtig werde, auf eine Art und Weise wie ich sie mir immer gewünscht habe.“ „Wichtig werden?“, Jay zog eine Augenbraue empor. „Du bist mir wichtig! Das warst du stets. Leider kann ich es dir nie in dem Maße zeigen, wie du es eigentlich verdient hast. Wenn der Tag gekommen ist, an dem ich es dir erzähle, kann ich auch endlich meine Ketten los werden. Ich stehe mir selbst im Weg. Das weiß ich. Doch ich versichere dir, dass du mir mehr bedeutest als jede andere Person in meinem Leben. Du bist der Mensch, der für mich eine Art Zuhause darstellt.“
 

Jules strahlte, denn Jays Worte rührten ihn sehr. „Ich bin dein Zuhause?“, wiederholte er. Jay nickte. „Ja“, verlegen verschränkte er die Arme vor seiner Brust. „Du weißt, ich bin weniger gut in Rührseligkeiten.“ „Allerdings“, Jules kicherte. „Das hast du ja schon mehrmals bewiesen.“ „Ha ha. Ich kann auch nichts dafür.“ „Es ist in Ordnung“, er drückte ihn zärtlich an sich. „Mich macht das glücklich, mehr von dir zu erfahren. Als hättest du mir den Schlüssel zu deiner Welt übergeben.“ Jay fuhr ihm durch das Haar. „Und dich stört es nicht, wenn ich heute bei dir schlafe?“, lenkte er ein. Somit schnitt er das Thema an, weshalb er eigentlich zu Jules gekommen war, Tony. Hier fiel es Jay wesentlich leichter, seine Bedenken und Sorgen zu äußern. „Ich kann ihn echt nicht ab. Er provoziert mich, wo er nur kann. Wenn ich Besuch mitbringe, macht er einen Aufstand. Obwohl ich diesen Im Vorfeld ankündige. Und während er die Hausarbeit schleifen lässt, hat er bei mir ein Auge darauf. Ich könnte stundenlang über ihn erzählen, jedoch wird mir das nicht helfen.“ Er stöhnte auf.
 

„Hmm“, Jules überlegte. Wie es aussah war Jays aktuelle Wohnsituation eine einzige Belastung für ihn. „Es kommt jetzt bestimmt überstürzt, aber glaube mir, ich habe bereits längere Zeit diese Idee.“ „Die wäre?“ Jay fixierte ihn eindringlich. „Nun“, er wurde nervös. Nie zuvor hatte er dies vor ihm ausgesprochen. Dabei war es immer Jules Wunsch gewesen. „Du meintest ja, ich sei dein Zuhause. Wieso ziehst du nicht hier ein? Ich mein nur vorübergehend. Natürlich helfe ich dir bei der Suche eines neuen Mitbewohners, was Tony angeht. Damit er nicht ohne da steht. Ich werde Sascha auch fragen, wie er zu meiner Idee steht. In meinem Zimmer ist genug Platz und wir würden die Miete durch drei teilen. Im Endeffekt hat er davon einen erheblichen Vorteil. Also, was meinst du dazu?“
 

Seine Ruhe vor Tony zu haben klang wie Musik in seinen Ohren. Da war Sascha wesentlich angenehmer. Er hatte zwar Marotten, aber die waren ertragbar und bisher hatte er Jules stets in Ruhe gelassen. In der Vergangenheit hatte ihn Jay darum beneidete, dass er einfach sein Ding durchziehen konnte ohne Einmischung nerviger Mitbewohner. „Natürlich“, sprach Jules hastig. „Werde ich dich nicht belagern oder Flo sowie seinen Konsorten davon erzählen. Ich möchte, dass es dir gut geht.“ „Ach. Das mit dem lass mal meine Sorge sein. Was dein Angebot angeht, darauf würde ich sehr gerne zurück kommen. Erträgst du mich denn wirklich täglich?“ „Spinner!“ Er boxte Jay in die Seite. „Sonst hätte ich dir das wohl nicht vorgeschlagen oder?“ „War nur ein Spaß. Jedoch kommen ein paar Sachen auf mich zu. In erster Linie musst du Sascha fragen, ob er sein okay dazu gibt. Ohne seine Einwilligung läuft gar nichts.“ „Sicher“, Jules grinste von einem Ohr zum anderen. „Ich werde bei ihm ein gutes Wort für dich einlegen. Es ist ja keineswegs für ewig. Ich meine, wir können uns immer noch eine gemeinsame Wohnung suchen. Wenn alles geregelt ist.“ Sie glitten zurück auf die Matratze. Die Vorstellung mit Jules in einer WG zu leben, verbesserte seine Laune um ein vielfaches. Sie sprachen über Jules bevorstehendes Date mit Luan. „Keine Sorge, ich werde dann das Feld räumen, wenn sie morgen zu dir kommt“, Jay zwinkerte. Diese eine Nacht wollte er jedoch bei ihm bleiben. Jules hatte ihn bereits in jenen Minuten herunter gebracht. Diese Gabe besaß wohl nur er. Selbst das Aufeinandertreffen mit Tony würde Jay dadurch leichter aushalten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück