Zum Inhalt der Seite

Vernarbtes Herz

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der kleine Unterschied und seine großen Folgen!

Die Nachtschicht war wie erwartet, trist, langweilig und viel zu lange! Munter spazierte ich immer wieder die Gänge ab, der Plan von Law half mir ungemein dabei, mich nicht zu verirren. Um ehrlich zu sein, die Polar Tang wirkte äußerlich kleiner als sie innen war. Die Schlafräume waren in die Dunkelheit der Nacht getränkt, die Kantine gähnte vor Leere und auf dem gesamten Schiff herrschte eine gespenstische Stille. Eine Stille die ich begrüßte, all die Zeit die ich nun hier gewesen war, hatte ich immer im Trubel gelebt. Nun hatte ich Zeit für mich, Zeit zum Denken, Zeit um den Kopf zu ordnen! Mein Drache machte sich nur jede Stunde bemerkbar, was ich begrüßte, seine Hasstriolen hatten seit dem Mittag in der Trainingshalle, etwas nachgelassen. Vielleicht war eine Einigung von uns beiden doch möglich. Zwar geisterte er immer in wichtige Gedankengänge hinein, aber ich entschuldigte es, einer von uns musste nun den besonnenen spielen! Da er eine jahrhundertealte Kreatur war und sich schlechte Angewohnheiten, nicht so leicht aberzogen ließen, war ich diejenige die den klaren Kopf besitzen musste. Nachdenklich strich ich mit meinen Fingern über die Wände des Ganges, mein Weg führte wieder in die oberen Bereiche des U-Bootes. Meine Richtung führte mich abermals an der Kajüte von Trafalgar D. Water Law vorbei. Dieser Name! So ein langer Name, dennoch war er so weich und gleichermaßen einschüchternd, der Name eines Mannes ebenbürtig! Ich stoppte vor seiner Tür und starrte sie an, schwaches Licht drang durch den Spalt. Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Türe und drückte sie auf, dort saß er, an seinem Schreibtisch und schrieb seine Studien auf. Das Licht der Kerze bestrahlte ihn leicht von unten, während sein schwarzes Haar sich in der Dunkelheit verwob! Seine eisgrauen Augen funkelten und schienen gerade in einer anderen Welt unterwegs zu sein, seufzend betrachtete ich ihn noch eine Weile. Diese Leidenschaft ließ er nur durchblicken, wenn es um seine Arbeit ging, ansonsten versteckte er sein Gesicht hinter einer harten Fassade die keine Gefühle kennt.

’Er ist stark, so wie du damals!’ knurrte der Drache, ich aber ignorierte ihn.

Damals… damals hatte ich auch hinter einer Mauer gelebt, es war einfacher, einfacher als sich seinen Gefühlen zu stellen! In Zeiten wie diesen, lässt sich der Verlust geliebter Menschen eher herunterschlucken, wir haben keine Zeit mehr um anzuhalten und zu trauern! Tun wir es doch, werden wir zurückgelassen, die Zeit schreitet weiter und man selber versucht in ihr zurück zu gehen. Hoffnungslos! Die Vergangenheit ist unerbittlich und behält was sie sich genommen hat! Falls es ihr Spaß macht, erinnert sie uns auch dann und wann an das was war! Miststück! Da lehnte ich also, völlig in meiner Zerrissenheit versunken und meinen Augen auf den Kapitän gerichtet. Eisgraue Augen kreuzten meinen Blick und rüttelten mich wieder wach.

„Gibt es ein Problem?“ fragte er und ließ seine Schreibfeder auf das Papier sinken.

Kopf schüttelnd trat ich ein „Nein, es gibt gerade nur zwei Personen die der Nacht zu entrinnen scheinen.“

Seine Mundwinkel zuckten „Ich hatte eine Idee, ich musste sie zu Papier bringen ehe sie verschwunden wäre.“ ich trat näher an ihn heran und ließ meinen Blick über seine Aufzeichnungen schweifen „Dein Kopf brütet oft was Neues aus, oder? Dein Bett ist kaum benutzt.“

„Der Fluch des Genies.“ bemerkte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Neugierig begutachtete ich die Aufzeichnungen, bis mein Blick eine Zeichnung fand, vorsichtig zog ich sie unter dem Papierhaufen hinaus. Meine Augen huschten über die Details und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Die Schuppen, die Stacheln, die lederartigen Flügel, alles war haargenau skizziert worden.

„Sollte ich mich geehrt fühlen?“ mein Finger glitt über die Nüstern der Bestie.

Law zuckte mit den Schultern „Kannst du, es dient ausschließlich den Studien.“

„Ist das so?“ hackte ich nach und ergatterte einen kurzen Blick auf sein Gesicht das beschämt wegsah „Danke.“

Rasch stand er auf und nahm mir die Zeichnung ab, da war es wieder, das eiserne Gesicht, das Gesicht das niederschmetternd urteilte „Du musst zurück zu deinem Dienst.“

Er ging an mir vorüber und zog sich seinen schwarzgelben Pullover aus „Bitte, geh nun. Ich lege mich nun schlafen.“

Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihm nach „Tust du das?“

„Willst du es etwa überwachen?“ fragte er und begann sich seine Hose aufzuknöpfen „Du musst wissen, ich schlafe immer nackt!“

Die Schamesröte schoss mir in den Kopf und ich senkte beschämt den Blick „Gut, gut… ich geh ja schon.“

Ich huschte durch den Türschlitz, konnte aber vorher noch seinen überraschten Blick auffangen. Ich spürte wie mir Tränen über das Gesicht hinab liefen, erschrocken stoppte ich und fasste mir an die Wangen! Was war hier los?

Eine Erinnerung schoss durch meinen Kopf, zwang mich auf die Knie und brannte sich in den Moment ein! Eine Gegebenheit wie diese von eben, nur mit dem Unterschied das ich deutlich jünger gewesen war! Ich stand genauso in dem Zimmer, war wieder aus eigen Regime in den Raum eingetreten. Ich hatte Angst gehabt, Angst vor den Monstern unter meinem Bett! Mutter war fort gewesen, also musste ich zu ihm, aber er war nicht mein Vater, sondern war mit meine Mutter nach dem Tod meines Vaters zusammengekommen! Ein schmieriger Widerling, vor meiner Mutter tat er immer auf den heiligen Samariter, aber wenn wir alleine waren, wusste ich nie ob ich mehr vor den Monstern oder ihm Angst haben sollte! Diese eine Nacht hatten die Monster gewonnen, ich hatte ihn also aufgesucht und da begann der Alptraum! Auch er war gerade dabei sich für das Bett zurichten, dort stand ich, ein kleines Mädchen, nicht älter als elf Jahre! Seine lüsternen Augen die mich begutachteten und in diesem, einen Moment, einen Entschluss fassten! Seine Hose viel dumpf auf den Boden und er kam auf mich zu, ängstlich klammerte ich mich an meinen kleinen Teddybären, wohlwissend das er mir schlimmes antun würde! Seine Hand bedeckte meinen Mund, die Schreie die ich verlauten ließ, fanden nie den Weg nach draußen! Die nächsten Bruchstücke der Erinnerung verschwammen und ich spürte nur den Schmerz den ich durchlitten hatte, die Tortur die ich stundenlang durchgemacht hatte, wie ich mich gefühlt hatte… benutzt!

Ich lehnte vornüber, die Tränen ergossen sich vor mir auf den Boden, diese Erinnerung hatte ich völlig verdrängt, zu Recht!

’Sie ist eine deiner stärksten Erinnerungen, du darfst sie nicht verdrängen!’ knurrte der Drache und ich schüttelte den Kopf „Sie ist es nicht wert aufgehoben zu werden!“

Tatsu brüllte entsetzlich auf ’Diese menschliche Dummheit! Es ist Vergangenheit, du kannst es eh nicht ungeschehen machen!’

„Genau, deshalb muss ich mir diese Erinnerung auch nicht wachhalten!“ erwiderte ich und schlug wütend auf den Boden „Willst du den Schmerz darin nicht verstehen? Er zerstört mich!“

’Diese Gefühlsduselei kannst du dir für jemanden anderen sparen!’ fauchte er und ich schüttelte entsetzt den Kopf „Je stärker ich werde, desto schwächer werde ich auch! Das ist der Schmerz der dich stärkt und mich verzehrt!“

Der Drache lachte entsetzlich ’Glaubst du Helden werden aus den Schönen und Reichen geboren? Nein, sie finden allesamt ihren Ursprung in großem Leid!’

„Dann war mein Selbstmord, meine stärkste Tat!“ hauchte ich und der Drache verstummte „Erkennst du den Wahnsinn darin?“

Der Drache verdrehte die Augen ’Du siehst das zu streng!’

Ich lachte verzweifelt auf „Du siehst es nicht streng genug! Ich kann nicht auf immer in der Vergangenheit leben, die Stärke muss auch anderes erreichbar sein! Sie darf nicht in der Zerstörung meines Geistes liegen!“

’Fein! Dann find du doch einen Weg die vollen Kräfte zu entfesseln!’

So verschwand er wieder in meinen Gedanken, ließ mich weinend und schluchzend zurück! Ich verlagerte mein Gewicht zurück auf meine Knie, die Tränen erkämpften sich immer noch ihren Weg an die Freiheit. Eine Berührung auf meinem Rücken ließ mich innehalten, sie nahm mir für einen kurzen Moment die schwere Bürde. Dann kamen mir, zwei eisgraue und funkelnde, bekannte Augen in den Blickwinkel. Seine Augen verrieten mir das er mitgehört hatte, sie waren von Sorge durchfurcht, seine Finger nahmen behutsam mein Kinn in die Hand.

„Wir finden einen Weg.“ hauchte er und starrte mich unentwegt an „Darf ich deinen Schmerz erfahren?“

Ich schnappte nach Luft „Willst du das wirklich? Mein Leidensweg ist ein so viel größerer als der von anderen!“

„Wenn es hilft das Vergangene zu bewältigen, dann ja!“ ich ließ mich in seine Umarmung fallen „Ich möchte einfach die Zeit vor Whitebeard löschen.“

„Dann rede darüber und wir versiegeln gemeinsam diese Kapitel.“ schlug er vor und senkte seinen Kopf auf meine Schulter „Ich ertrage es nicht dich so leiden zu sehen.“

Ich krallte mich in seinen nackten Oberkörper und hörte wie er leicht aufstöhnte „Nicht hier!“

Laws Griff um mich festigte sich und er hob mich ohne viel Anstrengung hoch. Meine Arme umschlangen seinen Hals und ich ließ den Blick gesenkt, unser Weg führte den Gang zurück zu Laws Kajüte. Der junge Kapitän hielt mich eng an seine Brust und ich konnte seinen schnellen Herzschlag an meiner Hand spüren. Mein Blick glitt zu seinen Augen, die mehr Gefühle denn je zu ließen! Sie wirkten nun unruhiger und aufgebracht, dennoch lag eine tonnenschwere Last der Müdigkeit auf ihnen! Ob ich ihm solche Sorgen bereitete?

„Es tut mir leid, falls ich eine Last für euch bin.“ flüsterte ich gedrückt.

Law schüttelte den Kopf was seine schwarzen Haarspitzen tanzen ließ „Du bist keine Last, aber ich würde gerne dein Leid verstehen, um dir besser helfen zu können.“

„Dann hoffe ich das du mich nachher nicht mit anderen Augen sehen wirst!“

Ein Lächeln hüpfte über seine Lippen „Nie.“

Bei seiner Kajüte angekommen schritt er mit mir im Arm hinein und ließ mich auf seinem Bett nieder. Ich postierte mich so das meine Beine über den Rand des Bettes hingen und ich aufrecht vor ihm saß. Mein Herz raste, es tat unendlich weh, die Erinnerungen die mich innerlich verbrannten! Law ging zu seinem Schreibtisch und schenkte etwas in einen Becher, dann öffnete er eine Schublade und gab noch einen ordentlichen Schuss Rum mit hinein.

Er lief zu mir und reichte mir das Getränk „Da… etwas Kaffee mit Rum, das gibt dir etwas Mut und senkt deine Hemmschwelle!“

Trübselig starrte ich das Gebräu an „Das werde ich brauchen.“

Der Becher umschloss meine Lippen mit einer wohligen Hitze, ich kippte das Getränk in einem runter. Die Wärme breitete sich sogleich in meinem Körper aus und der Alkohol fand seinen Weg in meinen Kopf. Die Leichtigkeit nahm mich ein und führte mich mit meinem Blick zu den Lippen meines Kapitäns, ich hatte Alkohol wirklich noch nie gut vertragen.

„Fang an, wenn dir danach ist, ich bin hier und höre zu.“ erklärte er und postierte sich mit einem Stuhl direkt vor mir.

Ich holte tief Luft und startete mit meiner Misere „Bis ich acht Jahre alt war, war mein Leben wundervoll. Ich hatte sich sorgende Eltern, mein Leben war von Liebe und Zuneigung geprägt, von Sicherheit und Ordnung. Vater ging jedes Wochenende mit mir Angeln, das war seine Leidenschaft.“ betrübt blickte ich auf den Rand des Bechers „Dann kam dieser eine Frühlingsmorgen, wir waren gerade fertig mit dem Frühstück, Sekunden vorher hatte er noch gelacht und sich über etwas aus der Zeitung lustig gemacht. Keine Sekunde später stürzte er krampfend auf den Boden, er hielt sich seine Brust und Mutter schrie fürchterlich auf! Ich hatte seine Hand genommen und ihn immer wieder gebeten er dürfe mich und Mutter nicht alleine lassen. Alle Hilfe kam jedoch zu spät, er hatte einen Herzinfarkt, er war immer gesund gewesen, niemand konnte sich das erklären.“

Meine Augen glitten zu denen von Law „Mit diesem Tag, begann mein Absturz! Kein Jahr später fand meine Mutter einen neuen Mann…“ ich schluckte schwer „Auf sie wirkte er nett und hilfsbereit, fast wie mein Vater. Doch er war ein Monster! Wenn ich mit ihm alleine war, durchlitt ich Ängste die ein Kind nicht ertragen sollte!“

Laws Augen wurden schwerer und ich merkte die Betroffenheit, weil er verstand was ich meinte.

„Er war nie weitergegangen als Anspielungen die selbst für ein Kind verständlich waren!“ ich senkte den Blick und mein Griff festigte sich um den Becher „Bis zu dieser einen Nacht!“ der Becher zersprang in meiner Hand und ich begann zu zittern „Er… ich… so sollte das Leben für ein Kind nicht anfangen!“

Mit glasigen Augen betrachtete ich die Splitter in meiner Hand und sah wie sich die Hände des Kapitäns dazugesellten und die Scherben aufsammelten.

Als er sie allesamt entsorgt hatte fuhr er beruhigend über meine Hände „Wir können ein anderes Mal weiter darüber reden, wenn dir das nun zu viel ist.“

Kopf schüttelnd fuhr ich ihn meiner Erzählung fort „Es war zum Glück nur einmal passiert, meine Mutter hatte davon Wind bekommen und ihn sofort auf die Straße gesetzt. Doch, das Unglück wollte Einzug in meinem Leben halten! Es war soweit ich mich erinnere, gerade ein halbes Jahr später, da wurde unsere Insel von Piraten überfallen. Sie töteten alle Männer und Alten! Meiner Mutter schnitten sie, vor meinen Augen die Kehle durch!“ Law gesellte sich an meine Seite und nahm mich in den Arm.

„Das ist wirklich kein Leben das man als Kind haben sollte.“ behutsam strich er mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Verzweifelt versuchte ich mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen „Sie nahmen uns Kinder mit und verkauften uns an die Sklavenhändler! Ich wurde zigmal gekauft und verkauft, zu gerne wäre ich einmal zu den Männern gekommen die einen als Dienstmädchen benutzen! Ich wurde etliche Male zum Spaß gezüchtigt und wurde zur Schau gestellt! Schmerz und Demütigung beherrschten mein Leben und brachen meinen Willen!“

Law zog mich näher und umschlang mich mit seinen Armen „Wie kamst du frei?“

„Whitebeard überfiel eines der Aktionshäuser, weil ein Crewmitglied dorthin entführt wurde. Er schenkte uns allen die Freiheit, doch ich war die Einzige die auf der Tribüne sitzen blieb. Whitebeard kam zu mir und wir redeten eine Zeitlang, er wollte ebenso wie du meinen Leidensweg erfahren. Nach meiner Geschichte, reichte er mir die Hand und überließ mir die Entscheidung, entweder ich ginge in die Gosse oder würde zu seiner Tochter werden… die Entscheidung fiel natürlich nicht schwer!“

„Und so wurdest du zum Pirat.“ fügte er hinzu und drückte mich noch fester.

Der Rum setzte sich in meinen Kopf und ließ mich erschöpft die Augen schließen „Genau, die Option Pirat zu werden war verlockender als, als Hure in der Gosse zu enden.“

Ich ließ mich auf seinen Schoss nieder und Law strich mir weiter über den Rücken „Du musst wissen, ich bin froh das du hier bist.“

„Wirklich?“ fragte ich schwach und driftetet langsam in den Schlaf weg.

Seine Hand versenkte sich in meinen Haaren und kraulte mir behutsam den Nacken „Ja, ich sehe dich lieber als Pirat an meiner Seite, als eine namenslose Hure.“

„Zu freundlich.“ kicherte ich leise und döste ein.
 

Mein Traum war schrecklich, er zeigte mir meine Vergangenheit vom Anfang an! Begonnen bei dem Tod meines Vaters, die Misshandlung meines Ziehvaters bis hin zu der Abschlachtung der Inselbewohner und der Verkauf der Kinder bei den Auktionshäusern! Die etlichen Hände und Fäuste die mich schlugen, mich begrabschten und benutzt zurück ließen! Ich spürte den Schmerz, der mich wie ein Stromschlag durchzuckte, doch er ebbte ab! Ich wurde eingenommen von einer wohligen Wärme, die sich um mich festigte und mich in Sicherheit bettete! Sicherheit die ich seit Jahren verloren geglaubt hatte, die selbst Whitebeard mir nicht geben konnte. Zufriedenheit flutetet meinen Körper und vertrieb die dunklen Gedanken an das was war!
 

Langsam öffnete ich die Augen und blickte verwirrt blinzelnd in das zufriedene Gesicht von Law. Seine Arme waren noch immer um mich geschlungen und unsere Gesichter waren nur Millimeter voneinander entfernt! Sein Atem ging langsam und schwer, er schien noch immer tief zu schlafen. Sein Gesicht war schwerelos, völlig befreit von den Sorgen und Problemen, er hatte eindeutig die letzte Zeit wenig bis gar nicht geschlafen. Daher mussten wohl auch seine schwarzen Ringe unterhalb der Augen kommen, wobei sie ihn auf seine Art und Weise attraktiv machten. Sein schwarzes Haar hing wild in sein Gesicht und ich konnte es mir nicht nehmen lassen, es zu berühren. Vorsichtig strich ich ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht, wobei ich bemerkte wie unglaublich weich sie waren. Meine Finger tanzten flüchtig über die Wange des jungen Mannes und berührten die Koteletten die sein Gesicht einrahmten. Seine Wimpern waren für einen Mann unverschämt füllig, da öffneten sich langsam die Augenlieder von Law. Seine eisgrauen Augen offenbarten mir ihre Komplexität, sie waren von einem dunkleren Grau umrandet und von hellen und dunklen Grautönen durchwirbelt. Reflexartig wollte ich die Hand wegziehen, doch Law griff nach dieser und hielt sie an Ort und Stelle.

„Nicht.“ hauchte er und wir starrten uns unentwegt weiter an.

Seine Hand löste leicht den Griff, doch ich wagte es nicht sie von ihm zu nehmen, sondern verweilte weiter auf seiner Wange. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, was mein Herz beflügelte und mir Hitze in die Wangen schießen ließ! Meine Atmung beschleunigte sich als Laws Hand auch meine Wange berührte.

„Ich sehe dich noch immer als die große Kriegerin!“ seine Augen glänzten und er lehnte sich vor.

Ich erwartete jeden Moment seine Lippen auf meinen zu spüren, doch es kam anders als erwartet! Seine Lippen fanden ihren Weg auf meine Stirn, die Berührung ließ mich stocken und feuerte eine Salve an Schauern über meinen Rücken! Den Kuss den er auf meiner Haut hinterließ war ein weicher, voll von Zuneigung und Vertrauen. Als er sich wieder löste sah ich in seine intensiven Augen und mein Blick tanzten zwischen seinen hin und her. Ich spürte eine Verbundenheit die ich nicht mehr loslassen wollte, dann umschlangen seine Arme mich wieder und er drückte mich näher an sich!

Sein Atem streifte mein Ohr und ließ mich erschaudern „Ich werde nicht zulassen, dass du weiteres Leid erfahren wirst!“

Erleichtert ließ ich meine Stirn gegen seine Brust sinken „Ich danke dir.“

Wir hätten vermutlich noch lange so liegen bleiben können, uns in die Augen schauend und im Moment verweilend. Doch ein Klopfen an der Türe ließ und hastig auseinander huschen!

Law drückte meine Hand noch einmal aufmunternd und fuhr mit der anderen über meine Wange, die Hitze schoss in meine Wangenknochen, was er mit einem verschmitzten Grinsen kommentierte. Ich stand auf und ging in die Mitte des Raumes, während er zur Türe ging und sie öffnete. Es war der weiße Bär, der dort im Eingang stand und besorgt zu dem Kapitän sah.

„Sie ist weg!“ japste Bepo und gestikulierte nervös in der Luft.

Law lachte kurz „Sie ist hier.“ er trat einen Schritt zur Seite und offenbarte mich dem Bären.

„Du lässt mich immer noch überwachen?“ hackte ich nach und zog die Augenbrauen hoch.

Der Mann fuhr sich über seinen schwarzen Kinnbart „Das wird nicht mehr nötig sein. Bepo, du darfst wieder deinen alten Pflichten nachgehen.“

„Was für ein Glück!“ schnaufte der Bär und blickte mich dann erschrocken an „Oh, äh, es tut mir leid.“

„Schon gut, ich bin auch froh dich los zu sein!“ lachte ich und erntete den entsetzten Blick des Bären.

Ein Signalton schnitt dem Bären das Wort ab und ließ uns aufhorchen. Die Warnlampen rotierten und erleuchteten den Gang in einem orangenen Schein.

„Was ist los?“ fragte ich und sah mich irritiert um.

Law legte mir seine Hand auf die Schulter „Nichts Schlimmes, wir befinden uns nur gerade im Auftauchmodus.“

Meine Augen wurden groß, ich war schon lange nicht mehr an Land gewesen und hatte Besorgungen unternehmen dürfen. Das letzte Mal war viele Wochen, bevor ich die Teufelsfrucht eingenommen hatte. Danach hatte ich striktes Training mit Marco, so das jeder Landgang für mich in einer extra Trainingseinheit endete!

„Also los, je schneller wir alles aufstocken, desto eher haben wir für heute Frei.“ erklärte Law und griff sich sein Nodachi das im Türeingang stand.

Ich folgte Law und Bepo durch die Gänge, die Beiden unterhielten sich angeregt über die Aufgaben die wir an Land zu erledigen hätten. Endlich wieder Landgang, ich hatte schon zu lange keinen Fuß mehr auf richtigen Boden getan. Innerlich freute ich mich schon auf das Gras, den Strand, die Bäume, die pure Natur, den frischen Duft der Welt! Wir waren nun beim Rest der Crew angekommen, die alle tummelten sich vor dem einen Ausgang. Ich konnte Shachi und Penguin ausmachen und gesellte mich zu ihnen.

Penguin lehnte sich etwas zu mir „Und wie war unsere Nachtschicht?“

„Langweilig, es ist nichts Nennenswertes passiert.“ log ich ihn lächelnd an.

’Lügnerin!’ grollte der Drache und ich seufzte erschöpft.

Mein Blick verfolgte die Bewegungen des Kapitäns der sich vor die Crew bewegte, dort verharrte er bis auch das letzte Crewmitglied anwesend war.

Dann drang seine tiefe Stimme an uns „Jeder kennt seine Aufgaben, je schneller wir alles besorgt haben, desto schneller können wir in die Taverne und für den restlichen Tag entspannen. Ich habe nur eine Bitte, bleibt immer in Gruppen zusammen, dies hier ist ein rauer Ort und besiedelt von Gaunern, Kopfgeldjäger und Sklavenhändlern. Wenn ihr eure Aufgaben beendet habt, treffen wir uns in der Taverne ‚Lachender Streuner’. Die Getränke gehen dann wie immer auf mich.“

Die Crew jubelte los, dann öffnete Law auch schon die Türe und wir begaben uns nach draußen. Ich folgte Shachi und Penguin ans Deck und wurde jäh enttäuscht! Wir befanden uns in einer Unterwassergrotte. Über uns war eine Decke aus nacktem Stein die voll mit Stalaktiten behangen war, von denen immer wieder kleine Wassertropfen ihren Weg nach unten fanden. Die Luft hing drückend und feucht auf unseren Schultern, so auch die Stimmung in dem Ort der vor uns lag! Es war fast zu Still, die Menschen die dort umhergingen schienen allesamt in Eile zu sein um schnell wieder Zuhause anzukommen.

„Angst?“ hackte Penguin nach der meinen bedrücken Gesichtsausdruck bemerkt hatte.

Ich schüttelte den Kopf „Nein, ich hatte mich nur auf Gras und den Strand gefreut, das ist das genaue Gegenteil.“

Shachi grinste mich an „Wir werden noch genügend solcher Häfen besuchen.“

Ich nickte ihm zu und folgte den beiden Männern auf den Steg. Alles an diesem Ort war heruntergekommen, der Steg war modrig und die Häuser allesamt zerfallen und baufällig. Es musste einst ein Ort mit viel Glanz und Glamour gewesen sein, doch nun fehlte jede Spur davon. Die Menschen hier hatten Angst, Angst vor den zwielichtigen Gestalten die in den Schatten hausten! Die Häuser waren aus massiven, hellem Stein gebaut und die Straßen führten in einem Fächer die Grotte hinauf. Der Ausgangspunkt war definitiv der Hafen, mit jeder Häuserreihe die weiter nach oben führte, wurden die Häuser größer und prunkvoller, eindeutig, ganz oben war das Adelsviertel.

„Was ist hier passiert?“ fragte ich Shachi und er zuckte mit den Schultern „Manche Orte sind nur zeitweilig von Reichtum bevölkert.“

Bedrückt schweifte mein Blick über die Fenster der Häuser, dabei erblickte ich so viel Trauer und Angst das ich schwer schlucken musste! Viele Kinder die heruntergekommen waren huschten durch die Gassen oder saßen an den Fenstern, Mütter die ihre Babys in den Armen hielten und keinerlei Väter besaßen!

Penguin legte mir seine Hand auf den Rücken „Wir können nichts für sie tun, dieser Ort ist nicht erst seit ein paar Wochen so, sie leben schon seit vielen Generationen hier, sie haben selber die Wahl diesen Ort zu verlassen, doch viele hält hier noch etwas. Lass es nicht so nah an dich heran, wir besorgen nun unseren Teil des Proviants und dann sind wir morgen früh auch schon wieder weg.“

„Na gut.“ gab ich widerwillig von mir und folgte den Beiden weiter in die Tiefen der Gassen hinein.

Die Zwei hatten wirklich ein Gespür dafür in die dunkelsten und abgelegensten Gassen zu spazieren! Völlig gelassen schlenderten Shachi und Penguin vor mir voran, nur ich behielt aufmerksam unsere Umgebung im Auge! Dann endlich kamen wir an. Ein kleines Häuschen zwischen den großen Gemäuern, es wirkte fast unscheinbar und verloren!

„Was müssen wir holen?“ hackte ich nach und lehnte mich gegen eine der Mauern.

Penguin sah sich rasch um und lehnte sich dann zu mir „Nichts Besonderes, Sonderlieferung für Law. Du wartest hier, wir holen sie schnell, dann kann es auch schon weitergehen.“

Seufzend nickte ich und wippte unruhig mit meinem Fuß auf und ab. Dabei betrachtete ich die Gegend um mich herum, sie war wie leergefegt, ob uns hier überhaupt eine Gefahr erwarten würde? Dann streifte mein Blick eine Wand die meine Neugier weckte, ich stieß mich mit meinem Fuß von dem Gemäuer ab und lief an die gegenüberliegende Mauer. Sie war reich behangen mit etlichen Steckbriefen, viele dieser Steckbriefe waren uralt und die Piraten dazu existierten entweder nicht mehr oder hatten schon längst höhere Kopfgelder. Interessiert ging ich an der Mauer entlang und betrachtete jeden der Steckbriefe, sie führten mich in eine weitere Gasse, dort gesellten sich dann noch vermissten Anzeigen dazu. Bedrückt senkte ich den Kopf, die meisten Anzeigen handelten von Kindern, nicht älter als elf!

„Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde ich wüsste nicht was mit euch geschehen ist!“ meine Finger glitten sanft über die Fragmente mehrerer Anzeigen.

Dann stockte ich in der Bewegung, mir blieb die Luft weg und ich spürte mehrere Schauer über meinen Rücken huschen. Da hing er! Mein Steckbrief! Ich musste schwer schlucken und trat langsamer näher, so als ob er jeden Moment vor mir fliehen würde! Behutsam strichen meine Finger über das Bild.

„Er ist noch so neu!“ hauchte ich und betrachtete die eisblaue Augen mit orangenen Verlauf die zu einer schlitzartigen Iris führten.

’Die Augen eines Drachen!’ knurrte Tatsu und ich nickte.

Dort stand ich, blickte über meine Schulter, mit den Augen eines Drachen und einem verrückten Lachen der Freude auf den Lippen! Flammen und Rauch zierten den Hintergrund und umhüllten das makellose Gesicht mit den Augen der Bestie! Unter dem Bild stand mein Name in Großbuchstaben geschrieben, mit dem Zusatz ‚Eine Tochter Whitebeards’ und darunter stand mein Kopfgeld! Mir fiel förmlich die Kinnlade herunter, sie mussten sich eindeutig verschrieben haben!

100.000.000 Berry!

„Hübsches Sümmchen!“ ließ eine Stimme verlauten.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich wirbelte herum, da fand ich mich mehreren Fremden gegenüber. Es waren drei Männer, einer schauriger als der andere! Der Anführer fokussierte mich und trat näher an mich heran, sein Atem stach mir in der Nase und seine schwarzen, schmierigen Haare fielen ihm in sein Gesicht! Er war dick und aus seinem Grinsen lachten mich mehrere Zahnlücken an! Seine Kleidung war abgewetzt und er trug einige Handschellen und Dolche an seinem Gürtel, in einer seiner Hände hielt er eine Flasche Rum und eine Zigarre.

„Mag sein.“ gab ich gleichgültig zurück und er drängte mich an die Wand.

Er packte mein Kinn und grinste „Na Jungs? Meint ihr wir kriegen auf der Aktion mehr für sie?“

Wut kochte in mir hoch und ich trat ihn mit meinem Knie in seinen Schritt, ein lautes Stöhnen und zusammenbrechen war seine Antwort. Alles ging so schnell das mich die anderen beiden Männer perplex anstarrten, sich dann jedoch besannen und auf mich stürzten! Sie waren die richtigen Bodyguards für ihren Anführer, durchtrainiert und gewillt jedes Täubchen zu fangen das ihnen begegnete! Der Kleinere von ihnen kam direkt auf mich zu, ich jedoch zog mich an ihm auf seine Schultern und stieß ihm meine Beine auf eben diese, er sackte unter mir zusammen und ich befand mich nun auf Augenhöhe mit Kandidat NR. 2! Er grinste schelmisch und zog aus seinem Gürtel einen Dolch.

„Lachhaft!“ erwiderte ich und schlug ihm mit drei geschickten Schlägen die Waffe aus der Hand.

Mein Arm verwandelte sich in den des Drachen und der Drache grollte ’Vernichte ihn!’

Kopfschüttelnd drückte ich mit den Klauen zu, aber nur solange bis der Mann zu Boden ging. Ich ließ von ihm ab und er begann sich röchelnd die Kehle zu halten. Ohne meine Drachenkraft wäre ich vermutlich unterlegen gewesen, doch dies waren nur Gauner von der Straße und keine gelernten Kämpfer. Zufrieden klopfte ich in meine Hände und sah auf den Haufen der dort jammernd vor mir her kroch.

„Sie sind es nicht wert!“ hauchte ich und knackte mit meinem Nacken.

Das nächste Geräusch ließ mich entsetzt zusammenfahren! Klick! Ich spürte wie Tatsu aus mir gezogen wurde und sich eine tonnenschwere Last auf meine Schultern legte! Jeder Versuch den Drachen zu greifen und zu retten scheiterte! Kraftlos fiel ich auf die Knie, dann ertönte ein tiefes Lachen hinter mir. Ich wurde eben meiner Teufelskraft beraubt und der Grund stand hinter mir! Es war ein schlanker Mann, unverschämt groß und muskulös. Sein braunes, zerzaustes Haar schwang mit seiner Bewegung mit. Langsam ließ er sich zu mir herab und nahm mein Kinn in seine Hand.

„Übermut kommt vor dem Fall, meine Kleine.“ Er hielt mir einen Schlüssel vor die Nase.

Meine Hand fuhr zu meinem Hals, ein Seesteinhalsband!

Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete ich ihn und er zog die Augenbrauen hoch „Denkst du wirklich, drei betrunkene Gauner legen sich mit dir an, mit der Hoffnung dich zu besiegen?! Alles Trick und Schein, für den eigentlichen Angriff.“

Sein Gesicht schwebte mahnend vor meinen Augen, er war unverschämt hübsch für diese Gegend! Seine goldbraunen Augen tanzten zwischen meinen hin und her.

„Die Aristokraten werden ein nettes Sümmchen für dich setzten! Wenn ich selber reich wäre würde ich dich kaufen... tja, kann man nichts machen!“

Ein harter Schlag auf meinen Hinterkopf ließ meine Sicht verschwimmen und hüllte mich in eine angsteinflößende Ungewissheit!


Nachwort zu diesem Kapitel:
So jetzt hab ich mich dank des Urlaubs selber eingeholt, für gewöhnlich hatte ich 1-2 Kapitel Vorlauf um immer rechtzeitig was abliefern zu können. Nun hab ich nichts mehr in der Hinterhand, ich hoffe bis nächste Woche küsst mich wieder die Muse und ich tippte an zwei Tagen 2-3 Kapitel :D
Aber das nächste Kapitel dürfte rechtzeitig erscheinen :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  NemuNemu04
2018-04-13T19:54:53+00:00 13.04.2018 21:54
Oooha bitte schreib schnell weiter

Antwort von:  TacticalSin
15.04.2018 16:59
Keine Sorge :D kommenden Donnerstag gibt es auf jedenfall das neue Kapitel ;)
Antwort von:  NemuNemu04
15.04.2018 20:24
Yayayayayayayay😊


Zurück