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A Song from your Lips

von

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Kämpf endlich Akira-chan!

Die Nacht über hatte Akira kaum geschlafen. Was ihm gestern passiert war kam ihm einfach zu bizarr vor. Aber es war kein Traum. Er war tatsächlich in Akamori-sans Körper gewesen. Wie war es möglich, dass zwei Menschen einfach die Körper tauschen? Und wieso beschäftigte ihn das so? Jetzt war es doch vorbei. Sie waren wieder wie vorher und Akamori wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben…

„Ist gestern noch etwas passiert?“ Vollkommen versunken in seinen Gedanken hatte er den Schulweg und auch Orochi vollkommen ausgeblendet.

„Du wirkst anders als gestern noch… Irgendetwas anderes bedrückt dich.“

„Habe ich mich von einem auf den anderen Tag so stark verändert?“

„Du weichst meiner Frage aus.“

Auf den anderen Straßenseiten liefen andere Gruppen von Schülern in die selbe Richtung, entlang an den Bäumen, die ihre ersten Knospen bildeten.

„Hey Orochi, ist dir schon einmal etwas so unglaubliches passiert, dass du es niemandem erzählen kannst, weil alle dich für verrückt halten würden?“

Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch.

„So schlimm?“

„So schlimm.“

Mittlerweile hatten sie das Schultor erreicht.

„Du weißt das ich dir trotzdem zuhöre wenn du drüber reden willst?“

Lächelnd nickte er ihr zu. Was hätte Orochi wohl in seiner Situation getan? Was würde sie wohl von ihm denken, wenn sie wüsste das er für ein paar Momente ein Mädchen genau wie sie war? Wahrscheinlich hätte sie ihn nur aufgezogen, wenn sie ihn in diesem Körper gesehen hätte. Andererseits hätte er so gerne für sie gesungen. Um ehrlich zu sein würde er einfach gerne noch einmal mit Akamoris Stimme singen. Die Frage warum er mit ihrer Stimme so viel besser war stach sich wie ein Nagel in seinen Kopf. Akamori-san war keine geübte Sängerin, das war ihm schon durch seine weinigen Versuche in ihrem Körper klar. Den Schmerz den er in ihrem Hals spüren konnte nachdem er ihre Stimmbänder so belastet hatte war der eindeutige Beweis dafür.

Aber woran lag es dann?
 

Genau, woran lag es? Momoko konnte sich einfach nicht daran erinnern. Erschöpft schleppte sie sich an ihren Platz im Klassenraum. Bis spät in die Nacht hatte sie versucht sich den Song zu notieren an den sie gedacht hatte als sie im Körper dieses Idioten gesteckt hatte. Doch was sie auch versuchte sie kam nicht drauf. Langsam machte sie sich Sorgen, sie hätte sich bei dem Sturz doch den Kopf gestoßen und könnte nun keine Lieder mehr komponieren. Sie musste ihren Kopf auf ihr Pult legen, denn ihr wurde er langsam zu schwer. Wenn er ihren musikalischen Sinn oder so kaputt gemacht hatte würde sie ihn umbringen. Taneba am Nebentisch sah in ihre Richtung mit einer Mischung aus Sorge und Abneigung. War ihr doch egal. Nach dem was sie gestern durchgemacht hatte konnte sie sich erlauben etwas durch zu hängen. Mit dem Musik-Club in der Schwebe konnte sie das allerdings nicht. Fuck. Irgendwo in ihrem Kopf musste dieser Song doch noch sein.

Oder in seinem Kopf.

Sie musste sich eingestehen das es nicht unangenehm war. Natürlich hatte sie im ersten Moment Panik, sie wollte ja nicht als Saeki weiterleben. Doch der Körper eines Jungen war schon etwas ganz anderes. Auf einmal so viel größer zu sein als sie es sonst immer war… schon witzig das sie auf ihren eigenen Körper hinabsehen musste. Neugierig war sie auch wie das Ding zwischen…

Durch wildes Schütteln versuchte sie diese Gedanken loszuwerden. An sowas konnte sie jetzt nicht denken. An den Song musste sie denken und nicht wie sich ihre Zeit in einem männlichen Körper angefühlt hatte…

An den Song aus einem anderen Kopf.

Einem Kopf der einem Idioten gehört.

Einem Idioten den sie angeschrien hatte.

…einem Idioten wie ihr.

Aufschreien wollte sie vor Verzweiflung aber sie hatte nicht die Kraft. Außerdem hätte sie den Unterricht gestört. Etwas Kaltes lief ihre Wange hinab.

Irie.

Tsukasa.

Yuna.

Maaki.
 

Sie würde ihr Versprechen nicht halten können…


 


 


 

„Orochi, warte auf mich!“

Gerade als sie sich nach seinem Ruf umdrehte, schloss Akira zu ihr auf.

„Wir können doch gemeinsam nach Hause gehen.“

„Nach Hause?“, wunderte sie sich. „Ich habe heute Kendo-Training. Und wolltest du nicht zum Musik-Club?“

Betretenes Schweigen kam von Akira. Anlügen konnte er sie nicht also sagte er gar nichts. Sie kannte ihn einfach zu gut. „Oder hat das mit dieser Sache zu tun?“

Mehr Schweigen war eine Bestätigung für sie. Harmlos klopfte sie ihm mit ihrem Bambusschwert vor den Kopf.

„Was immer gestern passiert ist darf dich nicht von deinem Traum abhalten.“

Gewunden drehte sie sich, warf ihm ein Lächeln zu und lief in Richtung Turnhalle.

„Kämpf endlich Akira-chan!“
 

Er sollte… kämpfen? Meinte Orochi etwa, dass er sich gegen Akamori-san durchsetzen sollte?

War es das? War er gut genug dafür? Stark genug?

Seine Beine hatten sich jedenfalls schon von alleine in Bewegung gesetzt.

Den Flur entlang, die Treppe hoch, an den Klassenräumen vorbei zu den Fachräumen, zu der Tür an der das lilafarbene Anmeldeformular hing.

„AKAMORI-SAN! Ich lasse mich von dir nicht einfach wegschicken! Ich werde für den Musik-Club singen, ob du willst oder…“
 

Genauso schnell wie sein Selbstvertrauen gekommen war, schwand es bei diesem Anblick.

Im ganzen Raum lagen Notenblätter verteilt. Ausgefüllt, dann durchgestrichen, dann zusammengeknüllt und weggeworfen. Auf dem Tisch saß Momoko Akamori und warf eine Seite nach der Nächsten in ein Feuer welches sie in einem Papierkorb entzündet hatte. Jegliche Emotion war aus ihrem Gesicht gewichen. Nur Tränen flossen über ihre Wangen und verwischten ihr Make-up.

Auf seine Anwesenheit reagierte sie nicht. Akira musste irgendetwas tun. Als er sich endlich wieder bewegen konnte rannte er zum Schrank, fand eine Teekanne und lief weiter zum nächsten Wasserhahn. Mit der vollen Kanne rannte er zurück und entleerte sie über dem Papierkorb.

„Verdammt, Akamori! Momoko! Was ist los mit dir?!“

Sie lachte. SIE LACHTE! Wie konnte sie jetzt lachen?

„Es hat keinen Sinn Saeki. Das alles hat keinen Sinn…“

Das grün ihrer Augen schien durch den Schwall ihrer Tränen.

„Ich schaffe es nicht.“

„Was soll das heißen?! Du willst den Musik-Club aufgeben?! Was ist mit dem Versprechen das dir so wichtig ist?!“

„Was weißt du denn über mich? Was bedeutet dir das denn alles hier? Warum bist du überhaut zurückgekommen?“

Akira wusste was er tun musste. Es war riskant aber er musste es tun. Hoffentlich ging es noch.

Bitte.

Biiiiitteeeeee…

Er küsste sie.
 

Sofort fühlte er sich müde, seine Kehle war trocken und seine Sicht verschwommen.

„Gott sei Dank…“, flüsterte er leise zu sich selbst, während er die Tränen aus Momokos Gesicht wischte.

„Was sollte das?!“, blaffte ihn seine eigene Stimme als sie wieder unter Momokos Kontrolle stand.

„Wie kannst du in so einer Situation ein Mädchen küssen, du Volldepp!“

„Da-das musste ich damit du mir zuhörst!“

Beim zweiten Mal war es nicht weniger komisch in ihrem Körper zu sein aber da musste er jetzt durch.

„Es stimmt, dass ich kaum etwas über dich weiß. Aber was ich weiß ist das du auch einen Traum hast wie ich. Das kann ich spüren, in meinem Herzen und in deinem! Deswegen lasse ich nicht zu das du ihn einfach wegwirfst! Ich will, dass auch dein Traum in Erfüllung geht, also Fessel mich verbinde mir die Augen was auch immer, aber leih mir deinen Körper damit ich für den Musik-Club singen kann!“

Hatte er das letzte gerade wirklich gesagt? Natürlich wollte er noch einmal probieren mit ihrer Stimme zu singen, aber für den Club? Irgendwie hatte er sich in Rage geredet. Momoko sah ihn nur an. Wieso sagte sie nichts?

„Momoko, ist alles…“

„Klappe!“

„Huh?“, schreckte er zusammen als Momoko ihn anfuhr. Auf irgendwas schien sie sich zu konzentrieren.

„Er war also doch in deinem Kopf…“

„Wovon redest du?“

Irgendwo fand Momoko ein noch unbenutztes und auch unverbranntes Notenblatt und nahm es mit auf ihrem Weg zum Klavier.

„Dieser Song!“, erklärte sie, als wäre es vollkommen offensichtlich was sie meinte.

„Dieser geniale Song den du die ganze zeit in deinem Kopf hörst.“

Akira bekam Angst. Hatte das Körpertauschen Schäden bei ihr hinterlassen?

„Ich kann dir nicht folgen…“

Mittlerweile hatte sie angefangen immer wieder kleiner Passagen eines Liedes zu spielen und die Noten auf dem Papier nieder zu schreiben.

„Stell dich nicht dumm, als ich gestern in deinem Körper war konnte ich ihn hören und jetzt wieder…“

„Momoko, ich weiss wirklich nicht was du meinst. Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?“

„Erst wenn ich diesen Bastard auf dem Papier habe.“

Ihre Finger flogen quasi von den Tasten zum Papier und zurück. Sah es so aus, wenn Momoko einen Song schrieb? Oder war es wie bei ihm? Konnte es sein das…

„Kann es sein, dass du in meinem Körper besser Musik schreiben kannst?“

Sie verspielte sich.

„Wie kommst du auf sowas? Wie bitte macht das denn Sinn?“

„Wie bitte macht es Sinn das ich momentan in deinem Körper bin? Aus irgendeinem Grund kann ich doch auch mit deiner Stimme besser singen!“

Er bekam keine Antwort. Hastig sammelte sie ihre Noten zusammen und fing an zu spielen…

Einen wunderschönen Song…

Als ihre Finger zu Ruhe kamen seufzte Momoko.

„Ich kann nicht glauben das ich das sage, aber…

Okay Saeki. Ziehen wir dieses vollkommen unglaubliche Ding durch.

Zusammen!“

Akiras geliehene Augen funkelten.

„Verstanden Momoko! Ich gebe mein bestes!“

„Hey, seid wann nennst du mich überhaupt bei meinem Vornamen?“

„T-tut mir leid, ich dachte das ist was Freunde machen…“

Freunde. Eigentlich hatte Momoko gedacht, sie wäre ganz allein…

„Verstehe. Dann sind wir jetzt Freunde Akira.“



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