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Knicks vs. Celtics

Boston Boys 2
von

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Regular Season

Als ich am Nachmittag in meinem Zimmer saß und fernsah, kam Lena, ohne anzuklopfen, herein und drückte mir das Telefon in die Hand. „Hier, für dich. Aber beeil dich! Ich warte auf ’n Anruf von Karen.“

„Dann mach die Tür hinter dir zu! Und klopf gefälligst an!“, rief ich ihr nach, als sie aus dem Zimmer ging. Sie streckte mir die Zunge heraus, dann war sie weg. „Hallo?“

„Hey Tob. Sei doch nicht so gemein zu deinem Schwesterherz“, hörte ich Kilian am anderen Ende lachen.

„Hi, Kil. Naja, irgendwann muss sie ja mal lernen, nicht immer einfach reinzukommen. Was verschafft mir denn die Ehre?“, fragte ich scheinheilig. Denn mir war durchaus klar, was er wollte.

„Lästern will er!“, hörte ich seinen Freund im Hintergrund. Scheinbar hatten sie wie immer den Lautsprecher an.

„Hey, Trev. Hat er mit dir nicht schon genug gelästert?“

„Nee, mit ihm kann man nicht so gut lästern“, antwortete mir der Barkeeper. „Also, was läuft da mit dem Schnuckelchen?“

„Hey, wen nennst du hier Schnuckelchen?“, kam sofort die scherzhafte Beschwerde seines Partners.

„Nur dich mein Schatz“, säuselte er. Ich hörte, wie ein Schmatzer am anderen Ende ausgetauscht wurde, bevor er sich wieder an mich wandte: „Also erzähl schon, was lief denn da?“

„Nichts besonderes. Wir waren nur unten.“ Vielleicht schaffte ich es ja, überzeugend genug zu klingen, dass er nicht weiter nachfragte.

„Ach, erzähl doch nichts. Komm schon, da war eindeutig mehr. Letztens ist er noch vor dir geflüchtet.“ Verdammt, er hatte Roger also wiedererkannt.

Ich seufzte. Kil würde eh keine Ruhe geben. „Er ist ein Freund von mir. Ich hab ihn vor etwa ’nem Monat kennengelernt. Als er erfahren hat, dass ich schwul bin, ist er mir aus dem Weg gegangen. Ich war ziemlich verwirrt, als ich ihn dann bei euch gesehen hab. Und er hat sich wohl auch erschrocken. Ich hab ihn dann auf dem Klo eingeholt. Keine Ahnung, irgendwie sind wir dann im Darkroom gelandet.“

„Hu? Das klingt aber merkwürdig.“

„Ja, dachte ich mir auch. Er hat mich danach dann weiterhin gemieden und trotzdem mit mir geflirtet. Letzte Woche war dann ein Brief bei mir im Briefkasten. Er wollte das wiederholen. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hab, aber ich hab mich darauf eingelassen.“

Kilian kicherte. „So wie du gestern aussahst, war das aber keine schlechte Idee. Und mal ehrlich: Der Kerl ist total heiß.“

„Hey! Ich kann dich immer noch hören“, kam es wieder aus dem Hintergrund.

„Schatz, du weißt doch, ich liebe nur dich! Aber schauen wird Mann doch wohl noch dürfen. Außerdem ist das Tobys, den mach ich ihm doch nicht streitig.“

„Ach danke, den lässt du mir also diesmal?“, fragte ich schmunzelnd. Und auch Kilian und Trevor lachten. Sie wussten, dass ich nicht wirklich böse war.

„Sorry, aber ich konnte dir Trev nicht überlassen. Dafür ist er einfach zu perfekt.“ Wieder hörte ich, wie die beiden sich küssten.

„Na danke, dass ich wenigstens die Reste bekomme“, witzelte ich.

„Ach, Schätzchen, jetzt sei mal mit so. Sicher gibt es für dich auch den perfekten Mann“, versuchte mich Trevor zu trösten.

„Sicher. Aber Roger ist es nicht.“ Ich unterdrückte das Seufzen, das sich aus meiner Kehle stehlen wollte.

„Ach, na sieh mal an, er hat ja doch ’n Namen“, feixte der Barkeeper, dann wurde er sofort wieder ernst. „Und warum ist dieser Roger sicher nicht der perfekte Mann für dich?“

Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. „Weil er keine Beziehung will.“

„Du hast ihn gefragt?!“ Sowohl Kilian als auch sein Freund klangen erstaunt.

„Nein, natürlich nicht! Aber die Jungs haben ihn gefragt, ob er eine Freundin hat. Er hat gesagt, dass er keine Beziehung will, weil ihm das zu kompliziert ist.“ Nun seufzte ich doch.

„Aber du hast darüber nachgedacht!“, stellte Kilian freudig fest.

„Was? Nein!“ Scheiße, warum redete ich überhaupt mit ihnen darüber? Sie drehten mir doch sowieso jedes Wort im Munde um.

„Toby.“ Mehr musste Trevor gar nicht sagen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Ich stützte den Kopf in die Hand und seufzte. „Ja, okay, hab ich.“

Kilian kicherte leise. „Tob, wir kennen dich doch.“

„Aber das ist etwas ganz anderes“, meinte ich sofort. Und bevor sie mir erklären konnten, dass ich das immer sagte, schob ich hinterher: „Diesmal wirklich!“

„Aha. Und was macht diesen Roger so besonders?“ Trevor schaffte es, gleichzeitig skeptisch und verständnisvoll zu klingen.

„Er ist einfach anders als die anderen. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... Einfach seine Art. Er bringt mich zu Sachen, die ich sonst nicht machen würde. Nein, nicht so was, Trev, keine Sorge“, beruhigte ich den Clubbesitzer, der schon tief Luft geholt hatte. Leise erklärte ich: „Er wollte, dass ich mich rasiere. Also nicht nur im Gesicht. Und vorher nicht rauche.“

„Was?“, fragten beide überrascht, dann fragte nur Kilian weiter. „Und du hast es gemacht?“

Zustimmend murmelte ich, was Trevor zu einem kehligen Lachen veranlasste. „Mensch, Tob, du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“

„Danke, ich weiß“, antwortete ich sarkastisch. Im Flur hörte ich die Station klingeln. „Ich muss auflegen, mein Lästermonster kommt gleich reingestürmt. Bis bald.“

„Mach’s gut und viel Spaß noch mit Roger“, feixte Kilian, bevor er auflegte.

Nun begann auch das Telefon in meiner Hand zu klingeln und Lena stürmte herein. Sie riss es mir aus der Hand und nahm direkt ab. „Karen? Hi. Ja, mein doofer Bruder hat schon wieder telefoniert ... Keine Ahnung.“

„Verschwinde endlich! Du kannst in deinem Zimmer telefonieren!“ Ich packte sie an der Schulter und schob sie nach draußen. Nach diesem Gespräch wollte ich einfach meine Ruhe.

Am liebsten hätte ich abgesperrt, aber es gab keinen Schlüssel zu meinem Zimmer. Meine Eltern waren der Meinung, wenn ich eine Tür abschließen wollte, dann sollte ich mir eine eigene Wohnung suchen. Unrecht hatten sie nicht, aber ich hatte wenig Lust auszuziehen. Mit dem Rad war ich in zwanzig Minuten auf Arbeit und in zwei beim nächsten Supermarkt. Bei einer eigenen Wohnung hätte ich deutlich weiter wegziehen müssen. Außerdem musste ich mich so um deutlich weniger kümmern. Außer meine Mum war mal wieder der Meinung, ich sollte irgendwas für sie erledigen.

Bei der Gelegenheit fiel mir dann auch ein, dass ich meine Trainingsklamotten waschen sollte, weil sie laut ihr „die ganze Wäsche vollmüffelten“. Ich verdrehte die Augen und stand unmotiviert auf, um mich an die Arbeit zu machen. Noch weniger als Wäsche waschen wollte ich Streit mit meinen Eltern. Ich klopfte noch eben bei Lena, um zu fragen, ob sie noch etwas für die Wäsche hatte, erhielt jedoch nur ein „Verpiss dich!“ als Antwort.
 

Bis zum ersten Novemberwochenende traf ich Roger nicht mehr allein. Ich hatte zwar vor zehn Tagen einen hellblauen Brief von ihm bekommen, aber wir hatten einfach keinen Termin finden können, der bei uns beiden passte. Bei ihm standen im Moment einige Zwischenprüfungen an. Es war frustrierend gewesen – so weit ich das am Telefon hatte hören können, nicht nur für mich – aber es ließ sich nicht ändern.

Dafür teilte er mir mit, dass er genau wie Greg von Freitag auf Samstag bei mir schlafen würde, um nicht hin und her fahren zu müssen. Außerdem kamen noch Bobby und Anthony für das Spiel am Freitag vorbei. Bobby wollte jedoch danach noch zu seiner Freundin und da sie nur ein Auto hatten, musste sein Bruder ihn fahren.

Ich hatte direkt nach der Arbeit alles Notwendige fertig gemacht, damit wir es uns gemütlich machen konnten. Das Haus war gesaugt, Küche und Bad geputzt, die Schlafplätze hergerichtet. Die Karte des Pizzalieferanten lag fein säuberlich auf dem Tisch, Getränke und Süßigkeiten standen auch bereits darauf. Es fehlten nur noch die Gäste, die das Wohnzimmer bevölkerten.

Fünf vor Sechs klingelte dann das Telefon. „Toby Blanchett.“

„Hi Toby“, röchelte Greg mir entgegen.

„Oh Gott, bevor du weiterredest: Du kommst nicht, deswegen rufst du an, oder?“ Ich wartete das zustimmende Röcheln ab. „Gut, dann wünsch ich dir eine gute Besserung. Wir sehen uns, wenn du wieder gesund bist. Ruh dich aus.“

„Danke“, murmelte er noch, dann hatte er aufgelegt.

Gleichzeitig klingelte es auch an der Tür. Schon bevor ich sie öffnete, konnte ich hören, dass es die Brüder waren. Vollkommen aufgeregt redeten sie miteinander. „Hallo ihr beiden.“

„Hi Toby. Sind wir die ersten?“

„Ja, Greg hat gerade abgesagt. Er klang echt übel.“ Ich führte sie beide ins Wohnzimmer, obwohl sie den Weg sehr wohl kannten. Sie ließen sich auf der Couch nieder, nachdem sie die Schuhe abgestreift und die Jacken abgelegt hatten. Bobby schnappte sich direkt eine Packung Chips, während sein Bruder die erste Flache Cola öffnete.

„Stimmt es, dass Roger auch kommt?“, fragte mich der Jüngere.

„Ja. Ich hab es auch kaum glauben können. Er hat von sich aus gefragt, ob er auch kommen kann, obwohl er wusste, dass wir hier schauen“, antwortete ich ehrlich, während ich mich auf die Couch setzte. Ich hoffte, dass die Brüder nicht bemerkten, dass es mich durchaus etwas nervös machte. Klar, wir hatten uns gemeinsam mit den Jungs ja auch zwischendurch gesehen, trotzdem war er nicht mehr hier gewesen. Irgendwie war das jetzt ja doch etwas anderes. Aber vermutlich dachte er sich, dass es schon in Ordnung war, wenn auch andere dabei waren. „Wollt ihr schon mal schauen, was ihr auf die Pizza haben wollt? Ich bestell dann nachher zwei Große für uns alle.“

„Ich hab doch gesagt, dass er sich schon wieder fängt. Hätte mich gewundert, wenn er sich von selbst aus allem raushalten würde. Dafür ist er viel zu nett. Und zu Anthonys und Terrence’ Geburtstag ist er ja auch gekommen. Pizza ist mir egal, solange kein Grünzeug drauf ist“, antwortete mir der Ältere.

„Ich will wenigstens ein paar Zwiebeln und Paprika drauf. Und bitte kein Fisch!“, wetterte Anthony dagegen.

„Wir schauen mal, was Roger will. Ansonsten haben wir ja zwei“, beschwichtigte ich die beiden. Manchmal zweifelte ich daran, dass sie Geschwister waren. Zumindest hatten sie ein völlig anderes Verhältnis zueinander als Peter und Mat. Aber bei denen war es wohl auch den Umständen geschuldet.

„Achja, was Roger angeht: Er hält sich trotzdem noch total von Toby fern. Er hätte ihn letztens einfach nur decken müssen, aber stattdessen stand er ewig weit weg“, widersprach Anthony verspätet.

„Aber er hat auch schon selbst vorgeschlagen mit Toby in einem Team zu spielen. Ich glaub nicht, dass er das absichtlich macht. Oder was meinst du?“, wandte sich der Ältere an mich.

Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich es nicht weiter mit ihnen erörtern wollte. Was sollte ich auch dazu sagen? Dass Roger mir in anderen Situationen dafür um so näher kam? „Ich weiß es nicht. Und es ist mir auch egal, solange er mich nicht beleidigt oder angreift. Ich kann nichts dagegen machen, wenn es ihm unangenehm ist. Greg hat ja auch gebraucht, bis er wieder normal zu mir war.“

„Hast recht. Wann kommt Roger eigentlich?“ Ich zuckte mit den Schultern. Zumindest hatte ich ihm genau wie den anderen gesagt, dass er ein Stunde vor dem Spiel kommen sollte, damit wir noch in Ruhe bestellen konnten und im Notfall nochmal einkaufen, wenn etwas fehlte.
 

Etwa zehn Minuten später klingelte es dann an der Tür. Zum Glück war es endlich Roger, der dort stand.

„Sorry, ich hab mich etwas verspätet. Dafür hab ich was mitgebracht.“ Er reichte mir eine große Tüte, in der scheinbar einige Schüsseln verstaut waren.

„Schon gut, passiert mal.“ So wie er mich gerade anlächelte, konnte ich ihm gar nicht böse sein. Schon ein Blick in seine Augen reichte, um mich nervös zu machen. Jedes Mal, wenn ich ihn sah, meldeten sich leise die Erinnerungen aus dem Darkroom, die gern Zuwachs wollten.

Ich atmete tief durch, dann führte ich ihn ins Wohnzimmer. „Setz dich, wohin du magst. Hast du Wünsche für die Pizza? Wir sollten recht schnell bestellen.“

„Ehm, nein, ich ess eigentlich alles.“

„Gut. Dann eine Männerpizza, also BBQ, Salami, Schinken und Hackfleisch und einmal Salami mit Paprika und Zwiebeln?“ Alle nickten. Ich nahm das Telefon zu Hand und bestellte. Als ich wieder ins Wohnzimmer zurück kam, saß Roger mit den Brüdern auf der großen Couch. Etwas enttäuscht setzte ich mich allein auf die Kleinere. Was hatte ich denn auch anderes erwartet? Natürlich setzte er sich nicht zu mir. Ich lenkte mich schnell selbst ab. „Welches Spiel wollen wir zuerst ansehen?“

„Keine Ahnung, die Konkurrenz spielt komplett gleichzeitig“, bemerkte Anthony. „Ist also recht egal.“

„Können wir uns das Spiel Celtics gegen Hornets anschauen?“, fragte Roger vorsichtig. Überrascht sahen wir ihn alle an, woraufhin er leicht lachte. „Ich bin Celtics-Fan.“

„Iih, ein Söckchen!“, kreischte Bobby und sprang auf. Er ließ sich neben mir wieder nieder.

Ich konnte bei dieser Reaktion nicht anders als zu lachen. „Klar, können wir machen. Bis die Knicks spielen, sind sie auf jeden Fall fertig.“

„Na gut“, gab Bobby nach.

„Aber irgendwas müssen wir uns noch einfallen lassen, um das Söckchen zu bestrafen“, warf Anthony listig grinsend ein.

„Toby könnte ihn ja für jeden Punkt küssen, so als Strafe“, witzelte Bobby. Während ich Roger einen entschuldigenden Blick zuwarf, schlug ich Bobby auf den Hinterkopf. Noch immer hatte er nicht verstanden, dass so etwas nicht lustig war.

„Habt ihr eigentlich mal reingeschaut, was Roger mitgebracht hat?“, versuchte ich abzulenken und griff nach der Tüte. Dabei bemerkte ich, dass Roger noch immer halb auf der Kante der Couch saß. „Wenn du die Schuhe ausziehst, kannst du übrigens auch die Beine auf die Couch nehmen.“

Er tat es mit einem dankbaren Lächeln auch zugleich, während ich alles auf den Tisch räumte. Er hatte einiges an Fingerfood mitgebracht. Und so weit ich das sehen konnte, war alles selbstgemacht. Anthony machte große Augen und griff sich einen Corndog. „Boah, geil. Hast du das alles selbst gekocht?“

Roger nickte, worauf ich mir einen spitzen Kommentar nicht verkneifen konnte: „Wolltest du die Mannschaften auch mitversorgen?“

„Naja, bei dem ganzen Kram, was jetzt schon da ist und zwei Partypizzen scheinen die ja auch noch vorbeizukommen“, gab er frech zurück.

„Keine Sorge, Toby isst davon schon eine allein“, erwiderte Bobby lachend.

„Danke dir“, gab ich angesäuert zurück und auch sein Bruder warf ihm böse Blicke zu. Meine Freunde wussten eigentlich, dass Kommentare über mein Essverhalten nicht gerade meine Laune steigerten.

Schuldbewusst sah Bobby mich an. „Sorry, war nicht so gemeint.“

„Dann hoffe ich, dass ihr von dem Rest satt werdet, wenn ich die zweite esse“, sagte Roger in Richtung der beiden Brüder. Beide sahen verdutzt aus, bis sie lachten. Ich stimmte ein und lächelte den Frechdachs dankbar an. Er grinste zurück und schnappte sich mit einem listigen Funkeln in den Augen ebenfalls einen der Corndogs. Schon während er ihn sich zum Mund führte, sah ich sicherheitshalber weg und griff mir die Fernbedienung. Ich wollte gar nicht austesten, was er vielleicht damit vorhatte. Ich konnte mir gerade keinen Ständer leisten. Nicht vor den Jungs.

Noch eine Weile alberten wir herum, bis die Pizza kam und dann auch schon die ersten Spiele begannen. Zu Rogers Leidwesen hatten die Brüder doch noch etwas ausgeheckt um ihm ein wenig das Spiel zu vermiesen. Für jeden Punkt der Celtics bekam er von ihnen abwechselnd ein Sofakissen um die Ohren gehauen. Doch Roger wäre nicht Roger, wenn er sich nicht gewehrt hätte. Denn sie bekamen es einfach zurück, als die Knicks spielten.

Irgendwann traf auch mich ein Kissen ins Gesicht. Böse sah ich Roger an, während er nur grinste. „Du gehörst auch zu den Yankees.“

„Ich wäre vorsichtig, Toby schlägt härter zu als wir“, feixte Anthony.

„Glaub ich nicht.“ Herausfordernd sah Roger mich an.

„Die Celtics spielen morgen auch, oder?“ Ich sah ihn genauso herausfordernd an. Ich mochte es, mit ihm und den Jungs so herumzualbern.

„Japp“, kam es von Bobby.

„Gut.“ Ich grinste noch breiter. Doch Roger ließ sich nicht einschüchtern und nahm sich unberührt das letzte Stück Pizza.
 

„Wir sollten los“, verkündete Bobby, nachdem das letzte Spiel gegen zwölf zu Ende war. „Ich will Belinda nicht so lange warten lassen.“

„Geht klar. Sollen wir dir noch beim Aufräumen helfen?“, fragte mich sein Bruder.

„Nee, schon gut. Geht ja schnell, viel ist nicht übergeblieben.“ Ich begleitete die beiden zur Tür, um sie zu verabschieden. „Dann kommt gut heim.“

„Ihr fahrt beide?“, fragte Roger, der gerade von der Toilette kam.

„Ja, Bobby will noch zu seiner Freundin und ich muss ihn fahren.“

„Oh. Okay.“ Aus einem unerfindlichen Grund klang Roger komisch. Er wandte sich an mich: „Ich dachte, es wollte noch jemand hier schlafen?“

„Oh, verdammt“, entfuhr es mir. Und auch den anderen schien gerade mein Dilemma klarzuwerden. Von uns hatte niemand daran gedacht, dass es für Roger unangenehm werden würde, wenn er alleine hier blieb. „Ja, Greg wollte noch hierbleiben. Aber er ist krank geworden.“

„Können wir dich vielleicht ein Stück mitnehmen?“, bot Anthony an.

„Oder du leihst dir bis morgen mein Fahrrad“, schob ich hinterher.

Roger schien eine Weile zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, schon gut. Das wäre vermutlich ’n ziemlicher Umweg.“

„Na geht doch. Hab dich mal nicht so, Toby wird dich schon nicht im Schlaf begrabschen“, witzelte Bobby, obwohl es außer ihm niemand lustig fand. „Dann mal einen schönen Abend euch noch.“

„Bye“, rief ich ihnen nach und schloss dann die Tür. Danach drehte ich mich zu Roger um und sein Gesicht sagte mir, dass er dasselbe dachte wie ich: Wir waren beide nicht sicher, ob ich ihn nicht doch „begrabschen“ würde. Oder er mich. Immerhin waren wir völlig allein im Haus. Ich schluckte kurz. „Du kannst auch im Zimmer meiner Schwester schlafen. Sie kommt erst Sonntag wieder.“

Er schüttelte den Kopf und lachte dabei etwas. „Meinst du nicht, dass es etwas merkwürdig wäre, als erwachsener Mann im Zimmer eines kleinen Mädchens zu schlafen?“

Zustimmend zuckte ich mit den Schultern und ging ins Wohnzimmer. Die Situation machte mich nervös. Ich war noch nie mit ihm allein gewesen – außer im Darkroom. Ich wollte nicht, dass er sich gezwungen fühlte, meinetwegen zu bleiben. „Und du bist sicher? Du kannst wirklich auch mein Fahrrad haben.“

„Und was sagen wir den anderen? Ich will nicht ständig das homophobe Arschloch sein, das sich nicht mal traut, hier zu schlafen, weil du über mich herfallen könntest.“ Er half mir alle Dosen zu schließen und sie im Kühlschrank einzulagern.

„Also ist es für dich in Ordnung, bei mir im Zimmer zu schlafen? Wir können auch die Couch fertig machen.“ Ich war mir sicher, dass meine Stimme verriet, dass mir die Situation zu schaffen machte, aber ich konnte gerade nicht anders. Schon der Gedanke, dass Roger im gleichen Zimmer schlafen würde, ließ ein Teil meines Blutes mein Gehirn meiden. Dabei war es albern, immerhin wäre es doch nicht anders gewesen, wenn Greg ebenfalls dort geschlafen hätte.

Roger schlug die Kühlschranktür zu und drehte sich zu mir herum. Wieder tobte dieser Sturm in seinen Augen, während er mich intensiv musterte. Langsam machte er einen Schritt auf mich zu, ich tat den anderen. Einen Moment standen wir einfach nur dicht voreinander und sahen uns in die Augen, bevor Roger mich gegen die Wand drängte. Warm legten sich seine Lippen auf meinen Hals, den ich automatisch streckte. Leise murmelte er dagegen. „Und wie sollte mich das davon abhalten, im Schlaf über dich herzufallen?“

Überrascht keuchte ich auf, dann trafen sich unsere Lippen, während unsere Hände den Weg auf die Haut des jeweils anderen suchten. Nein, das war eindeutig nicht das Ende, das ich für diesen Abend erwartet hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Florentina
2018-05-08T15:58:22+00:00 08.05.2018 17:58
Hey,
Ich wollte nur kurz einen Komi da lassen. Ich bin ein begeisterter Fan der ersten stunde und kann die Dienstags kaum erwarten!
Danke das du uns jede Woche mit einem so tollen Kapitel beglückst ^.~

Bg. FLORA
Antwort von:  Vampyrsoul
08.05.2018 22:20
Hi,

es freut mich, dass du immer noch dabei bist und es dir noch immer gut gefällt :)
Danke dir für deinen Kommentar.

Schöne Grüße,
Vampyrsoul


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