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Dye

von
Koautor:  Daelis

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Rukia

Ich bleibe im Gang zum Platz stehen und suche die Umgebung nach Hanatarou und Ganju ab, kann sie aber nirgends finden. Um mich herum flimmert es ziemlich wild und ich kann einen deutlichen Druck spüren, der auf mich wirkt, als wäre mein Rucksack schwerer geworden.

Vielleicht haben sich die beiden in Sicherheit gebracht?

Hoffe ich. Ichigo wird hiernach zwingend Hanatarous Behandlung brauchen.

Ein lautes Krachen signalisiert mir, dass Renji gerade Ichigo in irgendein Wandkomplex gejagt hat.

Ich zucke zusammen und kann nicht verhindern, besorgt in die Richtung zu schauen, wo das Geräusch herkam.

Hoffentlich geht es Ichigo gut.

Aber ich sehe ihn sich schon wieder aufrappeln und bin erst mal beruhigt. Klar, eigentlich sollte mich diese gigantische Platzwunde an der Stirn, die er sich gerade zugezogen hat, stören. Aber in Anime ist es ja Gang und Gebe, mehr Blut zu verlieren als man wahrscheinlich im eigenen System hat und dabei trotzdem nicht vor Schwindel umzufallen, also mach ich mir keine Sorgen.

All das Blut, das man spenden könnte!

So eine Verschwendung.
 

Die beiden kloppen sich ziemlich heftig weiter und scheinen mich gar nicht wahrzunehmen. Möglicherweise liegt es daran, dass es bei mir kein Reiatsu zum Spüren gibt.

Und wenn gerade mit einem so großen Schwert auf dich losgegangen wird, wie es bei beiden hier der Fall ist, kann ich verstehen, wenn man sowieso weniger auf die Umgebung achtet. Nicht löblich, aber zu meinem Vorteil.

Ich zwinge mich dazu, noch eine Weile weiter hinzusehen, auch wenn es mir halb den Magen umdreht und sich meine Schultern vor Unbehagen zusammenziehen, da ich das Training sicher gut gebrauchen kann. Spätestens, wenn irgendein Kommandant mich versehentlich findet, brauche ich Reflexe und habe keine Zeit für „mich zu ekeln“ oder „schaudern“.

Srsly though, wie können Leute problemlos Game of Thrones schauen ohne alle 10 Minuten wegschauen zu müssen, weil irgendwer brutal gemördert oder gefoltert wird…oder irgendwer Sex hat?! Wie kann man sich das so real anschauen? Bei Manga ist es stilisiert aber so?!

Nun gut. Sehen können mich die beiden nicht, solange sie meine Präsenz nicht spüren, ist alles in Ordnung. Ich schwöre mir, bis diese ganze Sache rum ist, nicht mehr die Meditation mit dem schwarzen Loch, wo ich mir vorstelle, kopfüber hineinzuspringen, auszuprobieren. Wenn die Wellen von damals ein Äquivalent von Reiatsu bei mir waren, die die Kugel gebildet hatten, sollte ich verhindern, dass irgendwer das zu spüren bekommt oder ich werde schnell auffindbar, was ich nicht gebrauchen kann.

Als die beiden sich ein wenig von mir entfernt haben und meine Sicht auf sie durch Geröll und Staub bedeckt wird, schaue ich mich nochmal vorsichtig um, bevor ich so leichtfüßig wie es mir gelingt hervortapse und den Platz zu einer großen Treppe überquere.

Rukia wartet, also auf Richtung Ziel.
 

Da ich auch weiß, dass mir hier Kenpachi auflauern könnte, nehme ich allerdings zwischendrin eine Seitengasse. Dem kampfwütigsten von allen Kommandanten muss ich wirklich nicht begegnen und ich vertraue darauf, dass ich ihm egal sein werde. Schließlich kann ich nicht kämpfen, noch wirke ich stark. Ich verspreche keinen guten Kampf, also dürfte ich ihm gehörig am Hintern vorbeigehen.

Der Druck auf meinen Schultern nimmt ab und ich sehe langsam nur noch vereinzelte Wellen. Sie verschwinden nicht ganz aber sind zahlenmäßig deutlich geringer. Mann bin ich froh, dass ich das sehen kann und nicht erspüren muss. An dieser Stelle bewundere ich die Kidoadaptierten, dass sie feinste Nuancen unterscheiden können, ohne es zu sehen wie ich. Klar Farbe hilft echt und mir fiel eine Art Atmosphäre auf, die diese Dinger haben: als hätten die Wellen eine Art Persönlichkeit. Wie sie fließen zum Beispiel und wie sich die Masse bewegt und pulsiert. Genauso wie wenn ich an bestimmte Menschen denke, sofort in mein Hirn neben ihrem Gesicht ihre Silhouette und ihre Gestiken einfallen und die Stimmung die sie mit ihrer Artikulation vermitteln. Aber etwas wirklich vor sich zu sehen vereinfacht vieles. Stellt euch vor ich müsste erspüren, ob ein Gegner vor mir steht. Glaube, würde recht schief gehen.

Während ich mich frage ob das gut oder schlecht ist, sich so sehr nur auf die Sicht zu verlassen, meine Fähigkeit ist literally auf mein Sehvermögen gepolt, irre ich eher instinktiv in dem kleinen Viertel am Turm herum. Das beinhaltet vor allem jede Menge Treppensteigen und Zeit um eine Idee zu finden, wie ich Rukia aus diesem Turm herausbekommen soll.

Wenn ich mich recht erinnere, gibt es nur eine Brücke hin. Man würde mich also meilenweit erkennen. Das ist per se kein Problem, nicht viele dürften wissen, dass ich in Wirklichkeit kein Shinigami bin, sondern ein Außenseiter der als Shinigmai cosplayt, trotzdem wäre es mir eigentlich lieber, wenn man mich nicht sehen würde. Vor allem, weil mindestens drei Leute wissen, dass ich kein echter Shinigami bin, bzw. nach ihrem Missverständnis eher „übergelaufen“ bin. Wenn ich kleinlich bin, wissen es sogar vier, aber einer dürfte noch immer bewusstlos irgendwo rumliegen. Wer weiß, wie viele schon Wind davon bekommen haben, also schnell handeln ist angesagt.

Das nächste Problem ist der Schlüssel. Im Manga hatte Hanatarou den Ersatzschlüssel aus dem Keller geklaut. Meine Chance an den zu kommen ist Null, also muss ich eine andere Lösung finden.

In Gedanken versunken trabe ich also weiter, als laute Stimmen mich zum Stutzen bringen.
 

Das Viertel, in dem ich mich befinde ist eher klein und spiralförmig an dem Felsen entlang gebaut, auf dessen Spitze der große weiße Turm in den Himmel ragt, dem Henkersplatz benachbart.

Man kann sagen, dass es eigentlich nur eine Hauptroute gibt, die hauptsächlich aus Treppe besteht, mit kleinen Nebengassen, die nicht allzu weit führen. Sofern ich erkennen konnte von meinem vorsichtigen herumschleichen, sind diese aber ziemlich verzweigt und voller Ecken, Abbiegungen und noch kleineren Seitengassen, worin ich mich sicher schnell verlaufen würde. Ein bisschen wie Venedig, wenn ihr da schon mal wart, oder ein noch besserer Vergleich: Jiufen, Taiwan.

Eines der spannendsten Orte die ich besucht habe. Dürft ihr gerne googlen. Dieser Ort hat vor allem als Inspiration für Miyazaki Hayaos Sen to Chihiro no Kamikakushi gedient.* Bekannt ist der Ort, außer als Touristenattraktion und den Film auch für sein labyrinthartiges Gebilde. Unser Tourguide berichtete von einem Vermisstenfall eines Touristen, der wohl drei Tage später auf dem Nachbarberg gefunden worden sein soll. Also ihr könnt Euch vorstellen: viele, kleine, chaotische Gänge in denen ich mich sicher nicht zurechtfinden werde ohne Karte.

Die Stimmen kommen näher und ich kann mittlerweile das Gesprochene verstehen. Nachdem ich in etwa die Richtung ausmachen kann, husche ich in eine der Seitengassen und lausche.

„Die Ryoka sind schon schön dumm, hier einzubrechen“, lacht gerade eine raue Stimme.

Dem Klang nach zu urteilen kommt die Gruppe von unten die Treppe nach oben.

„Ja, wenn die wüssten! Gegen die Kommandanten haben sie keine Chance!“, stimmt eine zweite, deutlich tiefere Stimme zu.

Ich spitze die Ohren und versuche anhand der Schritte zu erkennen, wie viele es sind, gebe es aber schnell auf, weil es nicht hilft. Lieber zähle ich die Stimmen.

„Ach was, dafür braucht es keinen Kommandanten! Die ham sicher nicht mal gegen nen fünftplatzierten ne Chance“, stimmt eine weitere, recht hohe und dünne Stimme ein.

„Diese Loser!“

Es folgt schallendes Gelächter.

Ich bilde mir ein, Stimmen eigentlich recht gut auseinanderhalten zu können, zumindest habe ich gerade vier verschiedene Stimmen ausmachen können.

„Ich weiß nicht…“

Eine Fünfte. Eher leise und schüchtern, sodass ich mir echt Mühe geben muss, um gesagtes zu verstehen.

„Sagt man nicht, dass drittplatzierter Madarame einen schweren Schlag erlitten habe und dass es Massen von Angriffsspuren und bewusstlosen Shinigami Nähe der siebten und achten Baracken gegeben haben soll?“

Das…..war dann wohl Chad, ja. Ich war dabei. Kein schöner Anblick. Truly. Und es klingt genauso schockierend wie es wirklich ausgesehen hat. Lasst diesem monologierenden Weichei seine gewaltablehnende Einstellung danke. Ein kleines Bisschen schlechtes Gewissen schleicht sich in meine Bauchgegend.

Allerdings auch: ja genau! Take that ihr Angeber. Ichigo in da House!

Also ich habe sicher nix auf den Kasten, aber wir sind auch nicht voller schwacher Leute, wie ihr glaubt!

Wenn wir ehrlich sind, eigentlich sind wir sogar ziemlich overpowered oder? Ich meine, dafür dass wir eigentlich „normale“ Menschen sein sollen, haben wir alle irgendeine Sonderfähigkeit. Ichigo besiegt im Laufe dieses Arcs zwei Kommandanten und einen Vize, Ishida besiegt nen Kommandanten, Chad legt ganze Bataillone schlafen, Yoruichi ist sowieso als ehemalige Kommandantin und Assassinenmeisterin mit dem Titel „The Goddess of Thunder“ basically, ja, halt, Göttin, steht im Titel, Orihime ist ein guter Allrounder mit Heilerfähigkeiten, die selbst die Kommandantin der Heiler hier lobt und im Manga wird erwähnt, dass sie nach der ganzen Aktion der Soul Society mit ihren Fähigkeiten eine riesige Hilfe ist. Aus der Sicht eines normalen Null-Acht-Fünfzehn-Shinigami hier sind wir eigentlich ziemlich die Monster, oder nicht?

Ich glaube ich sollte mir demnächst mal versuchen, einen objektiven Maßstab irgendwo zuzulegen. Wenn man Bleach ließt und dabei zusieht wie die Kommandanten immer stärker werden gegen den nächsten unnötig stärkeren Gegner, verliert man manchmal den objektiven Überblick auf die Dinge. Zurück zu unserer lästernden Gruppe hier.

„Ach was, alles Weicheier die uns Angst machen wollen. Wir sind Shinigami, trainiert auf den Kampf, jeden einzelnen Tag! Ein paar von draußen, die sich einbilden, hier einen auf dicke Hose machen zu können, haben hier keine Chance, glaub mir“

Ich biege leise um eine Ecke, sodass man mich nicht sehen kann, falls man in einen der Gänge hineinschauen sollte und halte die Luft an. Sie scheinen in etwa auf meiner Höhe.

„Genau. Du bist vielleicht noch neu hier, aber keine Sorge, wir sind voller ziemlich talentierter Leute!

Wir sind auch kurz davor, platziert zu werden und unser Vize hat gemeint, dass wenn wir so weitermachen, definitiv gute Chancen haben! Es gibt also nichts zu befürchten“

„Vizekommandant Iba! Sehen Sie uns dabei zu, wie wir triumphieren werden!“

Ah, also Leute von der Siebten.

„Hey, vielleicht begegnen wir sogar einen der Ryoka und wenn wir den ordentlich vermöbeln, kriegen wir vielleicht ne richtig gute Promotion?“, wirft einer ein.

Sind es vielleicht doch sechs? Ich runzle nicht ganz sicher meine Stirn. Und nein, ich verzichte, dieser Ryoka zu sein, wenn möglich, danke der Nachfrage.

Eine Weile geht das protzige Gelaber weiter, wobei vor allem die vier lautesten ihre Wahnvorstellung, vielleicht zum Drittplatzierten aufsteigen zu können, in die scheinbar leeren Gassen hinausposaunen.

Vorsichtig biege ich zurück und linse die Treppen nach oben, wo ich ein lachendes Grüppchen um die Biegung der Treppen verschwinden sehen kann.

Bingo, fünf. Und der Schlaksigste unter ihnen trägt eine hölzerne Platte mit Ritzen, die an einer Kordel an seiner Hand baumelt. Ich kenne diese Platten eigentlich aus traditionellen und noch alten Restaurants oder japanischen Bädern, womit man seine Schuhbox abschließen kann. Alte Schlüssel.

Mein Bruder und ich haben in unserer Kindheit immer alle möglichen Schlüssel genommen und versucht, damit möglichst viele andere Schlösser zu öffnen. Natürlich waren diese Schlüssel nicht die sichersten Exemplare. Niemand klaut Schuhe in einem Restaurant oder in einem japanischen Bad. Sich diese Mühe zu machen lohnt sich nun wirklich nicht, es war zur Hälfte wohl auch Atmosphäre-Mache. Aber hier?

In der Soul Society, im sonst so menschenleeren Aufgang zum weißen Turm, wo Rukia gefangen ist, jemand mit einem wirklich kompliziert wirkendenden, alten Schlüssel, der ganz zufällig auch noch dem ähnelt, den Hanatarou im Manga geklaut hatte? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?

Ich folge also leise und möglichst unauffällig dem Gespann einige Etagen weiter rauf, bis plötzlich die Gruppe stehen bleibt.

„So, wir müssen hier runter. Du musst doch zum Spinner im Turm richtig? Du musst einfach nur gerade aus in das breite weiße Gebäude oben mit den zwei Wachen an der breiten Seite. Da solltest du dann das Essen kriegen. Ist schon blöd, dass dein Partner nicht aufgetaucht ist, aber ist nichts Wildes. Die Gefangene macht nichts, also stell ihr einfach das Essen hin und verschwinde wieder. Boom fertig, das schaffst du schon“

Wie bitte? Spinner? Wehe ich höre euch nochmal schlecht von Rukia reden. Aber eins muss man denen lassen: auch wenn sie im Egowahn rumlabern, die siebte Division ist für ihren Zusammenhalt bekannt, neben der Dreizehnten und nett und unterstützend sind sie wirklich. Trotz ihres protzigen Gelabers. Aber kameradschaftlich. Gute Sache.
 

Apropos.

Da habe ich aber was Interessantes zu hören bekommen.

Die vier verabschieden sich etwas brüsk von dem recht jung wirkenden, schlaksigen Jungen und stapfen, immer noch ziemlich laut, die Seitengassen hinunter.

„Menno, siebtplatzierter Yamada, warum lassen sie mich im Stich“, quengelt der vor mir.

Also einer aus der vierten Division. War wohl auf dem Weg eskortiert oder aufgegabelt worden.

Ich folge ihm leise weiter. Mein Hirn läuft auf Hochtouren.

Er wird Rukia das Essen bringen, dem Gespräch nach zu urteilen. Das ist meine Chance! Aber wie soll ich Rukia da rausholen, ohne dass er das mitbekommt? Ich kann ihn ja schlecht ausknocken. Beziehungsweise, ich glaube auch nicht, dass ich das erfolgreich first try kann und ich will auch nicht.

Mich als Ersatz ausgeben?

Aber dann sieht er mein Gesicht und kann später Bericht erstatten.

Ich grüble weiter und wäre beinahe zu weit nach vorne gelaufen, sodass der junge Shinigami mich gesehen hätte, hätte er sich umgedreht.

Ich mache ein paar Schritte zurück und linse vorsichtig noch einmal um die Biegung. Dort sehe ich ihn einfach mitten auf der Treppe stehen.

‚Was ist los?‘, wundere ich mich.

Weit und breit keine Seele außer er hier, der mitten auf der Treppe steht.

„Siebtplatzierter Yamada, warum tun sie mir das an. Bin ich hier richtig? Oh Gott was ist, wenn ich was falsch mache. Der erste Job und dann das…“

Geduldig warte ich, bis er weiter geht, denn es ist nicht mehr weit bis zum Gebäude, aber er rührt sich nicht. Ich weiß nicht wie viele Minuten vergehen, aber außer beängstig zwischen seinem Schlüssel in der Hand und dem Gebäude am Ende der Treppe hin und her zu schauen, macht er nicht viel. Ich warte noch ein Weilchen länger, aber der Shinigami beginnt die eine Stufe, auf der er steht, auf und ab zu laufen, den Blick wirr um sich, irgendwelche sinnlosen Fragen vor sich hin murmelnd.

‚Ey alter‘, denke ich mir im Stillen.

Nach weiteren Minuten, in denen ich den in meinen Augen grundlos aufgelösten Shinigami zusehe, übernimmt schließlich mein Helfersyndrom nach dem Motto „jetzt oder nie“, die Überhand.

Mein Herz klopft und mein Kopf ist voll mit Gebeten, dass man mir nichts anmerkt, denn ich bin schrecklich schlecht im Schauspielern. Zumindest glaub ich das. Man sieht es mir meistens an, was ich wirklich denke.

Allerdings, ich will dem armen Jungen hier wirklich helfen, zwar, ich muss zugeben, zu eigenem Profit, aber das muss er ja nicht wissen, also let‘s try. Nur, diese Tragödie kann sich ja keiner ansehen, wenn sie so weitergeht.

„Heey“, rufe ich und hechte die letzten paar Stufen nach oben.

Der Junge erschrickt und lässt den Schlüssel klappernd fallen.

„Oh sorry“, entschuldige ich mich und hebe die Hände auf Brusthöhe zu einer beruhigenden Geste.

„Hanatarou hat mich geschickt, weil er heute kurzfristig nicht konnte, aber als ich am Treffpunkt ankam, war keiner“, berichte ich eine nie wirklich passierte Geschichte, Hanatarous Vornamen absichtlich benennend, um eine gute Freundschaft vorzutäuschen.

„Und da du so aussiehst, wie er mir die Person die ich begleiten sollte beschrieben hat, bin ich hinterher“

„Siebtplatzierter Yamada?“, fragt der Junge überrascht.

„Ja der. Sorry, ich kenn ihn nur als Hanatarou, deswegen“, entschuldige ich mich.

„Gott sei Dank, er hat doch an mich gedacht“, stellt er überfreudig fest.

„Vielen Dank fürs Helfen!“

Das mit dem glauben ging schneller als gedacht.

Viel zu schnell, um ehrlich zu sein. Ist er so neu, dass er mir nichts anzweifelt oder hat er mich schon durchschaut und spielt nur mit?

Er sieht mir aber eher weniger aus wie einer, der wie gedruckt lügen kann. Seine ganze Körperhaltung strahlt Unsicherheit aus. Von seiner nach vorne gebückten Haltung, die angewinkelten Arme, nach innen zeigenden Knie und Füße, der Blick, der unruhig und verwirrt hin und her geht, einfach alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das spielt. Und er hat sich schon seit dem Gespräch eben eher ängstlich verhalten.

Hat er meine Anwesenheit vielleicht geahnt?

Seine Aussage eben könnte sich durchaus darauf schließen lassen.

„Alles gut, war eh hierher unterwegs, hat also gut gepasst“, meine ich abwinkend.

Erst mal Fassade aufrechterhalten.

Ein bisschen fühle ich mich schuldig, mich so als Helfer hinzustellen und das auszunutzen, aber, in dem Fall: der Zweck heiligt die Mittel, ich verletze dabei niemanden. Man wird mir das hoffentlich verziehen.

Nichts destotrotz sollte ich vorsichtig sein.

Ich laufe also kameradschaftlich neben dem jungen Shinigami her, der sich nun eher traut, die Treppen weiter zu steigen.

„Wo hast du den coolen Rucksack her, wenn ich fragen darf?“, fragt er mich aus heiterem Himmel.

„Wir vierte Division tragen ja immer einen. Das ist wahrscheinlich auch das Einzige was uns etwas besonders macht, aber der ist wirklich cool!“

Also Small-Talk ist wohl sein Ding, ja?

Ich sage lieber nicht, dass mir mein Wanderrucksack in der Menschenwelt lieber gewesen wäre und lasse mein Hirn rattern. Ist das eine Fangfrage? Hat er mich durchschaut?

„Nein nein, deswegen bin ich hier“, lache ich also.

„Muss was von der zwölften Division hochbringen. Kommandant Kurotsuchi schickt da lieber seine Leute und bleibt im Labor, weißt du. Das sind ein paar Utensilien, die ich hier abgeben soll“, lüge ich also, da es das Erste ist, was mir einfällt was einigermaßen plausibel klingt.

„Ach so, du bist von dem Labor?“, fragt er überrascht.

„Naja, nicht wirklich. Ich bin nur ein kleiner Helfer“, erwidere ich.

„Ich dachte schon du bist auch einer von der vierten, weil du kein Zanpakuto trägst, aber stimmt, Zwölfte macht auch Sinn“

„Jaaa, Kämpfen liegt mir nicht so. Meine Kidofähigkeiten sind auch eher fraglich, deswegen passe ich gut dahin wo ich gerade bin, denke ich“, antworte ich darauf.

So falsch ist die Aussage ja nicht wirklich.

„Ich bin einfach froh, wenn ich zu etwas beitragen kann“, erkläre ich wahrheitsgemäß.

„Ja ich auch! Deswegen hab ich mich für den Job gemeldet“, berichtet der junge Shinigami neben mir aufgeregt.

„Ich hab mich auch gefreut, dass ich endlich was tun kann! Und ausgerechnet dann kann siebtplatzierter Yamada nicht“, meint er übertrieben traurig.

„Er ist sicher einfach beschäftigt. Immerhin siebtplatzierter, der Junge is gut und wird sicher irgendwo gebraucht“, meine ich überzeugt. Das bin ich übrigens wirklich. Ich fand es im Manga toll, wie selbst Hanatarou, der keines Falls der beste Kämpfer oder der mutigste Charakter war, einfach nur in seiner Rolle, sich um das Richtige zu bemühen, aufgegangen war. Er hätte ruhig mehr im Fokus stehen können.

So schnaken wir ein Weilchen, wobei ich mich eigentlich recht behaglich einfach in die Rolle begeben habe, einfach so zu sein wie ich immer bin, da das am Leichtesten ist und ich sowieso nicht Schauspielern kann. Er wirkt auch deutlich lockerer.

Wir kommen am Gebäude an, wo der Junge seine Zutrittserlaubnis vorzeigt, wobei er den Wachen die Situation meiner Anwesenheit erklärt. Ich biete an, einfach draußen zu bleiben, hauptsächlich, weil ich mich sonst in die Höhle des Löwen, im schlimmsten Fall begeben würde, aber nach weinerlichem Bitten des Jungen gebe ich schließlich hilflos nach. Die Wachen versichern mir, das käme häufiger vor und wenn einer die richtigen Papiere hat, sei das kein Problem. Ich muss meinen Namen und meine Division nennen, also gebe ich mich als Takeda Nanami aus. Ein Name, der nicht allzu musterhaft wirkt, denn das ist auch zu auffällig, aber Standard genug, um durchaus auf zwei einer Schule zutreffen zu können. Im Gebäude wird dem Jungen ein recht traurig karg befülltes Essenstablett überreicht.

Erneut wird ihm erklärt, dass er es nur zur Gefangenen bringen müsse. Diese wehre sich nicht, daher habe er nichts zu befürchten. Abholen würde dann am Nachmittag jemand anderes.

Wir werden verabschiedet und zum Gefängnis geschickt, was mich zunächst aufatmen lässt, da sie wohl nichts gemerkt haben. Immerhin wäre es dumm, mich gehen zu lassen, wenn sie von mir wüssten. Es gäbe keine leichtere Umgebung, mich einzufangen, als wortwörtlich im Gebäude des Feinds. Ohne weitere Vorkommnisse gelangen wir zur Brücke: dem einzigen Zugang zum Gefängnis.

Allerdings bleiben wir vorher stehen, denn dem Jungen schlottern die Knie, als er an der Brücke in die Tiefe schaut.

„Alles okay?“, frage ich besorgt.

Er schluckt und überwindet sich zu einem Schritt, bevor er wieder ängstlich zurücktritt.

„Ist doch nicht mehr weit, was ist los?“, frage ich halb schroff, wie ich es immer tun würde.

„Ich…ich hab Höhenangst“, gesteht der Junge mir.

Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass er das nicht mehr spielt. Selbst mein paranoider Blick kann sich einfach nicht vorstellen, dass diese Reaktion, die so natürlich wirkt, gespielt sein soll.

„Oh. Das wusste ich nicht sorry“, entschuldige ich mich, um Aufrichtigkeit bemüht, auch wenn es mir nicht wirklich gelingt, wie so oft.

„Soll ich das für dich machen?“, frage ich zweifelnd. Zweifelnd deshalb, denn ich will ja nicht enthusiastisch klingen (und mich dabei verraten) und die Besorgnis muss ich nicht spielen: Ich zweifle wirklich daran, dass er das hinbekommt. Er sieht wirklich aus als hätte er panische Angst.

Das ist an und für sich in Ordnung, aber „wir“ hatten einen „Job“, der musste erledigt werden. More or less, wie man das definieren will. Aber ihr wisst, was ich meine.

Ich bin übergegangen zu meinem Problemsolving-Ich.

„Aber das kann ich nicht auch noch erbitten, du hast mir schon so geholfen“, gibt er erstickt von sich.

„Ja, aber das heißt nicht, dass du es übertreiben musst. Du bist doch für dich weit gekommen. Du hast es bis hierher geschafft, fast den ganzen Weg sogar ohne Hilfe. Niemand nimmt es dir übel, sich mal helfen zu lassen“, meine ich, wobei das eher halb abgelesen sein dürfte, denn ich war von dieser Aussage nicht wirklich überzeugt. Ich präferiere wohl einfach den Kämpfertyp, der immer sein Bestes gibt und eifere dem wohl zu sehr nach. Wobei Pausen auch wichtig sind. Aber Höhenangst als so eine gigantische Barriere? Ich weiß es nicht. Wie ernst kann ich das gerade nehmen?

Zumindest bilde ich mir ein, ein Gefühl dafür entwickelt zu haben, wann Leute das hören wollen.

Sei es, weil er einfach nur pure Angst hat und es nicht merkt oder ich doch überzeugend genug war, tritt er ein paar Schritt zurück und hält mir das Tablett hin.

„Dann, vielen Dank“

„Kein Stress. Eins nach dem Anderen. Ein Schritt nach dem Anderen“, muntere ich ihn, dieses Mal ehrlich gemeint, auf. Er legt den Schlüssel auf das Tablett und bedankt sich unendlich oft bei mir, für all die Hilfe, wobei ich mich frage, was ich denn geleistet haben soll, so bedankt zu werden. Ist die Höhenangst echt so schlimm?

„Schon gut, schon gut. Wir Nichtkämpfer müssen uns hier gegenseitig helfen oder?“, frage ich mit einem fröhlichen Ton.

„Dann warte ich hier“, meint er winkend, als ich mich zur Brücke begeben will.

„Ach nee, musst du nicht. Ich muss danach noch das hier abgeben, erinnerst du dich?“, frage ich und deute mit einem Kopfnicken auf den Rucksack.

„Das wird sehr wahrscheinlich ne Weile dauern und es ist ja unlogisch, dass Du hier unnötig Zeit vergeudest, wo du doch die Zeit viel sinnvoller Nutzen könntest“, meine ich, klassisch deutsch. Also im Inneren. Mein schlechtes Gewissen pocht im Inneren auf meine Prinzipien, aber ich muss ihn loswerden und das muss alles sein, um Rukias Leben zu retten.

Mein schlechtes Gewissen beruhigt sich ein wenig, auch wenn es immer noch nicht gutheißt, dass ich gerade einen armen, unwissenden Jungen gehörig austrickse und ausnutze.

„Den Schlüssel und das Tablett bring ich dann zurück und werde bei der vierten Division vorbeischauen und Bericht erstatten. Ich werde bei Hanatarou ein gutes Wort für dich und deine Bemühungen einlegen, versprochen! Nutz die Zeit und arbeite doch an dem nächsten Schritt. Zeit ist wichtig u know! Während du hier rumdümpelst könntest du schon einen Schritt weiter sein!“, bestärke ich ihn, ganz in meiner eigenen Mentalität.

„Aber… Ja das stimmt schon, aber…!“

„Nix aber“, unterbreche ich etwas genervt von der Rumdruckserei.

„Na dann, nehme ich das danken an. Danke schön!“

Der junge Shinigami verbeugt sich überschwänglich und läuft, wohl hochmotiviert und wild winkend zurück.
 

Nun, jetzt heißt es beeilen. Diese Masche funktioniert immer nur das erste Mal.

Ich hatte unendlich viel Glück und ich bin wahnsinnig dankbar, ich habe nicht vor, wie gerade selbst behauptet, diese Zeit nutzlos verstreichen zu lassen.

Der Junge kann noch immer Hilfe holen. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, denn es wäre deutlich leichter gewesen, eben drei gegen einen mich gefangen zu nehmen, also vermute ich, dass sie noch nichts gemerkt haben, aber wer weiß wann es auffällt.

Ganju und Hanatarou sind noch nicht hier, das heißt wohl, Ichigo und Renjis Kampf ist noch nicht vorbei und Ichigo kämpft auch noch nicht gegen Kenpachi, das dürfte erst morgen passieren. Im Manga hat zumindest Hanatarou versprochen, Ichigos schwere Wunden, die er sich aus dem Kampf gegen Renji zugezogen hat, in einer Nacht zu heilen.
 

Moment.
 

Aber Chad kämpft schon gegen Kyouraku Shunsui!

Dieser Kampf dürfte erst morgen sein. Ichigo merkt im Kampf gegen Kenpachi, dass Chad verloren hat anhand der Seelenenergie. Das war einer der Knackpunkte im Kampf gegen Kenpachi‚ ‚der für kurze Zeit seinen Willen vielleicht hätte brechen sollen‘-Cliffhanger.

Wieder ein Shift in der Timeline?

Meine Schritte werden unabsichtlich schneller zur meiner normalen Tigergeschwindigkeit. Ich weiß nicht wann Byakuya auftauchen wird, aber eins ist sicher: wenn er auftaucht, werden weder Ichigo noch Yoruichi mir helfen kommen, denn sie kommen per Logik erst morgen. Und ‚gegen Byakuya kämpfen‘ kann ich zu meiner Liste ‚das hast du jetzt nicht laut gedacht-Idiot‘ dazuschreiben.

Klar, auch hier kann es eine Zeitverschiebung zum Original geben, aber ich will mich im Worst Case nicht darauf verlassen. Zeit ist Key.

Ich schaue möglichst unauffällig um mich, auf der Suche nach irgendwelche Gefahrenzeichen. Es ist allgemein bekannt, dass Byakuyas Shunpo, aufgrund vom ewigen Fangenspielen gegen Yoruichi, eines der Besten in Soul Society ist. Es ist durchaus denkbar, dass meine Augen trotz dem ein bisschen gewöhnen bisher, damit null mithalten können. Das ist sogar wahrscheinlicher.

Ich bemühe mich, möglichst wie ein normaler, seine Arbeit machender Shinigami zu wirken und komme an der Zelle an.

Here we go.

Mit einem Klick schließe ich die Zellentür auf, immer mit den Ohren meiner Umgebung lauschend und mit dem einen oder anderen Blick um und hinter mich.

Wo ich gerade die Hände frei habe, binde ich mir meinen zweiten Obi von eben, den ich mir ergatterte habe, nun etwas lockerer um, falls ich schnell auf ihn zugreifen können muss.

Noch ein prüfender Blick, dann trete ich ein.

„Rukia, Mittagessen“


Nachwort zu diesem Kapitel:
*
zu Deutsch irwas von wegen „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder so?

Vorgaben:
-Renji und Ichigo sind viel zu abgelenkt, als dass sie dich überhaupt bemerken würden. Allerdings kannst du nirgends Hanataro bemerken, das heißt, sie haben keinen Heilkundigen hier. Es liegt an dir, wie du mit dieser Situation umgehst.

-> Suchst du Hanataro:
Versuch es am besten im Untergrund. Vielleicht hat Ichigo ihn dort zurückgelassen? Oder vielleicht versteckt sich er sich auch nur in der Nähe? Wenn du nach ihm suchst, triffst du auf jeden Fall noch jemand anderes, nämlich Unohana. Die hält gerade ebenfalls nach ihm Ausschau und wird sich nicht täuschen lassen. Sie erkennt, wer du bist und bleibt dennoch ruhig. Tatsächlich möchte sie Antworten auf einige Fragen. Wer seid ihr, was führt euch her und wieso geht ihr dieses Risiko ein? Sie selbst wird dir wenig bis nichts verraten, aber dir den Hinweis geben, dass du vorsichtig sein solltest, damit du nicht verletzt wirst.
Zu deiner Überraschung lässt sie dich sogar gehen, wenn du ihr Antworten gibst. Wenn nicht, wird sie dich festsetzen und mitnehmen, sodass du in den Zellen bei der 4. Einheit landest. Dort triffst du einen Shinigami namens Harada Tanosuke, der auf dich aufpassen soll. Er ist ein fröhliches Gemüt und versucht, sich mit dir anzufreunden. Er wirkt ein wenig tölpelhaft auf dich. Vielleicht eine Chance für eine Flucht?

-> Suchst einen Weg, um zu Rukia zu kommen:
An Ichigo und Renji kannst du dich bestimmt vorbeischleichen und auch sonst bemerkt dich niemand dabei, zumindest vorerst. Unbehelligt kommst du recht nahe an den weißen Turm, kannst dann aber eine Gruppe Shinigami ausmachen, die hier offenbar patroullieren. Sie lästern ziemlich ungeniert über die dummen Ryoka, bemerken dich aber nicht, wenn du dich versteckst. Vielleicht kannst du sie täuschen und dich in den Turm schummeln?
In jedem Fall fällt dir ein sehr jung anmutender Shinigami auf, der ein Tablett vor sich herträgt - auch das könnte eine Chance sein, in den Turm zu kommen, sofern du ihn überwältigen kannst. Alternativ kletterst du vielleicht auch hinten durch ein offen stehendes Fenster, landest dabei dann aber prompt in einer Lagerkammer, in der du allerlei Zeug findest. Vielleicht auch etwas Nützliches, das dir hilft, zu Rukia zu kommen? Ihre Zelle ist immerhin noch dein Ziel.

Kommentare vom Autor:
Ladies and Gentlemen ich habs bis zu Rukia übelebt!!
Wohooo~~~
Aber wie wir alle wissen, eine Rettungsktion beinhaltet auch den Rückweg, daher... halten wir besser die Ohren steif xD
Srsly, stirbt auch jemand von Euch in letzter Zeit den Hitzetod?
Es ist mir zu heiß ;___;
Der Sommer hurrrgh x'D Komplett anzeigen

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