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Kapitel 32 - Zarte Pflänzchen

Unschlüssig drehte sie den gefalteten Brief mit ihren Fingern, die Beine vor dem Sessel weit ausgestreckt, in dem sie beinahe versank. Seit dem Gespräch am Ufer des Sees vor zwei Tagen trug sie ihn bei sich. Immer wieder öffnete sie das Pergament und war kurz davor all die Fragen zu stellen, die ihr auf der Seele brannten, aber wie sollte das aussehen?
 

PS: Ich habe gehört ihre Tochter ist tot und ihre Frau verschwunden, what's good?
 

Nein, ein solches Thema sprach man nicht in einem Brief an, und Evelyn zweifelte, ob sie überhaupt den Mut hätte Ollivander direkt zu fragen, auch wenn sie sich Aug in Aug gegenüberstehen würden. Es gab einen Grund, weshalb Ollivander nie etwas erzählt geschweige denn angedeutet hatte und sei es nur weil es privat war und Evelyn schlichtweg eine neue Bekanntschaft war, die ein solch intimes Thema nichts anging.
 

Sie fühlte sich buchstäblich unwohl in ihren Kleidern. Alles, was sie besaß, hatte seiner Tochter, Gaila, gehört. Verdammt nochmal, sogar ihren Zauberstab.
 

Seit dem Gespräch mit Millicent hatte sie ihn weder angefasst, noch angeschaut. Er war sofort zusammen mit dem immer noch beschmutzen Geschichte Hogwarts' in der Schublade der Kommode verschwunden, die sich zu einem Ort für unliebsame Dinge entwickelte. Evelyn hatte ihn seither nicht mehr herausgeholt. Der Gedanke ihn morgen schon im Unterricht der neu beginnenden Woche einsetzen zu müssen, ließ sie erschauern. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich auch ihrer Uniform und alles andere, das sie am Leib trug, entledigt, aber die konnte sie nicht einfach wegsperren, so gern sie wollte, wenn sie nicht nackt durch Hogwarts laufen wollte.
 

Bisher hatte Evelyn Gaila als rettenden Engel angesehen, die, unbekannt und namenlos, mit helfender Hand aus dem Hintergrund agiert hatte. Die neuen Erkenntnisse beunruhigten Evelyn jedoch schwer.
 

"Finger weg, hab ich gesagt!"
 

"Aber Draco hat gesagt, ich soll-"
 

"Ist mir egal, was er sagt. Meins wird nicht gegossen!"
 

Zabinis wütende Geschrei, das durch den Gemeinschaftsraum schallte, ließ jeden im Raum für einen kurzen Moment aus Verwirrung um den Tumult verstummen. Er hatte sich zischen Crabbe und der Reihe Pflanzentöpfe geschoben, die die Erstklässler in der Hoffnung ihnen etwas Gutes zu tun, an die Fensterfront gestellt hatten. Das Bild eines Crabbe, der einen mit Wasser gefüllten Eimer trug, und eines mit den Armen fuchtelnden Blaise, war äußerst skurril, sodass Evelyn ihre Gedanken für den Moment zurück stellte und stattdessen die Jungs beobachtete. Sie hörte, wie sich ältere Mädchen, die auf der Couch vor ihr saßen, belustigt abwandten und sich etwas zuflüsterten.
 

Draco, der scheinbar Schuld am Disput der beiden hatte, war nicht anwesend. Genauso wenig wie alle anderen ihres Jahrganges, denn die arbeiteten angestrengt an ihren letzten Hausaufgaben in der Bibliothek. Evelyn hatte angeboten zu helfen, doch Pansy hatte seufzend abgelehnt, obwohl Millicent ausgesehen hatte, als hätte sie liebend gerne den Aufsatz zu den Unterschieden der Zauberkunsts genommen, den Evelyn ihr entgegen gehalten hatte.
 

"Sag mal, sprech ich Parsel?"
 

Es war ungewöhnlich den ansonsten heiteren Blaise derart aufgebracht zu sehen. Das, was sie als Grund seines Ärgers vermutete, konnte sie ebenfalls nicht nachvollziehen. Seufzend erhob sie sich aus dem Sessel am Kamin, steckte den Brief in eine Innentasche ihres Umhanges und verabschiedete sich stumm von ihrem Platz, der mit Sicherheit schneller einem anderen Schüler gehören würde, als sie Stein der Weisen sagen könnte.
 

"Blaise, beruhige dich. Die anderen gucken schon", zischte sie ihnen entgegen, als sie die beiden erreicht hatte. Crabbe stellte den Eimer zwischen seine Beine, war aber zu stürmisch, sodass ein wenig überschwappte und die Enden seines Umhanges bespritze.
 

Zabini deutete erst auf die noch leeren Pflanzenkübel und dann auf Crabbe. "Ist mir egal, was die anderen machen. Aber der da will nicht verstehen, dass er meinen Kübel in Ruhe lassen soll."
 

"Du regst dich auf, weil Vincent deine Pflanzen gießen will?"
 

Crabbes Vorname fühlte sich seltsam auf ihrer Zunge an, doch ihr persönlich kam es noch seltsamer vor ihre eigenen Hauskammeraden mit Nachnamen anzusprechen, wenn es nicht sein musste.
 

"Draco sagte, ich soll mich heute um die Dinger kümmern", verteidigte sich Crabbe und stemmte die Fäuste gegen seine Hüfte, was ihn noch breiter aussehen ließ, als er schon war.
 

"Diese Dinger, Vincent, sind Pflanzen."
 

"Ach, soll er doch machen, aber er soll auch auf das hören, was ich sage!"
 

"Blaise, wo liegt dein Problem?", fragte Evelyn darum bemüht einen ruhigen Ton anzuschlagen, was ihr angesichts des kindischen Gezeters nur schwer gelang.
 

"Meine Pflanze wächst ohne Wasser. Wasser tötet sie."
 

Verblüfft hob sie die Augenbrauen. "Du weißt, was da drin ist?"
 

"Nein, keine Ahnung. Aber was es auch ist, ich werde es als Nachtfigur-Gewächs behandeln, das kein Wasser braucht."
 

"Du meinst Nachtschatten."
 

"Ja, hab ich gesagt. Sprout wollte, dass wir verschiedene Methoden ausprobieren. Ich probiere es eben auf die trockene Art." Zabini faltete mit verschmitztem Lächeln, mit dem Evelyn ihn kennen gelernt hatte, die Arme vor der Brust.
 

Sie schüttelte den Kopf, war aber beeindruckt davon, was hinter Zabinis Plan zu stecken schien. Ging die Pflanze ein, und die Wahrscheinlichkeit dafür war hoch, so könnte er sich mit seiner absolut gültigen Variante der Pflanzenpflege herausreden. Falls er entgegen allen Voraussagen doch Erfolg haben sollte, so würde er als Genie dastehen.
 

"Lass ihn, Vincent, du kannst dich aber um meines kümmern."
 

"Endlich hat es einer begriffen."
 

"Was ist hier los?" Mit strengem Schritt kam einer der Vertrauensschüler, Livinius Pucey wie Evelyn mittlerweile wusste, auf sie zu, den scheinbar ein besorgter Schüler gerufen hatte. Dieser blieb mit imposant geschwelter Brust vor ihnen stehen, das silberne P gut sichtbar, und bereit jeden Streit zu schlichten. Allerdings kam er dafür ein wenig zu spät.
 

"Nichts, hat sich erledigt, oder Vincent?"
 

Crabbe nickte stumm und griff nach dem Eimer unter ihm.
 

"Oh, na dann." Pucey räusperte sich und machte Anstalten auf dem Absatz zu drehen. "Keine weiteren Tumulte im Gemeinschaftraum", schob er hinterher, ehe er enttäuscht nun doch nichts zu tun zu haben von dannen zog.
 

"Was wollte denn Pucey jetzt hier? Habe ich so laut geredet?", erkundigte sich Blaise, doch Evelyn zuckte nur mit den Schultern.
 

"Ich glaube er wollte Autorität zeigen, ich muss es wissen, ich hab ein Essay darüber geschrieben."
 

Mit dem Verschwinden des Vertrauensschüler öffnete sich jedoch die Wand vor ihnen und eine gähnende Pansy kam zum Vorschein, gefolgt von Millicent und Daphne, die nicht weniger müde aussahen.
 

"Harris!", rief Pansy, als sie Evelyn mit Zabini und Crabbe am Fenster stehend entdeckt hatte, "wenn ich jemals wieder ablehnen sollte eine Hausaufgabe anzunehmen, erinner mich an diesen Moment."
 

Die Hand gegen die Stirn gepresst kam sie auf das Trio zugelaufen. "So schlimm?", fragte Evelyn vorsichtig, als Pansy in Hörweite eines normalen Gespräches ohne Geschrei war. Mit Pansy oder Daphne zu reden fühlte sich noch immer an, als würde sie über ein Minenfeld gehen.
 

"Schlimm? Wenn man drei Bücher in zwei Stunde durch wälzen und zusammen fassen muss, dann ja."
 

Was sie darauf erwidern sollte, wusste Evelyn nicht. Sie hatte weder andere Bücher benutzt, noch irgendetwas zusammen gefasst. Sie hatte beim Schreiben auf das vertraut, was ihr jahrelanges Fan Dasein und natürliche Neugier gelehrt hatten. Allerdings fühlte sie sich nun unsicher.
 

"Die Arbeit hat sich bestimmt gelohnt ", versuchte Evelyn sie aufzuheitern, doch Daphne, die mittlerweile dazu gestoßen war, grummelte für Pansy die Antwort.
 

"Wehe wenn nicht."
 

Schnell zog es sie alle Richtung Große Halle, wo ein reichliches Abendessen auf sie wartete. Nach Essen war Evelyn leider seit Tagen nicht und am liebsten hätte sie erneut ausgesetzt, wenn Millicent sie nicht kurzerhand mitgezogen hätte.
 

"Das läuft grad so gut, geh nicht weg", glaubte sie Millicent flüstern zu hören und fügte sich schließlich.
 

Ihr Verhältnis zu Pansy und Daphne konnte man noch immer als eisig betrachten, doch sie wechselten nun wenigstens die rudimentärsten Worte miteinander, wobei Millicent es sich wohl in den Kopf gesetzt hatte, die Sache noch ein wenig weiter zu bringen.
 

Überhaupt empfand Evelyn Millicent als überaus fürsorglich, wofür sie meistens auch dankbar war. Andererseits hätte sie auf eine Ersatzmutter auch gerne verzichten können. Du siehst nicht gut aus, willst du zu Madam Pomfrey? Alles in Ordnung, du bist so still? Hast du schon alle Hausaufgaben erledigt? Gut, letzteres hatte wohl eigennützige Gründe, wodurch ihr Slytherin Wappen wenigstens gerechtfertigt war. Man könnte sonst meinen sie wäre eine Hufflepuff. Allerdings hatte Millicent das Talent ständig da zu sein, wenn Evelyn eigentlich alleine sein wollte.
 

"Du isst schon wieder nichts, nimm doch wenigstens was vom Kartoffelbrei."
 

Und da war sie auch schon wieder, die fürsorgliche Millicent, wobei Evelyn ihr leider recht geben musste. Ihre anhaltende Appetitlosigkeit begann sich zu zeigen. Nicht nur, dass ihre Kleider lose an ihren Schulter hing, ihre Finger ähnelten dünnen Ästen, an denen sich die Gelenke unschön abzeichneten. Die Tränke, die sie einnahm, sorgten zwar für ein kindliches Aussehen, doch was nicht da war, konnte nicht verändert werden, was man besonders an ihren Händen sah. Sie waren kleiner, doch so dürr wie sie waren, sahen sie nicht aus wie die Hände eines Kindes.
 

Langsam zog sie die Finger unter die Ärmel ihres Mantels, sodass man sie nicht sehen konnte.
 

"Gib mir ein paar Minuten", versuchte Evelyn Zeit zu schinden. Der anhaltende Geruch nach Gebratenem trug nicht gerade dazu bei Evelyns Hunger zu fördern, im Gegenteil.
 

Millicent schluckte hinunter und legte ihre Gabel klirrend beiseite. "Es geht um das, was ich dir erzählt habe, oder?"
 

"Mach dir keine Gedanken."
 

"Doch, seitdem geht's dir nicht gut."
 

Demonstrativ griff Evelyn zu dem Kartoffelbrei und schaufelte sich eine große Portion auf den Teller, von dem sie sich einen gut gefüllten Löffel in den Mund schob. "Da, isch esche." Ihre Worte waren kaum verständlich und sie bereite es auch schnell gleich eine derart große Portion hinein geschaufelt zu haben.
 

"Hast du wenigstens den Brief abgeschickt."
 

Sofort glaubte Evelyn der Kartoffelbrei wäre bittere Asche auf ihrer Zunge und beinahe hätte sie ihn vor Ekel wieder ausgespuckt. Nur der Anstand und der Wille sich nicht die Blöße zu geben, hielten sie davon ab. Doch auch als sie es geschafft hatte zu schlucken, blieb sie Millicent eine Antwort schuldig und starrte stattdessen auf ihren Löffel.
 

"Also nicht", schlussfolgerte Millicent und seufzte. "Ich verstehe nur nicht, wieso dich das so mitnimmt? Das ist schon Jahre her, Ewigkeiten, du musst dich da nicht hinein steigern."
 

Natürlich konnte Millicent Evelyns Gefühle nicht verstehen ohne zu wissen, dass alles, was sie war, was sie sich innerhalb der wenigen Wochen aufgebaut hatte, auf dem Tod des Mädchens begründet war, ohne es zu wissen. Sie wusste nicht, dass Evelyn nicht ihre eigenen Kleider trug, oder dass sie nicht einen von Garrick Ollivander hergestellten Zauberstab besaß. Für Millicent war sie nur das Pflegekind von Ollivander.
 

Doch so fühlte sie sich nicht. Mit jedem Tag, den sie darüber nachdachte, kam sie sich eher vor wie das Ersatzkind, das sich Ollivander gewünscht hatte. Seine Hilfsbereitschaft, seine herzliche Begrüßung in seinem Heim ohne zu zögern, sein väterliches Lachen, all das bekam nun einen fahlen Beigeschmack. War sie nichts weiter als ein Ersatz gewesen für die Tochter, die er verloren hatte? Das schlimmste war, dass sie auf genau diese Gefühle vertraut hatte und sie ausgenutzt hatte. Schließlich hatte sie die Kleider, den Platz in seinem Haus und Ollivanders Vertrauen nur allzu gerne angenommen. Ja, weil du dachtest seine Tochter lebt noch.
 

Ständig kreisten ihre Gedanken um ein und dieselben Fragen und sie realisierte, dass nur ein Gespräch mit Ollivander ihr Ruhe geben konnte. Plötzlich schien der Brief in ihrem Umhang zu brennen. Sie spürte genau, wo das Pergament ihren Körper berührte.
 

"Mach das nicht", sagte Millicent. "Du versinkst schon wieder in irgendwelchen Gedanken. Rede mit mir."
 

Evelyn riss die Arme hoch. "Ich kann nicht, versteh das doch, du bist nicht meine Therapeutin, Millicent."
 

"Was ist das, Therapeutin?", fragte Millicent mit einer angeborenen Naivität, dass Evelyn sich für ihren Ausbruch sofort schämte.
 

"D-das, ehm, das ist jemand, dem man seine Probleme erzählt."
 

Millicent nickte stumm. "Doch, dann bin ich das. Ich würde Freundin dazu sagen, aber ich mag das Wort Therapeutin." Sie dehnte das für sie fremde Wort, wobei sie es ein wenig falsch betonte.
 

Für einige Sekunden konnte Evelyn nichts anderes tun als blinzeln. Zu ihrer Verwunderung schaltet sich nun sogar Pansy ein, von der sie erwartet hätte, dass sie ihnen keine Beachtung geschenkt hatte.
 

"Weißt du, Harris, es ist nicht gut alles in sich hineinzufressen, glaub mir." Ihr ernster Ton wollte nicht zu dem Kind passen, das sie eigentlich noch hätte sein sollte. "Rede, dann geht's dir besser."
 

Wer ist hier eigentlich das Kind?, fragte sich Evelyn plötzlich als ihr bewusst wurde, dass einige an dem Tisch vermutlich viel Schlimmeres erlebt hatten. Stopp, du spekulierst schon wieder, vielleicht war es auch einfach nur ein Rat ohne weitere Bedeutung. Beschämt und unfähig noch weiter Pansy anzuschauen, senkte sie den Blick.
 

"Ich wäre nicht hier, wenn es Ollivander nicht gegeben hätte. Er hat so viel für mich gemacht, mehr als ihm jemals zurück zahlen kann. Aber-", sie stockte. "Ich dachte, er-"
 

"Du dachtest, er macht das weil er so ein herzensguter Mensch ist?", vervollständigte Daphne den Satz mit ihrer gewohnten Direktheit, ohne sich beim Essen stören zu lassen.
 

Evelyn konnte nichts erwidern, also schwieg sie.
 

"Niemand tut etwas, ohne Gründe oder Hintergedanken", setzte Pansy nach. "Also, Ollivander kümmert sich um dich während du in England bist, so war es doch, oder? Und er sieht einen Ersatz in dir, na und? Selbst wenn, was ist so schlimm daran?"
 

Du rennst ja nicht mit ihren Kleidern durch die Gegend, dachte Evelyn, musste ihr ansonsten aber recht geben. Sie hatte geglaubt Ollivanders Herz war einfach zu groß, als dass er eine wild fremde Person auf der Straße hätte stehen lassen können, sie hätte es besser wissen müssen.
 

"Pansy hat recht", sprach Millicent Pansys Worte laut aus. "Ist doch nicht schlimm? Im Gegenteil, er fühlt sich bestimmt besser."
 

Tat er das?
 

"Hör auf dir Sorgen zu machen und steiger dich nicht in irgendetwas hinein." Pansy griff über den Tisch und schob Evelyns Teller näher an sie heran. "Iss!"
 

Nach kurzem Zögern begann sie schließlich unter den Augen der Mädchen zu essen, bis Millicent zufrieden nickte und sich schließlich selbst wieder ihrem Teller zuwandte. Allerdings kam Evelyn nicht herum sich zu wundern, was hier gerade passiert war?
 

Es war nicht unbedingt Millicents Ehrgeiz Evelyn aus der Reserve zu locken, die Evelyn irritierte, sondern Daphne und Pansy, die ansonsten nur das nötigste Interesse an Evelyn gezeigt hatten, jedoch tatsächlich auf ihre Art versucht hatten zu helfen. Ausgerechnet die zwei, die sie gemieden hatte. Zum ersten Mal seit Tagen war ihr nach einem Lächeln zumute, auch wenn sie es äußerlich nicht zeugte. Sie fühlte sich tatsächlich besser, obwohl sie nicht die ganze Geschichte erzählt und die anderen nichts das ganze Ausmaß begriffen hatten. Doch das war nicht nötig, dachte Evelyn, denn die Tatsache, dass Daphne und Pansy über ihren Schatten gesprungen waren wogte schwerer, als irgendwelche ihrer gesponnenen Fantasien zum Verhältnis zwischen ihr und Olivander.
 

Trotzdem, oder gerade deshalb, nahm sie sich vor, als sie gemeinsam mit vollen Mägen zurück in ihr Zimmer gingen, den Brief neu zu schreiben, und sei es auch nur, weil er durch Evelyns ständiges herumdrehen und falten mittlerweile ziemlich knittrig geworden war.
 

Sie würde ihn nicht bedrängen, sie würde ihn auch nicht darauf ansprechen, entschied sie, als sie im Schein der Lampen an ihrer Kommode saß, die Feder in der Hand und ein leeres Pergament vor sich. Die Schublade würde sie erst morgen öffnen, beschloss sie, solange konnte die Konfrontation mit ihrem Zauberstab noch warten.
 

Zunächst veränderte sie nichts an ihrem Brief, doch dann setzte sie an und fügte noch einen Absatz hinzu.
 

Wie es ist hier anzukommen, muss ich Ihnen nichts sagen, daher erspare ich es Ihnen erneute das Wunder mit Namen Hogwarts zu beschreiben. Möglicherweise ist es Ihnen ja egal, aber ich möchte Ihnen dennoch erzählen, welches Haus der Hut für mich gewählt hat.
 

Ich freue mich Ihnen sagen zu dürfen, dass er Slytherin für mich ausgesucht hat. Ich will nicht lügen, es dauerte ein wenig, bis ich mich mit seiner Entscheidung anfreunden konnte. Weshalb, muss ich Ihnen nicht sagen. Doch glauben Sie mir, dass es hier eine besondere Verbindung zwischen den Schülern gibt, die ich schlecht erklären kann, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Bisher sind es nur ein paar Tage, aber das Gefühl zu Hause zu sein, vielleicht sogar wirklich eine Familie gefunden zu haben, die Differenzen hinten anstellt für das Wohl ihrer Leute, ist überwältigend. Ich fühle mich wohl hier und kann mir eine Zukunft vorstellen.
 

Evelyn drehte sich um und betrachte ihre Zimmergenossinnen, die bereits auf ihren Betten saßen, die Vorhänge noch offen, und gerade über etwas lachten, was Daphne gesagt haben musste. Millicent fing Evelyns Blick auf und winkte sie zu sich.
 

"Fertig? Ich wollte dich sowieso fragen, was da heute im Gemeinschaftsraum los war?"
 

"Ja, Blaise wollte den Mund nicht aufmachen, aber anscheinend gab es Ärger mit Pucey?"
 

"Du warst dabei, oder? Erzähl."
 

Alle redeten sie auf sie ein, sodass Evelyn sie bremsen musste. Nein, sie war noch nicht fertig, jedoch beeilte sie sich auch den Rest zu Pergament zu bringen. Diesen konnte sie gerade so vollenden, da nun drei Stimmen mit ungewohnter Aufmerksamkeit auf sie einredeten, und Evelyn kam nicht umhin sich zu wundern, ob die Drei nicht vielleicht deshalb so redselig waren, um sie abzulenken.
 

Unter dem ansteigenden Druck, den die anderen auf sie ausübten, verstaute sie den Brief, den sie sich vornahm morgen endlich abzuschicken, und gesellte sich zu ihnen in die Runde, die schon erpicht darauf waren zu hören, was Evelyn zu sagen hatte.
 

"Es fing damit an, dass Draco Vincent wohl gesagt hatte, er soll sich um die Pflanzen kümmern..."



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