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Wishes

»[MarcoxOC]«
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Conversations

Als Cora die Augen aufschlug, brauchte sie einige Sekunden, um richtig wach zu werden. Es war viel zu gemütlich, weshalb sie sich kaum bewegte, sondern ihr Gesicht tiefer in das weiche Kissen drückte. Lange war es her, seit ihr die Albträume einen ruhigen Schlaf gewährt hatten, daher genoss sie den Moment umso mehr. Doch die anfängliche Gelassenheit währte nicht lange. Stück für Stück nahm sie die Umgebung wahr. Diese Kajüte war um einiges größer als ihre und auch persönlich eingerichtet. Zudem befand sich in ihrem Blickfeld ein großes Regal, welches voll mit Büchern war. Sie besaß zwar ebenfalls welche, aber nicht hier.
 

Mit einem Ruck saß sie aufrecht im Bett. Aufgrund der schnellen Bewegung pochte es unangenehm in ihrem Kopf. Um dem Schwindel entgegenzuwirken, drückte sie die rechte Handfläche fest gegen ihre Schläfe. Doch der dumpfe Schmerz wurde zur Nebensache, als sie ihren Blick auf die einzige Lichtquelle richtete.
 

Reife Leistung, Cora.
 

Cora schluckte, aber rührte sich nicht sofort. Erst ein wenig später zog sie die Beine an ihren Körper. Mit einer Hand fuhr sie sich durch die zerzausten Haare. „Wie spät ist es?“ Ihre Stimme klang in ihren Ohren merkwürdig laut, aber vielleicht lag das auch an der ungewohnten Stille.
 

Mit müden Augen beobachtete sie Marco, der bis eben noch in irgendeine wichtige Kapitänsarbeit vertieft gewesen war und sich nun zu ihr drehte. Für einen Augenblick musterte er sie einfach nur. Keine Ahnung, was durch seinen Kopf ging, aber sie war noch zu konfus, um weiter darüber nachzudenken.
 

„Kurz vor drei, wenn ich mich nicht irre.“
 

Bei seiner Antwort war sie plötzlich hellwach. Panik machte sich in ihr breit, auch wenn sie keine Ahnung hatte, weshalb. „Drei? Und du hast mich nicht geweckt?“ Etwas hektisch warf sie die Decke beiseite und stand auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie so lange schlafen würde. „Ich habe dein Bett besetzt und dich vom Schlafen abgehalten. Das tut mir leid. Ich…“ Sie hörte auf zu reden und sah sich um. Sie suchte nichts Bestimmtes, aber es fiel ihr gerade schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

„Cora?“
 

„Du bist der Käpt’n und ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.“ Die Dunkelhaarige biss sich auf die Lippen.
 

„Cora!“
 

Verwirrt sah sie auf, als plötzlich jemand ihren Oberarmen berührte. Marco stand vor ihr und musterte sie forschend. „Beruhige

dich, okay? Alles halb so schlimm.“
 

Cora runzelte verständnislos die Stirn, nahm sich aber die Zeit, ihren Puls zu beruhigen. Sie ließ ihre Schultern sinken. „Aber du hast wegen mir nicht geschlafen.“ Die Reue war ihr anzusehen.
 

Bei ihren perplexen Worten musste der Phönix schmunzeln. Das Wohl anderer schien ihr noch immer am wichtigsten zu sein. „Nur weil hier kein Platz war, heißt das nicht, dass ich keine andere Möglichkeit gefunden hätte.“ Er ließ sie wieder los und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen. „Aber das ist egal, weil ich ohnehin nicht schlafen könnte.“
 

Cora umklammerte mit ihren Fingern jene Stelle, die Marco eben noch berührt hatte. „Wieso nicht?“
 

Der Käpt’n verschränkte seine Arme und fuhr sich anschließend mit der Hand über seinen Dreitagebart. „Seit Pops Tod fällt es mir schwer, Ruhe zu finden. Ich bin es also gewohnt, spät schlafen zu gehen. Deshalb ist es mehr als okay, dass du hier bist.“
 

Mit dieser Erkenntnis setzte sie sich wieder aufs Bett. Sie wusste nicht, was gerade in sie gefahren war. Normalerweise verlor sie selten die Beherrschung. Schon gar nicht über solch banale Dinge. Um die Situation nicht noch peinlicher zu machen, meinte sie: „Okay. Das heißt, du erledigst mitten in der Nacht den ganzen Papierkram?“ Sie deutete auf den großen Schreibtisch, auf dem sich ein überschaubarer Stapel sowie ein Tintenfass befand. Tatsächlich interessiert sah sie ihn an. Sie hatte sich schon immer gefragt, was man als Käpt’n einer riesigen Crew alles zu tun hatte.
 

Zu ihrer Überraschung musste Marco grinsen. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen seiner Shorts und antwortete: „Nicht ganz. Vieles übergebe ich den Kommandanten. Ich kümmere mich hauptsächlich um die Finanzen und den Kontakt zu jenen Inseln, die unter unserem Schutz stehen. Hinzu kommen noch ein paar Kleinigkeiten, aber die sind nicht der Rede wert.“
 

„Klingt…spannend.“ Ihre Mundwinkel hoben sich. Ihr war natürlich bewusst gewesen, dass das Leben als Pirat nicht ausschließlich aus Abenteuern, Partys und Kämpfen bestand. Aber ein wenig überraschte es sie, dass er sich zusätzlich um die Finanzen kümmerte. Selbst unter den Revolutionären gab es jemanden, der dafür verantwortlich war.
 

Marco zuckte mit den Schultern. „Ich bin froh, dass ich ab und zu Papierkram erledigen kann. Es ist eine willkommene Abwechslung zu meinen sonstigen Pflichten.“
 

Cora richtete ihren Blick auf den Boden. Eine Frage brannte ihr schon seit Längerem auf der Zunge. Nur war sie bis jetzt noch nicht dazu gekommen, ihm diese zu stellen. Möglich, dass es daran lag, dass die Gespräche zwischen ihnen bis jetzt immer nur zwanghaft geführt wurden. Jetzt, zum ersten Mal, seit sie auf der Moby Dick war, sprachen sie miteinander, ohne dass sich Cora unwohl dabei fühlte. Deshalb wollte sie es wagen. „Eigentlich sollte es mir egal sein, aber ich muss es einfach wissen. Was ist mit Bone passiert?“
 

Bei der Erwähnung seines Namens verdüsterte sich Marcos Gesicht plötzlich und auch seine Muskeln spannten sich an. Anscheinend war Bone nicht nur bei ihr ein rotes Tuch. „Er wird dir nie wieder zu nahe kommen. Dafür habe ich persönlich gesorgt.“
 

Cora wusste, was das bedeutete und obwohl sie Gewalt grundsätzlich mied, fühlte Cora, wie eine große Last von ihren Schultern fiel. „Danke, Marco. Das…bedeutet mir wirklich viel.“ So ehrlich wollte sie zu ihm sein. Dass sie Bone nie wieder zu Gesicht bekommen würde, erleichterte sie ungemein.
 

„Bedanke dich nicht für etwas, das selbstverständlich ist.“ Marco Stimme klang sanft und sorgte dafür, dass Coras Herz verräterisch schnell schlug. Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: „Ich habe dich nie gefragt, wie es dir mit dieser ganzen Sache geht.“
 

Als sie seine Frage vernahm, warf sie ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Welche Sache meinst du? Die, bei der ich für den Rest meines Lebens mit Narben rumrennen muss, oder die, bei der ich dank der Albträume kaum eine ruhige Nacht mehr haben werde?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Frage trocken klang.
 

Der Phönix zog seine Augenbrauen nach oben. „Alles. Und vielleicht noch die Sache, bei der du am liebsten den East Blue zwischen uns hättest.“
 

Diese ebenso trockene Antwort veranlasste Cora tatsächlich dazu, kurz aufzulachen. „So schlimm ist es auch wieder nicht. Sonst wäre ich jetzt nicht hier in deiner Kajüte.“ Komischerweise fühlte sie sich keineswegs unbehaglich, hier mit ihm alleine zu sein. Im Gegenteil. Das Gespräch war locker.
 

„Sieht aus, als würden wir Fortschritte machen“, meinte er belustigt, aber Cora wusste genau, dass er es eigentlich verdammt ernst meinte. Und sie musste ihm recht geben. Wenn sie an ihr erstes Zusammentreffen dachte, dann war das hier tatsächlich eine normale Konversation. Natürlich empfand Cora noch immer eine gewisse Distanz zu ihm. Zehn Jahre war eine verdammt lange Zeit, auch wenn es ihr viel kürzer vorkam. Es hatte sich so viel verändert und gleichzeitig auch gar nichts.
 

Es war nicht so, dass zwischen ihnen alles okay war. Bei Weitem nicht. Aber vielleicht konnten sie es schaffen, dass sie zumindest in der Zeit, in der sie noch auf dem Schiff war, normal miteinander umgingen. Dass es nicht leicht werden würde, war klar. Jedoch sollte es ja nicht für lange sein, oder?
 

„Ich wollte dich in den letzten Tagen nicht mit solchen Fragen überfallen, aber ich habe in letzter Zeit gerätselt, was du auf diesem Schiff überhaupt zu suchen hattest.“ Marcos Frage riss Cora aus ihren Gedanken. Sie hatte sich schon gewundert, weshalb er nicht schon früher damit gekommen war.
 

„Hm. Bone ist, wie du weißt, Menschenhändler. Meine Aufgabe bei den Revolutionären ist es, Informationen über solche Personen zu beschaffen und wenn es die Situation verlangt, auch auszuschalten.“ Und dieses Mal war sie alles andere, als erfolgreich dabei gewesen.
 

Marco hatte bei ihrer Antwort irritiert die Stirn gerunzelt. „Warte. Du bist bei der Revolutionsarmee? Seit wann? Und wieso weiß ich nichts davon?“
 

Am liebsten hätte sie erwidert, dass er vieles nicht über sie wusste, aber sie ließ es bleiben. Stattdessen meinte sie nach kurzem Überlegen: „Ungefähr neun Jahre. Und du weißt vermutlich nichts davon, weil es so beabsichtig ist. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich meine Missionen nicht erledigen.“ Es war die Wahrheit. Bei öffentlichen Aktionen der Armee hielt sie sich im Hintergrund. Das war nicht nur für ihre Arbeit wichtig, sondern auch für Liah, die sie nicht in Gefahr bringen wollte. Cora könnte es nicht ertragen, wenn ihr deshalb etwas zustoßen würde. Ohne auf seine Antwort zu warten, fügte sie hinzu: „Ich sollte jetzt wirklich gehen. Noch länger will ich dir nicht den Schlaf rauben.“
 

Obwohl sie gerade geschlafen hatte, war sie es, die sich die Augen rieb. Sie war tatsächlich schon wieder müde. Die Dunkelhaarige durchquerte die Kajüte und griff nach der Türklinke, drehte sich aber noch mal zu Marco. „Du solltest übrigens auch mal schlafen. Du siehst furchtbar aus.“ Sie schenkte ihm ein letztes und seltenes Grinsen, bevor sie schließlich auf den Gang trat und leise die Tür hinter sich schloss.
 

Gerade als sie ihren Gedanken, dass es doch recht gut verlaufen war, beendet hatte, zog eine Person ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Na sieh mal einer an. Ist das nicht die Kapitänskajüte, aus der du da gerade kommst, Süße?“ Cora runzelte bei diesem Spruch die Stirn und sah zu dem Ausgangspunkt der Stimme. Ein Mann mit Dreadlocks, unheimlich vielen Muskeln und Piercings kam langsam auf sie zu geschlendert. Seine Hände steckten tief in seinen Hosentaschen und sein Grinsen versteckte eine eindeutige Botschaft. Er spiegelte im Grunde all das wieder, vor dem Mütter ihre Töchter immer warnten.
 

„Und wenn schon. Ich glaube kaum, dass dich das zu interessieren hat“, meinte sie fast schon eisig und würdigte ihn keines weiteren Blickes, da sie in die entgegengesetzte Richtung ging. Was für ein Idiot, dachte sie sich und strich ihre leicht gelockten Haare nach hinten. Auch wenn sie Gast auf diesem Schiff war, konnte sie solche Aussagen nicht unkommentiert lassen. Schon früh hatte sie gelernt, dass man sich nicht alles gefallen lassen sollte.
 

„Oh, bissig ist sie auch noch. Wie reizend. Dann vergessen wir mal, dass du in den Sachen des Käpt’ns aus dessen Kajüte gekommen bist. Und das mitten in der Nacht.“
 

Cora musste schnauben, hörte sie doch klar und deutlich den Zynismus in seiner Stimme. Anscheinend passte ihm etwas an dieser Sache ganz und gar nicht. Dennoch erwiderte sie nichts darauf, sondern warf ihm nur einen verächtlichen Blick über die Schulter zu und bog nach rechts ab. Sie war froh, als sie ihre vorübergehende Kajüte erreichte und die Tür hinter sich schloss. Es dauerte auch nicht lange, bis sie sich die Zähne geputzt und ins Bett gelegt hatte. Doch obwohl sie vorhin müde gewesen war, brauchte sie ewig, um einzuschlafen.
 


 

Cora fühlte sich fehl am Platz, als sie an Deck ging und einen Teil der gut gelaunten Piratencrew sah. Sie kannte hier kaum jemanden und wäre viel lieber auf Bartigo Island bei ihrer Tochter. Ständig musste sie sich daran erinnern, dass sie nur noch eine Insel von Koala und Sabo entfernt war und es von dort nur noch ein paar Tage waren, bis sie wieder zuhause sein würde. Zuhause und bei Liah.
 

Etwas unschlüssig sah sie sich um. Es wurde Musik gemacht, gelacht und geredet. Es war kaum zu übersehen, dass alle unheimlich viel Spaß hatten. Um nicht noch länger untätig herumzustehen, überquerte sie das Deck und stellte sich an die Reling. Der Himmel war so klar, dass sich die Sterne an der Meeresoberfläche spiegelten. Aber nicht mal dieser schöne Anblick konnte ihre Stimmung heben. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass ihr Gemüt stetig weiter zu sinken drohten, denn eigentlich war sie ein fröhlicher Mensch. Sie versuchte oft in Dingen das Gute und Positive zu sehen. Diese Eigenschaft schien ihr in letzter Zeit aber abhandengekommen zu sein.
 

„Tut mir leid, dass ich dich beim Trübsalblasen unterbreche, aber du siehst so aus, als hättest du Alkohol bitter nötig“, ertönte es plötzlich belustigt hinter ihr und veranlasste Cora dazu, sich seufzend umzudrehen.
 

„Ist es wirklich so offensichtlich?“ Sie schenkte Nikira ein recht verzweifeltes Lächeln und nahm ihr den Krug ab, den die Rothaarige ihr entgegenhielt.
 

Die Kommandantin gesellte sich neben sie und lehnte sich ebenfalls an die Reling. „Ja. Ist es.“
 

Bei der trockenen Antwort musste Cora dennoch grinsen und warf einen kurzen Blick zu der jungen Frau. Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, wobei einige Strähnen ihr Gesicht umrahmten. Außerdem trug sie ein lockeres schwarzes T-Shirt sowie eine enge Jeanshose. Die dunklen Boots, die sie trug, hatten bereits so Einiges hinter sich. Es war sofort zu sehen, dass sie Wert auf praktische Kleidung legte. In dieser Hinsicht waren sie sich wohl sehr ähnlich. Mit dieser Erkenntnis nahm sie einen Schluck von ihrem Getränk. Als die Flüssigkeit ihre Lippen berührte und sie den Geschmack intensiv wahrnahm, hob sie überrascht ihre Augenbrauen.
 

„Honigwein ist genau das Richtige, um die Stimmung zu heben und negative Gedanken zu vertreiben.“ Nikira schenkte ihr ein wissendes Lächeln.
 

Ihre Aussage erstaunte Cora. „Wow. Anscheinend bin ich offenes Buch für andere.“ Sie konnte den Missmut in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. Wer wollte schon leicht zu lesen sein?
 

„Nicht wirklich. Es ist nur so, dass ich diesen Blick aufs Meer nur zu gut kenne“, antwortet Nikira und setzte den Krug an.
 

„Gut zu wissen, denn anscheinend hat es geholfen.“ Damit sprach sie ihr jetziges Leben im Vergleich zu ihrem früheren an. Dank den unzähligen Zeitungsartikeln hatte jeder über die Entscheidung von Akainus Tochter, den Whitebeards beizutreten, erfahren. Es war ein riesengroßer Skandal, der selbst unter den Revolutionären für Aufruhr gesorgt hatte.
 

„Das, und Ace.“ Als ihr Blick zu besagter Person wanderte, zierte ihre Lippen ein Lächeln. Ein Lächeln, welches pure Liebe ausstrahlte. Cora konnte gar nicht anders, als sich für sie zu freuen. Auch wenn sie das ehemalige Marinemitglied nicht gut kannte, so war es schön zu sehen, dass sie hier glücklich war. Wenn man bedachte, was sie alles durchgemacht hatte, dann verdiente sie es.
 

Die Ältere erwiderte nichts, sondern ließ ihre Augen über das Deck wandern. Dabei erregte besonders eine Person ihre Aufmerksamkeit. Es war der Typ, der sie letztens im Gang angesprochen hatte. „Nikira? Wer ist dieser Typ mit den unzähligen Piercings im Gesicht?“
 

Die Rothaarige widmete sich wieder ihrer Gesprächspartnerin und runzelte bei ihrer Frage die Stirn. Sie suchte nach demjenigen, den Cora meinen könnte und wurde schnell fündig. „Ah, du meinst Abaddon.“
 

Bei seinem Namen hob die Revolutionärin die Augenbrauen. „Abaddon? Wie der Engel des Abgrunds?“
 

Nikira schien überrascht zu sein, dass sie sich mit dieser Thematik auskannte, musste aber schließlich grinsen. „Ja. Wenn man ihn kennt, dann ist der Name ziemlich passend. Wieso fragst du eigentlich?“
 

„Naja. Ich bin ihm gestern Nacht auf dem Gang begegnet und er hat ziemlich merkwürdige Sprüche rausgelassen. Er scheint mich nicht sonderlich zu mögen.“ Cora erinnerte sich an sein abschätziges Grinsen.
 

Nikira nickte wissend. „Abaddon ist nicht gerade der einfachste Typ. Er hat…ziemliche Probleme mit Frauen. Oder zumindest mit Frauen, die er nicht für seinen Spaß haben kann.“
 

Etwas irritiert über diese Antwort runzelte sie die Stirn. „Tatsächlich? Inwiefern?“
 

„Naja. Ihm passt es zum Beispiel gar nicht, dass er in meiner Division ist. Für ihn ist der Gedanke, dass er Befehle einer Frau entgegennehmen muss, unvorstellbar. Oder zumindest war es das.“ Am Schluss lachte sie kurz auf. Anscheinend musste sie an etwas Bestimmtes denken. Sie bemerkte Coras fragenden Blick und fügte hinzu: „Er hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich ihm als seine Kommandantin nicht in den Kram passe. Deshalb habe ich ihm klar und deutlich gezeigt, dass ich diesen Posten nicht deshalb habe, weil ich mit Ace zusammen bin. Ich habe gegen ihn gekämpft und ihn vor allen anderen fertiggemacht. Seitdem akzeptiert er mich.“
 

Cora lachte über diese Geschichte. Nikira wurde ihr von Mal zu Mal sympathischer und das lag nicht nur daran, dass sie diesem Abaddon eine Abreibung verpasst hatte. Außerdem rechnete sie der Jüngeren hoch an, dass sie nicht danach gefragt hatte, wieso sie mitten in der Nacht durch das Schiff gewandert war.
 

Sie nippte an ihrem Getränkt, das mittlerweile fast leer war und beobachtete die Piraten auf der anderen Seite. Teilweise wurde wild diskutiert, andere hatten Spaß, beim Kartenspielen zu schummeln und manche versuchten sich an neuen Musikinstrumenten, was nicht sonderlich erfolgreich verlief. Ihre Beobachtung führte sie auch zu Marco. Er stand mit Ace etwas abseits und hatte im Gegensatz zu den anderen kein Getränk in der Hand. Die beiden sprachen anscheinend über ein ernstes Thema, denn jedes Mal, wenn Marco etwas sagte, starrte er auf den Boden. Das tat er eigentlich nur, wenn ihn irgendetwas sehr beschäftigte. Zumindest war es damals so gewesen. Ob er diese Angewohnheit heute auch noch hatte?
 

Cora legte ihren Kopf leicht schief. Wenn sie darüber nachdachte, dann störte es sie, dass sie das nicht wusste. Und es störte sie, dass zehn Jahre zwischen ihnen lagen. Zehn verdammte Jahre und doch fühlte sich der Schmerz an, als wäre es erst gestern gewesen. Würde sich das jemals ändern? Würde sie ihn jemals vergessen können? Gott! Wie oft sie sich diese Fragen bereits gestellt hatte und dabei lagen die Antworten direkt vor ihr.
 

„Eigentlich wollte ich dich nicht darauf ansprechen, aber wie du ihn ansiehst…Ihr seid nicht nur einfach zusammen aufgewachsen, oder?“, vermutete Nikira richtig.
 

Für einen Moment überlegte sie, ob sie antworten sollte. Sie wollte nicht wirklich darüber sprechen, aber sie konnte auch nicht den ganzen Schmerz in sich hineinfressen. Es wurde ihr langsam zu viel. „Du hast recht“, meinte Cora deshalb mit einem Lächeln, in dem Verzweiflung klar und deutlich zu erkennen war. „Es war mehr als das. Viel mehr.“ Ihr Blick heftete sich auf ihre Finger, die sich verkrampft um den Krug geschlossen hatten.
 

„Und was ist es jetzt?“
 

Die Dunkelhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß es nicht. Und ich bin mir nicht so sicher, ob ich es wissen will.“
 

Nikira wandte sich zu ihr. „Das sehe ich anders. Mir ist bewusst, dass wir uns nicht gut kennen, aber es ist kaum zu übersehen, dass du am liebsten über die Reling springen würdest, um von hier zu verschwinden.“
 

Ertappt. Dennoch antwortete sie: „Das würde ich so nicht sagen. Ich…ich habe nur keine Ahnung, wie ich mich Marco gegenüber verhalten soll. Im Grunde sollte ich wütend sein, aber ich merke, wie diese Wut immer mehr in den Hintergrund rückt.“ Cora hielt inne. Sie hatte gestern Nacht viel darüber nachgedacht. Diese Enttäuschung und der Schmerz waren nach wie vor präsent, aber wie das Wachs einer Kerze schwanden diese Gefühle Stück für Stück. Sie hatte diese Entwicklung nicht erwartet und das machte ihr Angst.
 

„Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber das klingt nach der richtigen Richtung. Wut kann einem das Leben verdammt schwer machen.“
 

Cora nickte halbherzig. „Tut sie. Und diese Wut ist nicht das einzige, die mich beschäftigt. Es gibt da etwas, von dem Marco nichts weiß. Etwas, dass ihn und mich betrifft. Und ich habe keine Ahnung, ob ich ihm davon erzählen soll.“
 

Nikira musterte sie nachdenklich. „Wenn es ihn betrifft, dann hat er ein Recht darauf, darüber Bescheid zu wissen, oder nicht?“
 

Die Ältere nickte fast schon widerwillig. Das war genau das, was ihr zu schaffen machte. Er hatte ein Recht darauf. „Aber auch wenn er davon weiß, wird sich nichts ändern. Ich muss zurück nach Hause und Marco ist euer Käpt’n. Wir haben beide unsere Pflichten und vielleicht ist es besser, wenn jeder sein eigenes Leben weiterlebt.“
 

„Also für mich hört es sich fast so an, als hättest du dich bereits entschieden“, kam es von Nikira sachlich.
 

Sie hatte recht. Wenn sie an die ganzen Briefe dachte, die sie damals an Marco geschrieben und wieder zerrissen hatte, dann war ihre Entscheidung indirekt vor einigen Jahren gefallen. Was konnte sie denn erwarten, wenn sie ihm von Liah erzählen würde? Dass er sofort alles stehen und liegen lassen und mit ihr nach Bartigo Island fahren würde? Dass er seinen Posten als Käpt’n aufgeben und das Meer zurücklassen würde? Nein. Nichts davon war realistisch und gerade sie erwartete das am wenigsten von Marco.
 

Cora richtete ihren Blick auf Marco, der an derselben Stelle stand, wie zuvor. Er musste über irgendetwas lächeln, was sie dazu veranlasste, es ebenfalls zu tun. Das hier war jenes Leben, welches er vor zehn Jahren gewählt hatte. Er sollte sich nicht zwischen Liah und den Whitebeard-Piraten entscheiden müssen. Das war nicht fair.
 

Nein. Sie würde ihm nichts von ihrer gemeinsamen Tochter erzählen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, Leute! Es gibt endlich wieder ein neues Kapitel. Und wie ihr lesen konntet, war Nikira mit dabei. Es hat richtig Spaß gemacht, sie wieder einzubauen. Vor allem, da sie sich auch ein wenig verändert hat. #Imissher :)

Sooo. Das wars von mir. Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und hoffe wie immer, dass euch das neue Kapitel gefallen hat. :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hypsilon
2018-10-28T15:04:16+00:00 28.10.2018 16:04
Um direkt bei deinem Nachwort anzusetzen: ich hab mich auch wieder sehr über Nikira gefreut :D #imisshertoo

Sehr schön zu lesen, dass die zwei mal halbwegs miteinander reden zu können, ohne dass Marco aus seinem Beschützerinstinkt irgendwelche "Befehle" gibt oder Cora aufgebracht davon eilt.

Auch das Gespräch mit Nikira war super, Gott, sie ist so erwachsen geworden <3
Die Entscheidung zum Schluss gefällt mir allerdings nicht... Bin ja gespannt wie, wann und ob sich das ändert. ^^
War wieder toll von dir zu lesen!


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