Zum Inhalt der Seite

Der Schwarze Schatten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Showdown

Kapitel 41: Showdown
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 41: Showdown
 

Das Auto wurde langsamer und kam letztlich vor der Detektei Mori zum Stehen.

Shinichi wandte sich zu Shiho, als er die Fahrzeugtür des weißen Mercedes, wie in Zeitlupe, öffnete.

„Ich glaube es ist besser du wartest hier bei Jodie und André. Ich verspreche, ich bin gleich zurück.“

Seine Freundin nickte nur wortlos, doch konnte er ein gewisses Unwohlsein in ihren Augen erkennen. Shinichi musterte sie eindringlich und hoffte sie würde nicht immer noch glauben, er hätte Gefühle für seine Sandkastenfreundin und würde nur deswegen nach ihr schauen. Sie hatte zwar diesem Treffen zugestimmt, aber ob sie es tatsächlich in Ordnung fand, dass er noch einmal zu Ran ging, da war er sich unsicher.

Bei einer anderen Sache hingegen besaß er keinerlei Zweifel, nämlich für ihn gab es nur Shiho. Sie war die Frau seiner Träume und dass wollte er ihr erneut unmissverständlich klar machen, bevor der diesen Wagen verlassen würde. Shinichi beugte sich vor und küsste die Rotblonde zärtlich auf den Mund, die etwas überrascht über diese spontane Aktion war. Sie riss kurz die Augen auf, nur um sie Sekunden später zu schließen, während ein zarter Rotschimmer sich auf ihren Wangen, von einem Ohr zum anderen, bildete. Als er von ihr abließ musste sie ihn einfach anlächeln, ein wunderschönes Lächeln, was jedes noch so gefrorene Herz auftauen könnte.

Jodie warf einen Blick in den Rückspiegel. Ihr war der Kuss natürlich nicht entgangen und so schmunzelte sie vor sich hin, während sie mit ihren Fingern auf dem Lenkrad herumtippte.

„Jetzt geh schon und sieh zu, dass du wiederkommst.“, sagte Shiho scherzhaft und mit einer zunehmenden Röte im Gesicht, als sie bemerkte, wie sie beobachtet wurde und auch er sie einfach nur anstarrte. Shinichi kratzte sich verlegen am Hinterkopf, stieg aber schließlich aus und trat dann wie befohlen, den Weg hinauf zur Detektei an, während Shiho ihm durch die getönten Scheiben des Mercedes nachsah.
 

Shinichi ging mit großen Schritten die Stufen hinauf und fand sich, kurze Zeit später, vor der Tür der Detektei Mori wieder. Er war ein bisschen aufgeregt, Ran nochmal gegenüber zu treten. Er betete dafür, dass sie ihre Ansicht seit ihrem letzten Treffen nicht geändert hätte oder der alte Suffkopf hackedicht dabeisaß und ihn womöglich an die Gurgel fährt.

Shinichi sprach sich etwas Mut zu, öffnete mit einem ordentlichen Schwung die Tür und trat ein, ohne zu bedenken, dass er eventuell vorher hätte anklopfen sollen, aber daran war nun nicht mehr zu denken.

Es war kaum die Tür hinter ihm zugegangen, als er Ran und Kogoro mit einem Gast auf der Couch vorfand. Dieser drehte sich, über die Lehne schauend, zu ihm um und ließ sein Herz bis in die Kniekehlen rutschen. Ein Stich, wie von einer spitzen Klinge, bohrte sich in sein Fleisch und drohte mit seinem Herzen zu kollidieren. Nein, nicht doch, wie… Shinichis Gedanken flogen ungeordnet durch seinen Kopf. Er fing auf einmal am ganzen Körper an zu zittern. So etwas hatte er noch nie gespürt. Das kannte er vielleicht von Ai, aber für ihn war das vollkommen untypisch.

„Shinichi, was machst du denn hier?“, fragte Ran erstaunt, als sie ihn sah.

Auch Kogoro war überrascht, allerdings keinesfalls positiv darüber, den Oberschüler so unverhofft in seiner Detektei stehen zu haben.

„Was zum Geier hast du denn hier zu suchen?“, bellte der Möchtegern-Detektiv, doch reagierte Shinichi weder auf die Aussage von Ran, noch auf die ihres nervigen Vaters. Sein Blick war einzig und allein auf den Mann vor sich im Anzug geheftet, welcher ihn, ohne dass die anderen Beiden es sehen konnten, finster angrinste. Dabei spannte sich die vernarbte Haut, seiner Brandverletzung im Gesicht, über die gesamte linke Wange.

Er erhob sich, köpfte sein Jackett, mit einer eleganten schwungvollen Bewegung, zu und trat nun an den Schwarzhaarigen heran, während dieser immer noch wie erstarrt und mit entsetztem Blick sein Gegenüber fokussierte. Cognac stand, just in diesem Moment, genau vor ihm und funkelte ihn mit einem lodernden unberechenbaren Feuer in den Augen an. Ein Feuer, wie das, was sein Gesicht für immer gezeichnet hatte und Shinichi wusste genau, wen er dafür verantwortlich machte und wen er dafür bezahlen lassen würde.

„Was für eine Überraschung und was für ein Zufall, wenn ich das so anmerken darf. Da treffe ich doch tatsächlich auf den großen Detektiv des Ostens, Shinichi Kudo. Wo haben sie denn die ganze Zeit über gesteckt, man hat solange nichts mehr von ihnen gehört.“ Nishimura grinste provokant, wusste er doch schließlich genau was Sache war.

Shinichi starrte Cognac weiterhin an, doch so langsam wurde er selbstsicherer und eine unvorstellbare Wut keimte in ihm auf. Dieser Mistkerl hatte Ai entführt und wollte sie vor seinen Augen umbringen. Er hatte es gewagt sie zu bedrohen, ihr wehzutun. Er war ein Monster, ein Killer und Verbrecher und er würde ihn seiner gerechten Strafe zufügen, bei seiner Ehre als Detektiv.

„Shinichi, alles okay bei dir? Wolltest du zu mir?“, fragte Ran zögerlich, als ihr ehemaliger Klassenkamerad nicht auf Nishimuras Worte oder der ihren zu reagieren schien.

„Es… es ist eigentlich nicht so wichtig Ran.“, sprach er nun, weiterhin den Blick nicht von Cognac abweichend.

„Ich komm wohl besser ein andern mal wieder.“

„Das ist sicherlich auch besser so.“, merkte Kogoro in einem genervten Ton an. „Wir haben immerhin hohen Besuch.“

Er zeigte auf Nishimura, welcher dezent lächelte und langsam aber unübersehbar eine Hand unter seinem Jackett verschwinden ließ.

Shinichi schrak zusammen. Er wird doch nicht etwa…. Shinichi griff an seine Uhr.

Ruckartig zückte der Geschäftsmann ein kleines Kärtchen hervor und reichte es dem erschrockenen Oberschüler.

„Gestatten, Kanae Nishimura, Gründer von Nishi-Biogen-Industries und Besitzer der Japan Finance Bank. Hier meine Visitenkarte.“

Perplex starrte Shinichi auf die Karte, welche ihm gereicht wurde und ließ seine Uhr unauffällig wieder los. Widerwillig nahm er sie an sich.

Er spielte mit ihm, genauso wie er es mit Ai getan hat. Es war seine Leidenschaft Menschen einzuschüchtern und zu verängstigen.

„Angenehm.“, murrte Shinichi. „Wieso sind sie hier, wenn ich fragen darf?“

Kogoro erhob sich erbost.

„Was fällt dir eigentlich ein du vorlauter Bengel, natürlich darfst du nicht…“, fing er an, doch brachte ihn eine einfache Handbewegung von Cognac zum Schweigen. Er wusste genau, wie man Leute kontrollierte.

„Ist schon gut Mori.“, entgegnete der Geschäftsmann seelenruhig.

„Ich wollte nach meiner Genesung nur noch einmal Herrn Mori für seine gelungene Arbeit danken. Sie haben sicherlich von den Ereignissen in meinem trauten Heim in den Nachrichten gehört. Eigentlich wollte ich zuerst sie Kudo, für den Auftrag engagieren, den Maulwurf in meiner Firma zu finden, doch sie waren leider unpässlich und so habe ich mich eben an den schlafenden Meisterdetektiv gewandt. Er macht seinen Namen wirklich alle Ehre.“

Shinichi schluckte angespannt.

„Ich denke ich sollte jetzt lieber wieder gehen. Ich melde mich wohl besser später noch einmal bei dir Ran.“

Er drehte sich um und verschwand durch die Tür. Auf Ran, die ihm seinen Namen hinterherrief, achtete er nicht mehr.
 

Vollkommen durch den Wind blieb er im Treppenaufgang stehen und fuhr sich durch die Haare. Es fiel ihm schwer, dass eben passierte zu verarbeiten. Er musste hier unbedingt weg, schnell weg, zurück zu Shiho und Jodie. Sie mussten diese Operation so schnell es ging in die Wege leiten. Wer weiß was Cognac sonst als Nächstes tun würde. Er stand einfach so mitten in der Detektei, direkt neben Ran und er wusste, dass sie in Verbindung zu ihm stand. Er könnte ihr jederzeit etwas antun und er selbst wäre machtlos dagegen.

Plötzlich packte ihn ein eiserner Griff am Hals und drückte ihn gegen die Wand.

Mit, vor Schmerzen, zusammengekniffenen Augen sah er erneut in das Gesicht seines größten Widersachers, der ihn mordlustig beäugte. Eins hatte Cognac mit Gin gemeinsam. Allein ihr Blick könnte einen Menschen töten, wenn sie wollten.

Shinichi hatte nicht bemerkt, wie auch Nishimura die Detektei verlassen hatte und somit hinter ihm aufgetaucht war.

Ein gequälter Laut entwich Shinichis Kehle, als Cognac seine Speiseröhre weiter zusammenquetschte und ihn somit langsam aber sicher die Luft abschnitt. Er hielt den Oberschüler knapp über den Boden mit nur einem Arm und dachte nicht eine Sekunde daran ihn loszulassen.

„Über eines solltest du dir im Klaren sein, Shinichi Kudo.“, begann Cognac in einem bedrohlichen Tonfall zu sprechen.

„Jeder eurer erbärmlichen Atemzüge verdankt ihr mir. Ich allein gestatte euch zu leben, weil ich etwas ganz Besonderes mit euch vorhabe.“

Erneut verstärkte er seinen Griff und Shinichi befürchtete bald das Bewusstsein zu verlieren.

„Doch solltest du kleine Made niemals vergessen, dass ich dich und jeden den du kennst und liebst jederzeit beseitigen kann, wenn mir danach ist. Meine Anwesenheit hier, sollte Beweis genug dafür sein, dass ich die Macht dazu habe.“

Langsam setzte er Shinichi ab und gewährte ihm wieder etwas Luft zu schnappen, ließ ihn aber weiterhin nicht los.

Erschöpft rang dieser nach Sauerstoff, doch Cognac war noch nicht fertig mit ihm.

„Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat. Wage es nicht mich zu unterschätzen und glaube niemals du könntest mir einen Schritt voraus sein. So etwas wie ein Allheilmittel gibt es nicht.“

Damit ließ er Shinichi endgültig los, welcher unkontrolliert hustete und sich den schmerzenden Hals hielt.

„Auch Gin dachte, er kann sich mir entgegenstellen, doch ich versichere dir, auch er wird seine Strafe noch erhalten. Es ist an der Zeit für einige Veränderungen.“

Shinichi richtete sich wieder gänzlich auf und versuchte eine normale Atmung zurückzuerlangen. Cognac sah ihn abwartend an, seine Hände nun in den Hosentaschen vergraben.

„Ich schlage vor, du gehst jetzt zurück zu deiner Freundin Sherry.“

Shinichis Herz schlug immer noch wie wild, doch er bewegte sich langsam die Treppe hinunter, den Blick aber nicht von Cognac abgewandt. Dieser sah ihm ruhig von oben zu, bis er ganz unten ankam.

„Kudo.“, rief er ihm zu.

Shinichi folgte der Bewegung seiner Hand und wie er sich den Zeigefinger an die Lippen legte. Der Oberschüler wusste, was Cognac ihm damit sagen wollte und ging zögerlich zurück auf die Straße. Er hielt sich den Kopf und taumelte schon fast mehr, als das er lief, zurück zum Wagen und stieg zu Shiho auf den Rücksitz.

Jodie schien bis eben noch ein Telefonat geführt zu haben, da sie gerade jemanden über Handy verabschiedete bevor sie auflag.

„Worum ging es?“, fragte sie André.

Jodie seufzte beunruhigt.

„Ich wurde gerade darüber informiert, dass gestern Nacht einer unserer Wachmänner bei einem Rundgang auf dem Parkplatz spurlos verschwunden ist. Er ist heute nicht zum Dienst erschienen. Sein Name ist Jakob Meinders, es wird bereits nach ihm gesucht.“

Shinichi bemerkte im Rückspiegel zwar, wie Jodie ihre Lippen bewegte, doch drang kaum eins ihrer Wörter bis an sein Ohr vor. Die Begegnung mit Cognac lag ihm immer noch in den Knochen. Nur die liebevolle Berührung von Shiho zog ihn hinaus aus seiner Trance.

„Alles okay bei dir Shinichi? Du siehst so fertig aus. Gab es Probleme?“, erkundigte sich die Rotblonde besorgt.

„Nein… nein, alles okay. Lasst uns lieber fahren. Wir sollten keine Zeit verlieren.“, wehrte er ab.

Shiho zeigte sich weiterhin befangen, doch Jodie nickte nur zustimmend und startete den Motor.

Der Wagen entfernte sich und verschmolz mit dem Verkehr unter den wachsamen Augen von Nishimura, der sich zufrieden gestimmt eine schwarze Sonnenbrille auf die Nase setzte, ehe er wieder eins mit den Schatten dieser Stadt wurde.
 

Shinichi erinnerte sich nur ungern an diese Begegnung zurück, doch hatte er während ihrer Fahrt mit dem Lift, überschüssige Zeit um nachzudenken, wodurch diese Erinnerung langsam zurück in sein Unterbewusstsein sickerte.

Wermuts Vermutung, dass alles hier sei eine einzige Falle der Organisation beunruhigte ihn sehr. Cognac habe selbst zu ihm gesagt, dass er niemals glauben sollte, ihm einen Schritt voraus zu sein und ja vielleicht wurden sie tatsächlich erwartet, aber er konnte doch nicht einfach nichts tun.

Der Schwarze Schatten der Organisation war gefährlich und jeder aus seinem Bekanntenkreis war in Gefahr solange er frei herumlief. Shinichi wollte sie alle hinter Gitter sehen, doch Cognac war eine solche Bedrohung für ihn und andere, dass er ernsthaft darüber nachdachte im Ernstfall seinen Tod in Kauf zu nehmen. Immer noch besser als ihn davonkommen zu lassen.

Shinichi versuchte sich diese unglaublich schwere Entscheidung schön zu reden, doch ein ungutes Gefühl blieb trotzdem zurück. Es würde gegen seine Prinzipien verstoßen und er hoffte es würde nie so weit kommen.

Der Lift kam langsam zum Stehen, als er den Boden erreichte.

Der Antrieb, der die schweren Stahlseile bewegte, verstummte und hinterließ nichts als bedrückende Stille.

Jodie und Harper zogen das Gitter ihrer Kabine zur Seite und sie verließen allesamt den Aufzug. Shiho hatte eigentlich mit einem riesigen Empfangskomitee gerechnet, doch Wermut wusste es besser. Es gab andere Wege sie hier unten festzusetzen.

Im Hauptflur, welcher vom Lift ausging und sich von dort aus in die verschiedenen Sektionen der Basis aufteilte, war es verdächtig ruhig. Wieder blieb die erwartete Anwesenheit der Männer in Schwarz aus und auch Jodie wurde allmählich stutzig.

Harper hingegen, schien sich an der Ruhe nicht zu stören, sondern nahm sie dankend an und bewegte sich weiter vorwärts.

„Es ist besser wir teilen uns in zwei Gruppen auf, um einen größeren Bereich abzudecken. Während eine Gruppe sich um die Beschaffung der Informationen rund um die Tätigkeiten und Kontakte der Organisation kümmert, sollte die andere die Daten ihrer Forschungen sicherstellen.“, war der Vorschlag des FBI-Agenten, welcher nun fragend in die Runde sah.

„Ich finde es keine gute Idee sich aufteilen zu wollen. Das macht uns angreifbarer.“, äußerte sich Shiho besorgt und Shinichi pflichtete ihr bei.

„Wir haben nur leider nicht die Zeit hier unten ewig herumzulaufen und je mehr wir sind, desto höher das Risiko bemerkt zu werden.“, konterte Harper und wurde dabei von Woods unterstützt.

„Vorschlag.“, warf Jodie ein.

„Wir teilen uns auf, so wie vorgeschlagen, aber bleiben in Verbindung. Jeder von uns ist zusätzlich mit einem neu entwickelten Ortungstracker des FBI’s ausgestattet. Sie reagieren jeweils auf die Tracker der anderen, wodurch wir selbst so tief unter Erde die Position jedes Teammitgliedes lokalisieren können. Falls es Schwierigkeiten geben sollte, könnt ihr diesen aktivieren und somit ein stilles Signal aussenden. Somit finden wir uns schneller wieder, okay?“

Ihre Mitstreiter überlegten kurz und nickten anschließend bereitwillig.

„Gut, dann übernehmen Shiho, Shinichi und ich die Forschungsdaten und Harper, Woods und Wermut, ihr erledigt die Informationsbeschaffung.“

„Wieso genau diese Aufteilung?“, wollte die blonde Schauspielerin neugierig wissen. Es machte auf sie den Anschein, als versuchte Jodie bewusst, sie von den beiden Turteltauben fern zu halten.

„Ganz einfach, Shiho weiß genau nach welchen Daten wir suchen müssen und keiner kennt die Machenschaften und Verbindungen der Organisation besser als du Wermut. Außerdem sagte ich bereits, dass mir die beiden hier…“, sie deutete auf das Liebespaar, „…nicht von der Seite weichen sollen und wir sind eben nur sechs Leute.“

Jodie sah Wermut etwas gestresst an, aber diese gab sich letztlich mit ihrer Aussage zufrieden.

„Schön, wenn keine Frage mehr sind legen wir los. Es steht eine Menge auf dem Spiel und deshalb viel Glück uns allen.“

So trennte sich das Team auf und schlug zwei unterschiedliche Richtungen ein.
 

Sie waren noch nicht lange unterwegs, hatten aber bereits die Sektion mit den Laboren gefunden, als Shiho Shinichi hilfesuchend ansah. Sie hatte das Gefühl, sie würden alle immer tiefer in ihr Verderben rutschen und das machte ihr mehr und mehr zu schaffen. Außerdem lag etwas in der Luft, nicht etwa Desinfektionsmittel oder ähnliches, sondern etwas, dass nur Shiho spüren konnte, die finstere Aura der Organisation.

Sie waren hier irgendwo, lauerten in den Schatten, bereit zuzuschlagen.

Der Schwarzhaarige spürte die Furcht in ihren Augen und versuchte mit seinem Lächeln, sie ihr so gut es ging zu nehmen.

Jodie schlich derweilen voran, die Beiden folgten ihr stumm. Als sie eine Ecke erreichten, begannen sie Stimmen zu hören und duckten sich sicherheitshalber.

Während Jodie angespannt lauschte, las Shiho ein Schild, welches über ihnen in die Abzweigung deutete.

>Forschungsbereich< stand dort in großen fetten Schriftzeichen.

„Ich glaube hier sind wir richtig.“, flüsterte sie und zeigte zur Verdeutlichung auf das Schild.

Agent Starling nickte und zog die Pistole aus ihrem Halfter und reichte sie der verdutzten Shiho.

„Ich brauche einen zweiten Schützen, der uns den Rücken freihalten kann, wenn es ernst wird. Du bist die einzige von euch Beiden mit wenigstens etwas Erfahrung im Umgang mit Schusswaffen. Sie ist auch nur für den Notfall.“

Mit Nachdruck hielt Jodie ihr die Waffe entgegen, die Shiho nun zögerlich an sich nahm. Sie verabscheute Waffen nach ihrer Zeit in dieser Verbrecherbande, aber es war wahrscheinlich zu ihrem besten sie bei sich zu tragen. Sie wäre bereit sie zu benutzen, um sich und auch ihren Shinichi zu beschützen. Immer hat er auf sie aufgepasst, immer war sie diejenige gewesen, welche auf seinen Schutz angewiesen war. Vielleicht könnte sie ihm somit etwas von dem zurückgeben, was sie ihm auf ewig schuldig sein würde und auch Jodie sollte wissen, dass sie sich auf sie verlassen konnte.

Die FBI-Agentin sah in den Gang hinein, welcher zum besagten Forschungsbereich führte und erspähte zwei in weiß gekleidete Wissenschaftler, die soeben einen versiegelten Raum verließen und sich dabei miteinander unterhielten. Sie verstand nicht genau was sie sagten, doch konnte Shiho einzelne Wortfetzen, wie >neuer Wirkstoff< und >resistent< heraushören.

Agent Starling wartete geduldig bis die zwei Männer verschwunden waren und bewegte sich anschließend den Gang hinunter zu der Tür, aus den die Wissenschaftler gekommen waren.

Shinichi und Shiho folgten ihr.

Die rotblonde Frau klammerte sich mit zittrigen Händen an die ihr überreichte Pistole, als ob ihr Leben davon abhing, denn vielleicht war es tatsächlich so.

Sie erreichten die Tür und Jodie versuchte sie zu öffnen, jedoch war der teils transparente Durchgang mit einem Kartenschloss gesichert. Sie brauchten also eine dazugehörige Zugangskarte, um hinein zu gelangen.

Shinichi legte seine Hände, wie ein Visier, an die Glasscheibe und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Raum.

Er sah mehrere Computer auf Tischen stehen, Aktenschränke, Regale mit Präparaten und kleinen Fläschchen und einer großen Gefriertruhe in der Ecke.

„Das wäre doch schon mal ein Anfang, aber wir brauchen die Zugangsberechtigung.“, wies er auf das Offensichtlichste hin, doch Shiho musterte kritisch das Kartenschloss.

„Wenn es nur das wäre.“, seufzte sie.

„Ich kenne diese Systeme noch aus meiner Zeit als Forschungsleiterin. Mein eigenes Labor, war genauso gesichert gewesen. Zuerst muss die berechtigte Zugangskarte durchgezogen werden, wodurch sie jedoch nicht die Tür, sondern nur ein separater Bildschirm öffnet, der hier in der Wand eingelassen ist.“

Sie deutete auf eine leichte Vertiefung von der Größe eines kleinen Laptopmonitors.

„Danach muss man dort ein benutzerdefiniertes Kennwort eingeben und dieses anschließend mit einem Handscanner verifizieren. Erst dann gelangt man hinein.“

Shinichi sah etwas erschlagen zu seiner Freundin und anschließend wieder durch die Fenster hinein in das abgeriegelte Labor.

„Die Organisation macht wohl keine halben Sachen.“, schluckte er.

Shiho verdrehte die Augen.

„Das solltest du doch wohl am besten wissen Holmes.“

„Gibt es noch andere Möglichkeiten dort hineinzugelangen? Was ist mit dem Glas?“ Er klopfte mit dem Handrücken gegen die Scheibe.

Shihos Mundwinkel zogen sich nach unten.

„Das Glas ist eine Spezialanfertigung. Ein solides Verbundsicherheitsglas, was sogar Explosionen standhält, für den Fall eines Forschungsunfalls oder das Leute, wie wir, sich unerlaubt Zutritt verschaffen wollen. Sie sind Sprengwirkungshemmend konzipiert und halten einer Belastung von bis zu 350kPa aus. All diese Vorkehrungen sind aber nicht ohne guten Grund vorhanden. Das sind die bestgehüteten Geheimnisse der Männer in Schwarz. Zu gefährlich um sie in die falschen Hände geraten zu lassen.“, erklärte die rotblonde Frau.

„Wo sie aber leider schon sind.“, entgegnete Shinichi bitter.
 

Wieder vernahmen die Drei Stimmen und näherkommende Schritte, doch dieses Mal aus der Richtung, aus der sie gekommen waren.

Shiho ergriff sofort die nackte Panik, als das ihr bekannte eiskalte Gefühl der Leere und des Todes durch ihre Gliedmaßen strömte, doch Jodie versuchte ruhig zu bleiben. Sie überlegte angestrengt und ging einige Schritte rückwärts, als sie auf einmal mit einem der Wissenschaftler von vorhin, zusammenstieß, welcher hastig um die Ecke geeilt kam.

Der Weißkittel und Jodie waren kurz irritiert und Shiho richtete, aus Reflex, mit zittrigen Händen die Waffe auf den fremden Mann. Dieser wollte sich zuerst beschweren, als er aufsah und bemerkte wie er bedroht wurde und auch von wem er bedroht wurde. Langsam hob er die Hände, während ihm der regelrechte Angstschweiß auf die Stirn trat.

Agent Starling hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst, dennoch kamen die Schritte aus der entgegengesetzten Richtung immer näher.

Sie trat hinter den Wissenschaftler und drückte ihm von hinten ihren freien Arm gegen den Hals und nahm in somit in den Schwitzkasten, für den Fall, dass er etwas Dummes tun würde, wie zum Beispiel um Hilfe zu rufen.

Shiho hatte weiterhin die Pistole auf ihn gerichtet, doch obwohl sie mit beiden Händen den Griff der Waffe umschloss, gelang es ihr nicht sie ruhig zu halten.

Jodie schubste den Mann, welcher schon gräuliche Haare hatte und daher vom Alter her, um die Fünfzig einzuschätzen war, zur verriegelten Tür hinüber.

„Wenn du nicht zwischen die Fronten geraten willst, dann gibst du besser schnell die Zugangsdaten ein und lässt uns eintreten.“

Demonstrativ lenkte sie, mit dem von ihr ausgeübten Druck an seiner Kehle, den Blick des Weißkittels hinunter zum Kartenschloss. Der Mann nickte, sofern es ihm möglich war. In seinen Augen spiegelte sich nichts weiter als Furcht und den Wunsch zu überleben, als er seine Zugangskarte, welche an einem Schlüsselbund hing, aus der Hosentasche kramte und durch den Schlitz zog. Ein grünes Lämpchen blinkte und das bis eben versteckte Touchdisplay fuhr aus der Wand.

Die Schritte und Stimmen wurden immer lauter und würden vermutlich jede Minute hier sein.

„Beeilung.“, zischte Jodie und verstärkte ihren Griff.

Der Mann hechelte etwas Unverständliches, tippte aber seinen Code ein und hielt anschließend seine Hand an den Scanner. Das Display leuchtete grün und die Tür sprang auf.

„Schnell, rein jetzt.“, befahl Jodie und stieß den Wissenschaftler als erstes durch die Tür.

Shinichi gehorchte, während er Shiho hinter sich herzog, welche die Waffe wieder heruntergenommen hatte.

Die Tür schloss sich genau in dem Moment, als die Stimmen in den Flur einbogen, indem sie gerade noch gestanden haben. Geduckt hockten die drei nun an der Wand nach außen, versteckt unter der durchgehenden Glasfront über ihren Köpfen.

Während Shiho angespannt den Atem anhielt und Jodie dem Mann bei sich den Mund zupresste, warf Shinichi einen neugierigen Blick durch den Raum, in denen sie Zuflucht gefunden hatten.

Das Labor war größer, als es von außen den Anschein machte. Mehrere biologische und medizinische Apparaturen standen in Reih und Glied auf der gesamten Länge einer halbhohen Wand, weiter hinten im Raum, verteilt, was von Außen nicht einsehbar gewesen war.

Fünf große Kühlschränke dahinter, mit Glastüren, fielen dem Oberschülerdetektiv ins Auge. Diese waren randvoll mit irgendwelchen Beuteln und einen Haufen anderer in Fläschchen aufbewahrten Flüssigkeiten.

Bei alldem was hier gelagert zu sein schien, war er erleichtert, dass Shiho bei ihnen war. Nur sie als Bio-Chemikerin wüsste mit Sicherheit, um was es sich dabei alles handelte.
 

Die Stimmen draußen waren mittlerweile verstummt, doch die Schritte kamen weiterhin näher. Es mussten zwei, nein drei Personen sein, erkannte Shinichi an den Schrittfolgen. Sie hatten allerdings etwas Unregelmäßiges an sich. Eine der Personen schien seine Füße hin und wieder schleifen zu lassen und für einen Moment hätte er schwören können, ein schwaches Stöhnen gehört zu haben. So groß die Versuchung auch war, seinen Kopf zu heben und durch die Glasscheiben in den Flur zu linsen, es war zu riskant. Zu hoch war die Gefahr gesehen zu werden und so verharrten sie weiter, bis die Geräusche außerhalb wieder abklangen.

Jodie versicherte sich, dass sie weg waren, bevor sie sich, mit dem Mann in ihrer Gewalt, aufrichtete und erleichtert ausatmete.

Shinichi half seiner Freundin auf, die schon ganz blau geworden war, vom Luft anhalten, doch langsam nahm ihr Gesicht wieder eine halbwegs normale Farbe an.

Er streichelte ihr mit der Hand beruhigend über den Arm. Ein wohliger Schauer durchzog Shihos Körper, der die Kälte von eben hinfort fegte und sie beinahe vergessen ließ, wie knapp sie gerade einer Entdeckung durch die Organisation entgangen waren.

Als sie sich aber ebenfalls in dem Raum umsah, wurde ihr wieder klar, was zu tun war.

Sie erblickte die kühlgelagerten Stoffe und weitere Proben in verschiedenen Schränken und die eingeschalteten Monitore der Computer, auf denen die Spirale der menschlichen DNS, sowie verschiedene chemische Formeln zu erkennen waren.

Shinichi registrierte ein schelmisches Grinsen auf ihren Lippen und zog die Augenbrauen zu einer Denkfalte zusammen.

Die rotblonde Wissenschaftlerin sah seinen fragenden Blick.

„Weißt du was das hier ist?“, äußerte sie sich in der Erwartung er würde dies verneinen und so kam es auch.

Ihr Grinsen wurde breiter.

„Wir sind gerade über das Labor gestolpert, indem die Organisation sämtliche Erfindungen, Wirkstoffe und Mikrokulturen aufbewahrt, welche als abgeschlossen gelten und deswegen hier endgelagert werden.“

Auch Shinichis Lippen formten sich nun zu einem zufriedenstellenden Lächeln.

„Und mit etwas Glück finden wir hier auch das Apoptoxin 4869.“, beendete er ihren Satz.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blue_StormShad0w
2018-10-01T08:59:32+00:00 01.10.2018 10:59
Gut Tag.
Spannend, spannend, spannend!
Der Anfang hat mich erst etwas irritiert, aber schnell erkannt, dass dieses Ereignis vor den Einsatz spielen musste.
Das Shinichi ausgerechnet Cognac in Moris Büro gegenüberstehen würde, hat er nicht gerechnet. Cognac demonstriert hier deutlich, dass er wirklich auf alles vorbereitet und immer einen Schritt voraus ist. Einen solchen Mann wird nicht mal ein Hochsicherheitsgefängnis aufhalten.
Das sich das Team zwar aufteilt ist zwar eine gute Idee, um so viele Infos wie möglich zu sichern, aber ein Unwohlsein bleibt einen dennoch hängen. Zum anderen da ja noch ein Verräter im Team ist.
Jo, verschärfte Sicherheitsmaßnahmen! Bei der Schwarzen Organisation wird alles doppelt und dreifach gesichert. Da kann man sich sicher sein, dass neben den Sicherheitspersonal auch so etwas wie automatische Selbstschussanlagen hinter Wänden und Decken verborgen sind.
Drei Personen waren zu vernehmen und einer hört sich so an, als würde dieser mitgeschleift? Hm, tippe mal, dass Entführung und Handel mit Menschen ebenfalls zur Arbeitstätigkeit zählen - was mich nicht wundern würde.
So, dann bis demnächst wieder, ciao! (^-^)/
Antwort von:  Cognac
02.10.2018 10:56
Guten Morgen.
Ganz richtig, der Anfang war eine kurze Rückblende, welche Shinichi hat, als sie den Lift hinunter in die Geheimbasis fahren.
Die Begegnung mit Cognac hat Shinichi so einiges klar werden lassen, vor allem, wie du selbst bemerkt hast, dass wahrscheinlich selbst wenn sie ihn verhaften sollten, er eine stetige Bedrohung bleibt. Ein Mann wie er, hat sicherlich genug Verbindungen um selbst einem Hochsicherheitsgefängnis zu trotzen.
Dadurch gerät Shinichi mit seinen Prinzipien in Konflikt. Er wägt die Option ab, ob es nicht vielleicht für alle Beteiligten sicherer wäre, wenn Cognac für immer gestoppt wird, wenn du weißt was ich meine. Eine schwere Entscheidung, besonders wenn Shinichi sie schlimmstenfalls allein treffen muss.
Bei den Sicherheitsmaßnahmen habe ich mich tatsächlich an die exakten Begebenheiten von Sherrys altem Labor orientiert. (zu sehen in Episode One)
Bis zu automatischen Selbstschussanlagen wollte ich aber dann nicht gehen. :D
Schließlich sollen unsere Helden doch noch in einem Stück da raus kommen oder nicht? xD
Das mit dem "mitschleifen" ist schon ganz gut geschlussfolgert von dir. Vielleicht verbirgt sich dahinter aber noch etwas anderes, als du anfangs vermutest. ;)

Gut, dann bis zum nächsten Mal
Gruß Cognac


Zurück