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Lamiak

von

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Abendessen mit Mari

Die Gruppe war wieder versammelt und gespannt auf Nael’s Abendplanung. Sie fuhren gemeinsam zu ihrem Hotel. Lex und Arantxa teilten sich ein Zimmer, die Jungs teilten sich ebenfalls ein Zimmer. Es war kein sonderlich schönes oder teures Hotel, aber es reichte vollkommen für die eine Übernachtung aus.

Die fünf Freunde genossen ein herrliches Abendessen in einem kleinen Straßenrestaurant und genossen anschließend etwas Rotwein in ihrer gemütlichen Runde. Je später die Nacht wurde, desto interessanter wurden die Gesprächsthemen.

„Hey Ara, ich habe mir heute ein Buch über die Mythologie und Kultur eures Landes besorgt. Es ist unheimlich faszinierend!“ erzählte die blauäugige Amerikanerin und strich sich ihr schulterlanges, seidiges Haar hinten die Ohren. Sie schaute ihre Freundin mit großen erwartungsvollen Augen an.

„Ay, dich scheint das ja brennend zu interessieren!“ Sie freute sich über die Neugier ihrer neuen Freundin und versetzte sich in eine mystische Stimmung.

„Unsere Mythologie ist geprägt von espiritu, Geistern. Viele in unserem Alter schenken unseren Wurzeln keinerlei Beachtung, sind einfach nicht interessiert oder haben es nie gehört. Aber wir sind mit diesen Geschichten groß geworden und noch stark mit ihnen verbunden.“ Sie schaute ihren Bruder geheimnisvoll an. Er setzte die Geschichte seiner Schwester fort.

„Die wichtigste unter ihnen ist Mari. Die Personifikation der Erde und Natur. Es heißt, sie lebt unter der Erde in einer Höhle, eine Frau mit Armen und Beinen eines Tieres.“ Alle lauschten gespannt der Geschichte und nippten weiter an ihren Weingläsern. Arantxa setzte wieder ein.

„Wenn sie umher reist, ist sie von einem Feuerball umgeben. Sie ist verheiratet mit Maju, dem Teufel, einer Gestalt die sowohl Mann als auch Schlange ist. Man sagt, ein Sturm entsteht, wenn sie und Maju sich ihren Gelüsten hingeben.“ Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen aber behielt die mysteriöse Stimmung bei.

„Sie bestraft die Boshaftigkeit der Menschen.“ Bevor Arantxa weiterreden konnte, fügte Luken sich auch in die Geschichte ein.

„Aatxe, ein Geist der oft in Form eines jungen Mannes oder eines feurigen Stiers auftritt, wird von ihr ausgesandt bei Nacht und Sturm. Er bestraft diejenigen die stehlen, lügen und betrügen. Gleichermaßen ist er ein Wächter. Er wittert Gefahren und warnt die Guten unter uns.“ Als er den Satz beendet hatte, blieben alle still. Sogar Arantxa. Sie schaute Luken nur an, ohne Verachtung, mit einem schmalen Lächeln auf ihren Lippen. Der Geschichtsexkurs endete somit. Colin und Alexis waren verzaubert von der Schönheit ihrer Kultur und Naturverbundenheit. So etwas kannten sie aus ihrer Heimat nicht.

Die Gespräche wurden mit der Zeit wieder heiterer und nach ein paar Stunden ging die Gruppe zurück in ihr Hotel um sich ihre verdiente Ruhe zu holen. Die Mädchen ließen sich glücklich in ihre halbwegs bequemen Betten fallen und schliefen rasch ein.

Arantxa schlief sehr schlecht und erschrak aus einem Alptraum. Schweißperlen funkelten auf ihrer Stirn. Sie saß aufrecht in ihrem Bett und schaute zu Alexis hinüber. Diese schlief wie ein Lamm. Arantxa setzte sich an ihre Bettkante und schlüpfte in ihre Latschen. Es war 4 Uhr am Morgen. Alles war dunkel und still. Sie entschloss sich ein wenig durch das Hotel zu wandern um wieder auf andere Gedanken zu kommen und sich zu beruhigen. Sie verließ das Zimmer in ihrem Pyjama und latschte den langen Gang zur Treppe entlang. Auf der Treppe hörte sie Schritte und erschrak kurz.

„Krieg dich wieder ein du Angsthase, das ist ein stinknormales Hotel, auch nachts sind hier Leute die arbeiten.“ Sagte sie genervt zu sich selbst und ging weiter. Am Ende der Treppe bog sie um eine Ecke und blieb verdutzt stehen. Luken stand vor ihr und biss gerade in einen Apfel. In seiner anderen Hand hielt er diverse andere Snacks.

„Aupa!“ erschrak sich dieser. „Arantxa, was machst du hier?“ Er stand mit halbvollem Mund kauend und mit großen Augen vor ihr.

„Was tust du denn hier?“ fragte sie genervt.

„Siehst du doch. Ich hatte Hunger.“ Er wartete kurz ab. „Willst du was?“ er deutete auf seine beladenen Arme. Sie rollte wieder mit den Augen.

„Okay… ich werde dann mal wieder zurück.“ gab Arriola freudig über die nächtliche Begegnung zurück.

„Was tust du um diese Zeit hier?“ wollte er noch von ihr wissen. „Konntest du nicht schlafen?“ Arantxa schaute ihn kurz an.

„Nichts das dich was angehen würde.“ Gab sie kühl zurück. „Nur Alpträume.“ Sie stapfte an ihm vorbei.

„Hier, nimm das.“ Er streckte ihr einen Schokoladenriegel entgegen. „Gegen die bösen Geister.“ Sie schaute ihn abwertend an und verschränkte die Arme vor dem Körper.

„Aatxe wird dich schon nicht holen. Wenn du von unseren Geistern heimgesucht werden würdest, würden sie sich garantiert einen besseren Ort dafür auswählen und nicht dieses stinkige Hotel.“ Versuchte er seine Aufsteigende Nervosität zu überspielen. Arantxa sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Es ist nicht das erste Mal.“ sagte sie zynisch und schnappte den Riegel hektisch aus Luken‘s Hand. „Ich bin ein großes Mädchen und kann schon gut allein auf mich aufpassen!“

„Das bezweifle ich keineswegs…“ begann er, „aber um sicher zu gehen, dass du dich nicht wieder verirrst, solltest du mir vielleicht folgen.“ Er kniff die Augen etwas zusammen. Sein Humor nervte sie. Etwas wütend ging sie die Treppe hinauf, war aber gleichzeitig etwas erleichtert gerade nicht allein zu sein. Anmerken ließ sie es sich selbstverständlich nicht. Luken ging schweigend hinter ihr her und verzog freudig triumphierend das Gesicht hinter ihrem Rücken als hätte der Himmel ihm diese Begegnung geschickt. Er geleitete das Mädchen zu ihrer Tür. Sie schloss diese auf und trat ein.

„Also dann gute…“ bevor er den Satz beenden konnte, drückte sie ihm die Tür vor der Nase zu. „… Nacht.“ beendete er der Vollständigkeit halber seinen Satz.

Luken Jaso Arriola lag den Rest der Nacht wach. Arantxa schlief nun besser. Kein Alp plagte sie mehr die restlichen Stunden. Die hübsche Baskin wurde oft aus dem Schlaf gerissen. Die Träume ähnelten einander sehr. Sie träumte von den espiritu, von Mari, die sie jagte und heimsuchte. Eine von Feuer umgebende, lodernde Frau die nach ihr schrie und griff. Arantxa hatte in ihrem Traum eine andere Gestalt. Sie sah irgendwie anders aus. Wenn sie nur wüsste warum. Es lag nicht an dem schlechten Gewissen, dass sie Luken gegenüber verspürte, denn sie hatte diese Träume schon vorher erlebt. Viele von ihnen.



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