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Voiceless

The words I have to tell you
von

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Schmerzhafter Zufall

"Was machst du denn schon wieder hier? Quartierst du dich jetzt etwa endgültig hier ein oder was?", schimpft Lara, die gerade aus der Küche kommt, als ich die Wohnung betrete.

Ach stimmt ja, Lara ist ja auch noch da.

Wenn sie den Mund hält, oder man sie eine Weile nicht gesehen hat, könnte man glatt vergessen, das sie existiert.

Ich zucke mit den Schultern. Ich bin ja nicht wegen ihr da, sondern wegen Kat. Aber das versteht sie nicht. Auch nicht, das ich ihr noch nie was getan habe. Die meiste Zeit über bin ich in Kats Zimmer. Sie sieht mich quasi kaum. Wir kommen uns nicht mal morgens im Badezimmer ins Gehege, da wir zu verschiedenen Zeit aufstehen. Höchstens zum Essen sieht sie mich mal, oder wenn wir uns zufällig über den Weg laufen, auf dem Weg zum Klo zum Beispiel, oder wenn ich wie jetzt "Nach Hause" komme. Doch ihr scheint meine Anwesenheit bereits zu genügen, um sie zu verärgern. Das ist schon belustigend. "Hey, du Hausbesetzter! Glaub ja nicht, das du damit durchkommst!", schreit sie mir hinterher, während ich die Tür zu Kats Zimmer schließe. Echt mal, die sollte sich mal nen Arzt suchen, der ihre Ausfallerscheinungen kuriert. Das heißt, wenn ihr überhaupt noch zu helfen ist.

Den Nachmittag über date ich erst mal Kats Bücherregal. Das hat so viele Bücher, das man sich den ganzen Tag damit beschäftigen könnte. So habe ich immerhin etwas zu tun. Zwischendurch kommen noch ein paar SMS von meiner überfürsorglichen Mutter. Von wegen, das ich doch wieder kommen soll und dass sie sich sorgen um mich macht. Das alles besser werden wird...das mein Stiefvater mich nicht mehr schlagen wird...Ja, wer`s denn glauben will. Meine Antwort ist Ignoranz.
 

Die nächsten Tage, verlaufen zur Abwechslung mal ruhig. Weder meine Mutter meldet sich, noch kommt Cole vorbei, um mich zu belästigen. Das sollte mich zur Abwechslung mal entspannen, aber das tut es nicht. Es ist seltsam, wenn man plötzlich nicht mehr belästigt wird. Genug damit, ich sollte mich nicht beschweren. Auch mein Auge ist binnen einer Woche verheilt und der Arzt ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
 

Da Kat die Tage über Spätschichten hat und wenig Zeit für mich hat, ist es an mir selbst mich zu beschäftigen. Immer nur "zu Hause" rum zu hocken ist mir zu langweilig. Klar ich kann im Internet surfen, was lesen, schlafen...aber auf die Dauer...Also habe ich gen frühen Nachmittag beschlossen spazieren zu gehen und etwas frische Luft zu schnappen. Immer noch besser als diese blöde Kuh von Lara zu ertragen, die übrigens nen komischen Typen zur Übernachtung angeschlept hat. Und aus ihrem Zimmer kamen die halbe Nacht komische Geräusche, deren Bedeutung ich nicht weiter ausführen möchte. Scheint so, als schwänze sie ihre Lesung. Das tut sie immer wenn sie die Nacht durchgemacht hat.

Mein Weg führt mich durch einen hübsch angelegten Park, in deren Mitte ein kleines Cafe steht, das sehr beliebt ist. Besonders bei Paaren für erste Dates. So hat es Kat mir mal erzählt. Sie ist auch schon einige Male mit mir dort gewesen und meinte, das sie sich sehr freuen würde, wenn ich mal mit meinem zukünftigen Partner dort aufkreuzen würde. So wie es aussieht, plant sie schon meine Dates. Doch das wird sich wohl noch etwas hinziehen.
 

Im Vorbei gehen sehe ich eine mir bekannte Gestalt in Begleitung eines Mannes um die 40. Der Typ hat einen ziemlich schicken, teuren Anzug an und unterhält sich angeregt mit Cole, der sich auch raus geputzt hat. Ein grauer, dünner Pullover mit schwarzer Weste mit Anzugkragen, eine enge, schwarze Röhre, dazu schwarze Lederstiefel mit schnallen, die langen, schwarzen Haare cool zur Seite gestylt. Eine schwarze Jacke lässig über seinen Arm hängend. Ich muss schon sagen, das steht ihm wirklich gut. Nur, was in aller Welt hat er mit diesem Anzugtypen zu tun? Er wirkt nicht wie jemand, der sich mit Schnöseln abgibt. Allerdings...auf der anderen Seite...ist Cole ja schon ein bisschen speziell.

Ah...Moment, was macht der denn da?

Wie ein schnüffelnder Idiot, verstecke ich mich hinter einem Baum und sehe zu, wie dieser komische Anzug Typ, seinen Arm um Coles Hüfte legt, und ihn mit sich führt, das Café zu verlassen. Viel zu vertraut für meinen Geschmack. Vor allem bei dem Altersunterschied. Na ja...vielleicht steht er ja auf ältere, allerdings, würde das nicht ins Bild passen...Wollte er nicht neulich noch ein Date mit mir? Was soll denn so ein Theater, wenn er sich auch noch mit anderen trifft?

Das ist mir wirklich nicht geheuer. Sie gehen den Weg entlang und wirken noch immer sehr vertraut. Sie kommen immer näher, ich versuche möglichst nicht aufzufallen. Je näher sie kommen, desto besser kann ich sie verstehen. Ich verstecke mich weiter hinter meinem Freund dem Baum und höre, ohne es zu wollen ihr Gespräch mit.

"Ja, wirklich, der Abend gestern mit dir war wieder hervorragend. Ich werde dich bei Gelegenheit wieder buchen. Nächsten Monat ist wieder eine Veranstaltung, bei der ich deine Begleitung gern in Anspruch nehmen würde. Ich werde gleich anrufen, du bist sehr beliebt, da ist es immer sehr schwer einen Termin mit dir zu bekommen. ", erklärt der Mann.

Er lässt sich buchen? Was zum Teufel geht er für einer Beschäftigung nach?

"Rufen sie gerne an.", erwidert er höflich mit einem für ihn total unnormal höflichen Lächeln. Sonst ist er ja eher ein aufdringlicher Idiot.

"Soll ich dich nicht noch irgendwo absetzen?", will der Mann wissen, doch Cole lehnt dankend ab.

Der Herr verabschiedet sich und steigt dann in ein vornehmes Auto, das am Rande des Parks schon auf ihn wartet. Scheint so, als hätte er sogar einen privaten Fahrer oder so. Cole bleibt allein zurück und geht in die entgegen gesetzte Richtung, während er in seine Westentasche greift und sich anschließend sein Handy ans Ohr hält.

"Ja? Ein neuer Auftrag? Wann? Um 18 Uhr, geht klar, schick mir bitte die Daten. Ja, es ist alles gut gelaufen.", antwortet er der Person am anderen Ende der Leitung. Das wird echt immer mysteriöser. Und überhaupt...ich sollte echt aufhören mich zu verstecken, ich komme mir schon vor wie ein kranker Stalker. Aber, was wird wohl passieren, wenn er mich entdeckt? Ob er sich dann ertappt fühlt? Oder sich irgendwelche scheinheiligen Ausreden ausdenkt? Vielleicht sollte ich einfach noch eine Weile warten, bis er an mir vorbei ist, und er mich nicht mehr erwischen kann. Danach tue ich dann einfach so, als hätte ich das nie gesehen und streiche ihn aus meinem Gedächtnis. Das wollte ich ja so wieso.

Trotzdem...fühlt es sich seltsam an, ihn so zu sehen...auch wenn ich noch nicht alles verstehe...

Meine Hand greift nach dem Stoff an meiner Brust und vergräbt sich darin. Irgendwie tut mein Herz so weh. Nein, das darf einfach nicht sein...

Ohne weiter nach zudenken, oder auf Cole zu achten, komme ich hinter dem Baum hervor und will in die entgegen gesetzte Richtung gehen, als ich plötzlich seine Stimme in meinen Ohren vernehme.

"Joe? Bist du das?", fragt er überrascht und irgendwie ertappt.

Abrupt bleibe ich stehen, ehe ich dann plötzlich anfange zu laufen.

"Joe! Nicht schon wieder! Bleib stehen!", ruft er mir hinterher und plötzlich höre ich seine Schritte hinter mir.

Er packt mich an meinem Shirt, zieht mich daran zurück, so dass ich nach hinten falle.

Ich stoße einen stummen Schrei aus, als ich mit voller Wucht gegen seine Brust pralle und er mit mir zusammen, gerade noch zum Stehen kommt.

Seine Hände ruhen auf meinen Schultern.

"Lauf doch nicht weg..."
 

Ich will aber! Ich will hier einfach nur noch weg! Lass mich doch in Ruhe!

Das ist es, was ich sagen will...
 

Er beugt sich runter an mein Ohr.

"Tut mir leid, du solltest das nicht sehen...Bitte vergiss das wieder...", bittet er mich. Meine Augen weiten sich.

Ich soll es vergessen? Was genau...macht dieser Kerl eigentlich,...? So langsam geht mir ein Licht auf...dieser ältere Typ, diese Vertrautheit die so gar nicht passt...dieses untypische Überfreundliche...NEIN! Ich will das Alles gar nicht wissen!

Entsetzt reiße ich mich von ihm los und sehe ihn an.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und schaue dann zu Boden, auf der trostlos seine Jacke liegt. Sie muss ihm eben herunter gefallen sein. Meine Hände zu Fäusten geballt.

Dann sehe ich ihn wieder an, diesmal wütend!
 

...ich würde ihn so gern anschreien!
 

"Joe! Das mag nicht die richtige Art und Weise sein, wie man so etwas erfahren sollte..."

Nicht die richtige Art und Weise? Was ist denn die richtige Art und Weise?

Was soll das? Wieso macht er sich dann an mich ran und läuft mir nach, wenn er es vielleicht doch nicht so meint. Das ist doch alles nur ein Spiel, bei dem am Ende keiner gewinnen kann!

So ist es doch.

Und so wie es aussieht, scheint er sich neben seinem "Job", ja auch noch anders zu begnügen. So wie mit diesem hysterischen Weib letztens. Aber, was will er dann von mir? Er geht in die Hocke, um seine Jacke auf zu heben und abzuklopfen, anschließend steht er wieder vor mir und sieht mich ernst an.

" Also gut...Ich werde es dir erklären. Dazu werde ich morgen gegen 12 bei euch vorbeikommen. Dann kannst du entscheiden, ob du mich wiedersehen willst, oder nicht.", antwortet er auf meine Gedanken, die er offenbar gelesen hat. Er schaut auf seine Uhr.

"Ich muss jetzt weiter. Bis morgen, Joe.", meint er. Danach kommt nichts weiter.
 

Er zieht an mir vorbei. So wie es aussieht, zu einem neuen "Auftrag".

Ich drehe mich nicht um, bleibe stattdessen noch eine Weile Gedankenverloren so stehen. Erst viel später setzten sich meine Beine wieder in Bewegung.
 

Ganz automatisch stehe ich irgendwann wieder vor Katis Haustüre und schließe auf. Als ich die Wohnung betrete höre ich lautes Gelächter.

Lara hat ein paar Freunde, zum "lernen" eingeladen. Lernen bedeutet bei Lara so viel wie feiern, chillen oder einfach nur mit Leuten abhängen. So wie auch jetzt gerade. Dieses Mal hängen sie in der Küche ab, bei Cola und Chips. Der Typ von heute Morgen scheint schon verschwunden zu sein. Ja, die beiden die gerade neben ihr sitzen sind eindeutig nicht dieser Typ.

"Hey Lara, ist das der Hausbesetzter von dem du erzählt hast?", will einer ihrer Kumpels wissen. Wie hieß der Typ noch gleich? Den hatte sie doch schon mal bei sich eingeladen...na ja, an mich scheint er sich nicht so ganz zu erinnern.

"Ja, das ist er. Der hat sich einfach hier einquartiert, ohne zu fragen. Durchfüttern müssen wir ihn auch noch.", argumentiert sie äußerst genervt, wie immer. So wie es aussieht erzählt sie auch noch in der Weltgeschichte von mir, ihrem persönlichen Sündenbock. Klasse Lara, da hast du dir ja wieder eine tolle Märchengeschichte zurechtgebogen. Die glaubt doch allen ernst, das ich das freiwillig mache! Mit ihr unter einem Dach zu wohnen ist ja wohl die größere Strafe. Und überhaupt, hilft Kati mir von sich aus, das hat mit Lara ja überhaupt nichts zu tun! Die muss keinen Cent für mich investieren.

Ich rümpfe nur die Nase und gehe an ihnen vorbei, nachdem ich mir die Schuhe abgestreift habe. Sollen die doch denken, was die wollen! Mir egal! Es bringt eh nichts sich zu rechtfertigen. Zumal sie nicht mal versuchen würden mich zu verstehen.

Selbst einige von Laras Kumpels, die öfter mal zu Besuch sind haben immer noch nicht geschnallt, das ich nicht sprechen kann. Da die liebe Lara sie aber auch nicht darüber aufklärt, vermutlich, weil sie selbst damit nicht ganz klar kommt, denken sie eben, das ich sie einfach ignoriere. Ich selbst gebe mir allerdings auch keine Mühe, etwas daran zu ändern, da diese Typen zumeist gleich einen auf gekränkt tun, wenn ich ihnen nicht auf ihre nervigen Fragen antworte.

"Hm, aber Lara, der ist aber ziemlich süß, dein Hausbesetzer.", meint der Typ von eben plötzlich, kurz bevor ich die Tür von Katis Zimmer öffnen will. Lara reagiert ziemlich gereizt.

"Was? Süß? Was ist denn an dem bitte süß? Der nistet sich hier ein und frisst uns die Haare vom Kopf und Kat lässt das einfach so zu...", knurrt sie ihn an. Und sie wiederholt sich, ob sie das überhaupt merkt?

"Ach ist das so?", lacht der Typ. "Kann es sein das du eifersüchtig bist?"

"Halt die Klappe Vincent!", befiehlt sie hysterisch. Oh Gott gleich dreht sie durch.

"Schon gut, schon gut.", winkt dieser ab.

"Vincent hat recht. Mir ist das auch schon aufgefallen, wenn ich mal hier war, er hat ein ziemlich hübsches Gesicht. Fast wie ne Frau.", meint ein anderer. Der Typ ist mir irgendwie unsympathisch, er hat etwas an sich, was mir überhaupt nicht gefällt!

So langsam wird mir das alles echt unangenehm. Ich schließe lieber die Tür hinter mir. Dahinter höre ich Laras Gezeter, das dumpf schallt.

Ich lasse mich auf Kats Bett fallen und murmle mich in die Decke ein.

Ob Cole morgen wirklich hier sein wird?

Was ist, wenn ihm einer seiner Termine dazwischen kommt?

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Und wenn schon? Was ändert sein Erscheinen schon?
 

Nach und nach spüre ich, wie sich die Müdigkeit über mich legt und ich schlafe ein. Ich sollte nicht so viel nachdenken…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 7. Ab jetzt wird es tiefgründiger, aber nicht netter XD. Ich hoffe es gefällt meinen Lesern. Danke für 14 Abos! Über Eindrücke würde ich mich freuen. Es würde mich echt interessieren, was ihr darüber denkt :-)
Jetzt gerade sind wir bei Seite 26. Meine aktuell fertig geschrieben Seiten zählen knapp 74. <3 Der Nachschub ist also schon gut in Arbeit. Mal schauen, wann ich das nächste Kapitel hochlade. Dieses hier ist etwas länger. Bis zum nächsten Mal. *_*

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