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Voiceless

The words I have to tell you
von

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Der Retter und seine Geschichte

Nun sitze ich hier und warte auf Cole. Doch die Zeit will einfach nicht vergehen. Unruhig wälze ich mich auf dem Bett hin und her und finde keine Ruhe. Schrecklich! Und als es endlich so weit ist, als es endlich 12 Uhr ist…passiert nichts! NICHTS! Kein klingeln, kein klopfen. Nichts! Die Zeit verstreicht, fünf nach 12, zehn nach 12, viertel nach 12…12 Uhr 30.
 

Gerade als ich die Hoffnung schon aufgeben will klingelt es plötzlich an der Tür. Ohne mir groß etwas dabei zu denken stehe ich auf und öffne sie langsam. Doch als ich aufsehe, steht da nicht Cole,… sondern Brian. Erschrocken will ich die Tür wieder zuschlagen, doch er hält die Türe fest und schiebt sie auf. Dabei werde ich auch wieder in die Wohnung gedrückt, „Hey, was soll das? Schlägst du anderen Leuten immer die Tür vor der Nase zu?“, erwidert er wütend. Oh Gott, er macht mir Angst. Er ist recht groß und breit gebaut und…er stinkt nach Alkohol! Das ist verdammt gefährlich! Hormon gesteuerte Typen, die zu viel getrunken haben und dabei eine aggressive Neigung entwickeln, lassen sich nur schwer stoppen. Kat hat mir schon oft davon erzählt, wenn sie mal feiern war. Da kann man nur von Glück reden, das meine beste Freundin in Sachen Selbstverteidigung eine gute Figur macht, obwohl man es ihr bei ihrer schmalen Figur so überhaupt nicht ansieht.
 

Brian steht mir direkt gegenüber.

Komm mir bloß nicht zu nahe!

Doch diesen Gefallen tut er mir nicht. „Du bist ja noch viel unhöflicher, als ich gedacht habe!“, brummt er, kommt immer näher an mich heran.

Bitte was? Ich soll unhöflich sein? Wer wollte denn gestern wer weiß was mit mir machen? Und warum ist er überhaupt hier? Hat er sich in seinem Alkoholrausch wahllos irgendein Ziel gesucht?

„Sag mal, kannst du nicht mal was dazu sagen?“, will er wissen. Also langsam wird er aber ungeduldig. Als wenn ich das nicht täte, wenn ich es nur könnte. Ich trete lieber etwas zurück, versuche ihn etwas auf Abstand zu halten und schaue ihn böse an. Mit meinen Händen gestikuliere ich auf Zeichensprache. Ich sage ihm ganz eindeutig, dass er mich in Ruhe lassen soll! Nur leider verzieht er lediglich unverständlich die Augenbrauen.

„Willst du mich verarschen? Mach gefälligst den Mund auf!“, schreit er mich an. Ok, langsam wird er aber so richtig ungemütlich. Er drängt mich in eine Ecke. Was soll ich nur machen? Wenn der so richtig loslegt, habe ich keine Chance.

Cole, du Idiot! Warum bist du nur nicht gekommen? Ich unterdrücke meine aufkommenden Tränen.

Brian streckt seine riesige Hand nach mir aus. Ich verstecke schützend meine Gesicht hinter meinen Armen und mache mich schon mal auf das Schlimmste gefasst. Aber…es passiert nichts.

„Hey! Was soll das du Penner!“, schimpft Brian plötzlich.

„Genau das könnte ich dich fragen!“, schimpft jemand zurück. Jemand, den ich kenne. Langsam lasse ich die Arme sinken und sehe, wie Cole, Brian heraus befördert, „Hau ab, du besoffener Vollidiot!“, die Tür schließt sich. Welch Glück, das die Tür nicht zugefallen ist, bevor Cole kam.

„Joe! Hat er dir was getan?“, will Cole aufgebracht wissen. Ich kann nichts antworten. Alles was ich tun kann ist ihn fassungslos anzustarren und die Lippen fest auf einander zu pressen. Ganz deutlich spüre ich wie sich die angestauten Tränen lösen, schüttle aber den Kopf. Er hat mir nur Angst gemacht. Aber…

Warum? Warum bist du so spät?- würde ich ihn so gern fragen.

Cole seufzt erleichtert, „Es tut mir leid Joe. Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist…!“. Er kommt langsam näher. Ich sehe zu ihm auf. Meine Lippen beben. Und schließlich…halte ich es nicht mehr aus. Ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust. Ich spüre wie er mir behutsam den Kopf streichelt. Das sollte mir unangenehm sein, doch das ist es nicht. Viel mehr drücke ich mich noch ein bisschen mehr an ihn und lasse meine Tränen laufen. Scheiße verdammt, das war einfach zu viel in letzter Zeit!

„Lass uns in Kats Zimmer gehen.“, schlägt er dann vor und ich nicke. Meine Tränen wische ich mir mit meinem Ärmel ab und gehe voran, gefolgt von Cole in Kats Zimmer.

Wir schließen die Tür hinter uns und setzen uns aufs Bett. Cole hält mich noch eine Weile im Arm, bis ich mich etwas beruhigt habe und danach…. schweigen wir uns an. Kein Wunder, wo soll man bei so einem Thema auch anfangen?

Und, will ich die ganze Wahrheit überhaupt wissen? Irgendwie habe ich Angst davor und auf der anderen Seite…

Nach einer Weile ergreift er das Wort, nachdem er sicher gestellt hat, das ich wieder halbwegs aufnahmefähig bin.

„Also Joe, ich hab dir ja versprochen, das ich dir alles erkläre. Zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, das ich so spät war. Es ist leider etwas dazwischen gekommen. Es hatte etwas mit meinem Job zu tun. Kurzfristig hat sich noch ein Kunde gemeldet, den Termin musste ich wahrnehmen. Und ich muss dich bitten, alles was du jetzt hörst für dich zu behalten. Mein Job verlangt größte Diskretion. “, fängt er an. Ich habe schon so eine Ahnung, wie er das meint und nicke. Wem sollte ich es auch verraten? Schließlich kann ich nicht mal sprechen und selbst wenn ich es könnte, hätte ich nichts davon.

„Also, ich arbeite bei einem Begleitservice für Männer und Frauen. In diesem ist es möglich sowohl Männer, als auch Frauen als Begleitung zu mieten. Dabei entscheidet jeder Angestellte selbst, welchem Geschlecht er sich anbietet… Es gibt auch jene, die beide Geschlechter begleiten.“, er zögert einen Moment. Ich sehe ihn an, öffne den Mund und schließe ihn wieder. Dann gehört er also zu denen, die beide begleiten. Das würde auch die Situation im Treppenhaus erklären. Also, ist er bi?

„Gestern hast du mich bei meinem Job gesehen. Ich werde sowohl von Frauen, als auch von Männern gebucht. Meist sind es gut betuchte Geschäftsleute, aber auch „normal bürgerliche“ Leute sind dabei. Das Angebot der Begleitagentur, geht von kleineren Jobs, bin hin zu größeren Aufträgen. Die kleineren Jobs nehmen oft eher die normal bürgerlichen Leute in Anspruch, die meist Treuetests beinhalten. Die anderen Jobs gehen von Essen gehen bis hin zur Begleitung auf einer größeren Veranstaltung. Viele Leute wollen sich einfach nur mit jemandem schmücken, aber es kommt auch nicht selten vor, das sie jemanden auch für die Nacht mit buchen…quasi als zusätzlichen Gaumenschmaus. So hat es ein Kunde mal betitelt. “, klärt er mich auf. Auch, wenn er es eher umschreibt weiß ich genau das der Sex mit Kunden keineswegs ausgeschlossen ist.

Mit jedem seiner Worte, gefällt mir weniger was ich höre. Was aber geht mich das schon an? Im Grunde nichts, oder? Und trotzdem…

Ich spüre, wie meine Kehle sich immer mehr zusammenzieht. Mir die Luft wieder abschnürt. Komisch, sonst passiert das nur unter der Dusche. Aus Reflex streiche ich wieder über meinen Hals. Und mein Herz…es schmerzt.

Cole seufzt, bleibt aber ernst. In seinem Blick ist eine gewisse Wehmut zu erkennen.

„Da ich in diesem Job arbeite, ist jeder Versuch eine feste Beziehung zu führen gescheitert…ich kann es auch niemandem verübeln. Wer will schon mit jemandem zusammen sein, der in gewisser Maßen nie treu sein kann?“, erklärt er mir weiter.

So sehr ich es auch ignorieren möchte, mir würde es genauso gehen. Auch, wenn es mir das Herz bricht. Scheiße!

Nur…wie kam es eigentlich dazu? Jetzt würde ich gerne wissen, wie er überhaupt zu diesem Job kam.

Ich nehme meine Tafel und schreibe eine Frage auf. Er muss erst einmal durchatmen.

Erst sieht er zu mir, dann starrt er an der Tür.

„Nun ja. Dazu musst du wissen, dass meine Eltern sehr früh gestorben sind. Danach habe ich eine Weile bei einem Freund meiner Eltern, und dessen Frau gelebt. Doch seine Frau konnte mich nicht ausstehen. Sie hat Wahnvorstellungen entwickelt, das ihr Mann etwas mit mir anfangen könnte und hat angefangen mich zu misshandeln. Ich wurde fast täglich geschlagen zur Strafe für meinen Ungehorsam in die Besenkammer eingesperrt. Ich bin dann auch nicht mehr in die Schule gegangen, weil ich mich für die ganzen blauen Flecken immer geschämt habe. Irgendwann hat ihr Mann das bemerkt und mich zu meinem Schutz ins Kinderheim gegeben, wo ich einige Jahre verbracht habe. Auch dort waren die Umstände nicht unbedingt die Besten und bin auch von dort aus nur unregelmäßig zur Schule gegangen.“, er streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sein Blick wird für einen Moment starr, ehe er sich wieder lichtet und mich ansieht. „ Mit 16 bin ich dann abgehauen, habe eine Weile auf der Straße gelebt und da ich die Schule nie beendet habe, und daher keinen Abschluss habe, habe ich auch nie eine Ausbildung begonnen, habe mich auf die falschen Leute eingelassen, geraucht und getrunken und habe angefangen… meinen Körper für Geld zu verkaufen bis ich 18 war, dafür habe ich zumindest hin und wieder einen warmen Platz zum Schlafen gehabt, bis mich jemand auf der Straße angesprochen hat, ob ich nicht modeln möchte, weil ihm mein Aussehen gefiel. Unter den Kunden war auch ein Freund des Agenturchefs der Begleitagentur, der mich ihm dann vorgestellt hat. So kam es, das ich dort angefangen habe….“, er unterbricht kurz, um sich noch einmal zu sammeln. „Tja, es mag nicht der Traumjob sein, aber seit dem habe ich wieder ein halbwegs geregeltes Leben und ein Dach über dem Kopf. Ich muss nicht mehr unter Brücken schlafen und auch nicht mehr hungern, wenngleich ich auch immer noch meinen Körper verkaufe. Zusätzlich stehe ich noch 2 Tage die Woche hinter einer Bar, um noch etwas sparen zu können, da mein Gehalt sich immer nach meinen Aufträgen richtet. So sieht es aus…“

Ich muss erst einmal schlucken, denn auch wenn er auf den ersten Blick, wie ein dreister Idiot wirkt, so kommt mir sein Schicksal noch um ein vielfaches schlimmer vor, als das Meine. Im Gegenteil, ich komme mir sogar eher lächerlich vor mit meinen Problemen.

Für ihn war es sicher eine große Überwindung mir das Alles zu erzählen. Das zeugt von Mut. Und trotzdem weiß ich nicht wie ich mit der Situation umgehen soll.

Ich schätze seinen Mut aber…Was erwartet er von mir?

Mit einem fragenden Blick sehe ich ihn an. Er antwortet.

„Joe, ich kann es verstehen, wenn dich mein Job erst mal abschreckt…dennoch würde ich dich gerne noch näher kennenlernen.“, er nimmt meine Hand und streichelt mit dem Daumen über meinen Handrücken und seinen Augen Fixieren mich, bitten mich inständig. Nur diese kleine Berührung jagt mir einen Schauer durch den Körper.

Ich sehe von unseren Händen zu ihm auf, direkt in seine Augen in denen ich mich spiegle.

Was passiert, wenn ich mich auf ihn einlasse? Das Risiko, dass er mich wegen eines Jobs versetzen muss wird immer bleiben. Wenn ich ihn brauche…wird er nie einfach abrufbar sein. Er ist oft lange weg, wird niemals treu sein, auch wenn das an seinem Beruf liegt und es nicht seine Schuld ist. Ich weiß nicht, ob ich damit auf Dauer umgehen kann.

Cole sieht mich ernüchtert an. „Schon okay, ich verstehe deine Zweifel. Du musst dich auch nicht gleich entscheiden. Lass dir ruhig Zeit darüber nach zu denken. Sag mir einfach Bescheid wenn du so weit bist.“, antwortet er mir. Langsam lässt er meine Hand los und ist im Begriff auf zu stehen. Mit jedem Millimeter den er sich mehr von mir löst, steigt in mir das Gefühl immer mehr, ihn unbedingt fest halten zu wollen.

Tief in mir spüre ich einen Schmerz…nein….ich will das nicht! Warum nur, muss das so sein?

Er ist bereits aufgestanden und ich sehe zu ihm auf, folge jeder seiner Bewegungen. So wie es aussieht will er gehen.

„Keine Sorge, ich werde dir nicht böse sein, wenn du dich gegen mich entscheidest.“, gibt er mir lächelnd zu verstehen. „…das war auch eine Menge Information mit der ich dich da überrannt habe. Ich schätze, es ist besser, wenn ich dich erst mal in Ruhe lasse, damit du das Alles erst mal sacken lassen kannst.“, entscheidet er, ohne mich zu fragen ob das für mich in Ordnung ist. Er lässt das also einfach so im Raum stehen. Und was ist, wenn ich will, das er…vielleicht doch bleibt? Ich weiß, das klingt verrückt. Bis vor kurzem hätte ich noch gedacht….das er aus meinem Leben verschwinden soll. Bis heute Morgen habe ich sogar noch darüber nachgedacht ihm abzusagen, habe es aber nicht getan. Und jetzt? Und jetzt?

Mein Körper setzt sich ganz von allein in Bewegung und meine Hand greift nach seinem Arm, um ihn auf zu halten. Verblüfft sieht er zu mir runter. Ich beiße mir auf die Unterlippe für das was ich hier gerade tue. Cole braucht einen Moment um sich aus der Verwirrung zu lösen, grinst dann aber verheißungsvoll. „Soll das etwa, ein spontanes -Ja- sein?“, will er wissen und überrumpelt mich damit komplett. Äh…, als ich mir klar darüber werde, was ich tue, lasse ich ihn los. Heftig schüttle ich den Kopf, versuche mich zu erklären. Meine Lippen bewegen sich und formen Worte. Verdammt noch mal, es hat einfach keinen Sinn! Da kommt einfach nichts raus, so sehr ich es auch versuche. Wie ärgerlich!

Dennoch, so sehr ich mich auch über mein Defizit ärgere, scheint Cole das gar nicht zu interessieren. Stattdessen fängt er an zu kichern, hält sich dabei die Hand vor den Mund. Ich funkle ihn böse an. Der soll aufhören mich auszulachen! Das ist überhaupt nicht witzig, verdammt!

„Keine Sorge Joe, das ist nicht böse gemeint. Es ist einfach nur so unfassbar wie süß du bist.“. gibt er mir zu verstehen, was mich rot werden lässt. Mein Herz rast wie verrückt. Das geht doch nicht! Das darf nicht sein! Aber…

„Sag mal, darf ich dich mal küssen?“, will er plötzlich wissen, was mich erschrecken lässt. Ich trete einen Schritt zurück und fange an rum zu drucksen, schaue auf den Boden und knabbere mir auf der Unterlippe herum. Um ehrlich zu sein bin ich mir nicht sicher, ob mir das nicht doch ein bisschen zu schnell geht. Immerhin habe ich noch nicht mal wirklich in eine Beziehung eingestimmt.
 

Oh man Peter Pan käme jetzt wie gerufen! Der ist aber auch nie da, wenn man ihn braucht! Unzuverlässiger Kerl!- Schimpfe ich innerlich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Puh, das nächste Kapitel. Es hat wieder etwas gedauert, aber ich hoffe es hat sich gelohnt. Hier gibt es endlich Aufschluss über Coles Vergangenheit. Was sie wohl daraus machen und wie gehen sie in Zukunft mit ihren Gefühlen um? Tja wer weiß. :)
Derzeitiger Fortschritt: 77 Seiten, das ist nicht sonderlich viel. <3 Das ist sicher den Anderen FFs, an denen ich auch noch arbeite geschuldet, dennoch könnte ich viel mehr schaffen. Sry für die Wartezeiten. Komplett anzeigen

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