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Meines Bruders bester Freund

von

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Meinen Freund habe ich seit zweieinhalb Wochen nicht mehr gesehen.

 

Soll heißen, nachdem wir uns gegenseitig mit Händen befriedigt haben, ist nichts weiter zwischen uns gelaufen. Er hat sich nicht bei mir gemeldet, obwohl ich ihm meine Handynummer gegeben habe. Gut, ich habe mich auch nicht gemeldet, trotz dessen ich die seine nun auch habe. Aber irgendwie... keine Ahnung, ich finde, er müsste sich melden? Renne ihm ja schließlich schon lange genug hinterher. Ein bisschen ausruhen darf ich mich da doch, oder?

 

Davon abgesehen sage auch nur ich mein Freund in Bezug auf Noah, weil ich an alles andere gar nicht denken mag. Vielleicht ist es ein bisschen viel, weil man ja noch lange nicht zusammen ist, nur weil man Sex hatte, aber... das Gespräch mit Noah ist doch sehr eindeutig gewesen, oder etwa nicht? Ich muss einfach daran glauben, dass das etwas festes zwischen uns ist, weil ich andernfalls sonst durchdrehen würde. Trotzdem bin ich mir einfach super unsicher, ob wir jetzt zusammen sind oder nicht. Ich muss das hören, am besten aus seinem Mund. Oder in seinem facebook Profil... ja, da sind wir befreundet, aber sein Beziehungsstatus ist weg, seit mit Frank Schluss ist.

 

Jeder Tag seit diesem Ereignis ist... ich kann es gar nicht beschreiben. Als würde ich erst auf Wolken schweben, über Zuckerwatte laufen und dann über Glas und in die Lavagrube fallen. In der einen Minute bin ich voller Glücksgefühle, möchte mich an einem Laternenmast festhalten und daran herum schwingen. In der nächsten Minuten hängen graue, bedrohliche Wolken in meinem Kopf herum.

 

Warum meldet sich Noah nicht?

 

Er ist auch nicht zu Besuch gewesen. Soweit ich weiß haben er und Bastian sich auch nicht getroffen oder viel miteinander gesprochen. Ob es Noah vielleicht doch mehr ausmacht als erwartet? Vielleicht macht er sich noch mehr Sorgen als zuvor. Es ist ja nichts schlimmes passiert... es war nur Petting. Und die Küsse, die wir miteinander geteilt haben, sind süß und lieb und ehrlich gewesen. Als er mit dem blöden Bericht dann endlich mal fertig war und wir uns bettfertig gemacht haben, habe ich zum ersten Mal sein Schlafzimmer gesehen... es ist blau-grau eingerichtet und er hat ein riesiges Bett in das ich mich sehr gerne mit ihn gekuschelt habe. Mehr ist dann aber auch nicht passiert.

 

Verdammt, es ist Oktober, draußen liegt überall buntes Laub rum, es ist kalt geworden, windig und ich finde, da muss man mit einem heißen Tee auf dem Sofa sitzen und mit dem Liebsten kuscheln, Küsse tauschen und sich ganz verliebt in die Augen schauen.

 

Okay, okay, das ist furchtbar kitschig, aber ich glaube, das ist normal, wenn man den Freund vermisst, oder? Und es hilft auch nicht, dass es Montag ist und ich mich in Mathe heute total blamiert habe und Hannah sich immer seltsamer verhält. Ich finde, ich muss sie endlich zur Rede stellen, was ich nach der Schule dann auch tue.

 

„Hast du heute Zeit?“, frage ich sie ganz spontan, als wir die Schule verlassen und die Treppen runter gehen. Hannah sieht mich an, als hätte ich sie gefragt, ob sie mit mir schlafen will: entsetzt, ungläubig und... angewidert?

 

„Ich bin mit Lars verabredet.“

 

Äh, Moment mal. Who the fuck is Lars?!

 

„Lars?“, frage ich völlig belämmert und habe Mühe, Hannah anzugucken. Die guckt nämlich so wütend, dass ich Angst habe, sie zückt eine Axt und schlägt mir den Kopf ab. Dieses Gefühl wird umso stärker, als sie mir plötzlich ihren Zeigefinger nachdrücklich in die Brust jagt.

 

„Ja genau, Lars. Einen super süßen Jungen, den ich jetzt schon seit einigen Wochen date und in den ich mich vielleicht ein bisschen verguckt habe. Das hast du mit deinem Noah-Schwachsinn natürlich überhaupt nicht mitgekriegt und kein einziges Mal gefragt, wie es mir geht, was bei mir los ist, worüber ich mir Gedanken mache!“

 

Hannah ist mit jedem Wort lauter geworden, ihr Finger hat jedes Wort mit einem heftigen bohren gegen meine Brust unterstrichen. Ein paar Schüler, die auch gerade die Schule verlassen, gucken uns ziemlich entgeistert an. Einigen aus unserem Jahrgang ist bekannt, dass wir ein Herz und eine Seele sind – das wir uns streiten, muss sie genauso schocken wie uns. Also, wir streiten uns nicht, aber Hannah kriegt sich gar nicht mehr ein und schneidet mir sofort das Wort ab, als ich den Mund aufmache. Den klappe ich direkt wieder zu.

 

„Halt bloß deine Klappe, Konstantin, ernsthaft! Ich hab dich gebraucht, okay? Weil ich keine Ahnung vom verliebt sein habe, weil ich eigentlich möchte, dass das mit Lars und mir klappt und er das glaube ich auch möchte und ich mir wie jedes andere Mädchen Gedanken mache, ob meine Brüste vielleicht zu groß oder zu klein sind! Ob er damit klar kommen wird, dass mein bester Freund zwar schwul ist, aber trotzdem immer an erster Stelle für mich stehen wird, weil er alles über mich weiß und ich über alles mit ihm rede.“, keift sie herum, dass alle es mitkriegen. Ich bin mir sicher, dass die umstehenden Jungs Hannah perfekt finden, Brüste hin oder her. Aber das ist vielleicht nicht unbedingt die beste Situation ihr das zu sagen, oder?

 

„Hannah, ich...“

 

„Vergiss es, ich will von dir nichts hören. Vier Jahre lang habe ich mir jeden beschissenen Tag dein Liebesdrama geben müssen. Und du bringst es nicht mal fertig, in einer Woche zu merken, dass ich jemanden kennen gelernt habe!“

 

Ich weiß nicht was ich sagen soll, so überrumpelt bin ich. Hannah schaut mich so unglaublich böse und enttäuscht an, dass es mir das Herz bricht. Wir haben uns noch nie gestritten. Höchstens um den letzten Schokokuss.

 

Als dann auch noch Maxi dazu kommt, ist das Chaos perfekt.

 

„Was ist denn los?“, fragt er ähnlich verwirrt-geschockt wie ich bin, Hannah hingegen scheint die einzige zu sein, die die ganze Situation voll unter Kontrolle hat. Und scheinbar noch nicht genug.

 

„Und du“, faucht sie und will ihren Zeigefinger scheinbar auch durch Maxis Brust jagen, „bist ja wohl das allerletzte! Du weißt genau, dass Konstantin Noah liebt und trotzdem bringst du ihn in verfängliche Situationen! Du bist so ein Arsch, ernsthaft. Ihr seid beides Ärsche und ich will euch echt nicht mehr sehen müssen!“

 

Hannah stampft davon wie ein wütendes Nashorn. Tut mir leid, aber das ist leider das einzige, was mir dazu gerade in den Sinn kommt. Maxi schaut genauso verwirrt wie ich, während Hannah immer kleiner wird, bis sie aus unserem Sichtfeld verschwindet. Ich bin immer noch sprachlos, weil... ist das hier gerade wirklich passiert? Hannah hat mich noch nie angeschrien. Höchstens, weil ich sie mit Wasserfarbe angemalt und sie mädchenhaft gekreischt und wir uns gerangelt haben, aber nicht, weil sie sauer auf mich war.

 

Und jetzt ist sie sauer und das nicht zu knapp. Ein bisschen eingeschüchtert bin ich schon und... also so cool wie Hannah wäre ich im Leben nicht. Die hat mich ja quasi vor versammelter Mannschaft zusammengefaltet wie ein Blatt Papier und sich nicht darum geschert, dass jeder Hans und Kranz das mitkriegt. Ich sollte das nicht denken, aber... Hannah ist ganz schön cool.

 

Schön, also ich weiß nicht, was mit meinem ist-er-nun-mein-fester-Freund-Freund ist, habe Krach mit meiner besten Freundin und der einzige, mit dem ich über das eine und das andere reden kann ist Maxi, der immerhin ähnlich sprachlos ist wie ich. Maxi sucht meinen Blick als erster auf.

 

„Vielleicht solltest du ihr nachgehen?“, schlägt er kleinlaut vor und ich sehe ihm an, dass er auch etwas verunsichert ist. Keine Ahnung, ob Hannahs Ansprache ihn irgendwie getroffen hat, ich jedenfalls fand das völlig unnötig. Maxi hat nie irgendwas ausgenutzt und mich auch nie in verfängliche Situationen gebracht. Das wir uns geküsst haben, ging ja jedes Mal von mir aus und bei ihm zu übernachten und einen Filmeabend zu machen, ist ja wohl noch erlaubt. Ich finde, Hannah hat sich in dieser Hinsicht ein bisschen zu sehr aufgeregt, glaube aber, dass ich ihr das besser nicht sagen sollte. Falls sie jemals wieder mit mir redet.

 

Ich schüttele lieber den Kopf.

 

„Sie will mich nicht sehen.“, jaule ich peinlicherweise und fürchte, dass ich gleich in Tränen ausbreche. Maxi legt mir sofort einen Arm um die Schulter. Für andere sieht es sicherlich kumpelhaft aus, aber ich spüre den beinahe liebevollen, warmen Druck seiner Hand an meiner Schulter und das er mich ganz behutsam etwas an seine Seite drückt.

 

„Sollen wir nen Kakao trinken gehen?“

 

„Nein, ich mag nach Hause.“, schniefe ich und reibe mir mit einer Hand kurz übers Gesicht.

 

„Möchtest du alleine sein?“

 

Also, das ist eine interessante Frage. Meint Hannah damit verfängliche Situationen? Ich muss schwer gestört sein, wenn ich Maxi jetzt auch noch irgendwas unterstelle, obwohl er sich eigentlich ja nur lieb kümmert. So was machen Freunde eben. Gut, ich kenne Maxi gerade mal ein paar Monate, aber mit ihm habe ich mehr zu tun als mit meinen anderen Freunden, mit denen ich nach dem Abi ohnehin keinen Kontakt mehr haben werde. Es sind halt Schulfreunde. Hannah und Maxi hingegen nicht.

 

„Nein.“

 

Während wir zu mir nach Hause gehen, reden wir kein Wort miteinander.

 

Maxi hält einen gewissen Sicherheitsabstand... nicht zu nah, nicht freundschaftlich nah, sondern eine Armlänge klafft zwischen uns wie der Grand Canyon. Ob er wegen Hannahs Worte verunsichert ist? Ich muss gestehen, ich hätte nie gedacht, dass Maxi so einknicken kann. Als ich ihn das erste Mal mit Hannah im Horizon gesehen habe, hat er mega schüchtern gewirkt. Danach, als wir uns schließlich kennen lernten, ist mir erst aufgefallen, dass er eine gesunde Portion Selbstbewusstsein hat. Aber wohl längst nicht so viel wie Hannah oder dieser Jules, der mir neulich über'n Weg gelaufen ist. Also, soll heißen, ich hab ihn vom Weiten gesehen und das hat mir gereicht. Keine Ahnung, der Typ macht mich irgendwie nervös.

 

Es ist ein bisschen seltsam, einen Jungen mit nach Hause zu bringen. Einen schwulen Jungen, der mit mir schlafen würde, gäbe es Noah nicht. Und daheim kennt ja auch noch niemand Maxi, außer vom Hören-Sagen. Ich frage mich, ob ich jemals mit Noah nach Hause kommen kann und alle sind happy, dass ich einen so wunderbaren Freund habe. Falls er mein Freund ist, was ja immer noch irgendwie in den Sternen steht.

 

Als ich die Tür aufschließe bin ich etwas überrascht, weil Mama und Papa noch nicht da sein können. Die arbeiten beide montags bis in die Puppen und kommen erst wieder, wenn es fast schon Bettzeit ist. Kann ja also nur bedeuten, dass Bastian daheim ist. Hat vermutlich einen kurzen Tag gehabt, trotzdem ungewöhnlich, dass er vor mir da ist. Naja gut, es ist ja auch schon halb fünf.

 

Ich zeige Maxi wo er seine Schuhe und Jacke hintun kann, nehme ihn mit in die Küche und bin abgeschrieben, als Oskar die Bildfläche betritt. Ehrlich, Maxi schmeißt sich ihm quasi um den Hals und Oskar, dieser Depp, findet das hundemäßig toll. Der reibt sich an Maxi wie ne läufige Hündin, hechelt ihn glücklich an und seine großen Knopfaugen blinkern, als wäre er bis in den Schwachsinn verliebt.

 

„Oh Mann ist der süß“, quietscht Maxi völlig entzückt und krault Oskar mit beiden Händen hinter den Ohren, „kann ich den mitnehmen?“

 

Also, ganz ehrlich, kurzzeitig denke ich darüber nach. Aber da Oskar quasi mir gehört...

 

„Nee. Ohne ihn wäre es langweilig hier. Planänderung, wir haben kein Kakaopulver mehr da... magst du Tee?“

 

Maxi nickt abwesend und krault Oskars Bauch, der sich willig auf den Rücken gedreht und die Pfötchen in die Luft gestreckt hat. Leute, ernsthaft, ich liebe diesen Hund. Auch wenn ich das jetzt natürlich nicht zugeben darf, weil Oskar das sonst merkt und so. Klassische Konditionierung.

Ich schmeiße den Wasserkocher an, hole zwei Tassen hervor und stöbere in der Teekiste herum. Irgendwas herbstliches muss her... Sahne-Karamell! Weiß zwar nicht, ob Maxi Rooibos mag, aber er hätte mir ja schon irgendwas gesagt.

 

Während Maxi mit Oskar kuschelt, überlege ich, was ich jetzt tun soll. Es ist klar, dass ich mit Hannah reden muss und werde. Wann? Keine Ahnung. Ich bin wirklich nicht gut in so was. Vielleicht sollte ich ja warten, bis sich die Situation etwas entspannt hat? Oder wäre es besser gewesen, wäre ich ihr doch nach gerannt? Leider weiß ich nicht, wie Mädchen ticken, trotz dessen meine beste Freundin ein Mädchen ist und ich das ja eigentlich wissen sollte. Ob sie recht hat? Bin ich so voll von Noah gewesen, dass ich nicht mitgekriegt habe, wie es ihr geht? Das sie jemanden kennen gelernt hat?

 

Zugegeben, ein kleiner Teil von mir ist wahnsinnig eifersüchtig, weil... wenn Hannah einen Freund haben wird, dann wird sie doch sicherlich wahnsinnig viel Zeit mit ihm verbringen wollen und für zwei Jungs bei einem Mädchen ist ja doch kein Platz. Dieser Lars wird das sicherlich nicht geil finden, wenn ein anderer Junge bei Hannah pennt... auch wenn dieser Junge mit Brüsten nichts anfangen kann und vor allem niemals nie die beste Freundin anfassen würde.

 

Ich fülle die Tassen mit dem fertig gekochtem Wasser und stelle sie erstmal auf den Küchentisch. So wie Maxi aussieht, wird er ja nicht sehr bald von seiner neuen großen Liebe ablassen und auf mein Zimmer gehen wollen. Der Gedanke macht mich völlig unnötig nervös. Also hocke ich mich mit auf den kalten Fließenboden und spiele ein bisschen mit Oskars Ohr. Der schnappt verspielt nach seiner Hand, rollt sich herum und legt seinen Kopf auf meine Beine. Seine Knopfaugen blicken mich von unten herauf an, er wedelt mit dem Schwanz und gibt ein leises, klägliches wimmern von sich.

 

„Der arme verhungert bestimmt.“, meint Maxi und grinst mich an. Ich muss zurück grinsen.

 

„Du hast keine Ahnung von Hunden. Wäre Oskar bei dir, wäre er bestimmt fettleibig.“

 

„Auf jeden Fall.“, nickt Maxi und streichelt Oskar über den Rücken. Dann muss das schwarze Plüschvieh noch etwas mehr winseln, weil Maxi und ich uns an den Küchentisch setzen und unseren Tee trinken. Der scheint wenigstens gut anzukommen, Maxi seufzt genießerisch, als er einen kleinen Schluck nimmt.

 

„Hast du eigentlich Freundinnen?“, frage ich irgendwann und bin tatsächlich neugierig. Denn eigentlich weiß ich ja gar nicht viel über Maxi. Jedenfalls nichts über seine Freunde, da hat er nie was erwähnt. Ich habe allerdings auch nie nachgefragt, wenn ich ehrlich bin.

 

„Nicht wirklich Freundinnen, würde ich sagen. Wenn wir beim Fußball mal weg gehen oder so, kommen die Mädels der Jungs manchmal mit. Aber eine beste Hannah wie du habe ich nicht.“

 

„Und einen besten Freund?“

 

„Auch nicht“, schüttelt er den Kopf, überlegt kurz und fügt dann hinzu, „wobei ich mich gut mit Jules verstehe, aber das zählt glaube ich nicht so wirklich.“

 

Tja... weiß nicht, was ich dazu sagen soll? Irgendwie klingt es so, als hätte Maxi kaum oder gar keine Freunde, was mir ein wenig leid tut, weil... er ist doch ein wahnsinnig lieber Typ? Witzig, hilfsbereit, gutaussehend... nicht, dass letzteres ein ausschlaggebender Grund ist, aber ich wollte es mal erwähnt haben. Außerdem fällt mir wieder ein, dass er ja umgezogen war... wann das war und woher er eigentlich kommt, ob aus einem anderen Bundesland oder sonst wo her, weiß ich auch nicht. Da ich aber nicht weiß, ob dies ein willkommenes Thema ist, frage ich nicht weiter nach. Das scheint Maxi auch sehr zu begrüßen.

 

„Ich kann nicht fassen, dass ich es nicht mitgekriegt habe, dass Hannah scheinbar... verliebt ist.“, platzt es schließlich aus mir raus während ich niedergeschlagen auf den Tee in meinen Händen starre. Ein toller bester Freund bin ich.

 

„Nun ja... einerseits kann ich verstehen, dass du in letzter Zeit mit anderen Dingen beschäftigt gewesen bist, andererseits... ich kann Hannah keinen Vorwurf machen, auch wenn sie das sicherlich nicht vor der Schule hätte tun sollen.“

 

Na prima! Ich hätte erwartet, dass Maxi eher zu mir hält und tröstende Worte für mich findet, aber das sicherlich nicht. Okay, ich bin ehrlich: ich weiß, dass ich sehr wahrscheinlich Mist gebaut habe und es nicht gerade für mich spricht, wenn ich derart unaufmerksam meiner besten Freundin gegenüber bin. Ich kann weder ihr, noch Maxi einen Vorwurf machen, nur mir selber. Das ist wirklich kein schönes Gefühl.

 

Ich will gerade etwas sagen, als es eine Etage über uns schrecklich laut poltert. Oskar springt fast aus seinem Fell und bellt aufgebracht herum, lässt sich aber schnell wieder beruhigen. Von Maxi, der ihm lieb den Kopf tätschelt. Wenig später dringt ebenso lautes, aber durch und durch heiteres Lachen an unsere Ohren. Von mehr als einer Person.

 

Maxi sieht wohl, dass ich kreidebleich werde und blickt sich hektisch um.

 

„Soll ich lieber gehen?“, fragt er eilig und springt schon fast auf, doch ich schüttele schnell den Kopf und bedeute ihm, sich wieder zu setzen. Jemand kommt die Treppen runter, das lachen kommt näher und in meinem Bauch rumpelt es ganz unangenehm. Von meinem Sitzplatz aus habe ich den Eingang zur Küche im Blick, Maxi sitzt mit dem Rücken zur Tür.

 

Bastian kommt, lediglich in Hose und barfuß herein spaziert. Sowohl Hose als auch sein nackter Oberkörper und die Arme sind mit weißen Farbspritzern bekleckert, ein paar finden sich auch in seinem Gesicht wieder. Er sieht überrascht aus, als er uns sieht und Maxi... tja, den Blick kann ich nicht so recht deuten, als er sich halb umdreht um zu schauen, wer da rein spaziert kommt. Er sieht nämlich erstmal nur Bastian, der durchaus ein feuchter Traum für bestimmte Männer sein könnte. Durchtrainiert, breites Kreuz, Arme, die man gerne näher begutachten mag, vom Sommer gesund gebräunt und wer keine Körperbehaarung mag, wird sie spätestens an Bastian lieben. Also, er ist kein Bär, aber es passt zu ihm. Und hey, ich bin sein Bruder, ich darf das sagen.

 

„Ich hab dir gesagt, du sollst da nicht drauf klettern, aber du hörst ja nicht auf mich!“, lacht eine sehr amüsiert und furchtbar bekannt klingende Stimme. Hinter Bastian taucht Noah auf, der genauso leicht bekleidet ist und seinen linken Arm von hinten um Bastians Schulter schlingt. Als er uns sieht bin ich froh, dass sein geschockter Blick für Bastian nicht zu sehen ist.

 

„Äh... hi ihr zwei.“, bringe ich möglichst tapfer hervor und weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. In Noahs Gesicht sehe ich weiße Streifen, die ganz offensichtlich nicht unbeabsichtigt dort hingekommen sind. Er wird sich ja wohl nicht selber angemalt haben... was haben die bitte da oben gemacht?!

 

„Äh, hi, Grottenolm“, äfft Bastian mich nach und schaut zu Maxi, dessen Ohr ich sehen kann reichlich rot geworden ist, „hi. Ich bin Bastian.“

 

Mein Bruder befreit sich von Noah und reicht einem ziemlich verwirrten Maxi die Hand, der schüttelt die vielleicht ein bisschen zu enthusiastisch, was Bastian leise fluchend zusammenzucken lässt.

 

„Maxi... äh, alles okay?“

 

Es fällt mir schwer, die Situation nicht als verkrampft zu bezeichnen und noch schwerer fällt es mir, Noah anzuschauen. Ich traue mich fast nicht, als ich es aber wage... kann ich seinen Blick nicht deuten. Er schaut Maxi sehr skeptisch an, dann wandert sein Blick zu mir. Schließlich geht er zum Kühlschrank und holt aus dem Gefrierfach ein Kühlpack raus, das er an Bastian weiter reicht. Bastian drückt es sich direkt an den Ellbogen, der... au weia, das sieht schlimm aus. Er muss sich gerade erst verletzt haben, aber sein Ellbogen strahlt in allen Farben des Regenbogens. Mein Bruder nickt Noah dankend zu, antwortet aber nicht auf Maxis Frage.

 

„Was macht'n ihr da oben?“, frage ich und trete Maxi unter dem Tisch leicht gegen das Schienbein. Der soll aufhören, meinen Bruder so anzustarren!

 

Noah streicht sich ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht und gönnt sich ein Schluck Wasser. Wie selbstverständlich er hier in der Küche hantiert, sich ein Glas holt und den Wasserhahn anstellt, macht mich tierisch nervös.

 

„Streichen“, antwortet er an Bastians statt, fängt dann an zu lachen und hält sich mit der anderen Hand den Bauch, „und Basti führt Kunststücke vor. Sah sehr elegant aus.“

 

Basti tritt ihm, ähnlich wie ich es bei Maxi getan habe, gegen das Bein, grinst ihn aber amüsant an.

 

„Eigentlich ist Noah hier um zu helfen, aber er kleckert nur alles mit der Farbe voll.“

 

Ich sehe in Maxis Gesicht, auch wenn ich es nur zur Hälfte sehe, dass ihm alles aus dem Gesicht fällt. Er kennt Noah schließlich nicht, auch wenn ich ihm ja von ihm erzählt habe. Habe zwar nicht beschrieben, wie er aussieht und ihm auch kein Foto gezeigt, aber es gibt schließlich nur einen Noah, der so vertraut mit meinem Bruder umgeht.

 

„Wieso streicht ihr denn?“

 

Also das wundert mich ja jetzt schon... davon hat er ja nie was erzählt?

 

„Erfährst du noch früh genug. Komm, ich will den Mist jetzt endlich fertig kriegen.“

 

Noah stellt sein leeres Glas auf die Spüle, folgt Bastian... und riskiert einen letzten Blick auf mich, den ich nicht deuten kann. Möchte. Also... ist er sauer, weil ich Maxi hier habe? Dem muss ja klar sein, dass es der Maxi ist, von dem ich ihm erzählt habe... den ich geküsst habe. Alles andere habe ich natürlich mal schön für mich behalten, aber mit unserer neuen Situation ist das trotzdem nicht das gelbe vom Ei.

 

Als die beiden weg sind, muss ich mir auf die Hand beißen. Maxi sieht mich völlig entgeistert an und bewegt nur die Lippen. Der Noah? Ich nicke und habe nicht mehr das Bedürfnis zu schreien, muss aber mein Gesicht in meine Hände vergraben. Mann, wie peinlich und unangenehm und was denkt Noah denn jetzt von mir?! Nicht, dass die uns bei irgendwas erwischt hätten, aber... unangenehm ist mir das ganze ja schon. Die Sorge wegen Hannah ist fast vergessen angesichts der neuen Krise, die ja eigentlich gar keine ist. Das schlechte Gewissen kommt aber sofort, weil ich merke, dass ich mir lieber Gedanken darüber mache, als über meine beste Freundin. Hat sie recht damit, dass ich nur Augen für Noah habe? Ja, vielleicht.

 

Vermutlich.

 

Okay, sie hat recht.

 

„Komm mit.“, fordere ich ihn auf, nehme meine Tasse und führe Maxi ins Musikzimmer. Oskar trottet uns neugierig hinterher und obwohl ich ihn eigentlich nicht mit ins Musikzimmer nehme, darf er heute ausnahmsweise mal dabei sein. Maxi zuliebe.

 

Der schaut sich interessiert und vielleicht etwas staunend um, als ich ihm die Tür aufhalte und hinter uns dreien schließe, als er eingetreten ist. Klar, der Raum ist für Außenstehende immer erst einmal ein kleines Kunstwerk. Die Fensterfront lässt das späte, goldene Herbstlicht herein und den aufgeklappten Flügel in der Mitte des Raumes erstrahlen. Links an der Wand befindet sich ein kleines, sonnengelbes Sofa und ein zum gemütlichen verweilen einladender froschgrüner Ohrensessel. Ich fand das damals schon hübsch und ignoriere jeden Tine Wittler Ratschlag, den man mir andrehen möchte.

An der Wand direkt neben der Tür ist eine Regalreihe mit abertausenden CDs, Schallplatten und Musikbüchern voll gestellt. An der Wand rechts von der Tür, in der Nähe vom Flügel, steht eine kleine Kommode, in der ich meine Notenhefte und Schreibsachen aufbewahre. Viel Dekoration gibt es hier nicht – das lenkt mich nur ab.

 

Maxi dreht sich immer noch staunend um, geht auf meinen Flügel zu und ich fürchte schon fast, dass er ihn berühren möchte, was mir wirklich schwer im Magen liegt. Er lässt es sein und ich kann erleichtert aufatmen. Es ist vielleicht übertrieben, aber ich mag es nicht, wenn man meinen Flügel berührt. Ich habe dann immer das Gefühl, dass man sich in etwas viel zu intimes einmischt. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein furchtbar verkorkster Pianist.

 

Ich stelle meinen Tee auf die Kommode und setze mich auf den Hocker, als ich den Deckel der Klaviatur öffne. Maxi setzt sich auf den grünen Sessel, Oskar liegt ihm zu Füßen.

 

„Ich habe seit einer Weile nicht mehr gespielt“, gestehe ich leise, „bin also vermutlich etwas eingerostet.“

 

Tatsächlich habe ich seit dem fatalen Gespräch mit Noah kein einziges Mal mehr gespielt. Erst, weil ich wegen Schule und dem Hausarrest irgendwie keine Muse dazu hatte, dann, weil es mich irgendwie zu sehr an Noah erinnert hat. Jetzt, als ich hier sitze, schmerzt mein Herz, weil ich es so sehr vermisst habe. Gleichzeitig klopft es vor freudiger Erwartung und Nervosität, weil ich normalerweise immer alleine hier bin.

 

Wie immer lasse ich meine Finger erst einmal über die Tasten streichen, fühle das Ebenholz der schwarzen, den Kunststoff der weißen Tasten. Maxi sagt nichts, was mir sehr hilft.

Trotzdem dauert es einen Moment, bis ich mich entschieden habe, was ich spielen möchte. Ein kleiner Teil hofft, dass es Maxi auch gefallen wird, aber eigentlich habe ich nur das dringende Bedürfnis, alle angestauten Emotionen, die mir gerade das Leben ein bisschen schwer machen, aus mir raus zu spielen als ich die ersten Töne von Oh Fortuna anstimme. Ich schließe meine Augen, lasse meine Finger mich führen, folge den Klängen mit meinem Körper, der ganz und gar von der Musik erfüllt wird. Der Flügel trägt das kleine Privatkonzert durchs Haus und ich hoffe, dass auch Noah ein wenig Freude an meinem Spiel finden wird.

 

Nach dem intensiven Stück bin ich ein klein bisschen geschwitzt und als ich mich zu Maxi umdrehe, starrt der mich mit offenem Mund an.

 

„Eingerostet nennst du das?“

 

Er schüttelt ungläubig den Kopf, steht auf und stellt seine Tasse zu meiner... und setzt sich neben mich. Wirklich, ich habe kein Problem damit, Maxi nah zu sein, das habe ich hinter mir. Und auch wenn der Hocker breit genug ist, dass wir bequem Platz darauf finden, berühren sich trotzdem unsere Beine und Schultern. Mir ist das etwas unangenehm, weil ich mich meiner Beziehung zu meinem Flügel beraubt fühle. Das ist Quatsch, das weiß ich, aber... das ist ganz sicher der verkorkste Pianist in mir. Ich möchte beinahe schreien, als Maxi einen Finger nach den Tasten ausstreckt und dann doch inne hält und mich fragen ansieht.

 

„Darf ich?“

 

Ich atme tief durch und nicke. Es geht ein wenig besser, weil ich mich nicht so überrumpelt fühle, trotzdem ist es seltsam, jemand anderen auf meinem Flügel spielen zu hören. Es ist das erste Mal und ich stelle ein klein wenig entsetzt fest, dass ich inzwischen zwei Dinge zum ersten Mal mit Maxi hatte: einen Kuss und nun ist er der erste, der auf meinem Flügel spielt. Mein erstes Mal werde ich garantiert nicht mit ihm haben, denke ich vorsichtshalber und lausche den Tönen, die Maxi spielt. Es ist ein wenig so, als würde man einem Kind zuschauen, wie es den Filzstift mit der ganzen Hand umklammert und auf einem Blatt Papier wild herumkritzelt – und viel zu fest aufdrückt. Maxi spielt nur mit seinem rechten Zeigefinger und ich unterdrücke den Zwang, ihm erklären zu müssen, wie er seine Finger ordentlich zum Spielen einsetzt.

 

„Ich habe keine Ahnung von Musik, aber du bist wahnsinnig gut.“

 

Okay, ein klein wenig rot werde ich schon.

 

„Danke... möchtest du vielleicht etwas bestimmtes hören?“

 

Maxi überlegt einen Moment und zuckt ein wenig die Schultern.

 

„Titanic?“

 

Wir lachen beide, ich scheuche seinen Finger weg und wackele mit meinen eigenen, bereit los zu legen. Maxi hält mich kurz am Arm fest und sieht mich überrascht an.

 

„Du kannst das wirklich spielen?“

 

Ich neige den Kopf etwas.

 

„Hannah kommt seit jeher mit allem an, was ich spielen soll, damit sie es aufnehmen kann. Und ich versuche immer, neue Stücke zu lernen.“

 

Maxi lässt mich los und nickt leicht, sagt aber nichts mehr.

Das ist für mich das Startsignal und ich bemühe mich wirklich, mich nicht so viel zu bewegen, was angesichts des ruhigen Stückes auch ganz gut gelingt. Trotzdem ist es oft das Gefühl, das ich gerne mit einfließen lasse und mich entsprechend in die Töne lehne. Neben mir wiegt Maxi sich ganz leicht hin und her, aber das stört mich nicht.

Bevor er mich am Ende loben kann, schmeiße ich noch das Maintheme von Fluch der Karibik hinterher, wo wir schon mal bei Filmklassiker sind. Maxi summt leise mit, was mich überhaupt nicht stört. Es macht sogar Spaß und während ich spiele und Maxi neben mir sitzt, kann ich die unschöne Situation mit Hannah nach der Schule ein wenig vergessen.

 

Irgendwann steht Maxi auf und legt sich aufs Sofa, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ich verstehe das als Einladung, einfach zu spielen, wonach mir der Sinn steht und bleibe erstmal der Filmmusik treu. Disneysongs, Stücke aus Gladiator, Star Trek, Star Wars, Man of Steel, P.S. Ich liebe dich, Dragonheart... ich spiele alles, was ich in und auswendig kenne, Hannah sei Dank. Oskar hat sich irgendwann ans Fenster gelegt und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, die inzwischen nur noch spärlich zwischen den Bäumen hindurch scheint.

 

Nicht nur ich erschrecke mich, als plötzlich die Tür aufgeht und mein Bruder herein schaut. Sein Haar ist nass, ich gehe mal davon aus, er hat geduscht. Das ich direkt an Noah in der Dusche denke ist ja wohl klar, oder?!

 

„Wir bestellen Pizza, wollt ihr auch? Mom und Dad kommen beide heute später.“, fügt er zuletzt an mich gewandt hinzu. Maxi setzt sich direkt auf.

 

„Ich sollte vielleicht langsam nach Hause...“

 

„Ach Quatsch, bleib ruhig noch.“

 

Bastian grinst Maxi an.

 

„Hör auf den Grottenolm, die Pizza ist wirklich gut. Was magst'n haben?“

 

„Chilli dann, bitte.“

 

„Ich mag dich, Kleiner. Und für den Giftzwerg das übliche?“

 

Grr, muss der mich vor Maxi mit diesen unglaublich gemeinen Namen ansprechen?! Wie peinlich ist das bitte! Ich nicke brummelig vor mich hin, Bastian verabschiedet sich und schließt die Tür. Maxi seufzt.

 

„Dein Bruder ist wirklich nicht schwul?“

 

Mir fällt alles aus dem Gesicht.

 

„Wie bitte?!“

 

„Entschuldige, das ist sicherlich nicht angebracht. Sorry, bin halt auch nur ein Kerl. Ziemlich heiß, dein Bruder.“

 

„Bastian steht auf Frauen und du solltest besser nicht so an meinen Bruder denken. Das ist ja abartig.“, finde ich und schüttele mich. Maxi zuckt die Schultern.

 

„Jetzt verstehe ich auch, wieso Noah sich nicht früher auf dich eingelassen hat. Ihr seht euch ziemlich ähnlich. Der denkt doch bestimmt, er vögelt seinen besten Freund.“, mutmaßt Maxi und ich will ihm am liebsten mit irgendwas den Mund stopfen. Außerdem stimmt das ja wohl mal überhaupt nicht!

 

„Wir vögeln nicht miteinander.“, erinnere ich ihn und finde es ein wenig unangebracht, das so zu bezeichnen. Schließlich liebe ich Noah und da schläft man miteinander... bin doch kein schneller Fick und will mich garantiert auch nicht so fühlen müssen.

 

Maxi steht schwungvoll auf und setzt sich wieder neben mich, schunkelt mich leicht an.

 

„Hey, tut mir leid. Ich verspreche, Bastian nicht anzuhimmeln.“

 

Na, das ist ja wohl das Mindeste!

 

„Schon okay. Jetzt habe ich aber wohl ungefähr eine Idee davon, wie Bastian sich fühlen wird, wenn das mit Noah und mir raus kommen sollte...“

 

„Mach dir nicht so viele Gedanken. Du solltest die Zeit, die ihr zusammen habt, nutzen.“

 

„Wir haben uns zwei Wochen nicht gesehen.“

 

„Und ich werde nach der Pizza nach Hause fahren, Oskar bestimmt noch mal raus müssen... also wenn Noah darauf nicht anspringt, zweifele ich an seinem guten Geschmack.“

 

Ein bisschen rot werde ich, nehme mir aber fest vor, dass das ein guter Plan ist.

 

Eine halbe Stunde später sitzen wir zu viert am Küchentisch und essen Pizza. Bastian sitzt neben Noah, ich neben Maxi aber immerhin meinem vermutlich-Freund gegenüber. Ich bin versucht, meinen Fuß nach seinen Beinen auszustrecken, lasse es aber lieber mal sein. Bastians Ellbogen ist ganz schön dick geworden und sieht reichlich ungesund aus... vielleicht sollte Paps da mal ein Auge drauf werfen, wenn er zurückkommt.

 

Ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber die Stille macht mich wahnsinnig. Die Sache mit Hannah sitzt mir im Nacken, ich möchte mich Noah, den ich verfluchte zwei Wochen nicht gesehen habe in die Arme schmeißen, Maxi findet meinen Bruder heiß... wie kompliziert kann mein Leben eigentlich noch werden?

Meine Margherita Pizza schmeckt mir nicht wirklich und ich knabbere nur lieblos an den einzelnen Stücken herum. Maxi hingegen ist hin und weg.

 

„Mann, die ist wirklich gut. Wie teuer war die? Ich kann dir das Geld gleich zurückgeben.“

 

Bastian winkt ab.

 

„Konstantin lädt dich ein.“

 

Davon weiß ich zwar nichts, nicke aber ergeben. Trotzdem muss ich Bastian unter'm Tisch treten – der tritt zurück und ich schwöre, ich habe morgen einen blauen Fleck. Noah kennt das alles ja schon und trinkt von seinem Wasser bevor er sich zurücklehnt und tief seufzt.

 

„Ich kann nicht mehr.“

 

Bastian sieht ihn überrascht an.

 

„Du hast kaum was gegessen.“

 

Tatsächlich hat Noah nicht mal die Hälfte seiner Pizza gegessen, wie mir auffällt. Ob er wohl krank wird? Nee, er sieht nicht so aus, als würde er irgendwas ausbrüten. Hab im Übrigen Recht behalten – auch er muss duschen gewesen sein, denn sein Haar ist nur handtuchtrocken und die Farbe in seinem Gesicht verschwunden.

 

„Bin viel zu erschöpft.“

 

„Vom streichen?“, frage ich skeptisch und bemühe mich, einen möglichst neutralen Tonfall aufzulegen. Noah sieht mich an und den herausfordernden Ausdruck in seinen Augen kann ich nicht wirklich deuten.

 

„Dein Bruder hat mich seinen ganzen Kram aus dem Zimmer tragen lassen, während er einfach nur die Leisten und den Boden abgeklebt hat.“

 

Maxi lacht sich fast kaputt und ich... naja, ich muss auch ein bisschen lachen. Bastian grinst von einem Ohr bis zum anderen.

 

„Ein wahrer Freund bist du. Ich bin dir so dankbar.“, lacht auch er sich schließlich kaputt und schunkelt Noah so ekelhaft vertraut an, dass ich ihn vom Stuhl schubsen möchte. Noah schnaubt beleidigt.

 

„Nochmal helfe ich dir nicht.“

 

„Jaja, das sagst du mir seit dem Kindergarten.“

 

„Dieses Mal meine ich es ernst.“

 

„Klar.“

 

Die beiden gucken sich an, Bastian mit einem frech-hochmütigen Ausdruck im Gesicht, Noah... ich glaube, er will böse sein, aber sein Gesicht wird schließlich doch weich und er schiebt Bastians Gesicht mit einer Hand in die andere Richtung.

 

„Halt die Klappe, Basti.“

 

Das tut mein Bruder dann auch und verschlingt seine Pizza... und Noahs gleich mit. Mir vergeht irgendwann auch der Hunger, weil es furchtbar weh tut, die beiden so vertraut miteinander zu sehen. Nicht nur, weil ich Noah nah sein möchte, sondern hauptsächlich weil ich wieder an Hannah denken muss. Sie ist diejenige, mit der ich so vertraut bin wie Bastian und Noah. Mit ihr habe ich Insider, wir lachen über dieselben Dinge, haben dieselben Interessen, sie boxt mir freundschaftlich ihren Ellbogen in die Seite, ich zupfe ihr manchmal an den schönen Locken.

 

Und ich Idiot bin zu doof um zu merken, dass sie Gefühle für einen Jungen hat, den ich nicht kenne. Ich muss dringend mit ihr reden und nehme mir fest vor, sie morgen anzusprechen.

Aber erstmal räumen wir alle gemeinschaftlich die Küche auf, dann verabschiedet sich Maxi. Mein Herz fängt ganz automatisch an zu rasen weil das bedeutet, dass ich irgendwann bald mit Noah alleine sein werde. Auch mit ihm muss ich dringend reden. Vielleicht hat er ja auch einen guten Rat für mich?

 

An der Tür umarmt Maxi mich und drückt mich ganz fest.

 

„Wir sehen uns morgen, ja?“

 

„Okay. Schreib mir, wenn du daheim bist.“

 

„Klar“, strahlt er mich an und drückt leicht meine Hand, „und mach dir keine Sorgen. Es wird schon alles gut werden.“

 

Na, wenigstens einer von uns ist optimistisch. Maxi verschwindet mit seinen Sachen nach draußen in die Kälte und Dunkelheit und ich schließe ganz schnell die Tür. Puh, also da will ich gleich aber nicht raus...

 

Als ich gerade zurück in die Küche gehe, höre ich das Familienauto in der Auffahrt und wenig später gesellen sich meine Eltern zu uns in die Küche, die Noah fest umarmen. Bastian und ich kriegen einen Kuss von Mama, Papa berührt uns beide jeweils kurz am Rücken. Wir tauschen uns ein wenig über den Tag und die Geschehnisse aus, doch was auch immer Bastian und Noah oben getrieben haben, wird mit keinem Wort erwähnt. Ich dachte, ich erfahre das noch früh genug? Warum habe ich mal wieder das Gefühl, dass alle vor mir Bescheid wissen? Das ist wie damals, als es um Noahs sexuelle Orientierung ging.

 

Der gibt schließlich gegen halb zehn bekannt, dass er sich mal auf den Heimweg machen wird, weil er am nächsten Tag Frühschicht hat. Ich nutze die Gelegenheit und erkläre, dass ich dann noch kurz mit Oskar raus gehe und ihn begleite, wenn er nichts dagegen hat. Hat er nicht und weder meine Eltern, noch Bastian finden daran irgendwas Seltsames. Auch wenn es draußen inzwischen zappenduster ist und nur die Straßenlaternen einem den Weg weisen, haben Mama und Papa kein Problem damit, mich so spät abends noch raus zu lassen.

 

Vielleicht weil sie hoffen, dass Oskar schon zur Vernunft kommen wird, sollte mich jemand überfallen wollen. Oskar ist schließlich ein Schäferhund, auch wenn er das wohl vollkommen vergessen zu haben scheint.

 

Nachdem Noah sich von allen verabschiedet hat und zum Niederknien gut aussieht in seinem Mantel und dem blauen Schal, machen wir uns auf dem Weg zum Bahnhof, Oskar an meiner linken, Noah an meiner rechten Seite. Wir sind gerade außer Sichtweite des Hauses, da greife ich nach Noahs Hand. Ich glaube, er will die seine erst wegziehen, schließlich verschränken sich aber unsere Finger miteinander.

 

„Ich habe mich mit Hannah gestritten. Also, eigentlich hat sie mich nach der Schule zur Schnecke gemacht.“, erzähle ich ihm leise und spüre die Wärme seiner Hand durch meine wandern, meinen Arm hinauf in meine Brust und dann direkt in mein Herz. Er drückt meine Hand etwas fester.

 

„Was ist passiert?“, erkundigt Noah sich ebenso leise und sieht mich von der Seite her an. Er muss nicht auf den Weg achten, den geht er immerhin schon seit Jahren fast täglich.

 

„Sie hat jemanden kennen gelernt und ist scheinbar verliebt und... naja, ich habe das weder gemerkt, noch gewusst, noch sonst irgendwas. Ich wollte heute mit ihr reden, weil sie sich so seltsam verhält und mich viermal inzwischen versetzt hat. Habe sie gefragt, ob sie nach der Schule Zeit hat, da ist sie völlig ausgetickt.“

 

Muss ja nicht erwähnen, dass sie meine Liebe zu Noah als Schwachsinn abgetan hat...

 

„Oh... das tut mir leid. Ich hoffe, ihr könnt das schnell klären. Soweit ich das beurteilen kann, ist sie im Moment bestimmt ziemlich sauer, aber ich denke, dass ihr euch bald wieder vertragen habt.“

 

Ist es nicht erstaunlich, wie seine Worte mich direkt beruhigen und es mir gleich viel besser geht?

 

„Haben du und Bastian jemals Streit gehabt?“

 

Ich suche seinen Blick auf und das warme Lächeln auf seinen Lippen lässt meinen Bauch angenehm kribbeln.

 

„Nicht wirklich. Wir sind verschiedentlich mal anderer Meinung gewesen und er fand sicherlich nicht alles gut, was ich in meiner Jugend so getrieben habe, aber wirklich gestritten haben wir uns nie.“

 

Meine Wangen färben sich rot während ich mir vorstellen muss, was genau Noah wohl alles so getrieben hat. Das ich hoffe, dass er es künftig nur mit mir treiben wird, behalte ich vorläufig mal lieber für mich. Und sicherer ist es, dass ich nicht weiter darüber nachdenke. Es ist ohnehin viel zu kalt, um jetzt schlüpfrige Gedanken zu hegen.

 

Wir gehen schweigend weiter und ich denke noch, dass Oskar entweder keine Runde braucht, oder mir die Peinlichkeit ersparen will, in Noahs Anwesenheit seine Hinterlassenschaften weg zu räumen. Braver Hund!

In der Unterführung zum Bahnhof bleibe ich schließlich stehen und halte Noah direkt mit zurück. Er sieht mich fragend an.

 

„Wieso hast du dich nicht bei mir gemeldet?“, frage ich und bemühe mich, seinem Blick stand zu halten. Keine Ahnung, ob ich es mir einbilde, aber... wirkt Noah etwa verlegen?

 

„Du dich ja auch nicht.“, kontert er und drückt meine Hand ganz sanft. Okay, diese Situation ist ganz schön awkward wie ich finde. So gibt das garantiert nichts!

 

„Wir müssen besser darin werden. Ich will nicht wieder zwei Wochen warten müssen, um dich küssen zu können.“

 

„Du hast mich doch noch gar nicht geküsst.“

 

Also, mal ganz unter uns: dafür, dass Noah eigentlich sehr vernünftig sein will, hat er es faustdick hinter den Ohren. Und sein grinsen... Mann, ich liebe diesen Kerl bis in den Schwachsinn!

Mutig ziehe ich meine Hand aus seiner, greife nach seinem Schal und ziehe ihn etwas zu mir runter. Ich würde gerne meine Arme um ihn schlingen, würde Oskar dabei aber sicherlich strangulieren. Der hat sich längst brav neben uns gesetzt und harrt der Dinge, die da wohl kommen werden. Noah lacht leise und seine Augen... Mann, die funkeln wie die Sterne. Ich muss ihn schnell küssen, bevor ich ohnmächtig werde! Als sich unsere Lippen berühren, kann ich auch endlich meine Augen schließen. Noahs Lippen nach zwei Wochen zu spüren ist wie eine Oase zu finden, nachdem man tausend Jahre durch die Wüste geirrt ist. Sein Kuss ist warm und sanft, nicht schüchtern, nicht zurückhaltend, aber doch sehr lieb und langsam. Wir haben es beide nicht eilig. Ich dränge mich näher an Noah, bis dieser mit dem Rücken gegen die Wand stößt und sich seine Hände an mein Gesicht legen, während seine Zunge mit meiner spielt. Mhh, ich könnte ihn den ganzen Abend lang küssen. Über der Überführung fährt ein Zug vorbei... keine Ahnung ob es der ist, den Noah hätte nehmen müssen. Es scheint ihm genauso egal zu sein wie es mir egal ist.

 

Leider ist unsere ans Wetter angepasste Kleidung nicht unbedingt dafür gemacht, sich nah aneinander zu schmiegen und wirklich spüren kann ich Noah jedenfalls nicht – bis auf seine Hände, die meinen Nacken streichen, durch mein Haar gleiten und sich schließlich um mich schlingen und ganz fest halten, während wir wie bekloppte Teenager im Dunkeln unter einer Unterführung stehen und knutschen. Also, zumindest ich bin ein bekloppter Teenager.

 

Irgendwann müssen wir beide atmen und den Kuss beenden. Ich schnappe nach Luft, weil mir erst jetzt bewusst wird, dass ich das atmen während des küssens wohl vergessen habe. Noah lacht leise und küsst meine Stirn.

 

„Ich muss nach Hause.“, erinnert er mich an den Grund, weswegen wir hier draußen sind was mir natürlich keineswegs gefällt. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust.

 

„Sehen wir uns diese Woche?“

 

„Klar. Ich kann am Donnerstag.“

 

„Das ist ja noch ewig lange weg.“, maule ich und schaue zu ihm hoch, meinen besten Schmollmund präsentieren.

 

„Tut mir leid. Die Arbeit.“, zuckt er hilflos die Schultern und gibt mir einen süßen Kuss auf den Mund.

 

Ich schüttele den Kopf.

 

„Nein, schon gut. Kann ich nach der Schule zu dir kommen? Ich habe um drei Schluss.“

 

„Okay. Wir sehen uns dann Donnerstag. Und viel Glück mit Hannah. Das wird schon.“

 

Danach küssen wir uns doch noch eine ganze kleine Weile bis Noah schließlich die Notbremse zieht und wir uns verabschieden. Ich bringe ihn nicht zum Gleis, sondern gehe mit Oskar zurück und zum Park, wo der sich auch endlich erleichtern kann. Vielleicht ist Oskar ja doch nicht so doof wie ich ihm oft genug unterstelle.

 

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Es ist Dienstag und Hannah redet kein Wort mit mir. Weg gesetzt hat sie sich von mir und wann immer ich in ihre Nähe komme, macht sie sich vom Acker. Ich kann mich gar nicht konzentrieren – will ich auch nicht.

 

Okay, ich verstehe, dass sie wütend ist und dazu hat sie sicherlich auch alles recht der Welt, aber ein bisschen kindisch ist das ja schon. Mal völlig davon abgesehen sollte es doch auch in ihrem Interesse sein, diese Sache so schnell wie möglich zu klären? Oder geht es ihr etwa nicht schlecht? Ich jedenfalls habe fiese Bauchschmerzen und kann mich kein Stück auf die Schule konzentrieren. Ehrlich, die Nacht ist schon bescheiden gewesen mit andauernd aufwachen, spät einschlafen und dann war es auch schon Zeit aufzustehen, obwohl ich gefühlt gerade erst eingeschlafen war.

 

Wie sehr ich von Hannah abhängig bin, wird mir erst jetzt bewusst.

Also, nicht abhängig in dem Sinne, aber... wenn ich Sorgen habe, mit wem rede ich? Mit Hannah. Wenn etwas lustiges passiert ist, mit wem rede ich? Mit Hannah. Wenn Oskar so ekelhaft doof-süß ist und ich mich eigentlich aufregen will, aber dann doch ein bisschen schwärme, mit wem rede ich? Mit Hannah. Wenn ich Bastian nicht glauben will, dass Grottenolme wirklich existieren, das dann im Internet recherchiere und entsetzt mein Handy zücke und kreische, dass die Viehcher ja direkt aus der Hölle kommen, mit wem rede ich? Mit Hannah.

 

Es fühlt sich an, als hätte mir jemand den Arm ausgerissen. Hannah ist ein Teil von mir und ohne sie bin ich einfach nicht mehr vollständig. Ich vermisse sie so sehr, dass ich hastig die Seite wechsele, als wir uns im Flur über den Weg laufen. Hannah scheint mir überhaupt keine Beachtung zu schenken. Von links höre ich irgendwen fragen, ob dunkle Wolken im Paradies aufgezogen sind. Ich will der unbekannten Stimme am liebsten einen auf die Nuss geben, neige aber nicht zu Gewaltausbrüchen und sehe zu, dass ich zu Deutsch nicht zu spät komme.

 

Nach der Schule habe ich keine Zeit für Hausaufgaben oder lernen, esse nicht zu Abend und muss wohl irgendwann eingeschlafen sein.

 

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Mittwoch und Hannah ignoriert mich weiterhin.

Ich habe Augenringe bis zu den Knien, mir ist schlecht, ich kann mich nicht konzentrieren. Heute Morgen hab ich kein Bissen Frühstück runter gekriegt und bin jetzt mega nervös, wippe ständig mit meinen Beinen, tippe mit meinen Fingern auf dem Tisch und kaue auf meiner Unterlippe herum.

 

In der Pause schiebt Maxi mir einen Schokoriegel regelrecht in den Mund.

 

„Ist ja echt nicht mit anzusehen. Du siehst aus wie ein Zombie.“

 

Ich finde ja, Maxi könnte etwas sensibler sein, habe aber nicht die Kraft, irgendwas zu erwidern.

 

Die Schule zieht an mir vorbei, auf dem Heimweg renne ich beinahe einem Lastwagen vor die Nase. Der Fahrer hupt wie verrückt und brüllt mir nicht sehr nette Worte entgegen. Ich kann mich damit nicht befassen und kicke daheim meine Schuhe in die Ecke, schmeiße meine Jacke über den Kleiderständer und schiebe Oskar mit dem Bein weg, als er kuscheln kommen will.

 

Als ich die Treppen hoch gehe, kommt mir Bastian mit einem Karton in den Armen entgegen.

 

„Wow, Halloween ist aber noch was hin. Wobei, dafür brauchst du dich noch nicht mal verkleiden.“, grinst er mich an und mir brennen plötzlich alle Sicherungen durch.

 

„Halt doch einfach mal deine verdammte Fresse okay?! Deine blöden Sprüche kannst du dir echt deinen noch blöderen Arsch hoch schieben!“, brülle ich einen ziemlich verwirrten Bastian an, der gewaltig ins straucheln gerät, als ich ihn heftig zur Seite schubse und an ihm vorbei auf mein Zimmer renne. Die Tür knalle ich demonstrativ lautstark zu. Und der Preis für den gemeinen Teenager wie er im Buche steht geht dann ja wohl an mich.

 

Heulend schmeiße ich mich auf mein Bett und hasse die ganze Welt und Hannah, die blöde Kuh, im Besonderen. Ich meine, was soll der Kack? Ich krieche doch schon am Boden. Schreibe ihr seit Montag fast stündlich ne Nachricht. Entschuldige mich, erkundige mich wie es ihr geht, was sie macht, bitte sie, mit mir zu reden... ich habe sie bestimmt schon hundert Mal angerufen, entweder drückt sie mich weg oder die Mailbox geht ran.

 

Vielleicht ist es übertrieben.

Aber Hannah ist nun mal der einzige Mensch, dem ich alles, wirklich alles anvertraue. Ich kann mich immer auf sie verlassen. All die anderen Leute, die ich kenne, das sind keine wirklichen Freunde. Das sind Menschen, mit denen ich Zeit verbringe, wenn es sich ergibt. Die wissen nichts über mich. Die wissen nicht, dass ich zum Beispiel nur braune Eier esse, weil ich einen furchtbaren Ekel vor weißen habe. Das in meinem Bett ein babyblauer, flauschiger Plüsch-Oktopus namens Barney liegt, den ich habe, seit ich ein Baby bin und ich erst seit ich zwölf bin woanders übernachten kann, ohne Barney mitzunehmen. Ich könnte tausend andere Dinge aufzählen. Keiner kennt mich so gut wie Hannah. Und Hannah hat mich nie für irgendwas ausgelacht.

 

Keine Ahnung, wie lange ich auf meinem Bett liege und ins Kissen heule, irgendwann klingelt mein Handy. Ich bin so aufgeregt und hoffe, dass es Hannah ist und bin zum ersten Mal enttäuscht, als ich Noahs Namen auf dem Display lese. Toll, der erste Anruf meines vermutlichen Freundes und ich freue mich nicht. Und kann nicht mit ihm reden. Ich drücke ihn weg und drehe den Kopf zur Seite. Kurz darauf klingelt es wieder. Ich verbanne mein Handy aus dem Bett, nachdem ich es auf lautlos gestellt habe.

 

Ist das zu fassen?

Noah ruft mich an – mich! Und ich drücke ihn weg. Aber das ist leider auch so eine Sache die mich gerade, irgendwo in meinem Hinterstübchen oder so, genauso fertig macht. Ich sehne mich nach Noah, aber neulich... okay, knutschen im Dunkeln in einer Unterführung ist schon irgendwie cool, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, finde ich dieses Versteckspiel scheiße. Dabei haben wir noch nicht mal angefangen zu spielen und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich andauernd den ersten Schritt machen muss. Hätte er von sich aus meine Hand genommen? Keine Ahnung.

 

Ich habe allerdings auch keinen Nerv um da jetzt weiter drüber nachzudenken.

Gehe mal wieder ohne Abendessen an diesem Tag ins Bett.

 

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Eigentlich sollte ich mich freuen, denn es ist Donnerstag und Noah und ich sind in zwei Stunden verabredet. Leider freue ich mich nicht und überlege, ob ich ihm einfach absage. Ich sehe aus wie ausgekotzt und frage mich, wie ich den Vormittag eigentlich in der Schule überlebt habe. Immerhin habe ich eine kleine Schale Müsli zum Frühstück gegessen, dann ist mir schlecht gewesen und ich bin lieber mal in die Schule gegangen, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

 

Hannah hat mich am Morgen ziemlich überrascht. Erst habe ich sie nämlich fast nicht erkannt, weil sie eine blaue Röhrenjeans, grüne Chucks und einen olivgrünen Pullover mit Carmen-Ausschnitt trägt. Ihr Haar hat sie ganz ordentlich zu einem Fischgrätenzopf über ihre linke Schulter geflochten, was bei ihrer Lockenpracht wahnsinnig hübsch aussieht. Okay, damit wir uns richtig verstehen: das ist ein ganz normales Outfit, für Hannah allerdings zu normal. Würden wir auf Schubladen stehen, würde Hannah wohl in die Kategorie Alternativ-Rockig-Scene-Girl passen. Hannah hat durchaus entsprechende Klamotten was man immer gut am Wochenende sehen kann. Ich bin zu faul, mir nur eine einzige Farbe oder maximal drei in den Schrank zu hängen und finde es sowieso schwachsinnig, mich derart festzulegen.

 

Das eigentlich Überraschende ist jedoch gewesen, dass Hannah mich im vorbeigehen begrüßt hat. Hab mich fast auf die Schnüss gelegt, so geschockt bin ich gewesen. Leider ist das auch alles gewesen, was sie gesagt hat.

 

Ich schaue auf mein Handy, weil es in meiner Hosentasche vibriert.

 

Wenn du magst, hole ich dich ab.

 

Die Nachricht ist von Noah und zu jeder anderen Zeit hätte ich mich tierisch darüber gefreut. Im Moment fühle ich mich jedoch, als würde ich es nicht fertig bringen ihn zu sehen. Außerdem... Hannah geht vor. Ich muss das erst mit ihr gerade biegen, andernfalls kann ich meine Zeit mit ihm ohnehin nicht genießen.

 

Sorry, ich kann nicht. Ich glaube, heute kann ich mit Hannah reden.

 

Ich lächele, als ich seine Nachricht keine zwei Minuten später lese.

 

Kein Grund sich zu entschuldigen. Das wird schon werden.

 

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: ich liebe Noah. Und ich nehme mir ganz fest vor, dass ich ihn später anrufe und alles erkläre. Schließlich möchte ich ihn ja auch sehen, aber nicht mal ich bin so scheiße, dass ich meine beste Freundin dafür hängen lasse beziehungsweise an zweite Stelle parke. Denn, wie mir mit unglaublichen Schuldgefühlen bewusst wird, so muss sie sich wohl wirklich gefühlt haben. In den letzten vier Jahren. Und insbesondere in den letzten Monaten seit Noahs und Franks Trennung.

 

Trotzdem warte ich nach der Schule eine halbe Stunde, bis ich schließlich auch den Bus nehme und zu Hannah fahre. Auf dem Weg dorthin kriege ich Kopfschmerzen, weil ich in der Schule nichts gegessen und kaum etwas getrunken habe. Und Schweißausbrüche, was angesichts des herbstlichen Wetters eine Meisterleistung ist. Also, ich mag Winter ja echt gerne. Da ist es wenigstens nur bitterkalt. Im Herbst ist es kalt und der Wind ein Arschloch. Da hält kein Haarspray, egal, was es verspricht. Da ich mir für die Schule ohnehin nichts in die Haare schmiere oder sprühe, sehe ich wie eine Vogelscheuche aus, als ich bei Hannah klingele. Die hat zum Glück keine Sprechanlage und muss aufdrücken, weil sie sonst nicht weiß ob es der Postbote oder Lieferservice ist. Oder in diesem Fall ich.

 

Als ich die Treppen hoch marschiere und mir fest vornehme, meinen Fuß zwischen die Tür zu halten sollte sie diese zuknallen, bin ich fast erleichtert, dass Kristina, ihre Mama, mir die Tür aufmacht. Wenn man Kristina und Hannah sieht, möchte man nicht glauben, dass sie verwandt sind. Kristina hat nämlich einen platinblonden Pixie Haarschnitt, blaue Augen, keine Sommersprossen und ein sehr schmales, spitzes Gesicht. Sie sieht ein bisschen aus wie Maleficent. Und sie ist groß gewachsen, hat Beine wie ein Model und sieht mich ziemlich entgeistert an.

 

„Konsti“, brabbelt sie verwirrt, umarmt mich dann aber ganz schnell, „du siehst aus wie ausgekotzt, Schatz.“

 

So, wie Noah bei uns adoptiert ist, bin ich von Kristina adoptiert. Und falls sich noch irgendwer wundert, woher Hannah ihre coole, lässige und große Schnüss hat: der Apfel fällt halt nicht sehr weit vom Stamm. Bei Hannah ist er direkt unter'm Baum liegen geblieben.

 

Kristina lässt mich rein, wirkt allerdings etwas unsicher. Mutter und Tochter haben ein sehr inniges und gutes Verhältnis – zusammen feiern gehen sie aber trotzdem nicht. Ich bin mir sicher, dass sie über den Vorfall am Montag Bescheid weiß, weiß allerdings nicht, wie ihre Meinung zu dem Thema ist. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit möchte ich das auch nicht wissen.

 

Wir gehen in die Küche, wo ich einen Kamillentee gekocht und eine Mandarine vor die Nase gesetzt kriege. Die esse ich aus Höflichkeit, habe aber das Gefühl, dass ich tatsächlich brechen muss.

 

„Ist Hannah da?“

 

„Im Zimmer. Hat bestimmt gehört, dass du da bist.“

 

„Ist sie sehr böse?“

 

Kristina sieht mich an und ich glaube, sie will aufmunternd dreinblicken, klappen tut es aber nicht.

 

„Ich bin gleich verabredet... und das ist sicherlich besser so.“, lächelt sie mitleidig und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

 

„Mach dir keine Sorgen. Die kleine Hexe ist sauer und kriegt sicherlich einen Tobsuchtsanfall, aber einen Tag länger hätte sie es ohne dich auch nicht ausgehalten.“

 

Kristina zwinkert mich an und nickt in Richtung Flur. Ich nehme meinen Tee mit, atme tief ein und aus und latsche ohne anzuklopfen in Hannahs Zimmer. Will ihr lieber nicht die Möglichkeit geben, mich abzuweisen.

 

Meine beste Freundin liegt auf'm Bett, in lässigen Couchpotato-Klamotten und ließt ein Buch. Ihr Zimmer ist wie immer: Augenkrebs erregend! Sie hat blaue Wände und einen orangefarbenen Teppich. Ihr Bett ist grün, ihr Schreibtisch lila, die Bücherregale in Neonfarben lackiert. Die ersten Male haben meine Augen hier ganz schlimm getränt. Mit der Zeit gewöhnt man sich dran.

 

„Wer hat dich denn rein gelassen?“, begrüßt sie mich nicht sehr charmant und blättert provokativ eine Seite in ihrem Buch um. Ich setze mich an ihren Schreibtisch – auf den Kuhfellstuhl – und stelle die Tasse mal lieber ab, damit ich sie nicht vor Panik fallen lasse.

 

„Deine Mama. Was liest'n da?“

 

Hannah klappt ihr Buch zu, setzt sich an die Bettkante und schaut mich so bitterböse an, dass ich mir vor Angst am liebsten in die Hose machen würde.

 

„Du hast echt Nerven, Konstantin. Lass dir besser eine verdammt gute Entschuldigung einfallen, bevor ich deinen Arsch nach Enugu trete.“

 

Mein lieber Schwan, jetzt weiß ich, wieso sich niemand mit Hannah anlegen mag. Die ist echt unheimlich, wenn sie böse ist. Ihr hübsches Aussehen steht dazu völlig im Kontrast, weil man sie eigentlich für voll das liebe Mädchen hält als für eine Schlägerbraut. Also, sie ist keine, aber ich bin mir sehr sicher, dass sie jemanden auf die Zwölf geben würde, wenn triftige Gründe vorliegen würden. Ich denke, bei mir liegen sie vor.

 

Während ich überlege, was und wo Enugu eigentlich ist, sprudelt alles aus mir raus, was mir so auf die Schnelle einfällt.

 

„Es tut mir leid, dass ich keinen einzigen Moment an dich gedacht habe. Das mein Kopf voll mit Noah ist, dass ich mich nur für meine Probleme interessiert und dich völlig ausgeblendet habe. Danke, dass du es trotzdem so lange mit mir ausgehalten hast. Ich bin echt kein guter Freund gewesen.“

 

Hannah schnaubt und verschränkt die Arme vor der Brust, sagt aber nichts. Oh Gott, Mädchen... äh, tut mir leid, aber ich habe mich noch nie mit Hannah gestritten und ich kenne sonst keine anderen Mädchen, denen ich jemals so nahe gekommen bin, dass man Diskussionen bis zum Erbrechen oder Konflikte lösen musste.

 

„Ich bin furchtbar egoistisch gewesen, weil... ich glaube, ich habe mir einfach nicht vorstellen können, dass du... äh, jemanden kennen lernst. Nicht, weil du so eine doofe Gans bist, sondern... keine Ahnung, für mich warst du immer nur Hannah und nicht Hannah plus kenne-ich-nicht-Lars. Ich wusste, dass irgendwas anders ist, aber... keine Ahnung, ich konnte dann doch irgendwie nur an Noah denken, weil ich angenommen habe, du würdest schon mit mir reden, wenn es wichtig wäre...“

 

„Es ist verdammt wichtig. Aber es dir einfach zu erzählen, wäre für dich viel zu bequem gewesen, du blöder Frosch.“

 

Meine Schultern würden in den Keller fallen, wenn es möglich wäre.

 

„Es tut mir leid, Hannah. Ich halte es nicht aus, wenn du böse auf mich bist.“

 

Sie lacht und sieht mich sehr mitleidig an.

 

„So siehst du auch aus. Zum Kotzen. Komm schon her, du Blödian.“

 

Sie breitet ihre Arme aus und ich schmeiße mich ihr zwar nicht an den Hals, bin aber im Bruchteil einer Sekunde neben ihr und umarme sie ganz, ganz fest. Hannah drückt mich fest an sich – oder sich an mich.

 

„Ich will nie, nie, nie wieder mit dir streiten.“, jammere ich leise und genieße Hannahs lieblichen Duft nach Beeren und Blumen.

 

„Dann sei beim nächsten Mal sensibler und denk auch mal daran, dass andere Menschen auch Gefühle haben.“

 

Wenn sie mir noch so einen fiesen Spruch drückt, heule ich. Andererseits... Hannah muss schwer enttäuscht und verletzt sein, sonst würde sie mich niemals so runter buttern. Ich kann es ihr nicht verübeln, weil mir bewusst wird, wie sehr sie das mitgenommen haben muss. Am liebsten würde ich mich selbst verkloppen.

 

„Erzählst du mir von Lars?“, wage ich mich vor als wir uns voneinander lösen, um uns bequem auf ihr Bett zu legen und ganz viel zu kuscheln. Ja, Männlein und Weiblein können so was tun, ohne das es irgendwelche Probleme gibt. Hannah kann mich genauso bekuscheln wie ich sie bekuscheln kann wenn einer von uns das braucht. Im Moment brauchen wir beide es. Hannah hat sich an meiner Seite ausgestreckt und ihren Kopf auf meine Schulter gebettet. Ihr rechter Arm liegt quer über meiner Brust.

 

„Erinnerst du dich an die Color Party? Da habe ich ihn im Horizon kennen gelernt. Dachte erst, dass er aus irgendeinen Schrank gekrochen ist, aber als er mich an der Bar ansprach...“, schwärmt sie ganz leise und ich bin so... überrascht, verwundert und neugierig, weil Hannah total schmusig und weich und süß ist, während sie mir von Lars erzählt. Der geht aufs örtliche Gymnasium – schluck, ich muss direkt an Jules denken - und ist so was wie hochintelligent. Ein sehr lieber, stiller, aufmerksamer Junge, der sooo wahnsinnig süß aussieht. Ich finde ja, einen Jungen als süß zu bezeichnen, ist generell kein Lob, schweige aber vorsichtshalber. Das mit Hannah ist gerade noch etwas zu frisch, um direkt in eine freche Neckerei zu springen als wäre nie was gewesen.

 

„Er möchte mir am Wochenende seinen besten Freund vorstellen. Wärst du heute nicht gekommen, hätte ich da alleine auftauchen müssen.“, schnaubt Hannah irgendwann und ich kriege ganz fiese Beklemmungen.

 

„Ähm... wie meinst du das?“

 

Hannah hebt den Kopf und guckt mich an, als hätte ich den Schwachsinn. Naja, ist ja irgendwie nichts Neues.

 

„Das wir uns am Samstag um vierzehn Uhr bei Lars treffen und wenn du ein Wort über Noah verlierst, schlage ich dir den Kopf ab.“

 

„Ist Lars homophob?“

 

„Nein, du Idiot, aber es soll da einfach nur um uns vier gehen.“

 

„Also ein Doppel-Date.“

 

Hannah lacht und schmatzt mir einen Kuss auf die Wange.

 

„Wenn du doch bloß mein Typ und nicht schwul wärst...“

 

Ich bin ja schon sehr gespannt auf diesen Lars. Mal sehen, was für ein Typ Junge Hannah schwach macht. Der muss ja wahnsinnig toll sein, wenn Hannah drei verdammte Tage vergisst, einen besten Freund zu haben. Auch das behalte ich aber aus Sicherheitsgründen für mich.

 

„Ach ja“, faselt sie direkt weiter und greift nach meiner Hand, die sie ganz lieb festhält, „wie war es denn so in letzter Zeit mit Noah? Irgendwelche Fortschritte?“

 

Endlich, mein Lieblingsthema! Ich dachte schon, die fragt nie. Au weia, das ist gemein...

 

„Wir hatten S-... Petting.“

 

Hannah lässt augenblicklich meine Hand los und stiert mich mit riesengroßen Augen an. Ob Augäpfel einfach so raus fallen können?

 

„Was?!“, kreischt sie mir ins Ohr, dass es unangenehm klingelt. Ich werde rot und überlege, ob es klug war, Hannah davon zu berichten, aber... wir erzählen uns halt eben alles. Ich werde ihr auch erzählen, wenn wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Zwischen Hannah und mir gibt es keine Geheimnisse.

 

„Und jetzt sind wir glaube ich zusammen... er hat gestanden, dass er... mhh, so an mich denkt. Ich glaube, er hat ein schlechtes Gewissen.“

 

„Logisch“, nickt Hannah wissend, „immerhin stellt er sich vor, Bastians kleinen Bruder zu ficken. Da hätte ich auch ein schlechtes Gewissen.“

 

„Hannah!“, ist es nun an mir zu kreischen, weil ich es irgendwie ganz schlimm finde, wenn man Sachen wie ficken und vögeln und poppen und bumsen sagt. Bin doch kein verdammtes Karnickel.

 

„Ist doch wahr. Ja, und? Wie wars? Und äh... sieht er gut aus?“

 

„Du weißt doch wie Noah aussieht. Klar sieht er gut aus.“

 

„Ich meine unten rum, du Fritte.“

 

Ich werde knallrot.

 

„Also das geht dich gar nichts an.“

 

„War es denn schön?“

 

Ich seufze und gerate ein klein wenig ins schwärmen.

 

„Wahnsinnig schön... und wahnsinnig peinlich. Ich hab sein Tshirt vollgewichst.“

 

Hannah sieht mich entsetzt an und bricht dann in schallendes Gelächter aus. Sie grabbelt wieder nach meiner Hand, drückt sie ganz fest und legt ihren Kopf wieder auf meiner Brust ab.

 

„Konstantin?“

 

„Ja?“

 

„Ich finde es schön, dass du und Noah einen Schritt weiter seid. Aber... ich brauche dich. Und ich weiß doch nicht, was Jungs so mögen und... du musst mir da ein bisschen helfen.“

 

Ich liebe Hannah. Also, als meine beste Freundin und rein platonisch versteht sich.

 

„Du bist also verliebt?“, wage ich mich schließlich zu fragen, weil... also, eigentlich ist es ja klar, aber ich glaube, ich muss es nochmal ohne wütendes Geschrei hören. Hannah wird etwas rot, lächelt selig und schmiegt ihre Wange an meinen Pulli.

 

„Schwer, ja. Lars ist so toll... du wirst ihn mögen.“

 

„Hannah?“

 

„Hm?“

 

„Bin ich immer noch dein Konsti?“

 

Ich hasse es nämlich, wenn Hannah mich Konstantin nennt. So nennen mich alle. Nur Hannah und Kristina nennen mich Konsti und das muss was ganz besonderes bleiben. Seit immer, für immer.

 

„Klar, Konsti.“

 

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Ich bin doch echt im falschen Film. Also, so sehr im Kino verlaufen kann man sich doch nicht, oder? Naja, wenn man Konstantin Wagner heißt scheinbar schon.

 

Um eins war ich bei Hannah, weil sie völlig verzweifelt anrief und mir mitteilte, sie wisse nicht, was sie anziehen solle. Ich also wie ein Irrer mit dem Fahrrad los, was bei dem herbstlichen Wetter und den tausend Blättern auf dem nassen Boden eine sehr gefährliche Aktion war, die Treppen zu Hannahs Wohnung hoch gerannt und eine halbe Stunde damit verbracht, ihr zu sagen, dass sie in allem wahnsinnig toll aussieht. Jedenfalls hat sie sich dann für eine schwarze, blickdichte Strumpfhose mit einem schwarzen kurzen Kordrock und eine senfgelbe-ockerfarbende Bluse entschieden. Ihre Haare hat sie hübsch hoch gesteckt. Ich laufe rum wie immer im Herbst: Jeans, Tshirt, Hoodie. Hannah hat ein ganz dezentes Make Up aufgelegt und sieht wahnsinnig schön aus. Also, sie sieht ja immer schön aus, aber mit diesem schüchternen Mädchenblick ist sie noch viel, viel schöner. Wäre ich nicht schwul, fände ich Mädchen wie Hannah bestimmt toll. Trotzdem wäre sie dann wohl immer noch meine beste Freundin und damit natürlich vollkommen Tabu.

 

Jedenfalls sind wir dann um kurz nach zwei bei Lars angekommen, der in einem hübschen Neubau mit Mehrfamilienwohnungen wohnt und der Hannah mit einer ganz zarten Umarmung begrüßt und dabei kurz sein Gesicht an ihr Haar drückt... das sie frisch gewaschen, mit Kur und allem Schnickschnack bearbeitet hat, damit ihre wundervollen Locken glänzen wie die Sonne. Im ersten Moment... äh, wollte ich ihm den Kopf abschlagen.

 

Lars... also, ich weiß echt nicht, was ich von dem halten soll. Der ist so normal und so unauffällig, dass ich mich frage, wie Hannah den überhaupt bemerkt hat. Er ist größer als ich – keine Kunst – aber eher hager gebaut, auch wenn er ein Kreuz wie ein Kleiderschrank hat. Eine chice Jeans trägt er, ein weißes Hemd und darüber so einen schwarz-weißen Hahnentritt Plunder. Seine schwarzen Haare sind ganz ordentlich gekämmt und er trägt eine große, ebenso schwarze Nerdbrille. Ozeanblaue Augen hat der und eine sehr tiefe Stimme, die ein klein wenig rauchig klingt. Ich glaube, als er mir die Hand geschüttelt hat, hat er mich genauso kritisch betrachtet wie ich ihn.

 

Dann hat er uns ins Wohnzimmer geführt und wer sitzt da auf dem Sofa?!

 

„Äh-Konstantin!“, ruft Jules fröhlich, springt auf und umarmt mich, als wären wir die besten Freunde. Hannah wird ebenfalls umarmt und kriegt einen dicken Kuss auf die Wange.

 

„Und du bist Hannah! Willkommen in der Familie. Magst du einen Tee?“

 

Ich muss mich erstmal setzen und tief durchatmen, weil ich das alles so wahnsinnig krank finde, dass ich verzweifelt nach den winzig kleinen Kameras Ausschau halte und nach dem Typen schiele, der hinter dem großen Blumenkübel in der Ecke hervorspringt und ruft „Willkommen bei versteckte Kamera!“ Leider springt auch zehn Minuten später kein solch ein Typ hervor und als Jules sich neben mir auf das Sofa fläzt, kriege ich ganz schlimme Beklemmungen. Jules sieht aus wie immer: knallrotes Ampelhaar, das wirr zu allen Seiten absteht, überall Piercings, Silberkettengedöns, schwarz-rote-Karo-Kleidung und er trägt Der-kleine-Eisbär-Socken. Also, niedlich ist das ja schon. Jules sieht so abartig gut aus, dass ich brechen möchte. Er hat im Übrigen graue Augen, was mich leider schwer an Noah erinnert. Und wenn Jules lacht, klingt er ein klein wenig wie Ville Valo, was ich leider sehr sexy finde.

 

Hannah ist wahnsinnig schüchtern und wahnsinnig nervös, was ich irgendwie sehr süß finde. Lars ist... mhh, ich würde auf aufgeregt tippen. Und wahnsinnig verschossen. Wie der Hannah anguckt... also, wenn er glaubt, dass keiner hinsieht. Aber ich bin schließlich Hannahs bester Freund und mutiere vermutlich noch zum Pitbull, weil ich ihm das Gesicht zerbeiße, wenn er Hannah wehtut oder zum Weinen bringt. Okay, das war unangebracht, Pitbulls sind wahnsinnig niedlich, aber... ihr wisst, was ich meine, oder?! Mir fällt jedenfalls noch nicht auf, dass er hochintelligent ist und bei dem Thema Politik habe ich eh abgeschaltet. Hallo, wir sind siebzehn (Lars ist letzten Monat schon achtzehn geworden), da redet man nicht über Politik und Rente und so was?! Naja, vielleicht schon. Keine Ahnung, ich meine, ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Also, über meine Rente nicht, falls ich die überhaupt jemals kriege. Über Politik natürlich schon. Gehört natürlich beides zusammen, aber ihr wisst, was ich meine.

 

Jules und Lars sind im Übrigen im selben Kindergarten gewesen (kommt mir bekannt vor...) und haben sich vom ersten Augenblick an geliebt. Weil Jules aber aus gutem Hause kommt, wollten seine Eltern nicht, dass er mit der Mittelschicht verkehrt und haben versucht, den Kontakt zu unterbinden. Jules war wohl schon als Baby Punk und hat so lange randaliert und demonstriert, bis seine Eltern die Zügel abgaben und Jules freie Hand ließen. War wohl keine so gute Idee, wenn ich das mal so anmerken darf... natürlich nicht laut.

 

„Du heißt doch aber nicht wirklich Jules.“, sage ich irgendwann und gucke besagten Punk lauernd an. Der streckt elegant seine langen, schlanken Beine und schlürft von seinem Tee.

 

„Natürlich nicht.“

 

„Er hat sich mit acht selbst getauft. Im Winter am See hat er sich Eiswasser über die Birne gekippt.“, erklärt Lars und lacht sich kaputt, weil er wohl dabei gewesen ist und noch sehr lebhafte Bilder davon im Kopf hat.

 

„Ja und wie heißt du eigentlich?“

 

Jules sieht mich an, lässt seine Hände mit der Tasse Tee in seinen Schoß sinken und stiert auf meine Lippen, während er sich die eigenen leckt.

 

„Dafür stehen wir uns nicht nahe genug, äh-Konstantin.“

 

„Konstantin reicht.“, murre ich und finde, dass der Witz langsam echt ausgelutscht ist.

 

Hannah kichert und schnappt sich einen Prinzenrolle-Doppelkeks.

 

„Konsti tut es auch.“

 

„Aber dafür stehen wir uns nicht nah genug.“, zitiere ich Jules, der mich herausfordernd anfunkelt.

 

So und ähnlich geht es dann den gesamten Nachmittag. Lars und Hannah sind sich relativ ähnlich: beide lesen so wahnsinnig viel, dass es niemals genug Bücher auf der Welt geben wird, die sie verschlingen können. Er möchte später aber lieber Meeresbiologie studieren und sich für den Naturschutz insbesondere der Meere einsetzen. Da hat er in Hannah die perfekte Freundin gefunden, die will nämlich später auch irgendwas mit Tierschutz machen. Ich enthalte mich dem Thema mal lieber, weil ich nicht als einziger planloser Depp dastehen möchte. Wobei, Jules sagt auch nichts, aber ich glaube, der will später richtiger Punk werden.

 

Am Abend kochen wir alle zusammen... Pizza. Mit selbstgemachten Teig, weil Jules alles andere nicht anpackt. Und auch nur mit frischer Hefe, was ungefähr tausend Jahre dauert, weil der Teig ja dann erstmal ruhen muss. Währenddessen schnibbeln wir Gemüse im Akkord, trinken Rotwein und tanzen durch die Küche. Lars' Eltern sind übers Wochenende im Übrigen weg gefahren, deshalb hat der die fünf-Zimmer-Maisonette Wohnung für sich alleine.

Hannah kümmert sich eine halbe Stunde später um den Teig, den sie dermaßen verkloppt und ausrollt und macht und tut, dass ich furchtbar Mitleid mit der armen Hefe habe. Und froh bin, dass sie nicht mehr böse auf mich ist. Jules schenkt mir Rotwein nach und reicht mir mein Glas, ich nicke dankend. So viel Anstand habe ich dann doch noch.

 

„Und, was machst du so?“, fragt er, während er die selbstgemachte Tomatensauce auf die erste Pizza klatscht. Er ist Linkshänder.

 

„Hoffen, dass ich das Abi schaffe.“

 

„Naja, neben der Schule?“

 

„Ich spiele Klavier.“

 

„Flügel.“, korrigiert Hannah und schreibt ihren Namen aus Mais auf die Pizza. Dann haut sie noch Zucchini und Brokkoli drauf. Und Mozzarella. Und eine Tonne Käse.

 

Jules schaut mich überrascht an.

 

„Echt? Cool. Kannst du mal was spielen?“

 

„Mein Flügel steht daheim.“, rolle ich mit den Augen und schmeiße ein paar Paprika auf meine Pizza.

 

„Na, dann machen wir nächsten Samstag Pizzaabend und Klavierkonzert bei dir.“

 

„Flügel“, antworten Lars, Hannah und ich gleichzeitig. Dann lachen wir alle und genießen etwas später unsere selbstgemachten Pizzen.

 

Gegen acht verabschieden Hannah und ich uns, Jules schließt sich an. Lars und meine beste Freundin umarmen sich und... ich werde rot und gucke gerade noch rechtzeitig weg, bevor die beiden sich ganz zart und nur ganz kurz küssen. Jules pfeift, während er gleichzeitig „Ihr seid so ekelhaft“ raushaut. Ich mag ihm eine reinhauen, so was sagt man doch nicht! Lars zeigt ihm sehr freundlich die Tür, vorher umarmen die beiden sich aber noch. Dann marschieren ein Punk, ein verliebtes Mädchen und ein verliebter Depp das Treppenhaus runter in die Kälte.

 

„Die Welt ist so verdammt klein, nicht wahr? Witzig, dass wir jetzt alle zur Familie gehören.“, merkt Jules an und friemelt einen losen Faden von seiner Jacke, die eigentlich nur aus Buttons und Aufnäher und Enamel-Pins besteht.

 

„Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt?“

 

Hannah sieht mich mit sehr schmalen Augen an und ich fange mal wieder fleißig an zu schwitzen. Besser, ich checke nochmal, ob mein Rucksack auch gut auf meinem Rücken sitzt.

 

„Tun wir ja auch gar nicht.“

 

Jules boxt mir nicht sehr sanft gegen die Schulter und guckt mich empört an.

 

„Hallo? Wir haben beide mit Maximilian gefickt, also kennen wir uns ja wohl!“

 

Hannah sieht aus, als würde sie entweder einen Schreikrampf kriegen wollen, mir mit einer Kettensäge alle Gliedmaßen abtrennen oder... mich erschießen. Mit einem Maschinengewehr. Mein Gesicht ist sicherlich genauso rot wie Jules' Haar.

 

„Maxi und ich sind nur Freunde. Zwischen uns lief nichts und wird nie was laufen.“

 

Ich glaube, ich höre Hannah erleichtert aufatmen. Jules guckt mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

 

„Und ich dachte, ihr trefft euch gelegentlich um... hey, er hat gesagt, er findet dich geil und würde dich gerne flachlegen“, zuckt er die Schultern und ich will gar nicht wissen, über was die sich sonst noch so unterhalten haben, „und als du da neulich mit Sack und Pack aufgekreuzt bist...“

 

„Konsti hat einen Freund.“, schaltet sich Hannah plötzlich ein und checkt die Uhrzeit auf ihrem Handy. „Und du musst jetzt los, sonst verpasst du die Bahn.“

 

Ich übernachte mal wieder bei Noah. Also, offiziell übernachte ich bei Hannah, tatsächlich gehe ich aber zu Noah, der mich erwarten wird. Mein Magen fängt direkt an zu rumpeln als ich daran denke, gleich bei ihm zu sein. Naja, in etwa einer halben Stunde.

 

Deshalb verabschiede ich mich von Hannah, die mir einen Kuss auf die Wange drückt und mit Daumen und kleinen Finger eine wir-telefonieren-Geste macht, Jules kriegt eine ganz liebe Umarmung und ich laufe mit diesem Punk schließlich zum Bahnhof, weil der ja dummer weise auch in diese Richtung muss... wohnt ja nicht weit von Maxi entfernt.

 

Was ich von Jules halten soll, weiß ich immer noch nicht. Er macht eigentlich einen sehr witzigen und angenehmen Eindruck, gleichzeitig... ist er so was von all-over-the-place was mich irgendwie nervös macht und gleichzeitig nervt. Naja, nicht nervt, aber... es macht mich unruhig. Vielleicht liegt das aber auch an der Art und Weise wie er redet. Er hat diese... mhh, Gossensprache? Aber leider wirkt es bei ihm nicht irgendwie billig, peinlich oder so, sondern... es passt zu ihm. Er kommt so richtig abgefuckt rüber und wo Lars ja schon ne rauchige Stimme hat, ist Jules' Stimme nochmal eine Steigerung von rauchig. Und schlecht sieht er ja nun auch nicht aus... also, für alle, die immer sagen, Aussehen würde ja keine Rolle spielen: mag stimmen, aber mit einem Quasimodo zusammen sein möchte ich dann doch nicht. Also, würde es mich anmachen, vielleicht, tut es aber nicht. Gott, das klingt so scheiße. Aber das Auge isst ja halt bekanntlich mit und ich will das Licht nicht ausmachen müssen, wenn Noah und ich...

 

„Achtung!“

 

Jules packt mich am Arm und zieht mich gerade noch zur Seite, bevor mein Schädel Bekanntschaft mit der Straßenlaterne macht. Peinlich berührt nuschele ich ein Danke und bemühe mich, etwas mehr auf den Weg zu achten. Ist so am Bahnhof vielleicht auch nicht verkehrt, bevor ich noch auf den Gleisen lande. Es macht mich ein bisschen fertig, dass ich so viel über andere – insbesondere Jungs – nachdenke. Hoffentlich ist das gleich, wenn ich bei Noah bin, wieder vorbei.

 

Ich kaufe mir ein Ticket, Jules hat eine Fahrkarte und die Bahn kommt in drei Minuten.

 

„Wusste gar nicht, dass du einen Freund hast. Seid ihr schon lange zusammen?“

 

Ich halte es für gefährlich, mit Jules über meine Beziehung zu Noah zu reden, aber... nun ja.

 

„Es ist kompliziert.“

 

Jules verdreht die Augen.

 

„Wann ist es das denn mal nicht, hm? Wie kompliziert ist es denn?“

 

„Er ist sechsundzwanzig und der beste Freund meines Bruders.“

 

Wenigstens hat Jules so viel Anstand, ein bisschen geschockt zu schauen. Dann zieht er scharf die Luft ein.

 

„Okay, das ist etwas fies. Aber ihr seid jetzt zusammen?“

 

„Ja. Nein. Keine Ahnung, wir küssen uns gelegentlich und... äh...“

 

„Fickt miteinander?“

 

„Nein!“

 

„Wie nein?“

 

„Wir sind noch nicht so weit.“

 

„Du bist noch nicht so weit, meinst du wohl?“

 

„Da kommt die Bahn.“

 

Ernsthaft, Jules kann reden... der Wahnsinn. Das beweist er mir nämlich während der Fahrt. Er ist da also in diesen Lex verknallt – der hat sicherlich auch einen richtigen Namen, den er mir aber nicht sagt – der aber die ersten und letzten siebzehn Jahre seines Lebens hetero war und nie so an Jungs gedacht hat und leider sehr viel Wert darauf legt, was seine falschen Freunde über ihn denken. Mit Jules hat er trotzdem geknutscht und das hat bei Jules leider schweren Herzschmerz verursacht, was der nicht kennt, weil er eigentlich lieber alles nagelt, was er kriegen kann. Ja, so drückt Jules das aus und ich bin ein bisschen entsetzt und angeekelt. Trotzdem will er in Lex Nähe sein und sie kommen sich glaube ich näher, weil Lex nämlich plötzlich Interesse zeigt... an Jungs, an Jules und irgendwie ans Horizon. Da fällt mir glatt wieder ein, dass er ihn ja bei unserem ersten Aufeinandertreffen gesucht hat... geht wohl also auch schon ne Weile. Ein bisschen tut Jules mir leid.

 

„Ich muss jetzt hier raus.“, sage ich schließlich und stehe auf. Jules auch, der sich durch seine Haare strubbelt und mir seine Hand hinhält. Er trägt übrigens schwarzen Nagellack, der stellenweise aber schon abblättert.

 

„Na, wir sehen uns jetzt ja sicherlich öfter. Und wenn wir am Ende beide nicht glücklich sind, können wir uns ja gegenseitig trösten.“

 

Er grinst so ekelhaft sexy, dass ich ganz schnell seine Flosse schüttele und dann zusehe, dass ich aus diesen verdammten Zug raus komme. Den Weg zu Noah renne ich, was angesichts dessen, dass ich Pianist bin, keine gute Idee ist. Als ich die Klingel betätige und kurz darauf im Aufzug stehe, habe ich Herzrasen, Seitenstechen, meine Lungen brennen und tun weh und ich kann nicht richtig atmen und bin geschwitzt wie doof.

 

Das alles wird noch dreimal schlimmer, als Noah mir die Tür öffnet. Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie wahnsinnig heiß und gut und WOW er einfach nur aussieht. Auch wenn ich mich bemühe, nicht zu sehr auf die oberen drei geöffneten Knöpfe seines blütenweißen Hemdes zu achten... daran denken muss ich trotzdem.

 

„Hi Noah.“, stammele ich hilflos und schiebe mich an ihn vorbei nach drinnen. Ahh, hier ist es angenehm warm und ich glaube, ich kann Tee riechen. Noah wuschelt mir durchs Haar, als ich an ihm vorbei gehe und schließt die Tür hinter sich.

 

„Hey Konstantin. Wie geht es dir?“

 

Tja... wir führen ganz normale Gespräche. Ich erzähle ihm von der Schule, dass ich mich mit Hannah versöhnt habe (was ihn sehr freut und wofür ich ein sehr warmes Lächeln geschenkt kriege), ihren scheinbar Freund und dessen besten Freund kennen gelernt habe, von der Pizza und Wein Aktion und das ich ohne Hannah total aufgeschmissen wäre. Ehrlich, es sind gerade mal ein paar Tage gewesen, aber ich habs nicht ausgehalten, mich so mit ihr in die Haare zu kriegen. Wie soll es nur ohne Hannah sein? Nicht, dass ich das jemals möchte!

 

Während ich also so erzähle fällt mir auf, dass Noah ein klein wenig in sich gekehrt wirkt. Wir stehen im Übrigen in seiner Küche und trinken irgendeinen Früchtetee, der wahnsinnig lecker ist und mich ein bisschen an Kaffee und Kuchen Zeit an einen Sonntagnachmittag erinnert. Wie er da so an der Küchenzeile gelehnt steht, beide Hände an der Tasse, die Augen mal auf mich gerichtet, mal auf den Tee, von dem er nur sporadisch trinkt.

 

Bedrückt ihn etwas? Habe ich was falsches gesagt? Wahrscheinlich zum ersten Mal wird mir wirklich bewusst, dass ich Noah zwar wahnsinnig liebe und toll finde und unbedingt Zeit mit ihm verbringen möchte, aber eigentlich gar nichts wirklich über ihn weiß. Von ihm weiß. Wenn er da also steht und aussieht, als würde er sich Gedanken machen, dann wird er wohl mit Bastian reden und nicht mit mir, seinem... hoffentlich Freund, oder? Ein Teil von mir ist sagenhaft eifersüchtig und findet das komplett scheiße. Ein anderer, eher logischer Teil, findet das vollkommen angebracht weil... ich rede ja auch mit Hannah über Dinge, die ich mich nicht traue, Noah zu sagen. Oder halt über... sonst so alles. Ich weiß nämlich immer noch nicht, worüber ich mit Noah sonst groß reden soll.

 

„Wie... ähm, wie war denn dein Tag heute?“, wage ich mich ganz tapfer vor und trinke bemüht lässig von meinem Tee. Naja, das ähm hat eh schon alles ruiniert. Immerhin bringt meine Frage Noah zum Lächeln, was wahnsinnig schön aussieht.

 

„Anstrengend, aber gut. Eins der Kids ist gestern Nacht stiften gegangen, kam aber heute Nachmittag zurück.“

 

„Oh. Musst du jetzt wieder einen Bericht schreiben?“

 

Noah grinst auf eine Art und Weise, dass mir schon ganz schwächlich im Gebein wird.

 

„Nein, das übernimmt meine Kollegin.“

 

„Cool.“

 

Oh Gott, gar nichts ist cool!! Mann, als ich das letzte Mal hier war, habe wir uns gegenseitig... du großer Gott! Ich meine, ich werde hier übernachten und wir sind ja jetzt so was wie intim miteinander und...

 

„Geht es dir gut?“, fragt Noah besorgt, weil ich vermutlich tausend Schweißperlen auf der Stirn habe, mich aber fühle, als wäre ich kreidebleich.

 

„Ich... ja, ich... mhh, Noah, kann ich dich küssen?“

 

Das brauche ich jetzt nämlich ganz, ganz dringend.

 

Noah scheinbar auch, denn ich habe noch nicht mal zu Ende gesprochen, da knallen wir unsere halbleeren Tassen auf die Ablage und knutschen, was das Zeug hält. Oh, wow. Also entweder hat Noah das hier genauso vermisst wie ich... oder seine Lippen und Zunge sind alles, was es für mich gebraucht hat. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken, was ein bisschen schwer ist, weil ich mich dafür auf die Zehenspitzen stellen muss. Der arme Noah muss sich etwas runter beugen und hat darauf wohl keine Lust, denn seine Hände wandern über meinen Rücken, an meinen... du großer Gott, der grabscht mir an den Hintern! Und dann hebt er mich hoch, als würde ich nichts wiegen und ich schlinge meine Beine um ihn, damit er mich ja nicht fallen lässt.

 

Tut er aber. Also, eigentlich lässt er mich nicht fallen, aber irgendwann finde ich mich auf dem Rücken wieder – und zwar in seinem Bett, wie ich mit einem Lächeln auf den Lippen feststellen muss.

 

Mein Herz rast wahnsinnig laut und schnell und überhaupt. Noahs Zimmer hat ein großes Fenster, einen grau-braunen Kleiderschrank und Kommode, ein großes Doppelbett, auf dem wir gerade liegen, einen Standspiegel neben der Tür, in einer Ecke hängt seine Fußballkleidung an einem Haken in der Wand. Links und rechts vom Bett stehen zwei Nachttische, aber nur auf dem auf der linken Seite befindet sich ein digitaler Wecker, eine Flasche Wasser und eine Armbanduhr. An der Wand über dem Bett hängen viele, viele, viele kleine Sofortbild-Fotos und die meisten davon sind von Bastian und Noah. Zwischendrin finde ich immer wieder Lücken, wo Noah Fotos abgenommen hat. Und dann stehen da Bastian und Noah, die einem kleinen Kind eine Gießkanne über den Kopf schütten.

 

„Du hast ein Foto von uns in deinem Schlafzimmer.“, ist erstmal alles, was mir dazu einfällt. Das ist mir an dem einen Abend gar nicht aufgefallen. Noah schaut zu besagtem Foto, lacht leise und streicht mir ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er liegt ganz entspannt neben mir, den rechten Arm aufgestützt, die linke Hand nun an meinem Gesicht. Ich kriege Gänsehaut.

 

„Da warst du aber wirklich noch zu jung.“

 

Au weia... ja, definitiv. Ich muss... vier gewesen sein. Noah also dreizehn. Ich erinnere mich, dass insbesondere Bastian immer Witze über meine Größe gemacht hat, weil ich schon als Kind eben immer recht klein gewesen bin. Manche Mädchen waren sogar größer als ich und heute ist das, wie gesagt, keine Kunst.

 

Noahs Kommentar dringt erst ein paar Augenblicke später richtig zu mir durch. Hat er gerade quasi gesagt, dass ich jetzt nicht mehr zu jung bin?! Ich setze mich verwirrt und überwältigt gleichzeitig auf. Auch Noah setzt sich hin, allerdings sieht er besorgt aus.

 

„Ist alles okay?“

 

Und wie!

Weil ich mich für mit allen Wassern gewaschen halte, mache ich es wie vor zwei Wochen: ich setze mich auf Noahs Schoß und... fange an, sein Hemd aufzuknöpfen. Jedes kleine Fitzelchen Haut, das zum Vorschein kommt, weckt unbekannte Sehnsüchte in mir. Naja, nicht wirklich unbekannt, aber... Sehnsüchte halt. Noah lässt mich machen und hilft mir nur kurz, um sein Hemd auszuziehen und es aus dem Bett zu schmeißen. Dann hilft er mir ohne zu zögern aus meinen Hoodie und meinem Tshirt. Ich werde rot, als seine Hände über meine Brust streichen und sich meine Nippel mal direkt verhärten. Gänsehaut kriege ich auch. Noah lacht leise, wofür ich mich zugegeben ein wenig schäme, genieße aber den süßen Kuss, den er meinem Brustbein aufdrückt.

 

„Du, Noah?“

 

„Mhm?“, macht der, während er gerade... au je... er saugt an meinem Hals und... oh Gott... macht der mir...?!

 

„Sind wir... also, sind wir jetzt zusammen?“

 

Er lässt von meinem Hals ab, was ich einerseits sehr schade finde, weil es wirklich schön war, andererseits bin ich fast erleichtert, weil ich mich sonst nicht auf dieses Gespräch konzentrieren kann. Noah sieht mich verwirrt an.

 

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“

 

Hat der den Schuss nicht mehr gehört oder was?!

 

„Na, weil ich nicht einfach so mit einem Kerl rummache?!“, schlage ich vor und verschränke meine Arme vor der Brust – aus Trotz, aber auch, weil ich mich bedecken möchte. Argumentieren und dabei halb nackt sein ist halt irgendwie nicht so cool. Jedenfalls kann ich nicht cool sein. Jules wäre bestimmt mega cool.

 

„Konstantin“, seufzt Noah und reibt sich mit beiden Händen das Gesicht bevor er meine Arme vor meiner Brust löst, meinen Händen jeweils einen Kuss aufdrückt und mich dann ganz fest an sich drückt, „ich gehe nicht einfach so mit Bastians kleinem Bruder ins Bett,okay?“

 

Das der immer Bastian erwähnen muss! Und dann auch noch im Bett, grr!!

Aber... ach du Schreck, hat er also gerade gesagt, wir sind zusammen?! Ich weiß nicht, ob ich rot im Gesicht bin, aber jetzt bin ich es definitiv!

Ganz egal, ich muss Noah jetzt erstmal weiter küssen, seine Berührungen genießen und wo wir schon mal dabei sind, meine Hände über seinen Körper wandern lassen. Irgendwann später, keine Ahnung wie lange oder kurz es dieses Mal dauert, liegen wir nackt, befriedigt und Arm in Arm unter seiner riesigen Bettdecke. Ich denke noch, wie schön es ist, einen Freund zu haben, wie wunderbar es ist, neben Noah zu liegen, seine Wärme zu spüren, zu wissen, dass der Knutschfleck an meinem Hals von ihm ist... und dann muss ich wohl irgendwann eingeschlafen sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Maginisha
2018-09-19T09:03:36+00:00 19.09.2018 11:03
Ha, jetzt hab ich doch glatt vergessen, einen Kommentar da zu lassen. Sowas! Lag vielleicht daran, dass mich das Gezicke von Hannah etwas genervt hat. Was wohlgemerkt nicht an dir lag, sondern daran, dass sich mir gegenüber auch mal jemand so verhalten hat. Ich meine, ich hatte mir ja schon gedacht, dass sie sich in jemanden verguckt hat, weil sie immer keine Zeit hatte, aber Konstantin hat doch gefragt, was los ist. Sich dann so zurückzuziehen und die beleidigte Leberwurst zu spielen, fand ich ein wenig doof von ihr. Vor allem, wenn sie doch eigentlich glücklich sein sollte und ganz wild darauf, ihrem besten Freund davon zu erzählen. Wenigstens hat sie es ja selber auch abgekriegt und die beiden sind nun wieder klar miteinander. Und sicherlich hat sich Konstatin freundschaftstechnisch auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert...


Dass Jules der beste Freund des neuen Angebeteten ist, hat mich jetzt wiederum nicht überrascht. Irgendwie sowas war ja klar. :D

Die Sache mit Maxi und Bastian war witzig. Allgemein hatte dessen Besuch bei Konstatin zu Hause einiges Schönes, wobei es schon ein wenig...mhm...komisch ist, dass die beiden befreundet sind, wenn Maxi Konstantin potentiell heiß findet. Aber gut, der ist ja auch anderweitig beschäftigt.

Aus Noah werde ich allerdings nicht so ganz schlau. Wobei ich vermute, er aus sich auch nicht so ganz. Mal so, mal so...also erwachsen geht auch irgendwie anders. Wobei ich es auch ein wenig komisch fand, dass Konstatin erst mal Plauderstunde über Hannah gemacht hat, als die beiden sich endlich wieder gesehen haben. Ich hätte da anderes erwartet. ;)


Alles in allem habe ich gerade nicht so viel Konstruktives beizutragen. Es geht ja gerade ganz schön hoch und runter und rundherum. Mal sehen, wie du das am Ende auslöst. :)
Antwort von:  eulenkueki
20.09.2018 21:32
Oh weh, ich hoffe du konntest das Kapitel trotz Negativ-Erfahrung trotzdem etwas genießen! ;A;
Ich wollte Hannah die Möglichkeit geben, einmal die Zicke raushängen zu lassen, die sie sonst ja eigentlich nicht ist. ;) Ich verspreche, dass sie keinen ähnlichen Schwachsinn nochmal haben wird! :D

Oh weh, war das so vorhersehbar mit Jules und Lars? XD Ich dachte, ein bisschen zu viel Zufall wäre spannend und witzig, aber wenns jetzt gar nicht überraschend kam ist das auch gut. ;)

Ja, die Kombi Maxi-Konstantin ist irgendwie eine Sache, die mir auch nicht so gelungen ist wie ich das wollte, glaube ich. Das werde ich mir für andere Stories mal vormerken. Da Maxi seinen Standpunkt diesbezüglich aber ja schon klar gemacht hat und mit Rat und Tat zur Seite steht, kann Konstantin damit wohl auch recht gut leben.

Ich hätte so gerne auch Teile aus Noahs Sicht geschrieben! Das hätte seinen Zwist sicherlich etwas deutlicher rüber gebracht, wobei man sich das ja auch denken kann und Konstantin eigentlich die richtigen Schlüsse zieht. Aber mal sehen, vllt lasse ich mir noch was schönes einfallen. ;)

Trotzdem bzw überhaupt Danke für deinen tollen Kommentar! Ob konstruktiv oder nicht, ich freue mich über jede Rückmeldung und ganz besonders, inzwischen bekannte Namen immer wieder hier zu lesen. ;)
Von: abgemeldet
2018-09-14T22:27:22+00:00 15.09.2018 00:27
Witzig, hilfsbereit, gutaussehend... nicht, dass letzteres ein ausschlaggebender Grund ist, aber ich wollte es mal erwähnt haben.

Hat sie recht damit, dass ich nur Augen für Noah habe? Ja, vielleicht.



Vermutlich.



Okay, sie hat recht.

Mir ist das etwas unangenehm, weil ich mich meiner Beziehung zu meinem Flügel beraubt fühle. Das ist Quatsch, das weiß ich, aber... das ist ganz sicher der verkorkste Pianist in mir.

„Dein Bruder ist wirklich nicht schwul?“



Mir fällt alles aus dem Gesicht.



„Wie bitte?!“



„Entschuldige, das ist sicherlich nicht angebracht. Sorry, bin halt auch nur ein Kerl. Ziemlich heiß, dein Bruder.“

Die Sache mit Hannah sitzt mir im Nacken, ich möchte mich Noah, den ich verfluchte zwei Wochen nicht gesehen habe in die Arme schmeißen, Maxi findet meinen Bruder heiß... wie kompliziert kann mein Leben eigentlich noch werden?

Meine Wangen färben sich rot während ich mir vorstellen muss, was genau Noah wohl alles so getrieben hat. Das ich hoffe, dass er es künftig nur mit mir treiben wird, behalte ich vorläufig mal lieber für mich.

während wir wie bekloppte Teenager im Dunkeln unter einer Unterführung stehen und knutschen. Also, zumindest ich bin ein bekloppter Teenager.

Die wissen nichts über mich. Die wissen nicht, dass ich zum Beispiel nur braune Eier esse, weil ich einen furchtbaren Ekel vor weißen habe. Das in meinem Bett ein babyblauer, flauschiger Plüsch-Oktopus namens Barney liegt, den ich habe, seit ich ein Baby bin und ich erst seit ich zwölf bin woanders übernachten kann, ohne Barney mitzunehmen.

Ein sehr lieber, stiller, aufmerksamer Junge, der sooo wahnsinnig süß aussieht. Ich finde ja, einen Jungen als süß zu bezeichnen, ist generell kein Lob, schweige aber vorsichtshalber.

„Hannah!“, ist es nun an mir zu kreischen, weil ich es irgendwie ganz schlimm finde, wenn man Sachen wie ficken und vögeln und poppen und bumsen sagt. Bin doch kein verdammtes Karnickel.

„Ist doch wahr. Ja, und? Wie wars? Und äh... sieht er gut aus?“



„Du weißt doch wie Noah aussieht. Klar sieht er gut aus.“



„Ich meine unten rum, du Fritte.“



Ich werde knallrot.



„Also das geht dich gar nichts an.“



„War es denn schön?“



Ich seufze und gerate ein klein wenig ins schwärmen.



„Wahnsinnig schön... und wahnsinnig peinlich. Ich hab sein Tshirt vollgewichst.“

Im ersten Moment... äh, wollte ich ihm den Kopf abschlagen

Ich muss mich erstmal setzen und tief durchatmen, weil ich das alles so wahnsinnig krank finde, dass ich verzweifelt nach den winzig kleinen Kameras Ausschau halte und nach dem Typen schiele, der hinter dem großen Blumenkübel in der Ecke hervorspringt und ruft „Willkommen bei versteckte Kamera!“

und er trägt Der-kleine-Eisbär-Socken. Also, niedlich ist das ja schon. Jules sieht so abartig gut aus, dass ich brechen möchte. Er hat im Übrigen graue Augen, was mich leider schwer an Noah erinnert. Und wenn Jules lacht, klingt er ein klein wenig wie Ville Valo, was ich leider sehr sexy finde.

Mir fällt jedenfalls noch nicht auf, dass er hochintelligent ist und bei dem Thema Politik habe ich eh abgeschaltet. Hallo, wir sind siebzehn (Lars ist letzten Monat schon achtzehn geworden), da redet man nicht über Politik und Rente und so was?! Naja, vielleicht schon.

Wobei, Jules sagt auch nichts, aber ich glaube, der will später richtiger Punk werden.

lso, für alle, die immer sagen, Aussehen würde ja keine Rolle spielen: mag stimmen, aber mit einem Quasimodo zusammen sein möchte ich dann doch nicht. Also, würde es mich anmachen, vielleicht, tut es aber nicht. Gott, das klingt so scheiße. Aber das Auge isst ja halt bekanntlich mit

Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie wahnsinnig heiß und gut und WOW er einfach nur aussieht.

Jedes kleine Fitzelchen Haut, das zum Vorschein kommt, weckt unbekannte Sehnsüchte in mir. Naja, nicht wirklich unbekannt, aber... Sehnsüchte halt.

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Puh, das war ja mal wieder eine Achterbahnfahrt an Ereignissen und Neuerungen... Also erst einmal bin ich echt froh, dass Konsti und Hannah wieder einmütig vereint sind - auch wenn Konsti wohl doch nicht so ganz begeistert von Lars ist...? Und dann ist da auch noch Jules als dessen bester Freund. Ey, da kommen mittlerweile so viele Querverweise zusammen, die sich allesamt auf den Prolog beziehen lassen... Ich bin mir echt immer weniger sicher, dass Basti Konsti und Noah im Bett erwischt ^^; na, wie dem auch sei, ich bin echt gespannt, auf welche Kombi es zuletzt hinauslaufen wird. Hast du eigentlich einen konkreten Plan, wie viele Kapitel die Story umfassen wird?
Maxi steigt in meinem Ansehen übrigens wieder. Dass er als erster und einziger an Konstis Flügel spielen darf, ist ja schon ein Privileg... Vielleicht werden die Beiden ja doch noch Klasse Freunde ohne irgendwelche Allüren.
Tja, und dann die Sache mit Noah... Irgendwie habe ich die ganze Zeit ein wenig das Gefühl, er sieht in Konsti nur einen Versatz von Basti, den er niemals haben kann? Okay, katastrophale Theorie, aber dafür ist der Gedanke leider schon zu häufig aufgekommen... Was die ganze Situation natürlich sehr unschön macht :/ Noah ist nicht der Typ für viele Worte, und dadurch kommt leider nicht wirklich durch, wie er wirklich zu Konsti steht. Dass er die Beiden als zusammen betrachtet, kam Konsti ja durchaus auch nicht so vor o.O; da wird wohl noch einiges geklärt werden müssen. Ich sehe noch große Schwierigkeiten auf sie alle zukommen...
Trotzdem mal wieder ein erstklassiges Kapitel! Ich hab so gelacht über Barney xDD und auch über alles andere ;P



Antwort von:  eulenkueki
15.09.2018 07:55
Ich lache doch jedes Mal über meine eigenen Zitate xD Sehr schön, bitte behalte das bei!

Erstmal, die dringlichste Frage: das letzte Kapitel wird am 12.10. hochgeladen, dann sind wir bei Kapitel 10 angelangt. ;) Den Epilog lade ich entweder am Tag darauf, oder die Woche darauf hoch, das weiß ich noch nicht. ;)

Deine Theorie zu Bastian und Noah finde ich im Übrigen wahnsinnig toll, weil ich diesen Gedanken nämlich ganz zu Anfang, als die Storyidee damals (von 2009!!) nur grob durch mein Hirn flatterte, auch hatte. Das wäre sicherlich auch spannend geworden und hätte den Verlauf der Story in andere Bahnen gelenkt. (Oh, jetzt habe ich wohl zu viel verraten, dass das nicht passieren wird... sorry! XD)

In der Gruppenkonstellation um Konsti, Hannah und Maxi wollte ich unbedingt, dass der Kreis sich schließt. Da ist es ganz spannend, dass man da Querverweise auf den Prolog ziehen könnte. ;)

Barney war eine ganz spontane Idee, im Übrigen. Das kam mir einfach so beim Schreiben in den Sinn, als ich darüber nachdachte, welche "Absurdität" ich wohl noch Konsti in die Schuhe schieben könnte. ;)
Antwort von:  JeanneDark
16.09.2018 12:52
Den Gedanken mit Basti hatte ich auch schon. Ich hoffe echt das es nicht so sein wird >_<'''''
Antwort von: abgemeldet
21.09.2018 12:38
Na, da bin ich aber beruhigt, dass Basti und Noah 'nur' Freunde bleiben. Dass sich aus einer langjähigen Freundschaft mehr entwickelt, ist nämlich verdammt schwer zu schreiben (mein eigenes Projekt mit genau diesem Konzept macht mich regelmäßig fertig x___x; )

Ich finde das sowieso eine deiner größten Stärken, wie du die ganzen Querverweise mit dem wer kennt wen verstrickt hast. Ich bin jedes Mal überrascht, was für Kombinationsmöglichkeiten es alles gäbe und so weiter ^^; Und deshalb glaube ich auch, dass es am Ende doch irgendwie ganz anders kommt als erwartet ;)


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