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Ich wette, du liebst mich!

von

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Kapitel 4: Auf der Suche nach Ruhe

Kapitel 4
 

Ich war genervt, und zwar so richtig. Christian und ich waren nun schon seit ein paar wenigen Tagen unterwegs und während wir beide uns besser verstanden, als ich anfangs zu hoffen gewagt hatte, waren die bisherigen zwei Campingplätze, die wir uns ausgesucht hatten, weniger sympathisch gewesen.
 

Gerade lief ich hundemüde den kiesigen Weg zwischen den Duschräumen und unserem Platz entlang und versuchte letztere aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Zunächst hatten wir noch gedacht, dass eben diese den Vorzug des Campingplatzes ausmachten, doch die gesprungenen Fliesen, verdreckten Fenster und die derart verkalkten Duschköpfe, aus denen nur Tröpfchenweise das Wasser herauskam, belehrten uns eines Besseren. Außerdem war man hier wohl der Ansicht, dass Camper auf warmes Wasser verzichten konnten, weshalb es nur kalt tröpfelte. Für die karge Morgenwäsche hatte es zwar gereicht, aber befriedigend war etwas anderes. Ich aber möchte auch nicht alles schlecht reden, denn zumindest die Spiegel über den versifften Waschbecken waren heile und sauber. Damit passten sie zwar aber überhaupt nicht ins Bild, doch das machte mir persönlich nichts aus.
 

„Pass doch auf!“, rief plötzlich ein kleiner Junge, der es noch gerade so schaffte, mit seinem Fahrrad von hinten an mir Vorbeizukurven, jedoch nicht, ohne mit seinem Fahrradhelm an meinem Kulturbeutel hängenzubleiben. Scheppernd ging dieser zu Boden, da ich nicht mit so etwas gerechnet hatte und der vielleicht sechsjährige fuhr in Schlangenlinien weiter, ohne sich scheinbar weiter darüber Gedanken zu machen.
 

Kurz schnalzte ich genervt mit meiner Zunge, bevor ich mich bückte, um den Beutel wieder aufzuheben. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf der Abschussliste der Kinder stand. Erst gestern war mir eines mit dem Roller über den Fuß gefahren und irgendwann davor hatte ich einen Ball abbekommen. Inzwischen wunderte mich so etwas nicht mehr, aber meine Stimmung machte es trotzdem nicht besser.
 

Als ich mich wieder aufrichte, geht mein Blick direkt zu unserem Campingbus, in dessen Nähe ich bereits war und sehe mich einem Christian gegenüber, der sich offenbar ein Lachen verkniff. Er hatte ja auch mehr Glück. Auf ihn hatten es die Kinder bisher noch nicht abgesehen!

Seufzend ging ich also auf ihn zu und während ich mich in das offene Fahrzeug lehnte, um meinen nun staubigen Beutel und das Handtuch zu verstauen, vernahm ich auch schon seine Stimme. „Ben, du solltest wirklich besser aufpassen. Nicht, dass dir noch ein Kind über den Fuß fährt.“ Noch bevor der Satz richtig beendet war, begann er bereits zu lachen.
 

„Das ist nicht lustig“, grummelte ich, während ich mich langsam zu ihm umdrehte. „Das hatte echt weh getan!“

Mir war bis zu dem Vorfall noch nicht einmal bewusst gewesen, dass man jemanden mit einem solchen Roller überhaupt über den Fuß fahren konnte, ohne selbst ins Straucheln zu geraten. Doch man lernte ja bekanntlich nie aus, denn dieses Kind hatte es geschafft.

„Entschuldige“, meinte mein Gegenüber dann nur, doch das Grinsen verlor er dabei nicht. „Was hältst du davon, wenn wir nicht hier Frühstücken? Am Ortseingang war so eine Art Imbiss. Dort stand auch ein Schild, dass es ein Frühstücksbüfett geben soll.“
 

Ich dachte kurz darüber nach und glaubte mich an dieses Schild zu erinnern. Sofort stieg meine Laune ein wenig bei dem Gedanken hier nicht mehr unnötig lange zu bleiben. Wir müssten den Platz ohnehin in zwei Stunden geräumt haben oder eben für einen weiteren Tag bezahlen.
 

„Hier wollen Leute schlafen!“, ertönte auf einmal eine erboste Stimme aus dem Zelt vom Nachbarplatz und ich konnte sehen, wie das Grinsen aus Christians Gesicht verschwand und er genervt in die Richtung der Stimme schaute.

In der Nacht war für uns kaum an Schlaf zu denken gewesen, da unsere Nachbarn den Tag, in einer großen Gruppe und gut gelaunt mit viel Alkohol, haben ausklingen lassen. Bis zum Morgengrauen. Erst danach konnten auch wir schlafen.
 

Als ich den Eindruck hatte, dass Christian etwas sagen wollte, unterbrach ich ihn schnell. „Chris? Lass uns frühstücken gehen“, sagte ich lauter, als das es unser Gespräch erforderlich gemacht hätte. Doch konnte ich den Wunsch, die anderen noch ein wenig länger um ihren nicht verdienten Schlaf zu bringen, nicht ganz unterdrücken. Auch mich hatte das ziemlich gestört, doch offensichtlich war Chris‘ Toleranz für Schlafentzug geringer. Schon in der Nacht hätte er nur zu gerne etwas dazu gesagt, doch nach der Menge an Alkohol, der geflossen war, wäre das wohl nur schiefgegangen, weshalb ich ihn überzeugen konnte das ganze einfach stillschweigend hinzunehmen. So hatten wir einen Großteil der Nacht dazu genutzt, uns irgendwelche banalen Dinge aus unseren Schulzeiten zu erzählen. Zumindest das war ganz amüsant gewesen und die Zeit somit gut genutzt.
 

Chris murrte ein wenig nachdenklich und zeigte deutlich, dass er mehr als bereits war, diesen Campingplatz sofort zu verlassen.

„Lass uns losfahren. Dann können wir auch gleich im Imbiss unser nächstes Ziel besprechen“, zog ich seine Aufmerksamkeit weiter auf mich, damit er nicht auf blöde Gedanken kam und setzte mich auch schon in Bewegung in Richtung der Beifahrertür des Wagens. Ich hatte wirklich kein Problem damit, schnellstmöglich von hier zu verschwinden. Sei es nun wegen unserer Nachbarn oder wegen der Kinder, die es auf mich abgesehen hatten.

Chris hingegen nickte nun zustimmend, während er auch schon in seine Hosentasche griff, um den Autoschlüssel herauszuziehen. Sein Wunsch den Platz zu verlassen schien nicht weniger klein zu sein.
 

Im Auto sitzend wollte ich schon seufzend meinen Kopf zurück an die Kopfstütze sinken lassen, als Chris den Wagen startete, zuckte aber stattdessen leicht zusammen, als der Motor laut aufheulte.

„Hoppla“, meinte mein Nebenmann und klang äußerst amüsiert. „Das ist mir ja noch nie passiert.“

Ein kleines Lachen folgte seinen Worten, als er nun doch den Gang einlegte und der Campingbus sich sachte in Bewegung setzte. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und als ich im Seitenspiegel beobachten konnte, wie der Reißverschluss des Zeltes unserer Lieblingsnachbarn ruckartig heruntergezogen wurde, wandelte es sich zu einem lauten auflachen, denn anhalten würde Chris nun sicherlich nicht mehr und somit konnten wir sie zumindest für kurze Zeit um ihren Schlaf bringen ohne selbst ärger zu bekommen.
 

*~*~*~*
 

Chris hatte recht gehabt und wir fanden am Ortsausgang einen kleinen Imbiss inklusive einem kleinen Frühstücksangebot. Aufgrund des schönen Wetters gab es sogar einen kleinen Außenbereich auf dessen Rückseite, welcher mit Stühlen und Tischen für die Gäste versehen war. Hier hatten wir es uns nun gemütlich gemacht und genossen die noch nicht zu kräftigen Sonnenstrahlen, die durch die Blätter des neben uns wachsenden Baumes schienen. Das Frühstück war nicht sonderlich ausgefallen. Es wurden Brötchen mit diversen Belegen und Aufstriche, so wie frisch zubereitete Rührei und gebratener Speck angeboten. Auch in Sachen Getränke wurde das Übliche wie Kaffee, Tee und Säfte bereitgestellt. Doch uns reichte das Angebot vollkommen.
 

„Hier ist es schön ruhig“, merkte Chris an, nachdem er einen Schluck seines Kaffees genommen hatte. Anders als ich, hatte er seine beiden Brötchen bereits gegessen und konzentrierte sich nur noch auf sein Getränk. Ich hingegen konnte noch mein sehr leckeres Rührei genießen. „Vielleicht sollten wir hier bleiben“, fügte mein Gegenüber schief grinsend noch hinzu, als auch schon ein benachbarter Bauer seinen Trecker startete.

Ich verkniff mir das Lachen und zog stattdessen meine Augenbraunen fragend nach oben. „Das nennst du also ruhig, ja?“ Es war nicht so, dass der Trecker übermäßig laut war, immerhin stand er nicht direkt neben uns, aber ich dachte mir, dass wir beide etwas anderes unter Ruhe verstanden.

Chris ließ nun bedauernd seufzend den Kopf hängen, während er sich mit seiner freien Hand über die Schläfe strich. „Wir haben einfach kein Glück.“

„Ach, das wird schon“, versuchte ich mich in aufmunternden Worten und schob die Reste meines Essens mit der Gabel zusammen.
 

Sein Gesicht langsam zu mir drehend, mit noch immer hängendem Kopf, sah er mich an. „Schön, dass du deinen Optimismus noch nicht verloren hast.“

Gespielt empört sah auch ich ihn nun an. „Du etwa schon? Hey, wir sind im Urlaub, die Sonne scheint und wir können hinfahren, wohin auch immer wir wollen. Wir müssen nur noch herausfinden, wo genau das ist.“ Über meinen eigenen kleinen Witz konnte ich nur schief grinsen.

„Weißt du was?“, fragte Chris mich auf einmal, nachdem er seinen Kopf wieder gehoben hatte und nun auch ein wenig entschlossener aussah, nachdem ihm offensichtlich eine gute Idee gekommen war. Mit leicht schief gelegtem Kopf fordere ich ihn auf weiterzusprechen. „Wir lassen jetzt einfach die Campingplätze aus und suchen uns ein paar schöne Plätze mitten in der Natur!“, erläutert er begeister seinen Plan.
 

„Wildcampen?“, fragte ich nach, was er sofort mit einem begeisterten Nicken bestätigte. „Du weißt aber schon, dass das eher nicht erlaubt ist?“

„Wir dürfen uns nur nicht häuslich einrichten“, verteidigt er seinen Plan sofort.

„Aber wir zelten“, erwähne ich sofort noch immer skeptisch, wenn auch leicht amüsiert über seine plötzliche Begeisterung für seinen eigenen Plan.

„Die Zelte darf nur keiner sehen.“

Kurz lache ich auf. „Willst du die ins Unterholz stellen und dann Blätter darauf legen?“

Sofort legten sich Falten auf Chris‘ Stirn, als er über meinen nicht ernst gemeinten Vorschlag nachzudenken schien, weshalb ich ihm das sofort aus dem Kopf schlagen wollte. „Die gehen unter dem Gestrüpp doch nur kaputt, du Spinner.“ Lachend schüttele ich meinen Kopf.
 

Kurz überlegte Chris wieder, bevor er zu einem neuen Versuch ansetzte mich von seinem Plan zu überzeugen. „Ach komm schon! Das wird bestimmt lustig und wenn dort zu viel los ist, dann können wir immer noch im Wagen schlafen.“

Ich konnte nur wieder mit dem Kopf schütteln, doch ließ ich mich inzwischen auch von seiner Begeisterung anstecken. Wie konnte man auch mehr die Natur genießen, als wenn man seine Zeit mitten in ihr verbrachte?

„Lass uns erst mal einen geeigneten Platz finden“, stimme ich also indirekt zu, was ihn sofort dazu bewegte von seinem Platz aufzustehen, da wir beide zwischenzeitig mit dem Frühstück fertig geworden waren.

„Wir fragen einfach mal den Imbissbesitzer. Vielleicht gibt es hier in der Nähe ja sogar ein geheimes Plätzchen, das er uns empfehlen kann.“
 

Zwar noch immer nicht vollends überzeugt stehe ich schließlich auch auf und folge Chris, der trotz dem wenigen Schlaf nun voller Elan zu sein scheint, zurück in den kühlen Imbiss, auf der Suche nach seinem Besitzer. Dieser war gerade damit beschäftigt die Tische im Inneren abzuwischen und die bescheidene Tischdekoration, bestehen aus ein paar Kunstblumen, wieder richtig darauf hinzustellen. Kurzerhand bedanken wir uns für das leckere Frühstück und zahlten für dieses, bevor Chris zu seiner eigentlichen Frage überging.

„Entschuldigen Sie, aber können Sie uns sagen, ob es hier in der Nähe vielleicht ein ruhiges und abgeschiedenes Plätzchen gibt, an dem man seine Ruhe hat und nicht andauernd gestört wird?“, fragte er also freundlich lächelnd.

Der Besitzer hielt kurz inne und schien zu überlegen. Dann ging sein Blick kurz zwischen uns hin und her. Sein Blick wurde währenddessen amüsiert? Oder interpretierte ich ihn falsch? Ich brauchte einen Moment, um mir über die mögliche Auslegung von Chris‘ Worten klarzuwerden und meine Augen weiteten sich etwas. Mehr ließ ich mir jedoch nicht anmerken.
 

„Wenn ihr hier vorne aus dem Ort wieder rausfahrt und der Landstraße eine Weile folgt, vielleicht sechs Kilometer, dann kommt ihr auf der linken Seite zu einem Forstweg. Der ist ein wenig versteckt, ihr müsst aufmerksam sein. Auf jeden Fall, wenn ihr dem Weg folgt, dann kommt ihr zu einem Teich. Dorthin verirren sich meist nur Angler, wenn überhaupt“, beantwortete der Mann Chris‘ Frage. Dieser war mit der Antwort überaus zufrieden und bedankte sich herzlich, bevor wir gemeinsam den Imbiss wieder verließen.
 

Auf dem Parkplatz sah ich ihn ein wenig skeptisch an. „So so, ein abgeschiedenes Plätzchen, an dem wir also unserer Ruhe haben können?“, fragte ich ihn und wiederholte bewusst seine Worte.

„Ja, wieso?“, fragte er leicht verwundert und schien sich tatsächlich zu fragen, was ich damit sagen wollte. Also hob ich meine Augenbrauen und nach einigen Sekunden verstand er offensichtlich, was ich meinte, denn auch seine Augen weiteten sich. „Oh“, meinte er leise. „Nun, vielleicht haben wir dann ja Glück und der Teich ist wirklich schlecht besucht.“

„Oder aber, er ist die Geheimadresse für sämtliche Pärchen hier in der Umgebung“, scherzte ich nun und hoffte inständig, dass genau das nicht der Fall sein würde. Ein Haufen Pärchen würde sicherlich nicht zu der gewünschten Ruhe verhelfen.
 

Ende Kapitel 4



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yunaxxx
2019-07-01T17:39:39+00:00 01.07.2019 19:39
Juhu es geht endlich weiter! Das Kapitel war sehr unterhaltsam. Bin mal gespannt ob der Ort wirklich ruhig ist oder wirklich die Geheimadresse für sämtliche Pärchen in der Umgebung ist :D
Freue mich schon aufs nächste Kapitel :)
Liebe Grüße
Antwort von:  Cheytuna
01.07.2019 20:55
Ja, leider musste ich eine Pause einlegen. Mein Leben hat mir doch ein wenig zu sehr ins Schreiben gefunkt :/
Drücken wir ihnen mal die Daumen, dass sie zumindest dort ein wenig Erholung bekommen xD
Wenn alles nach Plan läuft, dann kommt die Fortsetzung in zwei Wochen!
Vielen Dank für deinen Kommentar :)
Antwort von:  Yunaxxx
02.07.2019 11:38
Klasse. 2 Wochen schaffe ich zu warten :)


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