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Ich wette, du liebst mich!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Leider musste das Update in der letzten Woche ausfallen. Ich werde versuchen dies in der nächsten Woche wieder aufzuholen. Bis dahin wünsche ich viel Spaß mit diesem Kapitel! Komplett anzeigen

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Kapitel 5: Wildes Campen

Kapitel 5
 

Wie sich herausstellte, war der Teich ein echter Glücksgriff gewesen. Wir hatten den restlichen Tag und auch die Nacht unserer Ruhe und weder Angler noch Pärchen leisteten uns Gesellschaft. Nach den unruhigen Tagen auf den Campingplätzen war dies eine willkommene Abwechslung und wohl auch die erste Nacht, in der ich wirklich durchgeschlafen hatte.

Zunächst hatten wir noch überlegt einen weiteren Tag dort zu bleiben, jedoch wollten wir nicht riskieren doch noch beim Wildcampen erwischt zu werden, weshalb wir weiterfuhren. Vielleicht ergab sich ja auf dem Rückweg noch einmal die Möglichkeit hier einen Stopp einzulegen.
 

Die nächsten Tage haben wir nun also versucht auch weiterhin solche abgelegenen Plätze zu finden, was uns im Großen und Ganzen auch gelang. Teilweise verbrachten wir die Nacht zwar direkt an einem Forstweg und nahmen es somit in Kauf tatsächlich erwischt zu werden, doch dafür kamen wir an wunderschöne und ruhige abgelegene Ecken. Endlich konnten wir wie geplant die Natur genießen und genügend Ruhe tanken.
 

Auch lernten wir uns jetzt immer besser kennen. Natürlich war zwischen uns schon vor der Reise eine gewisse Sympathie gewesen, sonst wären wir auch wohl kaum zusammen verreist, doch machte Chris nun einen anderen Eindruck auf mich, als zuvor. Er wirkte nun ruhiger und gelassener und immer mehr hatte ich den Eindruck, dass er sich in der Uni einfach nur der Meinung seiner Freunde anschloss oder aber seine eigene einfach im Hintergrund hielt.

Von Tag zu Tag hatte ich immer mehr das Gefühl, dass daraus tatsächlich eine Freundschaft werden könnte, über den Urlaub hinaus, wenn da nicht seine Freunde wären. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie ihre Meinung mir gegenüber ändern würden. Dafür machte es ihnen viel zu viel Spaß mich zu beleidigen.

Es war zwar wirklich schade drum, dass sich unsere Wege weitestgehend nach dem Urlaub somit wohl nicht mehr treffen würden, aber das sollte uns nun nicht von ein paar schönen Tagen abhalten. Chris schien dies zumindest ähnlich zu sehen, denn die Themen Freunde und Uni ließen wir beide größtenteils aus.
 

Nachdem wir nun gut eine Woche unterwegs waren, fanden wir erneut einen schönen Platz an einem kleineren See, der inmitten eines Waldabschnittes lag. Auf der nördlichen Seite entdeckten wir eine Art Vorplatz, der wohl für Besucher mit wenigen Tischen und Bänken eingerichtet worden war. Auch eine gepflasterte Stelle, auf der man Grillen konnte, war zu finden.

Als wir dort ankamen, waren wir jedoch zunächst nicht alleine. Wir hatten späten Nachmittag und ein paar Teenager hatten sich hier versammelt. Musik dröhnte blechern aus den kleinen Lautsprechern eines ihrer Smartphones, ein paar Tüten Knabberzeug, sowie Flaschen mit verschiedenen Sorten Alkohol befanden sich um sie herum auf dem Boden.

Auch, wenn wir bereits eine weniger angenehme Situation mit Feiernden hatten, so entschieden wir zunächst einmal die Situation vom Rand des Platzes aus zu beobachten und zu sehen, wie sich das alles entwickelte. Wir mussten ja noch nicht unbedingt unser Lager aufschlagen.
 

Das Warten hatte sich jedoch gelohnt, denn kaum fing es langsam an zu dämmern und wir befürchteten schon, uns langsam einen anderen Platz suchen zu müssen, um noch genügend Zeit zu haben, um unsere Zelte aufzustellen, da räumte die Gruppe ihre Sachen grob zusammen und zog langsam davon. Darauf hatten wir natürlich gehofft und wir beide wussten, wie wir damals in dem Alter reagiert hatten. Nichts war schlimmer, als feiern zu wollen und die ganze Zeit von irgendwelchen älteren argwöhnisch dabei beobachtet zu werden, ja, regelrecht beaufsichtigt zu werden. Man wollte halt einfach seine Ruhe haben und sich dabei nicht rechtfertigen wollen.

Von uns war dies vielleicht nicht ganz fair, doch auch wir wollten dieses schöne Fleckchen nur für uns haben.
 

Nachdem wir noch eine Weile abgewartet haben, um zu sehen, ob die Gruppe auch wirklich nicht zurückkommt, bauten wir schnell mit Unterstützung durch das Scheinwerferlicht des Campingbusses unsere Zelte auf. Wir konnten froh sein, dass wir bereits ein wenig Übung darin hatten, ansonsten hätten wir in dem dämmrigen Licht wohl weitaus länger gebraucht.

Danach suchten wir noch einen Einweggrill aus dem Bus heraus und grillten uns noch ein paar Reste vom Vortag zum Abendbrot.
 

Es war zwar insgesamt ziemlich spät geworden, doch so konnten wir zumindest beim Essen den Sternenhimmel betrachten.

Viele Menschen mochten so etwas kitschig finden, ich jedoch fand in solchen Situationen einfach eine ganz andere Art der Ruhe. Eine Ruhe, die sich fast schon um einen legte und einem das Gefühl gab etwas richtigzumachen und zufrieden damit zu sein.

Chris schien dies ähnlich zu empfinden. Allgemein waren wir uns bei solchen Dingen scheinbar einig oder aber er hatte ein gutes Gespür dafür, wenn ich das Schweigen bevorzugte. Natürlich hatten wir reichliche Momente, in denen wir eine Geschichte aus unserer Vergangenheit nach der anderen heraus kramten und sie uns gegenseitig erzählten. Am Gesprächigsten waren wir wohl während der Autofahrten. Doch gerade dann, wenn unsere Umgebung ruhiger wurde, dann wurden auch wir es. Das Schöne daran war, dass das Schweigen zwischen uns zu keinem Zeitpunkt unangenehm war. Es war einfach so, als ob wir uns abgesprochen hatten uns unsere Umgebungslautstärke anzupassen.
 

Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber irgendwann in der Nacht zogen wir uns in die Zelte zurück. Es war mit der Zeit immer kühler geworden, was mit Sicherheit auch daran lag, dass die Glut des kleinen Grills erlosch, der Tag ohnehin lang gewesen war und uns einfach die Müdigkeit ereilte.
 

*~*~*~*
 

Das war wirklich keine erholsame Nacht. Umso näher der Tag kam, desto kälter wurde es und immer wieder wachte ich auf, nur um festzustellen, dass ich vor Kälte zitterte. Also wickelte ich mich wieder fester in meinen Schlafsack, nur um dann irgendwann erneut aufzuwachen. Wieder zitternd.

Erst als ich erneut geweckt wurde, dieses Mal jedoch von einem leisen klappern, und bemerkte, dass es nicht mehr ganz so dunkel im Zelt war, wie die letzten Male, setzte ich mich müde auf. Es war noch immer kalt und während des Sonnenaufgangs würde sich das wohl auch nicht mehr ändern. Ich folgte also indirekt dem Klappern und zog den Reißverschluss der Zeltöffnung herunter, um einen Blick nach draußen werfen zu können.
 

Vor mir stand der Campingbus, in welchem eine kleine Lampe für Licht sorgte, was mir wiederum sagte, dass Chris scheinbar dort drin irgendetwas tat. Ich entschied mich kurzerhand mich zu ihm zu gesellen und wickelte dafür die dünne Wolldecke, die ich noch zusätzlich auf meinem Schlafsack liegen hatte, um mich und zog mir schnell meine Schuhe über, bevor ich das Zelt vollständig öffnete.

Eigentlich war es schon fast zu schade zum Campingbus zu gehen. Leichter Nebel lag auf dem kleinen See. Der Himmel hatte sich zugezogen, weshalb die Sonne keine direkten Strahlen von sich geben konnte, wodurch die Umgebung fast schon etwas Unheimliches hatte. Doch es war einfach zu kalt und ich war zu müde, als dass ich mich nun damit länger beschäftigen wollte.
 

Vorsichtig öffnete ich die Seitentür des Campingbusses, um Chris nicht zu erschrecken, doch ich machte mir zu große Sorgen darum. Auch er hatte sich in eine Wolldecke gewickelt und saß vor dem kleinen eingebauten Gaskocher, auf dem etwas köchelte. Seine Augen waren fast geschlossen und wenn er die Gasflamme nicht vor sich gehabt hätte, dann wären sie es wohl auch ganz. Er machte den Eindruck, als würde es ihn nicht interessieren, dass sich jemand zu ihm gesellte.

Stumm setzte ich mich neben ihn, nachdem ich die Tür möglichst leise wieder zugezogen hatte. Wenn ich bisher eines während unserer Reise gelernt hatte, dann, dass er ein größerer Morgenmuffel als ich war.

Schließlich machte er mit einem murrenden Geräusch auf sich aufmerksam und deutete auf den Kocher, auf dem der Kaffee, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, scheinbar fertig war. „Gerne“, antwortete ich leise und Chris verzog sein Gesicht.

„Nicht reden“, murmelte er verstimmt, was bei mir jedoch nur ein leises schnaubendes Lachen hervorlockte.
 

Schließlich drückte er mir eine Tasse mit dampfendem Inhalt in die Hand und zeigte dann auf eine Tüte mit Toastbrot.

Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als ich ihm auch auf diese stumme Frage antwortete. „Gerne nehme ich auch ein Stück Toast.“ Es schien so, dass mich nichts mehr von meiner eigenen schlechten Laune am Morgen ablenkte, als Chris ein wenig zu ärgern.

Er schien es aber zu ignorieren und griff stattdessen nach dem Metallgestell, mit welchem man Toast auf dem Gaskocher toasten konnte. Dann setzte er sich wieder hin und schweigsam tranken wir unseren Kaffee und warteten darauf, dass unser Essen fertig werden würde.

Schließlich hielten wir auch unsere belegten Brotscheiben in den Händen und aßen schweigsam, während es draußen immer heller wurde und uns hier im Wageninnere zunehmend wärmer.
 

Als wir fast fertig waren, mit unserem Frühstück, horchten wir beide plötzlich auf. Neben dem Campingbus konnte man deutlich eine Art Schnauben und Grunzen hören. Dann klimperten Metallstangen.

Verwirrt sahen wir uns beide nach den Geräuschen um und wurden bei unseren Zelten fündig.

„Das ist doch ein Scherz!“, stieß Chris aus, blieb dabei jedoch recht leise.

Ein Wildschwein stand mit seinen Vorderbeinen in einem der Zelte, welches bereits mehr lag, als stand. Das erklärte somit das Geräusch der Metallstangen. Beim genauerem hinsehen konnten wir noch mehrere Frischlinge sehen, sowie zwei weitere Wildschweine, die langsam aber sicher unser kleines Lager durch schnüffelten.
 

„Wenn wir Krach machen, erschrecken sie vielleicht und verschwinden wieder“, schlug ich vor, verharrte aber ebenso wie Chris die ganze Zeit über auf meinem Sitzplatz.

„Oder sie werden aggressiv und greifen meinen Bus an“, spielte er den Gedanken weiter und wirkte wenig überzeugt davon.

„Also warten wir einfach nur ab?“, fragte ich leise, um bloß nicht die Tiere auf uns aufmerksam zu machen.

„Ich trauere lieber ein paar Zelten nach, als dass sie mir den Lack zerschrammen“, erklärte er grummelnd, als auch schon das Geräusch von reißendem Stoff zu uns in den Wagen drang und ein weiteres Gestänge umfiel.
 

Ich wusste auch nichts Besseres, was wir hätten tun können. Um ehrlich zu sein, war ich gerade ein wenig überfordert mit der Situation, denn mir war nicht der Gedanke gekommen, dass wir auf solche Tiere hätten stoßen können. Das Einzige, was ich wusste, war, dass Wildschweine gefährlich werden konnten, wenn man sie denn reizte. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass sie eigentlich scheue Tiere waren, die nicht unbedingt die Nähe des Menschen suchten. Doch Chris Gedanken stimmten schon. Was, wenn die Tiere sich nicht verschrecken ließen, sondern viel mehr zum Angriff ansetzten? Wir konnten nicht mal den Motor starten, es sei denn wir verließen den Campingbus, um dann noch vorne zum Fahrer- und Beifahrersitz zu kommen.
 

Somit saßen wir also beide nur Stumm da und schauten den Wildschweinen dabei zu, wie sie unsere Sachen nach Fressen durchsuchten. Wir konnten wohl froh sein, dass wir keine wichtigen Sachen, bis auf unsere Schlafsäcke vielleicht, in den Zelten hatten.

Irgendwann zogen die Tiere dann wieder von dannen und die Überreste unserer Sachen lagen verstreut um den Bus herum.
 

Ende Kapitel 5



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