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Flügelschwingen - Adventskalender

von

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Türchen 18

Unbehaglich blickte Gerhard sich um.

Die Villa war eindrucksvoll.

Alles war aus Marmor, dunklem Holz und rotem Samt. Insgesamt wirkte die Einrichtung edel, aber gleichzeitig erdrückend finster und schwer.
 

„Das ist doch völlig verrückt!“ Natashas bestimmter Tonfall zwang Gerhards Aufmerksamkeit wieder zu ihr. Gerhard hatte Natasha angerufen und sich zum Kaffee eingeladen. Er wusste, dass die Familie in der Regel lieber Besuch empfingen als dass sie sich selbst außer Haus begab.
 

„Die Kinder möchten doch nur feiern!“, beharrte Gerhard auf seinem Standpunkt. Seine treuherzigen Augen waren das Gegenteil von Natashas stechend scharfem Blick. Seine weichen Züge den kantigen von Natasha gegenüber. Gerhard kräuselte die buschigen Augenbrauen. „Wir alle wissen, dass du auch nicht bloß immer auf deinem Zimmer gesessen bist.“ Er zwinkerte ihr zu. Natashas Mundwinkel zuckten. Sie wusste nicht genau, worauf er anspielte: Ihre geschiedene Ehe mit einem Ganoven. Ihre Affäre. Oder auf irgendetwas anderes, was er aus Erzählungen seines damaligen Freundes Ilya zu wissen glaubte.
 

„Katiya ist anders.“ Natashas Stimme duldete keinen Widerspruch. Ihre Miene war voller Endgültigkeit.

„Daran hege ich keinen Zweifel“, kicherte Gerhard in sich hinein und bedachte Natasha dabei mit einem väterlichen Blick. Natasha stellte es die Nackenhaare auf und sie hob ihrerseits eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Gerhard sollte mal nicht vergessen, wer hier der Herr im Haus war – oder hier an dem Tisch. Er war alt. Im Alter ihres Vaters. Dennoch brauchte er nicht so zu tun, als würde er sie kennen. Oder verstehen.
 

„Es wird keine Feier geben.“

„Und ich sage, dass es eine geben wird!“ Gerhard blieb standhaft.
 

Natashas Mundwinkel zuckten. Sie war gereizt, aber wahrte der Form halber ein höfliches Lächeln.

„Sei nicht töricht!“ Alter Mann, fügte sie in Gedanken hinzu.

Gerhard seufzte.

„Was hältst du davon, wenn wir ein großes Fest machen. Im Kreise der Familien.“

Natasha horchte auf.

„Ein großes Event?“

Gerhard nickte.

„Ja. Deine Familie könnte es als ihre Idee verkaufen. Ein Fest für die Stadt. Dort können dann auch Sachi und Katiya mit ihren Freunden feiern. Und du hast ein Auge auf sie.“ Gerhard wusste nicht recht, ob er den Kindern – die wirklich schon lange keine Kinder mehr waren! – einen Gefallen tat. Aber lieber solch eine als gar keine Feier. Oder? Gerhard beobachtete, wie es hinter Natashas Stirn arbeitete, als suchte sie den Haken an der Sache.

„Na schön“, meinte sie schließlich und griff nach ihrer Kaffeetasse, als wollte sie ihm zuprosten. „Dann wird es ein Weihnachtsfest für die Stadt geben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  XxKumoxX
2018-12-21T10:45:25+00:00 21.12.2018 11:45
Eine große Party? Ob sie das glücklich macht? :o


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