Zum Inhalt der Seite

Flügelschwingen - Adventskalender

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Türchen 19

Sie hatten schon lange nicht mehr zusammen gegessen. Einer von ihnen war immer außer Haus. Zudem kochten sie beide nicht gerne. Heute jedoch sollte einer dieser Tage sein, an denen Natasha und Katiya sich wenigstens auf einen Kaffee zusammensetzten.
 

„Ich habe in einer Stunde einen Termin“, eröffnete Natasha das Gespräch und erstickte das Gefühl eines ausführlichen Mutter-Tochter-Erlebnisses im Keim. Katiya jedoch wollte sich nicht entmutigen lassen. Es war Natasha gewesen, die Kaffee für sie gekocht und sie zu sich gerufen hatte. Katiya verstand das als eine Art Friedensangebot.

Ohne einen weiteren Kommentar setzte Katiya sich zu Natasha auf die lederbezogene Couch. Der Kaffee war frisch, aromatisch und wohlig heiß.
 

„Es ist in Ordnung, wenn du Weihnachten mit deinen Freunden feiern willst.“ Natasha atmete auf, als wäre es ihr schwergefallen, diese Worte auszusprechen. Katiya horchte auf. Wagte es kaum, zu glauben, was sie hörte.

„Auf einmal?“ Katiya blieb skeptisch.
 

Wo war der Haken?
 

Natasha zauderte ihrerseits ebenfalls. Auf den ersten Blick wirkte sie gleichgültig, beinahe unbeteiligt. Doch so gut kannte Katiya ihre Mutter: Wenn man genauer hinsah, sah man, dass Natasha … nervös war?
 

„Als ich so alt war wie du, Katiya, habe ich viel falsch gemacht.“ Wieder ein Satz, der Natasha nicht leicht über die Lippen kam. Katiya wartete ab. Wie oft wünschte sie es sich, einmal ein offenes Tochter-Mutter-Gespräch mit Natasha zu führen! Über ihre Familie. Oder ihren Vater.

Bislang jedoch hatte Natasha Katiya jeglichen Zugang zu ihrem Herzen verwehrt. Sie war wie ein verschlossenes Buch. Ein geheimer Raum, dessen Tür immer einen Spalt weit offenstand und dann im letzten Moment wieder zugezogen wurde.

„Ich mache nichts falsch, wenn ich mit meinen Freunden feiere.“ Katiya blieb ruhig. Sie selbst wusste nicht, ob sie in die Verteidigungshaltung gehen sollte oder nicht.
 

„Ich möchte ein großes Fest ins Leben rufen“, fuhr Natasha fort. Katiya zog die Brauen zusammen. Wie passte das zu ihrem letzten Satz …? „Mit den anderen Familien.“ Katiya merkte, wie ihr die Gesichtszüge entgleisten. Eine offizielle Veranstaltung …?
 

„Deine Freunde sind auch eingeladen. Auch die … beiden“ Natasha zog die Augenbrauen hoch. Sie sah aus, als würde sie sich einen abfälligen Kommentar verkneifen. „… die du über Sachi kennst.“

Katiya trank einen Schluck von ihrem Kaffee.

Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Aus den großen Wohnzimmfenstern konnte man in den verschneiten Garten blicken. Eine offizielle Feier war anders, als das, was sie geplant hatten. Nichts, was Katiya im ersten Moment gefallen wollte. Dennoch wusste sie es zu schätzen, dass Natasha ihr entgegenkam. Zu akzeptieren schien, dass sie ein eigenständiger Mensch mit eigenen Wünschen und Sehnsüchten war.
 

Katiya zuckte in einem schwachen Lächeln die Achseln. Ein Teil von ihr hätte sich gerne bedankt. Hieß das, dass Natasha sie endlich losließ? Sie losließ, damit sie sich neu begegnen konnten?
 

Und auch, wenn Natashas Vorschlag sie nicht völlig begeisterte, wollte sie ihn nicht gleich ablehnen. Sie zuckte noch einmal die Achseln. „Gut“, meinte sie. „Ich denke drüber nach.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  XxKumoxX
2018-12-21T10:45:59+00:00 21.12.2018 11:45
Die Spannung zwischen den beiden ist fast zum Anfassen ^x^


Zurück