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Kristalldrache

Sesshoumaru / Kagome
von

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Schirmkappenpilz II

Kristalldrache

- Schirmkappenpilz II -
 

Autor: Morgi

Beta: - - - - -

Fandom: Inu Yasha

Genre: Humor, Drama, Romantik (Hetero), Epik

Trigger: Gewalt, Tod

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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20
 

Die Fürstin war über Kagomes Fragen still geworden. Unangenehm still, doch dann hob sie die samtblaue Ärmelschleppe an die Lippen und dämpfte ein Lachen, heiter und so unverhohlen, das selbst ein Reiher viele Dutzend Schritte entfernt überstürzt zwischen Rohrbinsen und Farn zum Himmel aufstieg. Federn stoben. Die Silhouette war kaum zwischen den Wolkenbergen verschwunden, als sich die Herrin der Hunde zu einem Flüstern mäßigte.

"Es ist dein Glück, dass ich an diesen Worten Gefallen finde." Das Menschenkind trotzte ihr tatsächlich, widerspenstiger als ein Eibenbaum, doch unter Sesshoumarus Augen verzichtete sie darauf, ihr das Genick wie einen trockenen Ast zu brechen. Ihr Lebensfaden war kurz. Die Reise zu den unwirtlichen, schneebedeckten Hängen des Nordens würde ihn genug strapazieren. "Es hätte mich verstimmt, wäre Sesshoumaru mit einem dümmeren Frauenzimmer vor mir erschienen. Die zweite Gattin meines Gefährten ähnelte dir, mein Kind. Ich will daher gnädig sein und dir antworten."

Kagome hielt ihrem Blick stand, obwohl sie das Gefühl heimsuchte, unter ihrem Tonfall zu schrumpfen. Bloß nicht einschüchtern lassen! Was hatte sie denn erwartet? Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm: Die Luft mochte frisch und kühl an den Falten ihres Hakamas zupfen, doch die Walderde knisterte unter ihnen wie Seidenpapier. Mühsam ignorierte sie die verkohlten Farne, auf denen ein dünner Film ruhte, bevor dieser von den Blattspindeln kroch.

Oh bitte nicht.

Wer auch immer freiwillig in diese Familie einheiratete, musste von allen guten Geistern verlassen sein! Diese Dämonin würde jeder Schwiegertochter die Hölle auf Erden bereiten. Durch welchen Zufall auch immer die zweite Gattin – Izayoi, Inuyashas menschliche Mutter – ein Aufeinandertreffen überlebt hatte, die Begegnung konnte nicht angenehmer als ihre verlaufen sein. Am liebsten hätte sie die Umstände hinterfragt, aber nein. So mutig war sie nicht.

Sie wollte heim, statt mit ihrer falschen Schwiegermutter am Rande einer Lichtung aus Zedern und Haselnussbüschen zu schweigen. Sesshoumarus Mutter musterte sie, während die rotlackierten Klauen über den Halskettenrand aus Gold und Perlmutt strichen. Einzig das Funkeln in den Augen der Herrin der Hunde verriet, dass sie sich äußerst bewusst über ihren zunehmend gereizten Welpen war – ja, selbst Kagome erkannte seinen schärfer hervortretenden Kieferknochen.

"Nun, Mutter?", brach er die Stille.

"So ungeduldig? Ich hatte nicht erwartet, dass du mich drängen würdest, Sesshoumaru", klagte die Fürstin, bevor sie die schweren Pelze bewegte, als laste das Gewicht der Welt und ein Makel auf ihren Schultern. "Wie unbeschreiblich menschlich von dir!"

"Lächerlich." Sesshoumaru lief prompt ein Kribbeln über den Unterarm, als wagten sich Spinnen ein weiteres Mal über seine Dämonenmale zu kriechen – aber der Spuk endete mit seinem warnenden Lächeln. So schwer der Atem auch in seinen Lungen brüten mochte, das Gift seiner letzten Widersacherin konnte ihn genauso wenig in die Knie zwingen wie das Youki seiner hochverehrten Mutter.

"Tze. Diese Ehe muss dir mehr bedeuten als ich es tue, um mich so zu brüskieren. Doch so sehr mich diese Erkenntnis schmerzt, dein verehrter Vater warnte mich bereits vor sechshundert Jahren. Ich erinnere mich gut an seine Worte: 'Was wäre es für ein Jammer, wenn er sich anders verhält ...'"

Waidwund musterte sie die Baumkronen, ohne eine Silbe an das unverfälschte Lachen des alten Inu no Taishous zu verschwenden. Dieser Schuft! Ihr Gatte hatte sich dabei hinter das schwarze Lacktablett mit den goldenen Kranichen in seinen Klauen geduckt – gerade rechtzeitig, um sich ihr frisch befülltes Sakeschälchen nicht in Scherben von der Seide sammeln zu müssen, nachdem er ihr Alter mit dem der zukünftigen Braut ihres Kindes vergleichen musste. Zu alt, huh?

Es war nur gerecht, dass Sesshoumaru die Ehe seiner Eltern genauso wenig verstand wie sie die Wahl dieser Miko. Sie würde später den Flohgeist befragen, wann ihm die ersten Gefühle für das Mädchen aufgefallen waren – und warum Myouga als Berater der Familie glaubte, ihr derlei in diesem Leben verschweigen zu können.

Zwielichtig verbarg sie den Groll hinter einem Augenaufschlag. "Es gibt nichts, was ich über ein Hindernis zu berichten wüsste", offenbarte sie letztlich. "Solange ein Drachenei von der Macht eines Daiyoukais umgeben ist, schlüpft das Jungtier. Manche bevorzugen die Nähe heißer Quellen, andere Wasserfälle oder die tiefsten Schwärzen der Gletscherhöhlen."

Sesshoumaru betrachtete sie ungerührt. "Diese Wahl ist mir einerlei. Verratet mir, an welchem Ort Ah-Uhn aus der Schale brach."

Was hatte sie doch für einen klugen, vorausschauenden Sohn. "Ah-Uhn interessierte stets das Ungewöhnliche. Er wählte ein Meer aus weißen Blumen, welches sich in jedem Herbst blutrot färbt. Du wirst die Pflanzen nicht verfehlen können, solange du dem Flusslauf des Ishikaris und den aufsteigenden, wärmenden Dämpfen zum Gipfel folgst. Der Pfad führt an schwachen Dämonen vorbei, die dich kaum behelligen werden."

"Abschaum bedeutet mir nichts. Eure Sorge ist an mir verschwendet, Mutter." Er wandte sich ab, doch ehe er den ersten Schritt zurück zur Baumlinie tat, fiel sein Blick auf Kagome. Flüchtig nahm er die Linie ihres dichten Wimpernkranzes wahr, dann neigte er sich ein weiteres Mal ihren nervösen, trockenen Lippen zu. "Ich vermute, sie scheitern bereits an deinen Kräften." Ohne das Schauspiel weiter zu strapazieren, ging er los und nahm hin, dass sich seine vorgetäuschte, zukünftige Gefährtin blass zur Herrin der Hunde umdrehte.

Kurz nur, natürlich.

Kagome wich wie eine Meise über die dunkle Walderde zurück, weil der Dunst dämonischer Energien fahl und dürr auf sie zuschlich. Sie scheute sich sichtlich davor, der Fürstin den Rücken zuzukehren, aber dann erhaschte Sesshoumaru aus den Augenwinkeln das für Menschen so typische Luftholen und ein Stottern, das beiden Hundedämonen das Blut in den Adern gefrieren ließ. "V-Vielen Dank."

Übertreib es nicht!
 

21
 

Hatte sie ernsthaft geglaubt, nur sein Stolz konnte ihr zum Verhängnis werden?!

Kagome stieg aufgebracht über eine Erdwurzel hinweg, die tief im Moosbett verborgen lag und bald in Kraut und umgestürzte Zedern überging. Der Weg war beschwerlich, weil jede Unebenheit ihren Gleichgewichtssinn auf den Getas herausforderte, aber sie wollte im schwindenden Tageslicht nicht wüten. Sesshoumarus Atem klang verbissener als ihrer, während sich sein Fell unnachgiebig über den Boden schob und ihr den Weg wies. Wenn sie sich nicht täuschte, hielt er im Unterholz auf die zerstörte Zypressenholzbrücke und das Plateau zu. Das dumpfe, allmählich lauter werdende Wasserrauschen verriet die Nähe zum Fluss.

Aber weshalb?

Wollte er von dort aus nach Norden? Sollte sie klettern? Springen? Bis vor einer Stunde hatte sie es nicht einmal für möglich gehalten, dass er mit seiner Verletzung die Ufer des Uji Bashi erreichen könnte!

Oder feilscht er gerade um jeden Meter Abstand?

In dem Fall behielt sie den Gedanken besser für sich, dass die Fürstin mit einem einzigen, glühenden Blick in ihre wahre Gestalt übergewechselt war – eine Hundedämonin so elegant und schneeweiß, dass es nur ein Narr wagen konnte, ihr Fell mit einem Lehmklumpen zu streifen. Sie hatte verwandelt kleiner gewirkt als Sesshoumaru, aber um ein Vielfaches wendiger. Gottlob, dass sie fort war. Die andere Himmelsrichtung hatte sie wie eine Motte angelockt, allerdings zweifelte Kagome nicht daran, dass sie in wenigen Wimpernschlägen wieder hinter ihnen auftauchen konnte, sollte ihr der Sinn danach stehen.

Entzückend!

Mürrisch duckte sich die Miko unter einem tiefen, weit verzweigten Ast weg, ehe sie die Schultern emporzog und sich schüttelte. Das Kribbeln in ihrem Nacken ebbte weiter ab. Es tat ihr gut, vorerst einige Schritte Abstand zum Daiyoukai zu halten, aber das war nicht die einzige Erkenntnis. Sie verstand nun, warum Sesshoumaru die Einsamkeit der Wälder bevorzugte und Inuyashas schroffes, direktes Auftreten mit Verachtung beantwortet hatte, bevor er ihm versprach, die Klinge an seinem Hals zu schärfen. Bei der Mutter wäre ihr auch nichts anderes eingefallen!

Sein Vater musste einen wirklich beneidenswerten Geduldsfaden besessen haben, um das auszugleichen. Dafür sprach auch seine Weitsicht, die Gattin vor dem Gemütswandel Sesshoumarus im Beisein seiner Zukünftigen zu warnen – ha!

Der Arme. Wenn er gewusst hätte, dass ich nur eine Hochstaplerin bin.

Sie wollte ihr Glück nicht leugnen, beim ersten Mal davongekommen zu sein, aber der Gedanke nagte an ihr, wie Inuyashas Mutter dem Argwohn dieser Dämonin begegnet war. Für Izayoi hatte es keine Flucht in eine fünfhundert Jahre entfernte Zeitlinie gegeben. Es erschien ihr verrückt, die Frau für töricht zu halten. Wer in dieser Epoche aufwuchs, fürchtete Youkai, Krankheiten, Kinderlosigkeit, Schwiegermütter und so vieles mehr.

War Izayoi bereits verliebt gewesen, als ihr Sesshoumarus Mutter begegnet war? Schwanger? Hatte es mehr als ein Treffen gegeben?

Oder, befiel sie der Gedanke wie eine Heuschrecke, ließ Sesshoumarus Vater Tensaiga und Tessaiga wegen des drohenden Konflikts der Ehefrauen schmieden?

Nein, das klang absurd. Ein solches Detail sollte Toutousai über Jahre hartnäckig entfallen sein? Und der Floh Myouga erwähnte es ebenso wenig? Andererseits: Wer konnte es ihnen verübeln? Sie nicht. Es klang für alle Seiten gesünder, wenn man die Spannungen zwischen einer hochrangigen Dämonin und einer Fürstentochter hinter das Erbe der Söhne einreihte – und vielleicht war an Inuyasha gar nicht zu denken gewesen. Vielleicht ... ja, vielleicht hatte es sogar andere, gefährlichere Youkai gegeben, die den ursprünglichen Zweck maskierten.

Zwischen den Zedern konnte Kagome die Nacht in Schlieren über den Horizont aufziehen sehen, aber ihre Fragen ließen ihr keine Ruhe mehr. Es brannte unter ihren Fingernägeln, Antworten zu erhalten, obwohl sie neben dem tattrigen Schmied und Myouga nur einen Dämon kannte, der etwas darüber wissen musste.

Angespannt schob sie die Unterlippe zwischen ihren Zähnen ein Stück hin und her, während sie dem eindrucksvollen Schatten Sesshoumarus folgte.

Konnte sie das riskieren? Ihre Neugierde hatte nichts mit dem Befehl seiner Mutter oder den weißen Blumen zu tun. Sie wollte nur besser für das nächste Treffen gewappnet sein, indem sie aus den Stolperfallen der Vergangenheit lernte. Ach, das Thema war zum Haareraufen. Es glich verbrannter Erde, seit der Mann vor ihr Izayois Gestalt in einer Liste dazu benutzt hatte, um Inuyasha in eine Falle zu locken. Wahrscheinlich verzichtete er lieber auf seine geerbten Titel, als über die zweite Frau an der Seite seines Vaters zu sprechen.

Sollte sie das Pferd stattdessen von hinten aufzäumen und sich auf Tessaiga konzentrieren, welches er für einige Hiebe zu ihrem Schutz geführt hatte? Oder sprang sie direkt ins kalte Wasser und fragte ihn, was seine Mutter mit dem Vergleich gemeint hatte?

Fieberhaft starrte sie Löcher in Sesshoumarus Schulterpelz, während das Drachenei in den Härchen verborgen dahintrudelte und über abgeknickte Laichkrautstängel, Brunnenkresse und Gräser kullerte. Manchmal hüpfte die gefleckte Schale über Kieselsteine, als wolle sie sich einen Überblick verschaffen – und Kagome ertappte sich bei der Fantasie, wie ein frisch geschlüpfter Ah-Uhn die Nüstern in Blütenblätter schob, selig die Klauen an den Schuppenleib schmiegte und sich herumwälzte, bis er gegen die Schuhspitzen seines Meisters stieß.

Als Sesshoumaru dann von einem Augenblick auf den anderen anhielt, kiekste sie und trat fast auf sein Fell. War das sein Ernst?

Verärgert senkte sie ihre Augenbrauen, während sie den schmalen Spalt zwischen dem weißen Fell und ihrem Fuß wieder vergrößerte, doch sein Knurren erschütterte sie. Selbst im Zwielicht erkannte sie seinen Seitenblick und die roten Fäden in der Iris so deutlich wie ihre Hand.

"Ich bin nicht in der Stimmung zu raten, was dich beschäftigt."

"Ach?" Da wäre sie ja im Lebtag nicht drauf gekommen!

"Du verschwendest meine Zeit, Miko. Sprich es aus oder unterlass deine Geräusche." Er hatte es bei Rin nicht geduldet, wenn sie wie ein Rattenyoukai ihre Lippen zwischen die Zähne zog. Warum sollte er es dieses Mal hinnehmen? Seine Unterwolle krauste bereits nahe des Halses, als sei sie verfilzt und gegen den Strich ausgebürstet worden. "Ich höre."

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Schön, aber hört Kagome auch auf ihn? Hält Frau Mama solange ihr Wort und gibt auf die Begleiter Acht? Erfahrt es in Kapitel #12, "Schirmkappenpilz III".



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SUCy
2023-01-06T17:19:21+00:00 06.01.2023 18:19
Seine Mutter ist schon so ein highlight XD Ich kann mir auch nichts schöneres Vorstellen, als ihre Schwiegertochter zu sein... Auser einen Kopfschuss vielleicht XDDD
Und jetzt bin ich echt gespannt, was und ob sie fragt :D
Antwort von: Morgi
06.01.2023 18:21
Haha! Made my day. Kopfschuß oder auch "solange es nicht in einer misslungenen Form des Russisch Roulette endet"? Dabei hast du die meisten Erfahrungen mit großen, völlig harmlosen Hunden! Wenn es eine überlebt, dann du!
Antwort von:  SUCy
07.01.2023 21:18
Die Frage ist doch, in welchem Zustand XD


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