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Champ Stories

Band 1: Endynalos
von
Koautor:  Flordelis

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich mal ein winziger Hauch von Plot. :,D Komplett anzeigen

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Wie wäre es mit etwas Ablenkung?

Sorgsam stellte Glurak das ganze Gepäck auf dem Boden ab, während neben ihm nach und nach der Rest von Delions Pokémon-Team erschien. Aus den rötlichen Lichtstrahlen der Pokébälle wurden Durengard, Maxax, Katapultdra, Intelleon und vor allem das kleine Pichu, das sofort ein triumphales „Chu!“ von sich gab, sichtbar. Pantifrost war nicht dabei, demnach musste Delion ihn vorerst zur Ranch gebracht haben, weil er den Platz für das Baby benötigte.

Raelene holte ebenfalls ihre Pokébälle hervor, flüsterte ihnen leise etwas zu, und warf sie anschließend allesamt mit Schwung nach vorne. Zamazenta war der erste, der mit einem melodischen Heulen auf der Bildfläche erschien. Danach folgten Liberlo, Wolly, Dedenne, Feelinara und natürlich Azurill. Genau wie Delion hatte auch Raelene schweren Herzens ein Pokémon bei der Ranch abgegeben, nämlich Gorgasonn – und sie fehlte ihr bereits furchtbar.

Im Vergleich zu den anderen waren Pichu und Azurill winzig. Letztere war kaum frei, da hüpfte sie auch schon vergnügt auf der Stelle herum. Neugierig drehte Azurill sich dabei im Kreis und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, weil so viele verschiedene, noch dazu voll entwickelte und starke, Pokémon zu sehen waren. Als sie dann Pichu erblickte, stieß sie ein „Rill!“ zum Gruß aus und hüpfte auf ihn zu, vermutlich um zu reden und direkt zu spielen.

Pichu erwiderte ihren Gruß mit einem „Pi!“, als er Azurill erkannte und sprintete auch auf sie zu. Aber nur, um sie dann im nächsten Moment mit sich zu winken und zu Maxax zu rennen, der die beiden nur interessiert musterte.

„Pi pi! Chu!“

Zur Demonstration seiner Erklärung kletterte Pichu sofort an Maxax hinauf und bedeutete Azurill anscheinend, es ihm gleichzutun. Von Maxax kam ein zustimmendes Brummen. Staunend hatte Azurill Pichu mit glänzenden Äuglein beobachtet und nach der Einladung von Maxax folgte sie seinem Beispiel furchtlos. Zwar hatte Azurill keine Arme, konnte durch ihre gezielten Sprünge und mit Hilfe ihres Schweifs trotzdem problemlos an diesem Riesen hochklettern. Oben angekommen, rief sie ihre Begeisterung in die Welt hinaus.

Raelene lächelte sanft, während sie das beobachtete, riss ihren Blick jedoch von den Babys los und wandte sich dann den anderen zu. „Wir campen heute zusammen mit Delion und seinen Pokémon. Und zwar freundschaftlich, also vertragt euch gut.“

Bislang hatte sie mit ihrem Team stets Kämpfe gegen Delion ausgefochten, weshalb sie vorsichtshalber betonte, dass es diesmal nicht um so etwas ging. Feelinara nickte, mit einem treuherzigen Lächeln, bei ihr musste Raelene sich auf jeden Fall keine Sorgen machen. Die Grolldras von Katapultdra schienen auf Anhieb von Feelinaras bandförmigen Fühlern begeistert zu sein und schwirrten deshalb bereits fröhlich um sie herum, was bei Katapultdra zu einem glücklichen Lächeln führte. Feelinara wirkte auch absolut entzückt von den kleinen Grolldras und ließ sie mit ihren Bändern spielen.

Liberlo dagegen hatte Glurak ins Visier genommen. In den Augen von Raelenes Partner war sofort der Funke der Rivalität entflammt und Liberlo war so energiegeladen wie immer. Unruhig hüpfte er von einem Fuß auf den anderen. Aufmerksam behielt Glurak Liberlo im Auge, ohne dabei zu auffällig zu sein. Da er wesentlich reifer und geduldiger war als Liberlo, wenn Raelene das bisher richtig eingeschätzt hatte, müssten sie sicher keinen ernsthaften Stress zwischen den beiden befürchten.

Wolly und Dedenne waren beide vollkommen von dem Dyna-Baum abgelenkt und bewunderten ihn mit riesigen Augen, obwohl sie ihn nicht zum ersten Mal sahen. Intelleon stand bei ihnen und betrachtete dieses Wunder der Natur ähnlich interessiert. Es wirkte vollkommen natürlich, sie so beisammen zu sehen. Schließlich bemerkte Wolly aber, dass auch Delions Pokémon da waren und hüpfte aufgeregt auf Glurak zu, damit sie blökend um ihn herumlaufen konnte. Wolly wurde von Glurak um einiges milder betrachtet, vermutlich empfand er sie weniger als Konkurrenz. Und außerdem kannte er dieses Verhalten von Wollys bereits aus Furlongham.

Durengard war der einzige, der sich nicht für die anderen Pokémon interessierte. Sein Blick galt nur Raelene, während er in Schildform schützend vor Delion schwebte. Ein wenig fühlte sie sich von diesem Blick durchbohrt. Sie erinnerte sich, wie sehr sie sich an Durengard beim Champ-Cup gegen Delion damals die Zähne ausgebissen hatte, bis sie ihn endlich besiegen konnte. Darum war ihr etwas unwohl dabei, von ihm nun so prüfend angestarrt zu werden.

Delion, der von Durengard derart abgeschirmt wurde, lehnte sich weit genug zur Seite, so dass er ihr zulächeln und mit einem Zwinkern zu seinem Beschützer deuten konnte. Anscheinend wollte er ihr Mut machen und sie dazu bringen, einfach mal mit Durengard zu sprechen. Unsicher kratzte Raelene sich am Hinterkopf und beschloss, vorsichtig auf das Pokémon zuzugehen, aber einen respektvollen Abstand zu halten.

„Hallo, Durengard. Es kann sein, dass wir uns jetzt öfter sehen. Nicht als Gegner.“ Damit sie kleiner als das Pokémon war, ging sie in die Hocke und lächelte freundlich. „Ich bin beruhigt, dass Delion so einen guten Beschützer hat. Danke, dass du auf ihn aufpasst~.“

Durengard stieß ein kaum hörbares Geräusch aus. Offenbar war er aber zufrieden, denn er schwebte plötzlich zu Glurak hinüber und betrachtete sich Raelenes Wolly genauer. Das Schaf-Pokémon grüßte ihn herzlich und lief nun stattdessen um Durengard herum, der sich ratlos mit ihr mit drehte.

„Scheint, als hättest du ihn mit deinem Lob erst einmal überzeugt“, sagte Delion zufrieden, wobei er ihr nochmal zuzwinkerte. „Wundere dich aber nicht, wenn er dich weiter im Auge behält.“

Raelene stellte sich wieder aufrecht hin und schob dabei ihre langen Haare zurück nach hinten. Sie war sichtlich erleichtert. Bislang lief das Kennenlernen angenehm friedlich ab, so wie sie es sich erhofft hatte. Solange das so blieb, könnten alle ziemlich gute Freunde werden.

„Das kann ich mir gut vorstellen. Es beruhigt mich gleichzeitig aber wirklich sehr, dass du ihn hast.“ Sie beugte ihren Oberkörper in Delions Richtung. „Also wohl besser keine Küsse vor Durengard, was?“

Sich vor allen Pokémon zu küssen wäre ohnehin irgendwie ... peinlich, aber Raelene meinte es auch eher neckend.

Delion lachte amüsiert. „Ich denke, vor deinem Beschützer wären Küsse auch nicht sonderlich angesagt.“

Meinem Beschützer?“

Nickend deutete Delion zu Zamazenta, der zwischendurch an Raelenes Seite gekommen war und sich neben sie gesetzt hatte. Das legendäre Pokémon betrachtete Delion eingehend und neigte leicht den Kopf zur Seite. In diesem Moment schien Delion ähnlichen Respekt gegenüber Zamazenta zu empfinden, wie Raelene für Durengard vorhin. Dabei wirkte Zamazenta kein bisschen feindselig oder vorsichtig. Dennoch konnte Raelene das verstehen. In Delions Herzen war Zamazenta sicher fest mit der Erinnerung an damals verknüpft, als er alleine gegen Endynalos gekämpft hatte.

Zamazenta schüttelte den Kopf und brummte leise. Hoffentlich sollte das keine zustimmende Geste auf Delions Aussage sein, denn für derart groß hatte Raelene seinen Beschützerinstinkt nicht eingeschätzt. Dann stieß er auch noch ein kurzes Heulen in Richtung Delion aus, und sah anschließend Raelene bedeutsam an. Erst musste sie überlegen, was er zu sagen versuchte, aber an seinem Blick konnte sie es letztendlich doch erahnen. Genau wie damals, im Kampf gegen Endynalos. Dort hatte Zamazenta auch diese Entschlossenheit in den Augen gehabt.

„Ich glaube, Zamazenta will dir dafür danken, dass du Endynalos damals so lange in Schach gehalten hast“, übersetzte Raelene für ihn. „Ohne dich wäre es auch mit seiner Hilfe wahrscheinlich zu spät gewesen.“

Dieser Dank kam merklich unerwartet für Delion, der überrascht blinzelte. Vermutlich hatte er bislang sehr gemischte Gefühle gehabt, was Zamazenta und auch Zacian betraf. Nun nachträglich so ein großes Lob zu bekommen und zu erfahren, dass er im Grunde genauso an der Rettung von Galar mitgewirkt hatte wie Hop und Raelene, zauberte Delion ein strahlendes Lächeln ins Gesicht.

„Hey, kein Problem, das habe ich gern gemacht“, versicherte er. „Es ging immerhin auch um meine Heimat.“

Darauf schnaubte Zamazenta freundlich, bevor er sich spontan an Ort und Stelle hinlegte, um ein wenig zu schlafen. Das kannte Raelene schon von ihn, so verhielt er sich immer. In Wahrheit war Zamazenta aber wahrscheinlich dennoch stets aufmerksam und würde drohende Gefahr als erster von allen wahrnehmen.

„Er ist eigentlich immer sehr entspannt“, meinte Raelene. „Mach dir um ihn keine Sorgen.“

Sie sah wieder zu den anderen Pokémon. Wollys Bewunderung schien nun gänzlich auf Durengard konzentriert zu sein. Feelinara hatte sich mit den Grolldras und Katapuldra zu Maxax sowie den Babys gesellt. Dedenne fraß inzwischen eine Beere, die in der Nähe auf dem Boden herumgelegen haben musste. Und weil Glurak von Wolly abgelenkt worden war, hatte Liberlo sich zum Plaudern zu Intelleon gestellt und zeigte diesem mit Eifer seine neuesten Tricks.

„Sieht richtig gut aus~. Unsere Pokémon sind eben genauso charmant wie wir.“

Raelene lachte über ihre eigenen Worte. Normalerweise lobte sie sich mit solchen Aussagen nur ungern selbst, aber in Gegenwart von Delion kam es ihr so leicht über ihre Lippen. Wenn ihre PR-Agenten sie so sehen könnten, würden sie wohl ihren eigenen Augen nicht trauen.

Delion verschränkte die Arme vor der Brust und nickte zufrieden. „Ja, sie spüren eben den Champ-Geist in den jeweils anderen Pokémon! Und möglicherweise hat es was damit zu tun, dass wir zwei schon so friedlich miteinander sind.“

Anhand seiner Betonung meinte er sicher eher verliebt. An seinen Worten war etwas Wahres dran. Ihre Pokémon waren schon so lange bei ihnen – abgesehen von den Babys – dass sie genau spüren mussten, was sie für den jeweils anderen empfanden und das vermutlich in ihr Verhalten einfließen ließen.

„Ich bin froh, dass es so gut gelaufen ist“, fügte Delion hinzu.

Gerade, als Raelene ihm zustimmen wollte, schrie Dedenne aus heiterem Himmel auf und rannte, bitterlich weinend, zu Feelinara. Anscheinend hatten zwei wilde Raffel dem Kleinen seine Beere weggenommen und deswegen war er nun traurig. Zamazenta öffnete die Augen und hob kurz den Kopf, senkte ihn aber wieder, als er keinerlei Gefahr ausmachen konnte. Auch Raelene wusste, dass sie noch nicht eingreifen musste, beobachtete das Ganze jedoch weiter.

Während Dedenne sich schutzsuchend an Maxax klammerte, ohne diesen überhaupt zu kennen, ging Feelinara zu den Raffel hinüber und redete freundlich mit ihnen. Die Eichhörnchen-Pokémon wurden etwas verlegen, entschuldigten sich und gaben ihr die Beere zurück, bevor sie sich eine andere in der Nähe des Baumes suchten. Mit dieser Beere ging Feelinara zurück, um sie Dedenne wiederzugeben ... aber plötzlich stürzte sich Azurill von oben herunter und schnappte sich das Essen lachend. Erneut fing Dedenne an zu weinen, noch heftiger als vorher.

„Oh-oh.“ Jetzt musste Raelene doch eingreifen – Azurill war eben noch neu im Team und musste lernen, wie die Harmonie unter diesen neuen Pokémon funktionierte. „Ich muss eben schnell den Streit schlichten.“

„Ja, das wäre wohl besser“, entgegnete Delion verstehend.

Maxax gab sich schon besonders viel Mühe, Dedenne zu trösten, was von Pichu mit einem fragenden Blick quittiert wurde. Offensichtlich verstand das Baby nicht so recht, was eigentlich das Problem war. Sogar eines der Grolldras ließ von Feelinaras Fühlern ab, um nachzusehen, was mit Dedenne los war. Das andere Grolldra blieb zurück und gab sich nun selbst als eines der Bänder aus.

Hastig eilte Raelene zu den Pokémon, um ihnen zu helfen – und Azurill somit die erste wichtige Lektion beizubringen, sobald sich alle beruhigt hatten. Sie kniete sich neben Dedenne ins Gras, redete ihm gut zu und tätschelte ihn behutsam. Das erforderte mehr Einfühlungsvermögen, als gedacht, weshalb sie sich voll und ganz auf ihr Pokémon konzentrierte.

Selbst nachdem Azurill sich aufrichtig bei Dedenne entschuldigte, wollte er sich nicht so richtig beruhigen. Nach einer Weile kam ihnen dann Pichu zu Hilfe und klammerte sich an Dedenne fest, bevor er dessen Wangen an seine rieb und ihm einen kleinen elektrischen Schock verpasste. Ein überraschtes Quieken folgte, gefolgt von einer Erkenntnis, die Dedennes Augen zum Leuchten brachten. Auf einmal schien er seine Trauer von eben gänzlich vergessen zu haben und plauderte munter drauflos, den Blick fest auf Pichu fixiert.

Schmunzelnd schüttelte Raelene den Kopf. „Ach so, jetzt ist dir die Beere auf einmal nicht mehr so wichtig, hm?“

Vorsichtshalber ging sie trotzdem zu ihrem Rucksack und holte einige weitere Beeren hervor, die sie gerecht unter den Pokémon verteilte, so dass es zu keinem weiteren Streit mehr käme. Danach redete Raelene streng, auch wenn es ihr schwerfiel, mit Azurill und erklärte ihr, dass sie anderen nicht einfach etwas wegnehmen durfte. Nachdem danach jeder wieder entspannt und zufrieden wirkte, vor allem Dedenne, der in Pichu so eine Art Elektro-Kumpel zu sehen schien, konnte Raelene sie in Ruhe weitermachen lassen und wandte sich Delion zu.

Dadurch bekam sie gerade noch mit, dass Zamazenta neben ihm Platz genommen hatte und soeben aufstand, um wachsam in der Gegend zu patrouillieren. Als wollte Zamazenta sofort bereit sein, falls sich eine Bedrohung näherte. Sein ungewöhnliches Verhalten bereitete Raelene sogleich Sorgen, weshalb sie Delion fragend ansah, kaum dass sie wieder vor ihm stand.

„Ist etwas passiert?“

Zamazenta jaulte ihr nur kurz zu und konzentrierte sich weiter auf die Umgebung. Wie seltsam … und Delion schwieg anfangs, die Stirn in Falten gelegt. Worüber dachte er gerade nach? Was ihn auch beschäftigen mochte, er schien sich für etwas Bestimmtes entschieden zu haben und seufzte.

„Ich glaube, Zamazenta spürt irgendeine Bedrohung“, erklärte Delion. „Vielleicht irgendwas mit Endynalos.“

Das beunruhigte Raelene sehr. Galar war an sich friedlich, daher konnte Zamazenta wenn, dann nur aus diesem Grund Gefahr wittern. Auch wenn sie Endynalos schon mal bezwungen hatten, sollte ein weiterer Ausbruch unbedingt vermieden werden. Vielleicht hätten sie nämlich nicht nochmal so viel Glück wie letztes Mal. Vielleicht …

„Ich ruf mal Hop an“, beschloss sie kurzerhand, und zog ihr Handy aus der Hosentasche hervor. „Vielleicht weiß er, was der Besuch von Professor Magnolica inzwischen ergeben hat.“

Sollte es ernsthafte Probleme geben, hätte ihnen bestimmt längst jemand Bescheid gesagt. Es konnte aber nicht schaden, trotzdem mal nachzuhaken ... vor allem danach, ob Zacian auch so unruhig war wie Zacian.

Manchmal schien Delion zu vergessen, dass Hop fast immer bei Sania war, denn von ihm kam ein Laut, der verdeutlichte, sich soeben daran zu entsinnen. „Das wäre wohl besser, nur um sicherzugehen.“

Raelene nickte und wählte Hops Nummer aus ihren Kontakten. Sie betete dafür, dass es keine Probleme gab. Nicht mal klitzekleine ... ihre innere Unruhe sorgte dafür, dass sie angespannt war, während sie darauf wartete, dass Hop den Anruf entgegen nahm. Ausgerechnet an diesem Tag, so kurz nachdem sie endlich ein Paar geworden waren, hatte doch alles perfekt werden sollen. Sogar das Wetter spielte mit und beglückte sie mit Sonnenschein und einem hellblauen Himmel, ähnlich wie bei ihrem Besuch im Hort.

„Wenigstens gibt es einen positiven Bericht“, erzählte Raelene, weiterhin wartend. „Azurill hat sich entschuldigt und Dedenne hat bemerkt, dass Pichu auch eine Elektromaus ist. Jetzt versucht er, sein bester Freund zu werden.“

Tatsächlich redete Dedenne im Hintergrund nach wie vor begeistert mit Pichu und war auch auf Maxax hochgeklettert. Delion lenkte seinen Blick zu ihnen und lächelte, während er die Pokémon betrachtete. Besonders Maxax wirkte überaus glücklich darüber, dass jetzt schon mehrere kleine Pokémon ihn mochten und dass es keinen Streit mehr gab.

Schließlich nahm Hop endlich ab und seine vertraute Stimme drang in ihr Ohr: „Hey, was gibt es, Raelene? Ich dachte, du wärst beschäftigt.“

Irritiert hielt sie kurz inne, bis ihr bewusst wurde, dass Delion seinem Bruder von ihrer Verabredung erzählt haben musste. Das war wirklich süß von ihm.

„Bin ich eigentlich auch“, bestätigte Raelene verlegen, räusperte sich aber sofort.

In knappen Worten berichtete sie Hop davon, wie unruhig Zamazenta war und dass Delion und sie nun befürchteten, es könnte Probleme mit Endynalos geben.

„Wisst ihr denn schon, was Professor Magnolicas Besuch in der Einrichtung ergeben hat?“

„Nicht wirklich“, sagte Hop, hörbar verwundert über diese Frage. „Professor Magnolica bleibt länger als geplant dort, aber was auch immer das Problem ist, es soll wohl regelbar sein, nichts Schlimmes. Details will sie uns aber erst geben, wenn sie zurück ist.“

Nachdenklich griff Raelene sich mit der freien Hand ans Kinn und warf wieder einen Blick zu Zamazenta. Er lief wachsam umher, aber schlug keinen Alarm. Wenn es nur etwas Kleines war, arbeitete man wahrscheinlich gerade daran und das war es, was Zamazenta bemerkte. In dem Fall müssten sie sich wohl keine Sorgen machen.

„Okay, dann bin ich beruhigt. Behalte aber mal Zacian im Blick, damit du auch schnell reagieren kannst, falls doch etwas passiert.“

Sie müsste ihn nicht darum bitten, dass er sich bei ihr meldete, wenn es doch größere Probleme gäbe. Das würden Hop und Sania von selbst tun, also musste sie sich auch diesbezüglich keine Gedanken machen.

Hop reagierte nicht sofort, sondern schwieg kurz, vermutlich weil er gerade aus Neugier selbst prüfend einen Blick auf Zacian warf, der sich bei ihm im Labor von Brassbury befand. Allerdings sagte er nichts davon, dass er sich ebenfalls seltsam benahm, also war das bei Zamazenta womöglich doch etwas anderes und hatte nicht zwingend etwas mit Endynalos zu tun. Vielleicht lag es daran, mit so vielen verschiedenen Pokémon auf einmal am selben Ort zu sein.

„Klar, mache ich. Amüsiert euch so lange.“

Verlegen trat Raelene einen Schritt zur Seite, weg von Delion, und redete leise weiter: „Wie viel hat Delion dir erzählt?“

Warum sie das fragte, wusste sie selbst nicht wirklich. Eventuell wollte sie es einfach nur hören, dass Delion direkt seinem kleinen Bruder von ihrer Beziehung erzählt hatte, weil sie das unbeschreiblich freute. Zwar hatte Delion schon angemerkt, kein Geheimnis daraus zu machen, aber es war doch etwas anderes, es auch auf die Art mitzubekommen.

„Na, er hat mir erzählt, das Picknick wäre schön gewesen“, erwiderte Hop, auffallend zögerlich – verständlich, es war eine seltsame Frage und für ihn wahrscheinlich unangenehm zu beantworten. „Ihr habt euch dort ausgesprochen und danach wärt ihr zusammengekommen. Und dann hat er mir ganz aufgeregt erzählt, dass ihr heute zum Camping gehen wollt, mit euren Pokémon zusammen.“

Diese Antwort ließ Raelene verliebt lächeln. Dass Delion sich gefreut hatte, war ihr vorher schon klar gewesen, doch es machte sie erneut ziemlich glücklich. Bestimmt kam sie wie ein kleines Mädchen rüber, das auf Wolke Sieben schwebte und sich deshalb etwas peinlich benahm, aber das war ihr sogar egal.

„Entschuldige, falls die Frage komisch war“, sagte sie schmunzelnd. „Ich wollte es nur mal hören~. Wir sprechen uns dann bald wieder, hab du auch einen schönen Tag.“

Hoffentlich konnten sie den alle ohne irgendwelche Katastrophen erleben, aber sie sollte nicht wieder anfangen so negativ zu sein. Zamazenta und Zacian waren feinfühlig, im Ernstfall würden sie schnell Alarm schlagen. Also war alles gut.

Nach einem weiteren Wort des Abschieds beendete Hop das Telefonat und Raelene konnte sich wieder ihren Liebsten zuwenden. Während sie beschäftigt gewesen war, hatte Delion es übernommen, die Pokémon im Auge zu behalten. Alle waren äußerst friedlich, vor allem Maxax, der sich weiterhin über die kleinen Babys freute. Sogar Katapultdra schwebte inzwischen um Maxax herum, um sich die die Kleinen und Dedenne näher anzusehen.

Hauptsächlich hing Delions Blick aber an Zamazenta, als wolle er es direkt mitbekommen, sollte er doch noch irgendetwas Außergewöhnliches bemerken. Unter Umständen müsste Raelene als Champ dann immerhin los und das beschäftigte ihn sicher. Solche Sorgen hätten diesen Tag nie trüben dürfen.

Darum schlang Raelene von hinten tröstend ihre Arme um ihn, als sie dicht genug bei ihm stand. Dabei berichtete sie ihm, was Hop erzählt hatte, über Endynalos und Professor Magnolica. Delion legte seine Hände auf Raelenes Arme und strich vorsichtig darüber, während er ihr aufmerksam zuhörte.

„Es ist also gut, das regelt sich bestimmt schnell von allein“, beruhigte sie ihn. „Wie wäre es mit etwas Ablenkung? Wir könnten mit unseren Pokémon spielen. Ich habe Bälle dabei~.“

Bei dem Wort Bälle wurde Liberlo sofort mehr als hellhörig. Aufgedreht winkte er Intelleon mit sich und stürmte zu Delion und Raelene, wo er einsatzbereit von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Intelleon folgte Liberlo ein wenig langsamer und eleganter, wirkte aber auch aufgeregt. Alle Pokémon schienen von Bällen fasziniert zu sein.

Delion schien der Vorschlag auch zu gefallen. „Sie stehen schon bereit, also sollten wir sie lieber nicht warten lassen.“

„Gut, dann sollten wir sie auch nicht enttäuschen~. Ich hab an Völkerball gedacht.“

Ein Spiel, das ihr mal von einem Pokémon-Trainer aus einer anderen Region beigebracht worden war. Online, wohlgemerkt, als sie sich aus Interesse über unterschiedliche Ballspiele erkundigt hatte, die man mit seinen Pokémon spielen könnte. Dafür wären sie jedenfalls genug, selbst wenn nicht jeder mitmachen wollen würde. Zamazenta war beispielsweise in der Regel nicht sehr interessiert an solchen Spielen, noch dazu war er gerade abgelenkt.

Zusammen mit Delions Pokémon und ihnen beiden selbst als Mitspieler, könnte das aber sehr lustig werden. Vor allem fördernd. Es wäre gleichzeitig eine Art kleines Training.

„Wie sieht es aus? Habt ihr Lust Teams zu bilden?“, fragte Raelene die Pokémon.

Dedenne klammerte sich direkt an Pichu fest und teilte seine feste Entscheidung mit einem „Denne, denne!“ mit. Liberlo nickte Intelleon entschlossen zu, als Einladung, ein Team mit ihm zu bilden. Feelinara hatte wohl keinen Liebling, sondern mochte alle gleich gern, weshalb sie geduldig lächelnd wartete, bis sich die anderen eingeteilt hatten. Azurill konnte sich nicht so recht entscheiden und hüpfte zwischen mehreren Pokémon hin und her.

Maxax entschied sich sofort dafür, mit Pichu und Dedenne in einem Team zu sein. Intelleon erwiderte derweil Liberlos Nicken, also wären die beiden auf jeden Fall verbündet. Glurak brummte Wolly an, als wolle er sie fragen, in welches Team sie ginge. Es wirkte, als wollte Glurak zwar mit ihr eine Gruppe bilden, aber nicht mit Liberlo. Vielleicht mochte er diese Rivalität mit diesem ja doch ganz gerne. Katapultdra schloss sich derweil Feelinara an, darauf wartend, dass die anderen sich aufgeteilt hatten.

Es dauerte eine kleine Weile, aber schließlich hatten sie zwei Teams. Das erste bestand aus Glurak, Wolly, Durengard, Maxax, Pichu und Dedenne, das andere aus Liberlo, Intelleon, Katapuldra, Feelinara und Azurill. Sie hatten keine gerade Zahl, aber das war nicht so schlimm. Immerhin ging es hierbei in erster Linie um den Spaß ... und bei Liberlo um die Rivalität mit Glurak.

Während die Pokémon sich zu Teams zusammengeschlossen hatten, war sie damit beschäftigt gewesen, das Spielfeld mit Hilfe von Steinen anzudeuten und die Bälle herauszuholen. Einen kleineren, der wie eine Glocke aussah und auch so klang, und einen größeren, auf dem ein Schallquapp abgebildet war.

„Dann bin ich in Team-Liberlo~“, beschloss Raelene.

„Ich schließe mich mal Team-Glurak an.“ Motiviert boxte Delion seinem Glurak freundschaftlich gegen die Schulter und grinste siegessicher. „Auch wenn das Team vermutlich nicht viele Probleme haben wird.“

„Noch~. Wart's nur ab, das wird actionreich!“

„Ich kann es kaum erwarten~.“

Ob Delion als Liga-Präsident dazu kam, mit seinen Pokémon zwischendurch auch noch zu spielen? Falls nicht, dürfte ihm das eine Menge Spaß machen. Genau wie es sein sollte. Raelene nahm sich noch einen Moment Zeit, um den Pokémon, besonders den Babys, die Regeln zu erklären. Sie bräuchten sicher einige Anläufe, bis alles glatt lief, aber da war sie zuversichtlich. Dann könnten sie auch mal verschiedene Varianten ausprobieren, zum Beispiel Königsvölkerball.

Delion wäre der geheime König.

Rasch schüttelte sie den Gedanken ab und konzentrierte sich.

„Okay, ich werfe in die Mitte. Der Ball ist heiß, sobald er zum ersten Mal berührt wird. Bereit? Dann los!“

Wie angekündigt warf sie den Ball in die Mitte, so hoch wie möglich. Azurill sprang von ihrem Team zuerst auf ihn zu, sie flog regelrecht durch die Luft, und versuchte ihn mit dem Bauch zu den Gegnern zu schleudern. Das Spiel hatte somit begonnen!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay, reicht erst mal mit Plot. Jetzt weiter mit den fluffigen Filler-Kapiteln. *grins* Komplett anzeigen

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