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What lies inside you

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Neuanfang

Kapitel 1 – Neuanfang

 

Es war ein lauer Spätsommermorgen Anfang September, als Mia Davis in dem Büro von Albus Dumbledore saß. Die Sonne war erst vor Kurzem aufgegangen und die Strahlen zogen sich immer mehr von den hohen Fenstern durch den mit allerlei sonderbaren Dingen gefüllten Raum. Hohe Bücherregale ragten an den Wänden des Büros empor, viele davon scheinbar so alt, dass man die Schrift auf dem Einband schon gar nicht mehr richtig entziffern konnte. In einer Ecke hinter einem Schrank, der nur einen Spaltbreit aufstand, war, wie Mia wusste, da sie in ihrer Vergangenheit bereits eins gesehen hatte, ein Denkarium verbogen.

 

Mia ließ ihren Blick weiter durch das Zimmer schweifen, vorbei ein merkwürdigen kleinen silbernen Gegenständen, die das Licht der Sonne reflektieren und sich teilweise sonderbar um sich selbst drehten, hinüber zu einem Hut der in einer Ecke auf einem Stuhl lag.

 

Sie hatte schon von dem berühmten sprechenden Hut von Hogwarts gehört und dass es seine Aufgabe war, zu Beginn jedes Schuljahres, die Schüler auf die vier Häuser (Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin) aufzuteilen.

 

Doch bevor sich Mia darüber Gedanken machen konnte, in welches der vier Häuser sie wohl kommen würde, sprang auch schon die Tür des Büros auf und Albus Dumbledore betrat den Raum. Er sah genauso aus, wie sie Ihn von den unzähligen Schokofroschkarten, die Jedermann sammelte, in Erinnerung hatte.

 

Mit einem Lächeln, über seine halbmondförmige Brille hinweg, schritt er auf Mia zu und reichte ihr freundlich die Hand.

 

„Guten Morgen Miss Davis. Ich hoffe sie hatten eine angenehme Anreise?“

 

„Ja das hatte Ich Sir, vielen Dank!“, entgegnete Mia und ergriff schüchtern die Hand von Dumbledore.

 

„Vielen Dank, dass sie mich bei Ihnen in Hogwarts aufnehmen“, fügte sie hinzu, nicht recht wissend wie sie das Gespräch beginnen sollte.

 

Doch dies war überhaupt nicht nötig. Dumbledore war um seinen großen hölzernen Schreibtisch herum gegangen und hatte sich bereits in seinen Stuhl gesetzt, als er das Gespräch auch schon wieder aufnahm.

 

„Nun Miss Davis, es ist durchaus ungewöhnlich in Zaubererkreisen die Schule zu wechseln. Und das wie sie bereits im…-“ , er hielt einen Moment inne und überlegte.

 

„Im 5. Schuljahr bin ich jetzt Professor! Ich werde im November aber bereits 16“, ergänze Mia schnell und hoffte Dumbledore nahm es ihr nicht übel, dass sie ihn unterbrach.

 

Dieser jedoch schien froh über die schnelle Hilfe.

 

„Ja ich erinnere mich…nun Miss Davis wie sie sicherlich verstehen werden, ist der Schulstoff von Schule zu Schule äußerst unterschiedlich auf die Jahre aufgeteilt. Die Grundlagen, die vom Zaubereiministerium vorgegeben werden, sind zwar für alle Schulen obligatorisch, dennoch hat jede Schule ihre eigenen Schwerpunkte. Können Sie mir soweit folgen?“

 

„Ja Professor!“

 

„Demnach, und dies geschieht zum Wohle ihrer eigenen schulischen Laufbahn, halte ich es für angebracht, wenn wir Sie mit dem vierten Schuljahr auf Hogwarts beginnen lassen“, Dumbledore hielt einen Moment inne und wartete auf Mias Reaktion. Sie zögerte einen Moment.

 

„Im vierten…“, wiederholte sie gedankenverloren. „Aber ich bin doch schon fast-“

 

„Fast 16, ja ich weiß“, beschwichtigte Dumbledore sie.

 

„Und ich weiß, wie frustrierend dies für Sie sein muss…“, fügte er hinzu.

 

„Aber ich denke es ist das Beste für Sie“

 

Mia wusste, dass es keinen Zweck hatte mit Dumbledore über seine Entscheidung zu diskutieren. Sie musste sich mit dem Gedanken abfinden ein ganzes Jahr an ihrer alten Schule verschwendet zuhaben, auch wenn Dumbledore dies wohl nicht so sah. Und was noch schlimmer war…. Schon jetzt war sie immer eine der Ältesten gewesen und fühlte sich oft ihren Mitschülerin weit voraus. Und jetzt sollte sie zu ihrem Unmut auch noch ein Jahr wiederholen…

 

Es konnte also wirklich noh schlimmer kommen, dachte sich Mia.

 

Nicht nur die Schule wechseln…. Auch noch ein Jahr wiederholen. Na großartig…, fügte sie in ihren Gedanken hinzu.

 

„Miss Davis, wieso möchten Sie überhaupt die Schule wechseln? In ihrem Brief, den Sie mir im Juli haben zukommen lassen, haben sie nur um einen Schulwechsel gebeten, allerdings keinen Grund für diesen Wechsel angegeben“, unterbrach Dumbledore Mia in ihren Gedanken.

 

Mia zögerte einen Moment. Für sie war es ein unangenehmes, gar trauriges Thema, welches Dumbledore dort soeben angesprochen hatte. Aber natürlich wollte ihr zukünftiger Schulleiter wissen, wieso Mia, die noch vor Kurzem auf eine der besten Zaubererschulen in den USA gegangen war und dort ohne Ausnahme nur überragende Noten abgeliefert hatte, in Mitten ihrer Schullaufbahn nach England umzog, sodass ein Schulwechsel unausweichlich war.

 

In Ihrem Schreiben, dass Mia bereits im Juli an den Schulleiter geschickt hatte, hatte Sie den Grund für den Wechsel der Schule nicht genannt, zu schwer viel es ihr damals noch über das Geschehene zu reden. Zu schwer war die Trauer in ihrem Herzen gewesen, das, woran sie nicht einmal denken wollte, womit sie über niemanden sprechen wollte, auf Papier nieder zu schreiben.

 

Doch nun saß sie ihrem neuen Schulleiter gegenüber und sie wusste, dass sie ihm eine Antwort schuldig war, denn es war mehr als ungewöhnlich eine neue Schülerin mitten in der Schullaufbahn aufzunehmen. Dies lag unter anderem daran, dass es für Zaubererfamilien eher untypisch war ihr Zuhause, ihre Heimat, über die Landesgrenze hinaus zu verlassen. Aber Mias Situation war anders. Sie war kompliziert.

 

Zum Glück hatte Mia  von Dumbledores großem Herzen gehört und in all ihrer Verzweiflung hatte sie ihm Ende Juli einen Brief zukommen lassen, mit der Bitte, sie an seiner Schule aufzunehmen.

 

Und da saß Sie nun, mitten in Dumbledores Büro, ihre zwei großen schweren Koffer hinter sich und starrte Dumbledore an.

 

„Miss Davis“, Dumbledore holte Mia erneut aus ihren Gedanken.

 

„Ich war durchaus überrascht als ich ihren Brief in den Händen hielt und nun ja, selten wurde ich so inständig darum gebeten jemanden an meiner Schule zu unterrichten. Zumindest jemanden, der eigentlich bereist eine Schule hat. Sie gestatten mir daher die Frage und ich gebe zu, ich war schon immer ein Mensch der neugierigen Sorte, wieso möchte sie nicht mehr an ihrer alten Schule lernen ? Wie ich hörte haben sie dort nur Noten im Bereichen „ohnegleichen“ und „Erwartungen übertroffen“?“

 

Mia starrte Dumbledore an und zögerte einen Moment. Nicht weil sie ihm die Wahrheit nicht sagen wollte, sondern weil, je öfter sie über das Geschehene redete, ihr immer mehr bewusst wurde, dass es wirklich passiert war. Dass es kein Weg mehr zurück zu ihrem alten Leben gab. Sie war nun vollkommen allein… Nunja… einen Menschen gab es noch… Aber bei dem Gedanken an Ihn drehte sich ihr Magen um.

 

Mia Augen wurden wässrig und ihre Stimme zitterte, als sie endlich das Wort ergriff um Dumbledore seine Frage zu beantworten.

 

„Meine Mutter –“ , begann sie, doch ihr Stimme versagte. Sie atmete ein paar Mal tief durch während Dumbledore geduldig wartete.

 

„Sie ist letzten Sommer gestorben… an Krebs…“

 

Sie hatte es gesagt, endlich, auch wenn es ihr schwer gefallen war und es ihrem Herzen einen Strich versetze.

 

„Das tut mir sei Leid Miss Davis. Mein aufrichtiges Beileid. Sie erlauben mir sicher die Fragen, was mit ihrem Vater ist ?“, fragte Dumbledore und reichte Mia ein weißes Stofftaschentuch, dass er soeben mit seinem Zauberstab hervorgezaubert hatte, damit sie die Träne, die langsam ihre Wangen hinunterlief wegwischen konnte.

 

Mia ergriff das Tuch, wusch sich Träne aus dem Gesicht und atmete noch einmal tief ein und aus.

 

„Mein Vater ist schon gestorben da war ich noch ganz klein…“

 

„Ich verstehen. Aber wieso sind sie zurück nach England gekommen? Haben Sie denn keine anderen Verwandten in den USA, wo sie hätten leben können?“, fragte Dumbledore.

 

„Wir… wir haben keine… es gab immer nur meine Mutter und mich…“

 

„Sonst gab es niemanden? Aber bei wem leben sie jetzt hier in England Miss Davis?“

 

„Es gab da nur….- “, aber ihre Stimme versagte erneut. Bei dem Gedanken erschauderte sie. Sie wollte nicht an ihn denken. Jede Faser ihres Körpers versteifte sich bei den Worten, die sie als nächstes aussprechen musste, aber wenn Dumbledore ihre Geschichte verstehen wollte, dann musste sie es ihm mitteilen. Sicherlich nicht alle Details, denn das brachte Mia einfach nicht über die Lippen. Aber das Grobe, das Wesentliche.

 

Mia holte tief Luft und erzählte Dumbledore von ihrer Geschichte.

 

„Mein Vater starb als ich noch klein war. Ich glaube ich war fünf. Ich erinnere mich nur noch schwach an die Zeit mit Mum und Dad. Wir lebten damals hier in England. Mum ist fast zugrunde gegangen als mein Dad bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Sie müssen wissen… meine Eltern waren beides Muggel….-“ sie hielt einen Moment inne und wartete auf Dumbledores Reaktion bezüglich ihre Herkunft.

 

Dumbledore, dem dies nicht unbemerkt bliebt, antwortete mit einer warmen und gütigen Stimme.

 

„Miss Davis ganz gleich was ihre Eltern waren, ob Muggel oder Zauberer, hier an Hogwarts sind wir alle gleich. Also machen sie sich bitte keine Gedanken über so etwas Lächerliches wie den Status ihres Blutes. Wir alle hoffen, dass diese Zeiten ein für alle Mal vorbei sind!“

 

Erleichterung machte sich auf Mias Gesicht breit und sie fuhr fort mit ihrer Geschichte.

 

„Meine Mutter war natürlich zutiefst traurig und blieb einige Jahre alleine. Ich glaube ich war 8 als sie…“ , Mia zögerte einen Moment. Der Gedanke an Ihn widerte sie so sehr an, dass sie am liebsten gar nicht darüber reden wollte, dennoch musste sie fortfahren

 

„Als sie meinen Stiefvater kenne lernte“.

 

Dumbledore hob eine Augenbraue, er merkte, dass sie nun bei dem Teil der Geschichte waren, wieso Mia zurück nach England gekommen war.

 

„Meine Mutter verliebte sich hals über Kopf und schon nach wenigen Monaten waren die beiden verheiratet. Ich glaube einfach, dass sie in ihm eine Art Ablenkung sah... er tat ihr gut damals…. Und am Anfang war ja auch alles gut… er war… damals… also… wäre ich nicht gewesen… er war  gut zu meiner Mutter. Aber dann passierten komische Dinge mit mir…ich…“

 

„Die Magie erwachte in ihnen Miss Davis“, erklärte Dumbledore.

 

„Das muss sicher ein Schock für deine Mutter und deinen Stiefvater gewesen sein?“, stellte Dumbledore fest.

 

„Ich ließ komische Dinge geschehen… Dinge verschwanden und tauchten an anderen Orten wieder auf, wenn ich weinte zersprangen Vasen und lauter solches Zeug.“

 

„Wie haben ihre Eltern darauf reagiert?“

 

„Nun die ersten drei Jahre konnten sie sich nicht erklären was mit mir geschieht, doch dann kam mein Brief. Ich weiß nicht ob sie sich noch erinnern, Professor. Aber ich habe einen Brief von Hogwarts erhalten. Von Ihnen, dass ich an diese Schule aufgenommen werden würde.“, Mia hielt kurz inne.

 

„Sie werden sich nicht erinnern… Damals war mein Nachname noch White. Davis ist der Mädchenname meine Mutter.“

 

„Mia White! Aber natürlich“, entfuhr es nun Dumbledore.

 

„Ich erinnere mich gut… es war das erste Mal dass bei der Zeremonie am ersten Schultag eine Schülerin fehlte… das waren Sie!“

 

Mia nickte traurig und fuhr fort.

 

„Es ging alles recht schnell… endlich hatte meine Mutter Klarheit, was ich war und wieso all diese Dinge geschahen. Aber ich muss sagen, sie war stolz, ja nahezu euphorisch und fasziniert. Alles ergab auf einmal einen Sinn. Schon lange geschahen seltsame Dinge um mich herum. Sachen flogen durch die Gegend, Kerzen gerieten in Brand ohne dass Sie jemand anzünden musste und einmal…-“, Mia legte eine kurze Pause ein.

 

„Ich glaube das war der Moment von dem ab an alles aus dem Ruder lief. Sie müssen wissen… mein Stiefvater… nun… als immer öfters diese komischen Dinge passierten, als diese Dinge  anfingen zu geschehen, an denen ich Schuld war. Seit dem hatte er Angst vor mir. Er sagte ich käme aus der Hölle… wäre ein Dämon. Und meine Mutter sei an allem schuld, weil sie mich zur Welt gebracht hatte.  Eines Tages ist ein Streit dann so eskaliert, dass er…. Dass er meine Mutter grün und blau schlug… ich war gerade mal 11 Jahre  Sir und es war nicht das erste Mal, dass er die Hand gegen meine Mutter erhob…ich wusste doch nicht was ich tat… und eh mich versah stand er in Flammen… Mit Mühe und Not versuchte meine Mutter das Feuer zu löschen, doch erst als sie mich packte und schüttelte versiegten die Flammen. Es war nur ein kurzer Moment. Er lebte noch, hatte aber starke Verbrennungen. Er kam ins nächste Krankenhaus. Natürlich glaubte ihm Niemand, als er dort erzählte, dass ich Ihn mit Magie in Flammen gesetzt hatte. Die offizielle Geschichte ist, dass ich mit Streichhölzern gespielt hatte…

In der Zeit als er im Krankenhaus war verließ meine Mutter Ihn. Wir packten unsere Sachen und zogen in die USA in die Nähe der Schwester meiner Mutter.  Es dauerte nicht lange da bekam ich einen neuen Brief… diesmal aus Ilvermony. Ich freute mich trotz der Flucht vor meinem Stiefvater auf eine Zaubererschule gehen zu können und auch meine Mutter, die nie auch nur einen Funken Furcht vor der Magie hatte, war stolz welchen Weg ich einschlagen würde. Leider verstarb meine Mutter diesen Frühling… und auch meine Tante war bereits das Jahr davor verstorben… Ich hatte also niemanden außer….“

 

„Aber Sie wollen doch nicht sagen, dass sie jetzt?“, Dumbledore der sonst seine Gefühle so gut im Griff hatte, war das Entsetzen nun ins Gesicht geschrieben, so traurig und schmerzhaft hatte er die Geschichte von Mia empfunden.

 

„Nun… meine Mutter hatte sich nie Scheiden lassen. Sie hatte nur ihren Mädchennamen wieder angenommen aber mehr auch nicht. Sicher hatte sie Angst, dass er die Papiere eh nicht unterschreiben würde oder dass er am Ende sogar das Sorgerecht für mich bekommen würde…. Sie wollte auch nicht, dass er irgendeine Adresse von uns erhalten könnte.  Sie kennen sich vielleicht ein Wenig mit den Muggelgesetzen aus?“

 

Dumbledore nickte.

 

„Nun, als meine Mutter stab, machte das Jugendamt die letzte noch lebende Person ausfindig, die sich meiner annehmen konnte. Leider hatte meine Mutter, bis auf meiner Tante, nie jemandem  etwas von meinem Stiefvater und seinen Wutausbrüchen ihr gegenüber erwähnt, weswegen es für das Jugendamt kein Problem war, mich direkt in den Flieger zurück nach England zu setzen…

Zu dem Zeitpunkt hatte ich Pläne…. Ich war mir sicher, dass mein Stiefvater mich aus Abscheu vor meinen Fähigkeiten sowieso nicht aufnehmen würde und malte mir bereits aus wie ich bald alleine in den USA leben würde oder sogar einfach das ganze Jahr an meiner alten Schule leben würde ohne in den Ferien nach Hause zu kommen…“- Mia seufzte.

 

Lüg Mia. Du musst lügen.

 

Mia atmete tief durch. Es war eine Sache Dumbledore zu erzählen, dass ihre Mutter und ihr Vater gestorben waren und auch eine andere, dass ihr Stiefvater ihrer Mutter gegenüber handgreiflich geworden war. Doch eine Sache konnte, nein, wollte Mia Dumbledore nicht erzählen. Ein dunkles Kapitel in Mias Leben, von dem niemand wusste, nicht einmal Mias Mutter. Zu groß war die Scham dafür was ihr Stiefvater ihr angetan hatte, dass Mia es jemals einer anderen Person anvertraut hätte. Ihr Körper verkrampfte sich bei dem Gedanke an ihre Vergangenheit und Mia musste sich all ihre Kraft zusammen nehmen Dumbledore anzulügen. Wie hätte sie auch sagen sollen, dass er sie all die Jahre in denen Mia und ihre Mutter noch bei ihm lebten, er sie immer wieder gequält und misshandelt hatte, ohne dass auch nur irgendjemand etwas davon mit bekam? Und selbst wenn sie es jetzt sagen würde, was würde das bringen? Was wäre die Konsequenz? Sie würde womöglich in ein Heim kommen für ihr letztes Jahr, bis sie volljährig war. Doch in einem Heim voller Muggel wo sie ihre Zauberei geheim halten müsste, wo sie alle als Freak betrachten würden, das war Mia noch weniger Recht. Zauberei war stets alles was ihr Kraft gegeben hatte, alles was ihr Freude bereitete und das würde sie um keinen Preis in der Welt hergeben. Auch wenn sie für ihren Stiefvater nicht als Hass empfand, so war sie nun älter, reifer und kein kleines Kind mehr. Sie war dabei erwachsen zu werden und konnte sich wehren. Und das wusste ihr Stiefvater. Seit sie zu ihm zurück gekehrt war, hatte er nicht einmal Hand an sie gelegt, hatte sich kaum etwas anmerken lassen. Hier und da gab es abfällige Bemerkungen über Zauberei, aber darüber hinaus,  ließ er sie gewähren und die meiste Zeit verbrachte Mia sowieso in ihrem Zimmer. Wieso also sollte sie Dumbledore von etwas, was in ihrer Vergangenheit geschehen war, berichten, wenn es die aktuelle Gegenwart gar nicht beeinträchtigte? Für sie war klar, dass sie auf keinen Fall in ein Waisenhaus wollte, denn eins, so war sich Mia sicher, stand fest; wenn raus kommen würde, dass ihr Vater nicht nur gegen ihre Mutter, sondern auch gegen Mia selbst die Hand erhoben hat, dann würde sie sich schneller in einem Waisenhaus wiederfinden, als ihr lieb war. Und das galt es um jeden Preis zu verhindern.

 

Mia atmete noch einmal durch, ehe sie das Wort wieder an Dumbledore richtete.

 

„Aber die Jahren in denen meine Mutter und ich weg waren sind wohl auch nicht an meinem Stiefvater vorbeigezogen. Ohne zu murren nahm er mich wieder zu Hause auf… er scheint sich geändert zu haben. Er ist ruhiger  geworden, weniger aufbrausend. Sie müssen wissen…

 

Jetzt kommt der entscheidende Punkt

 

„.. mich als Kind hat er nie angerührt. All seine Wut hat meine Mutter zu Lebzeit abbekommen.  Ich denke also… nunja… vielleicht hat er sich… geändert? Können Menschen sich so ändern? Können sie wenn sie einst so bösartig waren, sich doch noch zum Guten wenden?“ Mia starrte Dumbledore an. Eigentlich hatte sie keine Antwort erwartet. Es war eine rhetorische Frage gewesen. Dennoch ergriff Dumbledore das Wort.

 

„Durchaus Miss Davis. Ich denk es gibt durchaus Menschen, die… wie sagt man. Der dunklen Seite den Rücken kehren und den Weg zurück ins Licht finden. Selten. Leider. Äußert selten. Aber es gibt diese Menschen. Vielleicht ist ihr Stiefvater auch einer dieser Menschen?“

 

Mia schwieg.

 

Sie wusste, ihr Vater gehört dich zu dieser Sorte Menschen. Er war keiner von denen, die ihre Fehler einsahen und aus denen lernten.

 

„Ich hoffe sie haben Recht Sir. Dennoch glaube ich nicht, dass es sonderlich begeistert sein wird, wenn er hört, dass ich wieder auf eine Zaubererschule gehen werde.“

 

Dumbledore zog eine Augenbraue hoch und Mia hätte sich am liebsten genau in dem Moment die Zunge abgebissen.

 

„Wollen Sie damit sagen, dass ihr Vater, verzeihung, Stiefvater, nicht weiß, dass Sie hier in Hogwarts sind?“

 

„Er hätte es niemals erlaubt Professor!“, verteidigt sich Mia und ihre Worte klangen flehend aus lauter Angst Dumbledore würde sie zurück nach Hause schicken. Zurück in die Welt der Muggel, zurück an einen Ort ohne Magie, zurück zu ihrem hasserfüllten Stiefvater…

 

Dumbledore neigte den Kopf zur Seite.

 

„Nun Miss Davis. Ich kann all ihre Beweggründe gut verstehen. Dennoch…-“

 

Mia stockte der Atem. Ihr Herz machte einen Satz. Sicher, eigentlich war es klar gewesen, würde Dumbledore sie wieder zurück schicken. Gegen den Willen des Vormundes konnte er sie hier einfach nicht unterrichten. Es war töricht gewesen, dass sie allen Ernstes dachte, er würde sie einfach so aufnehmen und einem Schulwechsel zustimmen.

Traurigkeit und Verzweiflung machten sich in Mia breit. Was sollte sie machen, wenn sie nicht hier in Hogwarts bleiben konnte. Wo könnte die denn schon anders hin, wenn nicht hier? Sie hatte niemanden außer ihren Stiefvater und wäre vollkommen auf sich gestellt. Zwar hatte ihre Mutter ihr ein wenig Geld hinterlassen, aber das reichte gerade mal für ihre schulische Ausbildung und keineswegs darüber hinaus.

Unmut machte sich in Mia breit, als sie darüber nachdachte, wie es nun weiter gehen sollte, als Dumbledore ihre wirren Gedanken unterbrach:

 

„Dennoch muss ich Ihren Stiefvater darüber unterrichten wo sie sind. Das werden sie sicherlich verstehen?“

 

Ein Moment stutzte Mia. Was meinte Dumbledore damit, dass er ihn darüber unterrichten musste, wo sie war? Einen Moment dachte sie über die Worte nach. Doch es konnte nur eine Antwort auf ihre Frage geben.

 

„Sie schicken mich nicht nach Hause!?“

 

Dumbledore schüttelte langsam den Kopf und genau in dem Moment viel Mia ein riesiger Stein vom Herzen. Dicke Tränen  rannen ihr über das Gesicht, die sie sogleich mit dem Taschentuch, was sie zuvor von Dumbledore erhalten hatte , weg wischte.

 

„Aber nicht doch meine Liebe. Wie ich immer zu sagen pflege: Jeder der in Hogwarts um Hilfe bitte, wird diese auch erhalten. Sie dürfen selbstverständlich bleiben. Aber wie gesagt, muss ich ihren Stiefvater über ihren Aufenthaltsort informieren“

 

„Natürlich Professor!“, japste Mia, die ihr Glück kaum fassen konnte. Ihr Körper entspannte sich allmählich. Sie hatte es geschafft. Sie war ihrem Tyrannen von Stiefvater erneut entkommen, wenn auch nicht komplett, das wusste sie, denn in den Schulferien musste sie noch immer zurück für einige Wochen. Aber das hier… dass sie fast das gesamte Jahr in der Schule verbringen durfte… das war gerade das allergrößte Geschenk was man ihr machen konnte.

 

„Nun meine Liebe, da sie mir so aufrichtig von ihrem Schicksal erzählt haben und sie sichtlich etwas aufgewühlt sind, denke ich dass es an der Zeit für etwas Erfreulicheres ist, meinen Sie nicht auch?“,  fragte Dumbledore, doch Mia war klar, dass er keine Antwort auf seine rhetorische Frage erwartete.

 

Er war bereits aufgestanden und zu dem Hut, der in der Ecke des Raumes auf einem Stuhl lag, herübergegangen, nahm ihn in die Hand und kehrte umwendend zu Mia zurück

 

„Ich nehme an, Sie haben vom sprechenden Hut bereits gehört?“, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen und musterte Mia prüfend.

 

„Ja Sir, das habe ich!“, entgegnete sie nervös. Bis auf den Moment indem sie Dumbledore von ihrem Schicksal und dem Tod ihrer Mutter erzählen müsste, hatte Mia vor diesem Moment am meisten Angst.

 

In welches Haus würde der Hut sie wohl stecken? Oder würde er sogar sagen, dass sie zu alt war, zu spät kam und es jetzt nicht mehr möglich war sie auf eines der Häuser zu verteilen? Müsste sie dann womöglich doch wieder nach Hause?

 

„Nun denn“, riss Dumbledore sie aus ihren Gedanken. „Darf ich?“

 

Mia nickte und eh sie sich versah hatte sie den Hut von Dumbledore auf den Kopf gesetzt bekommen.

 

„OHO!“, ertönte die Stimme aus dem Hut.

 

„Wir sind aber reichlich spät dran meine Liebe! So einen Fall wie dich hatte ich auch noch nicht. Oh nein oh nein… na dann wollen wir mal sehen, wo wir dich hinstecken! Wie ich sehe bist du äußerst klug und hast viel im Köpfchen… aber ich sehe dort auch … Mut und Tapferkeit…. Den Drang die deinen zu beschützen. Den Willen niemals aufzugeben… mhhhh eine wirklich schwierige Entscheidung…. Aber ich denk… ja …. Da wirst du gut hineinpassen.  GRYFFINDOR!“

 

Mia entfuhr ein Seufzer und eh sie sich versah hatte Dumbledore den Hut von ihrem Kopf abgenommen.

 

„Gryffindor! Ausgezeichnet. Bei ihrer Geschichte, die sie mir so eben erzählt haben, wundert mich das gar nicht. Obwohl ich dem sprechenden Hut Recht geben muss. Bei ihren Noten wären sie auch in Ravenclaw gut aufgehoben gewesen. Ich werden sogleich ihre Hauslehrerin informieren, damit sie Sie zu ihrem Gemeinschaftsraum bringen kann. Dylis!“, sagte Dumbledore und wandte sich nun an eines der unzähligen Portraits an den Wänden.

 

„Ja Professor, Sir?“, antwortete die Hexe aus dem Portrait.

 

„Bitte unterrichten sie Professor McGonagall darüber, dass ich eine neue Schülerin für ihr Haus habe und dass sie bitte unverzüglich in mein Büro kommen möchte, danke“

 

„Jawohl Sir“; entgegnete die Dame im Portrait und sogleich verschwand die ehemalige Schulleiterin aus dem Bild zur Seite des Rahmens.

 

„Nun es wird nicht allzu lange dauern, bis Prof. McGonagall kommen wird. Vielleicht besprechen wir in der

Zwischenzeit ihren Stundenplan und eventuelle neue Schwerpunkte und Unterschiede zu ihrer alten Schule?“

 

Mia nickte und sogleich darauf machte Dumbledore in der Luft eine verschnörkelte Bewegung mit seinem

Zauberstab und eine kleine Pergamentrolle erschien vor Mia auf dem Tisch, die sich als ihr Stundenplan herausstellte.

Sogleich erklärte Dumbledore Mia ihren Stundenplan und die aktuellen Schwerpunkte der Fächer für dieses Jahr und erwähnte ebenso die Schwerpunktthemen der letzten Jahre, stellte allerdings fest, dass Mia eine ausgezeichnete Ausbildung an ihrer alten Schule erhalten hatte und es nur geringe Unterschiede in den Lehrplänen gab, welche Mia aber, und da war Dumbledore sich sicher, schnell aufholen würde.

 

„In einigen Fächern haben Sie einen leichten Rückstand, aber den haben sie mit ein wenig Fleiß an den Wochenenden schnell aufgeholt und bei Merlins Bart ! Ihre Noten in Zaubertränke und ihr Lehrplan in den letzten Jahre! Da werden sie den Schülern aber einiges voraushaben. Ausgezeichnet! Ich bin gespannt wie Professor Snape mit einer so begabten Schülerin seines Faches umgehen wird.“

 

„Wie meinen Sie das, Sir?“, fragte Mia, da sie mit der letzten Bemerkung von Dumbledore nur wenig anfangen konnte.

 

„Nun sagen wir so, unser Meister der Zaubertränke ist etwas speziell um es freundlich auszudrücken“, und Dumbledore konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, bei dem Gedanken, dass es vielleicht endlich mal eine Schülerin schafften könnte den alten Zaubertrankmeister zufrieden zu stellen und es endlich mal wieder, nach all den Jahren, eine UTZ Kandidatin geben würde.

 

Na super… Spezielle Lehrer, dachte sich Mia. Von denen hatte es auf ihrer alten Schule auch einige gegeben und sie konnte gut und gerne auf so jemanden verzichten.

 

Speziell…, dachte sie weiter. Wahrscheinlich einer dieser Lehrer den man es nie Recht machen konnte und die immer etwas an der Arbeit der Schüler auszusetzen hatten und das ausgerechnet in ihrem Lieblingsfach.

Doch weiter konnte sie nicht über den Lehrer der Zaubertränke mit dem Namen Professor Snape nachdenken, da es just in diesem Moment an der Tür klopfte und eine ältere Hexe mit mausgrauen Haaren, einer Brille und einem grünen Samt Hut, wie auch Umgang das Zimmer betrat.

Ihr Blick war streng und sie verzog keine Miene.

 

„Hallo Minverva!“, ertönte es von Professor Dumbledore, der sich nun von Mias Stundenplan löste und auf Professor McGonagall zuging.

 

„Hallo Albus!“, erwiderte die Hexe, deren Gesicht nun etwas weichere Züge angenommen hatte.

 

„Minerva, darf ich dir deine neue Schülerin vorstellen? Miss Mia Davis. Miss Davis dies ist Ihre Hauslehrerin Professor McGonagall.”

 

Mia war sogleich aufgesprungen, um Professor McGonagall zu begrüßen und sie musste feststellen, dass die zuerst so streng dreinblickende Lehrerein nun ein etwas freundlicheres Gesicht ausgesetzt hatte.

Nachdem die beiden sich begrüßt hatten, forderte Dumbledore die beiden noch einmal kurz auf sich zu setzen um Professor McGonagall zu erklären, wie es zu Mias Schulwechsel kam. Das Detail über ihren Stiefvater ließ er allerdings aus. Er war der Ansicht, dass nicht jeder diese doch sehr persönliche Geschichte kennen musste und so war die offizielle Version, dass Mia nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Stiefvater gezogen war, der sich zuvor auf ganz normale Weise von Mias Mutter getrennt hatte.

 

„Nun, ich denke wir haben alles besprochen?“, fragte Dumbledore noch einmal in die Runde.

Keiner der beiden hatte irgendwelche Einwände.

 

„Wie sieht es mit ihren Unterrichtsmaterialien aus? Wir haben ein ausgezeichnetes Stipendienprogramm, falls sie keine Mittel haben“, fiel es Dumbledore auf einmal ein.

 

„Vielen Dank Sir, aber meine Mutter hat ausreichend für meine Schulausbildung gespart, ich denke ich komme über die Runden. Die Materialien und Bücher habe ich bereits besorgt“ , erwiderte Mia dankbar und zeigte auf einen der beiden großen Koffer hinters sich.“

 

„Natürlich, natürlich. Nun gut. Ich glaube dann hätten wir alles. Minerva? Würden sie Miss David den Gryffindorgemeinschaftsraum zeigen und ich glaube danach ist ihre nächste Stunde sowieso Verwandlung, wenn ich mich recht entsinne. Das passt dann also vortrefflich. Ihr Gepäck lasse ich hoch auf ihr Zimmer bringen“. Lachte Dumbledore, stand auf und klatschte  in die Hände.

 

„Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Schuljahr Miss Davis. Und falls sie irgendwelche Fragen haben oder sie etwas beschäftigt…“, er legte eine kurze Pause ein „ scheuen Sie nicht, zu mir zu kommen!“

 

„Vielen Dank Professor“, entgegnete Mia, der nicht entgangen war auf was Professor Dumbledore anspielen wollte.

 

Auch Professor McGonagall verabschiedete sich vom Schulleiter und gemeinsam mit Mia verließ sie das Büro des Schulleiters in Richtung des Gryffindor Gemeinschaftsraumes.



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