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Unspoken

von

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Kapitel 10

“Oh man, das tut einfach nicht.” Verärgert tippte Elsa auf das Tablet, das vor ihr lag. “Schau mal, Benjiro”, richtete sie an diesen. “Egal was ich mache, das Programm geht einfach nicht auf und damit ist es nutzlos für mich!”

“Zeig mal her.” Der Angesprochene trat neben sie. Mit einer Hand zog er das Tablet zu sich und tippte ebenfalls darauf herum.

Elsa versteifte sich einen kurzen Augenblick, als sich eine warme Hand auf ihren unteren Rücken legte. Ein Lächeln erschien auf ihren Zügen, das war doch irgendwie schön.

“Ne, keine Ahnung, Elsa. Irgendetwas stimmt da nicht. Bei mir funktioniert es problemlos. Aber gut, dass nachher unser IT´ler vorbeischaut, gib ihm einfach dein Tablet, er wird sich darum kümmern.”

“Oh, das klingt super.” Elsa nahm das Gerät wieder an sich. “Das vereinfacht sicher einiges, zumindest bilde ich mir das ein.”

Ein Lachen entkam dem neben ihr Stehenden. “Ach, das wird auf jeden Fall so sein.” Er beugte sich näher zu ihr hinunter. “Nachher Mittagessen? Du und ich?”

“Natürlich.” Mit einem Lächeln beantwortete Elsa die Frage.

“Prima. Dann mache ich bei mir mal weiter. Ich hole dich dann nachher, wenn der IT´ler da ist. “Sehr gerne.”

Als Benjiro Elsas Büro verließ, widmete dieses sich wieder den Unterlagen vor sich.
 

~~~
 

Eine halbe Stunde später klopfte es an ihrer Türe und Benjiro streckte seinen Kopf erneut ins Zimmer.

“Willst du mit mir einen Kaffee trinken? Unser IT´ler ist gerade auch da und kümmert sich schon um meinen PC. Irgendein Update, da störe ich nur. Dachte ich nutze die freie Zeit.”

Belustigt musterte Elsa ihn. “Dir ist aber schon klar, dass ich keine freie Zeit habe?”

“Ach, ich bin ja mehr oder weniger dein Vorgesetzter, ich entscheide einfach, das geht schon klar.”

Lachend schob sie sich mit ihrem Stuhl nach hinten. “Benjiro, du bist nicht mein Vorgesetzter, zum Glück. Denn sonst wäre das hier”, sie deutete zwischen ihnen beiden hin und her, “nicht in Ordnung.”

“Na dann bin ich ja froh. Also, Kaffee, Frau Kollegin?”

“Sehr gerne, Herr Kollege. Ich bin nicht undankbar dafür. Masaru hatte eine schreckliche Nacht. Er hat schlecht geschlafen und mich dann fast zwei Stunden wachgehalten. Bis er wieder eingeschlafen ist, habe ich nur noch eineinhalb Stunden gehabt, bis mein Wecker geklingelt hat. Ihn habe ich etwas länger schlafen lassen. Mein Bruder wollte ihn zum Kindergarten bringen, da er heute später an die Uni muss.”

Ein Schmunzeln lag auf den Zügen ihres Freundes, der einen Arm um ihre Schultern legte, als sie gemeinsam zu ihrem Pausenraum gingen, in dem auch die Küche und die Kaffeemaschine zu finden waren.

“Ich bin ja sehr gespannt darauf, wenn ich den jungen Mann irgendwann einmal kennenlernen.”

Als Elsa abrupt stehen blieb, musste das auch Benjiro tun, dessen Arm immer noch um ihre Schultern lag. Unsicher blickte sie ihn an. “Es ist für dich doch hoffentlich okay, dass ich ihn dir aktuell noch nicht vorstelle, oder? Ich meine, wir beide lernen uns ja gerade erst kennen. Ich will da einfach nichts überstürzen.”

“Alles gut, Elsa. Mach dir da wirklich keinen Kopf. Wenn du sagst, dass die Zeit gekommen ist, dann freue ich mich. Vorher noch nicht, ich kann da warten. Aktuell verbringe ich ganz gerne Zeit mit seiner Mutter. Ich will über sie auch noch ganz viel erfahren.”

Die Wangen der neben ihr Stehenden färbten sich rot. “Du Spinner”, murmelte sie und entlockte ihm ein Lachen. Er ließ seinen Arm sinken und ging die letzten Schritte zum Pausenraum, um ihr die Türe zu öffnen.

“Du wirst mich noch mehr kennenlernen, Elsa. Dann wirst du das nicht mehr sagen. Dann wirst du Riesenspinner zu mir sagen.”

Wieder lachte sie laut auf. Sie mochte ihn wirklich. Verliebt war sie nicht, davon war sie noch weit entfernt. Aber sie mochte Benjiro, er war sympathisch, lustig und hatte sehr viel Verständnis für sie, zudem drängte er sie zu nichts. Er bewegte ihr Herz noch lange nicht so sehr, wie es jemand anderes tat und das bereits seit so vielen Jahren, doch ihr war klar, dass aus diesem jemanden und ihr jemals etwas werden könnte.
 

~~~
 

Zehn Minuten später standen sie beide an einem der Stehtische, vor sich jeweils eine Tasse Kaffee.

“Der IT´ler ist wirklich cool. Er kommt jetzt seit ungefähr einem Jahr zu uns. Er ist auch relativ jung, vielleicht so alt wie du? Ich mag ihn sehr und war auch so schon mal mit ihm ein Bier trinken. Cooler Typ halt. Du wirst schon sehen, der hat dir dein Tablet in wenigen Minuten gerichtet. Und wenn du noch was brauchst, sagst ihm einfach Bescheid, der kümmert sich darum.”

“Das klingt doch gut.” Schmunzelnd hob Elsa ihre Tasse und nahm einen Schluck darauf. Ihr Gegenüber schwärmte ja regelrecht von dem IT´ler. Jetzt war sie auch sehr gespannt. Da ertönte ein Klopfen gegen die Glaswand.

“Hey Benjiro, ich bin bei dir fertig, dein PC läuft wieder.”

Elsa erstarrte, als sie die Stimme hinter sich vernahm. Sie hatte sie schon ewig nicht mehr gehört. Sie konnte sogar den Tag nennen, an dem sie das das letzte Mal hatte, ebenso die Uhrzeit. Panisch drehte sie sich herum und erstarrte, als ein paar dunkle Augen auf ihren landeten. In diesen stand der gleiche panische Ausdruck wie in ihren.
 

~~~
 

Mario streckte sich, dann stand er auf. Das hier war erledigt. Was hatte Benjiro noch gleich gesagt? Ach ja, er wollte einen Kaffee trinken gehen. Vielleicht würde er sich auch gleich einen holen, ehe er zum nächsten Mitarbeiter weiter ging. Kurzerhand machte er sich auf den Weg zum Pausenraum. Durch die Glasscheiben konnte er Benjiro erkennen. Dieser trank einen Kaffee. Ihm gegenüber, mit dem Rücken zu Mario, stand eine junge Frau, vermutlich eine der hier Arbeitenden. Sie trug einen schwarzen Rock, ein weißes Oberteil und die braunen Haare zu einem Dutt aufgesteckt. Mario hob eine Hand und klopfte an die Glaswand, während er seinen Kopf zur Türe herein streckte.

“Hey Benjiro, ich bin bei dir fertig, dein PC läuft wieder.”

Damit trat er ein, um im nächsten Augenblick wie erstarrt stehen zu bleiben. Seine Augen weiteten sich und ihm wurde anders, als vor ihm plötzlich die Frau stand, die er seit so vielen Jahren nicht vergessen konnte, auch wenn er es unbedingt wollte.

“Elsa”, brachte er krächzend hervor.

“Ma-Mario”, stotterte sie.

“Was … was machst du hier?”, fragte er und trat auf sie zu.

“I-ich … arbeite hier”, erwiderte sie immer noch stotternd.

Er war unfähig, seinen Blick von ihr zu nehmen. Sie war hier. Da, wo auch er war. Und sie sah immer noch so wunderschön aus. Alles, was vor ihrer Abreise passiert war, was sie zu ihm gesagt hatte, war in diesem Moment aus seinem Kopf verschwunden. Er trat einen weiteren Schritt auf sie zu.

“Elsa, wir … könnten wir die Tage einen Kaffee trinken gehen?”, platzte es regelrecht verzweifelt über seine Lippen. “Was vor deiner Abreise war, wir … wir haben es nie wirklich besprechen oder abschließen können, zumindest geht es mir so. Dir vielleicht auch? Wir … wir sollten einfach … Bitte, können wir reden, Elsa? Bitte, geh mit mir aus, nur du und ich!” Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Sollte er ihr sagen, dass er wusste, dass sie ein Kind hatte und dass ihm das egal war? Er mochte Masaru, sehr sogar. Würde er sich einen Sohn wünschen, würde er es sein, völlig ungeachtet dessen, dass Elsa seine Mutter war, das interessierte Mario nicht. Aber was ihn jetzt interessierte, war die Frau vor ihm.

Elsas Augen waren weit aufgerissen. Panisch machte sie einen Schritt nach hinten und stieß dabei gegen den Tisch, auf dem ihre Tasse stand. Der Kaffee schwappte über, doch das bemerkte sie nicht. Mario … er war hier! Und er wollte mit ihr ausgehen? Ihr Herz schlug so unglaublich schnell und alles in ihr jubelte. Erst jetzt, als sie ihn sah, wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Wie sehr sie bei ihm, in seinen Armen sein wollte. So gerne würde sie ja sagen, dann wurde ihr klar, dass das nicht mehr ging. Es fühlte sich erneut so an, als würde ihr Herz in viele kleine Teile brechen. Sie konnte einfach nicht. Da war Masaru, sein Sohn. Oh Gott, Marios Sohn. Und da stand er, der Vater ihres Babys, ihres Kindes. Er würde es ihr doch niemals verzeihen, dass sie ihn so lange im Unwissen gelassen hatte. Nein, sie konnte nicht mit ihm ausgehen. Es war wichtig, dass sie ihn weiterhin von Masaru fern hielt. Er durfte nicht erfahren, dass er Vater war, das ging einfach nicht. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, die für ihren Sohn. Aber die Entscheidung hatte ihr Leben beeinflusst, sie konnte nicht auch noch Marios beeinflussen. Daher gab es auf seine Frage nur eine Antwort. Alles in ihr zog sich zusammen, versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen.

“Mario”, sie schüttelte ihren Kopf, “es tut mir leid. An meiner Aussage vor so langer Zeit hat sich nichts geändert. Du solltest die Vergangenheit endlich hinter dir lassen. Das zwischen uns, das war etwas einmaliges und …”

Wieder sah er aus, als hätte sie ihn in den Magen geschlagen, aber vielleicht fühlte es sich ja auch so für ihn an.

“Elsa, meinst du nicht … Ich meine … Es wäre doch nur eine Tasse Kaffee!” Verzweifelt blickte er sie an.

“Ich … ich kann nicht, tut mir leid”, erwiderte sie.

“Aber warum nicht? Ich verstehe nicht … ich …”

“Tut mir leid, Kumpel.” Benjiro war zu Elsa getreten, legte einen Arm um deren Taille und zog sie an sich. “Elsa und ich gehen miteinander aus. Sie ist nicht mehr zu haben.”

“Oh …” Langsam drang es zu Mario durch. “Das … okay.” Es war nicht okay, das konnte man ihm ansahen, trotzdem sagte er nichts mehr. Ihm war klar, dass er verloren hatte. “Dann … mache ich mal weiter.”

“Ich weiß, dass das vermutlich ganz schlechtes Timing ist, aber Elsas Tablet,” Benjiro deutete auf die neben ihm Stehende, “funktioniert nicht richtig. Kannst du dir das anschauen?”

Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Faust Marios Herz umschließen und zusammenpressen. Trotzdem zwang er sich zu nicken. “Klar.”

Ihm war klar, dass das jetzt hart werden würde. Mehr als hart …


Nachwort zu diesem Kapitel:
So hat sich das erste Aufeinandertreffen der beiden sicherlich keiner vorgestellt - vor allem die beiden nicht. Aber nun ist es passiert - und wieder wurden zwei Herz erneut mehr gebrochen, als es schon war ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Linchen-86
2022-11-13T19:00:38+00:00 13.11.2022 20:00
Oh man, so mag ich Elsa nicht. Ich meine glaubt sie denn wirklich, sie kann Masaru ewig vor ihm verbergen?
Nein, das wird niemals funktionieren...

Mir tat es leid, dass Mario schon wieder ein zertrampeltes Herz hat... Der muss ganz schön was einstecken... wie Elsa das alles je wieder gut machen möchte... Hmmm
Antwort von:  Tasha88
13.11.2022 20:32
über das, was Elsa da macht, muss man eindeutig nicht überlegen, ob richtig oder falsch - denn es ist falsch in jede Richtung. Sie macht da mehr kaputt, als sie vermutlich denkt... und vor allem ist Masaru der Leidtragende ...
Von:  Centranthusalba
2022-10-27T20:04:11+00:00 27.10.2022 22:04
Aha, läuft da also bereits was? Wenn Benjiro so offensiv dazwischen geht…
Armer Mario, das ist ein ziemlicher Tiefschlag. 😖
Und wieder mal von gänzlich falschen Annahmen ausgegangen, tsetsetse.

Ob Benjiro Fragen hat? Und ob er sie ausspricht?🤔
Antwort von:  Tasha88
27.10.2022 22:12
Ein wenig Zeit ist seit Benjiros Frage nach dem date schon vergangen und die beiden gehen miteinander aus
Und ja, Mario muss einstecken 😱😭

Im nächsten Kapitel werden Fragen gestellt 😉
Von:  phean
2022-10-26T07:37:31+00:00 26.10.2022 09:37
Der Kaffee braucht 10 Minuten? Haben die eine Filtermaschine und mussten erst einen frisch kochen oder trinken sie ihren Kaffee lieber Karl? 🤣

Und dann noch:
“Das klingt doch .”
Wie klingt es? GUT vielleicht? 😏😁😁

Wie lange Benjiro ruhig daneben stand 🤣 so lange hätte ich nicht gewartet und erstaunlich, dass der Kaffee überschwappt, aber ihre Bluse verschont - Respekt und schade ... So ein bisschen Kaffee auf der Bluse ist der neue heiße Look
Antwort von:  Tasha88
26.10.2022 14:14
hmm, also in meiner Vorstellung sind sie erstmal dorthin gelaufen. Dann haben sie die Tassen aus dem Schrank genommen und einen Kaffee nach dem anderen aus dem Automaten gelassen. Anschließend haben sie sich an den Tisch gestellt und haben auch noch ein wenig geredet - auch ab und an einen Schluck getrunken - die Tassen sind also auch nicht mehr ganz voll.
Die Tasse stand in meinen Augen übrigens auf dem Tisch. Benjiro und Elsa haben ihre Aufmerksamkeit beide auf Mario gerichtet. und als Elsa gegen den Tisch stößt, konnte Benjiro dementsprechend nicht mehr reagieren ;)

zudem wäre es, nach deinem ersten Absatz ein kalter Look ;) ... vielleicht hatte Karl aber auch noch etwas anderes zu sagen, hmm ...

und ich glaube, da sollte "sinnvoll" stehen XD
Antwort von:  phean
26.10.2022 14:30
ah ... karl ... ok xD dem gehts sicher blendend ^^
achso - für mich hat es sich so gelesen, dass sie sich nach diesen zehn Minuten erst hingestellt und angefangen haben ^^

ich meinte nicht auf den Kaffee, sondern wie lange er sich das Gestammel der zwei anhören wollte ;)
Antwort von:  Tasha88
26.10.2022 14:57
ah, ja, das ergibt Sinn XD
wahrscheinlich dachte er auch nur so: hähhh???
und dann noch eine gewisse Portion Neugierde und dann lässt man es gerne zum dass andere ins Fettnäpfchen springen XD
Antwort von:  phean
26.10.2022 15:00
und am Ende ist es so schön taktvoll :D
"passt zwar nicht, aber reparier doch mal das Tablet deiner Liebsten ..."
>ok ... einmal alle Fotos runterladen und eine GPS Software installieren ... fertig :D <
Antwort von:  Tasha88
26.10.2022 15:12
"passt zwar nicht, aber reparier doch mal das Tablet meiner Liebsten XD
und derjenigen, die dir gerade voll den Korb gegeben hat XD
Antwort von:  phean
26.10.2022 15:14
Ex-Liebsten meinte ich auch >__<


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