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Unspoken

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Kapitel 19

“Du, Mario?”, wandte sich Elsa diesem zu, während er gerade an Masarus Jacke den Reißverschluss schloss.

“Ja?” Er hob seinen Kopf in ihre Richtung, deutete ihr damit an, dass er ihr lauschte, ehe er Masaru auch noch die Mütze auf den Kopf setzte. Es war Dezember, er wollte nicht riskieren, dass der Junge krank wurde.

“Ich habe mir überlegt”, Elsas Hand umgriff den Henkel ihrer Handtasche ein wenig fester und beobachtete Mario, als dieser aufstand und sich zu ihr drehte, “wegen dem schlafen. Also eigentlich könnten doch vielleicht Hannah und ich gemeinsam in deinem Bett schlafen und du schläfst bei Masaru im Zimmer? Dann muss Hannah nicht im Wohnzimmer schlafen und der Raum ist frei, niemand wird gestört. Gerade, wenn du oder ich früh raus müssen.”

Marios Augen hatten sich bei Elsas Frage geweitet und im nächsten Augenblick stand er direkt vor ihr und seine Hand berührte ihr Kinn. Elsas Herz nahm einen Takt zu, als er dieses sanft nach oben drückte und seine dunklen, warmen Augen direkt auf ihre gerichtet waren.

“Elsa”, gab er mit leiser aber fester Stimme von sich, “ich räume mein Bett nicht. Du kannst gerne bei Hannah im Wohnzimmer schlafen oder bei Masaru. Ich hätte gerne meinen Rückzugsraum. Ich kenne deine Freundin doch gar nicht. Wir sollten bei unseren bisherigen Überlegungen bleiben.” Damit löste er seine Hand und drehte sich herum, um Masarus Hand in seine zu nehmen. “Na gut, gehen wir und holen deine Freundin ab, Elsa. Nicht, dass wir zu spät kommen.” Gemeinsam mit ihrem Sohn verließ er die Wohnung. Elsa sah ihm noch einen Augenblick unsicher hinterher. Wieder hatte er ihr Herz zum durchdrehen gebracht. Diese Handlung, ihr so nahe zu sein, ihr Kinn hochzudrücken. Er hätte seinen Kopf nur ein kleines Stück senken müssen, dann hätten sich ihre Lippen berührt. War ihm eigentlich klar, was er da mit ihr anstellte? Sicher nicht, denn sonst würde er sich doch zurückhalten … Ein Seufzen entkam ihr, ehe sie machte, dass sie den beiden folgte. Sie wollte wirklich nicht zu spät sein, um Hannah abzuholen. Vorfreude auf ihre Freundin spülte alles andere hinfort. Nur noch ein wenig, dann würden sie sich in den Arm nehmen können.
 

~~~
 

Seufzend zog Mario die Bettdecke ein wenig höher und starrte an die Decke. Wie genau kam er jetzt eigentlich hierher? Er schloss seine Augen und verschiedene Geräusche drangen an seine Ohren. Das leise Schnaufen seines Sohnes und das Rascheln dessen Bettdecke, als er sich in seinem Bett bewegte. Dann die Stimmen und das Lachen von Elsa und ihrer Freundin, das gedämpft durch die Wand drang. Masarus Kinderzimmer und sein Schlafzimmer lagen direkt nebeneinander. Man konnte die beiden Frauen hören. Und immer noch fragte er sich, wie er hier gelandet war … Heute Mittag hatte er Elsa eigentlich noch erklärt, dass er sein Bett nicht räumen sondern selbst dort schlafen würde … Und nun lag er doch auf eigentlich Elsas Futon auf dem Boden von Masarus Zimmer und versuchte zu schlafen, während sich Elsa und Hannah in seinem Bett breit machten. Oh man … Aber gut, was sollte er auch machen, wenn Elsa ihn mit diesen großen und wunderschönen Augen ansah und einen Wunsch äußerte? Wie als ob er ihr jemals einen Wunsch abschlagen könnte. Elsa hatte sowieso sehr viel Einfluss auf ihn. Auf ihn, seine eigenen Gedanken und Wünsche … auf seine Gefühle. Oh Gott. Er legte beide Hände auf sein Gesicht. Wie sollte das hier funktionieren? Er und Elsa zusammen in einer Wohnung. Sie war die Mutter seines Sohnes. Dass sie nicht mit ihm zusammen sein wollte, hatte sie ja eindrucksvoll dadurch bewiesen, dass sie ihm nichts von Masaru erzählt hatte. Hätte sie mit ihm zusammen sein wollen, hätte sie das doch gemacht, spätestens, als sie nach Japan zurückgekehrt war. Er musste es einfach schaffen, seine dummen Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Das Schlimmste wäre eindeutig, dass es so eskalieren würde, dass Elsa sich nicht mehr dazu in der Lage sah, mit ihm zusammen zu leben. Denn wenn sie ausziehen würde, würde sie Masaru sicherlich mitnehmen. Und auch, wenn sie dann vielleicht doch ein Wechselmodell einführen würden, wo ihr Sohn tageweise je bei einem von ihnen leben würde, wäre das nicht mehr das, was ihn wirklich glücklich machte. Nein, er würde damit klar kommen, wie es jetzt war. Er musste einfach.
 

~~~
 

Am nächsten Morgen wurde er dadurch geweckt, dass ein lautes “Papa” durch den Raum hallte, gefolgt von fast 15 Kilo purem Kind, das sich auf ihn warf. Ein lautes “Uff!” entkam Mario und er streckte seine Hände abrupt aus, um Masaru aus seinem Magen zu ziehen. “Großer”, murmelte er und rieb sich über das Gesicht. Die strahlenden Augen seines Kindes waren auf ihn gerichtet.

“Papa! Du hier schlaf?”

Er musste schmunzeln und richtete sich auf, während er Masaru durch die schwarzen Haare wuschelte. “Ja, habe ich. Mama und Tante Hannah schlafen in meinem Bett, also habe ich Mamas genommen.”

“Schön.” Und schon warf sich Masaru um Marios Hals und drückte sich an ihn. Mario erwiderte die Umarmung und genoss es, seinen Sohn so bei sich zu haben. Und ihm war klar, dass er das auf keinen Fall riskieren durfte, daher musste er seine Gefühle für dessen Mutter zurückstellen.

“Bist du denn schon wach? Sollen wir aufstehen und frühstücken?”

Schon nickte der Junge und sprang auf. “Ja. Hunger hab.”

“Na dann raus mit dir. Worauf hast du denn Lust?”
 

~~~
 

Sie saßen schon eine Weile zusammen am Esstisch, als eine Türe geöffnet und wieder geschlossen wurde. Gleich darauf kam Elsa in einem dicken Pyjama gähnend in die Küche.

“Guten Morgen”, murmelte sie, ehe sie erneut gähnte, dazu eine Hand vor den Mund hielt. “Hier riecht es ja köstlich.” Ihr Blick glitt vom Esstisch in die Küche, wo es ziemlich unordentlich aussah.

“Masaru hatte Lust auf Pancakes, also haben wir welche gemacht, nicht wahr, Großer?”, richtete Mario grinsend an seinen Sohn. Der nickte aufgeregt, während er bereits den fünften in sich hinein schaufelte.

“Na dann. Wenn es so gut schmeckt wie riecht, dann freue ich mich darauf.” Elsa kam zum Esstisch, legte beiden Männern eine Hand auf die Schultern und beugte sich zu Masaru, um diesen einen sanften Kuss auf die Wange zu drücken. “Guten Morgen mein Schatz”, fügte sie hinzu. Dann beugte sie sich zu Mario und erstarrte, als ihr bewusst wurde, dass sie auch ihm fast einen Kuss auf die Wange gehaucht hätte. Sie zog ihren Kopf mit roten Wangen zurück. “Entschuldige bitte”, nuschelte sie, “war wohl eindeutig zu wenig Schlaf.”

Auch Marios Wangen nahmen einen roten Schimmer an. “Schon okay”, murmelte er und versuchte sein Herz zu beruhigen. Schnell widmete er sich wieder seinem Kaffee vor sich, während Elsa in die Küche ging, um sich ebenfalls einen Kaffee und Pancakes zu holen. “Schläft Hannah noch?”, richtete er an sie, ohne seinen Kopf zu drehen.

“Ja, tut sie. In Deutschland wäre es jetzt ungefähr zwei Uhr morgens. Der Jetlag wird sich vermutlich noch ein paar Tage durchziehen.”

“Das kann ich mir gut vorstellen.” Mario sah doch wieder auf, als sie sich ihm gegenüber an den Esstisch fallen ließ.
 

~~~
 

Als Hannah aufstand, war es halb elf. Elsa bot ihr noch ein Frühstück an, dass diese gerne annahm. Während Mario mit Masaru auf dem Boden saß und dort mit den Autos spielte, begutachtete Hannah ihn vom Esstisch aus.

“Okay, ich verstehe, was du immer meinst. Kein Wunder bist du schwanger geworden. Den heißen Typ hätte ich auch nicht von der Bettkante gestoßen! Er sieht ja schon angezogen zum anknabbern aus, aber ohne Kleidung? Ich glaube, ich will es mir gar nicht erst vorstellen, immerhin gehört er dir.”

“Hannah!”, stieß deren Freundin schockiert aus.

Mario drehte sich auf den Tonfall verwirrt zu ihnen herum. Er hatte kein Wort von dem verstanden, was Hannah zu Elsa gesagt hatte. Die beiden Frauen sprachen hauptsächlich deutsch miteinander. Anscheinend hatte Elsa in den dreieinhalb Jahren in Deutschland die dortige Sprache gut erlernt. Fragend blickte er Elsa an, deren Wangen rot angelaufen waren.

“Alles in Ordnung, Elsa?”, fragte er nach.

“So etwas kannst du doch nicht sagen”, richtete diese an ihre Freundin, die daraufhin auflachte. Mario wurde ignoriert, sie konnte ihm doch nicht sagen, was Hannah gerade von sich gegeben hatte.

“Oh, ihr Japaner seid einfach so prüde.”

Da Mario immer noch verständnislos in ihre Richtung blickte, fühlte Elsa sich doch dazu gezwungen, etwas zu sagen. “Sie meinte, wir Japaner sind prüde”, murmelte sie, was dem Vater ihres Sohnes nur ein Stirnrunzeln entlockte.

“Ich habe eigentlich erst gemeint, dass du schon ziemlich gut aussiehst und ich verstehe, dass Elsa dich nicht von der Bettkante gestoßen hat”, erklärte Hannah in dem Augenblick auf Englisch, sodass auch er sie verstehen konnte. Sofort färbten sich seine Wangen rot. “Und ja, ihr seid wirklich prüde, obwohl ihr beide …” Sie sprach es nicht aus, deutete nur mit ihren Fingern zwischen ihnen hin und her. “Da sitzt der Beweis.” Nun zeigte der Finger auf das Kind, das weiterhin mit seinen Autos spielte und sich nicht stören ließ.

“Das … ist nicht prüde”, murmelte Mario und versuchte sich rechtzufertigen. “Das gehört sich einfach nicht. Wir reden über so etwas halt nicht. Und ja, wir sind hier in Japan, so ist das eben.”

“Schon gut.” Hannah lachte wieder glockenhell. “Ich wollte euch auch nicht ärgern, es ist mir einfach nur in den Kopf geschossen.”

“Du bist unmöglich.” Ein Lachen entkam Elsa. In den dreieinhalb Jahren hatte sie sich nicht richtig daran gewöhnen können, dass die Deutschen so offen waren, was dieses Thema anging. Natürlich hatte sie Sex gehabt, das hatte man spätestens nach ein paar Monaten gesehen, aber darüber reden musste sie nun wirklich nicht.

“Was hast du heute geplant?”, fragte ihre Besucherin in dem Moment.

“Das kann ich beantworten. Masaru und ich”, Mario sah von Hannah zu seinem Sohn vor sich auf dem Boden, “gehen Oma und Opa besuchen und essen dort zu Mittag, nicht wahr? Danach treffen wir uns noch mit Onkel Gregor und haben einen richtigen Männertag. Und Mama und Tante Hannah können einen Mädelstag machen und stundenlang quatschen. Natürlich nur”, verunsichert wandte er sich an Elsa, “wenn es für euch okay ist, dass ich Masaru entführe. Ich bin mir sicher, dass Hannah auch gerne Zeit mit ihm verbringen will”, nun blickte er diese an. “Ich dachte halt, dass ihr euch so lange Zeit nicht gesehen habt, da habt ihr sicher ganz viel zu reden. Und dann noch der Jetlag. Vielleicht bist du ja auch ganz froh, wenn heute noch kein großes Programm ansteht.”

“Oh Mario, das ist so lieb von dir”, richtete Elsa mit leuchtenden Augen an ihn. “Was meinst du, Hannah? Wir könnten nachher auch was zu essen bestellen.”

“Das klingt wirklich gut.” Hannah nickte und wandte sich Mario zu, den sie anlächelte. “Danke, dass du so an mich denkst.”

Schon wurden seine Wangen wieder rot. “Gerne. Wenn Elsa glücklich ist, bin ich es auch.”

“Na das höre ich doch gerne.” Hannah schmunzelte. “Mach meine Freundin auch weiterhin glücklich.”

“Hannah”, zischte besagte beste Freundin, während Mario nickte.

“Ich gebe mein Bestes. Denn wenn es Mama gut geht”, er sah Masaru an, “dann geht es uns allen gut, nicht wahr?”

Der Junge verstand ihn zwar nicht wirklich, nickte aber trotzdem.

“Danke dir.” Elsa lächelte Mario an, der das Lächeln erwiderte.

“Immer, Elsa.”

Hannah legte ihren Kopf schräg und beobachtete die beiden ebenfalls lächelnd. Man merkte ihnen doch an, dass sie sich mochten. Sie war gespannt, wann den beiden das klar wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Linchen-86
2022-12-02T19:54:02+00:00 02.12.2022 20:54
Und ja Japaner sind prüde :D aber irgendwie ist es ja auch niedlich
Antwort von:  Tasha88
02.12.2022 21:39
schon manchmal putzig ;)
ich meine, prüde bin ich ja auch XD
Von:  phean
2022-11-10T07:19:13+00:00 10.11.2022 08:19
Aha ...

Ich sage nur Coconut and Peach
Antwort von:  Tasha88
10.11.2022 09:20
Da... Stehe ich auf dem Schlauch 😅
Antwort von:  phean
10.11.2022 09:49
Coconut and Peach ist eine Theorie über die Verhaltens- und Kommunikationsweisen verschiedener Gruppen

Hierbei werden sämtliche Länder auf diese beiden Formen eingeteilt.

Während man bei der Kommunikation mit Coconut schnell auf die harte Schale trifft und die Gespräche oberflächlich bleiben, bis man doch einmal mit aufgenommen wird.
Reden gerade Peach offen über Dinge, die für Coconuts als zu privat und intim eingestuft werden. Zumindest so lange, bis man auf ihren Kern stößt.

Japaner zählen laut der Theorie zu Peach und deutsche zu Coconut.

https://impactgrouphr.com/individualpost/peach-vs-coconut-cross-cultural-communication-is-difficult/​;

War Mal ein Hausarbeitsthema während des Studiums ...
Antwort von:  Tasha88
10.11.2022 10:07
Super interessant
Da lernt man wieder neues - danke 😁
Antwort von:  phean
10.11.2022 10:23
Ja, manchmal kann ich überraschen 🤣

Aber ich find diese Theorie selber super spannend, aber kaum einer kennt sie 😞
Von:  Centranthusalba
2022-11-09T14:20:44+00:00 09.11.2022 15:20
Hannah hat schon was von Maya. 😁 Das mäandert sich wohl immer bei dir durch 😉

Ich musste sehr lachen bei: „Wie war er hierher gekommen?“ 😂😂😂 Klarer Fall von Mama hat immer Recht. Ich finde aber, dass du zwischen dem zweiten und dritte Absatz gar keine Unterbrechung hättest machen müssen. Das wäre auch in einem gegangen.😀

Und Marios Augen können auch hören. Was der Junge nicht alles kann! 😳 „Marios Augen hatten sich bei Elsas Frage gehört“ 😂


Antwort von:  Tasha88
09.11.2022 15:29
Hey ^^
wie ich gerade mit mäandert gehadert habe, bis ich das wort verstanden habe XD

tja, schlussendlich kann er Elsa keinen Wunsch abschlagen ;)
und Mario kann alles ... wobei sich seine Augen jetzt wieder weiten XD
danke fürs drauf aufmerksam machen M)


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