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Unspoken

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Kapitel 20

“Da, Tante Hannah, Pferde!” Masarus kleine Hand ergriff die größere und schon wurde Hannah von ihm mit durch den Tierpark gezogen.

Schmunzelnd blickten Elsa und Mario den beiden hinterher. Zu Beginn war Masaru Hannah gegenüber sehr zurückhaltend, fast etwas schüchtern. Aber gut, neun Monate im Jahr eines noch nicht einmal Dreieinhalbjährigen waren doch sehr viel. Es hatte zwar ein wenig gebraucht, aber dann war er ihr gegenüber wieder vollständig aufgetaut. Und ab da hörte er auch nicht mehr auf zu reden. Er hatte die ersten drei Jahre viel deutsch gehört, auch seine Kinderkrippe war deutschsprachig gewesen. Mit ihren Freunden sprach Elsa damals deutsch, versuchte es so gut es ging zu lernen, was wohl auch gut geklappt hatte. Mit Hannah, mit der sie ja zusammen wohnte, sprachen sie deutsch. Mit Oma und Opa japanisch. Auch hatte sie mit ihrem Sohn japanisch gesprochen, es war seine Muttersprache. Und jetzt, nachdem er lange hauptsächlich japanisch gesprochen hatte, gab er einen süßen Kauderwelsch aus japanisch und deutsch von sich. Elsa war die Einzige von ihnen, die ihn wirklich verstehen konnte.

“Es ist schön, das zu sehen.” Elsa lächelte und vergrub ihre Hände in ihren Jackentaschen. “Es ist nicht selbstverständlich, dass immer noch so eine Verbundenheit da ist, wenn so eine große Entfernung zwischen einem liegt, dazu der Zeitunterschied. Deshalb macht es mich wirklich glücklich, dass Masaru und Hannah sich so gut verstehen und ein tolles Team sind.” Als sie eine Hand an ihrem unteren Rücken spürte, sah sie erstaunt auf. Mario war dicht neben sie getreten und sein Blick war auf sie gerichtet, während ein Lächeln seine Mundwinkel umspielten.

“Du gibst dir viel Mühe, dass Masaru und deine Freundin sich auch regelmäßig über Videotelefonie sehen. Du sorgst dafür, dass er sie nicht vergisst. Es ist dir wichtig, Elsa, deshalb tust du alles für diese Beziehung. Und ich konnte die letzten Tage, in denen Hannah hier ist, bemerken, wie gut es auch dir tut.”

Ihre Wangen färbten sich bei Marios Worten in einen sanften Rotton. Schnell richtete sie ihren Blick zu ihrem Sohn und dessen Begleitung. Die beiden standen an dem Gehege, in dem die Pferde waren. Hannah lachte, während Masaru auf die Tiere deutete.

“Sie war in einer Zeit meines Lebens an meiner Seite, in der ich sonst niemanden hatte. Und auch danach ist sie immer bei uns gewesen. Sie war bei vielen Dingen eine feste Säule in meinem Leben.”

Sie schnappte nach Luft, als Marios Hand von ihrem Rücken über ihre Seite nach oben und zu ihrer Wange wanderte. Ein warmer Schauer rann über ihren Rücken.

“Du weißt nicht, wie dankbar ich ihr dafür bin.”

Wieder sahen sie einander in die Augen, waren sich so nahe. Elsas Herz nahm einen Takt zu. Genau so etwas waren diese Dinge, die sie als widersprüchliche Zeichen von ihm bezeichnen würde. Auf der einen Seite brachte es ihr Herz zum schneller schlagen, auf der anderen machte es ihr Sorgen. Vielleicht beabsichtigte und meinte er damit gar nicht das, was sich ihr Herz in dem Augenblick sehnlichst wünschte und das machte ihr Angst.

“Mama, Papa!”, riss eine laute Stimme sie aus ihren Gedanken.

Elsa und Mario machten einen Schritt auseinander und blickten in die Richtung, aus der sie gerufen worden waren. In dem Augenblick kam Masaru schon bei ihnen an und warf sich an ihre Beine.

“Die Pferde sind so toll. Mag auch eines haben!”

Lachend bückte sich Mario und hob seinen Sohn hoch. “Tut mir leid, Großer, aber das passt nicht in unseren Flur.”

Elsa kicherte bei der Aussage. In Deutschland gab es ein altes Lied, das irgendwie so ging: “Da steht ein Pferd auf dem Flur”. Schade, dass es das nicht auf japanisch gab, sie würde es Mario jetzt zu gerne vorspielen. Sie legte eine Hand auf Marios Unterarm, lehnte sich ein wenig nach vorne und strich Masaru sanft über die Wange. “Vielleicht können wir ja nachher noch nach einem Kuscheltier schauen. Da gibt es ja vielleicht auch Pferde.”

“Ja, wenn ich darüber nachdenke, vielleicht findet sich in deinem Zimmer ja Platz für ein kleines Pferd”, stimmte Mario nachdenklich zu.

“Au ja!” Masaru jubelte und strahlte übers ganze Gesicht. Elsa und Mario lachten. Sie liebten es beide, wenn ihr Sohn so glücklich war. Das sollte er immer sein und sie würden alles dafür tun, dass es so wäre!
 

~~~
 

“Ich mag wirklich nicht, dass du gehst”, murmelte Elsa zwei Tage später.

“Ich auch nicht, Elsa. Es war und ist so schön hier bei euch. Ich habe euch sehr vermisst. Masaru ist inzwischen echt groß, das erschreckt einen. Er hat auch so einen Fortschritt im Reden gemacht.”

“Da ist er zwar immer noch ein wenig hintendran, aber er wächst zweisprachig auf. Laut Kinderarzt spricht er dafür wirklich gut.” Elsa seufzte auf und verschränkte ihre Arme unter ihrem Kopf, während sie zur Decke hinauf blickte.

“Ich finde es ja toll, dass du immer noch deutsch mit ihm sprichst”, murmelte Hannah, die auf ihrem Bauch lag, die Arme um ihr Kopfkissen geschlungen und ihren Kopf darauf zur Seite gedreht hatte, um ihre Freundin anzusehen.

“Ich finde es toll, eine zweite Sprache zu können. Deutsch ist alles andere als leicht und ich bin auch kein Meister darin, aber ich gebe mein Bestes. Um besser zu werden, muss ich es weiter sprechen. Und so kann ich mit dir reden. Masaru auch. Er kann im Gegensatz zu mir auch noch kein Englisch. Das wird mit der Schule kommen, aber jetzt ist er noch zu klein.”

“Er macht das super. Nein, du machst das super, ihr beide halt.”

Ein Lächeln erschien auf Elsas Zügen. “Danke”, flüsterte sie.

“Ach, deswegen doch nicht. Aber ich muss schon sagen, die letzten Tage durfte ich feststellen, dass nicht nur du das super machst. Mario ist wirklich ein sehr toller Vater. Er vergöttert Masaru ja regelrecht.”

“Nicht wahr?” Aus dem Lächeln wurde ein Strahlen.

“Oh ja. Und auch ihr beide”, Hannah schmunzelte, “ihr seid ein sehr gutes Team.”

“Wirklich?” Auch Elsa drehte ihren Kopf zur Seite, betrachtete ihre Freundin neugierig.

“Ja. Ihr seid so … so harmonisch. Ihr drei, ihr seid einfach viel mehr als Elternteile und ein Kind. Ihr seid eine Familie und das ist wirklich schön. Ich freue mich sehr, dass es so gut läuft.”

“Wirklich?” Nun drehte sich Elsa mit schneller schlagendem Herzen auf die Seite.

“Ja. Warte kurz.” Hannah griff nach ihrem Handy und suchte darauf etwas, ehe sie es ihrer Freundin reichte. “Das Foto habe ich heute im Tierpark von euch dreien gemacht. Siehst du es nicht auch? Ihr seid eine Familie!”

Elsa blickte mit großen Augen auf das Foto. Mario hatte Masaru auf dem Arm. Elsa beugte sich zu diesem und berührte ihn an der Wange, während ihre Hand auf Marios Unterarm lag. Hannah hatte recht. Sie wirkten wie eine Familie. Wie eine glückliche Familie, so wie sie darauf lächelten und strahlten. Ihre Augen leuchteten alle. Es war ein tolles Foto.

“Kannst du es mir bitte schicken?”, fragte sie mit bebender Stimme und wischte sich sogleich verlegen eine kleine Träne aus den Augenwinkeln. Das hatte sie gerade wirklich berührt.

“Meinst du nicht auch, Mario hätte schon vor über vier Jahren so reagiert, wenn du ihm gesagt hättest, dass du von ihm schwanger bist?”, fragte Hannah in diesem Augenblick.

Elsa erstarrte. “Ich … ich weiß es nicht. Ich … ich rede mir immer ein, dass es wahrscheinlich so gewesen wäre. Vermutlich wäre er immer für mich da gewesen, hätte mich unterstützt. Aber auf der anderen Seite … er hätte so viel für mich aufgeben. Das wollte ich doch nicht. Er hat gesagt, dass er mich liebt, aber was, wenn er nach Deutschland gekommen wäre und nach kurzer Zeit hätten wir herausgefunden, es passt nicht? Dann hätte er sich vielleicht dazu gezwungen gefühlt, mit mir zusammen zu sein, nur weil ich sein Kind erwarte. Das hätte doch auch nicht sein müssen …”

“Elsa.” Hannah streckte eine Hand aus, umfasste damit eine ihrer Freundin. “Wenn ich die letzten Tage etwas beobachten konnte, dann das Mario viel an dir liegt. Er sieht dir immer hinterher, lächelt dabei. Sein Blick verfolgt dich regelrecht. Es geht ihm immer um dich und Masaru. Er will ständig deine Meinung wissen, ob alles in Ordnung ist, ob du etwas brauchst. Ja, du bist die Mutter seines Sohnes, aber das ist nicht der Grund dafür. Ich bin mir sicher, dass du für ihn viel mehr bist als nur das. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass er dich immer noch liebt.”

Nun glühten die Wangen der neben ihr Liegenden regelrecht. “Denkst du … denkst du das wirklich?”

“Oh ja, das denke ich. Elsa, der Kerl … das ist dein Kerl. Werde dir darüber klar, was du willst. Aber dann lasse ihn nicht mehr solange warten, bis du es ihm sagst. Er musste schon einmal lange auf die Wahrheit warten, verschweige ihm nicht noch so etwas Wichtiges.”

“Was meinst du damit?” Elsa runzelte ihre Stirn. Ja, sie hatte Masaru seinem Vater verschwiegen und ihr war auch klar, wie falsch das gewesen war, doch was sollte sie ihm jetzt nicht verschweigen?

“Dass Mario für dich ebenfalls viel mehr als nur Masarus Vater ist. Ihr beide verdient es, glücklich zu werden. Lass eure kleine Familie”, Hannah hob ihr Handy an, “Wahrheit werden.”


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist zwar eher kurz und wirklich viel passiert nicht, aber ich mag es sehr :)
Hannah tut da schon das ihre ;)

PS: ich muss noch anmerken, dass sie zu Beginn Anna hieß ... und dann schreibe ich und schreibe ... und da steht Anna und Elsa ... da ich aber nicht über Frozen schreibe, habe ich den Namen schlussendlich auf Hannah geändert - zwar immer noch ähnlich, aber der Name bedeutet mir auch viel ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Linchen-86
2022-12-02T20:03:43+00:00 02.12.2022 21:03
Anna und Elsa wäre auch lustig, aber Hannah finde ich auch besser *-*

Und Elsa sollte wirklich auf sie hören. Nicht nochmal die Wahrheit verschweigen, weil man selber meint man wüsste besser was der andere denkt...
Antwort von:  Tasha88
02.12.2022 21:41
:D anna und Elsa - das assoiiziert zu viel
und ich sage ja - hannah ist da ;) die wäscht allen mal den Kopf ;p
Von:  Centranthusalba
2022-11-11T11:39:42+00:00 11.11.2022 12:39
Ohhh, das hat siezum Schluss schön gesagt 😍
Elsa ist so in ihrem eigenen Film gefangen, dass sie die Wahrheit gar nicht sieht…
Oder greift Mario jetzt mal zu schärferen Waffen? Nur streicheln und in die Augen schauen scheinen ja bisher nicht viel gebracht zu haben 😁
Antwort von:  Tasha88
11.11.2022 13:47
Hannah macht das gut ^^
wie war das? Zur richtigen Zeit am richtigen Ort ;)
und im nächsten Kapitel reist Hannah schon wieder ab.
es folgen noch 5 Kaps + Epilog :) - irgendjemand muss also mal den ersten Schritt machen ^^
Antwort von:  phean
11.11.2022 15:15
Masaru sollte den ersten Schritt machen!
Antwort von:  Centranthusalba
11.11.2022 16:09
Das wäre sicherlich der schönste Schritt ☺️
Antwort von:  phean
11.11.2022 16:17
"Papa, warum küsst du Mama nicht? Das machen die Mamas und Papas von allen anderen auch"
Und dabei die fragenden großen, leuchtenden Kinderaugen
Antwort von:  Centranthusalba
11.11.2022 17:52
Jaaaaaaaaa 😍😍😍😍😍
Antwort von:  Tasha88
11.11.2022 17:59
Das ist so eine super süße Idee. Warum ist mir die nicht gekommen? 😭
Antwort von:  phean
11.11.2022 18:05
weil nur ich mir so einen Qutasch ausdenken kann :'D
Antwort von:  Tasha88
11.11.2022 18:07
😂😂
Okay 😜😜😜😜
Antwort von:  phean
11.11.2022 18:29
ich geb doch schon die ganze Zeit nur irgendeinen komischen Quark von mir :D
Von:  phean
2022-11-11T09:58:01+00:00 11.11.2022 10:58
Haha Anna ...
Antwort von:  Tasha88
11.11.2022 13:45
ja, es hat irgendwie gepasst .. inzwischen weiß ich ja auch warum XD
da haben mich meine Nichten wohl zu sehr beeinflusst :D
Antwort von:  phean
11.11.2022 15:19
immer diese Nichten ... schlimm das ^^
Ich hab aus Versehen mal einen rpg Char nach einem echten Promi benannt xD das war komplett unabsichtlich XD

Ich finds schön wenn immer zwei miteinander reden und der Dritte versteht es nicht - nur Elsa kann alles ... XD


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