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Ich glaub, mich knutscht mein Chef

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich melde mich mit dieser kleinen Kurzgeschichte zurück. Sie wird drei oder vier Kapitel bekommen. So sicher bin ich mir noch nicht. Bei mir ufert es öfter ein wenig aus. ^^°
Jede Woche stell ich ein Kapitel rein. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.
Eure Hayley :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe das Kapitel "Waffenstillstand?" nochmal in zensierter Form reingestellt, damit es auch minderjährige lesen können.
Ich wünsche euch viel Spaß.
Eure Hayley Komplett anzeigen

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Ein neuer Job

Abgehetzt lief der 22-jährige Yasuo in ein weißes Gebäude hinein. Um 8 Uhr begann sein Vorstellungsgespräch als Sekretär. Leider war es bereits 8:10 Uhr und somit war er viel zu spät dran.

Heute Morgen wollte aber auch gar nichts klappen. Erst klingelte der Wecker nicht, dann hatte sein Fahrrad einen Platten und zu guter Letzt verpasste er den Bus.
 

„Guten Morgen!“ Yasuo versuchte erst einmal zu Atem kommen, bevor er sich bei der netten Dame am Empfang vorstellte. „Ich bin Yasuo Katsuro und habe ein Vorstellungsgespräch bei Seth Kaiba.“

„Oh, sie sind aber spät dran.“ Die junge Dame tippte etwas in ihrem Computer. „Herr Kaiba schätzt es nicht, wenn Termine nicht eingehalten werden.“

Flehend sah Yasuo sie aus seinen rotbraunen Augen an. „Entschuldigen Sie, mein Sohn wollte nicht aufstehen und hat ein Riesen-Theater gemacht.“

Die Dame lächelte milde. „Gehen Sie ins zehnte Stockwerk und warten vor Herrn Kaibas Büro. Sie werden dann hineingebeten.“

„Vielen Dank.“ Mit schnellen Schritten hastete Yasuo zum Aufzug und drückte den Knopf. Doch dieser reagierte nicht. „Komm schon!“ Man! Was war denn heute los? Jetzt durfte er auch noch die Treppen hochrennen. Schwitzte er nicht schon genug?
 

Die ersten fünf Stockwerke lief es gut, doch jetzt fing die Kraft an ihn zu verlassen und die verbleibenden fünf Stockwerke verwandelten sich in ein Kräftemessen, je mehr Stufen er erklomm. Aufgeben kam nicht in Frage, dafür brauchte er diesen Job viel zu dringend. Stufe für Stufe, Treppe für Treppe ging er immer langsamer den steilen Berg hinauf.
 

Völlig außer Puste kam Yasuo im zehnten Stock an. Würde er kein schwarzes Sakko zu seinem weißen Hemd tragen, hätte man die vielen Schweißflecken gesehen. „Hoffentlich läuft das Vorstellungsgespräch besser als dieser Morgen.“ Dem Himmel sei Dank, vor Herrn Kaibas Büro standen drei Stühle. Auf einem platzierte er sich und genoss die wenigen Minuten des Friedens.
 

„Herr Katsuro?“

„Ja, dass bin ich!“ Sofort stand Yasuo auf und musterte seinen Chef in spe. Etwas größer als er, geschniegelte Frisur, typischer Anzugträger. Schien ganz nett zu sein, trotz seines strengen Blickes. Yasuo beendete seine Analyse und folgte Herrn Kaiba ins Büro.
 

Seth war alles andere als begeistert. Ganze 25 Minuten kam dieser Mann zu spät und so wie er aussah, schien er das Ganze hier nicht ernst zu nehmen. Seine schwarzen Haare waren völlig zerzaust, sein Hemd verschwitzt und das Sakko zerknittert. Dass er sich überhaupt noch die Zeit nahm, lag einzig an seiner guten Laune. Gerade endete der Auftrag eines Kunden und dieser konnte zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Seine kleine Firma gründete der 25-jährige erst vor einem Jahr und endlich lief alles wie am Schnürchen. Bis hierher hatte es viele Nerven, Zeit und Geld gekostet. Seth hatte es weiß Gott nicht einfach, aber er kämpfte sich durch alle Strapazen. Noch war sein Ziel zwar nicht erreicht, doch er konnte behaupten endlich an der Startlinie zu stehen.
 

Yasuo rückte sich sein Sakko zurecht und setzte sich vor den weißen Schreibtisch. Um ein Schmunzeln kam er nicht umhin, denn Herr Kaiba schien sich gerne seiner Umgebung anzupassen, denn nicht nur der Schreibtisch, sondern auch die Möbel und sogar der Teppich waren weiß. Zu guter Letzt trug der junge Firmenchef einen weißen Anzug. Ganz schön einseitig, wie Yasuo fand.
 

Seth schob die Bewerbungsmappe beiseite und sah Herrn Katsuro geschäftig an. „Sie haben sich also als Hausmeister beworben.“ Die einzige Arbeit die keiner machen wollte, zumindest nicht für diesen geringen Lohn.

„Wie bitte? Ich habe mich als Sekretär in Herrn Takishimas Abteilung beworben.“

„Mag sein, aber einen anderen Posten werde ich Ihnen nicht anbieten.“

Yasuo öffnete den Mund, doch Herr Kaiba unterbrach ihn, noch bevor das erste Wort seinen Mund verlassen konnte. „Sie kommen fast eine halbe Stunde zu spät und haben ansonsten keine Reverenzen vorzuweisen. Ihr Studium haben Sie im dritten Semester abgebrochen. Aufgrund dieser Tatsachen kann ich Ihnen einen verantwortungsvollen Posten nicht anbieten. Hier gibt es viele Reparaturen, die gemacht werden müssen. Entweder Hausmeister, oder unsere Wege trennen sich direkt wieder.“ Die Verspätung kam Seth gelegen, denn in diesem Gebäude standen viele Reparaturen an und ein Handwerker kostete mehr, als dieser ungebildete Jungspund. Vielleicht taugte er für diese Arbeit und wenn nicht, konnte er ihn jederzeit rausschmeißen.
 

Das passte Yasuo ganz und gar nicht. Zwar war er handwerklich recht geschickt, aber die Bezahlung konnte nicht allzu hoch sein, so wie dieser Kotzbrocken sich verhielt. „Wie viel bekomme ich denn dafür?“

Seth schrieb den Betrag auf und reichte den Zettel rüber. „Das ist viel zu wenig.“ Reichte nicht zum Leben und auch nicht zum Sterben. Ohne Nebenjob käme er mit seinem Sohn nicht über die Runden.

„Sie brauchen das Angebot nicht anzunehmen.“

Dieser arrogante eingebildete Sack! Würde Yasuo nicht mit dem Rücken zur Wand stehen, könnte er hocherhobenen Hauptes hinausspazieren. „Ich bin einverstanden.“

„Wie schön, dass das geklärt ist. Dann fangen Sie gleich mit den Toiletten an. Die Spülungen funktionieren nicht, sowie der Abfluss.“ Seth reichte eine lange Liste mit anstehenden Reparaturen rüber.

Mit rotem Kopf stampfe Yasuo aus dem Büro und machte sich an die Arbeit. „Dieser widerwärtige Kotzbrocken.“
 

*
 

Was für ein mieser Tag. Todmüde schlurfte Yasuo in Richtung Kindergarten. Den ganzen Tag durfte er sich mit verstopften Toiletten herumärgern. Am Ende lief die ganze Suppe über und ruinierte seinen einzigen Anzug. Nicht nur das er bestialisch stank, er sah schlimmer aus als ein Penner. „Ich hasse diesen geschniegelten Wichtigtuer.“ Seine anfängliche Sympathie wandelte sich in puren Hass um. „Sie müssen den ganzen Dreck aber aufwischen!“, äffte Yasuo seinen Chef mit viel zu hoher Stimme nach. „Vorher lass ich Sie nicht gehen, egal ob Sie es eilig haben und Ihr Privatleben interessiert mich nicht.“
 

Träge stieß Yasuo die Tür zu den Räumlichkeiten der Tagesstätte auf. Deutlich hörte man fröhliche Kinder spielen und herumtoben. In dieser Umgebung fühlte Yasuo sich viel wohler. Wenn Atemu einen schönen Tag hatte, dann bekam er auch wieder gute Laune.
 

„Guten Tag, Herr Katsuro.“ Der Erzieherin verschlug es dir Sprache. „Was ist mit Ihnen passiert? Sind sie in eine Schlammpfütze gefallen?“

Eher eine Jauchegrube. „Lassen wir das!“, winkte Yasuo peinlich berührt ab. „War Atemu brav?“ Schließlich war das sein erster Tag hier und so wie sich der 3-jährige heute Morgen wehrte, wollte er sich nicht von ihm trennen.

„Es ist so.“ Frau Sakura schaute sorgenvoll aus ihren braunen Augen. „Atemu hat sich mit einem Jungen gestritten.“

„Das kommt schon mal vor.“ Was soll daran bitte so schlimm sein?

Frau Sakura seufzte erschöpft. „Er hat den Jungen gekratzt und gebissen. Wir haben Atemu nur mit großer Mühe von dem Jungen trennen können. Mit solchen Manieren…“

„Ich versteh schon. Selbstverständlich werde ich mit Atemu darüber sprechen.“ Um Himmels willen, der Junge war gerade mal drei Jahre. Was erwarteten die bitte von einem Kleinkind, welches vorher noch keinen Kindergarten von innen gesehen hatte?
 

„Papa.“ So schnell ihn seine kurzen Beine trugen, rannte Atemu in die Arme seines Vaters. „Bäää, du stinkst!“

„Ich hatte einen harten Tag.“ Oje, sein kleiner Junge sah furchtbar aus. Sein Gesicht war mit Kratzern übersät. Scheinbar hatte sich der andere Junge nichts gefallen lassen und sich kräftig gewehrt. „Du hast dich gestritten?“

„Ja, weil der blöde Seto mich geärgert hat.“

„Was hat er denn gemacht?“

Atemu fing an herumzudrucksen und malte mit dem Fuß unsichtbare Kreise auf den Boden. „Er hat mich dumm genannt.“

„Das ist der Grund?“

Atemu pustete die Wangen auf. „Als dich gestern dieser Mann dumm genannt hat, hast du ihn auch gehauen.“

„Das war doch was vollkommen anderes.“ Schließlich hatte dieser etwas getan, woran man nicht einmal denken durfte. Vor Atemu so ausfallend zu werden, war rückwirkend betrachtet keine gute Idee.
 

„Sie sollten Ihrem Sohn ein besseres Vorbild sein!“, stemmte Frau Sakura ihre Hände in die Hüften. „Kinder in dem Alter schauen sich alles von ihren Eltern ab. Kein Wunder, wenn Atemu sich bei einer Kleinigkeit provozieren lässt.“

Großartig, jetzt bekam er die Standpauke. „Kommt nicht wieder vor.“
 

Zuhause angekommen, befreite sich Yasuo von seinen stinkenden Klamotten und pfefferte sie in die Waschmaschine.

„Mit Papa baden.“, jauchzte Atemu übermütig und zog sich aus.

„Du solltest heute alleine Baden. Ich werde das ganze Wasser schmutzig machen, so wie ich aussehe.“, und bestialisch stank, nicht zu vergessen.

„Ich will aber mit Papa baden!“, fing Atemu an zu quengeln und war kurz davor sich wütend auf den Boden zu schmeißen.

„Du hast gewonnen, aber ich muss mich vorher wenigstens abbrausen.“ Heute hatte er keine Lust sich mit Atemu anzulegen. Besser er gab gleich nach.

„Juhuuuu, ich hol mein Spielzeug.“
 

Die kleine Wohnung, in der Yasuo zusammen mit Atemu lebte, hatte zwei Räume mit einem kleinen Badezimmer. Während Atemu das Kinderzimmer sein eigenen nennen konnte, schlief Yasuo auf der Couch. Das Leben, welches er führte, war nicht einfach, aber irgendwie schaffte er es Monat für Monat über die Runden zu kommen.

Sein Studium musste er abbrechen, weil er sich nicht mehr die Gebühren zusammen mit dem Kindergarten leisten konnte. Vorher passte eine alte Dame, welche gleich nebenan wohnte, auf Atemu auf. Leider verstarb diese vor wenigen Wochen und das fragile Kartenhaus brach über Yasuo zusammen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Vollzeitjob anzunehmen, damit Geld reinkam. Seine Nebenjobs, die er vorher hatte, reichten leider nicht mehr aus.
 

„Beeil dich Papa, ich will auch baden.“

„Ich bin gleich soweit.“ Mit allem fertig, zog sich Yasuo einen weißen Bademantel über und stieg aus der Wanne. „Das willst du alles in die Badewanne nehmen?“ Für ihn war dann kein Platz mehr, aber das schien Atemu glücklicherweise dann doch nicht zu stören. „Nach dem Baden versorge ich deine Kratzer im Gesicht.“

Heftig schüttelte Atemu den Kopf. „Brennt.“

„In der Apotheke habe ich extra Desinfektionsspray für Kinder gekauft. Das brennt nicht, versprochen.“ Noch einmal machte Yasuo diesen Fehler nicht. Wenn das Zeug mit Alkohol war, brannte es wie die Hölle und Atemu zeigte sich ganz besonders empfindlich darauf. Beim letzten Mal hörte er nicht mehr auf zu weinen. „Willst du das Wasser mit Badeschaum?“

Die rubinroten Kinderaugen leuchteten vor Begeisterung. „Blauer Schaum.“

„Wie gut das ich vorgesorgt habe.“, sonst würde das hier nicht mehr so friedlich ablaufen. „Aber zuerst Haarewaschen.“

Widerwillig nickte Atemu und ließ sich seinen rotblonden Haarschopf einschäumen. Anschließend wurde er in sein blaues Schaumbad gesetzt, mit samt seinem Spielzeug. Yasuo blieb die ganze Zeit dabei und schaute zu, wie ausgelassen sein kleiner Junge spielte. Wenn er ihn so beobachtete, wie glücklich er war, schien er doch nicht so viel falsch zu machen.
 

*
 

„Ich will nicht aufstehen!“, quengelte Atemu und zog die Bettdecke über sich.

„Na komm, die vielen Kinder wollen mit dir spielen und du hast ihnen noch nicht deine neue Puppe gezeigt.“ Wie Yasuo dieses Ding hasste.

„Kiki?“

„Genau… Kiki.“ Dieses hässliche Ding mit diesem übertrieben pinken Kleid und den vielen Rüschen, konnte er absolut nicht leiden.

„Ich geh sie holen.“

„Geht doch.“ Dann konnten sie sogar noch Frühstücken.
 

„Lalaalaaaa.“ Mit schiefen tönen singend saß Atemu in seinem Kindersitz auf dem Gepäckträger und hielt seine heißgeliebte Puppe in den Armen.

„Hauptsache du hast deinen Spaß.“, lächelte Yasuo und trat in die Pedale. Heute lief alles um einiges besser und er hatte noch eine Menge Zeit. Da er für die Reparaturen eingestellt wurde, trug er eine alte Hose und einen ausgeleierten Pullover. In seinen Rucksack hatte er vorsichtshalber Klamotten zum Wechseln eingepackt. Heute wollte er auf alles vorbereitet sein und nichts dem Zufall überlassen.
 

„Du bist heute ganz brav und wirst dich mit niemandem streiten.“, mahnte Yasuo, als er sich verabschiedete.

„Außer mit dem blöden Seto.“

„Nein, auch mit dem blöden Seto nicht. Zeig den anderen lieber deine tolle Puppe.“

„Au ja.“ Begeistert rannte Atemu zu drei Mädchen hin und präsentierte stolz seine Kiki.

„Hoffentlich ist er lieb.“
 

Bis zum späten Nachmittag steckte Yasuo bis zum Hals in Arbeit. Ständig musste er irgendwas reparieren. Sei es der Kopierer, ein Computer oder mal wieder die verstopften Toiletten. Sogar als er sich einen kleinen Snack gönnen wollte, pfiff dieser arrogante Sack ihn zu sich, weil der nichts auf die Reihe bekam. „Lassen Sie mich raten, ich soll Ihnen Kaffee bringen?“ Yasuo versuchte so genervt wie möglich zu klingen, denn diesen Pisser konnte er immer weniger leiden. Für das, was er hier leistete, bekam er viel zu wenig Lohn.

„Den kann ich mir noch selber holen.“, rollte Seth mit den Augen. „Sehen Sie zu, dass Sie das Faxgerät zum Laufen bringen.“

Yasuo zog beide Augenbrauen hoch. „Heutzutage benutzen Sie noch ein Faxgerät?“

„Was dagegen?“

„Nö, ist ja nicht mein Problem.“ Widerwillig machte sich Yasuo an die Arbeit.

„Das Ding ist eine Million Jahre alt. Warum verschickt er wichtige Dokumente nicht per Mail. Das machen doch alle so, es sei denn man heißt Seth Kaiba und liebt es umständlich. Wenn der so weiter macht, wird seine Firma Konkurs anmelden.“
 

„Meiner Firma geht es sehr gut.“, keifte Seth nicht unweit entfernt und verstand sogar das unverständliche Gemurmel seines Angestellten mehr als deutlich.

„Und warum ist dann so viel kaputt?“

„Weil alles nun mal alt ist. Ich kann die Geräte nur nach und nach erneuern und jetzt sehen Sie zu, dass Sie Ihre Arbeit fertigbekommen.“

„Sehen Sie zu, dass Sie ihre Arbeit fertigbekommen!“, äffte Yasuo seinen Chef nach, der alles andere als angetan davon war. „Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie jederzeit gehen.“

„Passt schon.“ Dieser Idiot konnte froh sein, dass er ein Kind hatte, sonst würde er auf der Stelle alles hinschmeißen.

Erst der laute Klingelton seines Handys unterbrach seinen inneren Monolog. „Hier Katsuro.“
 

Seth konnte bei diesem Kerl nur den Kopf schütteln. Telefonieren während der Arbeit. Wenigstens brachte er die vielen Mängel in Ordnung und war eigentlich ganz fleißig, trotz seiner frechen Art.“
 

„Wie bitte? Er hat sich schon wieder geprügelt?“ Je länger Yasuo zuhörte, desto entsetzter wurde er. „Ja, ich komme ihn abholen.“ So eine verdammte Scheiße. Sonst war Atemu doch nicht so. Noch nie schlug er ein anderes Kind. Auf dem Spielplatz verstand er sich mit allen, doch mit diesem Seto kam er überhaupt nicht klar. „Ich muss kurz weg.“

„Jetzt? Sie können doch nicht einfach gehen.“

„Mein Sohn hat Theater veranstaltet und die Erzieherin will das ich ihn abhole.“

„Dann wollen Sie ihn hierherbringen?“ Seth verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Firma ist kein Kindergarten.“

„Es ist nur heute und die absolute Ausnahme.“

Seth gab sich geschlagen. „Ausnahmsweise und nur wenn er sich benimmt.“

„Ich verspreche es.“ Yasuo rannte aus dem Büro, bevor Herr Kaiba es sich anders überlegte und schwang sich auf sein Fahrrad.

Da die Firma nicht auf dem Weg zum Kindergarten lag, musste Yasuo eine ziemlich weite Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen. Zwar gab es auch eine Tagesstätte in der Nähe seiner Wohnung, doch dort gab es keinen freien Platz mehr. Daran konnte man nichts ändern. Yasuo war schon mit Kleinigkeiten zufrieden und beschwerte sich so gut wie nie über sein jetziges Leben.
 

Endlich angekommen, stellte er sein Fahrrad ab und eilte zu seinem Jungen.

Drinnen wartete bereits Frau Sakura, neben ihr ein beleidigter Atemu, der seine Puppe im Arm hielt.

Als Yasuo seinen kleinen Atemu sah, mochte er nicht schimpfen. Er schien bereits von der Erzieherin getadelt worden zu sein. „Was machst du nur?“

„Es war nicht meine Schuld.“, fing Atemu an zu weinen und ließ sich von seinem Vater in die Arme nehmen. „Was ist denn passiert?“
 

„Er hat sich wieder mit dem kleinen Seto in die Haare gekriegt.“, klärte Frau Sakura auf. „Diesmal ging es um seine Puppe.“

„Sie war der Grund?“

„Wenn das so weiter geht, wird Atemu nicht mehr herkommen können.“

„Er ist erst drei Jahre alt und wird es noch lernen. Seit seine Mutter fort ist, hat er es nicht leicht.“ Yasuo versuchte sich zu rechtfertigen und es schien zu funktionieren, denn Frau Sakura bekam weichere Gesichtszüge. „Na schön. Nehmen Sie ihn heute mit, damit sich alle beruhigen können und morgen will ich es nochmal versuchen.“

„Vielen Dank.“ Auf den Rückweg ließ Yasuo sich alles aus Atemus Perspektive erzählen. Anders als sonst klang er betrübt und traurig. „Dann hat der blöde Seto mir meine Kiki weggenommen und sie von der Rutsche geworfen. Sie ist ganz schmutzig geworden.“

„Und dann hast du ihn gehauen?“

Atemu nickte. „Ich war ganz lieb und der blöde Seto ist böse.“

Yasuo beschloss mit den Eltern des Jungen zu sprechen. Egal wie es zum Streit kam, Atemu war nicht alleine schuld.

„Ich hab Hunger.“,

Ratlos zog Yasuo die Stirn kraus. „Hattet ihr heute kein Mittagessen?“

Atemu schüttelte den Kopf. „Der blöde Seto hat’s geklaut.“

Auch das noch. „Ich halte in einem Restaurant, okay?“ Wozu zahlte er so viel Geld für den Kindergarten, wenn sein Junge kein Mittagessen bekam?
 

Yasuo suchte ein Lokal aus, welches auch Kindergerichte anbot. An einem abgelegenen Tisch setzte er sich mit seinem Sohn hin, damit dieser in aller Ruhe essen konnte.

„Papa auch Hunger?“ Atemu hielt ihm einen vollen Löffel mit Reis hin. „Ich hab schon gegessen.“ Eigentlich hatte er es versucht, aber dieser Kotzbrocken von Sklaventreiber posaunte nach ihm, kaum dass er von seinem Sandwich abgebissen hatte. Das musste Atemu ja nicht wissen.

„Papa, es klingelt.“

„Oh“, so sehr lenkte dieser arrogante Kaiba ihn ab. „Katsuro?“

„Wo bleiben Sie?“, keifte Seth durch den Hörer. „Sie sind eine Ewigkeit weg! Wie lange dauert das noch? Sie werden die versäumte Zeit noch heute nachholen!“

„Ich bin gleich da.“ Yasuo legte mürrisch auf und starrte sein Handy vernichtend an. „Dieser verdammte Pisser! Was bildet der sich ein?“

„Blöder Pisser!“, machte Atemu fröhlich seinen Vater nach. Dieser wurde Leichenblass blass. „Neiiiiin, sowas darf man nicht sagen.“ Diese 3-jährige Nervensäge hatte eine viel zu gute Auffassungsgabe.

„Papa sagt das auch! Blöder Pisser!“, machte Atemu munter weiter und fand das entsetzte Gesicht seines Vater zum Brüllen komisch.

„Verfluchte Scheiße“, legte Yasuo sein Gesicht in die Hände.

„Verfluchte Scheiße, du blöder Pisser!“, rief Atemu durchs ganze Lokal.

„Es kann nicht mehr schlimmer kommen.“ Yasuo hatte einen Punkt erreicht, an dem er sich selbst bemitleidete.

Prügeleien und andere Katastrophen

Mit unwohlem Gefühl betrat Yasuo mit Atemu an der Hand das kleine Firmengebäude. „Du bist ganz artig, hörst du Atemu?“

„Ja, du blöder Pisser.“

„Mehr kann ich wohl nicht erwarten!“, brummte Yasuo vor sich hin. Solange Atemu nicht in Herrn Kaibas Nähe kam, sollte das kein Problem sein und bis morgen hatte dieser kleine Nachahmer dieses Schimpfwort hoffentlich wieder vergessen. Nur nicht zu sehr beachten, damit würde er alles nur schlimmer machen. Mit seinen drei Jahren plapperte Atemu wie ein Wasserfall alles nach.
 

„Was haben wir denn da für ein süßes Mädchen?“, zeigte sich die Dame vom Empfang ganz entzückt, während sie ihren Tisch umrundete.

Yasuo lächelte gezwungen. Diese scheiß Puppe mit ihrem pinken Kleid. Ab morgen bekam Atemu nur noch blaue Klamotten angezogen. „Das ist mein SOHN und ER heißt Atemu.“

„Du bist ein Junge?“ Herzlich nahm sie ihn in den Arm. „Du bist aber niedlich und deine Puppe ist herzallerliebst.“

Atemu kicherte vor sich hin. „Papas Freundin?“

„Ohhh, aber nein.“ Vor Verlegenheit bekam sie rote Wangen. „Wie heißt denn deine Puppe? Hat dein Papa sie für dich gekauft?“

Stolz bejahte Atemu. „Sie heißt Kiki und wohnt in meinem Kinderzimmer. Wenn es dunkel ist, beschützt sie mich vor dem Monster im Schrank und wenn die Sonne scheint, ist sie eine Prinzessin.“
 

Jetzt ging das schon wieder los. Dieses hässliche Ding gab es erst seit zwei Tagen im Leben seines Sohnes und schon hatte Atemu ihr eine ganze Lebensgeschichte angedichtet.
 

„Papa kauft Kiki auch ein neues Kleid.“
 

Diese Info war völlig neu für Yasuo. Diese verfluchte Fernsehwerbung umgarnte die Kinder gnadenlos. Was kam als Nächstes? Dieses hässliche Ding in Lebensgröße?
 

„Dann gibt es noch einen gaaaaanz tollen Puppenwagen. Dann hat Kiki ihr eigenes Bett.“ Mit leuchtenden Augen erzählte Atemu von dem vielen Zubehör, welches es für seine Puppe zu kaufen gab. Alles was das Kinderherz begehrte.
 

Wenn das so weiter ging, hatte Yasuo bald keine Kohle mehr. Allein diese Puppe kostete ein halbes Vermögen.
 

„Da hast du aber eine ganz besondere Puppe.“

„Willst du Kiki halten?“

„Darf ich wirklich?“
 

Wenigstens hatte der kleine Hosenscheißer sein neues Schimpfwort vergessen. „Na komm, Papa muss sich an die Arbeit machen. Sag der netten Dame auf Wiedersehen.“

„Wiedersehen, nette Dame.“, winkte Atemu.
 

*
 

Obwohl Seth tief in seine Arbeit versunken schien, schweiften seine Gedanken immer wieder zum gestrigen Tag.

Jemandem mit solch schlechten Referenzen einfach so einen Job zu geben, obwohl sie nicht einmal ein ordentliches Gespräch geführt hatten, erstaunte ihn selbst.

Da hatte er sich zu sehr vom Äußeren hinreißen lassen. Seth Kaiba, seines Zeichens Single, seit er sich eingestehen konnte am anderen Ufer zu schwimmen. Lange hatte er mit sich gehadert und als ihm seine Freundin den Laufpass gab, entschied er offen zu seiner Sexualität zu stehen.

Sein Outing war bereits zwei Jahre her und in seiner kleinen Firma akzeptierten ihn alle und unterstützten ihn so gut sie eben konnten. Alles könnte perfekt sein, wenn sein und das behauptete er von sich selbst, mieser Charakter nicht wäre.

Er wusste wie kühl und distanziert er rüberkam, jedoch konnte er nicht aus seiner Haut. Sein 4-jähriger Sohn Seto nahm ihn, neben seiner Firma, vollkommen in Beschlag. Er hatte schlicht keine Zeit für eine Beziehung, obwohl er den ein oder anderen ins Auge fasste.

Ein Trost blieb und dieser Trost sollte längst zurück sein. Allein beim Anblick dieses Mannes brannte bei ihm die Sicherung durch.

Die Tatsache, dass Herr Katsuro ebenfalls ein Kind im Kindergartenalter hatte, erwies sich als glücklicher Zufall. Von der Familienkonstellation würden sie gut zusammenpassen, denn Herr Katsuro war ebenfalls Single, wie er aus seinem Lebenslauf erfuhr.

Leider hatte er sich selbst ins Aus katapultiert, indem er ihn als Hausmeister anstellte. Wenn er das gewusst hätte, hätte er auf sein Gefühl vertraut und ihm den Posten als Sekretär gegeben. „Aber das fehlende Studium...“

Seth schüttelte bestimmend den Kopf! Was dachte er denn? Dieser Mann war doch kein Freiwild, was eigentlich sehr schade war. Obwohl er gestern ziemlich schlampig zum Gespräch kam, sah dieser Mann wirklich gut aus. Trotz seiner schlanken Figur schien er leichte Muskelansätze zu haben und dieser Blick erst aus seinen rotbraunen Augen. Nein, er durfte sich nicht einlullen lassen. Schließlich kam er viel zu spät, obwohl er gleich zurück sein wollte. Die Arbeitszeit hing er gleich hinten dran, damit er ihm nicht auf der Nase herumtanzte.
 

*
 

Am liebsten hätte Yasuo sich in eine Ecke zurückgezogen und irgendetwas repariert. Leider schickte die Dame vom Empfang ihn direkt hierher, ins Büro von diesem arroganten Schnösel, um das Faxgerät zu reparieren. „Atemu, du bist jetzt ein ganz lieber Junge und wirst Herrn Kaiba grüßen.“

„Verstanden, Papa.“

„Hoffentlich.“ Yasuo klopfte an und trat dann ein. „Ich melde mich zurück.“

„Das hat ganz schön lange gedauert. Haben Sie den Weg nicht gefunden?“

„Es tut mir leid.“ Dieser elende Drecksack.

„Verfluchte Scheiße, du blöder Pisser!“, rief Atemu mit roten Wangen dem Chef seines Vaters entgegen.

Yasuo wollte auf der Stelle tot umfallen. Das tat ihm sein Sohn nicht an, oder? Er beleidigte nicht seinen Chef und sorgte für seinen Rauswurf! Eigentlich mochte er diesen undankbaren Job eh nicht, aber als Notlösung war er gut genug.
 

„Wie bitte?“ Seth glaubte sich verhört zu haben. Dieser winzige Dreikäsehoch hatte ihn nicht wirklich aufs übelste beleidigt? „Kannst du das bitte nochmal sagen?“ Seth umrundete seinen Tisch und ging vor dem kleinen Atemu in die Hocke. Die Rubinroten Augen stieren ihn bitterböse an. „Hör auf mit Papa zu schimpfen, du blöder Pisser!“

Yasuo wendete sich ab, während Seth hoch zu ebenjenen schaute. „Ihre Erziehung lässt zu wünschen übrig.“

„Eigentlich ist er ein lieber Junge. Er hat leider ein neues Wort gelernt.“

„Verfluchte Scheiße.“

„Drei neue Wörter!“, korrigierte Yasuo sich mit tiefroten Wangen.
 

Was Seth davon halten sollte, wusste er nicht. „Es ist nur heute, also werde ich darüber hinwegsehen. Sorgen Sie nur dafür das er mich in Ruhe arbeiten lässt, solange Sie das Faxgerät endlich reparieren!“

„Ich werde drauf achten.“ Das ging unerwartet glimpflich aus. Kurzerhand setzte Yasuo seinen kleinen vorlauten Jungen in eine Ecke und erklärte ihm, dass er ganz leise mit seiner Puppe spielen durfte.

„Krieg ich dann einen Puppenwagen für Kiki?“

Fing der kleine Hosenscheißer etwa an ihn zu erpressen? „Ich überlege es mir.“
 

Auch nach 15 Minuten hörte man nichts weiter als die Tastatur, auf der Herr Kaiba herumtippte und die Geräusche des Faxgerätes, die es ab und an machte, um zu probieren, ob es wieder lief. Yasuo wagte es durchzuatmen und genau das war sein Fehler. Er wog sich in Sicherheit und bemerkte nicht, wie Atemu in Richtung seines Chefs tapste und versuchte zu schauen, was dieser Mann so interessant fand. „Was machst du da?“

„Arbeiten.“

„Was arbeitest du?“

„Herr Katsuro!“

„Ich komme.“ Yasuo nahm seinen Sohn auf die Arme, der das alles andere als toll fand und strampelte wild mit den Beinen. „Lass mich los, ich will zu dem bösen Mann!“

„Was bin ich?“ So langsam ging das zu weit. „Was erzählen Sie ihrem Kind eigentlich über mich?“
 

Yasuo schluckte leer. „Gar nichts! Das ist nur eine Phase und geht bald vorbei, hoffe ich. Ähm…das Faxgerät läuft wieder. Ich wage mich mal an die anderen Aufgaben ran. Wir sehen uns!“ Wie peinlich war das denn bitte? „Mensch Atemu, du bringst mich noch um meinen Job.“ Hätte Yasuo mal besser nichts gesagt. Sein strenger Ton war zu viel für die kleine Seele und er fing bitterlich an zu weinen.

„Ich hab’s nicht so gemeint. Beruhige dich bitte.“

Atemu dachte nicht daran und brüllte noch lauter.

In seiner Verzweiflung wusste Yasuo sich keinen Rat, außer! „Ich kauf dir auch deinen Puppenwagen.“ Sofort beruhigte sich Atemu. „Aber heute.“
 

*
 

An diesem Abend fiel Yasuo erschöpft auf seine Couch. Durch Atemus Geschrei, wurde er zu Herrn Kaiba zitiert, der ihn ein allerletztes Mal ermahnte.

„Papa traurig?“, fragte Atemu vorsichtig nach.

„Solltest du nicht im Bett sein?“

„Kann nicht schlafen.“

Yasuo breitete seine Arme aus. „Komm her, mein kleiner Frechdachs.“ Gerne kuschelte sich Atemu an seinen Papa. „Ich bin nicht traurig, nur müde. Morgen sieht die Welt wieder besser aus.“

„Versprochen?“

„Fest versprochen, mein kleiner Rabauke.“ Sein Grund jeden Tag aufs Neue aufzustehen und weiterzumachen, lag in seinen Armen. Komme was wolle, er biss sich durch und ertrug alles und jeden.
 

*
 

Auch Seth lag mit seinem kleinen Sohn Seto im Bett und kuschelte mit ihm. Jener hatte zwei harte Tage hinter sich, weil er sich mit einem Jungen im Kindergarten nicht verstand. Mit Kratzern und Bissspuren fand er seinen lieben Jungen vor und hatte die Betreuer der Reihe nach zur Schnecke gemacht. Wenn Seto nicht mehr gerne dorthin ging, hatte er ein großes Problem. Deshalb wollte er morgen so lange auf die Eltern dieser Kratzbürste warten, damit er ein ernstes Wort mit ihnen reden konnte. Schon der kleine Atemu verhielt sich mit seinen drei Jahren unmöglich. Was ging nur in manchen Eltern vor? Konnten sie nicht besser auf ihre Kinder achten?
 

Seto vergoss sicherheitshalber noch ein paar Krokodilstränen. Zum Glück bekam keiner mit, wer den Streit vom Zaun brach. Diese kleine Made hatte alle um den kleinen Finger gewickelt. Mit seinen großen Augen und seinem süßen Gehabe scharrte er alle um sich. Dann kam er heute noch mit dieser blöden Puppe an. Alle Mädchen und sogar die Jungen stellten sich um ihn und interessierten sich noch weniger für ihn als sonst.
 

„Geht’s dir wieder besser?“

Seto nickte mit großen traurigen Augen. „Bleibst du morgen länger bei mir?“

„Aber natürlich. Ich bleibe so lange, bis die Eltern dieses kleinen Flegels da sind und dann werde ich diese Angelegenheit für dich klären.“

„Danke Papa.“ Morgen durfte er mit seinem Papa mehr Zeit verbringen. Was für ein Glück.
 

*
 

Neuer Tag, neues Glück. Voller Tatendrang spazierte Yasuo zusammen mit Atemu in die Tagesstätte und war bereit sich mit den Eltern des Jungen, namens Seto, auseinander zu setzen. Der einzige Wermutstropfen war dieser hässliche Buggy. Es hatte eine Ewigkeit gedauert Atemu zu erklären, dass der Puppenwagen zu groß war und sie ihn nicht mit dem Fahrrad mitgekommen würden. Deshalb einigten sie sich auf einen pinken Buggy, mit Rüschenkissen und einer gepunkteten Zudecke. Stolz schob Atemu den Buggy vor sich her, in dem seine Kiki sicher angeschnallt saß. „Du musst ganz doll schimpfen, Papa.“

„Ich werde nicht schimpfen.“

„Doch und dann haust du zu.“ Atemu machte es mit seiner kleinen Faust vor, wie sein Papa es vor ein paar Tagen auch tat.

„Ich werde auch nicht hauen. Ich werde nur mit ihnen sprechen, mehr nicht.“

„Oh, aber den bösen Mann hast du gehauen.“

Und Yasuo würde es wieder tun. „Das war etwas anders. Weißt du noch was ich an dem Tag zu dir gesagt habe?“

Atemu nickte eifrig und gab Wort für Wort alles wieder. „Du darfst mit deinem Freund spielen, aber nicht zu ihm in die Wohnung gehen.“

„Das hast du dir gut gemerkt, mein kleiner Rabauke.“

„Bist du stolz?“, linste Atemu in die Richtung seines Papas.

„Sehr stolz. Du bist ein schlauer Junge.“ Ein wenig zu schlau, wie Yasuo in letzter Zeit feststellte. Sein Lächeln erstarb als er seinen Chef erblickte. „Was macht der denn hier? Hat der etwa auch ein Kind? Der ist Vater? Obwohl er so ein Kotzbrocken ist? Die arme Frau!“

„Kotzbrocken!“, rief Atemu fröhlich in die Welt hinaus.

„Das ist jetzt nicht wahr.“ Warum, warum konnte er nicht die Klappe halten? Denken! Nicht sprechen! „Guten Morgen, Herr Kaiba“, grüßte Yasuo und versuchte eine neutrale Miene zu ziehen.

„Welch ein Zufall.“ Auch Seth zeigte sich überrascht. „Das hier ist mein Sohn Seto.“

Yasuo fiel alles aus dem Gesicht. Das war also jener Seto, den Atemu seit zwei Tagen vermöbelte? Der Junge war locker einen Kopf größer als sein Sohn. Wie alt war der? Fünf, nein, eher sechs.

„Hallo Kotzbrocken!“, grüßte auch Atemu fröhlich.

„Oho, wir haben also ein neues Schimpfwort gelernt.“, stellte Seth erschüttert fest. „Nennen Sie mich etwa so, Herr Katsuro?“ Natürlich, der kleine war das Abbild seines Vaters.
 

Verlegen schaute Yasuo in eine andere Richtung. „Wie kommen Sie denn darauf? Das hat er irgendwo aufgeschnappt.“

Das sollte Seth glauben? „Für sein Alter hat Atemu kein Problem mit schwierigen Wörtern.“
 

Besonders wenn es sich um Schimpfwörter handelt, ergänzte Yasuo in Gedanken. „Mit zwei Jahren hat er bereits wie ein Wasserfall geredet.“

„Genau wie Seto, allerdings ist er zurückhaltend und findet nur schwer Anschluss.“ Ein Umstand der Seth große Sorgen bereitete.
 

Das war die Gelegenheit sein Dilemma umzuwandeln. „Dann könnte er sich mit Atemu anfreunden.“, grinste Yasuo breit. „Er ist sehr kontaktfreudig und wenn er nicht gerade neue Schimpfwörter aufschnappt, sehr gut erzogen.“

„Wirklich? Gut erzogen?“ Bei dem Vater? Das konnte sich Seth nicht vorstellen. Nicht nach gestern.

„Ja, tatsächlich“, knurrte Yasuo jetzt nicht mehr so fröhlich. Der machte es einem aber auch schwer. „Wie wär’s, Atemu? Willst du mit Seto spielen?“

Nachdenklich schaute Atemu zu Seto, der sich mit verschränkten Armen von ihm abwendete. „Jetzt hast du sogar einen hässlichen Buggy für deine doofe Puppe.“

Beleidigt pustete Atemu die Wangen auf. „Nein! Mit dem blöden Seto will ich nicht spielen!“
 

Warum konnte Atemu nicht einmal mitspielen? „Seto ist doch ein ganz lieber Junge.“

Atemus Wangen nahmen ein tiefes Rot an. „Er hat Kiki schmutzig gemacht.“

„Weil deine Puppe hässlich ist!“, streckte Seto die Zunge raus.

„Sie ist voll schön und du bist ein blöder Pisser und ein Kotzbrocken und ein Arschloch!“

Yasuo wollte in irgendeinem Loch im Boden versinken und nie wieder daraus hervorkommen. Nur nicht zum Chef gucken.

Seth fuhr sich durch die Haare. „Dann ist Atemu derjenige welche, mit dem Seto Probleme hat?“

„Möglich?“
 

„Nenn mich nicht Pisser, du Baby.“ Es reichte, dieser kleine Mikrozwerg ging zu weit.

Atemu musste die gleichen Gedanken haben, denn zeitgleich ging er mit Seto zum Angriff über. Sie verwandelten sich in ein Knäuel, in dem jeder versuchte den anderen niederzudrücken, zu schlagen oder zu beißen.
 

„Auseinander, sofort!“ Warum verhielt Atemu sich so? Das war doch sonst nicht seine Art.

„Seto, Atemu, hört auf!“ Sowas hatte Seth noch nie erlebt. Sein sonst so zurückhaltender Seto verhielt sich wie eine Furie.
 

Aus nächster Nähe beobachtete Frau Sakura das heillose Chaos und kam nicht mehr aus dem Kopfschütteln raus. Scheinbar war Atemu nicht der alleinige Schuldige.
 

„Lass los, Papa!“, schimpfte Atemu und versuchte sich zu befreien. Mit Leichtigkeit klemmte Yasuo ihn einfach unterm Arm fest. „Eine Versöhnung ist wohl nicht drin.“

Auch Seth hielt Seto im Arm und ging einen großen Schritt zurück. „Sieht nicht so aus.“

„Was machen wir denn jetzt?“ Egal was kam, Yasuo würde nicht klein beigeben.

Seth fing an zu lachen. „Das liegt doch auf der Hand. Sie müssen für Atemu einen anderen Platz finden.“

„Warum ausgerechnet ich?“

„Weil alles friedlich war, bevor ihr verzogener Bengel hier auftauchte.“

„Ach ja? Ihr Bengel scheint nichts besser zu sein. Er versucht immer noch auf Atemu loszugehen.“

Diese unübersehbare Tatsache konnte Seth nicht abstreiten.
 

„Ich weiß, was wir machen.“ Frau Sakura tat das nicht gerne, doch in Anbetracht der Lage sah sie keine andere Möglichkeit. Mit Atemu und Seto hatte sie an zwei Tagen lange Gespräche geführt, aber es folgte keine Besserung.
 

Neugierig warteten Seth und Yasuo eine Antwort ab.

„Also, Sie werden Ihre Kinder heute mitnehmen und selbst nach einer Lösung suchen.“

„Aber ich muss arbeiten!“, kam es von Seth und Yasuo gleichzeitig.

„Dessen bin ich mir bewusst, doch eine andere Lösung habe ich nicht. Wir sind in nächster Zeit nur zwei Betreuerinnen für zu viele Kinder. Deshalb können wir uns nicht ausreichend um die zwei kümmern. Verstehen Sie doch unsere Lage.“
 

Seto beruhigte sich, während seine Augen anfingen zu funkeln. Er war sich der Worte von Frau Sakura bewusst und verstand ihre Bedeutung.

„So eine Scheiße!“, rutschte es Seth heraus.

„So eine Scheiße!“, machte Atemu ihn munter nach.

„Er lernt wirklich schnell…“

„Das kannte er schon!“, seufzte Yasuo.

Freche Früchtchen

Während Yasuo seinen Reparaturen nachging, passte Seth in seinem Büro auf die Kleinen auf. Diese saßen auf dem Boden und spielten mit bunten Bauklötzen. Nebenbei versuchte er seiner Arbeit nachzugehen, damit sie nicht ins Stocken geriet.

„Ich hab den zuerst gesehen!“, fauchte Atemu, als Seto einen der vielen gelben Steine an sich nahm. „Das ist meiner, such dir selber einen!“, ranzte der Ältere zurück und hielt den Stein mit beiden Händen fest.
 

„Jungs, ihr habt genug Bausteine. Streitet euch nicht.“ Ausgerechnet heute musste sowas passieren. Gerade kam ein neuer Auftrag rein und der Kunde wollte in einer Stunde hier sein. So leid es ihm tat, weder seinen eigenen Sohn, noch den anderen Quälgeist konnte er gebrauchen. Wenigstens konnte Herr Katsuro nachher aufpassen, auch wenn er dann nicht seine Arbeit erledigen konnte.
 

„Gib den wieder her!“ Atemu dachte nicht daran sich seinen Stein wegnehmen zu lassen.

„Nein!“

„Ich will den haben!“

Dieses Spiel begann Seto amüsant zu finden und deshalb warf er den Bauklotz in eine Ecke des Büros. „Hol ihn dir doch.“
 

„Jungs!“ Jetzt ging das schon wieder los. Lautes Geschrei drang an Seths Ohren, welches von Atemu ausging.

„Das ist meiner“, weinte Atemu. Als Seto es wagte seine Kiki hinterherzuwerfen, war es vorbei. Mit noch lauterem Geschrei ging er auf Seto los.

„Auseinander, sofort!“ Schon oft fühlte Seth sich in seiner Vaterrolle überfordert, doch das hier war die absolute Königsdisziplin. Endlich bekam er Atemu zu fassen und hob ihn hoch. „Lass mich runter“, fauchte Atemu wie eine Wildkatze, während er mit den Beinen strampelte.

„Ihr macht mich fertig.“ Mit Atemu im Arm ging er ans andere Ende seines Büros und hob die Puppe auf. „Hier hast du sie wieder.“

„Der blöde Seto hat sie einfach weggeworfen.“

Konnte er Atemu gefahrlos runterlassen? Oder sollte er erst warten bis sich die erhitzten Gemüter beruhigten? „Habt ihr zufällig Hunger?“

„Ganz großen“, fing Atemu an zu quengeln und auch Seto knurrte der Magen.

„Dann lasst uns was essen. Bis zum Termin ist noch Zeit.“ Kaum zu glauben, dass er sich überreden ließ auf ein fremdes Kind aufzupassen. Warum musste der Kerl auch so bemitleidenswert aus der Wäsche schauen? Fehlte nur noch der traurige Augenaufschlag.
 

*
 

„Ein Klempner ist bei dieser Bruchbude angesagter als ich. Egal was dieser Großkotz sagt, nochmal mach ich das nicht.“ Mit aller Kraft zerrte Yasuo am Schraubenschlüssel, um die festgerostete Verschraubung zu befreien. Unterm Waschbecken tropfte es wie zu Regenzeiten in den Tropen und deshalb wollte Yasuo den Siphon austauschen. Leider bewegte sich gar nichts. „Noch ein kleines Stück…“ Ein besorgniserregendes Knacken ertönte, das Rohr riss aus der Wand, Yasuo flog nach hinten und wurde von einer eiskalten Wasserfontäne überrascht. „Scheiße!“ Er hatte vergessen das Wasser abzustellen. Jetzt lief das kühle Nass unkontrolliert aus der Wand. „Womit hab ich das nur verdient? Ich brauche dringend einen anderen Job.“ Zuerst musste er das Wasser abstellen und anschließend das neue Rohr anbringen. Nicht zu vergessen die Überflutung beseitigen.
 

*
 

„Lass das, Papa“, quengelte Seto als sein Vater ihm das Gesicht mit einem feuchten Tuch säuberte. „Warum musstet ihr auch eine Essensschlacht anfangen?“

„Atemu hat zuerst geworfen.“

„Stimmt gar nicht.“

„Jetzt fangt nicht schon wieder an.“ Einen Freund fand er nicht, dafür hatte er noch ein Kind dazubekommen. Das Leben konnte unfair sein. Das Klopfen an der Tür unterbrach Seth bei seinem Tun, was Seto nutzte und sich aus den Armen seines Vaters befreite.
 

„Entschuldigen Sie die Störung.“

Seth zog beide Augenbrauen hoch. „Sie sind ja pitschnass. Was haben Sie denn jetzt schon wieder angestellt?“

„Und Sie haben Pudding im Gesicht!“

Peinlich berührt wischte sich Seth mit dem Tuch übers Gesicht. „Die kleinen Monster fanden es witzig sich mit ihrem Nachtisch zu bewerfen.“

„Klingt nach einem stressigen Morgen.“, schmunzelte Yasuo.

„Und was ist jetzt mit Ihnen passiert?“

„Ich hab mich mit dem Rohr unterm Waschbecken bei den Toiletten angelegt. Ich bin hier um mich umzuziehen. Meine Tasche hatte ich vorhin neben ihrem Schreibtisch abgelegt.“

„Machen Sie nur.“ Das gab’s nicht! Bekam er jetzt allen Ernstes etwas zu sehen? Eine angemessenere Entschädigung für diesen Vormittag konnte sich Seth beim besten Willen nicht vorstellen. Am besten, er tat so als würde er am Computer arbeiten. Bloß nicht zu auffällig.
 

„Papa, Pipi.“ Atemu fing an herum zu hampeln.

Seth legte seinen Kopf auf der Tischplatte ab. Ausgerechnet jetzt! Wie grausam konnte diese Welt sein?
 

„Ich bring dich hin.“ Seto nahm Atemu an die Hand und führte ihn zu der Toilette, die gleich nebenan lag.

„Schafft ihr das denn?“ Yasuo war sich nicht sicher.

„Ich bin doch kein Baby mehr.“, trug Seto sein Näschen ein Stück zu hoch und machte die Tür hinter sich zu.

„Okay… Zerfleischt euch nicht.“ War das vielleicht eine Falle? Sollte er doch hinterher?
 

„Seto ist mit seinen vier Jahren sehr selbstständig.“ Auch Seth sorgte sich und traute dem Frieden nicht. „Falls etwas sein sollte, bekommen wir es mit. Die Wände sind hier ziemlich dünn.“
 

„Na dann vertraue ich Ihrem Sohn mal.“ Zuerst musste Yasuo seinen klatschnassen Pulli loswerden. An ein Handtuch hatte er leider nicht gedacht. Alles konnte man wohl nicht haben.
 

So unauffällig wie möglich schaute Seth am PC vorbei und schmachtete seinen Angestellten an. Wow, seine Vorstellung wurde übertroffen. Wie er eingangs vermutete, hatte er trotz seiner schlanken Statur einen beachtlichen Körperbau. Leichte Bauchmuskeln und breite Schultern. Bei diesen schlabbrigen Klamotten konnte man nur erahnen wie dieser Mann aussah.
 

„Gleich fangen Sie an zu sabbern!“, grinste Yasuo und ging mit freiem Oberkörper auf seinen Chef zu. Mit beiden Händen stützte er sich auf der weißen Tischplatte ab. „Die ganze Zeit fragte ich mich, weshalb Sie mich eingestellt haben, obwohl wir kein richtiges Vorstellungsgespräch hatten. Jetzt weiß ich es. Obwohl ich Sie hinter Ihrem Rücken aufs übelste beleidige und mein Sohn mich ständig verpetzt, würden Sie gerne mit mir etwas anfangen?“

Seth schluckte unbemerkt. Wenn er das zugab, konnte er in Teufelsküche kommen.
 

„Dem männlichen Geschlecht bin ich nicht abgeneigt, aber ich denke nicht das wir zusammenpassen. Oder suchen Sie lediglich ein One-Night-Stand? Damit bin ich nur einverstanden, wenn unser Arbeitsverhältnis nicht beeinträchtigt wird.“

„Wie bitte? Was nehmen Sie sich heraus?“ Träumte er?

„Dann habe ich mich geirrt? Betrachten Sie mein Gerede als Gegenstandslos.“
 

Sollte Seth die Unterhaltung so enden lassen? „Warum meinen Sie, passen wir nicht zusammen?“ Jetzt hatte er sich verraten. Das schien Herrn Katsuro allerdings nicht zu interessieren und ging auch nicht darauf ein. „Sie sind viel zu steif und können nicht einmal fünf gerade sein lassen. Bei Menschen wie Ihnen muss alles seinen gewohnten Gang laufen, sonst kommen sie ins Rotieren. Das ist nichts für mich.“
 

Seth zog ein gleichgültiges Gesicht. „Ich bin viel entspannter als Sie glauben.“

„Na schön.“ Yasuo umrundete den Tisch und nahm das Gesicht seines Chefs in beide Hände. „Dann sollten Sie damit umgehen können, oder geht das zu weit?“

Oh Gott, passierte das gerade wirklich? Herr Katsuro wartete auf eine Antwort und sein Gesicht war so nah. Sollte er?

„Worauf warten Sie?“, hakte Yasuo ein letztes Mal nach.
 

Letzte Nacht träumte er von genau diesem Geschehen. Wehe er wurde aus dem Schlaf gerissen. „Fangen Sie an.“ Kaum sprach Seth das letzte Wort aus, spürte er weiche Lippen auf den seinigen. Verlangend, fest, bestimmend wurde er geküsst. Die kräftige Hand Yasuos, die zuerst durch sein Haar strich und dann an seinem Hinterkopf sanften Druck ausübte, vertiefte den Kuss.

Zunächst blieb Seth passiv, stieg dann darauf ein. Er drängte seine Zunge in die unbekannte Mundhöhle und fing an sie zu erkunden. Seine Hände blieben ebenfalls nicht untätig und wanderten über die starke Brust. Oh Gott, dieser Mann fühlte sich unglaublich gut an. Weder war er schüchtern, noch inaktiv. Diese Eigenschaften mochte Seth ganz besonders. Wie dominant er wohl war? Für gewöhnlich mochte er den passiven Part nicht, doch er konnte eine Ausnahme machen. Wann bekam er schon die Gelegenheit einen solchen Mann zu lieben!
 

„Du denkst zu viel.“, nuschelte Yasuo gegen Seths Lippen. „Konzentriere dich auf mich.“ Seine Hände schlichen sich unter das blaue Hemd seines Chefs und reizten dort die harten Knospen, die sich so sehr nach Zuwendung sehnten. Ein leises Keuchen verließ den Mund seines Arbeitgebers. „So ausgehungert?“

„Mir bleibt kaum Zeit für mich.“, stöhnte Seth. „Arbeit und Kind.“ Seth wollte nicht reden, nur eine Frage musste geklärt werden. „Oben oder unten?“

„Unten!“, keuchte Yasuo. „Kondom?“

„Schublade.“ Oh Gott, was war das nur für ein Mann? Und wenn er schon dabei war, dann konnte er diesen Körper noch viel weiter erkunden. Er zog Yasuo auf seinen Schoß und drängte sich dicht an ihn. Wie lange war es jetzt her? Viel zu lange. „Du gehst aber ran.“ , freute sich Seth als seine Hose geöffnet wurde und sich eine freche Hand hineinschlich.
 

„Papa?“, kam es anklagend von Seto.
 

Erschrocken hielt Seth inne und auch Yasuo hörte auf. „Das war’s. Wenn du weitermachen willst, sag mir jederzeit Bescheid.“ Yasuo stand auf und holte sich seinen Pulli aus der Tasche.

Seth räusperte sich. Zum Glück saßen sie hinterm Schreibtisch und der PC versperrte ebenfalls die Sicht. „Da seid ihr ja wieder.“ Dabei befand er sich vor wenigen Sekunden noch in anderen Sphären und jetzt? Die Kleinen hatte er völlig vergessen.
 

„Habt ihr euch lieb?“, wollte Atemu wissen und musterte seinen Papa ausgiebig.

„So kann man das ausdrücken.“

Seto zog an Yasuos Hose und sah ihn mit großen Augen an. „Bist du jetzt mein Papa?“

„Zwei Papas?“, wunderte sich Atemu.

„Nein, so ist das nicht.“ Normalerweise passte Yasuo besser auf, wenn er sich auf eine schnelle Nummer einließ. Dermaßen unvorsichtig war er für gewöhnlich nicht. „Wir haben uns nur lieb und mehr ist da nicht.“

„Hm?“ Skeptisch nahm Seto Atemu an die Hand und führte ihn zu ihren Bauklötzen. „Ihr seid komisch.“
 

„Da haben wir was angerichtet.“, fuhr sich Seth nervös durch die Haare. „Wenigstens vertragen sie sich endlich.“

Yasuo klopfte Seth auf die Schulter. „So schlimm ist das nicht. Sie haben nichts gesehen.“

„Sie sehen das viel zu locker. Sowas ist nichts für Kinderaugen.“ Seth steckte sich sein Hemd zurück in die Hose und richtete seinen Kragen.

„Ich werde immer noch gesiezt, obwohl deine Zunge bis vor zwei Minuten noch in meinem Hals steckte?“, spottete Yasuo.

Seth bekam leicht rote Wangen. „Das ist was anderes.“

„Wie ich sagte, viel zu verklemmt.“
 

Jetzt war er nicht nur geradlinig, sondern auch noch verklemmt. „Ich differenziere nur. Wir sind immer noch Chef und Angestellter.“

„Nenne es wie du’s willst.“ Da konnte man nichts machen, spielte er das Spiel eben mit. „Ich geh dann an die Arbeit zurück. Wenn Sie wieder Lust haben, sagen Sie Bescheid.“

„Moment! Du… Sie müssen auf die Kinder aufpassen. Ich habe gleich ein geschäftliches Meeting.“

„Kein Problem. Dann mache ich später weiter.“ In der Nähe gab es einen Spielplatz und die Jungs brauchten sowieso frische Luft. Danach sollte der Mittagsschlaf kein Problem sein.
 

„Eine Sache noch.“ Seth atmete einmal tief durch. Noch immer war er durch den Wind und sein ganzer Körper kribbelte auf angenehme Weise. „Machen Sie das öfter? Sie schienen sehr routiniert.“ Zu seiner Überraschung bekam er ein bestätigendes Nicken. „Seit ich mit Atemu alleine bin, habe ich nur noch selten solche Techtelmechtel. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sag ich nicht nein und Sie haben mir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass sie es wollen.“

Seth wusste nicht, wie dümmlich er aus der Wäsche schaute, ansonsten hätte er mehr auf sich geachtet. „Ich habe eher das Gefühl, dass Sie derjenige sind, der es am nötigsten hat.“ Zu seiner Überraschung bekam er ein zufriedenes Lächeln als Antwort.
 

„Atemu, Seto?“, fragte Yasuo. „Wollt ihr auf den Spielplatz gehen?“

„Au ja“, jauchzte Atemu. „Mit Papa auf den Spielplatz.“

Seto verhielt sich reservierter, denn er kannte Yasuo noch nicht richtig.
 

Als sich die Tür schloss, wurde es still und Einsamkeit machte sich in Seths Herzen breit. Dieses Gefühl empfand er oft und jetzt fühlte es sich ganz besonders schlimm an.

Ohne es zu merken, berührte er mit den Fingerspitzen seine Lippen. Sie kribbelten leicht und auch sein ganzer Körper zerrte ihn zu seinem Angestellten. Die kräftigen Hände, die einfach überall waren, die sanften und zugleich festen Küsse. „Ich muss auf andere Gedanken kommen.“
 

*
 

Yasuo öffnete die Tür und schritt mit Seto und Atemu an der Hand ins Freie.

„Dürfen wir ein Eis?“ Lauernd wartete Atemu auf eine Antwort.

„Vom mir aus.“

„Jipiiii, hast du das gehört, Seto?“

„Ganz toll.“
 

Yasuos Miene wurde ernster, als ihm ein bekanntes Gesicht entgegenkam.

„Wen haben wir denn da?“, spottete Kenzo. „Hat dir wieder eine Frau ein Gör angedreht und hat sich dann von einem Auto überfahren lassen?“

So gut es ging, riss er sich zusammen. Vor den Kleinen durfte er nicht ausfallend werden, nicht schon wieder. Atemu hatte sich schon genug Mist von ihm abgeguckt. „Will da etwa jemand wieder die Visage poliert bekommen?“, konterte Yasuo, der alles andere als gut auf diesen Mann zu sprechen war.
 

„Nochmal machst du das nicht mit mir, du Wichser!“, knurrte Kenzo im aggressiven Tonfall. Wenn er nichts geschäftliches zu erledigen hätte, würde er dieses Arschloch in seine Schranken weisen.
 

Auch Yasuo konnte sich nur schwer zusammen nehmen. Er verabscheute solche Menschen. „Zwar hat meine Anzeige gegen dich nichts gebracht, aber wenn du dein Kind noch einmal anrührst, schlage ich deine Visage zu Brei.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest und jetzt aus dem Weg, ich habe einen wichtigen Termin.“ Kenzo stieß Yasuo absichtlich an der Schulter an und rannte beinahe Seto über den Haufen.
 

„Papa, alles gut?“ Besorgt sah Atemu aus seinen rubinroten Augen.

„Ja, alles okay. Lasst uns weitergehen.“

Leise flüsterte Seto in Atemus Ohr. „Was hat denn dein Papa gegen den Mann?“

„Der hat meinen Freund Kura gehauen und Papa ist dann böse auf Herrn Tokushima geworden. So hat Papa gemacht.“ Atemu holte mit der Faust aus und schlug ins Leere.

„Sowas macht dein Papa? Mein Papa sagt immer, man soll sich nicht einmischen.“

„Warum denn nicht?“

„Weiß ich auch nicht.“
 

Auf dem Spielplatz angekommen, rannte Atemu sofort zu seinem Freund Joey, als er diesen entdeckte.

„Seto, geh hinterher.“, ermutigte Yasuo ihn.

„Lieber nicht.“

„Wollen wir dann zusammenspielen? Wir können eine Burg bauen.“

Seto haderte mit sich. Mit Yasuo wurde er nicht warm und rannte doch lieber Atemu hinterher. Yasuo indes setzte sich auf die Bank und wurde sogleich von einer Frau begrüßt. „Guten Tag, was machen Sie denn hier?“

Yasuo erkannte sie als seine Nachbarin. „Frau Tokushima, das könnte ich Sie auch fragen.“

„Mein Mann hat geschäftliches zu erledigen und wir sollen hier auf ihn warten.“
 

Dann war der kleine Bakura also auch hier. „Ich bin ihrem Mann eben begegnet, aber keine Sorge, er hat es unbeschadet überstanden.“

Frau Tokushima nickte lediglich und strich sacht über ihren runden Bauch.

„Lange wird es nicht mehr dauern.“, bemerkte Yasuo.

„Noch zwei Monate. Es wird wieder ein Junge und er wird Ryo heißen. Bakura und ich haben den Namen ausgesucht.“

Yasuo lächelte gezwungen. Eigentlich ein freudiges Ereignis, doch in Anbetracht ihres Mannes hielt er sich mit Jubelrufen zurück. „Ein schöner Name.“

„Finden Sie? Bakura redet von nichts anderem mehr. Er kann es kaum erwarten sein Brüderchen im Arm zu halten.“
 

„Kura!“, lachte Atemu. „Endlich können wir spielen.“

Bakura rannte Atemu fast um, so sehr freute er sich. „Schön dich zu sehen. Wo ist dein Papa?“

„Er sitzt da.“ Atemu zeigte auf seinen Vater.

„Ich geh ihn begrüßen.“
 

Seto zog seine glatte Stirn in Falten. „Der ist aber aufgedreht.“

„Kura mag Papa auch.“, kam es voller Stolz.

„Wollt ihr meine kleine Schwester sehen?“, rief Joey übermütig dazwischen.

„Jaaaa, zeig sie uns.“ Atemu und Seto folgten Joey und ließen sich seine neugeborene Schwester zeigen. „Jetzt bin ich ein großer Bruder.“

Neidisch schaute Atemu auf die kleine Serenity, die friedlich in ihrem Kinderwagen schlief. „Ich will auch ein großer Bruder sein.“

„Ein Baby wie du, kann kein großer Bruder werden.“ Seto konnte es nicht lassen zu sticheln und hatte sofort wieder Atemus Zorn auf seiner Seite.
 

„Yasuo!“ Fröhlich rannte Bakura durch den weichen Sand auf die Bänke zu.

„Hallo, kleiner Bakura, wie geht’s dir?“ Auch Yasuo freute sich den kleinen so munter wiederzusehen.

„Ich hab gestern ein großes Lob im Kindergarten bekommen. Ich hab das schönste Bild gemalt.“

„Wirklich? Dann bist du ein großer Künstler. Zeigst du mir das Bild bei Gelegenheit?“ Da sie fast nebenan wohnten und Bakura öfter bei ihnen zu Besuch war, um mit Atemu zu spielen, konnte der 4-jährige das Bild mitbringen.

„Mach ich. Es ist sehr schön geworden, mit ganz vielen Blumen.“ Wie ein Wasserfall erzählte Bakura was er alles auf sein Blatt gemalt hatte und beschrieb jedes noch so kleine Detail.

„Ich kann kaum erwarten dein Kunstwerk zu sehen und Atemu wird auch begeistert sein.“

„Hast du das gehört, Mama. Kann ich heute bei Atemu spielen?“

Frau Tokushima nickte. „Ich habe nichts dagegen, aber zuerst musst du Herrn Katsuro fragen, ob er auch Zeit hat.“

Bakura schaute Yasuo mit einem großen Fragezeichen an.

„Heute Abend kannst du für eine Stunde rüberkommen.“ Wie konnte Yasuo da nein sagen. Wenn Atemu Mittagsschlaf hielt, sollte das kein Problem sein.
 

„Herr Katsuro!“, rief die Mutter von Joey rüber. „Atemu prügelt sich mit einem anderen Jungen.“

Ach du Schreck, Yasuo hatte sich ablenken lassen. „Hört gefälligst auf! Atemu, Seto! Auseinander!“

Waffenstillstand?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Waffenstillstand? "Zensiert"

„Nicht schon wieder.“ Seth rieb sich die Schläfen, als er Seto und Atemu sah. Gerade kamen sie mit Herrn Katsuro vom Spielplatz, oder besser gesagt von einem Kampfplatz wieder. Von oben bis unten waren sie nicht nur voller Dreck, sondern auch mit vielen Kratzern übersät. „Und was ist mit Ihnen passiert, Herr Katsuro?“

Yasuo war dabei sich das Gesicht mit einem feuchten Handtuch zu säubern. „Als ich zu den beiden Quälgeistern gerannt bin, bin ich auf einer Matschpfütze ausgerutscht und hineingefallen.“ Wie peinlich das für den sonst, seiner Meinung nach, coolen Yasuo war. Vor allen Müttern klatschte er in die einzige Schlammpfütze weit und breit. Der Weg hierher war unglaublich peinlich und sogar die Dame vom Empfang kicherte über sein Missgeschick.
 

„Gehen Sie nach Hause.“

„Was? Warum?“

„Wenn Sie krank werden habe ich davon nichts und unsere Jungs sollten für heute ihre Ruhe voreinander haben. Morgen versuchen wir es erneut.“ Seth hatte durchaus Hintergedanken. Wenn Seto und Atemu sich vertrugen, konnten sie zurück in die Tagesstätte und das hieße für ihn, traute Zweisamkeit. Herr Katsuro hatte deutlich sein Interesse zu verstehen gegeben, wenn auch nur rein körperlicher Natur. Besser als nichts.
 

„Na schön, dann gehe ich mal.“ Yasuo nahm seinen Sohn an die Hand und verabschiedete sich. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal um. „Wenn wir das hinbekommen, würde ich gerne da weitermachen, wo wir vorhin stehengeblieben sind.“

Diesmal ließ Seth sich nicht überrumpeln und antwortete so kühl wie möglich. „Geht mir nicht anders.“ Seth stand auf und half seinem Sohn aus der Jacke und seinen Schuhen. Müde rieb sich Seto die Augen und gähnte herzhaft.

Am liebsten wäre Seth jetzt mit ihm nach Hause gegangen, damit sein Sohn im Bett schlafen konnte. Stattdessen musste er ein provisorisches Nachtlager zusammenbasteln, welches aus zwei Decken bestand. Am besten er packte einen Futon ins Auto, solange sein Büro als Kindergarten herhalten musste.
 

*
 

Am nächsten Tag hockte Yasuo im Büro vom Chef und baute ein Kegelspiel für Kleinkinder auf. Die Kegel selbst hatten niedliche Tierköpfe und einen weichen Körper. Jeder der Jungs bekam einen Softball in die Hand gedrückt.

„Ich will aber den grünen!“, fing Atemu an zu quengeln.

„Ich will den blauen.“ Seto ließ sich doch nicht ausstechen.

„Okay, okay!“ Kurzerhand tauschte Yasuo die Bälle. „Wer die meisten Kegel umwirft, hat gewonnen.“
 

„Meinen Sie, damit finden sie zusammen?“ Zweifelnd beobachtete Seth das Geschehen von seinem Schreibtisch aus.

„Das ist narrensicher. Wenn ich mit Atemu dieses Spiel spiele, hat er immer beste Laune, egal ob er gewinnt oder verliert.“

„Dann lassen Sie ihn nicht jedes Mal gewinnen?“

„Nur manchmal. Er ist sehr ehrgeizig und will ein ernstes Spiel.“
 

Seto wagte den ersten Wurf und traf gleich drei Kegel. „Ich bin viel besser als du.“

Immer, wenn Atemu sauer wurde, nahmen seine Wangen ein tiefes Rot an. So fest er konnte, schmiss er den Ball und warf grandios an den Kegeln vorbei.

„Was für ein Baby-Wurf. Ich bin wieder dran.“ Wieder traf Seto und machte zwei weitere Punkte.

Atemu drückte seinen Ball zusammen und wollte ihn am liebsten zerquetschen. Mit ganzer Kraft katapultierte er den Ball ans andere Ende des Büros, was Seto in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. „Was war das denn?“

„Na warte!“ Mit lautem Geschrei ging er auf Seto los.
 

Sowohl Yasuo als auch Seth waren längst darauf vorbereitet und nahmen ihr jeweiliges Kind an sich. „Jetzt sind Sie an der Reihe!“, sagte Yasuo total demotiviert.

„Dann wollen wir mal.“ Auch Seth hatte sich auf heute vorbereitet und hatte den Spieleklassiker 4 Gewinnt dabei.
 

Die erste Zeit konzentrierte sich jeder auf seine Farbe, bis… „Da will ich aber meinen gelben Stein reintun!“ Atemu schlug Setos Hand weg.

„Ich hab das zuerst gesehen.“

„Hast du nicht, du blöder Pisser.“
 

Seth räusperte sich. „Sie sind wieder dran.“

Als Nächstes kam ein Spiel mit bunten Bausteinen, auf denen Tiere aufgemalt waren. Dazu bekam jeder vier Karten in die Hand und den Rest legte Yasuo in einem Stapel vor den beiden Jungs ab.

Anschließend baute er den Turm auf und fing an zu erklären. „Ihr dürft nur dann einen Stein aus dem Turm ziehen, wenn ihr auch die dazugehörige Karte habt. Verstanden?“

„Verstanden!“, kam es energisch von beiden zurück.

Yasuo zog eine Augenbraue hoch. Bildete er sich das nur ein, oder entwickelte sich zwischen den beiden eine Art Rivalität. Jedenfalls zog einer nach dem anderen einen Stein aus dem Turm und es gab ausnahmsweise keinen Streit.
 

Seth stieß einen anerkennenden Pfiff durch die Lippen. „Scheint ihr Spiel zu sein.“

Yasuo hob die Hand. „Nicht so voreilig. Sie wollen uns nur in Sicherheit wiegen, damit wir unaufmerksam werden.“

Seth fing an zu lachen. „Sie sind ein Knaller. Das sind Kleinkinder, so berechnend sind sie nicht.“

„Ach ja?“ Yasuo erzählte die Geschichte mit dem Puppenwagen, wie weit Atemu in seinem Alter schon dachte und dass er sogar erpresst wurde.

„Das ist höchst interessant.“ Ein breites Grinsen zierte Seths Gesicht. „Der Dreikäsehoch hat Sie gut im Griff. Von einem 3-Jährigen ausgetrickst.“

Yasuo wurde rot. „Er kann sehr überzeugend sein.“

„Genau wie Seto.“ Das erste Mal konnte Seth seinen Sohn dabei beobachten, wie dieser mit einem anderen Kind spielte. „Sonst ist er zurückhaltend und will mit niemandem etwas zu tun haben. Bei Atemu ist er das glatte Gegenteil und kommt viel mehr aus sich raus als mir lieb ist.“

Yasuo lachte. „Mir wäre etwas Zurückhaltung auch lieber.“
 

Nach drei Tagen schienen Seth und Yasuo ihr Ziel erreicht zu haben. Es gab zwar noch Beschimpfungen, jedoch keine körperlichen Angriffe mehr. Deshalb beschlossen sie gemeinsam am Morgen zur Tagesstätte zu gehen und stolz ihren Fortschritt im Projekt "Zweisamkeit" zu berichten.

Frau Sakura zeigte sich erfreut und war bereit es erneut zu versuchen, unter dem Vorbehalt die Zwei sofort abzuholen, sollte es zur Eskalation kommen.
 

Kaum schloss Yasuo die Tür zu Herrn Kaibas Büro, wurde er am Kragen seines Pullis an die Wand gedrängt und verlangend geküsst. „Du hast es aber eilig.“

Was quatschte der Kerl noch so viel? Seit ihrem ersten Kuss träumte Seth von nichts anderem, als es mit ihm zu treiben. Im Abstellraum, auf der Toilette, in der Küche, im Aufzug und…! Seth entschied sich für seinen Schreibtisch und drängte Yasuo dorthin. Währenddessen konnte er nicht von den sündigen Lippen lassen. Er leckte, biss und knabberte nach Herzenslust daran herum. Erst als Yasuo gegen die Tischkante stieß löste Seth sich, damit er Yasuo rücklings auf den Tisch drängen konnte.

„Deine Unterlagen sind runtergefallen.“

„Egal.“ Als ob der Papierkram jetzt wichtig wäre. Endlich war er alleine mit diesem Mann und deshalb wollte er keine Sekunde ungenutzt lassen. All seine Fantasien wollten ausgelebt werden.
 

~*~
 

Das Telefon dröhnte unnatürlich laut und ließ Seths Laune auf der Stelle zum absoluten Tiefpunkt sinken. „Wer wagt es zu stören?“, knurrte er wie ein bissiger Hund in den Hörer.

„Bin ich mit Herrn Seth Kaiba verbunden?“, kam es unsicher vom anderen Ende der Leitung.

„Frau Sakura, sagen sie nicht…“ Seth wurde mit jedem Wort hellhöriger. „Ich verstehe! Wir holen sie ab.“ Widerwillig löste sich Seth, doch nicht bevor er Yasuo ein letztes Mal in einen innigen Kuss verwickelte. „Zieh dich an, wir müssen unsere Lausejungen abholen.“

„Wäre auch zu schön gewesen.“ Nach dieser Nummer wollte Yasuo nicht aufstehen, sondern sich lieber noch verwöhnen lassen. „Beim nächsten Mal darf ich dich auch ausziehen.“ Anklagend schaute Yasuo aus seinen rotbraunen Augen. „Das war total unfair.“
 

Seth spitzte die Ohren. Sagte er, beim Nächsten Mal? Besser ging es nicht. Wo könnten sie es als Nächstes treiben? Wieder im Büro? Oder besser im Auto? „Ich bin dabei.“ Vielleicht hatte er doch eine Chance fest mit ihm zusammenzukommen.
 

Völlig verschwitzt zog Yasuo sich wieder seine Hose an. Am liebsten würde er eine ruhige Kugel schieben und dann eine neue Runde starten, ob der werte Herr Sklaventreiber jedoch noch Lust hatte, konnte er nicht beurteilen. So kaputt fühlte er sich nie nach dem Sex und das schlimmste, er hatte nicht das geringste beigetragen. So einen herrischen und dominanten Partner hatte er bisher nie gehabt. Er kam nicht umhin es einfach geil zu finden. So schnell würde er diesen Kotzbrocken nicht von der Bettkante schubsen. Ein Grund mehr diesen miesen Job noch eine Weile zu behalten.
 

In der Tagesstätte angekommen fanden sie eine erschöpfte Erzieherin vor. Seth und Yasuo entschuldigten sich für das Verhalten ihrer Söhne, obwohl sie den Umstand keine Zeit mehr für sich zu haben, am meisten bedauerten.

Frau Sakura war mit den Nerven am Ende. „Zuerst haben sie sich gut verstanden und sogar miteinander gespielt. Dann kippte die Stimmung und die Beiden gingen aufeinander los. Ich kann Ihnen nicht einmal den Grund dafür nennen.“

„Dann fangen wir also wieder von vorne an.“ Yasuo ließ den Kopf hängen. Er wollte doch nur ein kleines bisschen Zeit mit diesem geilen Bock verbringen. War das wirklich zu viel verlangt?
 

Seth und Yasuo beschlossen auf den Spielplatz zu gehen, damit die Jungs den Kopf freibekamen. Die ganze Zeit tuschelten die Zwei und schauten hin und wieder zu ihnen rüber.
 

Yasuo saß vornübergebeugt auf einer Bank und beobachtete skeptisch die zwei Rabauken. „Die haben sich gegen uns verschworen.“

„Wie kommst du darauf?“ Außerhalb der Firma beschlossen sie sich zu duzen, oder viel mehr beschloss Yasuo es für sie. Nachdem sie miteinander intim wurden, hatte er keine Lust auf diese Förmlichkeiten.

„Sieh sie dir doch an!“, zeigte Yasuo mit finsterem Blick auf ihre Söhne. „Sie hecken irgendwas aus.“

Seth lehnte sich zurück und legte seinen Kopf in den Nacken. „Was sollten sie davon haben?“

„Keine Ahnung. Die sind für ihr Alter beängstigend gewieft. Lass die mal erwachsen werden. Wahrscheinlich beherrschen sie dann gemeinsam ganz Tokio.“

Seth musste lachen. „So schlimm wird es schon nicht werden. Sie sind drei und vier Jahre. Ihre Hauptbeschäftigung besteht darin nachts nicht ins Bett zu machen und täglich ihren Mittagsschlaf zu halten. Den Rest des Tages verbringen sie mit toben und spielen.“

„Bist du dir sicher?“ Yasuo zeigte wieder auf ihre Söhne, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und irgendwas beredeten. „Wir sollten sie nicht unterschätzen. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass wir auf der Hut sein sollten.“
 

„Ach…sie spielen ganz bestimmt.“ Seth wurde ganz anders, als er bemerkte wie Atemu und Seto sich zunickten und dann zu ihnen rüber schielten. Sie spielten nicht! Hatte Yasuo Recht? Das konnte unmöglich sein. „Was haben sie vor?“ Misstrauisch beäugte Seth die kleinen Zwerge.
 

„Wir müssen uns in Acht nehmen und uns auf alles vorbereiten.“

Seth nickte mit ernstem Gesicht. „Was auch immer sie im Schilde führen, wir werden uns nicht von ihnen einwickeln lassen.“

„Auf keinen Fall. Vielleicht war der Streit auch fingiert, damit wir sie abholen.“

„Sie können unmöglich so weit denken.“ Sollte Yasuo Recht behalten, hatten sie ein ernstzunehmendes Problem. „Beobachten wir sie in nächster Zeit.“

Yasuo nickt ernst.
 

„Yasuo!“, rief Bakura. „Da bist du ja wieder.“

Yasuo kam gar nicht dazu den kleinen Wirbelwind zu begrüßen, denn er fiel ihm aufgeregt in die Arme.
 

„Du bist mit deinem finsteren Gesicht viel beliebter als ich dachte.“, stichelte Seth belustigt.

„Was heißt hier finsteres Gesicht?“ Vor Empörung bekam Yasuo roten Wangen. „Ich gucke total freundlich, sonst würde sich Bakura nicht freuen.“
 

Ach, daher hatte der kleine Atemu diesen Charakterzug, denn er bekam auch immer rote Wangen, wenn er sauer wurde. „Wie konnte ich nur daran zweifeln?“ Seth spürte, dass er sich immer mehr in Yasuo verliebte. Er wollte diesen Mann und ein wichtiger Schritt dahin war Atemu. Diesen liebte Yasuo bedingungslos und wenn er sich bei dem manipulativen Minizwerg einschmeicheln konnte, sollte er einen großen Schritt weiter sein.
 

„Erde an Seth, hörst du mich?“, wedelte Yasuo mit der Hand vor den blauen Augen seines Chefs herum.

„Ich war nur in Gedanken. Wer ist denn dieser Junge?“

„Ich bin Bakura, aber Atemu nennt mich Kura und er ist mein bester Freund.“

„Freut mich dich kennenzulernen.“ Seth reichte dem Kleinen die Hand. Dieser kicherte verlegen und ging wieder spielen.

„Er ist der Sohn von Kenzo Tokushima.“, erklärte Yasuo. „Sagt dir der Name etwas?“

„Aber ja. Wir haben geschäftlich miteinander zu tun. Ein sehr griesgrämiger Zeitgenosse, jedoch hat er einen guten Sinn für Softwareentwicklung.“

„Der kennt sich damit aus? Muss er ausgerechnet mit deiner Firma eine Geschäftsbeziehung eingehen? Es gibt so viele andere und vor allem größere.“

Seth runzelte die Stirn. „Du scheinst dich mit ihm nicht zu verstehen.“

„Wir sind uns nicht grün.“ Yasuo mochte nicht drüber reden und schwieg lieber.

Beide bemerkten nicht, dass sie von ihren Söhnen beobachtet wurden. „Die geben sich gar keine Küsschen mehr.“, sagte Atemu in einem unzufriedenen Tonfall.

Seto nickte bestätigend. „Wir werden etwas unternehmen.“

„Und was?“ Ratlos schaute Atemu seine Kiki an, die ihm leider auch keinen Tipp gab.

„Wir lassen uns was einfallen.“ Seto setzte sich auf die Schaukel und fing an zu grübeln. Wie brachte man erwachsene dazu, damit sie sich Küsschen gaben?
 

„Der Papa und die Mama von Joey geben sich immer ganz viele Küsschen.“, sagte Atemu, während er versuchte auf die Schaukel daneben zu klettern. Als er es endlich geschafft hatte, erzählte er weiter. „Joeys Papa bring ganz oft bunte Blumen, oder Schokolade mit.“

„Papa mag keine Schokolade.“

„Aber mein Papa. Er backt ganz oft Schokoladenkuchen und Kekse.“

Seto sprang von der Schaukel und fing an hin und her zu laufen. „Dann wird mein Papa, deinem Papa Schokolade schenken.“

Atemu war von der Idee begeistert und sprang ebenfalls von der Schaukel. Leider stellte er sich nicht so geschickt wie Seto an und landete mit dem Gesicht im Sand. Daraufhin fing er bitterlich an zu weinen, was Yasuo auf den Plan rief der ganz schnell zu seinem Sohn rannte, um ihn zu trösten.

Seth bewunderte diesen Mann noch mehr, als er sah, wie fürsorglich er sich um seinen Sohn kümmerte. Sein Plan musste schnellstmöglich in die Tat umgesetzt werden.

Drama auf dem Spielplatz

Am Samstagmorgen erledigte Seth zusammen mit seinem Sohn seinen Wocheneinkauf. Nur an diesem Tag verbrachte er den ganzen Tag mit Seto, denn auch am Sonntag kümmerte er sich ausschließlich um seine Firma, die ihm viel abverlangte und noch mehr Freizeit kostete. Dadurch hatte er nur diesen einen Tag mit seinem Sohn, der von morgens bis abends in der Tagesstätte verbrachte, auch am Sonntag. „Papa?“ Seto hielt eine kleine Schachtel Pralinen hoch. „Die will ich haben.“ Seth ging in die Hocke und betrachtete die Schachtel, die mit einer roten Schleife umwickelt war. „Seit wann isst du Pralinen?“

„Ich möchte die probieren.“ Seto fackelte nicht lange und warf die Schachtel in den Einkaufswagen.

Seth schüttelte den Kopf. „Die sind mit Alkohol, deshalb werden wir die wieder zurücklegen.“
 

Oh nein, das hatte Seto befürchtet. Was sagte Atemu noch, damit man seinen Willen bekam? Als es Seto einfiel, brauchte es einiges an Überwindung seine Würde mit Füßen zu treten. Schließlich fühlte er sich viel zu erwachsen für diesen Kinderkram. Seto räusperte sich, harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen. „Ich will das aber haben!“, fing er an zu quengeln, gefolgt von lautem Geschrei.

Seths Gesicht wurde immer länger, als Seto damit anfing sich auf den Boden zu schmeißen und wild herumzustrampeln. So hatte sich Seto noch nie verhalten. Waren die Pralinen denn so wichtig? „Was willst du denn mit den Pralinen.“

Seto hielt inne, denn er musste sich erst eine Ausrede überlegen. „Ähm… Ich will die Frau Sakura schenken.“

„Und warum?“

„Weil…, weil…, weil sie Geburtstag hat.“ Kurzerhand legte Seth die alkoholhaltigen Pralinen zurück und tauschte sie durch alkoholfreie aus. „Wir nehmen diese.“

„Die haben aber keine Schleife.“ Jetzt wurde Seto wirklich wütend.

Auch Seth wurde sauer. „Entweder diese Pralinen oder keine.“

„Ich will aber die anderen!“, wurde Seto ungewohnt laut.

Seth schüttelte mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf. „Wenn du nicht aufhörst, gehen wir heute nicht auf den Spielplatz.“ Sofort wurde Seto still und fing an zu überlegen. Entweder die Pralinen ohne Schleife und nachher zum Spielplatz, oder gar nichts von beidem. „Dann nehme ich die Pralinen.“

„Wenn wir das geklärt haben, können wir dann weiter einkaufen?“ Seto nickte kleinlaut und schlurfte hinter seinem Vater her. Was machte er jetzt wegen der fehlenden Schleife? Er grübelte so lange, bis ihm ein protziger Strauß Rosen ins Auge fiel. „Papa!“
 

So kaputt fühlte Seth sich lange nicht mehr. Jetzt hatte er neben Vollmilchpralinen auch einen Strauß roter Rosen im Gepäck. „Hoffentlich kommt das bei Frau Sakura nicht falsch rüber.“ Grimmig schaute er zu Seto hinunter, der mit einem großen Blumenstrauß und seiner Schachtel Pralinen in Richtung Spielplatz marschierte. Zwar erinnerte Seth daran, dass er diese Dinge erst morgen brauchte, aber er wollte sie unbedingt Atemu zeigen. Normalerweise war Seto ein ruhiges und zurückhaltendes Kind, aber heute fiel er aus der Rolle. „Naja, wir haben alle mal einen schlechten Tag.“ Seth bekam gute Laune, als er Yasuo auf einer der Bänke am Spielplatz sitzen sah.

Auch Seto freute sich und rannte auf Atemu zu, der versuchte auf der Schaukel einen Überschlag zu machen. In Wirklichkeit kam er kaum richtig hoch und schwankte nur leicht hin und her, doch in seiner Fantasie machte er die tollsten Überschläge.

„Guck mal.“ Stolz präsentierte Seto seine Beute. „Ich hab sogar Blumen dabei.“

Atemu bekam große leuchtende Augen. „Wie machen wir das jetzt? Dein Papa muss das schenken.“

„Ich weiß schon wie.“ Selbstverständlich hatte Seto einen narrensicheren Plan.
 

„Du hast also den Weg hierher gefunden.“ Yasuo gähnte müde. „Atemu ist zurzeit anstrengend und hat mich die halbe Nacht wachgehalten.“

„Ach, dein Junge auch? Seto hat sich heute im Supermarkt unmöglich aufgeführt und den ganzen Markt zusammengebrüllt.“

Yasuo wurde hellhörig. „Hatte er einen Grund?“

„Nun…“ Weiter kam Seth nicht, denn Atemu und Seto kamen aufgeregt angerannt. „Was haben sie jetzt wieder vor?“

„Warum trägt Seto Rosen?“, wunderte sich Yasuo. Über seinem Kopf bildeten sich noch mehr Fragezeichen, als Seto ihm die Rosen und Atemu eine Schachtel Pralinen hinhielt. „Die hat Papa dir gekauft.“, sagte Seto mit strahlendem Gesicht.

Yasuos Kopf ruckte zu Seth, dessen Gesicht genauso viele Fragezeichen aufwies.
 

„Du musst sie nehmen!“, drängte Seto und wurde um den großen Rosenstrauß erleichtert.

„Die Schokolade auch, Papa.“

„Vielen…Dank.“ Yasuo kräuselte die Stirn, denn die Beiden schauten ihn abwartend an. „Was?“ „Jetzt musst du Papa ein Küsschen geben.“, forderte Seto ungeduldig.

Wieder ruckte Yasuos Kopf zu Seth. „Hast du das eingefädelt?“

„Ich bin genauso überrascht wie du.“ Auf was für Ideen die kleinen Hosenscheißer kamen war unglaublich.
 

„Worauf wartest du Papa?“, wurde Atemu quengelig. „Du sollst ein Küsschen kriegen.“

Jetzt fing Yasuo an sich einen Spaß daraus zu machen. „Jaaa, worauf wartest du? Gib mir ein Küsschen. Schließlich hast du mir was zum Zweiwöchigem geschenkt. Das muss gefeiert werden.“
 

Irgendwie fühlte sich Seth im falschen Film. Deshalb veranstaltete Seto also dieses Theater. Er hätte doch mit ihm sprechen können und überhaupt, seit wann interessierte sich sein Sprössling für seine Liebschaften? „Wie du willst.“ Als ob er ein Problem damit hätte diesem breit grinsenden Jungspund einen Schmatzer aufzudrücken. Seth beugte sich ein Stück zu Yasuo rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Doch das ließ sowohl Seto als auch Atemu dicke Backen machen. „Ein richtiges Küsschen.“, brummte Atemu. „Joeys Papa gibt seiner Mama immer ein richtiges Küsschen.“, dabei deutete Atemu auf seinen Mund.
 

Yasuo beugte sich nachdenklich zu seinem Sohn nach vorne. „Was macht Joeys Papa noch, wenn ihr dabei seid?“

„Joeys Papa hat gesagt, man muss einer Frau jeden Tag sagen, wie doll man sie liebhat und ihr immer ganz viele Küsschen geben.“ Atemu schaute Seth eindringlich aus seinen großen Kinderaugen an. „Du hast meinen Papa doch lieb oder, dann gib ihm ein richtiges Küsschen. Sofort!“
 

Yasuo lehnte sich wieder zurück und sah Seth auffordernd an. „Du hast es gehört!! Gib mir ein richtiges Küsschen, sofort!“

„Ich fange an mir Sorgen um deinen Nachwuchs zu machen.“ Seth wollte kein Spielverderber sein und gab Yasuo einen Kuss auf die Lippen. Dies ließ Atemu und Seto in Jubelschreie ausbrechen. „Geschafft!“, rief Atemu. „Jetzt werde ich ein großer Bruder.“

„Wie bitte?“, kam es gleichzeitig von Seth und Yasuo.

Seto hob tadelnd den Zeigefinger. „Das ist doch wohl klar.“

„Was ist klar?“, kam es wieder Synchron von Yasuo und Seth.

Dann musste Seto es wohl erklären. „Wenn ein Liebespaar sich küsst, bekommen sie ein Baby. Das weiß doch jedes Baby.“

Überlegend schaute Atemu drein, denn alles war ihm noch nicht ganz klar. „Wer kriegt denn das Baby? Dein Papa oder mein Papa?“

Seto schüttelte verständnislos den Kopf. „Du weißt auch gar nichts. Natürlich dein Papa. Mein Papa hat die Blumen und die Schokolade geschenkt, deshalb kriegt dein Papa das Baby.“ „Hurraaaa, bald bin ich ein großer Bruder. Ist das Baby in deinem Bauch, Papa?“
 

Während Yasuo einen immer finster werdenden Gesichtsausdruck bekam, versuchte Seth sich eisern das Lachen zu verkneifen.

„Was hast du deinem Bengel eigentlich in Sachen Kinderkriegen erzählt?“, grummelte Yasuo verstimmt.

„Das hat er nicht von mir. Da er nie gefragt hat, hatten wir das Thema noch nicht.“ Seth fiel es schwer sich das Lachen zu verkneifen, dennoch riss er sich so gut es ging zusammen.

„Jetzt ist ein guter Augenblick!“, knurrte Yasuo, als Seto und Atemu seinen Bauch anfassen wollten. „Joeys Mama hat einen ganz dicken runden Bauch gehabt.“, erzählte Atemu mit strahlendem Gesicht.

„Dann krieg dein Papa auch einen dicken Bauch.“, zeigte sich Seto begeistert.
 

„Darf ich auch anfassen?“, wollte Seth wissen, während er weiter um seine Fassung kämpfte.

„Du fängst dir gleich noch eine.“ Yasuo legte sein Gesicht in beide Hände, denn Atemu und Seto liefen zu den Müttern und erzählten die frohe Kunde. „Wie peinlich. Es wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten.“

„Sie sind noch klein, nimm es nicht so schwer. Keiner wird sie ernst nehmen.“, klopfte Seth ihm auf die Schulter, was es nicht besser machte.

„Wenn sie über dich solche Gerüchte verbreiten würden, Seth, würdest du hier nicht so eine große Fresse riskieren.“, keifte Yasuo mit knallrotem Gesicht zurück. Zwar bekam er keine tröstenden Worte, dafür ein herzliches Lachen von Seth. „Das reicht jetzt! Hör auf zu lachen!“
 

Seth versuchte sich zu beherrschen. „Du hast einen ganz roten Kopf, Yasuo. Beruhige dich, bevor du noch explodierst.“

„Ich explodiere nicht!“, brüllte Yasuo und wurde noch eine Spur dunkler.

„Oh doch, du bist kurz davor.“
 

„Papa, Papa!“, rief Seto.

„Papa, Papa!“, ahmte Atemu ihn nach.

Aufgeregt kam Seto vor seinem Vater zum Stehen. „Wenn ich jetzt ein großer Bruder werde, dann ist der da Papa zwei, oder?“

„Dein Papa, ist Papa zwei und meiner ist Papa eins!“ Atemu ließ sich doch nicht ausbooten.

„Mein Papa, ist Papa eins!“, ranzte Seto zurück.

„Nein meiner!“

Seto schüttelte den Kopf. „Mein Papa ist Papa und dein Papa kriegt unseren Bruder. Deshalb ist er Papa zwei.“
 

„Ihr wisst sogar was er wird. Hurra.“ Yasuo war das tierisch unangenehm und Seth machte es mit seinem Gekicher nicht besser.
 

Mit dieser Logik konnte Atemu nicht mithalten. „Na gut, aber ich nenne deinen Papa dann Papi. Papa zwei klingt doof.“

„Dann nenne ich deinen Papa?“ Seto überlegte. Was könnte er denn nehmen? „Yasuo!“

„Häääää, warum? Klingt voll blöd. Wir haben zwei Papas, dann musst du meinen Papa auch Papa nennen.“

„Muss ich nicht!“

„Doch, du blöder Pisser! Yasuo klingt doof. Er heißt Papa und nicht Yasuo. Yasuo ist voll der hässliche Name!“

„Stimme ich dir zu. Deshalb heiße ich Seto. Ich wurde nach meinem Papa benannt.“, reckte Seto sein Näschen hoch.
 

„Mein Name ist hässlich?“ Yasuo ließ den Kopf hängen. „Wie kannst du mir das antun? Mein eigen Fleisch und Blut.“

„Nimm es nicht so schwer.“, tröstete Seth. „Es sind Kinder. Sie denken sich nichts dabei.“

„Aber… Bis heute fand ich meinen Namen schön und auch seine Bedeutung passt perfekt zu mir.“

„Was bedeutet er denn?“

„Friedlich!“

Wieder fing Seth an zu lachen. „Nichts für ungut, aber das passt nicht zu dir. Wenn ich an die ganzen Beleidigungen denke, die du im Beisein deines Sohnes hinausposaunt hast, ist diese Bedeutung weit von dir entfernt.“

„Wie schön, dass du heute so herzlich lachen kannst, du dämlicher Kotzbrocken.“ Jetzt wurde jedes Niveau fallen gelassen und die schweren Geschütze ausgefahren.

„Entschuldige, ich hab mich mitreißen lassen.“, wischte sich Seth die Tränen aus den Augenwinkeln und räusperte sich. „Was bedeutet der Name Katsuro? Du hast mein Interesse geweckt.“

„Du machst dich doch nur wieder lustig.“

„Ich benehme mich!“ Egal was kam, er durfte nicht lachen und nichts Falsches sagen.

„Er bedeutet… Siegreicher Sohn.“ Seth fing an zwischen Atemu, der inzwischen auf einer Schaukel saß und Yasuo hin und her zu schauen. „Zu Atemu passt dieser Name wie die Faust aufs Auge, aber zu dir…?“

„Was soll das denn heißen?“

„Wer von euch das Sagen hat, ist deutlich zu erkennen.“

„Pah, das musst du gerade sagen.“ Beleidigt verschränkte Yasuo die Arme vor der Brust. „Kindererziehung ist eben kein Zuckerschlecken und ich muss noch die Balance finden.“
 

Wenn sie schon beim Thema waren, konnte Seth die Chance nutzen und mehr über Yasuo in Erfahrung bringen. „Wie lange bist du bereits alleine mit Atemu?“

„Seit anderthalb Jahren. Meine Freundin und ich wollten Heiraten, aber daraus wurde nichts. Jetzt lebe ich mit Atemu alleine und versuche über die Runden zu kommen.“ Zwar lächelte Yasuo, doch Seth konnte hinter diesem Lächeln tiefe Traurigkeit erkennen. „Wenn du über dich erzählst, sollst du auch etwas über mich erfahren.“

„Wie großzügig“, stichelte Yasuo gespielt.

„Ich lebe seit zwei Jahren alleine mit Seto. Meine Freundin wollte nie ein Kind und hatte auch keinen Bezug zu Seto. Deshalb blieb er bei mir, während sie ihr Leben in vollen Zügen genießt.“, verdrehte Seth die Augen. „Was immer das bedeutet.“

„Da kann man nichts machen.“ Yasuo mochte nicht hinsehen, als die kleinen Früchtchen zu Joey und Bakura rannten und immer wieder auf ihn zeigten. „Das wird mich noch Jahre verfolgen.“ „Heute Abend werde ich Seto aufklären und du nimmst dir Atemu vor. Dann hat sich das erledigt.“

„Hoffentlich hast du Recht.“
 

*
 

Am Montag standen Seth und Yasuo wieder in der Tagesstätte, um einen neuen Versuch zu wagen. Frau Sakura beäugte die beiden Junggesellen kritisch. „Ich halte es für keine gute Idee.“

„Sie verstehen sich blendenden. In den letzten Tagen gab es fast keine Vorkommnisse.“, beteuerte Yasuo.
 

Seth klatschte sich die Hand auf die Stirn. Warum musste dieser Trottel das Wort fast benutzen?
 

„Ich bin nicht überzeugt.“ Das Wort fast bestätigte Frau Sakura in ihrer Vermutung.

„Frau Sakura.“ Atemu klammerte sich mit leuchtenden Augen an die Betreuerin.

„Was gibt es, Atemu?“

„Ich werde ein großer Bruder und Papa und Papa heiraten.“

Nicht nur Yasuo fiel alles aus dem Gesicht, auch Seth krachte die Kinnlade runter. Dann hatten die kleinen Quälgeister die Geschichte also weitergesponnen. „Hast du Atemu etwa nicht aufgeklärt?“, flüsterte Seth Yasuo zu.

„Doch, aber er hat mir nicht geglaubt. Dein Bengel hat großen Einfluss auf ihn und was ist mit Seto?“

„Es lief ganz gut.“

„Frau Sakura.“ Auch Seto klammerte sich an die Betreuerin. „Yasuo kriegt ein Baby, dann bin ich auch ein großer Bruder.“
 

„Lief gut…aha.“ Yasuo mochte Frau Sakura nicht in die Augen sehen. Diese zog beide Augenbrauen hoch, bis Erkenntnis in ihren Augen aufblitzte. „Ich verstehe!“, lächelte sie. „Das erklärt einiges. Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich.“

„Wie bitte?“ Es erklärte einiges? Vielleicht sollte Yasuo über eine andere Frisur nachdenken. Er war lange nicht beim Friseur gewesen um Geld zu sparen. Ein verheerender Entschluss wie er feststellte.

Seth legte seinen Arm über Yasuos Schultern. „Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus.“

„Ich hasse euch alle.“
 

„Unter diesen Umständen will ich es versuchen und behalte Seto und Atemu hier.“, lächelte Frau Sakura freundlich. „Machen Sie sich einen entspannten Tag.“

„Vielen Dank, komm Yasuo.“

„Wollen wir das Missverständnis nicht aufklären?“

„Wozu? Es hilft uns, also beschwere dich nicht.“

Yasuos Blick wurde Finster wie die Nacht. „Als ob ich unter diesen Umständen Lust hätte mit dir zu Vögeln.“

„Das vergessen die schon.“

„Und was ist mit der Hochzeit? Atemu und Seto werden das überall herumerzählen.“ Zu Yasuos Überraschung bekam er keine Antwort, deshalb hakte er lieber nach. „Stellst du dir das etwa mit uns vor? Ich suche keine Beziehung. Ich dachte, ich war deutlich genug?“

„Jaja.“

„Du klingst nicht überzeugend.“ Yasuo riss sich von Seth los und blieb stehen. „Wenn du das nicht begreifst, werde ich mich von dir fernhalten.“

Seth blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. „Ich habe es zur Kenntnis genommen. Allerdings würde ich gerne wissen, weshalb du dich dagegen sträubst? Nicht nur unsere familiäre Lage ist ähnlich, sondern wir passen auch so gut zusammen.“

Yasuo rollte mit den Augen. „Du kennst mich doch überhaupt nicht.“

„Das können wir ändern.“ So leicht gab Seth nicht auf. „Was haben wir zu verlieren? Wenn es nicht klappt, gehen wir wieder getrennte Wege.“

Yasuo atmete genervt durch. „Ich hab keine Lust auf eine Beziehung. Das ist mir zu anstrengend und macht alles kompliziert.“

„Hast du so schlechte Erfahrungen gemacht?“

„Hab ich nicht. Es gibt keinen besonderen Grund, also spinn dir nicht irgendwas zusammen.“ Yasuo spürte wie es in Seth ratterte und er um eine ausgiebige Unterhaltung nicht drumherum kam. Das kam überhaupt nicht in Frage. Er musste jeden Ansatz gleich im Keim ersticken. „Wenn du es unbedingt wissen willst!“ So leid es ihm tat, aber er musste Seth klarmachen, dass besonders er keine Chance hatte. „Du hast mir nicht nur einen unterbezahlten Job gegeben, sondern meine Bewerbung nur überflogen.“

„Bitte? Wie kommst du darauf?“

Yasuo ging nicht darauf ein. Sollte der doch seine Unterlagen gefälligst heraussuchen und sie gründlich durchlesen. „Du bist bestimmt wahnsinnig anstrengend in einer Beziehung. Bei dir muss alles nach Plan laufen! Auf so einen Alltag habe ich absolut keinen Bock. Ich will einfach nur mein Vergnügen, auf mehr bin ich nicht aus. Du hast doch das Gleiche gedacht als du mich eingestellt hast. Du hast von Anfang an nicht vorgehabt, als mich für ein paar Monate zu beschäftigen und mich anschließend rauszuwerfen.“
 

Seth blieb der Mund offenstehen. „Also…“

„Du brauchst dich nicht erklären. Wäre es anders, hätte ich kein Verhältnis mit dir angefangen. Wir hatten beide Hintergedanken, deshalb brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.“
 

Seth versuchte seine Überraschung über Yasuos Voraussicht zu verbergen. Er hatte die Bewerbung tatsächlich nur überflogen. Es reichte vollkommen aus zu wissen, dass Yasuo keinen Uniabschluss besaß. Somit war er die perfekte Affäre für ein paar Monate und in der Firma würde es kein großes Aufsehen erregen. Er konnte ja nicht ahnen, dass er sich in dieser kurzen Zeit verlieben würde. Aus dieser Nummer kam er nicht mehr raus, oder gab es eine Chance Yasuo umzustimmen?

Von Prinzessinnenschlössern und Kindergeburtstagen

Zufrieden betrachtete sich Yasuo im Spiegel. Gestern ging er spontan zum Friseur und hatte sich seine Haare schneiden lassen. So sah er, seiner Meinung nach, wieder aus wie ein echter Mann. Zwar waren seine schwarzen Haare, je kürzer sie waren schwerer zu zähmen, mit genügend Haargel jedoch und noch einigen anderen Pflegeprodukten bekam er auch dieses Problem in den Griff. „Bist du soweit, Atemu?“

„Ich hab Kiki warm eingepackt.“ Mit einer Tragetasche, speziell für die Puppe, stellte sich Atemu an die Tür und zog sich seine Jacke an.

„Heute nicht den Buggy?“

Atemu schüttelte den Kopf. „Kiki will heute ihr Bett mitnehmen.“

„Und was ist mit deinem Rucksack?“

„Oh, vergessen.“ Schnell rannte Atemu zurück in sein Zimmer und schnappte sich seinen roten Rucksack, mit einem aufgesticktem Teddy als Motiv. „Fertig.“

„Verträgst du dich heute wieder mit Seto?“

Atemu nickte eifrig. „Damit das Baby keinen Stress hat. Das hat Frau Sakura gesagt. Deshalb müssen Seto und ich ganz brav sein.“

Yasuo ließ den Kopf hängen. „Wie oft denn noch? Ich kriege kein Baby.“

„Du sollst dich doch nicht aufregen!“, mahnte Atemu mit strenger Stimme und ausgestrecktem Zeigefinger, den er hin und her schwang.

„Das hast du dir von Seto abgeguckt.“ Am besten er ignorierte die Sache mit dem Baby. Wenn er das nicht mehr thematisierte, sollte Atemu es irgendwann vergessen.
 

*
 

Auch bei Seto war die Stimmung ungewohnt fröhlich. Den ganzen Morgen erzählte er, entgegen seiner Gewohnheit, von seinem Brüderchen und wie sehr er sich darauf freute.

„Yasuo bekommt kein Baby. Warum glaubst du mir nicht?“ Seth wusste nicht mehr was er sagen sollte.

Tadelnd hob Seto den Zeigefinger. „Natürlich dauert es noch. Frau Sakura hat mich ganz genau aufgeklärt. Es dauert bis zum nächsten Sommer. Solange muss man auf ein Baby warten.“

„Hat sie auch was in Bezug auf Männer und Babys gesagt?“

Fragend legte Seto den Kopf schief. „Warum?“

„Frauen bekommen Babys und Männer nicht, verstehst du?“

Seto verschränkte die Arme. „Und? Yasuo kriegt ein Baby und du heiratest Yasuo. Dann sind wir eine Familie. Ganz einfach.“

Seth legte seinen Kopf auf die Tischplatte. „So einfach ist das aber nicht.“ So endete es jedes Mal, egal wie oft er es zu erklären versuchte. „Angenommen Yasuo und ich heiraten, aber es kommt kein Baby. Wärst du dann sehr traurig?“
 

Wieder überlegte Seto. „Wenn Yasuo Papa zwei ist, dann nicht.“

„Gut zu wissen.“ Ein Grund mehr diesen Sturkopf zu einer Beziehung zu überreden. Was war Yasuos Problem? Lag es an Atemus Mutter? „Ich wünschte, ich wüsste mehr über ihn.“ Seth hatte sich Yasuos Bewerbung kurz nach ihrem Gespräch gründlich durchgelesen und nun wusste er auch, weshalb Yasuo es schwer hatte eine vernünftige Arbeit zu finden. Der fehlende Uniabschluss war jedenfalls nicht das Problem.

Wie es dazu kam, wusste Seth natürlich nicht, jedoch vermutete er das es an Yasuos impulsiver Art lag. Er hatte herausgefunden, dass Yasuo für ein Jahr im Gefängnis saß und dementsprechend vorbestraft war. Für einen schlechten Menschen hielt Seth ihn trotzdem nicht. Allein wie er mit Atemu umging, zeigte ihm, dass Yasuo einen guten Kern hatte. „Am besten frage ich ihn direkt.“
 

„Bin fertig, Papa.“

Seth zog die Stirn kraus. „Du nimmst deinen Plüschdrachen mit?“

„Atemu nimmt Kiki mit, deshalb nehme ich meinen Drachen mit. Der gibt immer an mit seiner doofen Puppe.“

Seth klatschte sich die Hand ins Gesicht. Streit war auf jeden Fall vorprogrammiert. Die kleinen Zwerge konkurrierten immer mehr gegeneinander, was eigentlich nicht Setos Art war.
 

In der Tagesstätte angekommen traf Seth Yasuo an, der eine wilde Diskussion mit Atemu führte.

„Um was geht’s?“

Yasuo stöhnte, gefolgt von abgrundtiefer Verzweiflung. „Ich hab den Fehler gemacht am Spielzeugladen vorbeizufahren und jetzt will Atemu ein Prinzessinnenschloss für seine Puppe haben.“

„Weil es so teuer ist?“

„Wenn es nur das wäre.“, seufzte Yasuo am Boden zerstört. „Dieses hässliche Ding ist ein rosa Alptraum. Nicht nur, dass es viel Platz wegnimmt, es ist obendrein grottenhässlich. Das hast du noch nicht gesehen und würdest mir bestimmt zustimmen, wenn du es siehst. Warum will er keine Burg haben? Was bitte ist verkehrt daran? Ritter sind doch viel cooler als Prinzessinnen.“
 

„Mein Schloss ist gar nicht blöd!“, wurde Atemu sauer und stampfte mit dem Fuß auf. „Ich will das Schloss haben!“

Hilfesuchend schaute Yasuo Seth an, der sich erbarmte ihm aus der Patsche zu helfen. „Hör zu, Atemu. Dein Papa braucht ganz viel Ruhe, das weißt du doch, oder?“

Schlagartig fiel es Atemu wieder ein. „Hab ich vergessen.“

„Siehst du.“ Seth schaute zu Yasuo und wuschelte ihm durch die Haare, die er sich vorhin so mühevoll gestylt hatte. Jetzt sah er aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst. „Deshalb darfst du deinen Papa nicht aufregen, Atemu.“, bekräftigte Seth seine Aussage.

„Du machst es nur schlimmer!“, brummte Yasuo.

„Ich habe nicht das B-Wort benutzt.“

„Aber gemeint!“, zischte Yasuo beleidigt.
 

„Komm, lass uns spielen. Ich hab meinen Drachen heute dabei.“ Seto nahm Atemu an die Hand und zog ihn mit in die Spielecke.

„Meine Kiki ist viel schöner.“

„Ist sie nicht!“
 

„Lass uns schnell abhauen, bevor wir sie wieder mitnehmen müssen.“ Eilig stand Seth auf und scheuchte Yasuo hoch.

„Ich hasse dich! Du bist ein mieser Hund und wünschst dir doch das ich schwanger bin. Sonst würdest du nicht ständig darauf herumreiten.“

Seth ignorierte Yasuo einfach und zog ihn mit sich, obwohl er gerne zuhörte wenn Yasuo so herumzeterte. „Was hast du eigentlich angestellt?“
 

„Weil ich ein Jahr im Knast war?“ War ja klar das Fragen aufkamen. „Ich hab in meiner Jugend Mist gebaut und diesen Fehler absitzen müssen.“

„Wegen Körperverletzung?“ Für Seth war das am naheliegendsten.

„Ich muss dich enttäuschen, ein Schläger bin und war ich nicht. Du würdest mir sowieso nicht glauben, deshalb erspar uns beiden die Fragerei.“

„Dabei möchte ich alles über dich wissen. Deine dunklen Seiten würden mich nicht abschrecken.“ Das machte Seth nur noch neugieriger, aber er verstand und bohrte nicht weiter nach. Sie kannten sich kaum und genau diesen Umstand wollte Seth ändern. Vertrauen musste eben mühevoll erarbeitet werden.
 

Zuerst stand etwas anderes auf dem Plan. Kaum schloss Seth die Bürotür hinter sich zu, fiel er über Yasuo her. Er liebte alles an diesem Mann und wenn er ihn nicht ganz haben konnte, dann wenigstens für die wenigen Stunden der Zweisamkeit.

„Hast du es so eilig?“

„Die Jungs streiten sich bestimmt wieder und deshalb lass uns keine Zeit verlieren.“

„Keine Einwände.“ Wie es schien, hatte Seth die Idee mit der Beziehung verworfen. So gefiel ihm das schon viel besser. Herrlich unkompliziert und er konnte endlich abschalten. Beim Sex ließ dieser Bürohengst nichts anbrennen und erkundete bei jeder Gelegenheit seinen Körper. Selten kam Yasuo dazu es ihm gleichzutun, was ihn zu seiner Überraschung wenig störte.
 

Die nächsten Wochen verliefen nicht anders. Zwar genoss auch Seth diese Zeit, kam aber in Sachen Beziehung kein Stück weiter. Wenigstens verstanden sich Atemu und Seto, wenngleich sie immer mehr gegeneinander konkurrierten, egal um was es ging. Solange es nicht im Streit endete, konnte Seth damit Leben.

Heute stand Setos fünfter Geburtstag an und den wollte Seth unbedingt feiern. Im letzten Jahr stand sein kleiner Sohn allein da, weil er einfach keinen Anschluss fand. Umso glücklicher war er, dass Seto durch Atemu Bakura und den kleinen Joey als Freunde dazuzählen konnte. Dadurch konnte Seth endlich eine kleine Geburtstagsfeier ausrichten. Aus diesem Grund war er auf dem Weg in die Konditorei, um einen Geburtstagskuchen zu kaufen. Yasuo war so nett auf Seto aufzupassen, damit er zuhause alles vorbereiten konnte.
 

In der Zwischenzeit raufte sich Yasuo die Haare. In den letzten Wochen klappte alles viel zu gut und deshalb wog er sich in Sicherheit. Ein schwerer Fehler, denn aus irgendeinem Grund bekamen sich die kleinen Rabauken in die Haare und gingen aufeinander los.

Atemu strampelte unter seinem rechten Arm und Seto unterm linken. Sie schmissen sich die wüstesten Beleidigungen an den Kopf, während Yasuo versuchte zu schlichten.

„Du blöder Kotzbrocken, du bist voll doof!“

„Und du bist ein gemeiner Fiesling!“, fauchte Seto und bekam Atemus Haare in die Finger.

„Auuuuuu, lass looooos!“ Atemu versuchte sich zu befreien und strampelte mit Armen und Beinen.
 

„Jungs, beruhigt euch. Warum streitet ihr?“

Atemu schaffte es sich loszureißen und büßte ein paar rote Haare ein. „Der blöde Seto hat meine Kiki gehauen!“

„Weil du meinen Drachen in den Mülleimer geworfen hast!“

„Hab ich nicht!“

„Hab ich doch gesehen!“

„Du lügst!“ Atemu bekam ein knallrotes Gesicht und versuchte Seto zu schlagen.
 

„Jetzt hört endlich auf! Sonst gibt’s keine Geburtstagstorte!“ Das letzte Mittel um den Streit zu schlichten und es funktionierte. Die Kleinen beruhigten sich und Yasuo konnte es wagen sie langsam abzusetzen. „Bakura und Joey sind gleich hier und dann holt uns Seth ab. Ihr seid brav, sonst mach ich meine Drohung wahr.“
 

Skeptisch flüsterte Seto in Atemus Ohr. „Macht er das Wirklich?“

Atemu schüttelte den Kopf. „Er macht immer das, was ich will. Ich weine dann ganz laut.“

„Dachte ich mir.“
 

„Ich kann euch hören.“ Ob Yasuo wollte oder nicht, er musste etwas an seiner Erziehung ändern. Selbst Seto fing an ihm auf der Nase herumzutanzen. Bei Seth verhielten sie sich ganz anders und hörten viel besser auf ihn. „Ich werde ihn um Tipps bitten, sonst gehe ich unter.“
 

Als die Klingel ertönte, liefen Seto und Atemu aufgeregt zur Tür. „Mach auf, Papa. Beeil dich.“

„Ich bin schon da, ihr Quälgeister.“ So schnell war der Streit vergessen. Wenn es doch bei den Erwachsenen auch so leicht gehen könnte.
 

„Joey, Kura“, jauchzte Atemu und auch Seto freute sich und begrüßte seine Gäste.

„Ich hab ein ganz tolles Geschenk für dich, Seto.“ Stolz hielt Joey sein blaues Päckchen hoch und drückte es dem Geburtstagskind in die Hände.

„Ich hab leider keins...“, ließ Bakura den Kopf hängen.

„Macht nichts, wir feiern heute und essen ganz viel Kuchen.“, lächelte Seto, dem es egal war ein Geschenk zu bekommen.

Bakura hob den Kopf und bevor er etwas sagen konnte, wurde er von Atemu stürmisch umarmt. „Wir schenken Seto mein Geschenk zusammen. Dann hast du auch was.“

„Wirklich?“ Diese Geste machte Bakura unendlich glücklich.

„Ich will euch Kikis neues Schloss zeigen.“, jauchzte Atemu und nahm die Truppe mit in sein Zimmer.
 

Mit verschränkten Armen lehnte Yasuo gegen den Türrahmen und schaute Bakuras Vater Kenzo mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Gönnst du deinem Kind nicht einmal eine Kleinigkeit zu verschenken? Selbst ich habe die Kohle dafür.“

„Für andere Gören gebe ich kein Geld aus. Bring ihn pünktlich um 18 Uhr nach Hause und Laber mich nicht dicht.“

Wie sehr Yasuo diesen Mann verabscheute konnte er nicht in Worte fassen. Er schluckte seinen Ärger runter und machte den Kindern zu liebe ein freundliches Gesicht. Er konnte es doch nicht ändern und wollte Bakura weiter im Auge behalten, wie er es die letzten vier Jahre schon tat. Er ging ins Kinderzimmer und beobachtete die Vier, wie sie sich begeistert diesen hässlichen rosa Alptraum anschauten. Nach wie vor konnte Yasuo die Begeisterung seines Sohnes nicht teilen, jedoch akzeptierte er alles, wofür Atemu Interesse zeigte. „Wollen wir etwas spielen, bis Seth hier ist?“

„Jaaaaaa“, kam es einstimmig und sofort wurde Yasuo umzingelt. „Dafür müsst ihr ganz brav sein.“

„Wir sind immer brav!“, sagte Atemu voller Stolz.
 

„Du bist der schlimmste von allen!“, zwinkerte Yasuo.

„Stimmt gar nicht, oder Seto?“

Seto schwieg lieber und schob Joey vor.
 

Bevor es wieder eskalierte, schlug Yasuo das altbewährte Spiel Topfschlagen vor und jeder der Jungs kam nacheinander dran. Diese Tage fand Yasuo besonders schön. Er mochte die leuchtenden Kinderaugen und auch Seto kam mehr aus sich heraus als gewöhnlich.
 

Als Seth dann endlich eintraf, um sie abzuholen, konnte der Kindergeburtstag richtig losgehen.

Dafür hatte sich dieser manchmal viel zu ernste Seth, eine Menge einfallen lassen. Er schien sehr viel mehr Spaß daran zu haben als die Kinder. Er hatte nicht nur viele Spiele in Petto, er machte sogar selbst mit. „Dafür, dass er so ein Kotzbrocken ist, kann er ganz schön kindisch sein.“, schmunzelte Yasuo und bekam prompt einen Klaps auf den Hinterkopf. „Au!“

„Wenn du schon lästerst, dann sei nicht so laut.“

„Ich läster doch nicht und seit wann stehst du hinter mir?“

„Ich wollte nur was trinken. Kaum kehre ich dir den Rücken und schon beleidigst du mich.“ Gespielt gekränkt schaute Seth in eine andere Richtung und nippte an seinem Apfelsaft.

„Ich hab‘s nicht so gemeint.“

„Erzähl das deiner Großmutter.“ Auch wenn sie sich in keiner Beziehung befanden, hatte sich für Seth viel verändert. Seto hatte endlich Freunde gefunden und er traf sich inzwischen auch privat mit Yasuo. Wenn es sich weiter so gut entwickelte, konnte er einen Schritt weitergehen. Allerdings musste er sich mit äußerster Präzision herantasten.

„Du bist doch nicht ernsthaft beleidigt?“ Yasuo beugte sich nach vorne, um Seths Gesicht zu sehen.

„Natürlich bin ich beleidigt. Inzwischen solltest du eine andere Meinung von mir haben. Obwohl ich von deiner Vorbestrafung weiß, lass ich dich weiter bei mir arbeiten und ich zahle dir sogar mehr. Das spricht doch für mich.“

„Das rechne ich dir auch an!“ Jetzt kam Yasuo ins Schwitzen. „Das sollte nur ein Scherz sein. Jetzt sei doch nicht so.“

„Dann leiste Wiedergutmachung.“ So leicht sollte Yasuo es nicht haben, außerdem fand Seth es einfach zu süß, wenn Yasuo versuchte ihn wieder milde zu stimmen.

„Na schön, was soll ich tun?“
 

„Du sollst Papa Seth ein Küsschen geben!“, rief Atemu rüber.
 

Yasuo lehnte sich resigniert an Seth. „Das er uns ständig beobachten muss.“

„Ich bin viel mehr erstaunt, dass er mich Papa nennt.“

Yasuo sagte lieber nicht, dass Atemu ihn in seiner Abwesenheit immer so nannte, sonst machte er sich noch falsche Hoffnungen.
 

Der Geburtstag neigte sich dem Ende entgegen und Seth fuhr die Truppe wieder zurück. Schlafend saßen die vier auf dem Rücksitz und sahen rundherum zufrieden aus.
 

Auch Yasuo war nach diesem Tag erledigt. „Seto mag sein neues Stofftier, sonst hätte er es nicht mitgenommen.“

„Er mag alles, was mit Drachen zu tun hat. Du hast sein Zimmer ja gesehen. Es quillt beinahe über vor Stofftieren.“

„Du kannst Seto genauso wenig etwas abschlagen, wie ich Atemu.“, grinste Yasuo breit.

„Mit dem Unterschied, dass ich entscheide, wann er etwas bekommt.“, zwinkerte Seth.

„Dagegen kann ich nichts einwenden. Gibt mir mal einen Tipp, damit ich den richtigen Dreh bekomme. Ich kann es leider nicht abstreiten, wenn du sagst Atemu tanzt mir auf der Nase herum.“
 

Innerlich freute sich Seth wie ein kleines Kind. Noch nie bat Yasuo um Erziehungstipps. Sie kamen in kleinen Schritten voran und vielleicht konnten sie von einer Affäre in eine Beziehung wechseln. So schnell wollte Seth eben nicht aufgeben. Je mehr er Yasuo kennenlernte, umso sicherer wurde er. „Wir können das morgen bei einem Kaffee besprechen.“

„Von mir aus. Lass uns nach der Arbeit mit den Jungs in ein Café gehen. Ich kenne eins, dass dich umhauen wird.“

Oho, klang ein klein wenig nach einem Date, jedenfalls in Seths Vorstellung. „Klingt gut.“

Yasuo zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Du freust dich so, hat das seinen Grund?“

„Nein, ich...“ Eine passende Ausrede fiel Seth nicht ein und bekam stattdessen rote Wangen.

„Du denkst doch gerade an Sex!“

Solange Yasuo nicht an ein Date dachte, war das schon in Ordnung. „Erwischt...ich kann halt nicht aus meiner Haut.“

Yasuo sah aus dem Fenster den vorbeiziehenden Häusern nach. „Da wirst du bis morgen warten müssen.“

„Ja...klar...bis morgen.“ Wie gerne würde Seth zusammen mit Yasuo nach Hause fahren und mit ihm die Nacht verbringen. Gemeinsam zu Abendessen und mit den Kindern noch einen Film anschauen. Seine Sehnsucht wurde mit jedem Tag größer. Stattdessen verabschiedeten sie sich nach Feierabend und unternahmen nur sehr selten etwas außerhalb der Firma. Das genügte Seth schon lange nicht mehr. Er wollte einen Schritt weitergehen und mit Yasuo eine echte Beziehung eingehen. Warum musste dieser Kerl auch so stur sein?

Die restliche Fahrt über wurde Seth diese Gedanken nicht los, während Yasuo davon nichts ahnte und sich einfach auf sein Bett freute.
 

Während Seto schlafend im Auto blieb, half Seth Yasuo die kleinen nach Hause zu bringen.

„Nimm du Joey, ich nehme Bakura.“, schlug Yasuo vor. Atemu konnte erstmal hierbleiben. „Du musst in den dritten Stock und bei Wheeler klingeln.“

Seth nickte verstehend und machte sich mit dem schlafenden Joey auf den Weg.
 

Yasuo indes klingelte Punkt 18 Uhr bei den Tokushimas. Leider öffnete Kenzo und Yasuo versuchte gute Miene zu machen. Er zwang sich zu lächeln, was sehr seltsam aussah. „Der Kleine ist fix und fertig, aber er hatte großen Spaß.“

Kenzo rüttelte grob an den schlafenden Bakura. „Wach auf, deine Mutter wartet mit dem Abendessen.“

Müde rieb sich Bakura die Augen.

„Lass ihn doch schlafen.“, knurrte Yasuo. „Was ist dein Problem?“ Er drückte Bakura stärker an sich, weil er ahnte, worauf das hinauslief. Es war schließlich nicht das erstmal und Yasuo kannte diesen Mann schon viele Jahre, deshalb konnte er ihn inzwischen einschätzen.

„Das geht dich einen Scheißdreck an. Der Bengel soll nicht verwöhnt werden, sonst macht er sich das noch zur Gewohnheit.“

Yasuo atmete tief durch und stellte den müden Bakura auf seine Füße. „Geh zu deiner Mutter und erzähl ihr was du heute Schönes erlebt hast.“ Yasuo spürte wie Bakura leicht zitterte. Was machte er jetzt? Kenzo war auf Krawall gebürstet und ließ seine Wut ganz bestimmt an seiner Familie aus. Beim letzten Mal mischte er sich ein und es ging glimpflich aus. Ob es wieder so sein würde, bezweifelte Yasuo stark.
 

„Guten Abend, Yasuo!“, grüßte Frau Tokushima, was Yasuo in Alarmbereitschaft versetzte. Sie nannte ihn nie beim Vornamen.

„Kann Bakura heute bei Ihnen übernachten?“

„Sehr gerne.“ Dann spielte er eben mit. Yasuo beugte sich zu Bakura runter und legte seine Hände auf die schmalen Schultern. „Hast du Lust bei Atemu zu übernachten?“

Bakura nickte hastig, aber schaute gleichzeitig seine Mama an.
 

„Ich wünsche dir viel Spaß, mein Schatz. Ich hol dich morgen Abend ab.“

Morgen Abend? Hatte sie solche Angst um ihr Kind? Wenn sich diese Tür schloss, dann hielt Kenzo sich ganz sicher nicht mehr zurück und sie bekam seinen ganzen Zorn ab.
 

„Seid ihr endlich fertig?“, feixte Kenzo. „Ich hab noch einiges zu tun.“

„Was zum Beispiel? Deine Frau verprügeln?“ Jetzt hatte er es doch ausgesprochen.

„Du mischst dich mal wieder in meine Angelegenheiten. Verpiss dich endlich.“ Grob packte er Bakura am Arm und zog ihn in die Wohnung. Laut fing der kleine Junge an zu weinen, was Kenzo noch wütender machte. „Halt die Fresse, du dämliches Gör!“ Mit dem Fuß holte er aus, doch bevor er sein Ziel erreichte, wurde er am Kragen zurückgezogen und kassierte einen harten Faustschlag ins Gesicht. Taumelnd fiel er rücklings zu Boden. Doch anstatt wütend zu sein, fing Kenzo an zu lachen. „Dafür bekommst du eine Anzeige. Du bist ein gottverdammter Idiot und denkst, du kannst dir alles erlauben. Du willst unbedingt in den Knast, genau wie damals. Kannst du haben!“

Yasuo knackte mit den Fingern. „Genau wie damals kannst du dich mit niemanden deiner Größe anlegen. Du bist ein feiges Arschloch, das in seine Schranken verwiesen werden muss.“
 

Kenzos Lachen erstarb und er stand auf. „Du bist mir nicht gewachsen. Damals bist du für mich in den Knast gegangen und wenn du dich nicht endlich aus meinen Angelegenheiten raushältst, landest du wieder hinter Gittern.“

Darauf durfte sich Yasuo nicht einlassen. Eine andere Lösung musste her. „Frau Tokushima, Sie übernachten heute bei mir.“ Eine andere Idee hatte Yasuo nicht. Vor dem kleinen Jungen durfte er nicht noch weiter gehen und wenn er Kenzo verprügelte, war er eindeutig der Schuldige.
 

Frau Tokushima nahm Bakura auf den Arm und ging an ihrem Mann vorbei. Dieser wollte sie packen und zurückziehen, doch Yasuo stellte sich dazwischen. „Ich habe kein Problem dir die Fresse zu polieren.“

Kenzo wich nicht zurück und holte mit der Faust aus. „Ich auch nicht!“ Zu seinem Pech hatte er nicht mit Yasuos Reaktion gerechnet und wurde wortwörtlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ihm schwanden die Sinne und er verlor das Bewusst sein.

„Ich räum den aber nicht weg.“ Yasuo fuhr sich nervös durch die Haare. Soweit wollte er doch nicht gehen. Kaum zu glauben, dass sie früher einmal Freunde waren.
 

Bakura schaute vorsichtig zu seinem Vater und dann Yasuo an. Was sollte er davon halten? Seine Mama war jedenfalls viel entspannter und lächelte sogar. „Genau wie Atemu gesagt hat.“

„Was hat er denn gesagt?“, wollte Yasuo wissen.

„Das du auf uns aufpasst, wenn Papa böse wird. Schläft er jetzt?“

„Ja, er schläft. Morgen wird ihm der Schädel brummen, jede Wette.“ Von weiten hörte Yasuo Polizeisirenen. So ein verdammter Mist.
 

„Vermutlich hat ein Nachbar die Polizei gerufen.“, vermutete Frau Tokushima. „Gehen Sie bitte, ich lass mir etwas einfallen.“

„Das bringt nichts.“ Yasuo deutete unauffällig auf eine Nachbarin, die drei Wohnungen weiter durch die halboffene Tür spähte. „Die kennen mich, deshalb bleibe ich hier.“
 

„Ich werde aussagen, dass Sie uns nur helfen wollten. Verzeihen Sie die Umstände.“ Schuldbewusst senkte sie den Kopf.

„Diese Entscheidung habe ich getroffen. Sie wollten mich mit Bakura wegschicken, deshalb gibt es nichts zu entschuldigen.“ Vermutlich durfte er die Nacht in Polizeigewahrsam verbringen, aber das war es Wert.
 

„Was geht hier vor?“ Seth schaute mit schreckgeweiteten Augen erst auf Herrn Tokushima und dann zu Yasuo. „Was hast du gemacht? Ich war doch nur kurz bei den Wheelers.“

„Naja… Es ist ein wenig eskaliert.“

„Herr Katsuro hat uns geholfen.“ Frau Tokushima fiel das alles nicht leicht, aber sie wollte nicht, dass Yasuo im falschen Licht dastand.

„Was auch immer dazu geführt hat...“ Dabei war dieser Tag wirklich schön gewesen. Mit diesem Ausgang hatte er nicht gerechnet. „Du schuldest mir eine Erklärung, Yasuo.“

„Auf die wirst du noch eine Weile warten.“ Offengestanden hatte Yasuo keine Lust irgendwem etwas zu erklären.

Wie befürchtet nahm die Polizei ihn mit, während Kenzo im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde.
 

„Wenn sie Aussagen wollen, kommen Sie aufs Revier, Frau Tokushima.“, erklärte ein Polizist.
 

Bevor Yasuo ins Polizeiauto stieg, wendete er sich noch einmal an Seth. „Pass bitte auf Atemu auf, solange ich weg bin.“

Klamm nickte Seth. Er fühlte sich seltsam und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Yasuo hätte die Polizei rufen können, anstatt vor den Augen eines kleinen Kindes eine Prügelei anzuzetteln.

Bleib stark, Seth!

Mit rotgeweinten Augen hockte Atemu am Frühstückstisch und stierte beleidigt Seth an. „Ich mag dich nicht mehr, Papa.“

Seth ließ sich nicht beirren und stellte Atemu einen Teller mit Rührei vor die Nase.

„Ich mag dein Essen nicht!“, fauchte Atemu viel lauter als eben.
 

Seto hielt sich ausnahmsweise zurück und stocherte lediglich in seinem Essen herum. Durch Atemu war der Morgen sehr laut und er wollte sich nicht beruhigen lassen. Sein Papa erklärte, dass Yasuo bald wieder da sein würde, aber Atemu glaubte ihm nicht.
 

„Es ist nur für ein paar Tage.“ Eigentlich dachte Seth, dass Yasuo bereits heute Morgen entlassen werden würde, doch kaum kam Herr Tokushima zu Bewusstsein, kontaktierte dieser seinen Anwalt. Er dichtete noch einige andere Verletzungen dazu, um alles schlimmer dazustellen als es war. Um ihn schneller zurückzuholen schaltete Seth ebenfalls einen Anwalt ein, da seinem Yasuo das nötige Geld fehlte. „Ich bringe euch gleich in den Kindergarten, okay?“

„Ich will nicht!“, schrie Atemu. „Ich will zu Papa! Hast du gehört, Papa?“
 

Seth hatte sich längst nicht daran gewöhnt von Atemu so genannt zu werden. An sich ein gutes Zeichen den kleinen Dreikäsehoch auf seine Seite zu bekommen, doch noch fehlte das wichtigste und das war Vertrauen. „Vielleicht können wir nach dem Kindergarten deinen Papa besuchen gehen.“ Ein riskantes Unterfangen. Seth hatte schon vor längerer Zeit bemerkt, dass der kleine Frechdachs nichts vergaß und sich bis ins Detail erinnern konnte.

„Ich will jetzt zu Papa!“
 

„Wir gehen erst in den Kindergarten.“ Seto wollte seinen Papa unterstützen, denn so fertig sah dieser noch nie aus. „Wir malen heute doch mit Fingerfarben und dein Papa freut sich so sehr auf dein Bild. Willst du ihn traurig machen?“

Atemu schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf.
 

Seth dankte allen Göttern für dieses Kind. Auf diese Idee kam er nicht und war völlig überfordert. Von Seto kannte er so ein Verhalten nicht und deshalb musste er erst noch den Dreh bekommen. „Dann esst auf.“

Nicht nur Atemu, auch Seth war der Appetit vergangen. Bestimmt fühlte sich Yasuo genauso schlecht wie der kleine Atemu. In einem dunklen, dreckigen Loch sitzend, wartete er darauf endlich wieder rauszukommen. Hoffentlich wurde er nicht von den anderen Insassen bedrängt, oder sogar noch schlimmeres.

Sobald er die Kleinen in der Tagesstätte abgelieferte, wollte er zu allererst Yasuo besuchen. Er musste unbedingt wissen wie es ihm ging. Seine Sorge wuchs mit jeder Sekunde und auch seine Fantasie machte sich immer selbstständiger.

Glücklicherweise hatte er einen guten Anwalt und konnte um 9 Uhr mit ihm gemeinsam dorthin gehen. Sobald er wusste, wie es Yasuo ging, konnte er sich beruhigen. Oder er machte sich danach nur noch mehr Sorgen.
 

*
 

Endlich betrat Seth zusammen mit seinem Anwalt das Polizeirevier. Er musste sich noch etwas gedulden, bis er zu Yasuo gelassen wurde. Dieser befand sich in Untersuchungshaft, in einer Sammelzelle wie Seth bereits vermutete. Entgegen seiner Befürchtung unterhielt sich Yasuo ausgelassen mit den Mitgefangenen und er lachte sogar.

Seth konnte sich nicht helfen, aber er fühlte sich total verarscht. Mit großen Schritten stampfte er…ging er elegant zu den Gitterstäben und umfasste sie mit beiden Händen. „Was treibst du da?“, brüllte er drauf los.

„Hey, was machst du denn hier?“, lächelte Yasuo unbekümmert und ging auf Seth zu. „Ich hab ein paar alte Kumpels von früher getroffen. Du ahnst nicht, was sie in den letzten Jahren getrieben haben.“

„Willst du mich verarschen!“ Seths Gebrüll hallte in ganz Tokio wider. „Ich sterbe vor Sorge um dich und du amüsierst dich hier, als wärst du auf einer Party!“

„Aber…“ Yasuo schaute zu seinen Kumpels und dann wieder zu Seth, wieder zu seinen Kumpels. „Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen…und endlich habe ich mal Zeit zum Quatschen.“

„Das ist doch keine Entschuldigung!“ All die Sorgen, die Gedanken, umsonst! „Atemu weint die ganze Zeit und er will unbedingt zu dir.“

„Das überrascht mich.“ Yasuo legte nachdenklich seinen Kopf schief. „Was hast du denn gemacht?“
 

Das gab es doch nicht. Was war nur mit diesem Kerl los? „Überhaupt nichts. Seit er wach ist, fragt er ständig nach dir und…“

„Hast du irgendwas falsch gemacht?“

Auf Seths Stirn bildete sich eine Zornesfalte nach der anderen. „Was soll ich denn falsch gemacht haben?“ Yasuo machte ein Gesicht als sei er der dümmste Mensch auf diesem Planeten, was ihn noch weiter auf die Palme brachte. „Was?“, knurrte Seth.

„Hast du ihm seine hässliche Puppe nicht geholt?“

Seth schaute Yasuo an, als ob dieser den Verstand verloren hätte. „Bitte?“

„Du weißt doch wie sehr an dieser dämlichen Prinzessin hängt. Wenn du ihm die Puppe gegeben hättest, hätte er sich sofort beruhigt. Er erzählt ihr seine tiefsten Geheimnisse und vertraut ihr auch seinen Kummer an.“

Seth runzelte die Stirn, wie sollte er ohne Schlüssel an dieses Spielzeug kommen? Und überhaupt, in Setos Zimmer gab es doch jede Menge Kuscheltiere. „Hängt er mehr an ihr als an dir, oder weshalb braucht er dieses Ding?“

Yasuo ließ den Kopf hängen und nickte. „Sie bedeutet ihm alles.“ Grinsend hob er wieder den Kopf. „Deshalb mache ich bei jeder Gelegenheit ein kleines Video und wenn er ein Teenager ist und mich ärgert, werde ich diese Videos seinen Freunden vorspielen. Dann kann ich mich endlich rächen! Auf diesen Tag warte ich sehnsüchtig und mit jedem Jahr rückt er näher.“

„Ähm…“ Seth fing an zu lachen. „Das kann auch nur von dir kommen.“ Atemu tat ihm jetzt schon leid, denn wenn Seth ihn richtig einschätzte, machte er diese Drohung wahr.
 

„Sollten alle Stricke reißen, geh mit Atemu in den Spielzeugladen und lass ihn ein Kleid für seine Puppe aussuchen. Damit ist er dann die nächsten Tage beschäftigt.“

Seth fing an sich Notizen zu machen, denn Yasuo erzählte ohne Punkt und Komma von den Vorlieben und den Abneigungen seines Sohnes. Ihr abendliches zu Bett gehen und die Gutenachtgeschichte durfte nicht vergessen werden. „Du kannst in meine Wohnung gehen und alles Nötige holen. Lass dir meinen Hausschlüssel von den Bul…, von den Polizisten aushändigen.“
 

Seths Herz schlug höher, er durfte in Yasuos Reich eintreten. „Mein Anwalt wird sich um alles Weitere kümmern, damit du schnell nach Hause kannst.“

„Du hast einen Anwalt eingeschaltet? Warum denn? Länger als zwei, drei Tage können die mich nicht festhalten. Frau Tokushima hat noch gestern Abend ausgesagt was passiert ist und sie hat auch vom Arzt Fotos ihrer Verletzungen, die ihr Mann ihr zugefügt hat, machen lassen. Das ist ihr unglaublich schwergefallen und hat ihr alles abverlangt. Sie steht also voll und ganz auf meiner Seite und springt für mich über ihren Schatten.“

„…ich lass meinen Anwalt dennoch weitermachen.“ Diese miese Schlampe machte sich tatsächlich an seinen Yasuo ran! Mit Konkurrenz hatte Seth ganz und gar nicht gerechnet und dann wohnte sie auch noch direkt nebenan. Jetzt hatte er keine Wahl und er musste um jeden Preis den verwöhnten Dreikäsehoch auf seine Seite bekommen. Es wurde Zeit all seine Papa-Skills auszupacken und zu zeigen wie gut er in diesem Gebiet war.
 

*
 

Zum zweiten Mal stand Seth vor dieser Haustür. Er konnte es kaum erwarten Yasuos Reich zu sehen. Allein durch die Räumlichkeiten einer Wohnung, konnte man viel von einer Person erfahren.

Als er gestern Yasuo und die Kinder abgeholt hatte, stand er lediglich vor der Tür und bekam keine Gelegenheit die Wohnung zu betreten. „Dann wollen wir mal.“

Zuerst kam ein kleiner Vorraum um Jacke und Schuhe abzulegen. Danach ging es direkt ins Wohnzimmer. „Viel aufgeräumter als ich dachte.“ Selbst Atemus Zimmer war aufgeräumt und obwohl dieses riesige Prinzessinnenschloss viel Platz einnahm, gab es noch genügend Platz zum Spielen. „Da ist ja auch die Puppe.“ Seth begann eine kleine Tasche für Atemu zusammenzupacken. Je mehr er von dieser Wohnung sah, umso mehr lernte er Yasuo kennen. Besonders die Fotos an der Wand und auf dem Sideboard erzählten viel mehr über Yasuos Leben als Seth erwartete. Ganz besonders ein Foto prägte sich in Seths Gedächtnis. Auf diesem war Yasuo mit einer Frau und mit einem Baby zu sehen. Es war unverkennbar wer dieses Baby war. Deshalb schien die Frau die Mutter des kleinen Atemu zu sein. So wie Yasuo strahlte, war er damals sehr glücklich gewesen. Manchmal lief es im Leben nicht so wie man es sich wünschte und man konnte nur versuchen das Beste aus den übriggebliebenen Scherben zu machen.
 

Es wurde Zeit zu gehen, schließlich war er heute spät dran und in seiner Firma wartete ein Berg an Arbeit auf ihn. Mit geschulterter Tasche verließ er die Wohnung und schloss sie von außen zu.
 

„Guten Tag.“
 

Seth blieb wie angewurzelt stehen, denn mit Frau Tokushima hatte er nicht gerechnet. Auch der kleine Bakura, der sich schüchtern hinter seiner Mutter versteckte, schaute ihn erwartungsvoll an. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ähm, wie geht es Herrn Katsuro? Ich durfte bedauerlicherweise nicht zu ihm.“

Seth schob seine Eifersucht beiseite und setzte ein freundliches Gesicht auf. Sie sollte keine Angst vor ihm haben, denn sie konnte nichts für seine Eifersucht. „Ihm geht es hervorragend. Ich hatte mir Sorgen gemacht, aber er hat alte Bekannte getroffen und amüsiert sich in seiner Zelle.“

Frau Tokushima kicherte, was auch Bakura lockerer werden ließ. „Typisch für ihn.“ Sie trat näher an Seth heran. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Asako Tokushima.“

„Ich bin Seth Kaiba und der zukünftige Freund von Yasuo.“ Besser er machte gleich sein Revier klar, bevor es noch zu Missverständnissen kam.

„Oh, dabei wollte er doch keine Beziehung, solange Atemu noch so klein ist.“
 

Oho, eine vollkommen neue und nützliche Information. Strategisch wäre es besser sich mit dieser Frau gut zu stellen, um noch mehr zu erfahren. „Könnten sie mir näher erklären wie sie das meinen? Außerdem möchte ich wissen, was es mit Ihrem Mann und Yasuo auf sich hat.“

Zögernd nickte Asako. „Wenn sie am Nachmittag Zeit haben, können wir uns unterhalten.“

Zwar konnte Seth auf diese Weise kaum seine Arbeit schaffen, doch stand dieser Umstand gegen Wissen was Yasuo anbelangte. „In der Nähe gibt es ein Lokal. Dort können wir uns um 16 Uhr treffen.“

Asako nickte und strich ihre langen weißen Haare zurück, da leichter Wind aufkam und in ihr Gesicht wehten.
 

Seth beugte sich ein Stück zu Bakura runter. „Ich bringe Atemu und Seto mit, dann bist du nicht allein.“

„Wirklich? Hast du das gehört, Mama? Ich darf mit Atemu und Seto spielen.“

„Wundervoll, dann kannst du ihnen erzählen wie hoch du schon schaukeln kannst.“

Zwar nickte Bakura, aber er wollte lieber erzählen wie toll Yasuo auf ihn und seine Mama aufgepasst hatte.
 

„Dann bis nachher“, verabschiedete sich Seth. So viele Fragen brannte ihm auf der Zunge. Je mehr Zeit verging, umso mehr Fragen stauten sich auf. Auf seine Arbeit konnte er sich den ganzen Tag nicht konzentrieren. Um so erleichterter war er, dass die Zeit voranschritt und er endlich loskonnte.
 

Als er in der Tagesstätte ankam, lief ihm bereits ein quengeliger Atemu entgegen und krallte sich an seinem Hosenbein fest. „Wo ist Papa!“

Es wurde Zeit die schweren Geschütze auszufahren. Yasuo meinte, sich auf keinen Fall auf eine Diskussion einzulassen und sofort mit der Ablenkung zu starten. Natürlich hatte Seth sich gründlich vorbereitet und sich zusätzlich abgesichert. Deshalb kaufte er, bevor er herkam, ein Kleid für die Puppe. „Ich habe deine Puppe mitgebracht.“

„Kiki“, freute sich Atemu und schloss sie in die Arme.

„Ich habe noch etwas für dich.“

Atemus Augen leuchteten wie zwei funkelnde Rubine. „Ein tolles Kleid für Kiki.“

Unglaublich wie gut das funktionierte. Atemu stellte keine Fragen mehr und fing sofort an seiner Puppe das neue Kleid anzuziehen. Damit keine Eifersucht aufkam, bekam auch Seto eine Kleinigkeit. Da sich sein Sohn nur für Drachen interessierte, bekam er natürlich einen. Doch dieser seufzte nur genervt. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr.“

Und dennoch freute sich der kleine Klugscheißer. „Nimm es trotzdem, oder schenk es Atemu.“
 

„Ich bin doch kein Baby mehr!“, fauchte Atemu als er seiner Puppe das Kleid anzog.

„Dir würde ich meinen Drachen niemals geben.“ Jetzt hatte er sogar zwei neue Drachen. Gestern zum Geburtstag einen und heute, weil Atemu auch etwas bekam. So lief das also ab, wenn man einen kleinen Bruder hatte. Dieses Wissen verinnerlichte Seto sofort und beschloss im geeigneten Moment drauf zurückzugreifen.
 

„Dann lasst uns gehen. Wir treffen uns gleich mit Frau Tokushima und Bakura.“

„Jipiiii, wir gehen Bakura besuchen.“ Aufgeregt rannte Atemu voraus und drängte Seto und Seth schneller zu laufen.

„Du bist ein Kindskopf.“ Seto hasste es so angetrieben zu werden. „Du bist eben noch ein Baby.“
 

*
 

Mit großen Augen schaute sich Atemu die Bilder auf der Speisekarte an. „Ich will das da und Kiki nimmt das.“

„Kiki bekommt kein Essen.“ Wenn Seth richtig vermutete, dann…

„Bääääääää, Kiki hat aber auch Hunger.“

„Nein Atemu!“

„Ich will aber“, knallte Atemu seine kleinen Fäuste auf den Tisch.

„Vergiss es.“ Seth schlug die Beine übereinander und schaute gelassen in seine Karte.

Asako fühlte sich sichtlich unwohl und schaute unauffällig über den Tisch, als Atemu anfing einen regelrechten Wutanfall zu bekommen.
 

„Kiki will auch was essen!“

„Nein Atemu!“

„Du bist gemein!“, wurde Atemu immer wütender und bekam ein knallrotes Gesicht.

„Kiki bekommt kein Essen.“ Seth dachte nicht daran nachzugeben. Auch dann nicht als Atemu sich auf den Boden schmiss und das ganze Lokal zusammenbrüllte. Gott, war das peinlich. Kein Wunder, dass Yasuo ständig nachgab. Aber nein, er war ein Kaiba und als dieser kam aufgeben nicht in die Tüte.

Geduldig wartete Seth und schaute sich weiter seine Speisekarte an. Sein Gesicht verzog keine Miene, doch innerlich versank er im Erdboden. Jeder in diesem Lokal starrte ihn an und tuschelten hinter vorgehaltener Hand. „Ich nehme das Nudelgericht und Sie, Frau Tokushima?“ Ablenkung war noch das beste Mittel.

„Also…ich nehme das Gleiche.“

Seth nickte verstehend. „Und du Seto?“

„Ich möchte Sukiyaki.“

„Und ich nehme Katsudon.“ Auch Bakura ließ sich von Atemu nicht beirren. Sie kannten sich von klein auf und diese Wutausbrüche prallten inzwischen an ihm ab.
 

„Was möchtest du, Atemu?“, wollte Seth wissen.

Atemu setzte sich hin und schniefte ein paar Mal. „Curry.“

„Putz dir mal die Nase.“, lächelte Seth und half Atemu dabei sich die Nase zu schnäuzen. „Alles wieder gut?“

Kleinlaut nickte Atemu und wurde von Seth zurück auf seinen Platz gesetzt.

Überstanden, erleichtert atmete Seth durch. Mal schauen wie viele Schlachten er noch ausfechten musste.
 

Asako atmete erleichtert durch. „Das haben Sie gut in den Griff bekommen.“

„Ich bin selber überrascht.“, seufzte Seth. „Seto war nie so und deshalb habe ich auch keine Erfahrungen damit.“

„Oh, ich bin beeindruckt wie ruhig Sie geblieben sind.“

„Was hätte ich sonst tun sollen? Atemu ist noch so klein, da kann ich doch nicht anfangen ausfallend zu werden.“

„Da haben Sie recht. Sie sind genauso gelassen wie Herr Katsuro.“ Ganz anders als ihr Mann. „Wirklich schade, dass Kenzo nicht so ist.“

Seth wurde ernster. „Hat er Sie und Bakura wirklich geschlagen? Obwohl sie schwanger sind.“

Kaum merklich nickte Asako. „Herr Katsuro hat mich und Bakura gestern gerettet. Ich weiß nicht wie es sonst ausgegangen wäre.“ Sie nahm einen Schluck ihres Tees, der sich wohltuend auf sie auswirkte. „Er hat mir schon oft geholfen. Als Bakura noch klein war, hatte er nachts oft geweint. Er war ein sehr unruhiges Baby und Kenzo hat das rasend gemacht. Irgendwann wusste ich nicht mehr was ich tun soll und habe Herrn Katsuro um Hilfe gebeten. Wann immer Bakura anfing nachts zu weinen kam er um ihn abzuholen. Zusammen mit seiner Frau, mit der ich mich mit der Zeit anfreundete, hat er sich um meinen Kleinen gekümmert. Auch nach dem Tod seiner Frau hat er nicht aufgehört sich um meinen Jungen zu Sorgen und half mir nach allen Kräften.“
 

Seth rührte in seinem Kaffee herum und beobachtete die drei Jungen. Sie unterhielten sich ausgelassen und lachten herzlich. „Was hat es mit Ihrem Mann und Yasuo auf sich?“

„Dazu werde ich weiter ausholen. Ich selbst habe Herrn Katsuro kennengelernt, als ich mit Kenzo bereits verheiratet war und nur weil Herr Katsuro ins Wohnhaus neben uns einzog. Damals war Kenzo rasend vor Wut, aber ich hatte mir nicht viel dabei gedacht. Erst als er mir erzählt hatte, was sich ein paar Jahre zuvor zwischen den Beiden abspielte, begann ich zu verstehen. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich mit Kenzo erst gar nicht zusammengekommen. Ich möchte mich unbedingt trennen, doch wenn ich diesen Schritt gehe, fürchte ich, dass Kenzo uns etwas antun könnte.“ Mit ihrer Aussage gegen ihren Mann ging sie zu weit und wenn Kenzo das herausbekam, dann...
 

Seth bemerkte bereits im Geschäftsgespräch mit Herrn Tokushima, mit was für einem herrischen Mann er es zu tun hatte. Zu diesem Zeitpunkt war es ihm egal, denn nur das Ergebnis interessierte.
 

Es wurde viel später als Seth wollte. Nun trug er zwei müde Rabauken in seine Wohnung und legte sie ins Bett. Jetzt kannte er den Grund, weshalb Yasuo ein Jahr im Gefängnis verbrachte. Unfassbar, dass er so reingelegt wurde und nichts dagegen tun konnte. Das er dennoch in Herrn Tokushimas Nähe wohnen blieb, obwohl das eine große psychische Belastung darstellte, konnte nur an Frau Tokushima und deren Kind liegen. Er schätze Yasuo so ein, dass er sie nicht mit diesem Mann allein lassen wollte.

Kein Wunder, dass sie ständig aneinandergerieten. Das reinste Pulverfass und sobald Herr Tokushima aggressiv wurde und Yasuo dies mitbekam, gab es Zoff. „Das ist viel verzwickter als ich dachte. Dann ist Yasuos Gelassenheit nur gespielt.“ Langsam konnte Seth hinter die Fassade blicken und das weckte seinen Kampfgeist. Leider konnte er die Zusammenarbeit mit Herrn Tokushima nicht einfach unterbrechen, doch wenn er herausbekam wer ihm den Anwalt auf den Hals hetzte, dann sollte sich diese Angelegenheit von selbst erledigen.
 

Zu diesem Zeitpunkt konnte Seth nicht ahnen, dass er dabei war einen großen Fehler zu begehen und Kenzo unterschätzte.

Ausgetrickst

Heute stand einkaufen auf dem Programm und da es ausgerechnet Samstag war, wurde Seth von Atemu und Seto begleitet. Um einem Drama zu entgehen, machte er einen großen Bogen um die Süßwarenabteilung, aber da hatte er die Rechnung ohne Atemu gemacht. Es stand außer Frage, dass der kleine Minizwerg Routine darin hatte kurz zu verschwinden, um mit einer extra großen Tüte Süßkram zurückzukehren. Egal wie sehr Seth versuchte aufzupassen, Atemu beobachtete ihn genau und kaum richtete er seinen Blick nur kurz auf etwas anderes, machte der Kleine Reißaus.
 

„Ich will das haben!“, brüllte Atemu und hielt eisern seine Süßigkeiten fest.

„Ich habe nein gesagt.“ Gleich ging es los. Yasuos "Erziehung" machte sich heute ganz besonders bemerkbar, denn dies war Versuch Nummer drei.

Voller Wut schmiss Atemu sich auf den Boden und brüllte zum dritten Mal das Geschäft zusammen. „Ich mag dich nicht mehr, Papaaaaa!“

„Genau wie heute Morgen, weil du das Frühstück nicht mochtest, die Zahnpasta hat dir nicht gepasst, weil sie nicht die Prinzessinnen-Zahnpasta war und der Orangensaft war dir nicht genehm, weil er zu süß schmeckte!“, leiert Seth tonlos herunter.

„Papa, ich bin müde.“ Seto fand den Einkauf langweilig und deshalb wollte er getragen werden.

„Wir sind bald fertig.“

„Ich möchte auf den Arm.“
 

Atemu sprang auf, ließ seine Süßigkeiten fallen und rannte zu Seth. „Ich will auch auf den Arm.“

„Ich kann euch nicht beide tragen. Der Einkaufswagen rollt nicht von selbst in die richtige Richtung.“
 

Seto schubste Atemu zur Seite und hielt sich an seinem Papa fest. „Ich hab zuerst gefragt.“

„Mir doch egal, ich will auch.“, fauchte Atemu wie eine Wildkatze zurück.

„Ich darf aber zuerst!“

„Darfst du nicht.“ Atemu rang Seto zu Boden und fing an sich mit ihm zu prügeln.

„Hört sofort auf!“ Was für ein mieser Tag. Seth hatte alle Hände voll zu tun, besonders mit Atemu. Bisher hielt er tapfer durch, doch nach und nach geriet er an seine Grenzen. Yasuo hatte ständig nachgegeben und dies war das Ergebnis. „Jetzt ist aber Ruhe!“ Irgendwie schaffte es Seth die zwei zu trennen und einen zufriedenstellenden Kompromiss zu finden. Atemu saß im Einkaufswagen, während Seto sich auf seinem Arm befand.

„Schneller, Papaaaaa!“, rief Atemu und fand es herrlich im Einkaufswagen zu sitzen als wäre dieser ein Rennauto.

„Ich will auch in den Einkaufswagen.“, fing Seto an zu quengeln.

Sofort machte Atemu seinen Besitzanspruch klar und machte sich besonders Breit. „Darfst du aber nicht.“

„Das hast du nicht zu entscheiden!“

„Hab ich doch!“
 

Seth ignorierte zunächst die Streitereien und versuchte seinen Einkauf irgendwie zusammenzubekommen. Er war so in Gedanken, dass er einen schweren Fehler beging.

„Ich will Chips und Kekse!“, rief Atemu und lehnte sich im Einkaufswagen nach vorne.

„Setz dich wieder hin, es gibt nichts.“

„Doch!“, wurde Atemu ein viertes Mal sauer und hangelt sich weiter nach vorne, um an die Kekse zu kommen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und fiel mit dem Kopf voran in Richtung Boden.

Seth schaffte es gerade noch Seto abzusetzen, sich mit einem stuntreifen Sprung ins Keksregal zu stürzen und somit Atemu vor einem harten Aufprall zu bewahren.

„Das war toll, Papa!“ Setos Augen leuchteten vor Begeisterung. So schnell war sein Papa noch nie gewesen.
 

„Ja, ganz toll.“ Von oben fielen noch einige Kekspackungen runter und verfehlten selbstverständlich nicht seinen Kopf. „Hoffentlich muss ich das jetzt nicht bezahlen.“

„Seto, dein Papa ist genauso toll wie meiner. Wie ein Superheld.“ Atemu stand auf und fing an die am Boden liegenden Kekspackungen aufzusammeln, die dann im Einkaufswagen landeten.

Seth war kurz davor zu resignieren, aber er durfte nicht aufgeben. „Atemu, es gibt keine Kekse.“

„Ich will aber welche!“, ging das Drama von vorne los.
 

So erschöpft war Seth nach seinem Wocheneinkauf noch nie gewesen. Er verstaute alles im Kofferraum seines Autos, während sich Seto und Atemu in ihren Kindersitzen auf dem Rücksitz angeregt unterhielten. „Ich will nur nach Hause und eine Runde schlafen. Drei Tage mit zwei kleinen Kindern bin ich einfach nicht gewohnt.“ Als Nächstes stand kochen auf dem Programm und danach der Mittagsschlaf. Eigentlich wollte Seth zuerst dem Spielplatz einen Besuch abstatten, doch er brauchte selber eine Pause. Ganz dringend.
 

*
 

Entspannt lag Yasuo auf einer der schlichten Bänke in seiner Sammelzelle und döste vor sich hin. „Ich konnte lange nicht so gut entspannen.“

„Wie anstrengend kann ein Dreijähriger schon sein?“, lachte ein hochgewachsener Hüne namens Rishid.

„Mein Sohn ist nicht nur ausgesprochen stur, sondern auch noch schlau.“

Wieder lachte Rishid. „Das sagen doch alle Eltern über ihre Kinder, oder hat er etwa…?“

„Hat er!“, seufzte Yasuo. „Er kommt ganz nach mir. Zusammen mit seinem Komplizen Seto, wird er eines Tages über ganz Tokio herrschen.“

Alle brachen in schallendes Gelächter aus. „Jetzt übertreibst du aber.“ Wie oft wollte er noch diese Behauptung in den Raum stellen?

„Ihr werdet noch an meine Worte denken und dann lacht ihr nicht mehr. Sie werden mit Schecken über diese Stadt herrschen.“

Rishid wuschelte Yasuo durchs schwarze Haar. „Dann streng dich an und mach einen anständigen Menschen aus deinem Sohn.“

„Du bringst meine Frisur durcheinander. Ich hab eine Ewigkeit gebraucht um sie einigermaßen hinzubekommen.“ Yasuo versuchte sie wieder glatt zu bekommen, doch dieses Unterfangen erwies sich als aussichtslos.
 

*
 

„Ich hab doch dein Lieblingsessen gekocht, weshalb magst du es denn nicht?“ Seth war kurz davor eine ausgewachsene Krise zu bekommen. Atemu hatte sich Spagetti mit Tomatensauce gewünscht. Auch Seto freute sich auf dieses Essen und aß mit Heißhunger. Nur dem feinen Herrn war es plötzlich nicht mehr genehm.

„Papa macht immer grüne Blätter drauf!“ Beleidigt schob Atemu seinen Teller weg.

„Du meinst Basilikum? Ich habe leider keines.“

„Dann mag ich nicht essen!“

Seth war nicht nur übermüdet, sondern hatte mittlerweile eine kurze Zündschnur. „Dann isst du eben nichts und wirst hungrig deinen Mittagsschlaf machen.“

„Ich will grüne Blätter!“

„Ich hab keine!“ Womit hatte er das verdient?
 

Seto hatte inzwischen aufgegessen und lauerte auf Atemus vollen Teller. „Dann esse ich deine Portion, du magst ja nicht.“

„Die kriegst du nicht!“ Sofort angelte Atemu nach seinem Teller und fing an zu essen. „Alles meins.“
 

„Danke, Seto.“ Endlich konnte auch Seth sich über sein Essen hermachen. Nach dieser Zerreißprobe hatte er einen riesengroßen Kohldampf. Sogar eine zweite Portion schaufelte Seth in sich hinein und kippte ordentlich Sauce drauf. Die Kinderbetreuung kostete seine ganze Kraft. Selbst die Arbeit schaffte ihn nie so sehr wie diese drei Tage.
 

Atemu und Seto waren beeindruckt wie viel ein Erwachsener essen konnte. Mit großen Augen schauten sie zu. „So viel schaff ich nicht.“

„Ich auch nicht“, mampfte Atemu und versuchte seine Spagetti auf den Stäbchen zu balancieren. Ihm fehlte noch das Geschick, aber er wollte es genauso gut können wie sein Papa.
 

Eine endlos lange Stunde später, lagen die Kleinen im Bett und hielten ihren Mittagsschlaf. Seth war zu müde um noch irgendwas im Haushalt zu machen. Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen und schlief auf der Stelle ein.
 

*
 

„Herr Katsuro?“, rief ein Polizist. „Sie können gehen.“

Yasuo schreckte aus seinem leichten schlaf und öffnete träge die Augen. „Ich hab so gut geschlafen, warum muss der mich jetzt wecken?“

„Du hast es schon schwer.“ Rishid streckte sich, auch er sollte heute entlassen werden.

Yasuo stand auf und schlurfte zur Zellentür, denn der Polizist fing an ihn zu drängeln. „Machts gut, Jungs.“

„War schön dich wiederzusehen.“, lächelte Rishid.

„Kommt mich Besuchen, dann könnt ihr den zukünftigen Herrscher Tokios kennenlernen.“, zwinkerte Yasuo und winkte zum Abschied.
 

Er trat hinaus ins Freie und wurde sogleich von der Sonne geblendet.

Es tat gut die frische Luft einzuatmen. Zwar brauchte Yasuo dringend frische Klamotten und eine ausgiebige Dusche, aber er wollte unbedingt seinen kleinen Rabauken sehen. Deshalb nahm er den nächsten Bus, der ihn direkt zu der Wohnung seines Bosses fuhr.
 

*
 

Zum dritten Mal klingelte es. Seth regte sich allerdings erst nach dem fünften Klingeln und schlich zur Haustür. Ohne an die Sprechanlage zu gehen, drückte er lediglich auf den Summer und ließ die Tür einen Spaltbreit offen.

Er konnte seinen Augen nicht trauen als Yasuo plötzlich vor ihm stand. „Dich schickt der Himmel.“ Erleichtert legte er seinen Kopf auf Yasuos Schulter ab.

„War es so schlimm?“ So erschöpft sah Seth noch nie aus, obwohl er oft bis spät in die Nacht arbeitete.

„Dein kleines Monster ist sturer als ein Panzer.“ Ein siegreiches Lächeln breitete sich auf Seths Gesicht aus. „Ich habe gewonnen und nicht einmal nachgegeben.“

„Nicht einmal? Das nenn ich eiskalt.“ Niemals hätte Yasuo das durchgehalten. „Leg dich hin, ich übernehme ab hier.“

Zu gern nahm Seth dieses Angebot an. Die Kleinen schliefen schon eine ganze Weile und bald sollten sie aufwachen. „Kommst du mit ins Schlafzimmer?“

Yasuo zog beide Augenbrauen hoch. „Ich hätte schon Lust, aber ich sollte zuerst duschen.“

Seth fing an zu lachen. „Dazu wäre ich jetzt nicht in der Lage. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein. Wir haben uns schließlich ganze drei Tage nicht gesehen.“ Aber schön zu hören, dass Yasuo ihn immer noch wollte.
 

Zufrieden kuschelte Seth sich im Bett an Yasuo. Nach drei Tagen mit zwei kleinen Kindern hatte er diese Belohnung mehr als verdient. „Dein Junge ist ganz schön anstrengend.“

„Es tut mir leid. Ich bin nicht sehr konsequent und dadurch wurde er von mir zu sehr verwöhnt.“, seufzte Yasuo schuldbewusst. „Es fällt mir schwer streng zu sein.“

„Manchmal kommst du nicht drumherum. Wenn du keine Grenzen setzt, wird sich das irgendwann rächen. Atemu hat sich so daran gewöhnt alles zu bekommen, dass er kein nein akzeptiert.“

Yasuo legte seinen Kopf ins Kissen. „Ich weiß es eigentlich, aber er freut sich immer so sehr. Ich werde Hilfe brauchen.“

Seth fielen immer wieder die Augen zu. „Zu zweit ist es leichter. Wir können uns gegenseitig unterstützen und unsere Söhne würden sich darüber freuen. Du solltest dir die Bilder ansehen, die die Zwei gemalt haben. Sie hängen im Kinderzimmer.“

„Ich möchte aber keine Beziehung, egal wie oft du mich fragst. Seth?“ Friedlich wie ein Baby schlief Seth, während er sich an ihn kuschelte. „Meinetwegen hast du so viel Arbeit gehabt.“ Das wollte Yasuo auf alle Fälle wieder gut machen. Es war nicht selbstverständlich auf ein fremdes Kind aufzupassen. Vorsichtig stand Yasuo auf und ging leise in die Küche.

Zunächst räumte er den Tisch ab und übernahm anschließend den Abwasch.

Kurz darauf kamen Seto und Atemu an geschlurft und rieben sich die müden Augen. „Papa?“

„Da bin ich wieder.“ Yasuo breitete die Arme aus und drückte seinen kleinen Frechdachs an sich.

„Ich hab ganz viel erlebt.“

„Was denn?“ Wenn Yasuo es richtig einschätzte, wurde erst einmal gepetzt. Schließlich konnte er sich gegen Seth nicht durchsetzen und musste auf vieles verzichten.

„Und ich hab keine Kekse gekriegt. Den tollen Teddy hat mir Papa auch nicht erlaubt und das Kuschelkissen mit Kikis Gesicht drauf, durfte ich auch nicht haben.“

„Das muss hart gewesen sein.“ Atemu zählte noch ein paar weitere Dinge auf und während Yasuo so darüber nachdachte, bekam der kleine Steppke verdammt viele Wünsche erfüllt, denn er hätte nachgegeben. So ging das wirklich nicht weiter. Nicht nur das Yasuo deswegen kaum mit dem Geld auskam, Atemu brauchte diese Unmengen an Spielsachen nicht. Wenn Seth schon die Vorarbeit leistete, konnte er nicht einfach da weiter machen, wo er aufgehört hatte. Abwarten, wer von beiden zuerst anfing zu heulen.
 

„Du bist voll die Petze!“, fing Seto an zu schimpfen. „So böse war mein Papa nicht.“

„Jawohl war er das! Ich hab nichts gekriegt.“

„War er nicht.“

Atemu bekam knallrote Wangen. „Er war ganz gemein, du blöder Pisser.“

„Na warte!“ Dieses Mal war es Seto der zuerst auf Atemu losging.
 

Yasuo fasste sich an die Stirn. „Es hat sich nichts geändert wie es aussieht.“ Er machte sich daran die kleinen Kratzbürsten voneinander zu trennen und bereitete dann das Abendessen vor.
 

Die nächsten Tage wurden für Yasuo zur Zerreißprobe. Er ging nur noch mit Atemu einkaufen, wenn auch Seth dabei war. Alleine schaffte er es nicht nein zu sagen, wenn Atemu etwas wollte. So auch dieses Mal. Atemu entdeckte eine kleine Umhängetasche mit einem Löwen drauf und er dachte nicht daran ein nein zu akzeptieren. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf. Seine Taktik sich auf den Boden zu schmeißen und wie wild drauf loszubrüllen hatte er aufgegeben. Sie half nicht mehr und deshalb dachte er sich etwas anderes aus. Seine Strategie bestand darin sich an dem Objekt seiner Begierde mit aller Macht festzukrallen und seine zwei Papas die schlimmsten Flüche an den Kopf zu werfen. „Das ist meine Löwentasche ihr Arschlöcher!“
 

Während Seth stark an sich halten musste, war Yasuo kurz davor Atemu die Tasche zu kaufen. „Sollten wir nicht…“

„Auf keinen Fall. Wehe du wirst schwach!“ Unglaublich was für ein Repertoire an Schimpfwörtern Atemu besaß.

„Aber…“ So wütend sah sein kleiner Atemu noch nie aus. „Sie kostet nicht viel...“

„Nein Yasuo!“ Herrgott, jetzt fing Yasuo auch noch an zu quengeln.
 

„Ich hab euch erst wieder lieb, wenn ich die Tasche kriege.“

„Hast du das gehört, Seth?“

Seth konnte nicht glauben wie naiv Yasuo sein konnte. „Ich habe nein gesagt.“

„Aber…“

„Das ist mein letztes Wort!“
 

Atemu sah es ein und warf seine geliebte Tasche auf den Boden. „Ich mag euch nicht mehr.“ Er rannte zu Seto und zog ihn mit sich. Es musste dringend etwas getan werden. So ging es nicht weiter.

„Zieh mich nicht so.“ Seto verhielt sich in den letzten Tagen wie ein stiller Beobachter und schaute Yasuo und seinem Vater dabei zu wie sie auf Atemu reagierten. Er machte sich seine eigenen Gedanken und wägte ab wann es etwas gab und wann nicht.
 

„War das jetzt so schwer?“, wollte Seth wissen.

„Ist das eine Fangfrage? Für Atemu ist die Sache noch nicht gegessen.“

„Atemu ist gerade Mal drei, was soll er schon dagegen tun? Er wird beleidigt sein und das wars.“
 

Zuhause angekommen, verzog sich Atemu zusammen mit Seto ins Kinderzimmer und verkroch sich mit ihm in seinem Prinzessinnenschloss, welches eher einer Höhle glich. Sein geliebtes Schloss hatte Seth vorläufig in Setos Zimmer aufgestellt, damit er besser mit seinem Heimweh klarkam.
 

Kritisch beobachtete Yasuo das Treiben und ging nachdenklich zu Seth in die Küche. „Die hecken was aus.“

„Sie spielen nur. Du traust den kleinen Zwergen viel zu viel zu.“, lächelte Seth. „Klar ist Atemu beleidigt, aber er vergisst genauso schnell.“

„Der vergisst nie!“, brummte Yasuo und kostete von der Soße, die Seth gerade zubereitete. „Die schmeckt gut.“

„Dann warte mal ab wie mein gebratener Reis schmeckt.“ Auch wenn Atemu noch sehr schwierig war, lief es zwischen ihm und Yasuo ausgesprochen gut. Sie unternahmen viel miteinander und lernten sich immer besser kennen. Es war genauso wie Seth es sich erhoffte. Es fehlte nur noch ein kleiner Schritt, um eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Aber Seth übte sich weiter in Geduld. Nur nichts überstürzen und damit den vorhandenen Erfolg zunichtemachen. Auch seine Fragen bezüglich Kenzo und der Haftstrafe behielt Seth für sich. Er wollte warten bis Yasuo von sich aus darüber sprechen wollte.
 

Am nächsten Tag bereitete Seth das Frühstück zu, während Yasuo die Morgenzeitung im Wohnzimmer las. Die Nacht hatte er bei Seth verbracht und auch Atemu freute sich, wenn sie hier schlafen konnten.
 

Atemu ballte seine kleinen Fäuste. „Bist du bereit, Seto?“

„Bin ich!“

„Dann los.“ Entschlossen ging Atemu in die Küche und zog an Seths Hosenbein. „Papa, ich muss dir was erzählen.“

„Guten Morgen, du bist schon wach?“

„Bin ich. Papa hat gesagt…?“ Atemu überlegte gespielt.

„Was hat dein Papa denn gesagt?“ Seth legte das Messer beiseite und hockte sich zu Atemu hinunter.

„Er hat gesagt, du sollst an den Schokoladenaufstrich denken.“

Verwundert blinzelte Seth. „Warum das denn?“

„Weil Papa den so gern mag.“

„Ich hab leider keinen da.“ Seth wollte sich wieder an die Arbeit machen, aber Atemu zog wieder an seiner Hose. „Gibt es noch was?“

Atemu nickte hastig. „Kauf einen, damit Papa sich freut. Zuhause isst er den immer.“

Seth fing an zu überlegen. Yasuo sollte sich auf alle Fälle wohlfühlen und an einem Aufstrich sollte es nicht hapern. Doch dafür musste er extra in den Supermarkt. „Hat das nicht bis morgen Zeit? Dann mach ich etwas zum Frühstück, wozu der Aufstrich passt.“

Atemu setzte sein süßestes Lächeln auf. „Papa kann den immer essen.“

„Und du magst den nicht zufälligerweise?“

Beleidigt pustete Atemu die Wangen auf. „Ich mag Kekse und Kuchen.“

Wieder überlegte Seth. Nach Schokoladenaufstrich hatte Atemu noch nie gefragt und Yasuos Essgewohnheiten kannte er kaum. Einen Fehler machte er damit nicht und besonders viel Zeit verlor er auch nicht.
 

„Bist du dir sicher?“ Yasuo runzelte die Stirn und schaute Seto fragend an.

„Ich kenn doch meinen Papa. Er will unbedingt ein Zimtbrötchen und ein Vanillehörnchen. Das hat er gesagt.“

„Ich dachte, er mag süßes nicht so gern?“

Seto verzog keine Miene, obwohl er innerlich ins Straucheln kam. „Mag er auch nicht immer. Nur manchmal.“

„Ich hab kein Problem zum Bäcker zu gehen.“ Gleich nebenan gab es einen Bäcker und er brauchte keine fünf Minuten dorthin. Kurzerhand zog er sich Jacke und Schuhe an und machte sich auf den Weg. Wenn Seth schon ein aufwändiges Frühstück kochte, konnte er ihm auf diese Weise eine Freude machen.
 

Atemu schielte durch die Küchentür und beschäftigte Seth noch eine Weile, damit er davon nichts mitbekam. Erst als sein Papa wieder da war, hörte er auf von seiner Kiki zu erzählen und drängte ihn schnell seinen geliebten Aufstrich zu kaufen.
 

Yasuo saß inzwischen wieder auf der Couch und las seine Zeitung weiter.

Seto nahm die Brötchen an sich und schmuggelte sie in sein Zimmer.
 

„Wo willst du hin?“, wollte Yasuo von Seth wissen als er an ihm vorbeilief.

„Ich hab was vergessen, bin gleich wieder da.“

„Okay…“
 

In der Zwischenzeit hockten sich Atemu und Seto aufs Bett und futterten die Brötchen. „Hat gut geklappt.“

Atemu nickte eifrig. „Das war voll leicht.“ Atemu wollte sich unbedingt seine Wünsche erfüllen und dazu brauchte er eine viel bessere Idee als heute. Ein Spielzeug im Laden zu bekommen, war was völlig anderes als süße Brötchen zu ergaunern.
 

„Ihr habt keinen Hunger?“, wunderte sich Seth am Frühstückstisch. „Werdet ihr krank?“

Yasuo schaute über den Küchentisch, aber er konnte die Brötchen nicht entdecken. „Seto, ich hab dir die Brötchen gegeben. Wo sind sie denn?“

„Was denn für Brötchen?“ Seth verstand nur Bahnhof.

„Es war so…“ Yasuo erzählte, dass er beim Bäcker war und aus welchem Grund.

„Aber ich mag das süße Zeug nicht. Deshalb koche ich morgens lieber ein gesundes und eher deftiges Frühstück.“

„Aha und was soll der Schokoaufstrich dann?“ Yasuo zeigte auf das frisch gekaufte Glas, welches mitten auf dem Tisch stand.

„Also…Atemu meinte, dass du welchen essen möchtest.“

„Zu Miso Suppe und Salat? Solche Gelüste habe ich nicht und komm mir nicht wieder mit dem Schwangerschaftsding.“

Seth verschränkte die Arme vor der Brust und sah Seto und Atemu streng an. „Was erzählt ihr uns da? Habt ihr die Brötchen heimlich aufgegessen?“

„Die waren lecker“, sagte Atemu und man hörte deutlich, dass er kein schlechtes Gewissen hatte. Er griff nach dem Glas mit Schokolade und versuchte es aufzumachen.
 

Yasuo hatte genug und nahm seinem Sohn das Glas aus der Hand. „Du fängst an zu lügen? Das geht zu weit und du ziehst Seto mit hinein.“ Seth hatte leider Recht, er musste strenger werden, sonst nahm das Ausmaße an, die er irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hatte.
 

Atemu rechnete bereits mit einer Standpauke und hörte sich brav alles an. In Wirklichkeit hatte Seto diese Idee gehabt, aber er dachte nicht daran ihn zu verpetzen. Beide wollten ein Spielzeug haben und dafür mussten sie erneut zusammenarbeiten.

Zwei kleine Satansbraten

Heute sollte der Tag aller Tage werden. Nichts konnte Seth von seinem Vorhaben abhalten, denn heute wollte Seth seinen Yasuo fragen, ob er endlich bereit war eine Beziehung mit ihm einzugehen. Drei Monate waren sie bereits zusammen, oder sie verbrachten eher aus Yasuos Sicht Zeit miteinander.

Die erste Zeit hatten sie sich mehr in seiner Wohnung aufgehalten, doch in den letzten Wochen wohnten sie Hauptsächlich in Yasuos Räumlichkeiten. Der Hauptgrund war Bakura. Yasuo wollte ihn im Blick behalten, nachdem Kenzo aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Zu ihrer Überraschung verhielt sich Kenzo friedlich und auch nach der Geburt von Bakuras kleinem Bruder lebte seine Mutter Asako förmlich auf.

Alles schien ein gutes Ende genommen zu haben und deshalb reservierte Seth einen Tisch für zwei in einem vornehmen Restaurant.

Zu diesem Anlass warf sich Seth richtig in Schale und behielt dabei die Zeit im Blick.
 

„Müssen wir uns unbedingt aufbrezeln?“ Yasuo mochte sein lässiges Outfit lieber als diesen steifen Anzug.

„Die Gepflogenheiten des Restaurants erwarten ein elegantes Outfit.“

„Die Gepflogenheiten? Klingt total spießig. Wolltest du vorher nicht ins Kino? Ich werde mich mit Popcorn vollstopfen und eine Stoffhose gibt nicht nach.“

Seth fing an zu lachen. „Lass aber Platz für unser Abendessen.“

„Mal sehen. Ich habe einen großen Drang mich ungesund zu ernähren und wenn ich satt bin, bin ich satt.“

„Ich hab gesehen wie viel du essen kannst. Du stellst alle in den Schatten.“ Besonders wenn es etwas besonderes gab.

„Bin ich dir etwa zu dick?“

„Ich liebe jedes Pfund an dir!“, zwinkerte Seth.

„Hast dich gerettet.“

Das liebte Seth so sehr an ihm. Manchmal konnte er wirklich unkompliziert sein. „Wann kommt denn der Babysitter?“

Yasuo schaute auf die Uhr. „In genau zehn Minuten.“

„Hoffentlich kommt sie mit unseren Jungs klar. Ich hab kein gutes Gefühl.“

„Rishid wird mit ihnen fertig.“, winkte Yasuo ab.

„Rishid? Dein Zellengenosse?“ Seth fiel alles aus dem Gesicht. „Was ist mit unserer Babysitterin?“

Yasuo ließ sich nicht beirren und überlegte ob er eine Krawatte umbinden sollte. „Die wäre doch mit unseren Jungs nicht klargekommen. Ist dir aufgefallen wie sie miteinander kommunizieren?“

„Aber der ist ein Knacki?“

Yasuo nickte mit einem breiten Lächeln. „Deshalb ist er die ideale Wahl. Der kommt mit allem zurecht. Außerdem ist Atemu viel ruhiger geworden. Gestern konnte ich mit ihm einkaufen, ohne das er anfing zu quengeln. Deine Erziehungstipps tragen Früchte und ich bin viel entspannter geworden. Mir macht nur Sorgen, dass sie die junge Dame, die du als Babysitterin auserkoren hast, austricksen. Deshalb wollte ich meinen Kumpel.“

„Na gut, ich habe nichts gegen deinen Kumpel. Aber ich rufe stündlich an.“

„Mach, was du willst. Rishid ist jedenfalls der geeignetere und will selber Kinder haben, sobald er die richtige Frau gefunden hat.“
 

„Hast du das gehört?“, flüsterte Atemu Seto zu als er von seinem Zimmer in den Flur spähte.

„Das ändert nichts an unserem Plan. Du darfst nur nicht anfangen zu weinen und du darfst auch nicht wütend werden. Erst, wenn ich es dir sage.“

„Ich bin schon groß, Seto.“

Seto blätterte in einem Reklameblatt eines Supermarktes. Das Objekt seiner Begierde gab es im Angebot. Leider wollte es sein Papa trotzdem nicht kaufen, weil er erst zum Geburtstag etwas bekommen hatte. „Kennst du diesen Rishid eigentlich?“

Atemu nickte begeistert. „Er hat früher viel mit mir gespielt. Aber ich hab ihn lange nicht gesehen.“
 

Kurze Zeit später stand ein zwei Meter großer Mann in Yasuos kleiner Wohnung. „Gut siehst du aus, Yasuo und das ist dein Freund?“
 

Seth wollte schon bestätigen, doch leider grätschte Yasuo dazwischen. „Wir haben nur die gleichen Interessen, also hör auf ihn meinen Freund zu nennen.“

„Schon wieder eine Affäre?“ Rishid sah den jungen Geschäftsmann von oben bis unten an und lehnte sich dann zu Yasuo. „Den solltest du nicht gehen lassen.“

Yasuo sagte nichts dazu und holte lieber Atemu und Seto, bevor Seth sich noch was drauf einbildete. „Darf ich vorstellen? Das ist Frechdachs Nummer eins und das ist Frechdachs Nummer zwei.“

„Mensch, Papa!“, beschwerte sich Atemu. „Ich heiße nicht Frechdachs.“

„Dann Dreikäsehoch?“

„Auch nicht. Ich heiße Atemu, wie ein großer König.“ Atemu drängte Seto zu Rishid. „Und das ist mein Freund Seto.“

Rishid ging in die Hocke. „Ich hoffe wir kommen gut miteinander aus.“

„Das werden wir!“, lächelte Seto sein liebstes Lächeln. „Wir werden viel Spaß haben.“

„Klingt wie eine Drohung!“, kicherte Rishid und sah gleichzeitig zu Yasuo hoch.
 

Seth runzelte die Stirn, während Yasuo das schlimmste ahnte. „Hoffentlich steht die Bude nachher noch.“

Seth nickte zweifelnd. „Lass uns schnell gehen, bevor dein Kumpel es sich anders überlegt.“

Sofort stimmte Yasuo zu. „Dann macht euch einen schönen Tag. Wir sind gegen 22 Uhr wieder da.“

„Tschüss, Papa!“, winkte Atemu und auch Seto sah mit Freuden wie sich ihre Papas endlich in Bewegung setzten.
 

Rishid klatschte in die Hände. „Was wollen wir schönes machen?“

Seto und Atemu sahen sich verschwörerisch an. „Einkaufen!“, sagten sie gleichzeitig.

„Einkaufen?“

Seto holte eine Einkaufsliste aus der Manteltasche seines Vaters. Bis ins kleinste Detail hatte er alles geplant und Yasuo dazu gebracht bestimmte Dinge auf einen Zettel zu schreiben. „Das will Papa morgen einkaufen. Wenn wir das heute machen, dann haben sie morgen mehr Zeit für uns.“

„Ach so ist das.“ Rishid las sich alles durch. Viel war es nicht. Frisches Gemüse, Reis, Eier und… „Ein Kindercomputer? Und ein Stehpferd für Kiki?“

Seto und Atemu nickten eifrig.

„Die Lebensmittel kaufe ich, aber die Spielsachen soll Yasuo selber holen.“

Damit rechnete Seto bereits. „Hauptsache Papa und Yasuo bleiben morgen Zuhause.“ Erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen. So schnell gab Seto nicht auf und solange Atemu tat, was er wollte, konnte nichts schiefgehen.
 

„Braucht ihr Hilfe mit den Schuhen?“, fragte Rishid nach.

„Ich bin doch kein Baby mehr!“, fauchten Seto und Atemu zur gleichen Zeit.

Abwehrend hob Rishid die Hände. „Wie konnte ich es wagen.“ Wie eigenständig sie schon waren, besonders der kleine Atemu.
 

„Wir kriegen unser Spielzeug bestimmt nicht.“ Atemu begann langsam sich die Schuhe zuzubinden. Jedoch machte er einen festen Knoten hinein.

„Noch haben wir nicht verloren. Mach, was ich dir sage.“

Atemu begann wütend zu werden, weil er den Schnürsenkel nicht mehr aufbekam. „Onkel Rishiiiiiiiiid, ich brauche Hilfe. Der blöde Schnürsenkel ärgert mich.“
 

Seto klatschte sich die Hand auf die Stirn. Warum fing Atemu bei jeder Kleinigkeit an zu heulen?
 

*
 

Eigentlich wollte Seth einen romantischen Film gucken, doch Yasuo hatte einen anderen Streifen im Sinn.

„Blutrache? Den willst du schauen?“

„Unbedingt, hast du nicht den Trailer gesehen?“

„Hab ich nicht.“ Jetzt durfte er sich einen blutigen Horrorfilm ansehen. Moment, vielleicht lief doch alles nach Plan. Wenn er es geschickt anstellte, konnte romantische Stimmung aufkommen.
 

„Ich hole mir einen großen Eimer Popcorn. Möchtest du auch einen?“

„Lass uns einen teilen.“ Romantischer ging es nicht. Sie beide, mit einem Eimer Popcorn. Ein wenig klischeehaft, aber Seth gefiel der Gedanke.

„Ich will mein Essen nicht teilen!“, knurrte Yasuo schon fast beleidigt.
 

Hatte dieser Mann als Kind nicht genug zu essen bekommen, oder weshalb war er so Futterneidisch? „Gut, ich kaufe mir auch Popcorn.“

„Eine Portion Nachos wäre auch nicht schlecht. Willst du auch was?“

„Das Popcorn reicht mir.“

„Bist du sicher? Ich teile nicht.“

„Ich weiß…“
 

Der Kinobesuch verlief anders als Seth erwartete. Gelangweilt saß er da und knabberte an seinem Popcorn, welches mehr als fad schmeckte.

Yasuo hingegen schaufelte sich das süße Zeug in den Mund und schlürfte zufrieden seine Cola. „Gleich kommt die Stelle aus dem Trailer.“

„Wirklich?“ Irgendwie war Yasuo ganz süß. Er legte seine Vaterrolle komplett ab und genoss diesen Tag. Es war angenehm ihn von dieser Seite zu erleben. Seth beschloss das alles nicht mehr so eng zu sehen und einfach mit dem Strom zu schwimmen. „Werden sie gleich niedergemetzelt?“

„Erst entkommen sie und landen in einer maroden Holzhütte. Aber dort ist das Versteck des Mörders. Es gibt sogar einen geheimen Tunnel.“

„Hat der Trailer nicht etwas viel verraten?“

„Den Plot hat er nicht preisgegeben.“ Yasuo sah das alles nicht so eng. „Pass auf, gleich sind sie da.“
 

*
 

Rishid ackerte indes die Einkaufsliste ab. Bis hierhin verlief alles friedlich, bis er an den Spielzeugregalen vorbeilief. Er konnte gar nicht so schnell gucken, als ein mittelgroßer Karton im Einkaufswagen landete. „Was habe ich vorhin gesagt, Seto?“

„Weiß ich nicht mehr.“

„Ich leg das wieder zurück.“ Rishid schaute sich um. „Wo ist Atemu?“

Seto zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“

Der sonst so entspannte Rishid begann hektisch zu werden. Schnell schnappte er sich den Einkaufswagen und nahm Seto an die Hand. „Wo ist er? Er war doch gerade noch neben mir.“ Erleichtert atmete Rishid durch, als er Atemu auf einem pinken Pferd entdeckte. „Den Göttern sei Dank.“
 

„Guck mal, das ist Kikis Pferd.“ Schon lange wollte Atemu dieses tolle Pferd haben, weil er darauf reiten konnte.

„Das ist aber sehr pink… Na komm, gehen wir.“

Atemu schielte zu Seto, der ihm zunickte. Wie auf Bestellung fing der Dreijährige an zu weinen. „Ich will das Pferd haben!“

„Warum weinst du denn jetzt?“ Kurzerhand nahm Rishid den weinenden Jungen auf die Arme, doch dadurch machte er alles nur schlimmer. Atemu fing an mit den Beinen zu strampeln und viele Krokodilstränen kullerten seinen Wangen hinab. „Ich will das Pferd haben!“

„Frag deinen Papa.“ So schlimm hatte sich Rishid das nicht vorgestellt. Der Knast war nichts dagegen. „Wo ist denn jetzt Seto?“ Das gab es doch nicht und Atemu beruhigte sich auch nicht. „Seto? Wo bist du?“

Irgendwie schaffte es Atemu sich aus Rishids Armen zu winden und rannte zu seinem Pferd zurück. „Das ist meins!“

„Ich kauf es dir nicht. Das kostet ein halbes Vermögen.“ Wieder schnappte er sich den kleinen Jungen, der nun in die Vollen ging und den ganzen Laden zusammenbrüllte. „Sei doch bitte leise. Die Leute gucken uns schon an.“ In diesem Moment traf Rishid eine gewichtige Entscheidung. In Zukunft würde er Kondome benutzen, wenn er mit einer Frau schlief. Bisher ging er zu sorglos mit seinem Liebesleben um. Diese Leichtigkeit sollte heute ihr Ende finden. „Nie im Leben werde ich mir das antun. Yasuo hätte mich wenigstens warnen können. Jeder Knast wäre mir lieber.“
 

Seto stand in einem Gang mit Plüschtieren und hielt eines im Arm. „Ich will das haben!“

„Das bekommst du nicht.“ Rishid nahm ihm das Stofftier weg und warf es über die Regale. „Ab zur Kasse.“

„Das war gemein.“ Seto ließ sich auf den Boden fallen und machte es Atemu nach.

„Beide? Euer Ernst? Kommt schon, warum tut ihr mir das an? Ich wollte doch einen schönen Tag mit euch haben.“

„Du bist gemein, Onkel Rishid.“, brüllte Atemu und auch Seto weinte bitterlich.

„Steht auf“, bat Rishid mit verzweifelter Stimme und stellte Seto auf die Beine.

„Du hast mir wehgetan!“, schrie Seto. „Du bist ein böser Onkel.“

„Was?“ Rishid bemerkte wie er von immer mehr Leuten umringt wurde.

Hastig schnappte er sich die Zwei und setzte sie in den Einkaufswagen. Er wollte nur noch hier raus und steuerte ohne Umwege die Kasse an. Gestresst warf er seinen Einkauf aufs Band, während Seto und Atemu sich nicht beruhigen ließen. Erst als er den Laden verließ, hörten die Zwei auf zu weinen. Als wäre nichts gewesen liefen sie wie zwei Engel neben Rishid her. „Ähm…alles okay bei euch?“

„Uns geht’s gut.“, lächelte Seto freundlich.

Rishid schluckte. Dieser Junge war ihm nicht geheuer.

„Und danke.“

Stirnrunzelnd blieb Rishid stehen. „Wofür?“

Seto zeigte auf die große Tüte. „Für meinen Computer.“

„Hä?“ Mit großen Augen starrte Rishid in seine Einkaufstüte, in welcher zwischen Gemüse und Eiern der Kindercomputer lag. „Ihr habt mich ausgetrickst.“ Das Entsetzen trat in Rishids Augen. Er war nur darauf aus, dieses Geschäft schnell zu verlassen und hatte ganz vergessen dieses dämliche Ding zurückzulegen. Als er seinen Einkauf aufs Band schmiss, hatte er nur im Sinn aus dieser schrecklichen Lage zu kommen.
 

„Und wo ist mein Pferd?“, wollte Atemu von Seto wissen.

„Es ging nur eins. Beides war unmöglich.“

„Waaaas? Dann kriege ich gar nichts?“

„Selbst schuld, wenn du dir was Großes aussuchst. Das doofe Pferd hat nicht in den Einkaufswagen gepasst.“

Atemu lief rot an und ballte seine kleinen Fäuste. „Du Fiesling! Du blöder Pisser, du gemeines Arschloch.“
 

Oho, was kannte dieser kleine Zwerg für Schimpfwörter? Yasuo war kein guter Einfluss. „Beruhigt euch. Wir können auf den Spielplatz gehen.“

Atemu drehte sich um und blitzte Rishid finster an. „Ich will nicht auf den blöden Spielplatz. Warum hast du mir nicht mein Pferd gekauft?“

„Also…“

Atemu wendete sich wieder Seto zu und ging auf ihn los. „Ich helfe dir nie wieder, du blöder Pisser!“
 

„Jetzt prügelt ihr euch? Hört sofort auf!“ Nie wieder wollte Rishid Babysitten.
 

*
 

Bei Kerzenschein und gedimmten Licht, saßen Seth und Yasuo in einem Restaurant und genossen ihr Essen.

„Ich war skeptisch, aber das ist viel besser als ich dachte.“
 

Gutes Essen, eine angenehme Atmosphäre und Yasuo zeigte sich rundherum zufrieden. Es fehlte nur noch die Frage aller Fragen. „Weißt du…“

„Waf denn?“, mampfte Yasuo.

„Ich möchte gerne fest mit dir zusammen sein. Was hältst du davon? Wir führen bereits eine Beziehung, aber ich möchte das auch du das so siehst.“

Yasuo blieb der Bissen im Halse stecken. „Warum willst du dich unbedingt binden? Es läuft doch gut und wir können das jederzeit beenden. Wozu alles verkomplizieren?“

„Ich finde unsere Beziehung überhaupt nicht kompliziert.“

„Hör auf mir eine Beziehung anzudichten. Warum verdirbst du uns diesen Tag mit so einem Mist?“

Seth bereute seine Frage. „Hat es mit deiner Freundin zu tun? Ich meine Atemus Mutter.“

Yasuo schüttelte den Kopf. „Ich habe einfach keine Lust dazu und damit Ende der Geschichte!“ Er stand auf und ging Richtung Ausgang. Der Abend war gelaufen. Warum, egal mit wem er eine Affäre anfing, wollte jeder gleich eine Beziehung mit ihm anfangen? Jedes Mal das gleiche.

„Warte doch, Yasuo.“ Mist, hätte er doch alles belassen, wie es war, ohne dem Ganzen einen Namen zu geben.
 

Die Heimfahrt verlief still. Yasuo hockte mit verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz und schmollte wie ein bockiges Kind.

Seth wagte nichts zu sagen und verkniff sich jeden Kommentar. Damit würde er alles nur schlimmer machen. Zwar hatte er sich mehr als einmal entschuldigt, leider brachte es nichts. Er wurde mit Nichtigkeit bestraft.
 

Zuhause angekommen erwartete sie Rishid, der erschöpft auf dem Sofa schlief. Jeweils rechts und links von ihm lagen Seto und Atemu und schliefen ebenfalls.

Erleichtert atmete Seth durch. „Sie sehen zufrieden aus.“

„Hab ich doch gesagt.“ Auch Yasuo zeigte sich erleichtert. „Mein Kumpel ist der geborene Babysitter. Den haut nichts so leicht um.“

Seth schaute sich die Drei genauer an. „Seto sieht ganz schön lädiert aus…“

Auch Yasuo sah genauer hin. „Atemu auch. Mit Kollateralschäden war zu rechnen.“
 

Rishid schreckte aus seinem Schlaf. „Endlich seid ihr da.“ Er rappelte sich vom Sofa hoch und schnappte sich seine Jacke vom Kleiderhaken. Mit dem Finger zeigte er auf die schlafenden Kinder. „Das sind kleine Monster.“
 

„Wie bitte?“, legte Yasuo den Kopf schief und schaute seinen Kumpel scheinheilig an.

„Die haben mich übers Ohr gehauen. Nie wieder werde ich auf sie aufpassen! Du hast mich auf ewig Kuriert, Yasuo!“

„Was ist denn passiert?“, wollte Seth unbedingt wissen.

Rishid begann alles aufzuzählen. „Zuerst haben sie mich im Supermarkt bis auf die Knochen blamiert und ein Schmierentheater abgezogen. Mich dazu gebracht, einen völlig überteuerten Kindercomputer zu kaufen. Danach haben sie sich geprügelt, sich anschließend mit ihrem Abendessen beworfen und dann sind sie wieder aufeinander losgegangen.“ Rishid zog sich seine Schuhe an und öffnete die Haustür. „Ich werde nie wieder aufpassen.“
 

Seth und Yasuo zuckten leicht zusammen als die Tür ins Schloss krachte.

Seth seufzte abgrundtief. „Was für ein mieses Ende. Was haben die Racker sich dabei gedacht?“

„Das interessiert mich auch. Wieso haben sie wieder angefangen sich zu prügeln? Es lief doch gut. Vielleicht…“

„Ja, vielleicht…“ Wie der Tag heute lief, sollte er besser gehen. Als er Seto hochheben wollte, wachte dieser auf. „Papa.“ Gähnend kletterte er vom Sofa. „Ich hab was Tolles gekriegt.“ Stolz zeigte Seto sein ergaunertes Spielzeug.

„Darüber reden wir morgen. Lass uns nach Hause gehen.“ Seth wartete darauf von Yasuo aufgehalten zu werden, doch nichts. Er sagte weder etwas, noch unternahm er einen Versuch ihn zum Bleiben zu bewegen. „Wir sehen uns morgen.“

„Komm bitte nicht wieder.“, bat Yasuo. „Unsere Kinder werden sich nie richtig verstehen und wir kommen auch nicht auf einen Nenner. Es ist besser, wenn wir getrennte Wege gehen.“

Seth sagte dazu nichts und ging einfach. Sie hatten sich zwar nicht richtig gestritten, aber es fühlte sich dennoch nach dem Ende dieser wunderschönen Zeit an. „Dann leb wohl.“
 

Die Heimfahrt fühlte sich unangenehm an und immer wieder keimte Hoffnung in Seth auf mit Yasuo reden zu können. Wenn er doch nur den Grund wüsste. Vielleicht konnte Rishid Licht ins Dunkel bringen. Egal wie trüb es gerade aussah, aufgeben wollte er nicht.
 

Am späten Abend setzte sich Seth an seinen Computer, um Unterlagen abzuarbeiten. Wie immer fuhr er den Rechner hoch und wartete darauf, dass sich die Programme öffneten.

Heute dauerte es besonders lange. Seth wollte sich ablenken. Dies tat er immer, wenn es in seinem Privatleben nicht gut lief. Noch nie hatte er sich um jemanden so sehr bemüht und bekam eine eiskalte Abfuhr.

„Ob es wirklich aus ist? Nur weil ich wegen einer Beziehung gefragt habe?“ Noch immer öffneten sich nicht die gewohnten Programme und Seth fing an ungeduldig zu werden. Er startete den Computer noch zweimal neu, nur um wieder vor einem schwarzen Bildschirm zu sitzen. „Was ist denn los?“ Ins Internet kam er ohne Probleme, aber nicht an seine Firmendaten.

An diesem Abend kam Seth nicht weiter und beließ es schweren Herzens dabei.
 

Erst am nächsten Tag, als er in der Firma vor seinem Rechner saß, erkannte er das Ausmaß seines gestrigen Problems. Seine Firma, die er sich mühevoll aufgebaut hatte und die gerade dabei war kleine Erfolge zu verbuchen, stand plötzlich vor dem Aus.

Seine Daten, die Aufträge, einfach alles war weg. Die Rechner fuhren zwar hoch, aber riefen nicht ein einziges Programm, keine Daten auf. Der Bildschirm blieb schwarz.

Seth geriet in Panik und kontrollierte jeden Computer, den es gab. „Das gibt’s doch nicht.“ Auch seine Mitarbeiter konnte sich keinen Reim daraus machen, bis…!

Seths stand vor einem rot leuchtenden Bildschirm, der Einzige der zu funktionieren schien. Aber was er darauf las, schockierte ihn.
 

~ICH HAB DICH ZERSTÖRT UND DEIN SOHN IST DER NÄCHSTE~
 

„Ruft die Polizei!“, brüllte Seth und rannte los. Er musste in die Tagesstätte, um nach Seto zu sehen. War das ein Scherz? Irgendein kranker Mist?

Verzweiflung

Zum wiederholten Male legte Seth sein Handy ans Ohr. Den nervigen Piepton konnte er nicht mehr hören und er machte ihn aggressiv. Wie schon die Dutzenden-Male zuvor ging am anderen Ende der Leitung niemand ran und das löste in Seth immer größer werdende Verzweiflung aus.

Wenn er wenigstens schneller vorankommen würde, aber nein! Heute fuhren nur die Sonntagsfahrer auf Tokios Straßen herum und machten es sich zum Ziel ihn aufzuhalten. Diese Tatsache brachte den sonst so besonnen Seth dazu die schlimmsten Flüche loszulassen, was sein Aggressionsvolumen noch mehr ansteigen ließ.

Mit quietschenden Reifen fuhr er eine steile Kurve und überholte die lahme Ente vor ihm, der das offensichtlich nicht passte und ihm den Mittelfinger hochhielt.

Was stellte sich dieses Pissgesicht so an? Sollte der doch schneller fahren und nicht alle aufhalten! Schließlich hing das Leben seines Sohnes davon ab und allein dieser Gedanke brachte Seth dazu das Gaspedal weiter durchzudrücken.

Weder auf rote Ampeln, noch auf Fußgänger achtete er. „Warum nimmt keiner ab? Geht doch endlich jemand an dieses scheiß Telefon!“, brüllte Seth vor sich hin und kam dabei mit dem Auto leicht ins Schleudern. Er wollte doch nur zu seinem Sohn und wissen, dass es ihm gut ging.

Vielleicht war das auch nur ein dummer Streich und er sorgte sich ganz umsonst. Ein dämlicher Scherz von irgendwelchen halbwüchsigen, die sich über sein panisches Verhalten kaputtlachten, er deshalb beinahe einen Unfall verursachte, oder am Ende noch jemanden überfuhr.

Seine Gedanken waren nicht klar genug um diese Gefahr für sich und andere zu sehen. Er musste um jeden Preis wissen, ob mit Seto alles in Ordnung war.
 

Während Seth eine rote Ampel absichtlich übersah, versuchte er einen erneuten Anruf und wieder ging keiner ran. Wütend, verzweifelt pfefferte er sein Handy auf den Beifahrersitz, von dem es runterrutschte und im Fußraum zum Liegen kam. Die konnten was erleben! Einen Seth Kaiba ignorierte man nicht ungesühnt.
 

Mit einer Vollbremsung kam Seth direkt vor der Kindertagesstätte zum Stehen. Aus dem Auto stürzend rannte er durchs Tor, über den leeren Hof, preschte durch den Eingangsbereich und kam erst im Gebäude zum Halten.

Es war beängstigend still. Wenn man bedachte wie viele Kinder tagtäglich betreut wurden, verhielten sie sich ungewohnt ruhig. Wo waren denn alle?
 

„Guten Morgen, Herr Kaiba.“, grüßte Frau Sakura. Sie kam aus einem der Räume, in denen die Kinder in verschiedenen Gruppen ihrer Beschäftigung nachgingen. „Haben Sie etwas vergessen?“

„Wo ist Seto?“, kam Seth mit panischer und gleichzeitig erboster Stimme auf den Punkt. Die dumme Nuss war also da und hielt es nicht für notwendig, an dieses gottverdammte Telefon zu gehen!
 

„Er ist in der Maiglöckchen Gruppe und bastelt. Ist alles in Ordnung? Sie wirken aufgewühlt und Ihr Auftauchen überrascht mich. Warum rufen Sie nicht an, wenn es ein Problem gibt?“
 

Verarschte diese Frau ihn absichtlich? In der letzten halben Stunde tat er nichts anderes, als diese blöde Kuh ans Telefon zu bekommen! „Holen Sie ihn her!“, brachte Seth so nett wie möglich heraus, obwohl es sich eher wie das Knurren eines Löwen anhörte.

Frau Sakura zeigte sich besorgt und sah ihn aus unschuldigen Augen an. „Ist etwas passiert? So aufgewühlt habe ich Sie noch nie erlebt.“

„Es ist alles okay, holen sie einfach Seto her.“ Alles war gut, die ganze Aufregung umsonst. Gott sei Dank. Seth fühlte sich noch nie in seinem Leben leichter, auch wenn diese Frau ihn gerade alle Nerven kostete und er stark an sich halten musste nicht ausfallend zu werden.
 

„Ich bin gleich zurück.“ Frau Sakura verschwand durch eine der Türen und ließ einen vor Wut kochenden Seth zurück, der ins Grübeln verfiel.

Was sollte diese Drohung? Und wer steckte dahinter? Vielleicht ein Mitarbeiter der aus irgendeinem Grund nicht zufrieden war? Zugegeben, er zeigte sich nicht immer als guter Chef und zog sich leicht den Groll anderer zu, was allerdings kein Grund für eine solche Aktion wäre.

Egal wie sehr er grübelte, es brachte ihn nicht weiter. Die Polizei sollte herausbekommen, wer dahintersteckte und dieses leidige Problem aus der Welt schaffen.

Seth traute niemandem, auch nicht der Polizei und überlegte die Sache besser selbst in die Hand zu nehmen. Es konnte nur jemand aus seinem Umfeld sein, der ihn gut genug kannte und wusste, welchen Kindergarten sein Sohn besuchte. „Das dauert aber lange.“ Wieder wurde Seth auf die Probe gestellt und wieder verfiel er in Ungeduld und Wut. Am besten, er brachte sich auf andere Gedanken und es gab nichts Positiveres für ihn als Yasuo mit seinem kleinen Wirbelwind. Seto spielte trotz des Streites bestimmt wieder mit ihm, es sei denn der Kleine war heute nicht hier. Heute Morgen hatte er Yasuo jedenfalls nicht gesehen. Vielleicht ging er ihm auch absichtlich aus dem Weg. „Hoffentlich renkt sich alles wieder ein. Es lief doch so gut und wir hatten eine echte Beziehung geführt, auch wenn er es vehement abstreitet. So ein Sturkopf.“
 

„Herr Kaiba!“, rief Frau Sakura aufgebracht und rannte auf ihn zu. Ihre Gelassenheit von eben hatte sich in Panik verwandelt. „Seto ist verschwunden!“
 

Sofort kehrten Angst und Sorge zurück. „Wie kann er einfach verschwinden? Passt ihr nicht auf die Kinder auf?“ Seth fing an sich in Rage zu reden und wurde zunehmend lauter. „Wie kann ein Kind einfach verschwinden? Das wäre doch aufgefallen! Ein 5-Jähriger spaziert doch nicht einfach raus! Erst geht keiner ans Telefon und dann werde ich noch scheinheilig gefragt, warum ich vorher nicht anrufe! Wollen Sie mich verarschen? Wo ist Seto? Was ist mit ihm passiert?“ Seth fühlte sich seltsam. Sein schlimmster Alptraum wurde Wirklichkeit. Alles um ihn herum drehte sich, brachte seine heile Welt ins Wanken, fiel dann einfach zusammen und hinterließ ein Trümmerfeld.
 

Frau Sakura, die darauf nichts erwidern konnte, rief die Polizei und sagte dann ihren Mitarbeitern Bescheid, die sich sofort auf die Suche machten.

All dies brachte nichts, denn Seto hielt sich weder in einer der Gruppen, noch im Gebäude oder der Umgebung auf.

Auch als die Polizei nach kurzer Zeit eintraf, war das Ergebnis das gleiche.
 

Seth war so in seiner Panik, in seiner Verzweiflung gefangen, dass er nur beobachten konnte wie alle um ihn herum nach Seto riefen. Erst als ein Polizist anfing ihm Fragen zu stellen, rührte er sich wieder. Leider konnte er nicht viel erzählen und die Sache mit den Computern in seiner Firma vergaß Seth völlig zu erwähnen.

Als ihm versichert wurde das sie alles tun würden, um seinen Sohn zu finden, ging Seth zurück zu seinem Auto, setzte sich auf den Fahrersitz und starrte ins Leere. Seine Welt brach in einem einzigen Augenblick zusammen. Ein heilloses Chaos, ein Durcheinander herrschte in seinem Verstand und verhinderte auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Er musste sich beruhigen, sich irgendwie entspannen. Seth schloss seine Augen und zählte von hundert rückwärts. Ganz langsam und konzentriert.

Als er bei eins ankam, öffnete er die Augen und merkte, dass es ihm besser ging. Das heillose Durcheinander klärte sich und nun erlaubte es ihm sein Verstand alles Revue passieren zu lassen, damit er einen Anhaltspunkt finden konnte.
 

Seine zitternden Hände klammerten sie um das Lenkrad, während er den Motor startete.

Es zog ihm zu jener Person hin, der er mehr Vertraute als allen Anderen. Nur er konnte ihm helfen, dessen war sich Seth absolut sicher.
 

Dieses Mal fuhr Seth nicht kopflos durch die Straßen Tokios, sondern besonnener. Ganz beruhigen konnte er sich zwar nicht, was man deutlich an seinen zitternden Händen sehen konnte und doch gab es einen gravierenden Unterschied zu vorhin.

Als er dann in die Straße, in der Yasuos Wohnung lag, einbog, trat er hart auf die Bremse und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den brennenden Wohnkomplex. Eine schwarze Rauchsäule stieg in den Himmel und unter ihr loderten peitschende Flammen. „Was zum…?“ Wo waren Yasuo und Atemu? „Sie sind doch nicht etwa?“ Nein, nein, nein! Das durfte nicht sein. Alles geriet aus den Fugen. Bis gestern war er der glücklichste Mensch der Welt und nur einen Tag später verlor er alles was ihm etwas in seinem Leben bedeutete. Wenn er auch noch Yasuo verloren hatte, was blieb ihm dann noch?
 

Ein Polizist klopfte an seine Autoscheibe, was Seth aus seinen Gedanken schreckte und dazu veranlasste das Fenster herabzusenken.

„Sie dürfen hier nicht stehen. Drehen sie um, sonst behindern sie die Rettungskräfte.“
 

Seth starrte den Polizisten entgeistert an. „Ähm…ein Freund von mir wohnt hier mit seinem kleinen Sohn. Geht es ihm gut? Kann ich zu ihm? Er heißt Yasuo Katsuro. Bitte sagen Sie mir wie es ihm geht!“ Seth bemerkte wie ängstlich und verzweifelt seine Stimme klang. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken Yasuo und Atemu, aber auch Seto für immer verloren zu haben.
 

„Katsuro sagen Sie?“ Der Polizist überlegte und Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Tatsächlich erinnere ich mich an den Namen. Sein Sohn ist diese kleine Quasselstrippe, der allen seine Puppe zeigt. Auch mich wollte der Kleine nicht gehen lassen und hat mir die wildesten Geschichten erzählt.“, lächelte der Polizist, der selbst Vater einer süßen Tochter war.

„Das ist er!“ Dem Himmel sei Dank, es ging dem kleinen Wirbelwind gut.
 

„Parken Sie ihr Auto ein Stück außerhalb, dann bringe ich Sie zu ihm und beruhigen Sie sich. Es haben alle Anwohner rechtzeitig rausgeschafft.“
 

„Das werde ich.“ Seth fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, vergaß aber nicht sich zu bedanken und fuhr sein Auto auf einen Seitenstreifen, wo es niemanden behinderte.

Nach kurzem Fußmarsch führte ihn der Polizist durch das umliegende Chaos. Während des Weges schaute sich Seth nach allen Seiten um.

Löschfahrzeuge und mehrere Rettungswagen standen vor dem brennenden Wohnkomplex. Die Feuerwehr hatte den Brand zwar unter Kontrolle, doch sie brauchten noch Zeit um das Feuer vollends zu löschen.

Seth ließ sich zu einem Rettungswagen führen und endlich sah er Yasuo. Jedoch… Seth schluckte einen dicken Kloß runter. So gebrochen und verzweifelt sah er sonst nie aus. Die Hände in den schwarzen Haaren vergraben hockte er auf einem Klappstuhl und starrte den Boden unter sich an.

Behutsam legte er Yasuo seine Hand auf die Schulter. „Ich…weiß nicht…was ich sagen soll? Yasuo…es tut mir unendlich leid!“

Träge sah Yasuo auf. „Womit habe ich das verdient?“

„Ich weiß es nicht.“ Seth ging vor Yasuo auf die Knie und versuchte ihn irgendwie aufzumuntern. „Wir kriegen das wieder hin.“

Yasuo schüttelte den Kopf. „Wie soll sich das wieder einrenken? Dieses dämliche Ding werde ich nie wieder los!“

Seth runzelte die Stirn. „Welches Ding?“

Yasuo zeigte auf Atemu, der gerade einem Sanitäter seine Kiki zeigte und stolz erzählte wie er sie gerettet hatte.

„Alles ist verbrannt, nur nicht diese hässliche Puppe. Es kann nur ein Fluch auf ihr liegen. Jetzt weiß ich es ganz genau. Ich habe viel über verfluchte Dinge gelesen und diese Puppe gehört definitiv in diese Kategorie!“
 

„Darüber machst du dir Gedanken? Du hast gerade deine Wohnung verloren.“ Verständnislos schüttelte Seth den Kopf, während Yasuo lediglich abwinkte. „Ich habe bei meinem Einzug eine Hausratversicherung abgeschlossen und bis sie ausgezahlt wird, kann ich bei einem Kumpel einziehen. Hab längst alles geklärt.“

„Oh…“ Der nahm das aber leicht.

Yasuo stützte sein Kinn auf seine Handfläche und schaute abfällig zu Kiki rüber. „Alles ist verbrannt, nur dieser rosa Alptraum hat überlebt.“

„Warum störst du dich so sehr an der Puppe?“

„Da fragst du noch? Hast du keine Augen im Kopf?“, fuhr Yasuo hoch, während die pure Verzweiflung in seiner Stimme mitschwang. „Wenn die Puppe wenigstens hübsch wäre. Sie hat übertrieben große Glubschaugen, knall pinke Haare und dazu diese hässlichen Rüschenkleider, bei denen ich glaube, dass der Designer unter Drogen stand als er sie entworfen hat. Wie kann mein eigen Fleisch und Blut unter dieser Geschmacksverirrung leiden? Kann er die Puppe nicht gegen einen Teddy tauschen? Ich akzeptiere auch eine andere Puppe, aber nicht das Ding. Sie verfolgt mich bis in meine schlimmsten Alpträume! Endlich brennt meine Bude ab, aber die Puppe kommt heil davon. Das ist doch nicht fair!“

„Das nimmt dich ja richtig mit.“, murmelte Seth mit gemischten Gefühlen vor sich hin. „Wenn Atemu älter wird, verliert er das Interesse.“ Auch wenn Yasuo nur wegen des Lieblingsspielzeugs seines Sohnes am Boden zerstört vor sich hin schimpfte, ging es ihm hervorragend. Ein paar Schürfwunden im Gesicht und ein Verband am rechten Arm. Wenn man bedachte, wie groß der Brand war, eine Nichtigkeit. Atemu hingegen hatte nicht den kleinsten Kratzer abbekommen. Wenigstens eine gute Nachricht an diesem Unglückstag.
 

„Papa!“, jauchzte Atemu und fiel Seth in die Arme. „Ich habe ganz viel zu erzählen.“

„Du siehst putzmunter aus. Hat dein Papa dich gerettet?“

Atemu nickte eifrig. „Papa ist durch das Feuer gesprungen und hat mich nach draußen getragen, wie ein richtiger Held.“ Atemus fröhliches Gesicht wurde schlagartig traurig. „Papa war ganz mutig, deshalb musst du ihn wieder liebhaben.“

Es überraschte Seth nicht wie aufmerksam Atemu sie beobachtete. „Aber natürlich.“

„Juhuuuu, hast du das gehört, Papa?“

Yasuo schaute Seth finster an. „Ihr habt euch gegen mich verschworen!“

„Gegen Papa Seth und mich hast du keine Chance.“, streckte Atemu seinem Vater die Zunge raus. „Jetzt küsst euch gefälligst!“

Yasuo schnipste seinem Sohn gegen die Stirn. „Werde mal nicht frech.“
 

Seth wurde schwer ums Herz, wenn er Atemu so beobachtete. „Yasuo? Ich stecke in Schwierigkeiten!“, platzte es aus ihm heraus.

„In größeren als ich?“

„Leider ja.“ Seth atmete tief ein und aus. „Seto ist verschwunden und es sieht nach einer Entführung aus.“

„Wie bitte? Ist das dein Ernst?“ Yasuo hörte sich mit wachsender Wut die ganze Geschichte an. Mit jedem Wort schmerzte seine Brust mehr und zog sich zusammen.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll?“ Seth holte erneut die Verzweiflung ein und nur durch Yasuos Nähe konnte er die Fassung behalten.

„Papa, nicht traurig sein.“ Atemu kuschelte sich an Seth und versuchte ihn auf diese Weise zu trösten.
 

„Dann steht das Feuer, der Ausfall in deiner Firma und Setos Entführung im Zusammenhang denke ich.“, überlegte Yasuo.

„Hast du eine Idee wer dahinterstecken könnte?“, wurde Seth energisch. „Du hast doch viele Freunde, können sie uns helfen?“
 

Yasuo fiel es viel leichter gelassen zu bleiben, als Seth vorhin. „Du solltest abwarten und der Polizei vertrauen.“

„Dann soll ich tatenlos herumsitzen?“, wurde Seth sauer. „Mein fünfjähriger Junge wurde entführt. Bestimmt hat er Todesangst. Ich werde nicht auf die Nachricht warten, dass er tot aufgefunden wurde. Wenn du mir nicht helfen willst, bitte!“ Seth stand auf und ging an Yasuo vorbei.
 

„Warte!“ Yasuo hielt es für eine dumme Idee sich einzumischen. Er konnte sich denken wie das Ganze ausging und letzten Endes stürzte er Seth in noch größeres Unglück. Dennoch...! „Ich helfe dir, aber du darfst keine Fragen stellen.“

Allein diese Bitte machte Seth neugierig. „Versprochen!“, vorerst.

„Dann lass uns gehen.“ Yasuo nahm Atemu auf die Arme und ging voraus. „Bist du mit dem Auto hier?“

„Ja, ich musste ein Stück außerhalb parken.“

„Okay.“ Yasuo hatte einen Verdacht wer der Verantwortliche für alles war. „Zuerst fahren wir in deine Firma.“

„Warum?“

„Weil ich deinen Computer brauche.“

„Aber kein einziger Rechner funktioniert mehr.“

„Das ist kein Problem.“ Nur Kenzo konnte dahinterstecken. Deshalb also war es in den letzten Wochen ruhig um ihn geworden. Der Kerl wollte Krieg? Den konnte er haben!
 

*
 

Zuerst erhoffte sich Seth etwas durch Yasuos Aussage, doch je länger er dabei zusah wie Yasuo auf der Tastatur seines Rechners herumhämmerte, umso mehr schwand jede Zuversicht. „Ich sagte doch, dass sich nichts tut.“ Immer noch leuchtete die Nachricht in einem tiefen Rot auf dem Bildschirm, die Seths gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hatte.

„Du bist zu ungeduldig. Hast du gedacht ich drücke drei Tasten und alles ist paletti? So leicht geht’s auch wieder nicht. Ich brauche Zeit und du mehr Geduld.“
 

Seth setzte sich neben Yasuo und nahm den schlafenden Atemu auf seinen Schoss. „Wie kann ich geduldig sein, wenn Seto in diesem Moment Todesangst hat.“

„Mir geht es nicht anders. Ich mache mir auch Sorgen, aber ohne kühlen Kopf kommen wir nicht weiter.“ Yasuo beeilte sich und wie er sich beeilte. Leider hatte Kenzo im Laufe der Jahre dazugelernt und seine „Arbeit“, wenn man das so nennen konnte, gut verschlüsselt. „Willst du wissen, weshalb ich keine Beziehung mit dir wollte?“, begann Yasuo.

„Weil ich dir nicht gut genug bin?“, kam es schnippisch zurück, was Yasuo zum Lachen brachte. „Anfangs warst du das tatsächlich nicht. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, was für ein arroganter Lackaffe. Zum Flachlegen hast du mir gereicht, nur deshalb habe ich deine Drecksarbeit erledigt. Ich hätte jederzeit eine andere Arbeit annehmen können. Hilfsarbeiter werden immer gesucht und werden genauso schlecht bezahlt.“

„Darauf wirst du wohl ewig herumreiten. Ich habe deinen Lohn angehoben, aber das spielt wohl keine Rolle!“, brummte Seth verstimmt. Den Lackaffen nahm er Yasuo übel.
 

Wieder lachte Yasuo, während er versuchte sich ins Programm zu hacken. „Ich kann ein wenig nachtragend sein.“

„Ein wenig?“, grummelte Seth.

Yasuo hörte auf zu tippen und drehte sich zu Seth. „Mit dir wollte ich auf keinen Fall eine Beziehung anfangen. Die Affäre hat mir vollkommen ausgereicht. Dann hast du dich immer mehr in mein Leben gedrängt und ehe ich mich versah, waren wir wie ein richtiges Pärchen, mit festem Tagesablauf. Du hast sogar Atemus Konsumverhalten in den Griff bekommen, woran ich kläglich gescheitert bin.“ Yasuo wendete sich wieder dem PC zu und setzte seine Arbeit fort, während Seth gespannt seinen Worten lauschte. „Mit 18 habe ich meine Frau geheiratet.“ Um diese Geschichte zu erzählen, brauchte Yasuo einen Moment um sich zu sammeln. Das war etwas ganz Persönliches, was er nicht einfach ausplauderte. „Wir kannten uns seit unserer Kindheit und sind zusammen aufgewachsen. Wir waren in der gleichen Schule und sogar in derselben Klasse. In der Mittelstufe lernten wir Kenzo kennen und freundeten uns mit ihm an. In der Oberstufe stieß Bakuras Mutter Asako hinzu und verliebte sich in Kenzo. Damals war er noch ein anderer Mensch und recht umgänglich.“
 

Seth bemerkte wie schwer es Yasuo fiel von seiner Vergangenheit zu erzählen. Deshalb stellte er keine Fragen und hörte einfach zu.
 

„Wir vier haben angefangen ein Spiel für den PC zu entwerfen und jeder von uns hatte seine Aufgabe. Damals waren wir 15. Trotz unserer Jugend und mangelnder Erfahrung, haben wir ein Spiel zustande gebracht, dass wir an eine große Firma verkaufen wollten. Wir nahmen die Sache ernst und wollten in diesem Beruf später arbeiten. Selbst die Lehrer motivierten uns und standen uns mit Ratschlägen zur Seite.“ Yasuos Gesicht wurde immer ernster und verbitterter. „Ich hatte schon seit meiner Kindheit ein gewisses Talent was Computer angeht und trug zusammen mit Asako den größten Teil bei. Kenzo hingegen hat stets versucht mich nachzumachen, was mir zunächst schmeichelte. Als er irgendwann feststellte, dass er mich nicht erreichen kann, wandelte sich seine Bewunderung zunächst in Groll und Schlussendlich in Hass um.“ Wieder machte Yasuo eine Pause, denn die Erinnerung schmerzte. „Wir bekamen die Chance unser Spiel in einer bekannten Firma vorzustellen und sie machten uns sogar ein Angebot. Allerdings gab es eine Voraussetzung.“
 

Seth konnte sich denken, worin diese Voraussetzung bestand und wie es am Ende zum Bruch der Freundschaft kam.
 

„Nur ich und Asako bekamen das Angebot, nach unserem Abschluss in dieser Firma als Spieleentwickler zu Arbeiten. Meiner Freundin machte das nichts aus. Sie wollte von vornherein etwas mit Mode machen und nahm es nicht sonderlich schwer. Kenzo hingegen rastete aus. Er konnte einfach nicht akzeptieren, nicht gut genug zu sein.“ Yasuo lehnte sich zurück und neigte seinen Kopf zu Seth. „Damals waren wir jung und sahen nicht die Möglichkeit zu studieren und auf diesem Weg an den Wunschberuf zu kommen. Für Kenzo wäre dies eine Lösung gewesen.“ Yasuo fing wieder an zu tippen. „Zu diesem Zeitpunkt war ich zu naiv und hielt unsere Freundschaft für echt. Mit 17 wurde ich dann verhaftet, weil ich mich in den Zentralcomputer der Polizei gehackt haben soll und wichtige Daten gelöscht habe. Ich konnte meine Unschuld nicht beweisen und kam für ein Jahr ins Gefängnis.“
 

„Kenzo!“, flüsterte Seth.
 

„Richtig, aber ich konnte ihm nichts nachweisen. Meine Frau hat die ganze Zeit zu mir gehalten, während sich meine Familie von mir abwendete. Ich wurde als Schande beschimpft und war fortan ein Außenseiter. Da verstand ich, dass ich nur noch meine Freundin hatte, die ich gleich nach meiner Entlassung geheiratet habe. Kurz darauf erwarteten wir ein Kind und zogen in das kleine Apartment. Ich wusste nicht, dass auch Kenzo ins Nebenhaus zog und auch Asako ein Kind erwartete. Später habe ich herausbekommen, dass er sie nur geheiratet hat, damit sie nicht als Spieleentwicklerin anfangen kann. Er tyrannisiert sie, um sich an ihr zu rächen. Leider hat sie das zu spät erkannt und hat durch Kenzo jegliches Selbstvertrauen verloren. Egal wie oft ich ihr meine Hilfe anbot, schlug sie sie aus.“
 

Seth saß mit offenem Mund da. „Aber…ich dachte…ihr habt euch erst kennenlernt als ihr in die Wohnung gezogen seid.“

Yasuo atmete zittrig durch. „Wenn ich eine Affäre nach Hause bringe und Asako mit ihr ins Gespräch kommt, erzählt sie nichts von unserer gemeinsamen Vergangenheit. Sie ist sehr taktvoll und will mich nicht unangenehmen Fragen aussetzen.“

„Deshalb…“

„Ich wollte keine Beziehung mit dir, weil ich Angst um dich hatte. Ich wusste zwar zu was er fähig ist, aber dass er sogar ein kleines Kind entführt, war nicht abzusehen.“ Yasuo hielt erneut inne und senkte den Kopf. „Weißt du wie erleichtert ich wegen des Brandes bin? Ich konnte Asako nie im Stich lassen und erst jetzt weiß ich, dass man Menschen nicht vor sich selbst schützen kann. Ich hatte ihr oft angeboten eine andere Wohnung zu finden, damit sie von Kenzo wegkommt. Sie hat es stets abgelehnt, deshalb blieb ich in ihrer Nähe und habe mich um Bakura gekümmert. Endlich habe ich einen triftigen Grund nicht mehr in dieses Viertel zurückzukehren.“
 

Deshalb nahm Yasuo dieses Unglück auf die leichte Schulter. Er sah es als Neuanfang. Die Puppe war lediglich ein Katalysator um irgendwie seine Wut auf sich selbst zu kompensieren.
 

„Es tut mir leid!“ Yasuo wendete sein Gesicht ab, damit er seine Tränen verbergen konnte. „Wegen mir wurdet ihr hineingezogen. Weil du deinen Anwalt hinzugezogen hast und eure Zusammenarbeit meinetwegen gelöst habt, will er sich an dir rächen. Ich hätte dir davon erzählen sollen, aber ich konnte nicht. In den letzten Monaten war ich glücklich und ich wollte dieses Glück nicht hergeben. Wir waren wie eine echte Familie und ich habe jede einzelne Sekunde davon genossen. Erst als du mir klargemacht hast, dass wir eine richtige Beziehung führen, bin ich aus meinem Traum erwacht. Ich habe viel zu spät geschaltet. Du bist durch mich in Kenzos Fokus gerückt und wurdest zu seiner Zielscheibe.“ Yasuo konnte die vielen Tränen nicht zurückhalten. All seine Emotionen, die unterdrückte Wut, die Ohnmacht brachen aus ihm heraus. Jahrelang hatte er seine Gefühle unterdrückt und jetzt konnte er sie nicht mehr zurückhalten.
 

Seth hingegen musste die vielen Informationen verarbeiten. „Dann liebst du mich? Du siehst nicht nur eine Affäre in mir?“ Die ganze Zeit machte Yasuo einen unbeschwerten und glücklichen Eindruck. In Wirklichkeit trug er eine zentnerschwere Last mit sich herum. Wie konnte er das nicht bemerken? Tag ein Tag aus waren sie zusammen, nahmen ihre Mahlzeiten gemeinsam ein, arbeiteten zusammen, kümmerten sich um ihre Kinder. All die Zeit hielt Yasuo seine Fassade aufrecht und ließ sich seine Sorgen nicht anmerken. Wie konnte er nichts bemerken? Wie konnte er so blind sein?
 

„Ich sehe längst keine Affäre mehr in dir.“, bestätigte Yasuo mit verweinter Stimme, während er versuchte den Tränenfluss zu stoppen. „Auch Atemu hat es gemerkt und nennt dich deshalb Papa. Der kleine Frechdachs beobachtet mich ganz genau und konnte mich spielend leicht durchschauen. Bisher mochte er keinen den ich mit nach Hause gebracht habe und er hat sie meistens ignoriert. Erst als er gemerkt hat wie ich für dich empfinde, hat er dich als Vater akzeptiert.“
 

„Und ich hatte mich schon gewundert. Dann war das also ein deutliches Zeichen und ich dachte Atemu wäre bei allen so aufgeschlossen.“ Dann wollten sie beide das Gleiche. „Auch Seto sieht in dir einen Vater, auch wenn er sich reservierter verhält. Durch Atemu ist er richtig aufgeblüht. Ob das noch der Fall sein wird, wenn wir ihn gefunden haben?“

„Wir werden alles tun, damit er mit diesen Erinnerungen leben kann.“ Yasuo wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers übers Gesicht und nahm seine Arbeit wieder auf.
 

„Was ist mit deiner Frau passiert?“ Diese letzte Frage konnte Seth nicht für sich behalten, auch wenn sie taktlos klang.

„Sie…wurde von einem Auto überfahren. Sie war mit Asako verabredet und wollte mit Atemu, der damals erst wenige Monate alt war, einen Stadtbummel machen. Der Autofahrer fuhr ungebremst in sie rein und machte sich dann aus dem Staub. Sie war sofort tot. Den Fahrer hat man nie ausfindig machen können.“
 

Die Frage war nicht nur taktlos, sondern unangebracht. „Verzeih mir meine Neugierde.“

Yasuo schüttelte den Kopf. „Du bist der Letzte, der sich bei mir entschuldigen sollte. Ich habe geschwiegen und deshalb bist du in diese verzweifelte Lage gekommen. Ich kann mich nicht oft genug bei dir entschuldigen.“

Nach diesem Gespräch verfielen beide ihren eigenen Gedanken. Yasuo konzentrierte sich voll und ganz auf den Rechner.

Seth versuchte alle Informationen zu verarbeiten und machte sich bewusst, wenn sie Seto wohlbehalten zurückbrachten, eine echte Familie sein konnten. Sein Herz schwang zwischen Glück und großer Verzweiflung. Er war nicht allein, sondern hatte jemanden an seiner Seite, auf den er sich verlassen konnte.
 

Zwei quälend lange Stunden musste Seth ausharren bis Yasuo es endlich schaffte die Spur des Hackers zurückzuverfolgen. „Dort müssen wir hin.“ Yasuo öffnete eine Karte auf seinem Handy und gab den Zielort ein.

„Das ist ganz schön weit weg.“, was Seth wieder resignieren ließ. Sie fuhren locker zwei Stunden und dann mussten sie noch ein gutes Stück zu Fuß gehen, weil sie ab einem bestimmten Punkt mit dem Auto nicht weiterkamen.
 

„Ob Kenzo wirklich dort ist? Ist er so dumm, oder will er von uns gefunden werden?“ Yasuo überlegte, was das beste Vorgehen wäre.
 

„Sollen wir die Polizei hinzuziehen?“ Seth war sich ebenfalls nicht sicher.

„Ich könnte Rishid bitten mitzukommen. Er kann uns eine große Hilfe sein. Er kennt Kenzo und weiß ihn einzuschätzen.“

„Dann bist du gegen die Polizei?“ In Anbetracht der schlechten Erfahrungen die Yasuo mit der Polizei erfuhr, wunderte ihm sein Zögern nicht.

„Das entscheide ich nicht, sondern du. Es geht um deinen Sohn. Ich werde mich lediglich deiner Entscheidung beugen.“
 

„Dann stehst du also hinter mir, egal wie ich mich entscheide.“ Seth überlegte und wog alle Möglichkeiten ab. Durch Yasuo hatte er endlich einen Anhaltspunkt und er schien zu wissen, was er tat. „Frag Rishid und dann lass uns fahren.“
 

*
 

Verzweifelt versuchte Asako ihr Baby zu beruhigen, das unaufhörlich weinte. Der kleine Bakura klammerte sich an seine Mama, während Seto den bösen Mann, der an einem kleinen Schreibtisch saß, anfunkelte.
 

„Bring dieses scheiß Gör zum Schweigen!“, brüllte Kenzo.

„Er braucht neue Windeln und ich habe keine.“ Hin und her wiegen brachte leider nichts, denn die Windel war inzwischen klatschnass. „Beruhige dich, Ryo, ich flehe dich an.“
 

„Lass Ryo in Ruhe!“, knurrte Seto und stellte sich vor Asako. „Du bist ein böser Mann. Ich hasse dich!“
 

„Halt die Klappe du mieses Balg, sonst stopfe ich dir das Maul.“ Kenzo hockte nervös vor seinem Laptop. „Der hat mich wirklich gefunden.“ Dabei hatte Yasuo längst nichts mehr mit Computern am Hut und trotzdem übertraf er ihn um Längen. Von hier verschwinden kam nicht in Frage, denn im Gegensatz zu Yasuo, konnte er sich auf sein Kommen vorbereiten. „Was mach ich jetzt?“ Kenzo drehte sich zu seiner Familie um. „Asako, du wirst mir einen Gefallen tun!“ Es wurde Zeit Yasuo erneut sein Glück zu nehmen und dafür zu sorgen das er sich nie wieder in seine Angelegenheiten einmischen konnte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Duchess
2023-01-30T23:53:38+00:00 31.01.2023 00:53
So jetzt aber auch hier. Ich bin gestern einfach nicht mehr dazu gekommen dir auch hier meinen Senf dazuzugeben.
Erstmal WTF? Kenzo??? Der hat sein ganzes Leben nach der Schule darauf aufgebaut sich an den ehemaligen Freunden zu rächen? Der hat seine Freundin sogar geheiratet nur um sie damit zu quälen? WTF?
Kein Selbstbewusstsein und Neid sind ja das eine, aber das was da passiert ist nimmt doch ganz andere Ausmaße an.
Und der Typ, der Fahrerflucht begangen hatte war am Ende auch er, oder zumindest wer, den er angeheuert hatte. Weil wie sonst sollte man einen Säugling um die Ecke bringen?
Und ausgerechnet Kiki überlebt das ganze Drama unbeschadet XD
Ich fand ja auch den Polizisten niedlich, wie er vom kleinen Atemu so angetan war.
Und endlich weiß Seth auch weshalb er keine Beziehung zu ihm wollte, dem alten Lackaffen XD
Klar auch, dass Yasuo sein Leben im Prinzip nur seinem Sohn widmete und dafür auch sein Studium abbrach. Die Gefahr war und ist halt akut.

Jetzt bin ich aber schon wieder wahnsinnig gespannt was da Asako als nächstes machen soll.
Das kann nur richitg ekelhaft werden.

Und wenn Atemu an Setos Stelle gewesen wäre, würde es Kenzo sicherlich mehr an den Nerven zerren. Kiki hätte ihn fertig gemacht, und Atemus Dauerheulen, wenn er Kiki etwas angetan hätte noch mehr! dem "blöden Pisser" um es in Atemus Worten zu sagen XD
Antwort von:  DonnaHayley
31.01.2023 14:48
Alles gut, du schreibst immer so viel und dafür braucht man Zeit. :)

Der gute Kenzo ist nicht ganz richtig. Das hat Yasuo aber zu spät erkannt und leider auch Asako. Sie leidet sehr unter ihm, aber sie ist aus anderen Gründen bei ihm geblieben als Yasuo glaubt. Er schätzt das alles falsch ein und hat nur seine Sicht der Dinge erzählt.

Ausgerechnet Kiki hat überlebt. XD Aber ihr ganzes Zubehör wurde Opfer der Flammen. Da wird Atemu viele Krokodilstränen fließen lassen, um alles wieder zu bekommen. (Armer Yasuo)

Wenn der Polizist wüsste wie frech der kleine Atemu sein kann... XD

Seth hat anfangs nicht den besten Eindruck gemacht. ;D Aber er hat sich im laufe der Zeit gebessert.
Endlich hat Seth seine Antworten bekommen und kann Yasuo verstehen. Er macht sich jetzt Vorwürfe, dass er nicht hinter Yasuos Fassade blicken konnte und sein fröhliches Äußeres meistens nur gespielt war.

Da ich ziemlich oft sehr böse zu meinen Charas bin, wird Asako vorsichtig sein müssen.

Kiki hätte ihn in Atemus Welt besiegt. :D
Atemu würde kein Blatt vor den Mund nehmen und Kenzo nach allen Regeln der Kunst beschimpfen. Atemu wäre eine sehr nervtötende Geisel. (Der blöde Pisser) XDDDD

Von:  Duchess
2022-12-13T11:15:39+00:00 13.12.2022 12:15
Na das Date lief ja grauenvoll.
Warum musste Seth auch unbedingt die Begrifflichkeiten so festsetzen.
Ohne dem hat’s doch auch geklappt?!
Und Yasuo hat sich verhalten wie in einer Beziehung.
Und das mit dem Hackerangriff tippt das Ganze noch einmal. Gerade jetzt bräuchte er Yasuo. Also sofern er in diesem Universum dieselben Fähigkeiten hat wie in der original Storyline. Aber würde Seth auf die Idee kommen ausgerechnet Yasuo davon zu erzählen? Seth dürfte ja nicht wissen, dass Yasuo das kann.
Und der kleine Seto ist nun auch noch in Gefahr.
Vielleicht erfährt Yasuo ja über die Kleinen was da passiert ist und hilft aus, weil es sich um Kenzos Werk handelt?
Deshalb war es in der Familie gefühlt auch so ruhig. Der Typ hat seine Rache geplant.

Und Rishid hat seinen Kinderwunsch aufgegeben - na herrlich XD
Das war aber nicht anders zu erwarten.
Nur dass Atemu leer ausgegangen ist bei dem Spektakel und sich wieder mit Seto gezofft hat.
Im Prinzip hätte Rishid den Computer auch wieder umtauschen können, dann hätten beide nichts gehabt.
Aber tja, er ist halt auch nur ein Knasti und nicht Kriegserprobt
Antwort von:  DonnaHayley
18.12.2022 18:43
Seth braucht es leider genau definiert und er wollte es von Yasuo hören. Damit stach er in ein Wespennest und hat genau das Gegenteil erreicht.
Ja, Yasuo hat in diesem Universum die gleichen Fähigkeiten, aber er nutzt sie nicht. Und nein, Seth weiß davon nichts. Damit hält sich Yasuo seit seinem Gefängnisaufenthalt zurück.
Du hast einen guten Riecher. Kenzo hat alles gut vorbereitet und hat seine Familie deshalb in Ruhe gelassen.

Rishid wird sich nach diesem Erlebnis erholen und erstmal vom Kinderwunsch absehen. Das wird ihm nachhaltig im Gedächtnis bleiben und Seto lacht sich ins Fäustchen, weil sein Plan von Erfolg gekrönt war. :D
Erzähl Rishid nicht das er den Computer hätte zurückgeben können. ;D

Von:  CharlieBlade1901
2022-12-12T21:52:59+00:00 12.12.2022 22:52
Charlie: „Kenzo?“
Atemu: „Safe wer denn sonst?“
Seth: „Ich bringe ihn um, wenn er meinen Sohn auch nur anfässt?“
Yasou: „Wie kam er an die Firmendaten?“
Joey: „Hacking das lernt mal schnell ein wenig datenveränderung, etwas mit der Firewall spielen, wichtige Daten umändern. Fertig!“
Charlie: „…“
Yasou: „…“
Seth: „…“
Joey: „Was? Ich kenne mich halt aus.“
Charlie: „Will ich wissen woher du das weißt?“
Joey: „Ähm muss ich darauf antworten?“

Antwort von:  DonnaHayley
13.12.2022 10:45
🤣🤣🤣🤣🤣🤣
Yasuo: "Wir sollten uns mal zusammensetzen. Deine Fähigkeiten kannst du gut nutzen."
Seth: "Vergiss es! Das ist bestimmt wieder was illegales."
Yasuo: "Wie kommst du darauf?"
Seth: "Ist es das?"
Yasuo nickte kleinlaut: " Irgendwie schon."
Seth wendete sich Joey zu. "Yasuo ist kein guter Umgang."
Yasuo: "Hey..."
Von:  yurivh
2022-11-25T11:41:17+00:00 25.11.2022 12:41
Super mega Kapitel. Oh ja kleine Kinder können unberechenbar sein. Die versuchen alles um alles was sie wollen zu bekommen.
Antwort von:  DonnaHayley
27.11.2022 17:25
Lieben Dank. ^///^
Es freut mich wenn dir meine kleine Geschichte Gefällt.
Das war nur ein kleiner Test von Seto. Er wollte wissen wie naiv ihre Papas sind. :D
Von:  Duchess
2022-11-21T19:46:27+00:00 21.11.2022 20:46
Na da werden die beiden Väter wohl ordentlich auf der Hut sein müssen.
Die beiden haben die Tricks schon echt gut drauf und Yasuo scheint sich in dem Haushalt ja ganz wohl zu fühlen.
Er sagt nur immer noch, dass er keine Beziehung will.
Merkwürdig sein Verhalten.

Und ich bekomm gerade total Lust auf eine Vanillestange…
Antwort von:  DonnaHayley
27.11.2022 17:24
Yasuo und Seth werden sich noch wundern. Besonders Seto will ein ganz besonderes und leider auch teures Spielzeug haben. Dafür muss er seine grauen Zellen anstrengen.

Eigentlich befinden sich Yasuo und Seth in einer Beziehung, solange Seth es nicht ausspricht. Es ist alles eine Sache der Definition, besonders für Yasuo der sehr schwierig sein kann.

Die ist total lecker. :D
Von:  CharlieBlade1901
2022-11-16T17:45:46+00:00 16.11.2022 18:45
Oh Gott Seto hat den Spielzeug Ausspieltrick aufgenommen. Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Ok für Seth und Yasou ist es nicht gut. Ich mach mich darüber gerne lustig wenn es zu den ersten Geschenken für beide kommt 😂😂
Antwort von:  DonnaHayley
16.11.2022 20:26
Der kleine Seto lernt schnell und wehe er bekommt nichts, wenn Atemu etwas kriegt. ;D Nicht nur Atemu lernt von Seto, sondern auch umgekehrt. Sie werden es bald raushaben ihre Papas gegeneinander auszuspielen. :D
Von:  Duchess
2022-11-13T21:14:55+00:00 13.11.2022 22:14
„Ich mag dich nicht mehr Papa“ Awmmm wie süß! Das Papa hätte er ja schließlich nicht beibehalten müssen.
Und Yasuo plaudert in aller Ruhe in seiner Zelle mit den anderen Gefangenen XD
Aber Seth hat mit dem kleinen Tipp ja richtig gut alles im Griff.
Und was diesen Kenzo angeht…. Nuuun ich dachte ja das wird so ne Familiengeschichte aber offenbar willst du da ja noch richtig fiese Sachen einbauen. Oh oh oh
Antwort von:  DonnaHayley
14.11.2022 22:11
Der kleine Atemu mag den Gedanken zwei Papas zu haben und auch wenn er sauer ist, bleibt Seth sein zweiter Papa. Da ist er konsequent. :D
Yasuo macht sich eine entspannte Zeit. ;D Er nimmt das nicht so schwer und er weiß das Atemu bei Seth in guten Händen ist.
Das mit Kenzo hatte ich von Anfang an geplant, obwohl es nicht so viele Kapitel werden sollten. Wenn ich es zu schnell runtergerattert hätte, wäre ich mit dieser Geschichte nicht zufriedengewesen. :)
Antwort von:  Duchess
15.11.2022 11:26
Klein Atemu hat sich aber auch wunderbar aufgeführt im Restaurant. Das muss Seth richtig Nerven gekostet haben XD
Aber schön, dass der junge Mann da so konsequent ist.
Das wird ein herrliches Wiedersehen werden XD
Antwort von:  DonnaHayley
15.11.2022 12:24
Es hat Seth unzählige Nerven gekostet. XD
Die Papas werden sich noch wundern, wenn ihre Sprösslinge anfangen sie gegeneinander auszuspielen. ;D
Antwort von:  Duchess
15.11.2022 15:04
… der eine wird dafür viele neue Kleider bekommen und der andere viele neue Kuscheldrachen XD
Antwort von:  DonnaHayley
15.11.2022 18:19
XDDDDDD
Wenn Yasuo das seinem Sohn in zehn Jahren vorhält...XDDD
Von:  Duchess
2022-11-07T16:39:34+00:00 07.11.2022 17:39
Ouh jeeeee
Die beiden waren sogar mal Freunde? Und dann kam das dabei rum?
Immerhin könnte man Yasuos Eingreifen als Notwehr auslegen. Sie hatte ihn ja indirekt um Hilfe gebeten.
Dabei war der Geburtstag doch so schön
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:48
Die Rückblende bzw. die Erzählung dazu kommt noch. Yasuo war zu naiv und hat sich blenden lassen.
Jetzt wird Seth beweisen, wie er mit dem eigenwilligen Atemu zurecht kommt, der seinen Papa sehr vermisst.
Antwort von:  Duchess
07.11.2022 20:52
Oh stimmt ja, der kleine Atemu muss ohne Papi ausharren. Aber für Seth wäre das ein Schlüssel zu Yasuo
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:54
Leider ist der kleine Atemu seeeeeehr verwöhnt und er hängt noch mehr an seinem Papa. Seth wird es nicht leicht haben.
Antwort von:  Duchess
07.11.2022 21:06
Das ist völlig okay XD
Wenn Seth Yasuo wirklich will muss er sich halt mal ins Zeug legen!
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 21:07
Sehe ich ganz genauso. :D
Ohne Mühe, keinen Lohn. XD
Von:  CharlieBlade1901
2022-11-06T17:45:43+00:00 06.11.2022 18:45
Charlie: „Mega süß was da am Ende passiert ist. Ich weiß nur nicht, ob ich jetzt hoffen soll, dass Bakura Mutter mit ihm zusammen kommt oder Seth. Denn irgendwie will ich beide pairings und sowohl Bakura wie auch Seto als Bruder. Mir würde sogar ne WG mit den dreien gefallen und bakuras Mutter mit Joeys diesmal mal nicht Alkohol abhängigen sondern ausnahmsweise mal normalen Vater. Ich werfe die Idee einfach mal so in den Raum.“
Seth: „Hm interessant würde mir vielleicht auch gefallen. Was meinst du.“
Yasou: „Es wäre ne Überlegung wert.“
Antwort von:  DonnaHayley
07.11.2022 20:46
Bakuras Mutter wäre nicht abgeneigt. Mit Yasuo hätte sie einen liebevollen Mann, der ihre beiden Kinder annehmen würde.
Ich muss gestehen, beim schreiben kam mir der Gedanke auch.
Joey hat in dieser Geschichte einen tollen Papa, der seine Frau auf Händen trägt.
Ich schau mal wie sich das Ganze entwickelt.
Von:  Duchess
2022-10-24T12:08:31+00:00 24.10.2022 14:08
Es machen die beiden Kleinen eigentlich wenn’s ein Mädchen wird?
Kindliche Vorstellungskraft ist echt süß.
Und Seth hat Recht: der Nachname passt zu Atemu X‘D
Armer Yasuo so schlimm find ich seinen Namen wirklich nicht auch wenn mich die Bedeutung im Zusammenhang mit seinem Charakter tatsächlich irritiert XD da hatte jemand Sinn für Humor!
Aber traurig ist es schon wie vehement Yasuo sein Single Dasein verteidigt und auf keinen Fall etwas mit Seth im Bezug auf seine Beziehung zu tun haben will.
Bin gespannt, was da noch in Yasuos Unterlagen stand und wie Seth weiter vorgehen wird. Ich hoffe mal, dass er sich nicht so leicht unterkriegen lässt.
Und ich hoffe, dass Seth bald schon eine Schachtel Pralinen und Blumen auf seinem Schreibtisch finden wird und sobald er die Schachtel öffnet kommt ein Zettel heraus mit „ha, jetzt bist du schwanger!“

Bester Moment: „darf ich auch anfassen“
Antwort von:  DonnaHayley
27.10.2022 20:37
Wenn es ein Mädchen wird, machen die Zwei ganz schön lange Gesichter. ;D
Sie wollen unbedingt einen kleinen Bruder haben, damit sie bei Joey angeben können, der wiederum mit seiner kleinen Schwester angibt.
Zu Atemu passt der Name, aber nicht zu dem jungen Yasuo. XD
So leicht wird Seth nicht aufgeben. Für ihn passt alles zusammen und geht nach dem Motto; wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Mal schauen ob er immer noch so denkt, wenn er Yasuo auch von seinen schlechten Seiten kennenlernt.

Auf jeden Fall wird Yasuo das nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Rache ist süß. ;D

Das hat Yasuo ihm seeeeehr Übel genommen. XDDDD


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