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Wenn diese Nähe nicht mehr reicht

von

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Stress und Annäherung vertragen sich nicht

Sayos Sicht:
 

Fluchend schwang meine Tragetasche auf meinem Oberkörper schnell vor und zurück. Ich war in Eile, wie nicht schwer zu erkennen. Den Menschen, an denen ich vorbeizog, welche mich mit verwirrtem Blick einfingen, schenkte ich keine Beachtung. Gerade jetzt war es umso wichtiger rechtzeitig anzukommen! Es war wieder einmal typisch ich: Statt nach dem Klingeln des Weckers aufzustehen musste ich mich ja unbedingt im Bett umdrehen. Der perfekte Morgenmuffel. Das hatte zur Folge mich bei jeder Tätigkeit wie verrückt zu beeilen. Sogar mein Frühstück musste ich runter schlingen. Und dabei fing heute doch mein erster Arbeitstag an! Nun in der vollkommen überfüllten Bahn eingestiegen fixierte ich, die Hände an den Stangen sowie auch an meiner Tasche krallend - man konnte nie wissen wo Diebe ihr Unwesen trieben -, die Anzeige Tafel der Haltestellen. Innerlich machte ich mir noch mehr Druck. *Tick Tack, Tick Tack* schienen meine Gedanken überreagierend zu scherzen, was meinen Puls nah an ihre Grenzen brachte. Dann ein Griff in meine Jackentasche das Handy rausholend starrten meine überhetzten Augen auf das leuchtende Display. *Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich komm sowas von zu spät!*
 

Als endlich die Türen zu besagter Haltestelle aufgingen war ich schon mit einem Satz draußen, um dann nur wieder vom neuen los zu düsen. Das hohe, fast schon ehrfürchtige, Gebäude kam langsam in Sicht. Während einen Blick aufs Handy riskierend beschleunigte ich meinen Spurt. Immer mehr atmete ich lauter, bis es zum Schnaufen überging. Wie ich rennen doch hasste! Schnell ließ ich zuletzt noch den Weg hinter mir, der meine letzte Energie aufbrauchte. Dann vollkommen fertig kam ich vor dem Lift zum Stehen. Keuchend drückte ich eilig einige Male den Schalt Knopf. Als ob die knappe Zeit mir zuwinken würde, mit den spottenden Worten 'Da bin ich wieder. Hast du mich vermisst?', rührte sich der Aufzug nicht. Stattdessen zählte die kleine Anzeige Tafel von 89 runter. *Nicht doch! Das darf nicht wahr sein! Tu mir das nicht an!* Selbst wenn ich wollen würde, ich hätte nicht die Chance die Treppen zu benutzen. Die Abteilung, in der ich erscheinen sollte, war im 55. Stockwerk. Schleichend langsam kam es mir vor, während ich hibbelig wartete. Dann endlich erreichte es das Erdgeschoss. Jedoch fuhr dieser weiter runter zum Untergeschoss. Fassungslos blieb vor Panik mein Herz stehen, um dann doppelt so schnell in meiner Brust hämmernd zu schlagen.
 

Nein, bitte nicht! Das kann doch einfach nur ein schlechter Scherz sein! Ich fühlte mich so langsam verarscht, doch ein Witz war das bei weitem nicht. Ich hatte die Vermutung, dass meine Pechsträhne mir etwas sagen wollte. Abgesehen davon verschlafen zu haben, was bitte berechtigte es mich zu strafen? Ich war mir ansonsten keiner Schuld bewusst. Schritt für Schritt fuhr dann dieser von unten zu mir hinauf und stellte somit meine Geduld auf eine harte Probe. Bis dieser mit einem Ping aufging, wobei ich mich sofort daran machte einzusteigen. Da sah ich darin schon jemanden, der ebenso nach oben wollte. Seufzend stellte ich mich gleich neben diesem Mann, - zugleich den gewünschten Zahl Knopf drückend -, welcher lange, schwarze Haare besaß. Als auch Stirnfranzen seine Stirn umrahmten. *Ungewöhnlich einen Mann mit so langen Haaren zu sehen.* dachte ich mir in diesem Moment. Was nicht hieß, dass ich es nicht mochte. Im Gegenteil. Irgendwie stellte das bei diesem Mann Eleganz dar. Noch weiter sah ich mir sein Profil an. Schick angezogen, so wie es sich in einer Büroarbeit gehörte. Breite Schultern, die einige Zentimeter höher gingen als die meinigen. Ich musste zugeben, dass seine entspannten Gesichtszüge Unnahbares ausstrahlten. Seine Körperhaltung sogar eine mächtige Ausstrahlung besaß, die einem einschüchterte, jedoch der Charme dahinter kein bisschen verloren ging.
 

Mein Gegenüber beobachtete mich mit seinen braunen Augen von der Seite aus ebenso. Nicht verärgert auf die unhöfliche Art wie ich ihn ansah, wurde mir erst jetzt bewusst. Leichte Neugier zeigte dieser Blick. Ich nahm mal an, da ich heute zum ersten Mal hier war. Sofort ging mein Blick zu der Anzeige Tafel. Meine Zähne knirschten. Erst das zehnte Stockwerk! Die Zahl fixierend verengten sich meine Augen grimmig. Ich tadelte mich in Gedanken: *Also jetzt habe ich echt den Verstand verloren! Was bitte ist in mich gefahren, dass ich diesen Mann mit Interesse betrachte, als mich auf das nicht zu spät kommen zu konzentrieren?!* Von da an blieben meine Augen starr auf die Zahl gerichtet. Doch das blieb nicht für lang. Na, zum ersten Mal hier, heute? erhob sich die Stimme dieses Mannes. Selbst die dunkle, seidige Stimme verlieh seinem Aussehen das gewisse Etwas. Ich riss mich zusammen. Ja, so ist es! Heute beginne ich meinen ersten Arbeitstag! In welchem Abteil? fragte er sogleich. Im 55. Stock für Büroarbeitenden und Assistenten. So ist das also! Ich verstehe! Eine Verwaltungsassistentin also.
 

Verwirrt kräuselte sich meine Stirn, wodurch ich den Kopf wie zuvor zu ihm bewegte, um mir sicher zu sein, dass ich mir diesen amüsanten Ton nur eingebildet hatte. Jenes tat es jedoch nicht. Seine Mundwinkel hoben sich tatsächlich erheiternd. Begleitend ging eine Augenbraue in die Höhe, was diese Mimik nur verstärkte. Machte der sich über mich lustig? Früh aufzustehen zählt nicht zu Ihren Stärken, nicht wahr? Japp. Eindeutig lachte der Mann vor mir mich gerade aus. Prima… *Moment! Hat er gerade gesagt, dass-!?* Sprachlos wusste ich nicht was ich sagen sollte. Dazu versteifte sich mein Körper vor Überraschung. Als ich meine Fassung zurück gewann senkte sich mein Blick. Ist das so offensichtlich? wollte ich wissen. Ein leises Lachen begleitete seine Worte.
 

Na ja, so schlimm sieht es nun auch nicht aus. Ich habe schon andere gesehen, auf die es ausgeprägter zutrifft. Etwas unwohl fühlte ich mich so einfach durchschaut worden zu sein. Zartes Rot bildete sich auf meinen Wangen und ich schwieg. Das Aufspringen der Türen des 55. Stockwerks erlöste mich von dieser angespannten Atmosphäre in diesem kleinen Raum. Ich ergriff als erstes das Wort. Also dann. Viel Erfolg am Arbeitsplatz! Das wird es sicherlich! Seien Sie erfolgreich bei Ihrem ersten Arbeitstag! Wir werden uns bestimmt wiedersehen! Allmählich zweifelte ich an meinem Urteilsvermögen ihn "angeschmachtet" zu haben. Dieses Grinsen hatte etwas Unheimliches an sich, was mich instinktiv am liebsten zurückweichen lassen wollte. Ohne eine Antwort zu geben verließ ich schnellen Schrittes den Aufzug und machte mich daran zu meinem Chef zu gelangen.



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