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Herzschmerzhelden

von

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Zeit für die Wahrheit

„Alles okay, Kumpel?“

 

Im Licht der explodierenden Sterne schauen mich Pascals gerunzelte Brauen fragend an. Auch sein Blick ist nicht von schlechten Eltern. So richtig besorgt. Zum Gruseln.

 

„Ja klar, alles supi“, sage ich und weiß im selben Moment, dass er jetzt unter Garantie weiß, dass etwas nicht stimmt. Ich mein, wer sagt schon 'supi'?
 

„Ich hab nur was im Auge.“

 

Oh fuck, echt jetzt? Habe ich das gerade wirklich gesagt? Warum? Ich meine, ich heule nicht mal. Warum sage ich so was? Ich sollte echt mal zum Arzt damit gehen. Das ist doch nicht normal.

 

Auch Pascal scheint zu finden, dass normal anders geht. Jedenfalls mustert er mich jetzt noch kritischer und dann …

 

„Oh scheiße!“

 

Äh ja … gut. Das ist jetzt nicht so ganz die Reaktion, die ich erwartet habe.
 

„Ich bin so ein Klappspaten. Man, warum sagst du denn nichts?“

 

Sagen? Was denn sagen? Ich meine, ich habe doch gerade schon genug Schwachsinn von mir gegeben. Warum sollte er jetzt noch mehr davon wollen?
 

„Wenn ich geahnt hätte, dass du …“

 

Oh natürlich. Jetzt bricht er auch noch mitten im Satz ab und erwartet, dass ich den Rest der Aussage anhand seiner mehr als dürftigen Mimik errate. Man, Junge! Sprich Deutsch mit mir!

 

„Und ich denk noch so: 'Warum hängt Fabi denn jetzt drinnen ab?'“, fährt mein Freund doch tatsächlich fort und schwankt dabei zwischen Lachen und Bedauern. „Oh man, das tut mir so leid. Ich wollte euch echt nicht stören, aber das Feuerwerk und …“

 

Wieder beendet er den Satz mitten im Wort und sieht mich aus großen, dunklen Kulleraugen an. Und ich? Ich hab voll den Flashback. Von Bruno. Bruno, der mir erzählt, dass er wegzieht. Weg! Und ich weiß nicht mal, wohin. So ein dämliches, dummes, verficktes, Riesena…
 

„Ist er noch hier?“

 

Ich blinzele und sehe mich statt mit einem geknickten plötzlich mit einem neugierigen Pascal konfrontiert. Einem, der sich den Hals verrenkt, um zu sehen, ob Bruno …

 

Vorsicht! Er weiß nicht, dass es Bruno ist.

 

„Ich … wir … äh … wir haben Schluss gemacht.“

 

Eh? Mein Ernst, jetzt? Ich suche nach einer guten Ausrede, um Pascals Aufmerksamkeit von der Terrassentür loszueisen, und das ist das Erste, was mir einfällt? Wirklich?

 

Allerdings muss man mir wohl zugutehalten, dass es funktioniert. Pascal hört auf, hinter mich zu starren, und fokussiert sich wieder auf meine Wenigkeit. Leider ist seine Reaktion kein Stückchen besser als vorher.
 

„Ihr habt … was? Dein Ernst?“

 

Ja, schon irgendwie. Ich meine, wenn man die Lage bedenkt und …

 

„Was für ein Arschloch!“

 

Wieder blinzele ich, denn obwohl das ja schon irgendwie das ist, was ich auch gerade gedacht habe, komme ich bei Pascals Stimmungsschwankungen gerade nicht ganz mit. Warum ist er denn jetzt sauer?

 

„Der kann doch nicht an deinem Geburtstag mit dir Schluss machen. Spinnt der? Oh, wenn ich den in die Finger kriege, dann kann der aber was erleben. Den verarbeite ich zu Hackfleisch.“

 

Pascal ballt drohend die Fäuste und ich muss bei dem Gedanken, wie er auf Bruno losgeht, schon ein bisschen grinsen. Immerhin ist Pascal nicht viel größer als ich und auch nicht gerade ein Muskelprotz. Trotzdem muss er irgendwo italienische Wurzeln haben oder so. Sein Temperament ist jedenfalls nicht von schlechten Eltern.
 

„Komm wieder runter, Alter“, sage ich und lege ihm beruhigend die Hände auf die Schultern. „Es war schon vorher Schluss.“

 

Wieder ändert sich Pascals Gesichtsausdruck, diesmal zurück zu Verwirrung und Fassungslosigkeit. Ich glaube, der ist gerade echt noch gebeutelter als ich.

 

„Ich wollt’s dir nur nicht sagen, weil du doch alles vorbereitet hast“, fahre ich fort. „Die Party, das Essen und alles. Da hab ich gedacht …“

 

Ein wenig hilflos deute ich auf das Drumherum. Die vielen Leute, das Feuerwerk, das gerade zu einem grandiosen Finale aufläuft, die vielen Lichter und die gute Stimmung und ich mittendrin als totaler Trauerkloß. Das ist wirklich nicht das, was Pascal verdient hat, bei all der Mühe.

 

Lügen haben kurze Beine, mischt sich meine Oma mal wieder ein und ich glaube, die alte Dame hat wirklich recht. Ich hätte es ihm früher sagen müssen. Kackmist, verdammter!

 

Pascal schnauft. Einen Moment lang holt er Luft, dann seufzt er und zieht mich in eine Umarmung.
 

„Tut mir leid, Kumpel“, sagt er und tätschelt mir ein bisschen den Rücken.

 

„Mir auch“, nuschele ich in sein Hemd, das er heute mal wieder offen trägt. Wie Bruno. Aber der ist jetzt nicht hier, sondern weit weit weg. Wie auf dem Mond, nur anders. Vielleicht besser. Oder schlechter. So ganz sicher bin ich mir das nicht. Ich weiß nur, dass ich in Pascal einen echt guten Freund habe. Und dass ich was zu trinken brauche. Dringend.

 

 

 

„Kommt gut nach Hause!“

 

Sina und Michelle umarmen sich noch einmal, bevor die kleine Truppe – die letzte für heute – sich endlich auf den Heimweg macht. Bei denen dachte ich echt, die würden nie gehen. Besonders weil Jonas … ach lassen wir das. Sie sind ja jetzt weg.

 

„So, das war’s“, verkündet Pascal und zieht den Stecker aus der Anlage. „Feierabend für heute.“
 

Der Garten um uns herum gleicht einem Schlachtfeld. Überall liegt etwas. Gläser, angefangene Flaschen und Pizzakartons (Wo kommen die denn her?) sowie etliche Servietten, Strohhalme und Plastikbecher verunzieren den Rasen. Ganz zu schweigen von den Tellern mit Essensresten, die die Rabatten bevölkern und so mit Sicherheit Ratten anlocken. Damit jedenfalls droht uns Michelle, nachdem Pascal und ich uns geweigert haben, jetzt noch aufzuräumen.
 

„Morgen mit Kater wird es auch nicht leichter“, verkündet sie und fängt doch tatsächlich an, den Müll einzusammeln. Ich knurre und werfe Pascal einen Blick zu.
 

„Vielleicht hättest du mal Schluss machen sollen. Deine Bitch ist ein echter Sklaventreiber.“

 

„Das hab ich gehört“, flötet Michelle von der anderen Seite des Pools und grinst mich an, als wäre sie eines der unzähligen Aufblastiere, die schon leicht luftleer im Wasser herumdümpeln. Eigentlich könnte ich ja nochmal reinspringen. Dann müsste ich wenigstens nicht aufräumen. Wer schwimmt, der nichts unternimmt oder so ähnlich. Leider scheine ich durchschaut worden zu sein.
 

„Untersteh dich!“, höre ich da nämlich schon Michelle schimpfen und frage mich, woher sie nur wusste, was ich vorhabe. Gut, dass ich mir die Schuhe ausgezogen habe, war vielleicht ein Hinweis, aber …
 

„So betrunken bist du nicht.“

 

Mhm, stimmt. Punkt für sie. Denn nachdem ich zunächst von Cocktails auf Tequila pur umgestiegen war und Michelle mich wenig später bei dem Versuch erwischte, mit einem Plastikflamingo rumzumachen, hat sie mir von da an Alkoholfrei verordnet. Das hat nun wiederum zur Folge, dass ich jetzt, vier Stunden später, wieder einigermaßen nüchtern, dafür aber viel zu wach bin. In Cola ist eben doch Koffein. Ich hätte es wissen müssen.

 

„Wir müssen noch die Stühle reinschaffen. Heute Nacht soll es regnen.“

 

„Heute Nacht soll es regnen“, äffe ich dat Michelle-Mäuschen nach und frage mich, wer eigentlich auf die dämliche Idee gekommen ist, die scheißschweren Loungemöbel auf den Rasen zu schleppen. Ich meine, die standen doch gut da, wo sie waren. Warum? Why?

 

„Komm, wir machen das zusammen“, höre ich meinen Freund sagen und stöhne etwas. Meine Fresse, der steht aber auch unter Michelles Knute.
 

„Na gut“, gebe ich mich murrend geschlagen und trotte lustlos hinter Pascal her, der schon den ersten Sessel im Visier hat. Kurz bevor er dort ankommt, bleibt er jedoch wie angewurzelt stehen. Sofort checke auch ich alarmiert die Gegend. Was? Was ist passiert? Haben wir Einbrecher? Wildschweine? Haselmäuse? Ratten?!
 

„Hey, Simmrich!“, höre ich da eine dunkle und viel zu vertraute Stimme, die sich jetzt zusammen mit einer massiven Gestalt aus dem Schatten schiebt. Vor Schreck bleibt mir doch glatt der Mund offen stehen. Was macht der denn hier?

 

„Bruno“, bringt jetzt auch Pascal heraus und betrachtet den Neuankömmling so, als wäre gerade tatsächlich ein Elch aus dem Unterholz gebrochen. Was ich ihm definitiv nicht verübeln kann. Ich meine, wir sprechen hier immerhin von Bruno …

 

„Braucht ihr Hilfe?“

 

Bruno, der ein Stück unterhalb des Abhangs stehengeblieben ist, schaut zu uns hoch und erwartet wohl, dass einer von uns eine Antwort auf seine Frage hat. Die von uns beiden offenbar noch prozessiert wird, denn weder ich noch Pascal geben auch nur ein Sterbenswörtchen von uns. Dafür erscheint Michelle auf der Bildfläche und rettet mal wieder den Tag.
 

„Bruno!“, meint sie und lächelt freundlich. „Was machst du denn noch hier?“

 

„Ich wollte beim Aufräumen helfen“, erklärt Bruno noch einmal und fühlt sich im Licht unserer geballten Aufmerksamkeit offensichtlich unwohl. Allerdings wäre Michelle nicht sie selbst, wenn sie das lange zulassen würde.
 

„Aber klar doch. Gerne“, meint sie doch glatt und wendet sich an ihr Schätzelein. „Ihr könnt doch Hilfe gebrauchen, oder?“

 

Was folgt ist einer dieser Situationen, in denen Leute die gleiche Reaktion zeigen sollten, sich jedoch nicht abgesprochen haben und dann auf eine gestellte Frage völlig unterschiedliche Antworten von sich geben. Dementsprechend nickt Pascal jetzt, während ich den Kopf schüttele, woraufhin er dann den Kopf schüttelt und ich nicke. Damit verwirren wir Bruno, der ohnehin schon aussieht, als würde er am liebsten die Flucht ergreifen. Aber er bleibt. Warum bleibt er?

 

„Gut, dann … nehm ich mal die Stühle“, verkündet er schließlich und macht sich daran, ganz alleine einen von den Loungesesseln zu schultern. Kurz bevor er das tut, wirft er mir noch einen kurzen Blick zu, so als wollte er schauen, ob ich damit einverstanden bin.

 

'Alles klar bei dir?' steht darin. Oder auch 'Tut mir leid'. So ganz sicher bin ich mir nicht. Liegt vermutlich daran, dass in meinem Kopf immer noch Ausnahmezustand herrscht.

 

„Ich glaube, wir sollten mal weitermachen.“

 

Pascals Selbstbeherrschung übersteigt meine offenbar bei Weitem. Oder sein Schock ist nicht so groß. Wie immer es auch ist, wir schaffen es irgendwie beide, uns wieder in Bewegung zu setzen. Auch wenn mein Einsatz eher einem Zombie in Zeitlupe ähnelt und ich ständig über meine eigenen Füße stolpere.

 

Ich hab gedacht, er ist heimgegangen.

 

Habe ich wirklich. Immerhin ist er während der ganzen Show nicht wieder aufgetaucht und als ich kurz nach Ende des Feuerwerks im Obergeschoss gucken gegangen bin, war er weg. Durch die Haustür raus, wie ich vermute, denn die Terrassentür habe ich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Und jetzt ist er wieder da. Und stemmt Stühle. Scheiße, warum stemmt er Stühle?

 
 

„So, ich glaube, das war’s.“

 

Michelles Feststellung eine gute halbe Stunde später reißt mich aus meinen Betrachtungen. Nachdem die Möbel abgeräumt waren, bin ich an die Getränkefront abkommandiert worden. Flaschen sortieren und Reste wegschütten. Dass ich mich dabei nochmal an der Tequilaflasche vergriffen habe, hat, glaube ich, keiner mitbekommen.
 

„Gut, ich mach mal das Licht aus.“
 

Auf Pascals Ansage hin, wird es kurz darauf merklich dunkler im Garten. Nur noch die spärliche Beleuchtung über der Lounge-Ecke ist eingeschaltet und strahlt meinen Rücken an. Das heißt dann wohl, dass ich aufhören kann so zu tun, als wäre ich beschäftigt. Aber ich trau mich nicht.
 

„Na dann …“
 

Das ist Bruno. Ich höre förmlich, wie er dasteht. Michelle und Pascal neben ihm und doch ein kleines Stück weit entfernt. Er sieht sie an.

 

„Michelle. Simmrich.“

 

Ich höre, oder vielleicht sehe ich es auch aus den Augenwinkeln in der großen Scheibe, dass er ihnen zunickt. Ein Abschiedsgruß, wie er im Buche steht. Im Bruno-Buch. Wäre wahrscheinlich kein Bestseller.

 

„Fabian?“

 

Ich schrecke zusammen. Heißkalte Ameisen rasen meinen Rücken hoch und runter und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gerade ein bisschen Pipi in meine Hose gemacht habe. Vielleicht sollte ich mal ein Buch schreiben. Oder einen Film drehen. 'Call me by my name' oder so. Hätte bestimmt Zeug zum Klassiker.

 

„Ja?“

 

Langsam drehe ich mich um, in meiner Hand immer noch die Flasche, an der ich mich die letzte halbe Stunde lang festgehalten habe. Schnell stelle ich sie beiseite und wische mir die Hände an den Hosenbeinen ab. Sie sind klebrig und feucht.

 

„Was ist?“

 

Tatsächlich steht Bruno genauso da, wie ich es mir vorgestellt habe. Gerade so am Rande des Lichtkreises, der einige Zentimeter über den Terrassenrand hinausgeht. Das Meiste von ihm ist nicht mehr als eine verschwommene Silhouette, seine Augen jedoch liegen fest auf mir.
 

„Ich … ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken. Für die Einladung.“

 

Ich schlucke. In meinem Kopf habe ich wieder dieses Summen, dass verhindert, dass ich irgendetwas denke. Also quatsche ich einfach drauf los.
 

„Klar“, erwidere ich, als wäre es das Leichteste auf der Welt. „Gerne.“

 

Für einen Augenblick habe ich das Gefühl, dass Bruno enttäuscht ist. So als hätte er … mehr erwartet. Irgendwas.

 

Doch der Moment vergeht und er nickt mir noch einmal zu, ebenso wie er das bei den anderen getan hat, bevor er sich umdreht und verschwindet. Einige Sekunden sehe ich noch, wie sich sein breiter Rücken vom Nachthimmel abhebt, dann ist er verschwunden und ich bleibe allein und verwirrt zurück.

 

Nun ja, nicht ganz allein.
 

„Bruno?“

 

Pascals Ausruf erinnert mich an ein Maultier mit Hustenreiz. So ein heiseres Blöken mit zu wenig Luft am Ende. Ein wenig konsterniert sehe ich ihn an.
 

Mein Freund starrt. Er starrt mich an, als wäre ich derjenige, dem gerade ein zweites Paar Ohren gewachsen ist und als könne er das definitiv nicht glauben.
 

„Ist das dein Ernst?“, japst er und ich überlege. Ist was mein Ernst? Wovon spricht er?
 

„Oh mein Gott.“

 

Jetzt fängt auch noch Michelle an zu lachen. Ich glaube, ich hab irgendwas verpasst. Kann mich mal bitte jemand aufklären?

 

„Du verdammter …! Mann! Bruno? Wirklich?“

 

So langsam dämmert es mir. Es dämmert mir so einiges. Allem voran, warum Bruno mich so angeguckt hat. Und warum Pascal so außer sich ist.

 

„Äh …“

 

Sehr viel mehr fällt mir gerade nicht ein. Denn scheiße, nein, ich hab keine Ahnung, wie ich meinem besten Freund das erklären soll. Oder seiner Ische.

 

Zum Glück scheint letzteres nicht notwendig zu sein, denn Michelle grinst wie ein waschechtes Honigkuchenpferd. Mit Zuckerguss.
 

„Ich hab doch gewusst, dass da was im Busch ist.“

 

Immer noch breit lächelnd kommt sie auf mich zu und im nächsten Moment schlingen sich ihre Arme um mich. Viel zu viele Arme. Ich fühl mich wie Calamari fritti.

 

„Du bist echt ein Schafskopf. Warum hast du denn nichts gesagt?“

 

Tja, warum wohl nicht? Wenn ich mir Pascal so ansehe, weiß ich warum. Der Kerl ist weiß wie die Wand und offenbar reif für die Klappsmühle.

 

„Bruno“, ächzt er noch einmal und legt in dieses eine Wort so ziemlich alles, was ich wohl ebenfalls denken würde, wenn es umgekehrt wäre. Nur das Pascal ja nicht am selben Ufer fischt wie ich. Oder Bruno.

 

„Wann? Wie?“

 

Mhm, ziemlich gute Fragen. Die bestimmt eine Antwort verdienen, aber nicht mehr heute. Oder am besten nie.

 

„Hat sich so ergeben“, sage ich deswegen mit einem Schulterzucken und tue so, als wäre alles normal. Was es natürlich nicht ist. Mir schwirrt der Kopf. Warum hat er das gemacht?
 

„Aber ich dachte, ihr beide … hasst euch!“

 

Pascals Unglaube ist schwer auszuhalten. Fast ebenso schwer wie Michelles Grinsen.

 

„Wo die Liebe hinfällt“, säuselt sie und macht immer noch einen auf Strahlefrau. Es ist zum Kotzen.

 

„Ich dachte, ihr habt Schluss gemacht.“

 

Tja, und genau das ist der Punkt, den ich eben auch nicht so recht verstehe. Was genau hat Bruno dazu bewogen, sich ausgerechnet jetzt zu outen? Noch dazu vor Pascal und Michelle. Das passt nicht zusammen.

 

„Das dachte ich auch“, sage ich leise und blicke noch einmal in die Richtung, in die Bruno verschwunden ist. Was bitte geht in seinem Kopf vor? Und wie soll ich jetzt darauf reagieren?

 

 

 

„Fabian? Bist du fertig?“

„Gleich! Ah fuck, Scheiße!“

 

Missmutig betrachte ich die Unterseite meines Kinns, an der unübersehbar ein blutiger Schnitt klafft. Also eigentlich kein wirklicher Schnitt. Mehr so ein Schnittchen. Brennt aber trotzdem wie Sau. Ich glaube, ich muss mich …
 

„Nun mach schon. Wir kommen sonst zu spät.“

 

Mann, meine Mutter nervt echt.
 

„Ja gleich!“, brülle ich zurück. „Ich blute.“

 

Letzteres nimmt sie natürlich zum Anlass, ihren Kopf ins Badezimmer zu stecken. Hallo? Privatsphäre?!
 

„Schlimm?“, will sie wissen und hebt fragend die Augenbrauen.

 

„Ja“, fauche ich zurück. Natürlich ist das schlimm. Ich meine: Ich blute!

 

„Zeig mal her“, sagt sie doch jetzt glatt und kommt ins Badezimmer gestöckelt. Ihre Absätze klackern auf den weißen Fliesen. Wenn ich hier mit Schuhen reinkäme, wäre der Teufel los.
 

„Wo denn?“

 

Kritisch beäugt sie mein Kinn, kann aber anscheinend nichts erkennen. Das ist ja mal wieder typisch. Ich leide und sie sieht nichts.

 

„Wenn du willst, mach ich ein Pflaster drauf“, bietet sie mir trotzdem an. Ich glaube, es hackt.

 

„Nee, geht schon“, murmele ich und schiebe mich an ihr vorbei aus dem Raum. Schließlich muss ich mich noch anziehen. Ein schwarzes Hemd und eine ebensolche Hose liegen schon auf dem Bett bereit. Das Zeug passt nicht zu dem strahlenden Wetter draußen, aber was soll man machen.

 

„Bitte beeil dich etwas. Die warten doch schon.“

 

Mit Sicherheit nicht, aber ich werde jetzt garantiert keinen Streit anfangen. Dazu sitzt mir das Wochenende noch zu sehr in den Knochen.

 

 

In halsbrecherischem Tempo bringt meine Mutter uns zum Friedhof am anderen Ende der Stadt, Meinen Kommentar, ob sie plant, gleich hierzubleiben, ignoriert sie geflissentlich. Es ist wirklich kein Wunder, dass ich fahre wie ne besengte Sau.
 

„Die Musik läuft schon“, flüstert sie und huscht, so schnell es ihre Absätze zulassen, durch die Tür der kleine Kapelle.

 

Drinnen ist es still, dunkel und feierlich. Kerzen brennen und einige Leute in schwarzer Kleidung sind auf die hölzernen Sitzbänke verteilt. Ganz vorne sitzt keiner.
 

„Hier“, wispert meine Mutter fast unhörbar und fordert mich mit Gesten auf, mich in eine der mittleren Reihen zu setzen. Ich gehorche und rutsche, sodass sie sich gerade noch rechtzeitig neben mich quetschen kann, bevor die Orgelmusik abbricht und der Pfarrer in seiner schwarzen Kutte ans Pult tritt.
 

„Liebe Gemeinde …“ beginnt er und hört dann eine ganze Weile auch nicht wieder auf zu sprechen. Über Buße und Menschen und Gott und das Himmelreich. Ich betrachte derweil das Bild von Herrn Häberle, das ganz vorne auf einem kleinen Tisch neben seiner Urne steht. Schwarz ist sie mit einem goldenen Streifen. Ich frage mich, wer die ausgesucht hat. Meine Mutter?

 

Ein Puff an meinem Arm macht mir deutlich, dass ich aufstehen soll. Wir singen irgendwas, setzen uns wieder, hören noch mehr Gerede, singen nochmal und irgendwann scheint die ganze Sache vorbei zu sein. Jedenfalls erheben sich alle und streben dem Ausgang zu.

 

„Und jetzt?“, frage ich, weil niemand wirklich Anstalten macht, Herrn Häberle mitzunehmen. Oder wenigstens das, was von ihm übrig ist.
 

„Jetzt bringen wir die Urne noch zum Grab“, flüstert meine Mutter zurück.
 

Draußen erwartet uns der Pfarrer. Er drückt meiner Mutter die Hand und nickt mir zu, als wüsste er, wer ich bin. Kurz darauf erscheint ein Mann, der die Urne trägt. Wir folgen ihn zwischen den Grabreihen entlang bis zu einem Platz, an dem einen tiefe Grube ausgehoben worden ist.

 

„Möchten Sie noch etwas sagen?“
 

Die Frage geht wieder an meine Mutter. An wen auch sonst, denn außer uns ist ja keiner da.

 

Meine Mutter nickt und tritt an die Grube. Jetzt weiß ich endlich auch, wozu sie die Blumen mitgeschleppt hat, die inzwischen schon ein wenig welk geworden sind. Es ist echt heiß heute.

 

„Vielen Dank“, sagt meine Mutter und ich habe dass Gefühl, dass sie gerade etwas mit ihrer Fassung ringt. „Für alles.“

 

Dann wirft sie die Blumen ins Grab und kommt, ein bisschen schniefend, zu mir zurück.
 

„So, das war’s“, meint sie und macht ein tapferes Gesicht. Eigentlich müsste ich jetzt wohl rummotzen, weil es zu warm ist, die ganze Veranstaltung deprimierend und langweilig und ich sowieso eigentlich ganz andere Probleme habe. Aber ich sage nichts. Stumm gehen wir beide in Richtung des Friedhofsausgangs zurück. Neben uns die Grabreihen. Alle hübsch säuberlich gepflegt und eingezäunt. Auf dem meisten stehen Blumen, manchmal Büsche oder auch Statuen und Kerzen. Ich betrachte die Inschriften und versuche auszurechnen, wie alt der- oder diejenige wohl geworden ist. Leider sind wir immer zu schnell an den Gräbern vorbei. Oder ich bin einfach nicht so gut im Kopfrechnen. Vermutlich eher das Zweite.
 

„Und?“, fragt meine Mutter irgendwann, als das Tor mit den zwei Steinsäulen schon in Sichtweite gekommen ist. „Hast du Hunger?“

 

Hunger? Nein, nicht wirklich. Eigentlich ist mir eher danach, mich noch zwei oder drei Stunden ins Bett zu packen. Die Nächte waren in letzter Zeit echt kurz.
 

„Nein“, sage ich jedoch ganz zivilisiert. Immerhin klebt gerade Friedhofserde an meinen Schuhen, da muss man sich wohl zusammenreißen.

 

Wieder gehen wir ein paar Schritte, aber meine Mutter hat offenbar nicht vor lockerzulassen.

 

„Wenn du möchtest, können wir auch irgendwo hingehen. Ins Eiscafé. Oder einfach nur spazieren.“

 

Ich unterdrücke ein Schnauben und starre weiter auf die unzähligen Grabsteine. Können wir nicht einfach nach Hause fahren und ich verkrieche mich wieder in meinem Bett?
 

Leider scheint meine Mutter diesem Plan äußerst abgeneigt. Sie wird langsamer.
 

„Weißt du… ich wollte da gerne etwas mit dir besprechen. Aber ich glaube, dass du selbst gerade etwas auf dem Herzen hast. Möchtest du mir davon erzählen?“

 

Dieses Mal rolle ich wirklich mit den Augen. Nervige Kuh!

 

„Nein“, brummele ich und beschleunige meine Schritte. „Können wir jetzt heimgehen?“

 

Meine Mutter seufzt. Ich höre sie seufzen und weiß, dass sie es bestimmt gut meint. Aber das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint, oder so ähnlich. Außerdem kann ich ihr das einfach nicht erklären. Ich kann nicht.
 

„Ist es wegen deines Geburtstags?“

 

Sie hat zu mir aufgeschlossen und geht jetzt wieder neben mir. Ich kneife die Lippen zusammen und antworte nicht. Soll sie doch mit der Wand reden.

 

„Oder hat es etwas mit diesem Bruno zu tun?“

 

Bämm, Volltreffer! Mein Herz setzt einen Schlag aus, nur um im nächsten Moment doppelt so schnell gegen meine Rippen zu hämmern. So eine Scheiße! Woher weiß sie das? Woher weiß sie das?

 

„N-nein?“, versuche ich mich herauszureden, aber man muss wohl kein Anwalt sein, um zu merken, dass ich lüge. Meine Mutter lächelt nachsichtig.
 

„Keine Sorge, ich habe nicht vor, dir irgendwie reinzureden. Aber ich sehe, dass dich die Sache belastet. Deswegen …“
 

Deswegen musstest du deine Nase in meine Angelegenheiten stecken und mir blöde Fragen stellen, auf die ich nicht antworten will. Schon klar. Danke, Mutter!
 

„Es ist nichts“, murre ich daher und wende den Blick ab. Zumindest jetzt nicht mehr. Glaube ich wenigstens. Ich weiß es nicht.

 

 

„Er will bestimmt, dass du ihm nachläufst.“

 

Das wenigstens hat Michelle behauptet, nachdem ich ihr und Pascal die ganze Geschichte erzählt hatte. Also fast die ganze. Die Einzelheiten hatte ich im Rahmen des „Rettet-Pascals-intime-Umschuld“-Projekts ausgelassen. Immerhin wollte ich meinen Freund noch behalten.
 

„Was er nicht tun wird“, kam daraufhin fauchend von eben jenem Freund zurück. „Wenn Bruno was von Fabi will, soll er gefälligst mit der Sprache rausrücken.“

 

„Und wenn er sich nicht traut?“

„Dann soll er sich mal Eier wachsen lassen. Von nichts kommt nichts.“

„Sagt derjenige, der sich vor Nervosität fast übergeben hätte, als er mich nach einem Date fragen wollte.“

„Aber ich hab dich gefragt.“

„Du hast mich angeschrien!“

 

An dieser Stelle hab ich es dann für besser gehalten, das Gespräch abzubrechen und mich mit meinem Freund Don Julio zu einer intensiven Beratung zurückzuziehen. Einer Beratung, die in den frühen Morgenstunden in einer sehr betrunkenen Nachricht an Bruno gipfelte.

 

'Warum hast du das gemacht'?, hab ich geschrieben, wenn man die Rechtschreibfehler abzog und die kryptischen Zeichen in einen verständlichen Text übersetzte.
 

'Weil er dir wichtig ist', war Brunos Antwort.

 

 

Das ist das Letzte, was ich von ihm gehört hab. Seit dem mache ich einen großen Bogen um mein Handy, was sogar schon dazu geführt hat, dass meine Mutter es mir in mein Zimmer hinterhertragen musste. Kein Wunder, dass sie so misstrauisch ist. Normalerweise bin ich ja mit dem Teil verheiratet. Aber jetzt …

 

„Du magst ihn, oder?“

 

Argh, schon wieder meine Mutter. Die gibt auch nicht auf.
 

„Hmpf“, mache ich und strafe damit jeden möglichen Abstreitversuch Lügen. Es ist echt zum Kotzen.
 

„Woher weißt du das?“, brummele ich und kicke einen Stein, der gerade so blöd im Weg herumliegt, durch die Gegend. Er trifft ein Grab. Scheiße!

 

„Na ja“, meint meine Mutter und lacht leise. „Also zum einen kommt es ja nicht gerade häufig vor, dass du unvermittelt mit Übernachtungsbesuch auftauchst. Und wenn du dann am nächsten Tag auch noch freiwillig die Bettwäsche abziehst …“

 

„Mama!“, unterbreche ich diese unglaubliche Peinlichkeit ganz schnell, bevor sie noch ins Detail geht. Immerhin hatten wir das Thema bereits und es war abgemacht, dass das meine Sache ist. Ganz allein meine Sache. Seit … schon immer!

 

Ich frage schließlich auch nicht, ob sie mit diesem Anwalt … also … nein. Nein!

 

Meine Mutter guckt nicht gerade, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Mehr so, als würde sie sich Sorgen machen.
 

„Was ist passiert?“

 

Hätte ich einen Tisch, würde ich wohl hineinbeißen. Das ist so cringe!
 

„Ich will nicht darüber reden.“

 

Manche Dinge muss man wohl einfach laut aussprechen. Sicher ist sicher. Vielleicht hab ich beim ersten Mal genuschelt oder so.

 

Wieder seufzt meine Mutter. Dieses Mal klingt es eher resigniert.
 

„Manchmal erinnerst du mich wirklich sehr an deinen Vater.“

 

Diese Aussage entlockt mir ein Knurren. Ich bin ganz bestimmt nicht wie er. Ich hab niemanden sitzenlassen.
 

„Weiß er, was du für ihn empfindest?“

 

Mein Vater? Na, ich gehe davon aus, dass er das weiß. Immerhin habe ich … oh. Oh! Sie meint Bruno. Tja also …

 

„Vermutlich“, murmele ich und will immer noch nicht darüber reden.
 

„Also hast du es ihm nicht gesagt?“

 

Ich bleibe stehen und frage mich, wo in aller Welt ich eigentlich die Geduld hernehmen soll, meine Mutter nicht hier und jetzt zu erwürgen. Ich meine, vielleicht findet sich ja hier noch ein Plätzchen, wo ich sie unauffällig loswerden kann. Ein bisschen Erde, ein paar Blumen …

 

Ich schnaufe.
 

„Nein. Nein, ich habe es ihm nicht gesagt. Aber er … weiß es. Denke ich. Aber das spielt alles auch gar keine Rolle, weil er nämlich nicht … nicht …“

 

Nicht will, will ich sagen, und weiß, dass das falsch klingt. Nicht kann wäre eine Option, aber auch da bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher, ob das wohl noch so stimmt. Denn offenbar tut Bruno ja gerade etwas dafür, dass er kann. Oder nicht? Keine Ahnung. Dafür müsste ich wohl mit ihm sprechen, aber ich … ich …
 

„Ach Fabian …“

 

Der Seufzer meiner Mutter ist so abgrundtief, dass er mich tatsächlich aus meiner Gedankenspirale, in die ich mich gerade so schön hineinsteigern wollte, herausreißt. Ich bleibe stehen und sehe sie an. Da ist ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen. Falten um ihren Mund. Sie sieht plötzlich ein bisschen traurig aus. Trauriger, als sie es sein sollte. Ich will das nicht.

 

Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin schon groß. Ich krieg das hin.

 

Noch einmal seufzt sie. Dieses Mal allerdings mit einem Kopfschütteln. Kleine Lachfalten um ihre Augen.
 

„Du bist ihm wirklich unheimlich ähnlich.“
 

Einen Moment lang bin ich wieder verwirrt, weil ich nicht weiß, wen sie meint, aber dann wird mir klar, dass sie jetzt wieder von meinem Vater spricht. Was hat der denn nur mit dem Ganzen zu tun?

 

„Bin ich nicht“, protestiere ich lieber mal, aber sie ist anscheinend nicht davon abzubringen. Jedenfalls glaube ich das, wenn ich dieses nostalgische Funkeln in ihrem Augen richtig deute. Oh bitte, nicht auch das noch.

 

Ich stöhne.
 

„Man, Mama. Können wir bitte den Teil überspringen, wo du mir irgendwelche rührseligen Geschichten von früher erzählst, und bitte gleich zu dem Punkt kommen, wo du mir ungefragt irgendwelche Ratschläge um die Ohren haust? Ich bin heute echt nicht in der Stimmung.“

 

Hinter mir höre ich ein schnappendes Luftholen. Als ich mich umdrehe, sehe ich mich mit einer älteren Dame mit einer kleinen Harke in der Hand konfrontiert.

 

„Das hier ist ein Friedhof“, schimpft sie und guckt mich mit ihren Knusperhexenaugen so bitterböse an, das sich doch glatt den Kopf einziehen will. Ich mache es nicht, aber ich würde gerne.
 

„Ja sorry“, gebe ich stattdessen zum Glück nur ein bisschen pampig zurück und wende mich stattdessen lieber wieder meiner Mutter zu. Die sieht allerdings auch so aus, als hätte sie vor Oma Ernas Nachbarin Angst.

 

„Na los, verschwinden wir von hier.“

 

Ich beschließe, dass das die beste Idee ist, die sie heute hatte, und folge ihr mit weiten Schritten zum Auto. Als wir drinnen sitzen und der Anschnallgurt in Schloss klickt, mache ich allerdings doch nochmal den Mund auf.

 

„Nun sag schon endlich, was du sagen wolltest.“

 

Meine Mutter tut so, als wäre sie erstaunt.
 

„Ich dachte, du wolltest keine Ratschläge“, meint sie mit hochgezogenen Augenbrauen und lässt den Wagen an. Ich schiebe leicht schmollend die Unterlippe vor.
 

„Nein“, muffele ich. „Will ich auch nicht. Aber da du ja eh keine Ruhe geben wirst, bist du ihn mir reingedrückt hast …“

 

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass meine Mutter sich ein Grinsen verkneifen muss. Sie setzt den Blinker, schaut in den Spiegel und legt den Rückwärtsgang ein. Danach wirft sie mir einen Blick zu.
 

„Ich denke, du solltest nicht versuchen, Dinge des Herzens mit dem Kopf zu entscheiden. Damit meine ich nicht, dass du einfach von einer Brücke springen sollst, wenn dir danach ist. Aber wenn dir etwas wirklich wichtig ist, solltest du dich nicht von deinen Ängsten zurückhalten lassen. Hab Mut. Hab Vertrauen. Lebe. Und vor allem aber: Hör auf dein Herz.“

 

Damit setzt sie endgültig aus der Parklücke zurück und reiht sich, nach einem kurzen Stopp, in den laufenden Verkehr ein. Viel ist nicht los. Kein Wunder, schließlich sind die meisten jetzt ja auch bei der Arbeit oder in der Schule. Ein Ort, an den ich nächste Woche auch endlich wieder zurückkehren werde, um meine letzten zwei Prüfungen abzulegen. Und dann?

 

Nur nicht drüber nachdenken.
 

„Und was wolltest du mir noch erzählen?“

 

Meine Mutter lacht.
 

„Ach weißt du, ich habe mich doch am Wochenende mit einem Kollegen getroffen. Wir hatten einiges zu besprechen und eigentlich wollte ich mich mit dir über ein paar wichtige Dinge beraten, aber ich denke, ich weiß jetzt schon, wie meine Entscheidung aussieht. Ganz von alleine.“

 

Erneut wirft mir meine Mutter einen kurzen Blick zu. Sie lächelt dabei und ich kann sehen, wie viel Wärme und Liebe in ihrem Blick liegt. Fast wie bei Bruno.

 

Ich muss ihn anrufen, denke ich und weiß im gleichen Atemzug, dass das nicht reichen wird. Denn eigentlich weiß ich immer noch nicht, was ich will. Oder vielleicht weiß ich es schon, aber ich weiß nicht, ob ich mich traue.

 

Zeit es herauszufinden.

 

Bei dem Gedanken fängt mein Herz an, schneller zu schlagen. Denn ich weiß, dass ich jetzt endlich aufhören muss herumzueiern. Egal, was dabei herauskommt. Und egal, wie schlecht die Zeichen stehen. Es ist Zeit für die Wahrheit.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ryosae
2023-12-04T11:47:35+00:00 04.12.2023 12:47
Hey Mag!
I am back ;D
Hole mal die ganzen Kappis nach. Das hier ist wirklich schön geschrieben. Es ist so traurig, dass nur die Anwältin und ihr Sohn zur Beerdigung eines Menschen gehen.
Bruno's kleiner Outing war klasse, und erst recht die Reaktionen der 2 xDD

Fliege mal weiter :)

LG
Ryo
Antwort von:  Maginisha
07.12.2023 09:47
Hey Ryo!

WB würde ich da mal sagen. ^_^

Das mit der Beerdigung ist wirklich traurig. Aber, wie du ja inzwischen weißt, tatsächlich ein Vorbote für spätere Ereignisse. Es gibt eben tatasächlich sehr einsame Menschen. :/

Und Bruno hat sich was getraut. :D
Von:  -Chiba-
2023-08-14T04:59:51+00:00 14.08.2023 06:59
Oooookay...also noch viel komplizierter kann man es ja nicht machen.

Bruno "outet" sich quasi, da Fabian sein bester Freund wichtig ist. Ist ja eigentlich ganz süß, da es Fabian bestimmt schwer gefallen ist das alles vor Pascal zu verheimlichen.
Aber wenn er schon den Arsch in der Hose hat so einen großen Schritt zu tun (auch wenn es ein Outing im kleinen Kreis ist), dann sollte er auch zu seinen Gefühlen und zu Fabian stehen.
Der arme Fabi ist jetzt bestimmt total durcheinander >_<
Wie soll man bei dem ganzen Chaos auch noch durchblicken XD

Also los Fabian, schnapp ihn dir ^.~
Manche Leute muss man zu ihrem Glück zwingen XD

Und irgendwie bekomme ich langsam das Gefühl, dass Herr Häberle nicht einfach nur ein Mandant von Fabians Mutter war.

Bin wie immer gespannt auf die Fortsetzung ^0^

LG
Chi
Antwort von:  Maginisha
14.08.2023 14:49
Hey Chiba!

Ich glaube, es ist an der Zeit, dass beide mal mit der Sprache rausrücken. Aber sie werden ja immer gestört. :D

Aber du hast schon recht. Bruno hätte sich wirklich mal deutlicher ausdrücken können. (Ich vermerke für dich somit einen Strich bei Team Pascal. ^^) Wobei ich denke, dass er vielleicht auch gedacht hat, dass Fabian es eher schnallt und eventuell entsprechend reagiert? Ihm ein Zeichen gibt, dass er vielleicht doch auch noch möchte?

Also alles in allem: Ja, sehr viel komplizierter geht dann eigentlich nicht mehr. Wobei ... sie könnten noch Morsezeichen ausprobieren. Oder Blindenschrift. ;D

Herr Häberle war allerdings, deiner Annahme zum Trotz, wirklich nur ein Mandant. Heißt ja aber nicht, dass da nicht trotzdem noch was kommt. We will see. ^^

Fortsetzung kommt dann hoffentlich bald. RL muckt mal wieder rum. Aber schauen wir mal.

Zauberhafte Grüße
Mag


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