Zum Inhalt der Seite

Eren

Geheimnisse der Turanos
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nächtlicher Einbruch

Eren versucht es zumindest, aber aus ihm unbekannten Gründen, findet er heute einfach keinen Schlaf. Stattdessen wälzt er sich in seinem Bett herum, findet jede Position unbequem und richtet sich irgendwann frustriert schnaubend auf. Es bringt nichts sich zum schlafen zu zwingen, dadurch wird es nur schlimmer. Deshalb beschließt er ein wenig frische Luft zu schnappen. Vielleicht lässt ihn das danach endlich einschlafen. Es ist immerhin schon kurz nach Zwei, was ihm ein Blick auf den Wecker verrät.

 

Der Junge schlägt die Decke zurück und geht auf den Balkon in die kühle Nacht hinaus. Inzwischen sind Wolken aufgezogen und es fängt an nach Regen zu riechen, momentan ist es aber noch trocken. Nur der kalte Wind lässt ihn frösteln, hindert ihn aber nicht daran trotzdem barfuß zur Balkonbrüstung vorzugehen, sich dort abzustützen und seine Augen schweifen zu lassen. Haikla City in der Ferne leuchtet taghell, das genaue Gegenteil des Turano-Anwesens. Hier herrscht Dunkelheit. Weder im Wald, noch im weitläufigen Garten oder im Haus selbst brennt Licht. Das heißt, bis auf die Lampen am äußersten Zugangstor.

 

In den Schatten erkennt Eren immer wieder Sicherheitsleute, die im Garten rund um dem Herrenhaus und auch im Wald patrouillieren, viele von ihnen mit den Hunden. Nicht zum ersten Mal fragt er sich, ob der Job nicht ziemlich langweilig ist. Er hat jedenfalls noch nie mitbekommen, dass es tatsächlich einmal jemand gewagt hätte, sich auf das Grundstück zu schleichen. Oder wurden sie einfach schon davor aufgehalten, bevor er es hätte mitbekommen können? Er ist schließlich gar nicht so oft hier. Schwer zu sagen. Eren hat nie wirklich groß darüber nachgedacht. Es kommt ihm jedenfalls so vor, als würden sie die meiste Zeit wirklich nur spazieren gehen.

 

Niemand der Wachen hat Taschenlampen dabei. Um dennoch auch nachts Eindringlinge erkennen zu können, tragen sie alle, egal ob im Anwesen oder im Freien, die modernsten Nachtsichtgeräte. Deshalb weckt auch der kurze Lichtstrahl hinter den Küchenfenstern im Erdgeschoss Erens wachsames Interesse. Es war ganz klar der Strahl einer Taschenlampe, aber die Wachen benutzen sie nur, wenn sie einen Einbrecher stellen. Aber im Haus? Da würden sie doch sicher eher den Lichtschalter betätigen als für nicht einmal eine Sekunde die Taschenlampe einzuschalten, oder? Ajax und sein Vater können es nicht sein, die würden niemals im Dunkeln durchs Anwesen wandern.

 

Hoffentlich sind es viele Einbrecher! Dann dürfen wir mal wieder richtig kämpfen!

 

Können wir sie nicht einfach überzeugen so etwas nie wieder zu tun? Noch haben sie niemandem geschadet. Vielleicht haben sie auch …

 

Ach, halt die Klappe! Der Grund ist mir sowas von scheißegal! Es sind Einbrecher, also darf ich sie vermöbeln! Warum willst du ihnen keine Lektion erteilen? Einbruch ist doch auch eine Sünde.

 

*Könnt ihr verschwinden? Ihr stört einfach nur.*

 

Trotzdem muss er den Stimmen recht geben. Es könnte höchstwahrscheinlich ein Einbrecher sein. Aber wenn es so ist, wie konnte dieser dann an all den Wachen und Sicherheitsvorkehrungen vorbeikommen? Das schreit förmlich danach untersucht zu werden. Und schlafen kann er sowieso nicht, also …

 

Noch bevor er den Gedanken zu Ende geführt hat, tragen ihn seine Beine bereits quer durch das Zimmer, den Gang entlang, die Treppe runter und Richtung Küche. Auf Zehenspitzen nähert er sich der angelehnten Tür, aus der jetzt deutlich der Strahl einer Taschenlampe hervorleuchtet. Für einen Einbrecher ist das aber schon sehr auffällig. Außerdem hört er Stimmen. Sind es mehr als einer?

 

„... nur was vergessen“, sagt eine weibliche Stimme gerade.

 

Eren erkennt sie sofort. Aber was macht sie um diese Uhrzeit hier? Er hat doch keinen Termin vergessen, oder? Die kampfbereite Haltung gibt er auf und betritt die Küche. Sofort blendet ihn der Strahl der Taschenlampe, weshalb er schützend die Hand vor die Augen hält.

 

„Oh, junger Herr Turano“, erkennt ihn der Wachmann und nimmt augenblicklich die Taschenlampe runter. „Bitte verzeihen Sie.“

 

„Schon gut“, meint Eren nur und blinzelt ein paar Mal, um die hellen Flecken vor den Augen loszuwerden. „Was ist hier denn los?“

 

Der Wachmann steht zusammen mit seinem Schäferhund in der geöffneten Glastür zur Terrasse, hat das Nachtsichtgerät hochgeklappt und die Taschenlampe auf Dr. Ryu gerichtet, die ziemlich nervös und ertappt mit einem Gegenstand in ihrer Hand spielt. Es ist das erste Mal, dass er sie ohne Laborkittel sieht. Sie sieht so „normal“ aus.

 

Ach, Scheiße, doch keine Einbrecher. Dabei hätte ich mich schon auf eine kleine nächtliche Schlägerei gefreut.

 

Du bist so gewalttätig.

 

Der Mann räuspert sich kurz. „Junger Herr, ich habe Dr. Ryu dabei ertappt, wie sie außerhalb ihrer Berechtigungszeit hier im Anwesen herumschleicht. Ich wollte es gerade melden.“

 

„Nicht nötig. Ist schon gut“, beschließt der Junge. „Danke, du kannst gehen.“

 

„A-Aber junger Herr, sie“, beginnt er zu widersprechen, doch Eren fällt ihm ins Wort: „Ich sagte, danke, du kannst gehen.“

 

Diesmal nimmt er eine stramme Haltung an. „Ja, junger Herr, wie Ihr wünscht.“

 

„Gut“, sagt Eren, hält den Mann aber doch noch einmal auf, der bereits dabei war die Glastür zu schließen. „Oh, und kein Wort zu meinem Vater oder Ajax. Du willst sie doch sicher nicht mit so etwas Unnötigem nerven, nicht wahr?“

 

„Natürlich nicht. Gute Nacht, junger Herr.“ Mit einer leichten Verbeugung schließt er die Tür, schaltet die Taschenlampe aus, klappt das Nachtsichtgerät runter und setzt seine Patrouille fort.

 

„Danke, Eren“, flüstert die Ärztin nach wie vor nervös.

 

„Nichts zu danken“, winkt er ab. „Aber sag mal, was machst du hier mitten in der Nacht? Hab ich einen Termin vergessen?“

 

„Nein. Nein, ich … hab nur mein Handy hier liegen lassen und wollte es zurückholen“, antwortet sie, sieht dabei allerdings nicht das Kind, sondern die Tür hinter ihm an.

 

Zweifelnd hebt er eine Augenbraue. „Mitten in der Nacht? Hatte das nicht Zeit bis morgen, wenn nicht jede Wache denkt, du seist ein Einbrecher?“

 

„Ja, vermutlich“, lacht sie gekünstelt. „Aber ich habe morgen ausnahmsweise einen freien Tag. Da wollte ich nicht extra herkommen müssen, um mein Handy zu holen.“

 

„Also bist du lieber um Viertel nach Zwei mitten in der Nacht hergekommen?“ Eren verschränkt die Arme vor der Brust und sieht sie zweifelnd an.

 

„Klingt unlogisch, ich weiß, aber wenn dein Vater oder Ajax mich brauchen und ich nicht erreichbar bin?“, erläutert sie ihre Beweggründe.

 

Das wiederum kann Eren gut verstehen. „Stimmt wohl. Soll ich dir suchen helfen? Wo hast du es denn verloren?“

 

„Oh, äh, ich hab´s schon gefunden.“ Als Beweis hält sie den Gegenstand in ihren Händen hoch. „Ich war gerade auf dem Weg zurück zum Tunnel als ich entdeckt wurde.“

 

„Dann begleite ich dich eben noch hier raus, damit dich nicht noch mehr übereifrige Wachen meinem Vater melden wollen“, beschließt der Junge hilfsbereit und geht bereits zur Tür.

 

„Nochmal danke, Eren“, sagt sie und schaltet die Taschenlampe an.

 

„Mach die lieber aus, wenn du nicht willst, dass gleich die nächste Wache hier antanzt“, rät der Junge.

 

„Richtig, richtig.“ Sie schaltet das Licht wieder aus. „Jetzt kann ich allerdings nichts mehr sehen. Wenn ich also gegen irgendwas laufe und kaputt mache, tut´s mir leid.“ An der Wand entlangtastend geht die Ärztin Schritt für Schritt Richtung Tür, die Augen dabei weit aufgerissen und trotzdem erkennt sie nichts außerhalb des wenigen Lichts, das durch die Glasscheiben herein fällt.

 

Eren beobachtet sie ein Weilchen dabei bis es ihm zu lange dauert. „Komm mit, sonst sind wir noch in der Küche bis Vater oder Ajax aufwachen.“

 

Kurzerhand schnappt er sich ihr Handgelenk und zieht sie hinter sich her. Der Zwölfjährige führt die Frau den Korridor entlang, quer durch den Eingangsbereich und weiter ins Wohnzimmer. Immer wenn eine Wache in der Nähe ist, hört oder sieht sie Eren schon von weitem und versteckt sich und die Frau bis die Luft wieder rein ist. So kommen sie beide ungesehen bis ins große Wohnzimmer wo der versteckte Zugang zum Bunker liegt. Vor dem Gemälde bleibt er stehen.

 

„So, da wären wir“, teilt er der Ärztin überflüssigerweise mit. „Hast du im Bunker noch immer durchgehend Zutrittsrecht oder soll ich dich da auch durchschleusen?“

 

„Nicht nötig, arbeiten darf ich praktisch rund um die Uhr, nur ins Herrenhaus nicht. Noch einmal danke, Eren, auch dafür, dass du mich nicht verrätst. Für eine Ärztin ist das vielleicht nicht grade von Vorteil, aber ich kann manchmal ein wenig vergesslich sein“, beichtet sie verlegen. „Dann wünsch ich dir noch eine gute Nacht. Wir sehen uns bei unserem nächsten Termin, ja?“

 

„Ja. Gu ...“ Eren stockt, dreht den Kopf ein wenig und lauscht.

 

„Was ...“

 

„Pst. Ich glaub ich hör jemanden.“ Tatsächlich ertönt das Brummen der Schienenbahn, das allmählich lauter wird. Jemand fährt gerade ins Anwesen. Dieser jemand wird zwangsläufig hier rauskommen. „Wir müssen uns verstecken!“ Ohne auf eine Reaktion zu warten zieht Eren Dr. Ryu hinter die Couch in Deckung. Dabei übersieht er die Kante des Beistelltisches, an der sie sich das Schienbein stößt und deshalb scharf die Luft einzieht. „Sorry, war keine Absicht“, versichert er flüsternd ehe er wieder über die Lehne zum Gemälde späht, um die Lage im Blick zu behalten. Wer wohl so spät in der Nacht noch ins Herrenhaus will?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück