Zum Inhalt der Seite

Eren

Geheimnisse der Turanos
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Entfesselter Dämon

„Eren, ich verspreche, wir werden dir alle Fragen beantworten. Keine Lügen mehr. Nur bitte, beruhige dich“, versucht es Turano erneut, den Jungen zu besänftigen. Er geht zu ihm und legt ihm die Hände auf die bebenden Schultern.

 

Schon bei der kleinsten Berührung schlägt Eren grob die Hände des Mannes weg und durchbohrt ihn mit roten Augen. „Fass mich nicht an!“

 

Schwarzer Rauch taucht plötzlich aus dem Nichts auf, hüllt den Zwölfjährigen wie ein Tornado ein und verschwindet genauso schnell wieder, wie er gekommen ist. Ein schwarzhaariger Junge mit roter Iris, schwarzer Sklera und einem dunklen Outfit steht an Erens Stelle. Der rechte Arm ist komplett schwarz, durchzogen von unzähligen roten Adern. Dämon-Eren hat die Kontrolle übernommen. Es ist nicht das erste Mal, dass Turano und Ajax ihn sehen, allerdings das erste Mal ohne Ketten oder Sicherheitsvorkehrungen. Vom ersten Vorfall mal abgesehen. Dementsprechend reagieren die Männer auch. Während Turano blass wird und zurückweicht, sieht Ajax angesäuert zu seinem Bruder, erhöht jedoch auch den Sicherheitsabstand.

 

„Eren? Bist du noch da?“, erkundigt sich Benedikt mit leicht zittriger Stimme.

 

Der Dämon schnaubt abfällig. „Eren will nichts mehr mit euch zu tun haben. Ihr habt ihn echt traumatisiert. Eigentlich müsste ich euch dankbar sein, ich bin dadurch freigekommen, aber ich habe ihm versprochen, euch für all die Lügen zu bestrafen. Also, nichts für ungut.“ Er sagt das zwar bedauernd, aber sein Grinsen dabei zeigt eindeutig, dass er sich darauf freut, ihnen wehzutun.

 

„Bist du wirklich so schwach? Du überlässt diesem Dämon die Kontrolle? Sei nicht so theatralisch und hör uns erst mal zu“, verlangt Ajax, bemüht darum, gefasst zu klingen und sich nicht einschüchtern zu lassen.

 

Der Dämon lacht nur amüsiert. „Ein netter Versuch, aber vollkommen sinnlos. Eren hört euch nicht.“

 

Turano schluckt schwer, richtet sich auf und ballt die Hände zu Fäusten. „Das glaube ich nicht. Mein Sohn ist noch irgendwo da drin. Das weiß ich. Komm schon, Eren. Komm zurück!“

 

Wütend kneift Dämonen-Eren die Augen zusammen, bedrohliche blaue Flammen umspielen seine Hände. „Du bist NICHT unser Vater! Wie Eren schon sagte, ihr habt uns mit jedem Wort belogen und nur trainiert, damit wir für euch die Drecksarbeit machen können! Doch damit ist jetzt Schluss. Dafür werde ich sorgen.“ Ein finsteres Lächeln umspielt seine Mundwinkel und ein kalter Schatten legt sich über die ohnehin dunklen Augen. „Noch irgendwelche letzten Worte?“

 

„Eren würde das nie zulassen. Ja, wir haben Fehler gemacht, aber es war nur zu seinem Besten“, wiederholt Turano vollkommen überzeugt und weicht noch weiter zurück. Dennoch zeigt sein Gesicht keine Reue oder Angst, nur unzufriedenen Zorn. „Verschwinde, Dämon! Gib mir meinen Sohn zurück!“

 

„Falsche Worte“, meint der Dämon nur, ehe er die Hand hebt. Doch anstatt auf die beiden Männer zu zielen, dreht er den Arm nach links auf die Brüstung des oberen Korridors zu und schickt die Flammen los, die sofort die teuren Teppiche, Vorhänge und Dekorationen versengen. Sogar die Steinsäule, die das Dach stützt, und die Brüstung schmelzen. Nichts davon war sein Ziel. Der Wachmann hatte keine Zeit, um auch nur einen Muskel zu bewegen. In dem Moment, in dem er den Abzug seiner Pistole betätigt hat, hat der Dämon reagiert. Die Kugel schmolz noch in der Luft, von dem Mann ist nur noch ein glühendes Häufchen Asche übrig. Er hat nicht mal geschrien. Kurz darauf ertönt auch schon ein hohes Piepen und die Sprinkleranlage versucht das Feuer zu löschen.

 

Entsetzt und panisch sehen die Männer zwischen dem Feuer und dem Dämon hin und her. Endlich scheint die Angst bei ihnen angekommen zu sein, jetzt fangen sie an zu verstehen, in welcher Situation sie stecken. Turanos Gesicht wirkt angespannt, er scheint zu überlegen, wie er diese Situation noch zu seinem Gunsten wenden kann. Ajax hat sich schützend vor ihn geschoben und seine Hände kampfbereit erhoben.

 

„Dachtest du ehrlich, ich würde dein Nicken zu dem Aschehäufchen da oben nicht bemerken?“, höhnt der Dämon schmunzelnd. „Abgesehen davon, das war ein erbärmlicher Ver...“

 

Ein weiterer Schuss durchschneidet die Luft. Diesmal trifft die Munition seinen Oberarm, aus der Wunde tritt sofort schwarzes Blut hervor. Zischend dreht der Dämon den Kopf auf die andere Seite, wo ein weiterer Wachmann steht.

 

„Wir haben mehr als eine Wache, Dämon“, teilt ihm Ajax überlegen mit.

 

Mit einer einfachen Handbewegung erschafft der Dämon eine Schattenkugel, mit der er die Brust des Mannes durchbohrt, der daraufhin leblos zusammenbricht.

 

„Mit so feigen Tricks werdet ihr eurer Strafe ganz sicher nicht entkommen können“, prophezeit er finster. „Ihr habt sowieso genug meiner Zeit verschwendet. Macht euch auf den Tod gefasst!“

 

Der Dämonenjunge streckt die Hände nach ihnen aus. Um ihm herum erscheinen weitere Schattenkugeln, die er in einem Hagel auf sie einschlagen lässt. Sofort hebt Ajax seine Arme, woraufhin sich ein Schild vor sie beide manifestiert. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmt er sich dagegen, Schweißtropfen erscheinen auf seiner Stirn, aber der Schild hält stand.

 

„Hm. Hätte nicht erwartet, dass du das abwehren kannst“, gesteht der Dämon neutral.

 

„Ich habe noch mehr Tricks auf Lager. Du vergisst, ich war es, der Eren trainiert hat“, erinnert ihn Ajax. Die Augen weiterhin auf den Jungen gerichtet, führt er eine Hand zu seinem Rücken.

 

„Mag sein. Aber mich nicht.“ Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen beobachtet er jede Bewegung.

 

Turano sieht indessen auf Ajax´ Hand und versteht sofort. Genau wie der Dämon. In einer für menschliche Augen nicht wahrnehmbaren Geschwindigkeit flitzt der Junge zu den Männern, an ihnen vorbei und bleibt unter dem noch immer brennenden Korridor stehen. Dabei wirft er immer wieder ein Funkgerät in die Luft und grinst süffisant zu den überrumpelten Männern. Natürlich hätte er sie jetzt töten können, aber wo bliebe da der Spaß?

 

Der Dämon schnalzt kopfschüttelnd mit der Zunge. „Wir wollen doch nicht noch mehr Mitspieler einladen, nicht wahr? Es ist immerhin eine Privatveranstaltung“, säuselt die leicht hallende Stimme, während er das Funkgerät in der Hand zum Schmelzen bringt.

 

„So ein Mist“, flucht Turano durch zusammengebissene Zähne. „Wo bleiben diese nichtsnutzigen Wachen?! Bekommen die nicht mit, was hier drin geschieht? Wofür bezahle ich die eigentlich?“

 

„Geh und hole sie“, weißt Ajax seinen Chef an. Das Familienschauspiel scheint beendet zu sein. „Ich beschäftige ihn solange.“

 

Im ersten Moment scheint es dem Älteren nicht zu passen, von Ajax Befehle zu bekommen, aber in dieser Situation ist er nun mal der Erfahrenere. Deshalb fügt er sich, nickt knapp und macht sich bereit, durch die Terrassentür zu fliehen.

 

„Hört auf zu flüstern!“, verlangt der Dämon auf sie zufliegend, die Krallen angriffslustig gespreizt.

 

„Jetzt!“, gibt Ajax das Kommando.

 

Turano wirbelt sofort herum und rennt auf die Glastür zu. Dämon-Eren will ihm folgen, wird jedoch von Ajax angegriffen. Keine Ahnung, wo der plötzlich die zwei Sai her hat, mit denen er immer wieder versucht auf ihn einzustechen. Beinahe gelangweilt weicht der Junge ihnen aus.

 

„Nur weil du gegen Eren gewinnen kannst, brauchst du dir nicht einzubilden, dir gelingt das auch bei mir. Ich bin stärker als er und halte mich sicher nicht zurück.“

 

Um das zu beweisen, schlägt er ihm in einer flinken Bewegung die Sai aus den Händen, die sich daraufhin in Luft auflösen und zieht mit den Krallen tiefe Spuren quer über seine Brust. Als Ajax aufschreit, befördert Eren ihn mit einem kräftigen Tritt in die Rippen gegen die Mauer und zertrümmert dabei den Schrank mit den alkoholischen Getränken. Scherben und Holzsplitter regnen auf den jungen Mann herab. Aus mehreren Schnittwunden blutet er, dennoch versucht er sich stöhnend und hustend aufzurichten.

 

„Keine Sorge. Wenn ich mit dem Alten fertig bin, erlöse ich dich von deinen Schmerzen“, verspricht ihm der Dämon feierlich.

 

Ohne weitere Worte stürmt er aus dem Herrenhaus, wobei er schon gerne seinen „Bruder“ für all die unsinnigen, überflüssigen, übertriebenen Strafen und Trainings büßen lassen würde. Naja, danach ist ja immer noch Zeit dafür. Ajax soll schließlich erst mal einen kleinen Einblick in das Leben bekommen, das Eren wegen ihm führen musste. Dafür fliegen ihm auch schon ein paar Ideen im Kopf herum, aber zuerst ist Turano an der Reihe, sonst alarmiert er noch jede Wache unter seinem Befehl und das würde lästig werden, wenn er erst die alle töten müsste.

 

Gerade als der Dämon das Anwesen verlässt, schreit jemand „Feuer“. Aus mehreren Richtungen fliegen Kugeln auf das Kind zu. Vermutlich würden die meisten ihn sogar treffen, wenn er nicht intuitiv ausgewichen wäre und nun selbst angreift.

 

„Ihr sollt ihn nicht töten, ihr Schwachköpfe!“, brüllt Turano aufgebracht, was den Dämon auflachen lässt. Als hätten diese Schwächlinge überhaupt eine Chance gegen ihn.

 

Der Dämon fegt regelrecht durch die von Turano versammelten Wachleute, schlitzt grinsend die Kehlen auf, durchbohrt lachend Herzen und genießt das Schreien der lebendig verbrennenden Menschen, bis gut die Hälfte von ihnen tot im Gras liegt. Schließlich bleibt der Junge einige Meter über dem Boden schweben, verschränkt die Arme und sieht beinahe erschrocken und enttäuscht zugleich zu den noch verbliebenen Wachen hinab. Die meisten von ihnen haben bereits aufgegeben und die Waffen gesenkt und die, die noch töricht genug sind, den Lauf auf den Dämon zu richten, zittern dabei.

 

„Sind das echt die Wachleute, die uns die ganzen Jahre lang vor Eindringlingen beschützen sollten? Irgendwie fühle ich mich jetzt überhaupt nicht mehr sicher hier. Wie gut, dass ich heute ausziehe.“ Schulterzuckend dreht er sich auf der Suche nach Turano um die eigene Achse. Er entdeckt ihn am Rand der Terrasse, zitternd, bleich und mit weit aufgerissenen Augen. So hat er ihn noch nie gesehen. Irgendwie löst das ein triumphales Gefühl in ihm aus. Die anderen ignorierend steuert er betont langsam auf seinen ehemaligen Vater zu.

 

„E-Eren … Bitte … Du willst das doch gar nicht tun. Wir sind trotzdem deine Familie.“ Seine Stimme klingt genauso ungläubig und verletzt, wie er aussieht.

 

Das und die Worte machen den Dämon nur noch wütender. „Wage es ja nicht, jetzt von mir Mitleid zu erwarten! Und hör auf mit diesem Familienscheiß!“

 

Ohne eine Reaktion abzuwarten stürzt er sich auf ihn. Je schneller er das hier erledigt, desto schneller kann er verschwinden und irgendwo anders Chaos und Zerstörung stiften. Schon der Gedanke daran lässt ein breites, unheilverkündendes Grinsen auf seinen Lippen erscheinen, während er sich schon alle möglichen Taten ausmalt, die er umsetzen will, solange er die Kontrolle hat. Wenn er dabei Erens Verfassung bedenkt, wird er sicher noch eine ganze Weile Spaß haben dürfen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück