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Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings

Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen
von

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Neue Wege - April 1976 (4/5)

Alle paar Stufen durchschritten sie die kleinen erleuchteten Rechtecke am Boden, die das Mondlicht auf die Treppe warf. Sie hatten noch zwei letzte Osterferientage, doch als Remus aus dem Fenster sah und die Wolken, die im Mondlicht silbern zu leuchten schienen, musterte, erkannte er: „Morgen Nacht ist Vollmond.“

Noch nie war er vom Rhythmus der Monate so abgelenkt gewesen wie in diesen Ferien. Doch jetzt, da der Mond schon beinahe rund und voll am Himmel stand, konnte er ihn nicht mehr ignorieren.

Die beiden stiegen gerade vom Astronomieturm herab, den sie die letzte Stunde über kartiert hatten: Aktuell waren Remus und Sirius dabei, die abgelegensten Winkel des Schlosses zu suchen und abzulaufen, um auch die Ecken der Karte zu erschließen. Dennoch hatten sich ihre Fortschritte in den letzten Tagen merklich verlangsamt, seit sie sich auch anderweitig beschäftigen konnten.

„Alles wie immer geplant mit Madam Pomfrey?“, fragte Sirius.

„Ja, ich wüsste nicht, weshalb nicht. Sie war bisher auch in allen Ferien da…“

„Macht die eigentlich nie Urlaub?“

„Keine Ahnung. Aber stell dir mal sie und Filch auf Hawaii vor, oder so.“

„Er mit einer Badehose aus Katzenfell und sie immer noch mit ihrem Haarnetz. Nein, Argus, nicht spritzen, meine Frisur!

Remus kicherte und blieb am Fuß der Wendeltreppe stehen. Er lauschte an der Tür und als er draußen keine Schritte hören konnte, öffnete er sie.

Mrs. Norris starrte ihn mit ihren großen Lampenaugen an.

„Verflucht!“, zischte Remus und wollte die Tür schon wieder zuschlagen.

„Nicht wieder hoch, es gibt nur diese Treppe!“, raunte Sirius und gab Remus einen Schubs.

Die Katze wollte sich in Remus‘ Hosenbein krallen, als er an ihr vorbei zu treten suchte, aber Sirius gab ein lautes, hündisches Bellen von sich und sie zog sich fauchend wieder zurück.

Die beiden schlüpften an Mrs. Norris vorbei und nahmen die Beine in die Hand.

„Gibt es hier einen Geheimgang?“, keuchte Remus im Rennen.

Er war mit diesem Flügel des Schlosses nahezu unvertraut. Professor Dumbledore hatte ihn von Anfang an von Astronomie befreien lassen. Ein sich verwandelnder Werwolf zählte vermutlich als Unterrichtsstörung, wenn die Schüler doch eigentlich die Position des Vollmonds nachzeichnen sollten.

„Ähm — ja, tatsächlich! Hier rein!“ Sirius keuchte, aber hielt seine Geschwindigkeit bei, als er durch eine unscheinbare Tür am Ende des Korridors krachte. Dahinter lag ein kleiner Raum. Remus sah nur ein großes Fernrohr, das aus dem Fenster gerichtet war, und einen staubigen Schreibtisch, als Sirius bereits vor einer Falltür zum Halten kam. Er machte ein unglückliches Gesicht, murmelte etwas und die Klappe öffnete sich. Daraus erhob sich eine metallene Stange bis unter die Decke, genau in der Mitte des mannsgroßen Loches im Boden. Dort unten gab es nur Dunkelheit.

Remus schaute Sirius entsetzt an, aber der umfasste die Metallstange bereits mit beiden Händen und ließ sich daran hinunterrutschen. Ohne zu fragen, tat Remus es ihm gleich. Das Rutschen schien kein Ende zu nehmen. Er fiel und fiel und beinahe hatte Remus das Gefühl, seine Finger würden in Flammen aufgehen, als er endlich mit den Füßen auf harten Stein aufschlug.

„Wo sind—“, wollte Remus gerade wissen, aber Sirius bedeutete ihm, still zu sein. Diesmal lauschte er an einer Tür. Sie waren in einem ähnlich kleinen Raum gelandet, der Remus an Slughorns Klassenzimmer erinnerte: In der Ecke stand ein Schreibtisch, dahinter Regale mit leeren und gefüllten Glasgefäßen und Tiegeln, kleinen Kesseln und Kisten, und vor allem gab es eine erloschene Feuerstelle, über der ein mächtiger Kessel hing.

„Raus hier“, sagte Sirius und sie schlüpften durch die Tür. Remus erkannte sofort, dass sie in den Kerkern gelandet waren. Von hier aus wusste er den Weg nach oben und sie beeilten sich, zurück in den Gemeinschaftsraum zu kommen.

Als sie dort ankamen, warfen sie sich mit klopfenden Herzen aufs Sofa. Nachdem sie etwas Luft geholt hatten, grinsten sie sich an. Sirius legte einen Arm um Remus‘ Schultern und der drückte seinen Kopf an dessen Brust. Es gab doch nichts Besseres als eine erfolgreiche Flucht.

„Was hast du zu der Falltür gesagt?“, fragte Remus nach einiger Zeit.

Sirius murmelte etwas, aber er verstand ihn nicht.

„Was?“

Toujour pur.

„Das Leitmotto der Blacks?“

Sirius machte ein vielsagendes Gesicht, das Remus erst dann sah, als er sich den Hals verrenkte.

„Wieso kennt das Schloss den Leitspruch der Blacks?“

Sirius setzte sich gerade hin. Jemand – sicherlich die Hauselfen – hatte ein neues Feuer im Kamin entfacht. Er starrte in die Flammen, dann riss er sich zusammen und erzählte Remus die Geschichte, ohne wegzusehen.

„Dieses Zimmer da oben und der Braukeller unten – die hat mein Ur-Ur-Großvater bauen lassen, als er hier Schulleiter war. Er war ein nutzloser Typ, ein schlechter Zauberer auch, und nur an sich selbst interessiert. Hat nie was für die Schule getan. Aber hat sich für Zaubertränke interessiert. Und nachdem mal in seinem eigentlichen Büro ein Kessel hochgegangen ist, hat er sich im Kerker ein Privatzimmer eingerichtet, damit ihn keiner mehr bei seinen sinnlosen Experimenten erwischt. Und weil für manche Tränke die Planeten in genau der richtigen Konstellation stehen müssen, brauchte er eine Möglichkeit, den Himmel zu sehen. Deswegen auch die Rutsche, damit er Zutaten reinpanschen konnte, wenn die Planeten genau richtig standen. Ich glaube nicht, dass er jemals was zustande gebracht hat, aber… naja. Darum jedenfalls die Falltür. Sie öffnet sich nur für –“

„Blacks.“

„Jap.“

„Mit euch wird’s auch nie langweilig, oder?“, schmunzelte Remus.

Sirius deutete eine Ohrfeige an, doch Remus zuckte nicht mal.

Dann sagte er plötzlich lachend: „Du hast die Katze angebellt.“

„Hab‘ ich das?“

„Das merkst du nicht mal mehr?“

„Lass mal die Karte sehen.“

Remus zog das Stück Pergament aus der Tasche und breitete es auf dem Tisch vor ihnen aus. Es zeigte das Erdgeschoss, und als Remus eine Falte in die obere rechte Ecke machte, verschwanden die Linien, als würden sie in das Papier gesogen. Im nächsten Moment erschienen neue, die die den Grundriss des ersten Stockes abbildeten. Er knickte das Eselsohr ein weiteres Mal und der zweite Stock erschien.

„Funktioniert wirklich gut“, sagte Sirius und in seiner Anerkennung schwang eine Spur Überraschung mit.

„Freut mich sehr, dass es zu deiner Zufriedenheit ist“, gab Remus trocken zurück.

„Können wir nicht einfach die bei den ZAGs einreichen? Direkt ein Ohnegleichen überall, außer vielleicht in Zaubertränke. Dafür müssten wir noch was drüberschütten.“

„Zum Beispiel eine Verschlüsselung“, sagte Remus. „Darüber sollten wir uns wirklich mal Gedanken machen. Stell dir vor, Filch hätte sie eben in die Finger gekriegt.“

„Urgh. Ja.“ Sirius griff sich in den Nacken und massierte seine Schultern. „Vielleicht hat James eine Idee.“

„Erzählen wir’s ihnen?“

„Klar – oder nicht?“

„Doch, wollte ich.“

„Okay, gut.“ Sirius schien erleichtert und so fühlte auch Remus sich. Er genoss es zwar, dass es Dinge gab, die nur Sirius und er für sich behielten, aber die Karte war zu gut, zu genial und zu ausbaufähig, um sie den anderen vorzuenthalten. Und Remus hätte ihnen auch sein Leben anvertraut.

„Was machen wir morgen?“, fragte Remus plötzlich.

„Was meinst du?“

„Wegen Vollmond.“

„Na, du gehst runter, zeigst dein putziges flauschiges Selbst und dann komm ich runter und besuche dich. So wie immer.“ Sirius schien die Frage nicht zu verstehen.

„Meinst du, allein ist das eine gute Idee?“

Sirius schien verwundert und als er sprach, hörte Remus eine Spur Verletztheit: „Willst du nicht?“

„Doch natürlich! Ich… ich meine nur, ohne Krone… bin ich vielleicht gefährlich für dich.“

„Quatsch. Das kriegen wir schon hin.“

„Okay.“ Es tat gut, dass Sirius so unerschütterlich zu ihm stand, aber gleichzeitig hatte Remus den Eindruck, dass er das ganze Thema vielleicht ein wenig zu leichtsinnig betrachtete.

„Hör auf, dir Sorgen zu machen, Moony. Damit ist es vorbei.“ Sirius rüttelte an seinem Arm und zog ihn dann an sich. Sirius küsste ihn an die Schläfe und Remus schloss die Augen.

„Na gut. Aber wir sind vorsichtig.“

„Vorsicht ist mein zweiter Vorname.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2023-11-04T18:35:21+00:00 04.11.2023 19:35
Vorsicht ist Sirius zweiter Vorname??? Ich glaube da kommen vorher nich ziemlich viele andere, die alle eher nichts mit Vorsicht zu tun haben.😂

Ich könnte das ewig weiterlesen, die beiden sind so süß 🥹


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