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Weihnachten unter einem Dach

Ein Haikyuu-Adventskalender
von

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Der Ex-Freund


 

Der Ex-Freund
 

Akinori hatte sehr gute Laune, als er heute die Universität verließ. Dies lag einzig und allein an der Tatsache, dass er auf dem Campus Akaashi getroffen hatte. Sein neuer Nachbar war ebenfalls gerade im Begriff, die Lehranstalt zu verlassen. Da zögerte Akinori natürlich nicht lange, beschleunigte seinen Schritt und bot Akaashi an, dass sie gemeinsam nach Hause gehen könnten, wenn er nicht noch etwas anderes zu erledigen hatte. Als er zustimmt, schlug Akinoris Herz gleich ein Stück höher.
 

„Wie war dein Tag heute?“, fragte er ihn sogleich, als sie die Universität hinter sich ließen. Das war doch ein guter Eisbrecher, oder? Akinori überkam immer wieder das Gefühl, dass er seine Worte verlor, wenn er ein Gespräch mit Akaashi begann. Er musste sie erst einmal finden und dann lief es eigentlich immer ganz gut. Nun gut, so viel hatten sie sich bisher noch nicht unterhalten, weshalb er dies ganz schnell ändern wollte. Daher war er für jeden Augenblick dankbar, den er mit ihm verbringen konnte.

Akaashi sah ihn nicht an, sondern richtete seinen Blick auf den Fußweg vor ihnen. Dies hatte Akinori auch schon öfters beobachtet; es wirkte immer so, als wäre sein Nachbar oft in seinen Gedanken versunken.

„Es war angenehm. Ich hatte heute ein Seminar bei einem meiner Lieblingsprofessoren. Er schafft es immer sehr gut, die literarischen Themen rüberzubringen.“ Akaashi schenkte ihm ein kurzes Lächeln, welches Akinoris Herz einen Hüpfer verpasste.

„Das freut mich sehr für dich. Es ist immer toll, wenn man einem Professoren hat, der den Stoff richtig rüberbringen kann. Da kann ich dich echt nur beneiden. Ich hatte das heute leider nicht so viel Glück. Wir haben in einem Seminar eine Gruppenarbeit begonnen und bin leider in der unkooperativsten Gruppe gelandet, die man sich vorstellen kann. Mal schauen, wie es wird.“ Akinori kratzte sich am Hinterkopf und wartete auf Akaashis Reaktion. Ihr Aufeinandertreffen hatte ihn fast vergessen lassen, dass sein Tag an der Universität nicht so toll gewesen war. Aber gut, daran wollte er sich jetzt nicht länger festhängen. Er konnte sich mit Akaashi unterhalten und das machte seinen Tag gleich tausendmal besser.

„Ich bin doch deswegen nicht zu beneiden. Ich habe diesen Kurs ja nicht jeden Tag. Außerdem denke ich, dass deine Kommilitonen sicherlich mit sich reden lassen. Ihr arbeitet ja alle auf ein Ziel hin; euren Abschluss.“ Akaashis Blick fixierte ihn und Akinori schluckte, während sich seine Augen weiteten. Es fühlte sich so an, als würde sein Nachbar ihn gerade tadeln. Er hatte es sich sicher gerade mit ihm verspielt; dessen war er sich nun sicher. Wer stand auch schon auf Kerle, die herumjammerten, da es in ihrem Studium gerade schwierig lief? Akinori hatte gesprochen, ohne groß über seine Worte nachzudenken. Er hatte einfach eine Unterhaltung mit ihm führen wollen und lief natürlich in das erste Fettnäpfchen, welches sich auf seinem Weg befand.

Unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Akinori hatte keine Ahnung, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Letztes Mal hatte er sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten ganz normal mit ihm unterhalten. Akaashi hatte sogar für ihn gekocht, da er ihm mit seinen Sachen geholfen hatte. Akinori wollte zu diesem Moment zurückkehren.
 

„…Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren“, durchbrach Akaashi schließlich die Stille zwischen ihnen. Wieder sah er den Älteren nicht an, sondern beobachtete das Geschehen um sie herum, wie die vorbeiziehenden Autos, wobei er aber nichts wirklich zu fokussieren schien. Auch fiel Akinori auf, dass er wieder einmal mit seinen Händen spielte. Ob das wohl ein Tick war, wenn er nervös wurde? Irgendwie fand er das ganz niedlich.

„Es muss dir nicht leidtun, Akaashi. Ich hätte mich nicht so beschweren sollen. Du hast recht damit, dass ich mit ihnen darüber sprechen sollte“, sagte Akinori sogleich und fuhrt sich mit der Hand über den Nacken. Er wollte nicht, dass sein Nachbar sich wegen ihm schlechtfühlte. Ihre Blick trafen sich für einen Augenblick und Akinori erkannte Unsicherheit in den blauen Augen seines Gegenübers. Er wusste nicht, wie er diese Unsicherheit deuten sollte.

„Nein, es war einfach unangebracht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich gesagt habe.“ Akaashi wandte den Blick wieder ab, was Akinori sehr schade fand. Er hätte das hübsche Gesicht des Jüngeren gerne noch einen Moment länger betrachtet. Damit musste er sich wohl zufriedengeben.

„Vergessen wir es doch einfach. Ich bin froh darüber, dass wir heute zusammen nach Hause gehen und möchte nicht, dass so ein dummes Thema zwischen uns steht“, schlug er vor, in der Hoffnung, dass Akaashi sich dann weniger schlechtfühlte. Dieser nickte schließlich.

Schweigend gingen sie weiter und Akinori überlegte, über welche Themen er sich mit ihm unterhalten sollte. War es angebracht, wenn er ihn fragte, wie gut er sich eingelebt hatte? Aber Akaashi wohnte ja gerade erst eine Woche bei ihnen im Haus, als wäre es wahrscheinlich zu früh. Gab es ein anderes Thema, über welches sie sprechen könnten? Auf die Schnelle wollte er ihm nichts einfallen und das machte Akinori nervös.

Da blieb Akaashi auf einmal abrupt stehen, was dazu führte, dass der Ältere dies nicht sofort bemerkte, da er so sehr auf der Suche nach einem Gesprächsthema war.
 

„Akaashi?“, fragte Akinori, als er es schlussendlich bemerkte. Ihm fiel sofort die Körpersprache seines Nachbars auf. Akaashi hatte die Hände zu Fäusten geballt und alles an seinem Körper schien angespannt zu sein. Dies sprach dafür, dass das, was er gerade sah, ihm überhaupt nicht gefiel. Da er keine Antwort erhielt, folgte Akinori seinem Blick.

Auf der anderen Straßenseite gingen zwei junge Männer in ihrem Alter. Der Kleine hatte kurz, schwarze Haare und hörte seinem Gesprächspartner aufmerksam zu. Auf Akinori machte er den Eindruck, dass er recht oft trainiert, auch wenn dies unter der Winterkleidung schwer auszumachen war. Sein Gesprächspartner war einige Zentimeter größer und gestikulierte, während er sprach, sehr viel mit seinen Händen. Sein hellbraunes Haar war ordentlich frisiert und Akinori kamen sofort zwei Worte in den Sinn, als er ihn genauer betrachtete: Pretty Boy.

„Kennst du die beiden?“, fragte er schließlich Akaashi, von dem nach wie vor keine Reaktion außer ein Starren kam. Er zuckte zusammen, als Akinori ihn ansprach; so als wäre er aus einer Starre gelöst wurden. Langsam wandte er seinen Blick ab.

„…Ja, der Schwarzhaarige ist mein Ex-Freund und sein Begleiter…ja, das ist wohl dann sein neuer Freund…“ Ein tiefer Seufzer kam über Akaashis Lippen, der so klang, als wäre er in den tiefsten Tiefen seiner Lunge entstanden.

Akinori wusste im ersten Moment nicht, wie er diese Information einordnen sollte. Akaashi hatte also einen Ex-Freund. Gut, gut. Wahrscheinlich nicht wunderlich, immerhin hatte Akinori auch eine Ex-Freundin und einen Ex-Freund. Also war dies kein Grund zur Panik. Es war völlig normal.

„Eure Trennung war wahrscheinlich nicht so schön, oder? Du wirkst ziemlich angespannt“, versuchte er einen Vorstoß, mehr über diesen Ex-Freund zu erfahren. Hoffentlich riss er damit keinen alten Wunden auf.

„…Nein. Er hat mich mehr oder minder vor vollendete Tatsachen gestellt. Darum bin ich auch in die Wohnung gezogen; ich muss aus unserer gemeinsamen raus.“ Die Antwort saß bei Akinori. Dieser Ex-Freund war nicht irgendein Ex-Freund, sondern der Grund, warum Akaashi sein Nachbar geworden war.
 

Eigentlich hätte er ihm dankbar dafür sein sollen, dass er diesen Engel kennenlernen durfte. Konnte er aber nicht. Alles an Akaashis Haltung und Aussage zeugte davon, dass er die Trennung noch nicht verarbeitet hatte, womit er nur noch unerreichbarer für Akinori geworden war.

Außerdem der Typ sah so verdammt gut aus! Wie sollte er da bloß mithalten?



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