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Festival of Blood

von

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Prolog

Weißer Rauch drang aus dem Lauf seines Gewehrs, welches noch angewinkelt in seinen Armen lag, sein linkes Auge war immer noch zusammen gekniffen, der Zeigefinger ruhte auf dem Abzug. Nur wenige Meter vor ihm lag etwas, was unwissende als ein Wesen bezeichnen würden, welches ihnen als Kindern durch dunkle Märchengeschichten Furcht und Schrecken hätte einjagen sollen. Er dagegen hatte keine Angst vor dieser Kreatur. Wiederum hörte er seinen Puls schnell gegen seine Halsschlagader hämmern, das Blut rauschte nur so in seinen Ohren und wenn er für einen kurzen Augenblick den Atem anhalten würde, dann würde er anhand der Geschwindigkeit seines Herzschlages einen Infarkt befürchten müssen. Doch er würde keinen Herzinfarkt bekommen, nein ganz im Gegenteil. Er befand sich gerade dermaßen im Rausch, dass er nichts anderes mehr um sich herum wahrnahm.

Nicht das Rascheln der Blätter im Wind.

Nicht das Plätschern des kleinen Baches.

Nicht das herrliche Zwitschern der Vögel.

Nicht das leise Knacken eines trockenen Zweiges, welcher unter der Belastung einer riesigen Pranke zerbrach, welche zu der sich von hinten anschleichenden Bestie gehörte.

„Hab ich dich endlich…“, flüsterte der Jäger schon fast, er hatte seine Stimme immer noch nicht richtig gefunden.

Er ging zu seiner erlegten Beute, ging direkt neben ihr in die Knie und horchte. Keine Atemgeräusche, kein Knurren drang mehr an sein Ohr.

„Ich habe es endlich geschafft. Mein größter Fang...einen schönen Platz habe ich für deinen Kopf an meiner Wand…“

Plötzlich schreckte der Mann auf, denn er spürte etwas direkt hinter sich stehen. Er wirbelte mit wild pochendem Herzen um sich herum, Gewehr im Anschlag und blickte dem Tier sich gegenüber stehend ins Gesicht. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt und er bemerkte, dass er seinen Atem angehalten hatte, während das kleine Rehkitz vor ihm lediglich den Kopf schief legte. Für eine Weile standen sie sich so gegenüber. Keiner regte sich. Der Jäger zielte immer noch auf das Kitz, seinen Finger zittrig am Abzug. Er musste sich selber eingestehen, dass er gezögert hatte abzudrücken. Langsam ließ er sein Gewehr wieder sinken, woraufhin sich das Rehkitz auch wieder in Bewegung begab. Es stolzierte schon fast an ihm vorbei, so als wolle es ihm fies „du Feigling“ ins Gesicht grinsen.

„Idiot…“, tadelte sich der Jäger und ohrfeigte sich selber, „jedes andere Tier hätte sich bereits an deinen Eingeweiden erfreut! Das nächste Mal schießt du SOFORT!“

Als hätte sie nur auf diesen Ausruf gewartet sprang die Bestie aus ihrem Versteck hervor, schlug laut knurrend mit gefletschten Zähnen ihre Klauen in beide Schultern des Jägers und stürzte ihn so in sekundenschnelle zu Boden. Der Aufprall war so hart, dass sich der Mann ein kleines Stück Zunge abbiss, als seine Kiefer aufeinanderprallten. Sofort füllte sich sein Mund mit dem metallischen Geschmack seines eigenen Blutes, während er seine Arme aus Reflex schützend vor sein Gesicht werfen wollte. Doch die Bestie ließ bereits wieder von ihm ab und flüchtete in den dichten dunklen Wald.

Er wusste nicht, ob er es aus Frust oder Schmerz tat, aber der Jäger schrie so laut er nur konnte, er strampelte mit Füßen und Händen wie ein kleines Kind auf den Boden ein. Das Schreien wurde zu einem Brüllen und das Brüllen verwandelte sich schließlich in ein hysterisches Schluchzen, während er sich schwerfällig aufsetzte und seinen Körper nach weiteren Wunden abtastete. Abgesehen von seiner Zunge war er tatsächlich unversehrt gewesen, sein dicker Ledermantel hatte die langen Krallen der Bestie abwehren können! Ächzend stemmte er eine Hand aufs Knie und drückte seinen immer noch zitternden Körper nach oben.

Jetzt war er die Beute, jetzt wurde er gejagt, jetzt gab es kein zurück mehr, für keinen von beiden.

„Wir haben im Moment zwei Möglichkeiten…“, brachte der Jäger zittrig hervor und ging in geduckter Haltung ein paar Schritte, „entweder bringen wir es hier und jetzt zu Ende, oder du wartest hier auf mich, bis ich wieder komme…“

Stille.

An seine Ohren drang nur das Rascheln der Blätter im Wind, das Plätschern des kleinen Baches und das herrliche Zwitschern der Vögel.

„Du Feigling...“

Der Jäger wandte sich erneut seiner bereits erlegten Beute zu, holte seine Machete aus der Halterung hinter seinem Rücken hervor und schlug mit kräftigen Hieben den Kopf von dessen Schultern ab.

Aus dem Nichts ertönte ein Knacken von links!

Blitzschnell reagierte der Jäger und warf seine Machete mit ordentlich Schwung in die Richtung, aus welcher soeben noch das Geräusch gekommen war. Er konnte einen schmerzverzerrten Aufschrei hören und wie seine Waffe in einen Körper eindrang. Egal was er gerade getroffen hatte, es würde auf jeden Fall schon mal schwer verletzt sein. Er prüfte seine Munition bevor er das Gewehr erneut anlegte und pirschte sich vorsichtig an. Er schob ein paar Büsche beiseite und wich einem moosbewachsenen gefällten Stamm aus, schließlich erblickte er das getroffenen Tier und seufzte schwerfällig. Das Rehkitz lag schwer verwundet vor im, die Machete war im Bauchraum eingedrungen und blitzte zur anderen Seite ein wenig heraus. Der Jäger lehnte das Gewehr an den umgefallenen Baumstamm und ging neben dem Tier auf die Knie.

„Es tut mir leid. Du warst eigentlich nicht meine Beute…“

Er nahm seinen Hut vom Kopf, murmelte ein kurzes Gebet, zog dann einen Colt aus seiner Hüfttasche, zielte und drückte ab.

„...aber du wirst mich einige Tage ernähren. Du bist also nicht umsonst gestorben…“

Das Kitz über die Schulter geschmissen kehrte der Mann zu seiner geköpften Trophäe zurück und hielt irritiert inne. Die von ihm erlegte Bestie hatte bereits begonnen ihre Gestalt zu verändern, das war ihm auch bewusst gewesen, dass das passieren würde. Und dennoch, das was ihm augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ war die Erkenntnis, dass er nicht wie erwartet das Weibchen sondern seinen Partner erlegt hatte.

„Oh...das ist...überhaupt nicht...gut…“, grummelte der Jäger, legte das Kitz ab und sah sich beunruhigt um, „ganz und gar...nicht gut…“

Bei jedem kleinsten Laut zuckte er zusammen, sein Puls nahm erneut Fahrt auf, seine Nackenhaare stellten sich zu Berge und ein eiskalter Schweiß lief über sein Gesicht. Woher würde sie kommen? Von dort? Oder von hier? Von oben vielleicht?!

Er hatte bereits weibliche Exemplare dieser Gattung gejagt und er wäre jedes Mal beinahe selber dabei drauf gegangen. Sie waren um einiges angriffslustiger, unberechenbarer und blutrünstiger als die Männchen und die Tatsache, dass diese hier auch noch mitansehen musste wie er höchstpersönlich seinen geliebten Partner umgebracht hatte würde alles zu seinem wahr gewordenen Alptraum machen.

Er holte tief Luft, als ihm bewusst wurde, das es nun für ihn endgültig kein Entkommen mehr gab. Er würde heute hier in diesem Wald sterben…



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