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Der verlorene Zwilling

Zwei gleiche Schicksale werden getrennt (Erstmal zu...x.x)
von

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8 Jahre später...

"Aiiiiii -", kommt es aus meinem Mund, meine Hand nähert sich blitzschnell dem Holzbrett, das ich vorher in die Luft geworfen habe, und schon kommt es in zwei Hälften zerlegt auf dem Boden an. Das ganze wiederholt sich ein paar mal, dann liegen mehrere sauber geteilte, gleich große Holzstücke zu meinen Füßen und ein paar Handgriffe später beginnt eine kleine Flamme auch schon sich durch das weiche Holz zu fressen; das Lagerfeuer brennt. Müde von dem langen Trainingstag halte ich meine zerschundenen Hände an das Feuer und betrachte den wolkenlosen Himmel. Ein Stern leuchtet besonders hell. Meine Mutter nannte ihn immer ,Iori', den Falkenstern. Nachdenklich bleibt mein Blick auf ihm ruhen. Meine Mutter, Miyo... wie es ihnen jetzt wohl geht? Ob sie noch leben? Meine Beine schmerzen. Seit dem Tag, an dem die Piraten unsere ganze Insel ihrer Bewohner beraubt hatten, habe ich trainiert. Tag um Tag, Nacht um Nacht, um mich den Pistolen der Zerstörer eines Tages stellen zu können. Kein Baum hält mir Stand, kein Berg ist zu hoch... und doch habe ich Angst. Angst um das Leben meiner Familie. Mit jedem Tag, der vergeht wird es unwahrscheinlicher, dass es sie noch gibt. Und doch... ein Geräusch im Gebüsch lässt mich aufschrecken. Nicht schon wieder ein hungriges Wildschwein, schießt es mir durch den Kopf, und schon möchte ich nach dem Schwert greifen, das ich in einem der verlassenen Häuser des beraubten Dorfes gefunden habe, als ein schwarzer Vogel aus dem Strauch in den Himmel emporsteigt.

Mein Magen knurrt. Langsam öffne ich den Lederbeutel an meinem Gürtel. Ein paar getrocknete Pilze, Nüsse, ein paar Kräuter. Beim Gedanken an ein saftiges Stück Fleisch läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Nein, das tust du nicht, rufe ich mir ins Bewusstsein. Seit deinem ersten Tag in der Wildnis achtest du darauf, kein Tier zu töten, außer es ist Notwehr. Bleibe dabei.

Seufzend wende ich meinen Blick von meinem Schwert ab und richte ihn wieder auf meine Essensvorräte. Ein getrockneter Pilz wandert langsam in meinen Mund. Es fühlte sich an, als würde ich auf Gummi herumbeißen. Meine Hand wanderte wieder in den Beutel. Sie zerbröckelt mühelos die Schale einer Nuss und pult den Kern heraus. So kann das nicht weitergehen, denke ich bei mir. Ich muss etwas unternehmen. Hier stellt sich mir kein Hindernis mehr in den Weg, ich habe einen starken Willen, ein eisernes Schwert und zerstörerische Kamptechniken. Ich muss endlich diese heimtückischen Piraten finden! Aber wo soll ich nur suchen? Über diesem Gedanken falle ich in einen tiefen Schlaf.
 

Die Sonne weckt mich. Sofort stehe ich auf den Beinen und möchte mit meinem gewohnten Morgentrainingsprogramm beginnen, als sich wieder der Gedanke an die Suche nach meiner Mutter und Miyo meldet. Ich muss etwas ändern, das kann nicht so weitergehen. Sofort mache ich mich auf den Weg zur Küste, von Baum zu Baum springend, später durch die weite Ebene des Tales laufend, in der mein Heimatdorf liegt. Moos und Kletterpflanzen bedecken inzwischen die Häuser. Alles liegt unter einem Mantel der Stille begraben. Schnell gehe ich weiter.

Wenig später erreiche ich die Küste. Das endlos weite Meer liegt vor mir, sanfte Wellen gleiten darüber hinweg. Wie soll ich hier nur wegkommen? Diese Frage scheint unbeantwortet bleiben zu sollen. Keine innere Stimme flüstert mir die Lösung dieses Problems, auch mein treues Schwert hat anscheinend nicht die Absicht das Meer zu teilen, wo seine scharfe Klinge doch sonst alles gradlinig in zwei Hälften zerlegt. Ich streife ein bisschen umher, dringe hier und da ein Stück ins Gebüsch ein, was allerdings keinen großen Sinn macht. Schließlich entscheide ich mich, einmal um die Insel herumzuschwimmen. Vielleicht verbirgt sich irgendwo ein nützlicher Gegenstand, der mich weiterbringt. Ich steige in das lauwarme Wasser - es ist Sommer - und beginne mit dem umrunden der Insel. Sie ist groß, sehr groß, mein Vorhaben wird vielleicht einige Tage dauern, aber die Hoffnung, dass es mich weiterbringen könnte, macht mich stark. Nichts als glatte Felswände ziehen an mir vorrüber, dann wieder ein Stück flaches Grasland, das ich sicher schon tausendmal durchlaufen habe. Wieder steile Felswände, mächtige Klippen - und eine Grotte. Ein dunkler Eingang gähnt unter einem mächtigen Vorsprung. Zügig schwimme ich darauf zu, voller kribbelnder, aufregender Anspannung; von Angst keine Spur. Schnell klettere ich die paar Meter Felsen bis zum Höhleneingang empor und betrete die stille Grotte. Dunkelheit umgibt mich. Ich warte ein paar Sekunden, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und dringe tiefer in die Höhle ein. Ich sehe scharf, seit 8 Jahren habe ich versucht meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen - es hat sich gelohnt. Felswände um Felswände, Schritt um Schritt nähere ich mich dem Ende der Grotte. Sie geht nicht tief in den Berg hinein, meine Stimme erzeugt kaum ein Echo.

Plötzlich stoße ich mir das Bein an etwas holzigem, keinem Stein. Angestrengt versuchen meine Augen zu erkennen, um was es sich handelt. Für einen Augenblick steht mein Herz vor Freude still: ein Boot, ein Holzkahn; ich habe wahrhaftig gefunden, was ich gesucht habe. Mühelos ziehe ich meine Entdeckung zum Ausgang der Höhle und lasse sie vorsichtig ins Wasser hinuntergleiten. Sogar Ruder sind dabei, wie ich ein paar Minuten später feststelle, nachdem meine Augen sich wieder an die hellen Strahlen der Sonne gewöhnt haben. Schließlich springe ich hinab in das Boot und beginne zu rudern, weg von der Insel, denn es gibt nichts mehr, was mich dort noch hält.



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