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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Die Tanzenden Worte

Krachend biss Diana in einen Keks.

Kleine Krümel fielen auf das weiße Tischtuch mit den orientalischen Stickereien.

"Und als wäre das noch nicht genug, hat die Zimtzicke von Jeriso uns auch noch Hausaufgaben gegeben, daran hätte ich wohl noch als Oma zu knabbern! Die hat echt ein an der Klatsche, die sollte selber mal nen Psychologen aufsuchen!!"

Arlena platze gleich vor Wut.

Ihre Psychologie Professorin Beatrix Jeriso hatte ihren Studenten mal wieder so viel aufgegeben, dass wohl mindestens die Hälfte sie nicht vollständig machen konnte.

Die ansonsten so fröhliche und gutgelaunte Arlena war beinah zum Fürchten, wenn sie sich über irgendetwas oder irgendjemanden tierisch aufregte.

Maik, Diana und Samantha pflichteten ihr nur bei. Es war besser ihr nicht zu widersprechen.

Aber es konnte ja wirklich nicht angehen, dass man seinen Studenten aufgab, einen zwanzig Seiten Aufsatz über Freud in zwei Tagen zu schrieben. Das war nicht heilig, das war barbarisch.

Sacht strichen Samanthas Fingerspitzen über Talas Fell.

Die kleine Nemek hatte so lange gequengelt und gedrängt, bis Samantha aufgegeben und sie mit ins Kaleido genommen hatte.

Denn, was konnte sie denn schon groß anstellen?

Karola hatte nichts gegen Katzen, sie hatte ja selber zwei. Eine schwarze mit weißen Pfötchen und eine rotgetigerte, Zorro und Zora.

"Ich muss schon sagen, ich hab ja schon einen heiden Respekt das du ausgerechnet Psychologie studierst.

Aber dann noch die Jeriso auszuhalten, meinen Glückwunsch!"

Maik wusste, von was er sprach. Er hatte die verhasste Dozentin einmal in Vertretung gehabt und es war die Hölle auf Erden gewesen.

Seit dem meckerte er nie wieder über die Lehrer die er hatte.

Alle waren besser als diese Schreckschraube.

Auch Diana wusste, von was Arlena und Maik sprachen.

Als sie noch die Bibliothek geleitet hatte, war sie immer wieder einmal mit der Professorin aneinander geraten und hatte deren Jähzorn zu spüren bekommen.

"Arlena, Schätzchen, reg dich nicht auf, das gibt Falten und es nützt dir jetzt eh nichts.

Du musst wohl oder übel hinnehmen, das sie nicht ganz knusper ist.

Mach das beste draus und schreib den Aufsatz, auch wenn du nicht fertig werden solltest."

Diana hatte den angebissenen Haselnusskeks auf den Untersetzer ihrer großen Teetasse gelegt und sah Arlena beinah bemutternd an.

Ihre feingliedrige Hand mit den schwarzen Fingernägeln ruhte auf Arlena und beruhigte sie sogar ein wenig.

"Du hast recht ...", seufzte sie schließlich, nahm einen Keks und tauchte ihn in ihren Früchtetee.

"Man muss es so nehmen wies kommt.

Aber mal was anderes, wie hat dir eigentlich die Vorlesung von meinem Prof gefallen Sam?"

Fragend sah Maik Samantha über den Rand seiner Tasse Pfefferminztee an.

Samantha dachte kurz nach.

Ja, gestern war sie in der Vorlesung bei Direktor Konrad Taldan gewesen.

Es war sehr interessant gewesen und sie hatte sich sogar zu einem Kommentar aufgerafft, was normalerweise nicht ihre Art war.

Sonst saß sie ja lieber nur dabei, hörte zu und sagte nur etwas wenn sie gefragt wurde.

Doch der alte Direx hatte die Vorlesung sehr lebendig und anschaulich gestaltet das es sogar Samantha beeindruckt hatte.

"Ich hab selten ein 54jährigen so verständlich über das alte Ägypten reden hören."

Das stimmte, denn die ganzen Professoren und Doktoren der Ägyptologie waren ziemlich trocken und äußerst sachlich wenn sie über ihre Arbeit sprachen, so dass es Außenstehenden nicht leicht oder sogar unmöglich war ihnen zu folgen.

Samantha dachte an den Direktor, wie er gestern vor ihnen gestanden hatte: Ein 1,72m großer Mann im fortgeschrittenen Alter in einem dunklen Anzug mit sandfarbener Krawatte, einer Zwickerbrille auf der Nase und dahinter wache hellblaue Augen. Er wirkte sehr freundlich und hatte viel gelacht. Doch trotz dieser lustigen Fassade hatte man ihm angemerkt, dass er ein unangefochtener Experte auf seinem gebiet sein musste und sehr klug war.

Samantha hatte ihn auf den ersten Blick sympathisch gefunden.

Sie hätte auch gerne mit ihm persönlich noch einmal unter vier Augen geredet, doch er war in Eile gewesen.

Sie hatte sich jedoch fest vorgenommen, ihn nach seiner nächsten Vorlesung abzufangen und mit ihm zu fachsimpeln. Schließlich bewegte auch sie sich auf diesem Gebiet sehr sicher.

Das solltest du auch, schließlich bist du die Wiedergeburt einer großen ägyptischen Priesterin ...

Talas Stimme klang in Samanthas Kopf wie in einer riesigen Aula.

'Lass das!', dachte Samantha scharf.

Tala hatte ihr zwar schon versichert, dass sie auch Telepathin war, aber bis jetzt hatte sie noch nicht viel davon mitgekriegt.

Und eigentlich war sie auch nicht sonderlich scharf darauf zu erfahren, was andere so über sie dachten.

Aber es ist doch wahr!

'STILL !!!'

Samanthas Gedanken waren schneidend und sie fühlte wie Tala unter den Fingerspitzen ihrer linken Hand leicht zusammenzuckte, als hätte man sie erschreckt.

"Tut mir leid Kleine, ich hab's nicht so gemeint!

Sei nicht sauer, ja?!"

Samantha flüsterte so leise, dass nur Tala sie hören konnte.

Die lies nur ein leises Miau ertönen, was Samantha als 'ja' eingestuft hatte.

Und weil für sie damit die Sache gegessen war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren drei Freunden zu, die sich mittlerweile angeregt über die kommende Afrikaausstellung des städtischen Museums unterhielten.

Tala lag still und mit geschlossenen Augen neben Samantha und lauschte nur mit einem Ohr den Worten der Menschen um sich herum.

Samantha hatte es nicht gemerkt, aber als sie Tala so angefahren hatte, hatte sich ihre Iris kurz verändert, sie war blutrot gewesen ...
 

Der Mond satnd halb über den sich wiegenden Platanen auf dem Campus, keine einzige Wolke war am Himmel, nicht einmal ein Wolkenfetzen.

Tala saß, wie ein mondsüchtiger Wolf, auf Samanthas Bett und starrte mit leerem Blick in den Himmel, auf die halbe Scheibe. Daneben fraß sich ein silbernes Band durch den Himmel gen Norden.

Sie saß ganz starr da, nur ihre Schwanzspitze bewegte sich hin und wieder und auch die Puschel an ihren Ohren zuckten von zeit zu Zeit kurz, als höre sie etwas.

Doch alles im Zimmer war ruhig.

Auch das Hasarel neben Tala war ruhig.

Noch ...

"Serana wird bald kommen Xeron.

Dann wird sie dich aus Chons' kaltem Griff befreien.

Bald, warte nur noch ein bisschen, bald bist du wieder frei, so wie ich."

Talas Stimme klang wie in Trance, leer und leidenschaftslos.

Und als hätte Samantha sie gehört, kam sie durch die Tür in das dunkle Zimmer.

"Kind, jetzt warte doch!", schall eine penetrante Frauenstimme aus dem Flur und kaum waren die Worte verklungen stand auch schon eine kleine rundliche Frau hinter Samantha und hielt die Tür auf.

Samantha, geistesgegenwärtig wie sie war, Zog sie Tür wieder zu.

Wenn Greta sehen Würde, hätte ihr letztes Stündlein geschlagen.

Die 60jährige Hausmutter hatte Samantha hartnäckig bis zu ihrem Zimmer verfolgt. Und jetzt würde sie ihr wahrscheinlich wieder ihr Leid klagen, ihr eine Standpauke verpassen oder ihr sonst irgendwie das Ohr abkauen.

Samantha verdrehte die Augen und meinte gezwungen freundlich:

"Was kann ich für sie tun Frau Orson?"

Wie eine zu fette Ente watschelte die alte Frau näher und legte die zittrige Hand auf Samanthas Arm.

"Mädchen, ich hab dir doch schon hundert Mal gesagt, das du mich Greta nennen sollst.

So wie die anderen Mädchen und Jungen auch."

"Gut ... Greta."

Samantha zögerte sie so zu nennen. Es klang so vertraut und mit dieser Frau wollte sie alles sein, nur nicht vertraut.

"Schön Kindchen!"

Greta tätschelte noch einmal ihren Arm und meinte dann:

"Schön, schön.

Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht mehr so spät noch im Haus rumgeistern solltest!"

Tadelnd sah Greta Samantha an, die nur gezwungen lächelte.

"Ich war noch in der Bibliothek.

Wir schreiben bald einen Test und da brauchte ich noch ein Buch."

Schnell deutete sie auf den dicken Band in ihrem Arm.

Gretas Gesichtsausdruck schlug plötzlich in helle Begeisterung um.

"Braves Kind, das lob ich mir!"

Sie tätschelte Samanthas rechte Wange das es weh tat.

Und als sie schon wieder davonwackelte meinte sie noch:

"Lern aber nicht zu lang, ihr jungen Dinger braucht ja noch so viel Schlaf!"

"Ja, wird ich machen ...."

Samantha verdrehte die Augen und als Greta außer Hörweite war, zischte sie

"Alte Schachtel ..."

und verschwand in ihrem Zimmer.
 

"Du musst Xeron rufen.

Bald verdeckt das leuchtende Band den weisenden Stern ... "

Tala war immer noch in einem tranceähnlichen Zustand.

"Wen soll ich rufen?"

Samantha legte das Buch auf ihren Schreibtisch, zog ihren langen schwarzen Mantel aus und hängte ihn an den Hancken an ihrer Tür. Danach zog sie ihre Stiefel aus und stellte sie hinter die Tür auf ein kleines Schuhschränkchen.

"Xeron, den Beschützer.

Du musst ihn rufen, um dich zu schützen."

Samantha setzte sich mit verständnisloser Miene auf die Bettkante und sah Tala besorgt an.

"Warum?

Wozu beschützen?

Vor was?

Und wie überhaupt?

Geht es dir gut Tala?

Du sieht's abwesend aus ..."

Der Länge nach hatte sich Samantha auf die weiche Liegewiese gelegt und sah Tala an, die immer noch unverändert zum Mond und dem Kometenschweif hinaufstarrte.

"Das Hasarel, nimm es in die Hand und klapp den Deckel auf.

Die richtige Seite wird sich ganz von alleine aufschlagen.

Und dann lies was da steht, wenn der Schweif den Nordstern verdeckt hat."

Samantha war das alles etwas suspekt.

Ach Quatsch, etwas??

Sie fand das alles merkwürdig und befremdlich.

Doch schließlich hatte ihre verdammte Neugier gesiegt und sie tat was Tala gesagt hatte.

Und tatsächlich. Gleich nachdem sie den Deckel des alten Buches aufgeschlagen hatte, blätterten sich die Seiten von alleine um und gaben ihr wenig später den Blick auf eine Seite ziemlich in der Mitte des Buches preis.

Auf den alten Papyrusseiten stand in drei Zeilen eine Formel.

Und als dann der Schweif den Stern verdeckt hatte, las Samantha:

"Bei Atum und Ptah,

ich befehle dir Chons,

gib den Beschützer frei,

dass er sein Werk erfüllen kann."

Und kaum hatte sie die letzte Silbe fertig gesprochen geschah etwas ganz eigenartiges.

Die Worte, die sie eben noch vorgelesen hatte, lösten sich von der Seite ab. Die goldenen Buchstaben rissen sich von dem Papyrus frei und tanzten durch den Raum. Sie schwirrten einige Male wie Glühwürmchen um die völlig verblüffte Samantha herum, wirbelten ihr offenes Haar leicht auf und zogen dann einen kurzen Kreis um die noch immer starre Tala bevor sie sich neben dem bett sammelten. Dort schwirrten sie so schnell im Kreis, dass Samanthas Augen sie nicht mehr voneinander trennen konnte und sie aussahen wie viele im Kreis tanzende Worte.

"Die Magie der Worte, die Tanzenden Worte ...", flüsterte Tala.

Das Schauspiel der glühenden Fadenwörter ging noch einige Sekunden lang so weiter.

Doch dann, auf einen Schlag, verschwanden sie wieder in dem Buch, dass sich sofort mit einem lauten Klatschen schloss und auf Samanthas Schoß niedersank.

Doch die hatte im Augenblick nur noch Augen für das, was die Goldworte zurückgelassen hatten.

Samantha blickte auf ein Wesen, das sie nur aus Fabeln und Märchen gekannt hatte.

1,40m Stockmaß. 2,80m Länge, schwarzsilbernes Fell, zwei angelegte Flügel mit ebensolch schwarzsilbernen federn, ein Löwenschwanz der unruhig hin und her zuckte, Löwenpranken mit gefährlichen Silberkrallen und zwei saphirblaue Augen, die im fahlen Licht des Halbmondes wie Katzenaugen funkelten.

Vor Samantha stand ein lebendiger Chimera ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Soulprayer
2004-08-18T21:04:36+00:00 18.08.2004 23:04
is nich wahr... O_O''
*schnell weiterlesen muss*
*sich freut, daß du so viele Kapitel auf einmal hochgeladen hast*


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