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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Der Beschützer

Bleich wie ein Gespenst und regungslos wie eine Marmorstatue saß Samantha im Schneidersitz auf ihrem Bett, das Hasarel im Schoß, und starrte das Vieh an, das vor ihr stand und sie mit seinen Saphiraugen anstarrte.

Man konnte seinen ruhigen Atem hören, den er durch seine große Nase ausstieß. Es hörte sich an wie das Schnauben eines großen Pferdes, hohl und tief, als würde man in eine Flasche atmen.

Auch Tala war noch in ihrer Starre, doch dann löste sich die Trance und ihre goldenen Augen begannen sich wieder mit Leben zu füllen.

"Xeron!!!"

Wie von der Tarantel gebissen sprang sie auf und rannte auf den Chimera zu, der mitten in Samanthas Studentenzimmer stand und sich noch immer nicht bewegte.

Wie ein verschmustes Kätzchen, das sie ja auch irgendwie war, schmiegte sich Tala an die rechte Pranke des Monster und schnurrte voller Wohlgefallen.

"Ich freu mich so dich wieder zu sehen!!

Endlich bist du wieder frei!"

Noch einige Mal strich sie um seine Vorderpfoten ehe der Chimera antwortete.

Seine Stimme war wie ein leises Donnergrollen, sehr tief und ziemlich unheimlich.

"Ich bin auch von Freude erfüllt,

das Chons mich nicht mehr in sein kaltes Licht hüllt.

Aber sag mir kleine Freundin,

wem hab ich zu verdanken das ich wieder frei bin?"

"Er kann ja sprechen!

Ich glaub mich tritt ein Pferd!!

Und dann reimt er auch noch ..."

Samanthas Stimme war nicht mehr als ein gehauchtes Flüstern.

Sie war gelähmt und konnte sich nicht ganz entscheiden, ob sie nun Angst haben oder sich mit Tala freuen sollte, auch wenn sie nicht so wirklich wusste warum.

Was hatte sie da nur für ein seltsames Fabelwesen freigelassen?

Und was war, wenn es sie jetzt angriff?

Nein, das wäre nicht logisch, schließlich schein Tala Vertrauen zu ihm zu haben.

Die schmiegte sich immer noch an das schwarze Fell in dem regelmäßig silberne Strähnen schimmerten und schnurrte.

Doch dann löste sie sich und ging wieder auf das Bett zu, auf dem Samantha immer noch in unveränderter Pose saß.

"Das ist Serana's Widergeburt.", verkündete sie mit heller und fast schon feierlicher Stimme.

Samantha kam sich irgendwie albern vor.

Sie saß da, strümpfig, in schwarzer Schlagjeans, einer engen Bluse ohne Ärmel die vorne mit kleinen Haken zusammengehalten wurde und einem weißen Top darunter. Ihre Haare waren von den merkwürdigen fliegenden Worten und Buchstaben zerzaust und lagen ihr wirr auf dem Rücken, den Schultern und einige blauschwarze Strähnen hingen ihr auch in das blasse Gesicht.

Was gab sie nur für eine klägliche Wiedergeburt einer Hohlenpriesterin ab?

Die drei Silberreifen an ihrem rechten handgelenk schlugen mit einem hellen Klirren aneinander, als sie das Hasarel zur Seite legte und sich eine lange Strähne aus dem Blickfeld strich.

Sie hatte es geschafft sich soweit aus der Erstarrung zulösen, dass sie sich einiger maßen bewegen konnte. Doch hätte sie weglaufen müssen, wäre sie wohl kläglich gescheitert, weil ihr ihre Beine den Dienst verweigerten, dass wusste sie auch ohne einen versuch zu machen.

Also blieb sie still sitzen und vertraute auf Tala, der es anscheinend ja ziemlich gut gehen musste.

'Aber wenn's drauf ankommt, würde nicht mal weglaufen was bringen!

Dieses Vieh hätte mich ja schon nach drei Schritten eingeholt und in tausend Stücke zerrissen.'

"Es schmerzt mich das du hören,

ich wollte euren Frieden nie stören.

Ihr könnt euch nicht erinnern, so schein mir,

aber dazu bin ich nun hier.

Ich werde euch treu dienen,

mit Körper und allen Sinnen.

Ich werde Xeron genannt

und war früher eure rechte Hand."

Die Stimme des Chimera war immer noch ein Grollen, das stark gedämpfte Brummen eines mächtigen Löwen, nur das er eben keiner war.

Naja, nicht wirklich, vielleicht hatte er etwas von einem Löwen, doch normale Exemplare dieser Großkatzen wurden ja auch nicht so groß , hatten Flügel, hatten ein so eigenwillig gefärbtes Fell und konnten sprechen.

Langsam lösten sich seine Pranken von dem Parket. Samantha zuckte zusammen bei der leichten Erschütterung die sie spüren konnte, als er sie wieder aufsetzte. Mit kleinen Schritten kam er näher, kam immer mehr auf Samantha zu.

Doch in der herrschte mittlerweile ein so großes Durcheinander und so viel Verwirrung, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte vor dem großen Fabelwesen Angst zu haben.

Und so zuckte sie kaum merklich, eher vor Erstaunen als vor Furcht, zurück, als der Chimera seinen großen Kopf sanft auf ihren Schoß legte und ihre linke Hand mit der feuchten Löwennase anstupste und erwartungsvoll die Augen schloss.

Zögerlich, ganz langsam und vorsichtig, als wäre er aus Glas und würde jeden Moment in abermillionen Scherben zerspringen, legte Samantha ihre leicht zitternde Hand auf seine weiche Schnauze.

Sie war sichtlich überrascht wie weich und kuschelig sich das Fell unter ihren Fingerspitzen anfühlte. Sie hatte eher erwartet das es drahtig und kratzig ist, so wie das Fell eines Rauhaardackels und nicht so geschmeidig wie das einer Schmusekatze.

Und als sie langsam damit begann ihn auf dem Nasenrücken und zwischen den Augen zu kraulen, ertönte ein durchdringliches und tieffrequentes Schnurren aus seiner Kehle. Das leichte Vibrieren auf ihren Beinen fühlte sich seltsam an, irgendwie vertraut.

"Das du mich befreit hast war mein Glück,

kehrt denn jetzt deine Erinnerung zurück?"

Samantha spurte das Schwingen seiner Stimmbänder an ihren Beinen. Es lies ihr eine wohligen Schauer über den Rücken laufen.

Doch auch wenn sie noch so angestrengt nachdachte, sie konnte sich an nichts konkretes erinnern. Sie erinnerte sich zwar an diese Berührungen, an sein Schnurren und an seine Stimme, doch sie sah keine Bilder vor ihrem Inneren Augen aufblitzen. Sie sah einfach nichts.

"Mach dir nichts draus Samantha,

Thot und Heh werden geben das du dich wieder erinnern kannst."

Nun stupste Tala Samanthas rechte Hand an und schob sich darunter.

Und so saß sie da, in ihrem dunklen Zimmer das nur dürftig vom Halbmond erhellt wurde kraulte zwei Wesen die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Langsam bekam sie Kopfschmerzen, es war einfach zu viel für sie. Sie war zwar ziemlich tolerant, aber das war dann doch entschieden zu kompliziert und zu reichhaltig an neuen Informationen.

"Ich denke meine Herrin sollte sich nun zur Ruhe begeben,

ich werde über euch wachen wie die Götter über Theben."

Und mit diesen Worten nahm Xeron seinen Löwenkopf von ihren Beinen, legte sich längs parallel zu dem Bett, atmete noch einmal tief ein und aus und war dann, so schien es jedenfalls, eingeschlafen.

Samantha, der es jetzt auch schon egal war, zog ihre Klamotten aus und schlüpfte in ihr bequemes Nachtoutfit bestehend aus T-Shirt und Boxershorts und kroch dann erschöpft unter die Bettdecke.

Tala rollte sich wie gewohnt neben ihrem Kopfkissen ein und war ebenfalls keine zwei Minuten später schon eingeschlafen.

Samantha hatte der Zauber, den sie aus dem Hasarel entnommen hatte, doch mehr geschwächt als sie es hätte zugeben wollen. Und der Schreck, den ihr das große Fabelwesen Xeron eingejagt hatte, hatte ihr Herz auf touren gebracht. Sie fühlte sich wie nach einem Marathon durch die gesamte Sahara und wollte einfach nur noch schlafen ...
 

Zufrieden lächelnd schrieb Iren Selerima Samanthas Antwort an die lange grüne Tafelwand.

Reges Getuschel ging durch die Reihen.

"So ne Streberin, die macht sowas doch extra!"

Empört hatte Silvia die Arme vor der Brust verschränkt.

Frau Selerima hatte zuerst sie befragt, doch als sie nicht die richtige Antwort gewusst hatte, hatte die etwas schludrige Professorin Samantha gefragt. Die hatte die Antwort gewusst, obwohl sie genau in dem Moment etwas geschlafen hatte.

Sie war beinah zuspät zur Vorlesung gekommen weil sie ihren Wecker nicht gehört hatte. Deshalb war sie etwas abgespannt und wäre in dem Hörsaal beinahe mit dem Kopf auf den Tisch geknallt, wenn die Dozentin ihr nicht die Frage gestellt hätte.

Nun hatte sie abermals den Hass von Silvia, Hanna, Rina und Tamara auf sich gezogen.

Aber das war ihr jetzt noch viel egaler als sonst. Ihr fielen die Augen fast zu und sie war genug damit beschäftigt nicht doch noch einzuschlafen, als das sie sich jetzt mit den Gemeinheiten dieser Zickenfraktion auseinandersetzen konnte. Es war die Sache einfach nicht wert.

Tala war an diesem Tag auch nicht mitgekommen, sie war bei Xeron auf ihrem Zimmer geblieben um aufzupassen.

Samantha hatte sich ein verächtliches Lachen verkneifen müssen. Es klang aber auch zu komisch, das eine kleine Katzenkreatur auf einen riesigen Chimera aufpasste. Das war beinah so als würde eine Ameise Babysitter für eine Heuschrecke spielen.
 

"Heute kann ich leider nicht so lange bleiben und mit dir eine Tasse Tee trinken Susan.

Ich muss noch jemanden besuchen ..."

Entschuldigend sah Samantha die ältere Bibliothekarin an die etwas geknickt hinter ihrem hohen Schriebtisch saß.

Susan und Samantha hatten es sich zur Gewohnheit gemacht jeden Freitag eine Tasse Schwarztee in der Bibliothek zusammen zu trinken. Freitags war so gut wie keiner in der Bibo und so waren sie meist ungestört. Die meisten Studenten gingen übers Wochenende nach Hause, zu Freunden oder machten sich schon für den Weekendpartymarathon bereit, den manche zelebrierten um sich von dem stressigen Unialltag abzulenken.

Doch Samantha war ja so gut wie jeden Tag in der großen Bücherei, da leistete sie der netten Frau Anfang 40 gerne Gesellschaft. Besonders weil sie eine gemeinsame Leidenschaft hatten: Bücher.

"Naja, da kann man nichts machen.

Aber ich versteh dich, wenn du jemanden besuchen willst."

Susan lächelte freundlich.

"Jetzt kuck nicht so schuldbewusst, ich bin nicht sauer oder traurig!

Ich sollte ohnehin noch die neue Enzyklopädie einsortieren, da musst du mir nicht dabei zuschaun."

Samantha lächelte sie dankbar an.

Mit der hohen Flügeltür in der Hand meinte sie beim Rausgehen:

"Dann wünsche ich dir viel Spaß Susan!

Nächste Woche holen wir das nach, ganz bestimmt ..."

Und schon war sie über alle sieben Berge.

Mit schnellen Schritten eilte sie die langen Gänge entlang, hechtete über die Wiese vom Unihauptgebäude zum Wohnheim und spurtete da in einem Affentempo die Treppen in den fünften Stock und war keine acht Minuten, seit sie Susan 'tschüss' gesagt hatte, in ihrem Zimmer.

Sie keuchte wie eine asthmatische Oma und hatte fürchterliches Seitenstechen, doch sie war da.

Tala und Xeron sahen sie nicht sonderlich überrascht an.

"Wir dachten schon du hättest dich verlaufen ..."

Tala sah sie mit einem herausfordernden Grinsen an.

Samantha lächelte nur müde und winkte mit der Hand ab.

Sie hatte nun wirklich keine Lust und auch nicht den Nerv sich mit der vorwitzigen Nemek zu streiten.

Sie hatte anderes im Kopf.

Sie musste unbedingt zu Saria, der alten Zigeunerin. Sie hatte ihr Versprochen sie am Ende der Woche zu besuchen. Doch heute konnte sie nicht Nachmittags gehen, wie sie es sonst immer tat. Sie musste erst die Dämmerung und das Einsetzen der Dunkelheit abwarten.

Schließlich war Xeron nicht gerade klein so das sie ihn in ihre Handtasche stopfen konnte.

Er hatte hartnäckig darauf bestanden sie zu begleiten, es war schon beinah unheimlich gewesen. Und weil Samantha am Morgen ohnehin spät dran gewesen war, hatte sie in ihrer Eile zugesagt. Und da hatte sie nun den Salat.

Sie konnte heilfroh sein wenn die Zigeuner sie nicht als Hexe verbrannten wenn sie mit dem riesigen Ungetüm bei ihnen in ihrem Wohnwagendorf aufkreuzte.

Nur noch ein oder zwei Stunden und sie könnten es wagen sich aus dem Haus zu schleichen. Samantha war ein riesen Klotz vom Herzen gefallen als sie herausgefunden hatten, das Xeron auch durch das Dachfenster passte und so nicht durch das Haus gehen musste. Sie hätte wirklich daran gezweifelt, wenn er durch die Türrahmen gepasst hätte ohne sie zu beschädigen oder einen Höllenlärm zu machen.

Also machten sie sich, im Schutz der Dunkelheit, auf den Weg in den nahegelegenen Wald.

Während Tala und Samantha durch das Wohnheim schlichen hatte sich Xeron aus dem Dachfenster gezwängt und war auf das Dach geklettert. Dort wartete er, bis er Samanthas Zeichen auf dem rasen des Campus sah und erhob sich dann auf deinen Mächtigen Schwingen, deren Spannweite die 6 Meter überschritten, in die kühle Nachtluft und flog beinah lautlos auf den Wald zu, dem Samantha ihm als ihr Ziel gewiesen hatte.

Er hatte ihr mehrmals angeboten sie auf dem Rücken zu tragen, wie er es früher getan hatte, doch Samantha hatte dankend abgelehnt. Der Weg auf dem Boden und zu Fuß, mochte er auch beschwerlicher sein, war ihr dann doch lieber.
 

Und so huschten die drei Gestalten durch die Nacht in Richtung Wald auf das Dorf der Zigeuner zu, wo sie schon fast sehnsüchtigst von der alten Saria erwartet wurden ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Soulprayer
2004-08-18T21:20:50+00:00 18.08.2004 23:20
Und schon wieder am Ende.... *bedröppelt am Monitor sitz*
Fazit über die letzten Kapitel:
Sind zwar hier und da noch ein paar Rechtschreibfehler drin und ein paar Wiederholungen, aber trotzdem bleibt es sehr interessant und amüsant *gerad an pitschnasse Tala denken muss* ^_^'' *gg*

Das einzige, was mich a bisserl gestört hat war 'zog Maik das Genick ein.' in Kapitel 10. Also mag es jetzt Einbildung sein (ist schließlich auch ne Bildung ^_~), aber es hört sich für mich falsch an. 'Genick einziehen' hab ich bisher noch nie gehört. ^^;;

(btw. brauchst Du evtl. nen Betaleser ? *g*)

hoffe ich lese dich bald wieder :)
bye
souly


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