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Tanzende Worte

Magie der Worte
von

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Rat

Misstrauisch sah Silvia von Samantha zu Tala und wieder zurück.

Die 1,75m große Studentin studierte wie Samantha auch Mythologie und hatte sich selbige zur offiziellen Rivalin erklärt, gegen die sie mit aller Härte kämpfen musste. Silvia hatte schon immer etwas überreagiert.

Doch jetzt, wo Tala zu Samanthas Schatten geworden war, konnte es echt gefährlich werden für die schweigsame junge Frau.

"Was schleppst denn du da für einen Flohteppich mit dir rum?!"

Angewidert rümpfte die brünette Schülerin die schlanke Nase und sah abwertend auf die eigenartige Katze herab.

Tala passte das gar nicht. Angriffslustig zuckte ihr Schwanz hin und her und sie funkelte die unsympathische Frau vor ihrer Herrin böse an.

Seufzend meinte Samantha:

"Das ist eine Katze und kein Flohteppich."

Silvias Nase rümpfte sich nur noch mehr.

"Das nennst du eine Katze???

Ich finde es sieht eher aus wie ein verunglückter Wischmopp!!"

Lachend deutete sie auf Tala, die schon begann die Zähne leicht zu fletschen.

Samantha musste einschreiten, sonst würde die Nemek ihrer Mitstudentin wohl noch die Augen auskratzen. Obwohl Samantha sagen musste, dass ihr der Gedanke gar nicht so abwegig erschien.

"Hör zu Silvia, hör erst mal auf deine Nase zu rümpfen, das gibt Falten."

Augenblicklich entspannten sich die Gesichtszüge der jungen Frau.

"Außerdem solltest du dich besser um deine eigenen Probleme kümmern, zum Beispiel die eine Haarsträhne, die da aus deinem Zopf herausgerutscht ist."

Mit steinernem Gesichtsausdruck zeigte Samantha auf ein paar von Silvias gepflegten Haaren, die in einem kleinen Bogen aus ihrem sonst so perfekten Zopf hervorlugten.

Fast panisch faste sich die eitle Studentin an den Kopf und tastete nach der verloren gegangenen Strähne.

Mit einem hämischen Grinsen auf den hellen Lippen ging Samantha in den großen Hörsaal und setzte sich wie gewohnt an ihren Platz in der hintersten reihe am Fenster. Immer gefolgt von Tala. Die legte sich friedlich neben Samanthas Stuhl auf die breite Fensterbank. Leise schnurrend rollte sie sich auf dem sonnenbeschienenen Stein ein und genoss das wärmende Licht.
 

Die Vorlesung von Frau Selerima und ihr darauffolgender Unterricht verlief wie gewöhnlich. Bis auf Tala, die ab und zu interessiert die Ohren spitze, wenn Samantha etwas gefragt wurde. Die Nemek wusste anscheinend genau um das Wissen ihrer Herrin und wunderte sich nicht wirklich, wenn ihre Serana komplizierte Zeichen deutete und vollkommen perfekt übersetzte.

Keiner hatte das katzenähnliche Tier groß bemerkt. Auch die Professorin hatte das cremefarbene Knäuel auf der Fensterbank nicht sonderlich gestört. Es war, als wäre die Nemek schon immer mit dabei gewesen.
 

"Sowas hab ich ja noch nie gesehen ..."

Völlig begeistert nahm Diana das Buch entgegen, das Samantha ihr mitgebracht hatte.

Leichter Zigarettenrauch hüllte die beiden Freundinnen in ihrem Stammcafé Kaleido ein und lies das ohnehin schon gedämpfte Licht noch diffuser erscheinen. Genau diese Atmosphäre war es, die die beiden jungen Frauen so mochten. Besonders in ihrer hinteren Sitzgruppe, die ihnen immer von Karola freigehalten wurde, fühlten sie sich richtig wohl.

Ehrfürchtig strich Diana mit ihren schlanken Fingern an dem dunklen Ledereinband. Ihre helle Haut bot einen krassen Gegensatz zu dem schwarzen Buch.

Doch als sie das Buch aufschlagen wollte, lies sich das Goldsiegel nicht öffnen. Prüfend sah Diana auf und sah ihre Freundin an.

Die lies ein leises Stöhnen von sich und griff nach dem alten Wälzer. Bei ihr machte das Schloss keine Zicken und lies sich problemlos öffnen. Schulterzuckend schob sie es dann wieder Diana zu, die es vorsichtig aufschlug. Wieder knisterten die dünnen Pergamentseiten beim Umblättern und gaben den Blick auf die alten, mit schwarzer Tinte geschriebenen Zeichen und Worte frei.

Nachdem die Buchhändlerin das gute Stück eingehend studiert hatte, wobei sie mehr auf Verarbeitung und Erhalt als auf den eigentlichen Inhalt achtete, klappte sie den Lederdeckel wieder zu und schob es Samantha entgegen. Unaufgefordert schnappte das Schloss aus dem edlen Metall wieder ein.

"Und?"

Fast ungeduldig kam diese Frage von Samantha, die sich eigentlich sonst von nichts aus der Ruhe bringen lies.

"Wie gesagt, so etwas habe ich noch nie vorher gesehen."

Nachdenklich nahm Diana einen Schluck aus ihrer großen Teetasse.

"Wie alt schätzt du es?", fragte Samantha weiter, während sie das Buch wieder behutsam in ihre Leinentasche gleiten lies.

"Kann ich schlecht sagen, aber es ist schätzungsweise so um 2 bis 3 tausend vor Christus gefertigt worden.

Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, das es mehr als 8000 Jahre alt ist."

Samantha atmete hörbar aus und ein, bevor auch sie einen Schluck aus der überdimensionalen Teetasse nahm und nachdenklich in einen von Karolas Keksen biss.

"Aber sag mal Sam, wo hast denn du das gute Stück her?

Das ist sicher unbezahlbar ..."

"Ich hab es aus der Unibibliothek."

Ungläubig setzte Diana nun ihre Tasse ab und sah Samantha an, als hätte die ihr gerade erzählt, das die Erde eine Scheibe ist.

"Das kann nicht sein.

Ich habe in dieser Bibliothek über zwei Jahre gearbeitet und habe jedes Buch dort schon mindestens einmal in der Hand gehabt. Aber das hier, das ist mir noch niemals unter die Augen gekommen."

"Aber wenn ich's dir doch sage.

Es stand in der hinteren Ecke an der Wand in einer der oberen Reihen des Regals."

Ungläubig und mir hochgezogenen Augenbrauen wurde Samantha von ihrer Freundin gemustert.

"Du kannst mir ruhig glauben.

Außerdem, warum sollte ich dich da anlügen?"

"Schon und gut, aber du kannst mir auch glauben ,das ich dieses Buch noch nie zuvor gesehen habe.

Vielleicht hat Susan es ja neu angeschafft."

Fast energisch schüttelte Samantha darauf den Kopf.

"Das kann ich mir nicht vorstellen. Da lag Staub von mindestens einem oder sogar zwei Jahren drauf.

Und zu der Zeit hast du da noch gearbeitet."

Beide schwiegen und dachten jeder für sich darüber nach.

Es war schon seltsam, dachte Samantha. Das Buch konnte doch nicht einfach so da aufgetaucht sein. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte, wunderte sie schon fast gar nichts mehr. Sie konnte sich nun auch mit dem Gedanken anfreunden, das sie da in der Bibliothek wirklich Gestalten in dem Regal gesehen hatte. Seit Tala erschienen war, glaubte sie schon fast alles, wenn auch mit ihrer üblichen Skepsis.
 

"Nun ja, ich würde das Ding nicht so schnell aus der Hand geben."

"Aber das geht doch nicht, ich muss es doch nach zwei Wochen wieder abgeben."

Verwirrt sah Samantha Diana an. Was war denn jetzt in sie gefahren? Sie selbst hatte immer einen halben Tobsuchtsanfall bekommen, wenn mal jemand die Ausleihfrist auch nur für einen Tag überzogen hatte.

"Ganz einfach, es hat keinen Barcode."

Ruhig rührte Diana in ihrer Tasse.

Sie hatte recht, Samantha hatte auch keinen Strichcode auf der Rückseite des Buches gesehen. Das hieß zweifelsohne, dass das Buch nicht in der Datenbank des Computers erfasst war. Somit konnte sie es solange behalten wie sie wollte.

So hatte sie das noch nie gesehen. Aber es ergab, in Verbindung mit Talas Worten, durchaus einen Sinn.
 

Samantha hatte sich schon überlegt, ob die Diana auch von Tala und den eigenartigen Geschehnissen erzählen sollte. Doch da hatte ihre innere Glocke Alarm geschlagen.

Deshalb hatte sie Tala auch gesagt, sie solle im Wohnheim bleiben. Etwas mürrisch und schmollend hatte sich die Nemek auf Samanthas Bett gesetzt und unwillig mit ihrem Schwanz gezuckt. Sie wollte nicht allein bleiben, das war Samantha schon lange klar geworden. An diesem Tag hatte sie sie überall hin mitbegleitet. Ob in der Vorlesung, im unterricht, im Sport, in die Kantine und in die Bibliothek war sie ihr gefolgt. Aber ins Kaleido wollte die junge Frau ihr 'Anhängsel' nicht mitnehmen.

"Es ist besser so, glaub mir.

Außerdem will ich mal wieder meine Ruhe haben, verstehst du das?"

Auf diese Anweißung ihrer Herrin hatte Tala nur ein unwilliges Miauen von sich gegeben und hatte sich etwas beleidigt auf Samanthas Kopfkissen zusammengerollt. Denn auch wenn sie sprechen konnte, war sie in solchen Dingen eher wie ein kleines Kätzchen.

Samantha hatte sich sogar dazu verleiten lassen sie hinter ihren Ohren zu kraulen, was sie sonst eigentlich bei jedem Tier zu vermeiden versucht hatte, was ihr bei der niedlichen Nemek aber nicht vollständig gelang.
 

Bis weit in die Nacht hinein saßen die beiden Freundinnen noch in dem Café.

Am nächsten Tag war die Uni geschlossen, da Wochenende war und auch Diana hatte sich die zwei Tage frei genommen und ihr Geschäft ihrem Cousin Ian überlassen. Der war zwar kein Buchexperte wie Diana, konnte aber dafür gut mit Kunden umgehen und vertrat seine kleinere Cousine gern mal ein paar Tage.

So hatten die beiden jungen Frauen endlich mal wieder ein ganzes Wochenende Zeit füreinander und konnten was zusammen unternehmen. Beiden hatte in dem letzten Monaten die Zeit für so etwas gefehlt und so freuten sie sich um so mehr, das es nun wieder mal zwei Tage entspanntes Faulenzen im großen Stadtpark 'Green Island' geben sollte.

Da waren sie, wenn sie nicht in Dianas laden, dem Kaleido oder in irgendeiner Bücherei steckten.

Vielleicht würde Samantha ja da Tala mit nehmen und sie Diana vorstellen. Doch es würde wohl besser sein, wenn die süße Nemek nichts sagt. Samantha wusste nicht warum, doch sie fand es besser, wenn Diana nicht so viel von Tala wusste.
 

Es würde Tala zwar nicht gefallen, aber es musste nun mal sein, wenn sie Samantha weiter begleiten wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-12-18T15:53:15+00:00 18.12.2004 16:53
Schön geschreiben.^^


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