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Wer braucht schon Psychologie?!

Andrew und Nuka
von

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Ironie des Schicksals

Ironie des schicksals
 

/Was er wohl denkt? Seine Miene ist so ausdruckslos und undurchsichtig.../

Er schob sich ein Stück Steak in den Mund und kaute genüsslich und langsam. Das Fleisch war saftig und besaß einen wirklich einmaligen Geschmack. Er hatte lange nicht mehr ein so leckeres Steak gegessen.

/Ein Kompliment an den Koch...Nein, lieber doch nicht...sonst wird er wieder rot und ärgert sich dann über mich.../

Andrew ihm gegenüber fuhr sich mit der Serviette über den Mund. Er war schon fertig. Das Einzige, was er übrig gelassen hatte, war ein wenig vom Salat.

/Jo! Hat der aber zugeschlagen!/

Normalerweise war Nuka immer schneller fertig als sein Psychologe, doch der hatte wohl alles in sich hineingestopft, was er -der Salat stand in einem Schüsselchen neben seinem Glas- auf dem Teller hatte.

"Entweder du hast in den letzten Tagen nichts gegessen oder du bist verrückt nach Steak."

Andrew sah von den Resten seines Salats, in denen er gerade mit seiner Gabel herumstocherte, auf und lächelte. Nuka biss sich auf die Lippen.

/Wie süß!/

"Um ehrlich zu sein liebe ich Steak..."

"Das hat man gemerkt...Du scheinst es mit viel Liebe zubereitet zu haben."

Andrew wurde wie erwartet leicht rot. Jedoch wurde er nicht wütend. Er blieb einfach ruhig sitzen und schien darauf zu warten, dass seine Röte verschwand.

Nuka beobachtete das grinsend.

/Er ist einfach wundervoll...Arrrgh! Ich sollte damit aufhören, ehe ich mich noch im Wald der Schwärmereien verlaufe!/

"Wir sollten vielleicht...mal reden...findest du nicht?"

"Therapie war doch erst heute Mittag?!"

Andrew seufzte und schüttelte den Kopf.

"Genau darüber wollte ich mit dir reden...Du brauchst keine Therapie."

"Aber die Albträume! Die waren echt! Die sind nur wegen deiner Therapie weg! Vielleicht kommen die wieder, wenn wir aufhören! Ich..."

Andrew schüttelte wieder bestimmt den Kopf.

"Das war wegen dem ganzen Druck, der auf dir lastete. Du hast selbst gesagt, die fingen erst an, als dieser Kerl aus deiner Vergangenheit in deine Zelle verlegt wurde und die Erinnerungen an deine Vergangenheit wieder aufwühlte. Durch diesen ganzen Stress hat sich ein Druck aufgebaut, der mit der Zeit immer schlimmer geworden ist. Kann es sein, dass das erst richtig aufgehört hat, nachdem alles im Gericht geklärt war?"

Nuka wollte auffahren, etwas einwerfen, stockte aber. Schließlich nickte er. Was Andrew da sagte, war die Wahrheit. Eigentlich glaubte er selbst nicht daran, dass diese schlimmen Träume wiederkommen würden. Aber...

"Ja...du hast Recht...Aber das lag auch an dir...Ich meine...Du hast so eine...beruhigende Art. Wenn ich verwirrt oder...verstört bin, muss ich nur dich ansehen und meine Gedanken ordnen sich wieder und..."

Panik stieg über Nuka zusammen. Nukas Selbstbewusstsein war dahin.

/Das kann er doch nicht machen! Er will mich loswerden! Er will nichts mehr mit mir zu tun haben! Die Sache ist aufgeklärt und alles ist für ihn erledigt! Ich bin nur ein Patient für ihn.../

Andrew schien seine Unruhe zu bemerken.

"Nuka beruhige dich. Das ist doch nicht schlimm, wenn du dich schlecht fühlst, dann kannst du jeder Zeit zu mir kommen! Außerdem sehen wir uns jeden Tag! Wir sind sozusagen Nachbarn!"

"Das ist nicht das Selbe! Du hast gar keine Ahnung! Was soll ich denn machen?! Einmal kurz auf dem Flur sehen reicht mir nicht! Ich will dich jeden Tag, den ganzen Tag lang sehen! Mit dir reden!"

Andrew ergriff Nukas Hand über den Tisch hinweg.

"Das wirst du, Nuka! Wir könnten Essen gehen! Wir könnten zusammen Ausflüge machen! Das ist alles kein Problem!"

Nuka schloss seine Finger um Andrews und schloss die Augen.

Er versuchte sich zu beruhigen und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. Es herrschte Chaos in seinem Kopf.

"Wie meinst du das mit dem Essen gehen...als...Date...?"

Andrew schien zu überlegen.

Nuka war verstört. Warum wollte Andrew nur ihre gemeinsame Zeit wegschmeißen?

Vor allem: Warum brauchte er so lange für eine Antwort auf seine Frage?!

"Ok, Nuka. Wird werden Essen gehen...als Date...Das mit den Stunden...Du willst also reden? Bisher hattest du 5 Mal Therapie pro Woche...Lass es uns auf 1 Mal die Woche reduzieren. Das ist halt ein großes Problem mit dem Geld...Du bezahlst mich gut, aber ich will kein Geld von jemandem, dem es eigentlich relativ gut geht und bei dem ich eh nichts ausrichte. Weißt du, ich würde lieber mehr Zeit in einen anderen Patienten investieren, in einen, der es wirklich nötig hat und mich für richtige Fortschritte bezahlt."

Nuka hatte Andrew ruhig zugehört. Er verstand.

"Natürlich...das ist ganz gut...1 Mal pro Woche ist gut..."

Andrew lächelte und zog seine Hand wieder zurück.

"Du solltest vielleicht aufessen. Es wäre schade um das gute Steak."
 

Es herrschte Stille zwischen ihnen, während sie Geschirr spülten. Nuka hatte keine Spülmaschine, aber das machte nichts.

Nuka spülte und Andrew trocknete mit einem Küchentuch ab.

Es dauerte nicht lange. Es war schließlich nicht viel.

"Sollen wir gleich noch etwas Fernsehen gucken?"

Nuka blickte überrascht auf, als Andrew so unerwartet die Stille durchbrach.

"Wenn du möchtest. Wann kommt den Rob wieder?"

Er wusste doch, dass Andrew sofort zu Rob gehen würde, wenn dieser wiederkam. So war es immer.

Andrew seufzte auf und lehnte sich mit dem Rücken an den Kühlschrank.

"Heute gar nicht mehr. Er übernachtet mal wieder bei einem Freund. Hab ich das nicht erwähnt?"

Nuka schüttelte den Kopf.

Er reichte Andrew den letzten Teller und entließ das Wasser.

"Dann könntest du ja bei mir übernachten. Man kann das Wohnzimmersofa ausziehen. Ist zwar nicht besonders bequem, aber für mich reicht es."

Andrew schüttelte den Kopf.

"Du kannst ruhig in deinem Bett schlafen."

Nukas Grinsen kehrte zurück.

"Wir könnten ja beide im Bett schlafen. Das wäre nicht das erste Mal!"

Andrew zuckte die Schultern. Der Russe bemerkte sofort, wie sich dieser bemühte gleichgültig zu wirken.

/Pech gehabt! Hab's gemerkt!/

"Sehen wir ja gleich, Nuka. Ist doch jetzt unwichtig."

/Das war vielleicht ein Ja...Aber bestimmt hat er das nur gesagt, weil er ein schlechtes Gewissen hat...Das würde ihm ähnlich sehen.../

Er verscheuchte die schlechten Gedanken.

Andrew stellte den Teller, an dem er jetzt schon seit einigen Momenten abtrocknete, in den Schrank und folgte dann seinem Patienten ins Wohnzimmer.
 

Nuka betrachtete mit kleinen, müden Augen, wie langsam der Abspann des Filmes lief. Die weiße Schrift auf dem schwarzen Hintergrund wurde für einen Moment zu dicken und dünnen, flockigen Wolken. Er gähnte herzhaft.

"Eindeutig zu spät..."

/Der Film war echt gut.../

Er blickte neben sich und grinste.

Nuka hatte Andrew im Laufe des Films immer näher gezogen, bis dieser schließlich resignierte und seinen Kopf an seine Schultern legte.

Er musste, während Nuka gebannt den Psychothriller verfolgt hatte, wohl an seiner Seite eingeschlafen sein.

/Das heißt doch, dass er mir vertraut oder?...Wenn man neben einer Person einschläft, dann vertraut man dieser! Ganz genau!/

"Also ich würde mir vertrauen...", sprach er leise mit sich selbst, konnte aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

/Was mache ich denn jetzt? Ich will schlafen gehen, aber ich kann ihn doch nicht einfach hier liegen lassen! Das ist viel zu unbequem...Vielleicht...Soll ich ihn wecken? Er soll nicht wütend auf mich sein...oder.../

Nuka seufzte und hielt Andrew fest, so dass er in seiner ursprünglichen Position blieb. Vorsichtig und leise erhob er sich.

/Wir schlafen einfach zusammen in einem Bett!/

Nuka hob seinen Psychologen auf seine Arme und trug ihn durch den Flur ins Schlafzimmer.

/Gott, ist der schwer!/
 

Andrews Augen öffneten sich einen spaltbreit.

Alles, was er spürte war Wärme, Schutz, Geborgenheit.

Er wusste nicht, wo er war. Aber zum ersten Mal seit langem war es ihm völlig egal. Er verspürte keinerlei Angst. Die Panikattacke, die er immer unterdrücken musste, blieb aus.

Es gab nur die Wärme für ihn.

Und der angenehme, ihm schon so vertraute Geruch.

Etwas Würziges. Eindeutig männlich. Mit einem undeutbaren, süßlichen und unglaublich starken Geruch, der ihn irgendwie an Apfelkuchen erinnerte. Irgendetwas mit Apfelkuchen. Was tat man manchmal zu Apfelkuchen dazu? Zimt?! Ja...das war es.

Jedenfalls war ihm eins klar. Er war vollkommen verrückt nach diesem Geruch! Und er wollte ihn und diese wohltuende Wärme niemals missen.
 

Nachdenklich betrachte Nuka den selig in seinem Bett Schlafende.

Er trug nur noch seine Hose.

Wenn er sich jetzt bis auf die Boxershorts auszog und sich neben Andrew zum Schlafen -und wirklich nur zum Schlafen!- legte, war er dann pervers?!

/Natürlich nicht! Ich bin nicht so ein Kerl! Andere Männer hätten die Situation schon längst schamlos ausgenutzt und Andrew ausgezogen oder sonst irgendetwas mit ihm getan! Da ist nichts dabei!/

Nuka schüttelte den Kopf und öffnete den Knopf seiner Blue Jeans.

Doch dann ließ er die Hände wieder sinken und biss sich auf die Lippe.

/Das kann ich doch nicht machen! Das Bett ist eh nur für eine Person! Wir würden uns nur in die Quere kommen!/

Der Russe fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und kniff die Augen zusammen.

/Aber ich lag ja schon 2 Mal halb nackt mit ihm in einem Bett! Dann ist es doch nicht schlimm, wenn ich es noch einmal tue!/

Nuka knurrte und zog entschlossen seinen Reißverschluss hinunter.

/Nein!/

Er fuhr regelrecht herum und stürmte aus dem Raum. Im Wohnzimmer kramte er aus einem Schrank ein Kissen und eine Decke heraus.

Mit gereizter Miene wandte er sich dem Sofa zu und versuchte es regelrecht mit Blicken aufzuspießen.

"Gut, Sofa! Dann verbringen wir eben die Nacht zusammen! Ich hoffe, du schnarchst nicht!"
 

Andrew wachte langsam auf. Die Umgebung wurde klarer wahrgenommen.

Die Wärme von Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht fielen und ihn somit wahrscheinlich auch geweckt hatten.

Und da war er wieder. Dieser angenehme Geruch. Zwar war er nicht so intensiv wie direkt auf Nukas Haut, aber trotzdem wundervoll.

Andrew vergrub sein Gesicht in ein Kissen und sog den Duft tief ein.

Lächelnd und mit geschlossenen Augen fuhr sie mit den Händen über weiche Bettwäsche.

/Bettwäsche...? Wo bin ich eigentlich?!/

Er schlug die Augen auf und sah sich beunruhigt um.

/Das ist nicht mein Zimmer...Das ist Nukas Zimmer.../

Verwirrt schlug der Psychologe die Decke zurück.

Kein Nuka.

/Wo ist er nur?!/

Verwirrt stand er auf und tappte durchs Zimmer. Er hatte in seinen Klamotten geschlafen. Sie waren zerknittert und er fühlte sich ein wenig verschwitzt.

/Gott sei dank hat er mich nicht ausgezogen...Ich sollte ihm wirklich dankbar sein...Aber wo ist er?! Hat er etwa wirklich im Wohnzimmer geschlafen?/

Leise trat er durch die offene Schlafzimmertür in den Flur. Sofort drehte er sich in Richtung Wohnzimmer, aber das Plätschern von Wasser veranlasste ihn dazu sich zum Badezimmer umzuwenden.

Ohne Nachzudenken klopfte er an die dünne Holztür.

"Nuka? Bist du da drin?"

Ein leises Klatschen, als würde etwas auf Wasser fallen, ließ ihn die Stirn runzeln.

"Ja, Andrew! Einen Moment..."

Verwirrt senkte Andrew den Blick zu Boden zu seinen bestrumpften Füßen.

/Was um Gotteswillen tut er da drin?!/

"Ok! Kannst reinkommen!"

Vorsichtig öffnete der Psychologe die Tür und schlüpfte ins Bad.

Was er sah, trieb ihm augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht. Er senkte sofort den Blick.

"Was denn? Du kannst froh sein, dass ich den Vorhang etwas zugezogen habe! Sonst würdest du alles sehen!"

Andrews rotes Gesicht wurde dunkelrot, während Nuka mit nassen Haaren und einem breiten Grinsen splitterfasernackt in der Badewanne lag und das warme Wasser um ihn herum zu genießen schien. Und der Russe hatte Recht. Hätte er den Duschvorhang -die Badewanne war auch gleichzeitig eine Dusche- nicht ein wenig zugezogen, wäre er wohl einer ziemlichen Blöße ausgesetzt. Man konnte nämlich immer noch genug unter der Wasseroberfläche erkennen.

"Wa...Warum..."

Andrew räusperte sich und drehte sich langsam und bedächtig zur Tür um.

"Warum hast du mir nicht gesagt, dass du badest?!"

"Ach! Du guckst mir schon nichts weg! Du brauchst dich nicht umzudrehen, Himmel Herr Gott noch mal! Außerdem bin ich eh gleich fertig!"

Andrew seufzte hörbar auf, nahm sich all seinen Mut zusammen und drehte sich wieder herum. Nuka belohnte ihn dafür mit einem strahlenden, unwahrscheinlich lieben Lächeln.

"Na siehst du! War doch gar nicht so schlimm!"

Andrew grinste verlegen. Darauf fiel ihm keine Antwort ein.

Nuka jedenfalls tauchte mit dem Kopf unter und hielt sich am Wannenrand fest. Er blieb so lange im Wasser, bis Andrew schon fast Sorge überkam, er wäre ertrunken. Irgendwie, irgendwo hängen geblieben -mit was auch immer- und lag nun tot in der Badewanne.

Der Psychologe schluckte hart, schalt sich einen Trottel und verwarf den Gedanken. So lange war der Russe nun auch wieder nicht unter Wasser.

Schließlich -endlich- tauchte Nuka prustend wieder auf. Zufrieden lächelnd fuhr er sich mit den Händen durch die pitschnassen Haare und blitzte Andrew an, der sich nicht von dem Anblick, der sich ihm bot, losreißen konnte. Unzählige Wassertropfen perlten über Nukas Gesicht, seine Stirn, seine Wange, seine Nase, seine Lippen...

/Ruhig Blut, Andrew...Einfach den Blick von seinen unheimlich erotischen Lippen nehmen, das ist ein wahres Kinderspiel!/

Andrew schaffte es wirklich. Jedoch brachte ihm das ziemlich wenig, weil er das Bild eh danach noch die ganze Zeit vor Augen hatte. Er war ganz in seine Erinnerungen versunken, als Nuka ihn aus ihnen herausriss.

"Gibst du mir mal das Handtuch, das da auf dem Regal liegt?!"

Andrew reichte das flauschige Frotteetuch dem Russen, der daraufhin den Vorhang ganz zu zog. Lautes Plätschern und Tropfen war zu hören. Im nächsten Moment schob Nuka den Duschvorhang wieder zur Seite und kletterte -nur mit dem Handtuch um die Hüften- aus der Wanne.

Der Psychologe wurde bis zum Haaransatz tiefrot. Seine Augen lagen gebannt auf dem nackten, durchtrainierten Oberkörper seines Gegenübers. Seine Blicke folgten schillernden Wassertröpfchen, die sich ihren Weg über die glatte, braungebrannte, verdammt zart aussehende Haut nach unten bahnten, über die breite, einladende Brust, die Bauchmuskeln, bis sie unter dem Handtuch verschwanden und Andrews Aufmerksamkeit somit auf Nukas Unterkörper lenkte.

Er traute sich gar nicht sich auszumachen, wie der Weg des Wassertropfens verlaufen wäre, wenn das Handtuch nicht da gewesen wäre...

"Wenn ich du wäre, würde ich diesen Blick lassen. Das macht mich nämlich geil. Glaube mir, es ist bestimmt nicht gut für dich, wenn ich meine Beherrschung verliere."

Andrew schluckte und nickte zaghaft, heftete den Blick auf die Ablage über dem Waschbecken. Nuka hatte sich wirklich ein wenig verbissen angehört.

Er versuchte sich damit abzulenken, Nukas Kamm genau unter die Lupe zu nehmen. Schuppenfrei, aber ein wenig ,plastiklich'. Der Blick ging rüber zum Zahnbecher. Quietschgelb. Eindeutig zu fröhlich für ihn und diese peinliche Situation. Die Zahnbürste. Ein wenig zu halsstarrig. Seine Augen blieben an einem Aftershavefläschchen hängen. Es war tiefbraun mit roten, sandigen Streifen und auf dem Glas stand in goldener, schon etwas abgeblätterter Schrift: Cinnaman. (Cinnamon = Zimt)

Andrew schmunzelte und nahm die Flasche von der Ablage. Er zog den Deckel ab und roch an der Öffnung. Ein würziger und unglaublich zimtiger Duft stieg ihm in die Nase. Nukas Duft.

"Ach, das Aftershave benutzt du..."

Nuka lächelte und nahm ihm das Fläschchen aus der Hand. Grinsend betrachtete er es.

"Ja, ich habe es hier in einem Geschäft bemerkt. Ich liebe diesen Duft."

"Ich auch."

Nukas Blick fuhr zu ihm auf, fassten ihn scharf in die blitzenden Augen.

"Wirklich?"

Andrew biss sich auf die Unterlippe und beobachtete Nuka, wie er sich von dem Parfum an den Hals sprühte.

"Und wie riecht es an mir? Probier mal. Ich will deine ehrliche Meinung haben."

Andrew blinzelte den Russen verwirrt an, beugte sich dann aber vor und schnüffelte an Nukas Haut.

"Riecht normal. Du bist schließlich grad aus der Badewanne gestiegen. Wie sollst du dann anders riechen als nach dem Aftershave und Sauberkeit?!"

Er wollte sich gerade wieder zurückbeugen, als Nuka ihn am Rücken packte und ihn an seine nackte Brust presste.

"Wenn du näher dran gehst, riechst du auch besser."

Nukas Stimme war ganz nah an seinem Ohr.

Andrew zuckte wegen der plötzlichen Nähe und den Händen auf seinem vernarbten Rücken zusammen und wand sich aus dem Griff. Stirnrunzelnd beäugte er den halbnackten Kerl.

"Du bist unmöglich..."

Ein Grinsen antwortete ihm.

"Ja, das stimmt. Und du bist wieder rot."

Andrew seufzte und schüttelte seinen Kopf.

"Wir sollten mit diesen dämlichen Spielchen aufhören und..."

"Klartext reden?!"

Nuka unterbrach ihn. Seine Stimme war plötzlich ernst.

Andrew stockte und sah ihn an.

/Will er wirklich die Wahrheit wissen?! Jetzt schon?!/

"Ähm...das habe ich nicht gemeint...Ich meinte..."

"Aber ich meinte das."

Schon wieder fiel er ihm dreist ins Wort.

"Ich habe keine Lust mehr auf diesen Eiertanz. Ich will wissen, was du von mir hältst. Ich will endlich die Wahrheit hören."

Nukas energische Stimme und sein ernster Blick ließen Andrew ein wenig zurückweichen. Er mochte solche Situationen nicht. Situation, in denen er sich entscheiden musste, für was auch immer. Das konnte er einfach nicht.

"Ich...Eiertanz?! Was für ein Eiertanz? Ich verstehe nicht..."

Nuka stöhnte entnervt auf und fuhr sich mit den Händen ziemlich unsanft durch die nassen Haare.

"Hör auf mir auszuweichen! Du weißt ganz genau, worum es geht! Verdammt, Andrew! Weißt du überhaupt, worauf du dich da engelassen hast?!"

Andrews Blick verdunkelte sich. Er konnte also nicht mehr ausweichen?!

Gegenangriff.

"Ich weiß wirklich nicht, worauf ich mich da eingelassen habe, weil ich mich nämlich auf NICHTS eingelassen habe! Ich habe überhaupt nichts getan! Ich habe nie auch nur irgendetwas dazu gesagt, dass du diese Annäherungen machst und dich mir an den Hals schmeißt! Ich habe nie gesagt, dass ich das will oder dass mir das gefällt!"

"Ja, verdammt! Du hast aber auch noch nie gesagt, dass dir das nicht gefällt!"

"Ach, nein?!"

Andrew wurde langsam richtig wütend. Hatte der Kerl etwa alles vergessen?!

"Natürlich, habe ich nie etwas gesagt! Was soll ich auch schon sagen?! Nachdem du meine Abweisungen am Anfang einfach ignoriert hast! Was war das mit der Blumenvase, hä?! Was meinst du?! Eine Einladung, mich weiter zu befummeln?! Ich denke nicht! Und ich denke auch nicht, dass selbst du so dumm bist, um da keinen Korb zu sehen! Auch wenn du in deinem Leben in dem Bereich immer gut abgeschnitten hast mit deinem Aussehen und deiner Art, bei mir hat dir das nichts genützt! Und das scheinst du nicht richtig gemerkt zu haben!"

Andrew fuhr wütend herum, er riss die Tür auf und schlug sie danach wieder hinter sich zu. Er würde jetzt wieder hinunter in seine Wohnung gehen. Wahrscheinlich würde Rob auch bald wiederkommen. Dann würde er sich erstmal wieder von seinen Gedanken ablenken lassen können. Rob würde ihn ablenken. Er würde ihm davon erzählen, was sein Freund und er alles gemacht hatten, welchen Horrorfilm sie diesmal gesehen hätten, welche älteren Damen sie geärgert hätten.
 

Nuka zuckte zusammen, als er die Hintertür mit einem gedämpften und ruhigen Rumps zu fallen hörte. Andrew hatte diese Tür weitaus beruhigter geschlossen, als die Badezimmertür. Er musste sich auf dem kurzen Stück wieder etwas beruhigt haben.

/Ist ja auch einfach...Ihm geht das ja auch gar nicht nahe...Ihm bin ich ja vollkommen egal...Nur ein Patient.../

Nuka schwindelte es. Er verlor das Gleichgewicht, fing sich aber wieder. Mit einem Seufzen ließ er sich zu Boden sinken und lehnte sich an die kalte, gekachelte Wand.

Tränen traten ihm in die Augen. Sie rollten langsam über seine Wange und fielen auf seine eben erst getrocknete, bloße Brust.

"Und das alles jetzt, jetzt, wo ich frei bin, wo ich dachte, ich könnte alles erreichen...Was für eine grausame Ironie des Schicksals..."

Nuka vergrub sein Gesicht in den Händen und im nächsten Moment brachen laute Schluchzer aus ihm heraus, schienen ihn zu zerreißen.

Genauso fühlte er sich. Von innen zerrissen. Regelrecht so, als hätte man ihn mit einem Dolch durch die Brust an die Wand genagelt und je weiter er nach unten rutschte, um so näher kam die Klinge seinem Herzen. Schmerzen.

"Und das alles wegen ihm!"



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