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Dämonenseelen

von

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Die Schatten hinter der Wahrheit

Danke für eure lieben Kommentare, das spornt einen gleich wieder an. Als Belohnung gibt es dafür auch sofort das nächste Kapitel, welches mal wieder ein wenig länger als sein Vorgänger ist.

Allerdings hat mich an manchen Stellen wohl Stephen King geküsst, was, so hoffe ich zumindest, bei euch nicht übel aufstösst. Es kann allerdings aber auch daran liegen, dass mein Mann in dieser Zeit zu viele Survival-Horrorspiele à la Silent Hill gespielt hat, das färbt irgendwie ab, in diesem Sinne hoffentlich positiv.

Aber ich habe hier und da auch ein paar amüsante Stellen eingefügt, will ja nicht, dass ihr euch wieder meinetwegen die Augen ausheulen müsst, hehe.
 

Aber jetzt wünsche ich euch erst einmal viel Spaß beim Lesen und mal sehen, vielleicht werden ja nun auch einige Fragen eurerseits beantwortet.
 


 


 

9. Kapitel: Die Schatten hinter der Wahrheit
 

Wo war er? Was geschah da?

>Oh nein<, dachte er, >nicht schon wieder dieser Traum.<

Jede Nacht war es dasselbe, jede Nacht dieselben Bilder, jedes Mal wachte er danach schreiend auf. Er sah eine kleine Gruppe junger Leute, die fröhlich schwatzend durch einen Wald wanderten, ein junges Mädchen mit seltsamer Kleidung, die ein noch seltsameres Gefährt neben sich herführte, ein Mönch, ebenfalls noch sehr jung, der sich mit einer Hand versuchte, an das hübsche Hinterteil seiner ebenfalls nicht zu verachtenen Begleiterin heranzumachen, die wie eine Dämonenjägerin gekleidet war und einen großen Bumerang aus Knochen auf dem Rücken trug. Auf ihrer Schulter saß eine kleine zweischwänzige Katze, die alles interessiert beobachtete. In diesem eigenartigen Metallgestell, welches scheinbar diesem jungen Mädchen zu gehören schien, saß zudem noch ein kleiner Junge mit einem Fuchsschwanz. Und hinter den jungen Leuten ging ... ein Junge mit langem weiß-silbrigen Haar. Er trug eine rote auffällige Robe und an seiner Seite hing ein Schwert. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien ihn irgendetwas ziemlich zu ärgern. Sein Blick wanderte immer wieder zu dem Mädchen in der eigenartigen Kleidung und verfinsterte sich dabei immer mehr. Dann plötzlich veränderte sich die fröhliche Stimmung schlagartig. Aus dem Dickicht brach mit einem Male ein riesiges Ungetüm brüllend hervor und trennte die Freunde voneinander. Der Junge mit dem langen schneeweißen Haar sprang zurück und zog in einer Bewegung dabei sein Schwert, um seine Gefährten vor dem unbekannten Feind zu verteidigen, doch der schlug ihn mit seinen gewaltigen Klauen beiseite. Dann wandte sich diese zum Leben erwachte Alptraumkreatur dem jungen Mädchen zu, welches vor lauter Angst sein metallenes Gefährt beiseite warf und ihr Heil in der Flucht suchte. Der Junge, welcher sich von dem Schlag des Youkais wieder einigermaßen erholt zu haben schien, lief mit gezücktem Schwert dem Mädchen hinterher. Anschließend ging alles sehr schnell. Nach ein paar Schlagabtauschen mit dem mächtigen Gegner, welcher durch die Verletzungen, die ihm der rotgekleidete Junge zugefügt hatte, immer wütender wurde, wollte das Mädchen ihrem Freund helfen, in dem es Pfeil und Bogen zog und auf die Stirn des Dämons richtete. Leider zeigte der Pfeil, der erfolgreich sein Ziel traf, keinerlei Wirkung und ihr Gegner rannte wutschnaubend auf die beiden zu. Was dann geschah, veranlasste den noch schlafenden Jungen jedes Mal zum Aufwachen. Er sah, wie das Mädchen schützend die Arme vor ihr Gesicht hielt, wie der Youkai seine mit Krallen bewaffnete, mächtige Pranke hob und wie dann in letzter Sekunde etwas Rotes dazwischen sprang.

Mit einem lauten Schrei fuhr er von seinem Nachtlager hoch und sah in zwei große dunkle Augen, die ihn besorgt musterten, jedoch erkannte er, dass es sich dabei nicht um die Augen der alten Frau handelte, die sonst immer zu ihm geeilt war, wenn er wieder diesen Traum durchlebt hatte. Überrascht stellte er fest, dass ein Mädchen neben ihm kniete und seine linke Hand festhielt. Dieses Mädchen ..., sicher, sie gehörte doch zu diesen Leuten, die behaupteten seine Freunde zu sein. Schon wollte er sie wütend anfahren, was ihr überhaupt einfiele, einfach so in sein Zimmer zu kommen, als ihm plötzlich auffiel, wie angenehm und vertraut ihm doch ihr Geruch erschien. Auch ihre Hand in der seinen war ihm alles andere als unangenehm, ein leichter Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als er wieder in ihre doch eigentlich wunderschönen Augen sah. Langsam fing er an, sich über seine eigenartigen Gedanken zu wundern.

Kagomes Puls begann schneller zu schlagen, als sie fühlte, wie ihr Gegenüber ihre Hand fester drückte. Sie glaubte sogar etwas Vertrautes in seinen Augen zu erkennen, sein Blick wurde weicher und wärmer. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihn so ansah.

>Wie schön sie aussieht, wenn sie lächelt ... .<

Verträumt stierte er sie an und legte wie ein junger Hund den Kopf schief. Ihm gefiel es viel besser, wenn sie fröhlich war, er hasste es, wenn Mädchen weinten, so war es schon immer gewesen. Moment mal ..., schon immer gewesen? Woher wusste er das denn? Er kannte sie doch gar nicht. Plötzlich begannen Bilder wie Blitze durch seine Gedanken zu zucken, Bilder, die er nicht einordnen konnte. Erschrocken ließ er ihre Hand los und hielt sich seinen Kopf, der mit einem Male zu schmerzen begonnen hatte. Das Mädchen sah ihn geschockt an und beugte sich erneut zu ihm herab, doch er stieß sie vollkommen durcheinander von sich weg.

„Lass ... lass mich bitte in Frieden ...“, stammelte er. „Geh ... .“ Wie ein geprügeltes Tier hatte er sich in eine Ecke seines Zimmers zurückgezogen und sah sie aus schreckgeweiteten Augen an.

Das Mädchen aus der Zukunft war hingefallen, als ihr alter Freund sie weggestoßen hatte. Verstört blickte sie ihn an und konnte nicht glauben, was sich ihr dort zeigte. Noch vor einer Minute hatte sie das alte Leuchten in seinen Augen erkannt, hatte sie geglaubt so etwas wie Vertrauen aufflackern zu sehen und dann ... . Eine Träne tropfte hinab auf den Fußboden und als er sie bemerkte, hielt er sich erneut gequält den Kopf.

„Bitte ... geh“, hörte sie ihn sagen. In seinem Gesicht stand die pure Angst geschrieben und sein Körper zitterte wie Espenlaub. Langsam stand sie auf und bewegte sich rückwärts zur Tür. Lautlos schob sie diese auf und huschte hinaus auf den Flur, wo sie einige Minuten hinter der danach geschlossenen Türe stehen blieb.

>Warum hat er nur so reagiert?<, überlegte sie. >Mir war so, als würde er sich wieder erinnern, doch dann ... .< Ratlos schüttelte sie ihren Kopf und schlich sich wieder zurück in ihr Schlafgemach und das ihrer Freunde. Dort wurde sie jedoch gleich mit einer Frage Sangos konfrontiert, die ihr etwas verschlafen entgegensah.

„Ist irgendetwas passiert, Kagome-chan? Mir war so, als hätte ich etwas gehört. Und wieso warst du draußen?“

So viele Fragen auf einmal. Das Mädchen belog zwar ihre Freunde nicht gerne, aber das, was sich gerade zwischen ihr und Inuyasha abgespielt hatte, wollte sie doch erst einmal für sich behalten.

„Ähm, ich musste mal gerade wohin. Entschuldige, wenn ich dich dabei wachgemacht habe, ich war wohl etwas zu laut.“

Mit einem verschmitzten Grinsen in Richtung ihrer Freundin schlüpfte sie wieder in ihren Schlafsack und wandte ihr Gesicht ab. Nach einigen Minuten verriet ihr das gleichmäßige Atmen der Dämonenjägerin, dass diese bereits wieder schlief. Kagome seufzte tief, drehte sich auf den Rücken und verschränkte ihre Hände unter dem Kopf. Ihr gingen die Worte nicht mehr aus den Gedanken, die sie mitangehört hatte, als sich Inuyasha unruhig hin und her gewälzt hatte. Klar und deutlich hatte er ihren Namen gerufen, wieder und wieder. Sogar ganze Sätze hatte er während seines Alptraumes gestammelt, die ihr einen Schrecken nach dem anderen eingejagt hatten. Scheinbar, so kam es ihr vor, durchlebte er ständig die Ereignisse, die sich kurz vor seinem Tod abgespielt hatten, jede Nacht aufs Neue. Und nach seinem Erwachen hatte wohl noch ein kleiner Teil seiner Erinnerung an ihm geklebt, daher das plötzliche Vertrauen zu ihr. Doch dann musste irgendetwas mit ihm geschehen sein, dieser Ausdruck in seinen Augen ..., so schnell würde sie das nicht mehr vergessen können.
 

Mit einem herzhaften Gähnen streckte sich Inuyasha genüsslich der Sonne entgegen, die ihn mit einem frechen Kitzeln aus seinen Schlaf geweckt hatte. Auf allen Vieren krabbelte er zur Türe, die nach draußen führte und schob sie langsam auf. Müde mit den Augen zwinkernd sah er hinaus auf den wunderschönen Garten seines neuen Heimes, dessen Blumen in der aufgehenden Frühlingssonne bereits ihre volle Pracht enfalteten. Tief einatmend zog er ihren betörenden Duft ein und blieb so einige Zeit sitzen. Ein anderer Geruch schlich sich plötzlich in sein Riechorgan und ließ ihn verwirrt dreinblicken. Er kam aus dem Haus, genauer gesagt aus seinem Zimmer. Vorsichtig umschmeichelte er seine Nase, er roch angenehm süßlich und frisch, fast so wie die Blumen im Garten, nur noch viel schöner, so … wie das Mädchen. Das Mädchen?! Seine Pupillen weiteten sich vor Schreck. Letzte Nacht … der Traum … und dann … diese Augen … von ihr … über seinem Nachtlager … und ihr Duft … . Vollkommen durcheinander schüttelte er den Kopf. Dann … war der Rest doch kein Traum gewesen, sie hatte wirklich hier vor seinem Futon gekniet. Ihr Duft war noch immer präsent, er schwebte in der Luft wie die weißen Wolken am Morgenhimmel. Die letzten Schatten der Erinnerung an die vorige Nacht legten sich langsam, nun wusste er wieder alles. Aus irgendeinem ihm vollkommen unerfindlichen Grund war sie ihm mit einem Male so vertraut gewesen, obwohl er sie doch eigentlich gar nicht kannte, … oder? Aber dann … war etwas geschehen, Bilder waren durch seinen Kopf geschossen, wenn er sich doch nur daran erinnern könnte. Angestrengt dachte er nach, wollte das Gesehene vergangener Nacht mit aller Macht erzwingen, wollte wissen, was ihn so erschreckt und geängstigt hatte, doch plötzlich stöhnte er gequält auf. Sengendheiße Blitze schossen durch seinen Kopf, tausendmal greller als die Sonne selbst und hinderten ihn stoisch daran, weiter darüber nachzudenken. Langsam schien es ihm, als wollte ihn etwas daran hindern, seine Erinnerungen wiederzuerlangen. Jedes Mal, wenn er versuchte, sich zu erinnern, drohte ihm der Kopf zu platzen.

Seufzend stand er auf und verließ sein Zimmer. Gedankenverloren schob er die Tür zum Flur auf und rannte direkt in Jemanden hinein. Stotternd begann er sich sofort zu entschuldigen, als er bemerkte, wen er da gerade umgepflügt hatte. Das Mädchen … . Sie sah ihn traurig aus ihren braunen Rehaugen an und sagte kein Wort, genau wie er. In den Händen hatte sie Waschzeug gehalten, was nun auf dem Boden verstreut herumlag. Sein Atem ging schneller. Was nun tun? Eine Seite in ihm befahl ihm, ihr zu helfen, doch die andere Seite drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand eiligen Schrittes nach draußen. Kagome blickte ihm betrübt hinterher, während sie ihre Sachen wieder aufsammelte und sich anschließend ebenfalls nach draußen begab, um sich am Brunnen etwas frisch zu machen. Als sie gerade das Haus verlassen wollte, blieb sie plötzlich mit offenem Mund unter dem Türrahmen stehen. Ihre Zahnbürste, Seife und Waschlappen purzelten aus ihren Händen, die sie unwillkürlich geöffnet hatte und verteilten sich ungeniert vor ihren Füßen. Vor ihr stand Inuyasha, der sein Oberteil ausgezogen hatte und sich bibbernd kaltes Wasser vom Brunnen ins Gesicht spritzte. Das kühle Nass glitzerte auf seinem Oberkörper in der Sonne und ließ es wie Silber aussehen. Erfrischt schüttelte er den Kopf, so dass sein langes schwarzes Haar wild umherflog. Ohne Vorwarnung wandte er sich in Richtung des Mädchens und warf dabei sein Haar nach hinten. Überrascht zog er die Augenbrauen nach oben, als er sie erblickte. Eine zarte Röte zeichnete sich auf ihren sonst eher blassen Wangen ab und er bemerkte, wie sie immer nervöser wurde, umso länger sein Blick auf ihr ruhte. Beschämt sah sie nach unten, drehte sich ruckartig um und lief ins Haus zurück. Ein Grinsen verzog sein ernstes Gesicht, er strich sich mit einer Hand die Strähnen aus der Stirn und setzte seine Waschaktion fort. Als seine Hände seine Wangen berührten, hielt er erstaunt inne. Sie waren glühend heiß. Er war doch wohl nicht auch …?

>Wie peinlich>, dachte er. Unbeholfen band er sein Haar im Nacken locker zusammen, damit es nicht pitschnass wurde.

Sango wollte ihren Augen nicht trauen, als eine leicht durcheinander erscheinende Kagome mit hochrotem Kopf an ihr vorbei lief. Die Dämonenjägerin ergriff sie am Arm.

„Kagome-chan, ist irgendetwas passiert?“

Ihr schien wohl etwas äußerst unangenehm zu sein.

„Ich … äh … nein … ähm … bitte, ich … .“

Geschickt wandte sie sich aus Sangos Umklammerung und rannte weiter. Diese zog erstaunt die Stirn kraus, blickte ihrer Freundin nachdenklich hinterher und setzte ihren Weg nach draußen fort. Dort angekommen blieb sie amüsiert stehen. Ihr halbdämonischer Freund ließ einen Eimer kalten Wassers über seinen Oberkörper gleiten und schüttelte sich prustend aufgrund der erfrischenden Kälte. Grinsend lehnte sie sich gegen den Türrahmen und beobachtete ihn.

>Jetzt verstehe ich, warum Kagome so durcheinander war, obwohl das ja eher kein Grund ist, durcheinander zu sein<, dachte sie belustigt.

„Kein schlechter Anblick“, entfuhr es ihr plötzlich laut und sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Doch er schien es nicht gehört zu haben, unbeeindruckt fuhr er fort. Jemand anders hatte ihre Aussage jedoch schon vernommen.

„Was ist kein schlechter Anblick?“, hörte sie die Stimme des Mönches sagen, der sich an ihr nach draußen vorbei schob.

„Oh.“

Verblüfft blieb er stehen, dann drehte er sich lüstern grinsend zu ihr um.

„Wenn du möchtest, kann ich dir so etwas auch gern präsentieren.“

Provozierend begann er bereits an seinem Gewand herumzufummeln, als sie ihm Kagomes Zahnputzutensilien, auf die sie fast draufgetreten war, an den Kopf pfefferte.

„Aua! Sango, sei doch nicht immer so brutal zu mir!“

Beleidigt zog er eine Schnute, weswegen sie herzhaft zu lachen begann und wieder im Haus verschwand.

„Hey, Sango! Warte doch!“

Eiligen Schrittes folgte er ihr, sammelte jedoch zunächst Kagomes Sachen wieder ein und sprang ebenfalls durch die Tür ins Haus zurück. Von drinnen hörte man leise ihre Stimmen verhallen.

„Sango, wenn du möchtest, kann ich dir ja gleich den Rücken waschen, oder vielleicht noch mehr?“

Eiserne Stille folgte dieser Aufforderung und dann nach endlosen Sekunden ein schmerzhaftes Klatschen.

„Aua! Was hab ich denn gesagt? Was? Sango!“

Draußen schüttelte nur jemand seufzend den Kopf.
 

Bibbernd schlüpfte Inuyasha in seine wärmende Kleidung und rieb sich die Hände, um die Durchblutung anzuregen. Seine Finger wanderten noch leicht taub von der Kälte des heranbrechenden Tages an die Stelle seines Haares, wo er es zusammengebunden hatte. Angestrengt versuchte er das Band, was sie zusammenhielt, zu lösen, doch seine Finger waren noch immer taub und so gab er es nach einigen Minuten resigniert auf. Sollten sie halt so bleiben, so störten sie ihn wenigstens nicht. Sein knurrender Magen unterbrach seine Gedankengänge und ließ ihn den Weg zurück zum Haus einschlagen. Rasch schlüpfte er in die Küche, um nachzusehen, ob er was helfen könnte. Doch nach einigen Minuten warfen die Bediensteten ihn entnervt raus, da er ständig hier und da naschte. Auf dem Flur wurde er gleich von Manami am Arm in ihr Zimmer gezerrt. Viel zu verdutzt, um etwas dagegen zu erwidern, starrte er sie nur fragend an. Und dann legte die alte Dame los. Die nächste halbe Stunde musste er sich eine Standpauke anhören, die es wirklich in sich hatte. Anfangs versuchte er noch, sich dagegen zur Wehr zu setzen, doch sie fuhr ihm immer wieder mit ihren scharfen Worten über den Mund, wenn er etwas sagen wollte, so dass er von Minute zu Minute kleiner wurde. Als er ihr dann auch noch die haarsträubende Geschichte mit dem Dämon vor dem Dorf, der mit den Neuankömmlingen unter einer Decke stecken sollte und angeblich einen Angriff auf die unschuldigen Leute hier plante, erzählte, war ihre Geduld mit ihm erloschen wie das Feuer in der Küche für das geplante Frühstück.

„Schämst du dich denn gar nicht dafür, was du hier behauptest? Sie sind nicht deine Feinde!“

„Aber auch nicht meine Freunde“, erwiderte er knurrend. „Ich kenne sie nicht einmal und du auch nicht. Und du … vertraust ihnen einfach. Ich weiß doch, was ich gehört habe und es ist die Wahrheit, sie haben einen dämonischen Komplizen vor dem Dorf!“

Verwirrt hielt er inne, als die alte Frau zu lachen begann.

„Wa- … was ist daran so komisch?“, fauchte er wütend und stemmte seine Fäuste in die Hüften. Die Augen der Hausherrin funkelten geheimnisvoll und auf ihren Lippen bildete sich ein Lächeln, welches ihn noch mehr verunsicherte.

„Dieser Dämon vor dem Dorf … dieser Hundedämon“, begann sie und Inuyasha erschrak bei ihren Worten, „ er steht dir näher, als dir jetzt vielleicht lieb ist.“

Verwirrt musterte der schwarzhaarige Junge sie und begann plötzlich unwillkürlich am ganzen Leib zu zittern.

„Was meinst du damit?“, fragte er mit belegter Stimme, Angst kroch in ihm hoch, Angst vor der Antwort, vielleicht sogar vor der Wahrheit? Als Manami den Mund öffnete, um es ihm mitzuteilen, war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er es überhaupt hören wollte.

„Dieser Youkai … ist dein älterer Bruder, mein Junge.“

Allein dieser Satz reichte aus, um alles, woran er bis jetzt geglaubt hatte, zusammenstürzen zu lassen, so dass ihm nur ein Haufen Scherben blieb.

„Nein“, flüsterte er tonlos. „Das ist nicht wahr. Ich bin ein Mensch. Ich habe mit Dämonen nichts am Hut. Ich hasse sie sogar!“

Den letzten Satz schrie er hinaus in die Welt, sollte doch jeder hören, was er dachte. Im gleichen Augenblick versuchte er, Bilder aus der Vergangenheit aus seinem Gehirn abzurufen, er wollte Bestätigung für das, was er gesagt hatte. Doch kaum, dass er sich an etwas Vertrautes klammern konnte, machten ihm die grausamen Kopfschmerzen erneut einen Strich durch die Rechnung. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich den Kopf und fiel auf die Knie. Manami war sofort bei ihm und ließ sich vor ihm nieder, ihre Hand legte sich auf seine Schulter. Er hörte ihre Worte, doch sie erschienen ihm so unendlich weit weg, verzerrt drangen sie an sein Ohr und ergaben keinen Sinn. In ihren freundlichen Zügen lag ein Ausdruck von Sorge um ihn, aber plötzlich verzerrte sich ihr liebevolles Gesicht zu einer grausamen Fratze, die ihn erbost anstarrte. Schreiend riss er sich von ihr los, taumelte zur Tür und rannte hinaus, fort von diesen Dingen, die er nicht hören wollte, die ihm mehr Kummer als Freude bereiteten und ihn ängstigten.

Erschrocken sah ihm die alte Frau nach. Große Sorge legte sich um ihr Herz, Tränen benetzten ihre vom Alter eingefallenen Wangen, die sie leicht überrascht weg wischte. Wie lange war es her, dass sie wegen etwas geweint hatte? Als man ihren Mann und ihren Sohn begraben hatte, erinnerte sie sich. Und nun saß sie hier und beweinte das Schicksal eines Jungen, dessen Vergangenheit sie besser kannte als er selbst.
 

Inuyasha lief kopflos durch das Dorf, rempelte immer wieder an ihm vorbeigehende Menschen an, die ihm leicht ärgerlich hinterher starrten. Er wollte allein sein, nachdenken über all das, was ihm in den letzen Stunden widerfahren war. Und das ging nur an einem Ort. Dort angekommen sprang er flink auf den untersten Ast des uralten Baumes, der als stiller Beobachter am Rand des Dorfes stand und zog sich mit einigen geschickten Bewegungen bis zur Baumkrone hinauf. Sich an den mächtigen Stamm des Baumes lehnend atmete er ein paar Mal kräftig durch, so dass sich ein paar der Blüten von den Ästen lösten und still davon schwebten. Nachdenklich massierte er seine noch immer schmerzenden Schläfen und ließ den Blick über seine neue Heimat schweifen. Plötzlich schlug er ohne Vorwarnung die Faust gegen den massiven Stamm, dass seine Haut an den Knöcheln aufplatzte und Blut auf die weißen Blüten unter ihm tropfte.

>So, wenn ich ein Dämon wäre, würde sich diese Wunde von jetzt auf gleich schließen, aber das tut sie nicht. Beweis genug für mich, dass ich ein Mensch bin<, dachte er trotzig. Langsam wusste er nicht mehr, wem er eigentlich vertrauen konnte. Diesen fremden Leuten auf keinen Fall, aber was war mit Manami? Steckte sie neuerdings unter einer Decke mit ihnen? Oder … das bezweifelte er allerdings, sagte sie die Wahrheit?

Vollkommen verwirrt über diese Entwicklungen kamen ihm wieder die Bilder seines Traumes, der ihn jede Nacht aufs Neue heimsuchte, in den Sinn. Zum ersten Mal fielen ihm plötzlich Dinge auf, die er niemals bemerkt hatte, was aber auch daran liegen könnte, dass die Erinnerung an diesen Traum so schnell verschwand, wie sie über ihn hergefallen war. Erstaunt stellte er fest, dass der weißhaarige Junge dasselbe Gewand trug wie er selbst und diese Leute, die seine Freunde zu sein schienen … sie sahen genauso aus wie die Fremden, die behaupteten, ihn zu kennen! Und dieses Mädchen … , das war doch … . Ein Schrei entwich seiner Kehle und ließ die Menschen im Dorf vor Schreck zusammenzucken. Bilder zuckten durch seine Gedanken wie grelle Blitze, Bilder, die ihm vollkommen fremd und doch irgendwie vertraut erschienen, Bilder, die ihn in tiefste Verwirrung stürzten und ihn gleichzeitig an längst vergessene Tage erinnerten. Sein Kopf lief Gefahr, jeden Moment aufgrund der nicht enden wollenden Informationsflut zu platzen, Tränen stiegen ihm unwillkürlich vor lauter Panik in die Augen. Als sich der erbarmunglose Schmerz schon fast ins Unerträgliche hineingesteigert hatte, verschwand er so plötzlich, wie er gekommen war. Mit verschleiertem Blick hob er erschöpft den Kopf und erstarrte mitten in der Bewegung. Sein gesamtes Umfeld hatte sich auf erschreckende Art und Weise verändert.

Flammen leckten direkt vor seiner Nase in die Höhe hinauf zum Sternenhimmel, von dem der Mond als unbeteiligter Zeuge hinabschien. Verwirrt sah er sich um. Was war hier los? Er hörte die Schreie eines Kindes, sie kamen direkt aus der brennenden Hütte, die vor seinem Baum stand. Brennende Hütte? Sie stand genau auf der Stelle, an dem sich auch die verbrannten Überreste eines Heimes befanden. Sah er hier etwa, was sich damas zugetragen hatte? Schockiert beobachtete er, wie eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm aus der brennenden Hütte gelaufen kam und es einem hochgewachsenem Mann mit silbernen Haaren, der am Rand des Waldes stand, in die Arme drückte und nach einigen Momenten allein in Richtung ihres Heimes zurücklief und darin verschwand. Inuyasha wollte gerade einen Warnruf ausstoßen, als das Dach krachend über ihr zusammenstürzte und sie unter sich begrub. Das Kind in den Armen des Mannes begann zu schreien und zu weinen und wehrte sich heftigst gegen seinen festen Griff. Als Inuyasha zu ihnen hinüber sah, blieb ihm vor Schreck fast die Luft weg. Der Kleine hatte dieselben silbrig-weißen Haare wie der junge Mann und er trug ein rotes Gewand, dass dem seinen verblüffend ähnlich war. Unheimlicherweise sah er aus wie eine kleinere Ausgabe des Jungen aus seinem Traum. Verzweifelt wandte sich der Kleine im Arm des Mannes und schrie weinend auf. Und im selben Moment verließen Inuyashas Mund die selben Worte.

„Kaa-san!“ >Kaa-san???<

Die Welt verschwamm gefährlich vor seinen Augen, er hörte noch immer, wie die Flammen erbarmunglos das trockene Holz der Hütte zerfraßen, roch das Verbrannte und hörte die Menschen um ihn herum schreien. Er fühlte die Hitze des Feuers, es war ihm gefährlich nah und doch wusste er aus irgendeinem Grund, dass sein Gewand ihn vor den herannahenden Flammen schützen würde.

>Sie ist meine ... Mutter???<

Noch bevor ihm das Bewusstsein schwand und er fühlte, wie sein Körper vom Baum stürzte, bemerkte er, wie die Frau, die er so genannt hatte, mit Tränen in den Augen auf ihn zulief. Doch bevor er hart auf den Boden aufschlug, klärte sich sein Blick für einen Moment und ließ ihn die Wahrheit erkennen.

„Kagome ...“, murmelte er schwach und Schwärze umfing ihn.

Das Mädchen schrie erschrocken auf, als Inuyashas Körper durch die Baumkrone brach und dumpf auf dem Boden aufschlug. Regungslos blieb er liegen, als sie auf ihn zurannte und sich neben ihn kniete. Tränen fielen auf sein vor Schreck blass gewordenes Gesicht. Behutsam nahm Kagome seine Wangen zwischen ihre Hände und stellte entsetzt fest, dass sie eiskalt waren. Vorsichtig schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn weinend an sich.

Vor einigen Minuten noch war sie durch das Haus gewandert und hatte ihre Freunde gesucht, als sie das leise Schluchzen einer Frau innehalten ließ. Nachforschungen anstellend, um wen es sich dabei handeln könnte, war sie auf die Hausherrin selbst gestoßen, die verzweifelt neben dem Altar ihres Zimmers kniete und eine alte zerrupfte Puppe in den Händen hielt. Auf ihre Nachfrage hin, was denn geschehen sei, hatte die alte Frau nur ein Wort gestammelt: Inuyasha … . Dann hatte ein markerschütternder Schrei die beiden Frauen zusammenfahren lassen und Kagome war losgerannt. Aus irgendeinem ihr völlig unerklärlichem Grund waren ihr die verbrannten Überreste der Hütte am Rande des Dorfes in den Sinn gekommen und so hatte sie den Weg dorthin eingeschlagen, in der Hoffnung, ihn an jenem Ort zu finden. Fast dort angekommen, hatte sie seine verzweifelte Stimme durch die Blätter der Bäume schallen hören: Kaa-san … . Was hatte das zu bedeuten? Traurig strich sie ihm durch das lange Haar, welches sich bei dem Sturz aus dem Zopf gelöst hatte. Plötzlich fühlte sie eine Hand an ihrer Schulter und fuhr zusammen. Schnell drehte sie den Kopf zur Seite und blickte in die vom Alter trüb gewordenen Augen Manamis.

„Was ist geschehen?“

Um sie herum versammelten sich bereits einige der Dorfleute, die durch den Schrei des Jungen ebenfallls herbeigelaufen waren.

„I-ich weiß es nicht genau.“

Kagome schüttelte verwirrt den Kopf, während sie ihm sanft die Haarsträhnen aus der Stirn strich. „Ich hörte einen furchtbaren Schrei und bin losgerannt. Warum ich allerdings gleich hierher gelaufen bin, weiß ich nicht.“

Stirnrunzelnd betrachtete Manami sie. Dieses Mädchen war doch erstaunlich, die alte Frau hatte angenommen, dass der Kleinen bewusst gewesen war, wo der Junge sich aufgehalten hatte.

„Er hat in den letzen Tagen oft diesen Ort hier aufgesucht.Wenn ich ihn suchte, saß er im Wipfel dieses Baumes“, sie zeigte auf den mächtigen und stolz wirkenden Riesen, „und schien über etwas zu grübeln.“

Kagome musste lächeln.

„Er mag Bäume“, erklärte sie der alten Frau. „Seltsam, nicht wahr?“ Dann änderte sich ihr Tonfall abrupt, Sorge schwang in ihrer hellen Stimme mit. „Kurz bevor er aus den Ästen fiel, da rief er etwas, was ich mir nicht erklären kann.“

„Was, Kind? Was hat er gerufen?“

„Er rief ´Kaa-san`. Ich habe es laut und deutlich gehört, da besteht kein Zweifel.“

Überrascht spürte sie, wie sich die Hand der alten Frau von ihrer Schulter löste und sie diese erschrocken vor den Mund schlug. Tiefe Sorgenfalten legten sich um ihren Mund und ließen sie mit einem Male noch älter erscheinen.

„Kaa-san …“, murmelte sie geistesabwesend. „Das gibt es doch nicht … .“

„Manami-baba? Was ist los mit Euch? Wisst Ihr vielleicht, was das zu bedeuten hat?“ Ungeduldig hakte Kagome nach, die alte Dame schien irgendetwas zu wissen. Diese war plötzlich ganz blass um die Nase geworden und murmelte ständig das Wort, welches Inuyasha geschrieen hatte. Erschrocken fuhr sie zusammen, als Kagome erneut nachfragte.

„Ich? Nein … ähm, ich weiß leider auch nicht, was das bedeuten soll, vor allem, in welchem Zusammenhang es stehen mag.“

Unzufrieden spürte das Mädchen, dass man sie anlog, aber sie wusste auch, dass es in diesem Moment ungünstig war, weiter nachzuhaken.

„Wir sollten ihn ins Haus bringen“, unterbrach sie die Stimme Manamis in ihren Gedanken. Zwei der Dorfleute boten sich an, Inuyasha hineinzutragen. Vorsichtig hoben sie ihn an und gingen hinter den beiden Frauen her. Kagome hielt es derweil für besser, schon einmal vorzulaufen und Sango, Miroku und Shippo Bescheid zu geben, damit sie keinen Schreck bekamen, doch diese Entscheidung wurde ihr leider abgenommen.

„Kagome!“, hörte man von weiter weg die Stimme der Dämonenjägerin. Neben dieser stand der junge Mönch und winkte ihr schmunzelnd zu. Shippo hing auf seiner Schulter und kaute genüsslich an einem Lutscher herum, den Kagome aus ihrer Zeit für ihn mitgebracht hatte. Die Drei setzten sich in Bewegung und kamen auf die kleine Gruppe zu. Sango war die erste, die bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Bestürzt bemerkte sie, dass zwei der Männer, die Kagome und Manami begleiteten, jemanden trugen. Mit ein paar schnellen Schritten war sie bei ihrer Freundin. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken, als sie denjenigen erkannte, dessen Körper auf den Händen der Männer weilte.

„Aber das ... Inuyasha!“ Sofort wandte sie sich an ihre Freundin. „Kagome! Was ist geschehen?!“

Traurig sah diese sie an.

„Ich weiß es selbst nicht genau. Ich ...“, erschöpft winkte sie ab. „Lass uns ihn erst einmal hineintragen. Ich erzähle euch alles später.“

Kagome war zusammen mit Sango stehengeblieben, während Manami und die Männer, die den schwarzhaarigen Jungen trugen, an ihnen vorbei gingen. Erschrocken fiel Sango auf, wie blass er war, als er an ihr vorübergetragen wurde. Miroku und Shippo starrten entsetzt auf ihren Freund, bevor man ihn ins Haus trug, eiligen Schrittes waren sie bei den beiden jungen Frauen.

„Was ...?“, begann der junge Mönch, aber Sango hielt ihm mit einer schnellen Bewegung den Mund zu und deutete auf Kagome. „Ach so ...“, flüsterte er. „Ich verstehe.“

„Gehen wir doch erst einmal rein und erkundigen uns nach seinem Befinden“, schlug die junge Dämonenjägerin vor. Kagome nickte zustimmend und zusammen folgten sie Manami und den Männern ins Innere des Gebäudes. Auf dem endlosen Flur kam ihnen sofort die Hausherrin entgegen und scheuchte sie mit einer eiligen Handbewegung hinaus in den Garten. Mit fragenden Blicken nahmen die jungen Leute, nachdem sich die alte Dame gesetzt hatte, auf den Holzdielen im Blumengarten Platz und warteten auf eine Erklärung. Um sie herum schwirrten emsig einige Insekten, die mit dem Sammeln von Nektar beschäftigt waren. Auf Shippos Nase landete ein bunter Schmetterling und lenkte den kleinen Kitsune vollkommen ab. Manami räusperte sich, bevor sie begann, so dass Shippo erschrocken in ihre Richtung sah und der Schmetterling schnell das Weite suchte.

„Eurem Freund geht es soweit gut. Als er vom Baum gestürzt ist, hat er sich lediglich ein paar Schrammen und blaue Flecke zugezogen. Was mich beunruhigt, ist, dass er noch nicht zu sich gekommen ist.“

Ihr ernster Blick streifte Kagome, die langsam und zögerlich zu erzählen begann. Nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, merkte sie, wie es in den Köpfen ihrer Freunde arbeitete.

„Kaa-san ...“, murmelte Miroku nachdenklich. „Das verstehe ich nicht. Wieso hat er das gerufen? Er kann sich doch an gar nichts erinnern, geschweige denn dann an seine Mutter.“

„Richtig“, pflichtete Sango ihm bei. „Das will mir auch nicht so wirklich in den Kopf.“ Shippo war noch immer vollkommen auf seinen Lutscher konzentriert, so dass er nur ein schmatzendes „Ja, genau“ herausbrachte. Eine Zeit herrschte Stille unter ihnen, jeder schien darüber zu grübeln, was geschehen sein könnte. Kagome war es, die das unangenehme Schweigen brach.

„Ich habe da so eine Vermutung ...“, begann sie leise und sofort waren alle Blicke auf sie gerichtet, so dass sie leicht erschrocken zurückwich. Ihre Freunde nickten ihr aufmunternd zu und so begann sie zu erzählen.

„Was, wenn er sich an etwas aus seiner Vergangenheit erinnnert hat, ich meine, an etwas, was schon sehr lange zurückliegt? Lange, bevor er auf uns traf, etwas aus seiner Kindheit.“

Sie ließ die Worte einen Moment auf ihre Freunde und die alte Frau wirken, bevor sie mit ihren Überlegungen fortfuhr, doch Sango kam ihr zuvor.

„Es muss etwas Schreckliches gewesen sein“, murmelte die junge Frau. „Das würde auf jeden Fall seinen Zustand erklären.“

„Da gebe ich dir recht, Sango“, bestätigte der Mönch ihre Version. „Irgendetwas, dass sich so stark in seinem Unterbewusstsein verankert hat, etwas, dass ihn nicht einmal jetzt nach seinem Gedächtnisverlust mehr in Ruhe lässt.“

Keiner der Freunde bemerkte, dass die alte Frau in ihrer Runde immer stiller wurde und sich vollkommen aus den Vermutungen der jungen Leute heraushielt. Nach ein paar Minuten des Zuhörens stand sie schweigend auf und ließ die Vier allein. Gedankenverloren strich sie durch die in voller Blüte stehenden Blumenbeete, kniete sich vor ein paar besonders farbenfrohen Exemplaren nieder und beobachtete geistesabwesend die wunderschönen Schmetterlinge, die in ihrer Farbenpracht den Blumen in nichts nachstanden. Einer von ihnen landete auf ihrer vom Alter gekennzeichneten Hand, tastete mit seinem Rüssel neugierig über ihre runzelige Haut und ließ sich, indem er die Flügel abwechselnd öffnete und schloß, von der Sonne genüsslich wärmen. Mit leuchtenden Augen betrachtete sich das kleine Geschöpf und beneidete es im selben Augenblick um seine Sorglosigkeit.

>Wenn ihr wüsstet, Kinder, dass ihr mit eurem Verdacht gar nicht so falsch liegt<, schoss es ihr durch den Kopf. >Aber der Zeitpunkt, Dinge aus der Vergangenheit aufzurollen, ist noch nicht gekommen. Doch irgendwann … muss ich es ihnen sagen. Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren, allen voran der Junge.<
 

Leise ließ sich Kagome neben Inuyashas Ruhelager auf die Knie sinken und betrachtete besorgt den reglosen Körper des Jungen. Nachdem sie den halben Tag mit ihren Freunden an der frischen Luft verbracht hatte, um sich etwas abzulenken und den Schlafenden nicht zu stören, war sie nun, die Wangen vor Vorfreude gerötet, unbemerkt in sein Zimmer geschlichen, um nach ihm zu sehen. Enttäuscht hatte sie dabei feststellen müssen, dass er noch immer nicht aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Sanft nahm sie seine Hand zwischen ihre Handflächen und versuchte, seine eisigkalte Haut warm zu reiben. Nach einer Weile gab sie es jedoch auf und legte seine Hand zurück auf den Futon, schrie aber mit einem Male erschrocken auf, als sie sich ohne Vorwarnung um die ihre schloss und fest zudrückte.

„Kagome“, murmelte eine schwache Stimme neben ihr. „Bitte ... geh nicht ... fort.“

Mit weit aufgerissenen Augen starrte das Mädchen ihren doch scheinbar schlafenden Gefährten an, schaute verwirrt auf seine Hand, die ihre sehnsüchtig festhielt.

„I-Inuyasha?“

Verlegen spürte sie, wie ihr abwechselnd heiß und kalt unter seiner Berührung wurde.

„Bi-Bist du wach?“

Vorsichtig beugte sie sich ein wenig nach vorne, um in sein Gesicht sehen zu können, welches er von ihr weggedreht hatte. Mit der freien Hand strich sie ihm behutsam einige Strähnen von den Augen, die er zu ihrer Verwunderung jedoch immer noch geschlossen hatte. Seine Lider flatterten leicht, er schien zu träumen, während sich sein Brustkorb ruhig und gleichmäßig hob und senkte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und vertrieb ein wenig die sorgenvollen Züge aus ihrem hübschen Gesicht.

>Er träumt ... von mir?!<

Ungläubig schlug sie sich die freie Hand vor den Mund und spürte, wie sich die sanfte Röte in ihrem Gesicht wie ein Lauffeuer ausbreitete und an Intensität zunahm.

>Wenn er sich in seinen Träumen an mich erinnert ... heißt das, dass er wieder alles weiß? Was auch immer dies hier ausgelöst hat, vielleicht hat es dazu beigetragen, seinen Gedächtnisverlust zu besiegen.<

Zärtlich berührte sie seine blassen Wangen, die, wie sie mit gerunzelter Stirn feststellte, ebenso kalt wie seine Hände waren. Er fror, aber warum? Etwas umständlich, da sie ja nicht aufstehen konnte, klemmten sich ihre Füße um eine Decke, die an der Seite lag und holten diese mit einer akrobatischen Höchstleistung herbei. Keuchend vor Anstrengung ließ sie die warme Wolldecke neben Inuyasha fallen, um wieder zu Atem zu kommen. Wie lange hatte sie schon nicht mehr am Sportunterricht, gerade an den Gymnastikübungen, teilgenommen? >Viel zu lang<, befand sie mit einem schmerzhaften Ziehen in den Beinen. Dehnübungen und dieser ganze andere Verbiegekram waren nicht so ihr Fall. In Gedanken daran legte sie dem Jungen fürsorglich die weiche, warme Decke über den Körper und stellte erfreut fest, wie sich sein leicht angespanntes Gesicht ein wenig glättete und nun wieder vollkommen friedlich wirkte. So friedlich ... friedlich ... wie ... im Tempel ... im Tempel! Mit einem Male wurde sie kalkweiß, ihre Pupillen verengten sich, als sie an diesen Tag, der noch gar nicht lange zurück lag, denken musste. Ein klagender Laut quälte sich über ihre Lippen, salzige Tränen rannen ohne Vorwarnung ihre blassen Wangen hinunter und tropften auf das rote Gewand Inuyashas, der plötzlich angstvoll aufschrie und sich mit einem Ruck aufsetzte.

„KAGOME!“

Die Angesprochene starrte ihn mit tränenüberströmten Wangen entsetzt an; seine Augen waren weit aufgerissen, jedoch irgendwie glasig, als würde er sein Umfeld nicht wirklich wahrnehmen. Das Gesicht schmerzverzerrt, stand in seinen dunklen Augen eine solche Pein geschrieben, die das Mädchen kummervoll aufschluchzen ließ. Seine Hand hielt die ihre so fest umklammert, dass sie spürte, wie an manchen Stellen das Fleisch aufriss und eine warme Flüssigkeit an ihrem Handgelenk hinunterlief, doch dies ignorierte sie tapfer. Weinend rutschte sie näher an ihn heran und legte ihren Kopf gegen seine Brust. Hektisch klopfte sein Herz gegen die Rippen, als wollte es jeden Moment zerspringen. Zitternd vor Angst legte sie ihre Arme um seinen bebenden Körper und drückte ihn beruhigend an sich.

„Ich bin hier, Inuyasha, ich bin hier. Es ... es tut mir so leid, was ich getan habe. Hätte ich doch nur dieses eine Mal auf dich gehört, vielleicht wäre dir dann nichts geschehen. Wieso bin ich nur so ein sturer Dickkopf?“

Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in seinem angenehm nach ihm riechenden Gewand. Plötzlich spürte sie, wie sich seine langen schwarzen Haare wie eine Decke auf ihren Kopf legten und jeder Muskel in seinem Körper langsam erschlaffte. Mit einem Male wurde er viel zu schwer für sie, so dass sie Mühe hatte, ihn vorsichtig auf den Futon zurückgleiten zu lassen. Mit einem Ächzen richtete sie sich wieder auf und stellte beruhigt fest, dass sich seine Lider ebenfalls wieder geschlossen hatten. Verstohlen wischte sich das Mädchen die kleinen Tränchen aus den Augen und zuckte leicht zusammen, als sich die Verletzungen an ihrer Hand bemerkbar machten. Inuyasha hielt sie noch immer fest, jedoch nun eher sanft und liebevoll. Seine Gesichtszüge, die eher noch denen eines Jungen, als schon denen eines heranwachsenden Mannes ähnelten, entspannten sich wieder und ließen Kagome beruhigt aufseufzen. Mit einem erschöpften Keuchen lehnte sie sich gegen die angenehm kalte Wand und schloß für einen Moment ihre Augen.

Mit einem Schmunzeln hörte sie die vergnügten Schreie des kleinen Kitsune, der sich sofort mit dem Enkel Manamis angefreundet hatte und mit ihm über die grünen Wiesen, die direkt am Dorf angrenzten, tollte. Ein lautes Klatschen ließ sie kurz zusammenzucken, darauf folgte ein protestierendes Zetern; der Stimme nach ein junger Mann, der es scheinbar niemals lernen würde, wann er seine Hände bei sich zu behalten hatte. Kagome musste unwillkürlich grinsen, als sie an den empörten Gesichtsausdruck der hübschen Dämonenjägerin dachte. Dabei hatte ihr Miroku doch hoch und heilig versprochen, dass er so schnell nicht wieder „Hand anlegen“ würde.

>Fast alles so wie früher<, dachte sie sehnsüchtig. >Fehlt nur noch, dass Inuyasha mich wieder eine „dumme Kuh“ nennt, dieses Mal wäre ich ihm wirklich dankbar dafür.< Vorsichtig hob sie wieder die Augenlider und blinzelte leicht schläfrig; schließlich hatte sie in der vorigen Nacht nach Inuyashas eigenartigem Traum kaum mehr als zwei Stunden am Stück geschlafen.

Mirokus leicht bedröppeltes Gesicht erschien plötzlich vor dem kleinen Fenster; der Handabdruck einer gewissen jungen Frau mitten auf seiner Wange war unverkennbar. Keck winkte er ihr zu und verdrehte die Augen, als sie neckend auf die rote Stelle in seinem Gesicht zeigte. Gedankenverloren strich er darüber und sah in die Richtung der Ursache für den schmerzenden Fleck. Es hatte fast den Anschein, dass der Himmel über Sangos Kopf bedrohlicher und dunkler wirkte, eine düstere Aura schien von ihr auszugehen und ließ Mirokus Herz in die Hose rutschen, als er zaghaft eine Hand hob, um ihr entschuldigend zuzuwinken. Mit einem etwas missglückten Grinsen drehte er sich wieder zurück zum Fenster, deutete auf den schlafenden Jungen und zog fragend eine Augenbraue hoch. Doch Kagome konnte ihm leider nur ein verneinendes Kopfschütteln bieten, worauf er sie leicht besorgt musterte. Mit einem erneuten Schütteln versuchte sie ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung sei, doch er wusste es besser. Die grauen Schatten unter ihren trüben Augen sagten alles aus. Sie machte sich unendliche Sorgen um den Halbdämon, der zurzeit keinesfalls wie einer aussah.

Ertappt bemerkte Kagome das misstrauische Stirnrunzeln des jungen Mönchs und schaute traurig zur Seite. Sie mochte es gar nicht, wenn sich ihre Freunde Sorgen um sie machten, gerade in den letzten Tagen war das leider mehr als oft aufgetreten. Mit einem, so hoffte sie jedenfalls, überzeugendem Lächeln strahlte sie Miroku geradezu übertrieben an, von dessen Gesicht sich nur ein ziemlich missratenes Grinsen stahl, als er ihren Versuch, sorglos auszusehen, bemerkte. Plötzlich packte eine Hand nach der seinen und zog ihn mit einem kräftigen Ruck von dem Fenster fort. Verblüfft starrte er auf Sangos entzückenden Rücken, die ihn hinter sich herschleifte, hob noch schnell die andere Hand und winkte Kagome zu, die den beiden leicht amüsiert nachstarrte.

Als die deftige Standpauke, welche die junge Dämonenjägerin vom Stapel ließ, langsam verklungen war, spürte Kagome, wie schwer es ihr fiel, wach zu bleiben. Bedacht darauf, ihren schlafenden Freund nicht zu wecken, obwohl sie sich sehr darüber freuen würde, wenn er endlich das Bewusstsein wiedererlangte, löste sie vorsichtig ihre schmerzende Hand aus der seinen. Die Wand in ihrem Rücken fühlte sich plötzlich so furchtbar verlockend an, länger daran zu verweilen; die strahlende Mittagssonne schien ihr angenehm wärmend ins Gesicht, so dass sie immer schläfriger wurde. Schon ertappte sie sich dabei, dass ihr die Augenlider zufielen und sie Gefahr lief, sich der bleiernden Müdigkeit, die sie mit offenen Armen empfing, hinzugeben. Kraftlos stemmte sie sich dagegen, zwang sich eisern, nicht einzuschlafen, doch ihre Glieder wurden immer schwerer, stärker wurde der Ruf ihres Körpers nach Ruhe. Das Zimmer verschwamm gefährlich hinter einem schon fast undurchsichtigen Schleier, der sich schonungslos auf ihre vor Müdigkeit brennenden Augen gelegt hatte.

>Nein<, dachte sie trotzig. >Nein, ich muss wach bleiben, bis er seine Augen wieder aufschlägt! Ich muss!<

Verbissen presste sie die Lippen aufeinander, drückte die Fäuste zusammen und zischte laut auf, als sich ihre verletzte Hand dabei unangenehm meldete. Prüfend betrachtete sie diese, an den Seiten hatte sich die Haut teilweise dunkelrot und bläulich verfärbt, hier und da war das bloße Fleisch zu sehen, aus dem immer noch etwas Blut tropfte. Geschickt fingerte sie ein Taschentuch aus ihrer Rocktasche, wickelte es um ihre Hand und legte diese in ihren Schoß. Ein herzhaftes Gähnen entwich ihrem Mund; schläfrig suchte sie sich irgendetwas im Raum, dass sie ablenkte und wachhielt, aber vergeblich. Die ganzen Anstrengungen und Sorgen der vergangenen Tage machten sich nun bemerkbar, sie fühlte sich erschöpft und ausgebrannt und sehnte sich nur noch nach einem – Ruhe. Als die Lider ihr nun erneut vermehrt zufielen und ihre Augen immer seltener das angenehme Licht der Sonne empfingen, lehnte sie sich nicht mehr dagegen auf, sondern gab sich ganz der drohenden, aber einladenen Schwärze hin, die ihr Denken mehr und mehr beanspruchte. So dauerte es gar nicht mehr lange, bis ihr Kopf mit einem Male nach vorne sackte und sie eingeschlafen war. Nur das fröhliche, ab und zu aufgeregte Zwitschern der umherfliegenden Vögel, die im Garten des Anwesens ihren Unfug trieben, erfüllte das kleine Zimmer, in dem nun nicht nur der Junge, sondern auch das Mädchen tief und fest schlief.

Plötzlich rümpfte der Schwarzhaarige die Nase, sein Arm begann nervös zu zucken und mit einem Schlag riss er die Augen auf. Sein Oberkörper schnellte hoch, etwas zu schnell, wie er schmerzerfüllt befand. Mit den Zähnen knirschend hielt er sich die pochenden Schläfen und sah sich, wie ein scheues Reh, vorsichtig im Raum um. Sofort hefteten sich seine Augen mit einem überaus überraschtem Ausdruck an den schlafenden Körper des jungen Mädchens, welches ihm scheinbar während seiner geistigen Abwesenheit Gesellschaft geleistet hatte. Eine Spur von Mitleid keimte in seinem Herzen auf, als er die dunklen Schatten unter ihren Augen bemerkte. Ihr Gesicht wirkte eingefallen und blaß, sie kam ihm viel zu dünn für ihre Größe vor. Gedankenverloren strich er sich über seinen schmerzenden Kopf, hielt aber mit einem Male alarmiert inne und sog prüfend die Luft mit der Nase ein. Ein leicht kupferhaltiger Geruch kroch ihm in sein Riechorgan, es roch fast so wie … Blut! Erschrocken sah er sich um. Wo kam das bloß her? War irgendetwas geschehen? Mit ihm? Mit ihr? Eine ihm unbegreifliche Sorge um die Schlafende befiel seine gequälte Seele. Flink suchten seine Augen den Körper des Mädchens ab und weiteten sich erschrocken, als er das schon leicht blutgetränkte Taschentuch, welches um ihre Hand gewickelt war, bemerkte. Ein schrecklicher Verdacht begann in seinem Kopf zu wachsen, wie ein Baum durchbrach er die Oberfläche und streckte seine Äste in alle Richtungen aus, bis er mit den Wolken des unendlichen Himmels verschmolz. Zögernd hob er beide Hände, besah sich erst die Handrücken, bis er sie umdrehte und seine Handflächen genauer beäugte. Entsetzt sog er zischend die Luft ein, als er die eingetrockneten Blutflecken auf seiner Haut bemerkte. Ein Zittern durchlief seinen Körper, ungläubig starrte er das Blut an, welches sich über seine ganze Handfläche verteilt hatte – ihr Blut! Was hatte er nur getan?

Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, immer wieder durchlief er die Geschehnisse der letzten Stunden, an die er sich noch entsann – er wusste noch ganz genau, dass er fortgelaufen war, nachdem Manami ihm diese seltsamen Dinge erzählt hatte, hinauf auf den Baum war er gesprungen, um nachzudenken … aber dann? Fordernd kniff er die Augen zusammen, bis sie schmerzten, aber da war nichts, nichts, was ihm einen Hinweis auf all das geben konnte. Nur eines. Ihm fiel mit einem Male wieder ein, dass er auf die Überreste der Hütte, die sich am Rande des Dorfes befand, gestarrt hatte. Richtig, genau so war es gewesen und dann … . Was war weiter geschehen? Angestrengt zwang er sich dazu, die vergessenen Bilder in seinem Gedächtnis abzurufen, aber ihm war plötzlich so, als führe eine Hand dazwischen und verwischte das Geschehene, wirbelte alles durcheinander, so wie der Wind die Blätter im Herbst, so dass es mit einem Male keinen Sinn mehr ergab, was er sah. Alles war schwarz und leer, unheimliche Stimmen wisperten in seinem Kopf unzusammenhängende Dinge, sie begannen, ihn zu verspotten, lachten höhnisch auf und als er versuchte, dieses Chaos zu durchbrechen, loderte der grausame Schmerz in seinem Schädel wie ein nie endener Waldbrand erneut auf.

Stöhnend hielt er sich seine brennende Stirn, wie glühende Nadeln stach die Wirklichkeit zu und peinigte ihn mit immer wieder neu aufbrandenen Wellen. Seine Ohren rauschten wie das Wasser am Meer, obwohl er dieses noch niemals gesehen hatte. Die Welt um ihn herum verschwamm, das schlafende Gesicht des Mädchens verzerrte sich zu einer widerlichen Fratze, die ihn hämisch anstarrte. Geifer lief aus ihrem Mund und an der Stelle, wo eigentlich ihre Augen hätten sein sollen, befanden sich stattdessen nur noch schwarze leere Höhlen, aus denen schleimige, ekelerregend riechende Würmer krochen. Grinsend starrte ihn die widerwärtige Kreatur an und leckte sich die verfaulenden Lippen, hinter denen man die gelblich verfärbten Zahnstümpfe aufblitzen sah. Mit abgehackt wirkenden Bewegungen taumelte dieses Alptraumwesen auf ihn zu, die Hände zu Klauen ausgestreckt und gierig nach ihm greifend. Aus Inuyashas Kehle entrang sich ein gellender Schrei, als er versuchte, den gefährlich aussehenden Krallen zu entrinnen. Unsanft fiel er nach vorne auf den Bauch, spürte plötzlich, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte und versuchte, ihn umzudrehen. Vor lauter Panik begann er mit den Füßen zu strampeln, als die knochigen Finger wie ein Schraubstock zudrückten und seine Haut aufrissen. Er fühlte, wie sein eigenes warmes Blut den Arm hinunterlief und in sein Gewand sickerte. Mit einem verzweifelten Aufschrei warf er sich herum, riss die Arme schützend in die Höhe und schlug wild um sich. Mit einer Hand traf er eine weiche, faulig riechende Masse, seine Finger bohrten sich in kaltes, totes Fleisch, welches matschig aufgluckste. Angewidert zog er seine Hand zurück und starrte direkt in das Antlitz eines Wesens, von dem er sich wünschte, es niemals gesehen zu haben. Augäpfel, rot wie Blut, stierten bis auf die hinterste, geschützte Ecke seiner Seele hinab und schienen etwas von dort zu entreißen, als er sich mit einem hoffnungslosen Keuchen versuchte, dem zu entziehen. Bilder krochen plötzlich in ihm hoch, Dinge, an die er sich nicht erinnern konnte … schreckliche große Augen, die ihn fast aufzusagen schienen … er versuchte, sich daran zu klammern, sich daran zu entsinnen, aber … zwecklos. Genauso schnell, wie diese Bilder über ihn hergefallen waren, verschwanden sie auch wieder und nahmen jedes kleine Bisschen auf Hoffnung mit fort. Schlaff ließ er sich fallen, vergaß fast die Kreatur, die sich, glucksende Geräusche ausstoßend, bedrohlich über ihn beugte.

Eine kochendheiße Zunge, besetzt mit unzähligen wuchernden und eitrig aufplatzenden Warzen, tastete ungeduldig nach seinem jungen Fleisch, begierig, es zu kosten und zu verschlingen. Glibberiger Speichel tropfte von ihr herunter auf seine Haut und verätzte diese mit einem bösartigen Zischen. Vor Angst und Schmerzen wimmernd wich der schwarzhaarige Junge vor dieser Ausgeburt der Hölle zurück, diese öffnete ihr mit rasiermesserscharfen Zähnen bestücktes Maul, in dessen Kiefer auf einer Seite ein großes Loch klaffte, in dem sich schon dicke weiße Maden eingenistet hatten, und stieß ein eigenartig klingendes Gebell und Gejaule mit trommelfellzerspringenden Kreischtönen aus. Entsetzt hielt sich Inuyasha die Ohren zu und kroch anschließend flink zur Tür, um vor diesen Angst und Schrecken einflößenden Kreaturen zu flüchten, doch kaum, dass er diese aufgeschoben hatte, kamen ihm drei noch grausamere Wesen entgegen. Ungläubig starrte er sie an, es waren zwei große und ein kleines, das ihn ganz besonders garstig musterte und seine kleinen, aber furchterregend aussehenden Klauen provozierend knacken ließ. Die beiden großen fielen sofort über ihn her, zerrissen mit ihren Krallen seine Kleidung und weideten sich mit ihrem Geheul an seiner Pein. Tränen der Verzweiflung traten aus seinen Augen, während er versuchte, wenigstens seinen Kopf vor ihren erbarmungslosen Angriffen zu schützen.

>Jetzt ist es passiert<, dachte er traurig. >Nun fallen sie über das Dorf her, diese Leute haben sie mitgebracht, die Dämonen. Und die alte sture Frau wollte es mir nicht glauben. Wahrscheinlich muss sie diesen Unglauben mit ihrem Leben bezahlen, wir alle müssen das jetzt wohl … .<

Als er spürte, wie sie ihm den Bauch aufrissen, vernahm er plötzlich ein leises Weinen. Seine Pupillen weiteten sich vor Entsetzen, als er es erkannte. Das schlafende Mädchen! Aber … gehörte sie denn nicht auch zu diesen Monstern, die ihm gerade den Garaus machten? Das mitleiderregende Schluchzen wurde immer lauter und zeriss dem Jungen fast das Herz. Er hasste es, wenn Mädchen weinten, wieso weinte sie? Doch nicht … wegen ihm? Mit einem Male ließ der Schmerz in seinem Bauch nach, der Griff der Klauen wurde lockerer und das grausame Geschrei dieser Alptraumwesen ebbte ab. Was war nun? Flüchteten sie etwa? War irgendjemand dem Dorf zur Hilfe geeilt und schlug sie nun in die Flucht? Gehetzt sah er sich um, schaute nach oben, um den widerlichen Gesichtern der Kreaturen zu begegnen, doch diese waren zu seinem Erstaunen verschwunden. Stattdessen kniete sich eine verschwommene Gestalt über ihn, rüttelte ihn leicht an beiden Schultern und rief irgendetwas, das er nicht verstehen konnte. Müde sah er sich im Raum um und bemerkte, dass sich noch mehr Gestalten hier eingefunden hatten, die er ebenfalls nicht erkennen konnte. Angestrengt kniff er die Augen zusammen, seine Glieder zuckten, als er plötzlich jemanden seinen Namen rufen hörte. Ganz klar und deutlich hallte es durch das Zimmer, prallte von den Wänden ab und berührte sanft seine zerrüttete Seele.

>Kagome<, dachte er noch sehnsüchtig, als ihn die dunklen Schwingen der Bewusstlosigkeit gnädig umfingen.

„Inuyasha! Inuyasha, wach auf!“

Manamis Stimme klang besorgt, als sie das blasse Gesicht des Jungen musterte, der leblos in ihren Armen hing. Neben ihr standen Miroku und Sango, die Züge der jungen Dämonenjägerin waren vor Schreck verzerrt, als sie ihren Gefährten ansah. Der Mönch drückte fürsorglich ihre Hand, versuchte, sie ein wenig damit zu beruhigen. Vor wenigen Augenblicken waren sie noch draußen gewesen, Sango hatte ihn dafür strammstehen lassen, was er sich wieder erlaubt hatte, als sie die furchtbaren Schreie vernommen hatten. Ohne lange nachzudenken waren sie hineingelaufen, hatten inständig gehofft, dass nichts geschehen war. Und dann … . Der junge Mann mochte gar nicht daran denken, was sich ihnen, als sie hastig die Tür aufgeschoben hatten, gezeigt hatte. Die Frau des Hauses hatte auf dem Boden gekniet, mit aller Kraft, die in ihr innewohnte, hatte sie versucht, Inuyasha, der sich wie wild gebärdete, zu beruhigen. Kratzspuren zierten sein Gesicht, seine rechte Schulter war aufgerissen und blutete heftig, sowie auch eine Wunde am Bauch.

>Woher hat er bloß diese Verletzungen?<, dachte Miroku misstrauisch.

Niemand außer Inuyasha und Kagome waren in diesem Raum gewesen, auch zeugte nichts hier von den Spuren eines Kammpfes.

>Woher also bloß? Hat er sich die etwa …?<, entsetzt hielt er inne und sog zischend die Luft ein, > … selbst zugefügt???<

Ungläubig starrte er in das entsetzlich blasse Gesicht seines Freundes.

>Aber warum sollte er?<

Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Besorgt sah er zu Kagome hinüber. Das Mädchen kauerte zitternd am Boden und weinte bittere Tränen. Shippo stand neben ihr, streichelte liebevoll ihr Gesicht und versuchte, sie zu trösten, doch dem Kleinen liefen selbst Tränen über die Wangen, als er bemerkte, dass dies seiner großen Freundin nicht wirklich half.

„Was ist denn nur passiert?“, wimmerte der Kitsune und sah mit tränengefüllten Augen zu Inuyasha, der sich noch immer nicht rührte. Manami, die ihre kühle Hand auf seine heiße Stirn gelegt hatte, schüttelte ratlos den Kopf, so dass sich ihr grau-weißes Haar aus dem losen Zopf, den sie sich gebunden hatte, löste und sich weich auf ihre vom Alter gebeugten Schultern legte.

„Ich weiß es auch nicht, Shippo, ich weiß es auch nicht.“

Vorsichtig bettete sie den Körper des Jungen mit Hilfe von Miroku zurück auf seinen Futon, den Sango vorher wieder geglättet hatte. Mit gerunzelter Stirn beobachtete sie Kagome, die nun zusammengekauert an der Wand saß und noch immer weinte. Leise schluchzend hielt sie Shippo im Arm, der sich liebebedürftig an sie gekuschelt hatte. Mit Grauen dachte die alte Frau an den Moment zurück, als sie das Zimmer betreten hatte. Inuyasha war gerade dabei gewesen, sich halb selbst zu zerfetzen, während Kagome starr vor Schreck an der Wand lehnte und entsetzt das Geschehene verfolgte. Mit vor Schmerzen verzerrtem Gesicht hielt sie sich ihren linken Arm, ihr Ärmel war aufgerissen und man sah ganz deutlich, wie sich die zarte Haut darunter bereits bläulich verfärbte. Manami hatte daraufhin versucht, den Jungen zu beruhigen, doch auch sie war von seinem eigenartigen Anfall der Tobsucht nicht ganz verschont geblieben. Mit voller Wucht hatte er sie ins Gesicht geschlagen, ihr rechtes Auge schwoll bereits zu; gleichzeitig nahm ihre rechte Gesichtshälfte eine blau-grüne Färbung an und schmerzte fürchterlich. Doch das war nicht einmal das Schlimmste, die Schmerzen schluckte sie tapfer hinunter. Am meisten hatte die alte Frau der Anblick des Jungen getroffen. Grauen erfüllte sie, als sie an seine Augen dachte. Wie tot hatten diese gewirkt, keinerlei Leben floss mehr durch seine dunklen Pupillen, als sie ihn versucht hatte, festzuhalten. In ihrer Todesangst hatte sie befürchtet, er wäre schon zur Hälfte auf die andere Seite gegangen und im Begriff, diese Welt zu verlassen. Deswegen hatte sie ihn geschüttelt und angeschrieen, um ihn den Klauen der Unterwelt zu entreißen. Seufzend strich sie sich über ihr schmerzendes Gesicht und wandte sich an die jungen Leute; Sango hatte sich zu Kagome hinunter gebeugt und sie tröstend in den Arm genommen.

„Ich denke, es ist besser, wir lassen ihn nun allein.“

Als Kagome protestieren wollte, fuhr sie ihr forsch über den Mund.

„Wir gehen, auch du, Mädchen.“

Es klang verärgert, weswegen die Schwarzhaarige leicht zusammenzuckte. Sofort wurde die Stimme Manamis wieder weich, als sie dies bemerkte.

„Ich wollte ja nur damit ausdrücken, das es besser so ist, wenn er ein wenig alleine bleibt. Wer weiß, was sonst noch geschieht“, erwiderte sie mit einem prüfenden Blick auf Kagomes Verletzungen. >Ich weiß nicht einmal, ob er wieder er selbst sein wird, wenn er aufwacht<, fügte sie in Gedanken hinzu.

Schweren Herzens rappelte sich Kagome auf und fügte sich der Bitte der alten Frau. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick in Richtung des schlafenden Jungen war sie gerade im Begriff das Zimmer zu verlassen, als ein gequältes Stöhnen alle erschrocken herumfahren ließ. Alarmiert stellte sich Miroku vor die beiden Mädchen und legte, zu allem bereit, seine linke Hand an die Gebetskette seiner Rechten, die sein schwarzes Loch versiegelte. Die junge Dämonenjägerin an seiner Seite atmete hörbar ein, als sie dies bemerkte. Erschrocken suchten ihre Augen die ihrer Freundin, die nicht minder entsetzt auf die zitternde Hand des Mönches starrte. Scheinbar wollte er kein Risiko eingehen, sollte es zum Schlimmsten kommen, woran keiner von ihnen denken mochte, würde er seine Freunde und die alte Frau bis zum letzten Blutstropfen verteidigen.

Langsam näherte sich Manami ihrem Schützling, der sich unruhig hin und her warf. Ächzend kniete sie sich neben ihn, strich ihm die schweißnassen Haare aus der glühenden Stirn und betrachtete ihn eingehend. Prüfend legte sie ihre kühle Hand auf die kochendheißen Wangen und erschrak ein wenig. Warum dieses plötzlich aufgetretene Fieber? Hatte das mit seinem eigenartigen und erschreckenden Verhalten zu tun?

Ein leises Seufzen schrak sie aus ihren Gedanken. Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen bemerkte sie, dass sich die angespannten Gesichtszüge des Jungen glätteten, scheinbar erschien ihm ihre kalte Hand auf seinen Wangen als äußerst angenehm. Mit einem Male begannen seine Glieder zu zucken, er verzog den Mund ein wenig und hob schwach die Augenlider. Sofort veränderte sich der fragende Ausdruck in seinen Augen, seine Pupillen wurden schmal gleich denen einer Katze und ein klagender Laut entrang sich seiner Kehle. Entsetzen erfüllte das Herz der alten Frau, als sie den Jungen so sah. Ohne lange zu überlegen, drückte sie ihn fest an sich, strich beruhigend über seinen Kopf, der heftig hin und her zuckte und flüsterte eingehend seinen Namen. Hinter der alten Frau hatte Sango erschrocken ihre Hand in Mirokus Arm gekrallt, der das mehr als nur genoss, während Shippo in Kagomes Arme gesprungen war und wimmernd seinen Kopf an ihren Hals gelegt hatte. Dem Mädchen war jedoch gerade selbst danach, dass sie jemand schützend in den Arm nahm, sie spürte mit wachsendem Schrecken, wie wackelig sie auf den Beinen stand und diese drohten, unter ihr wegzuknicken. Miroku schob die Mädchen langsam zur Tür, als er einen protestierenden Laut hinter sich vernahm.

„Nein, ich will hier bei ihm bleiben, bitte“, wisperte Kagome ihm zu, begegnte jedoch einem ernsten und strengen Blick.

„Ich glaube nicht, dass das gut für dich ist. Manami-san hat recht, wir sollten gehen.“ Fordernd schob er sie weiter, doch Kagome begann sich zu wehren. Verbissen kämpfte sie dafür, hier zu bleiben.

„Nein, Miroku-sama, bitte!“

Flehend sah sie ihn an, doch er blieb hart. Unbarmherzig schüttelte er den Kopf und bugsierte sie leicht grob zur Tür, so dass sie aufquietschte, als ihr verletzter Arm sich daran stieß. Nun meldete sich Sango leicht entrüstet zu Wort und fuhr den ihr so vertrauten Mönch barsch an.

„Sag mal, Houshi-sama, was tust du da? Pass doch gefälligst ein wenig auf!“

Zerknirscht sah der junge Mann zu Boden, als er die wütende Stimme seiner doch sonst so süßen Dämonenjägerin vernahm.

„Ich ... äh ... das habe ich doch gar nicht gewollt, tut mir leid, Kagome-sama. Ist dein Arm okay?“

Sofort machten sich seine Hände an ihrer seidigen Haut zu schaffen und strichen prüfend über die verletze Stelle.

„Du Lüstling!!!“

Mit einem lauten Krachen machte Sangos Hiraikotsu wieder einmal Bekanntschaft mit dem allmählich Schmerzen gewohntem Kopf des jungen Mannes, der mit einem stöhnenden „Was habe ich denn jetzt schon wieder getan“ in die Knie ging. Kagome glotzte ihre Freunde fassungslos an und wusste nicht so recht, ob sie jetzt lachen oder weinen sollte, während sich Shippos Lippen zu einem mehr oder minder gequälten Grinsen verzogen.

Leise lachend betrachtete Manami die kleine Gruppe und schüttelte den Kopf. Beruhigt stellte sie fest, dass sich der verkrampfte Körper Inuyashas langsam entspannte. Behutsam löste sie den Griff um seinen Oberkörper und wollte ihn vorsichtig auf sein Lager zurücklegen, als sie erstaunt innehielt. Seine dunklen Augen musterten sie angstvoll und zogen sich schmerzerfüllt zusammen, als sie die verletzten Stellen in ihrem Gesicht bemerkten. Eine verschwitzte, überwärmte Hand legte sich an ihre blauverfärbte Wange und strich sorgsam darüber. Als sich diese ihrem zugeschwollenen Auge näherte, zuckten seine Finger erschrocken zurück.

„Manami-baba ... .“

Seine zitternde Stimme ließ ihr leidgeprüftes Herz fast in tausend Stücke zerspringen, aus seinen Augenwinkeln traten plötzlich ernst gemeinte Tränen, die sie beinahe selber aufschluchzen ließen.

„Das ... bin ich ... gewesen, nicht wahr?“

Wie eine Mutter, die ihr Kind beschützen wollte, schloss sie ihn erneut in die Arme, um zu verhindern, dass er weiterhin ihre verletzten Stellen im Gesicht anstarrte. Sein schlanker, drahtiger Körper bebte an ihrem Leib, sie fühlte, dass er den Kopf hob und in eine bestimmte Richtung sah. Als sie es bemerkte, war es bereits zu spät.

„D-das .. war ich auch, oder?“, stammelte er, während er mit seinem Finger auf Kagomes linken Arm zeigte. Die Freunde hatten innegehalten, nachdem ihnen zum ersten Mal nach diesem schrecklichen Ereignis die Stimme ihres Gefährten zu Ohren gekommen war. Bestürzt sahen sie ihn an; Miroku hatte seine Hand von der Gebetskette genommen und hielt Sango in seinen Armen, die haltlos zu schluchzen begonnen hatte. Sein Freund schien zu wissen, was geschehen war, was er getan hatte und litt nun Höllenqualen. Der Kopf des jungen Mönches ruckte zu Kagome hinüber, die zur Salzsäule erstarrt an der Tür lehnte. Stumm liefen dem Mädchen einige Tränen über die blass gewordenen Wangen; der kleine Fuchsdämon, der mittlerweile auf ihrer Schulter Platz genommen hatte, da er sonst während des vorangegangenden Gerangels erdrückt worden wäre, betrachtete seine große Freundin traurig. Inuyashas Schicksal schien ihr sehr nahe zu gehen, doch sie musste auf sich Acht geben, sonst würde sie irgendwann an der unendlichen Traurigkeit, die seit seinem mysteriösen Ableben ihre Seele betrübte, wie eine heruntergefallene Vase zerbrechen.

„Wa-was hab … ich nur getan?“

Seine geschockte Stimme brach sich an den Wänden und hinterließ bei jedem Anwesenden einen eisigen Schauer auf dem Rücken. Hilflos schmiegte sich der schwarzhaarige Junge an die alte Frau und vergrub sein tränenüberströmtes Gesicht in ihrer Kleidung.

„Psst, ist ja gut“, versuchte sie ihn zu beruhigen und strich ihm sanft über seinen bebenden Rücken. „Es ist ja nichts Ernsthaftes passiert, wie du siehst. Kannst du dich daran erinnern, was geschehen ist? Warum … .“ Sie suchte nach den richtigen Worten, fand aber keine passenden. „ … das geschehen ist?“

Behutsam drückte sie ihn ein wenig von sich weg und sah ihn fragend an. Aus glasigen Augen blickte er ängstlich umher, sein Blick traf den der alten Frau und streifte die jungen Leute, die sich keinen Zentimeter von der Tür wegbewegt hatten. Als er in die Augen des jungen Mädchens mit der seltsamen Kleidung sah, wurde sein glasiger Blick mit einem Male klar wie manche Vollmondnächte im Sommer. Stotternd begann er zu berichten.

„Ich … da waren plötzlich … grauenerregende Kreaturen in meinem Zimmer. Sie wollten mich angreifen, da … da … habe ich mich gewehrt, aber … es waren gar keine … Monster, nicht wahr? Das … das … ward … ihr, oder?“

Verwirrt griff er sich an den Kopf, alles drehte sich. Kagome spürte einen bitteren Kloß im Hals, als sie ihn beobachtete. Zu gerne würde sie jetzt zu ihm eilen und ihn tröstend in die Arme schließen, doch sie wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Mit zitternder Stimme fuhr er fort.

„Die Verletzungen … das bin … doch ich gewesen, oder? Das … das habe ich … nicht ge-gewollt. Wie-wieso … ist das nur … passiert?“

Erneut begann sein ganzer Körper zu zucken, wie ein gejagtes Tier sah er sich um, die Gesichter der Personen in diesem Raum begannen sich bereits wieder unheimlich zu verändern und angsterfüllt schrie er auf.

„Nein, NEIN! Bitte … nicht schon wieder! Geht fort! Lasst mich in Ruhe!“

Aus lauter Verzweiflung begann er mit den Armen um sich zu schlagen, doch Manami reagierte schneller, als man es einer Frau in ihrem Alter zugetraut hatte. Sofort hatten sich ihre von Arthritis befallenen Hände um die schlanken Handgelenke Inuyashas gelegt und hielten diese wie eine Zange umklammert. Erschrocken hob dieser den Kopf und blickte in das von Falten zerfurchte Antlitz der alten Dame. Ihre Stimme klang sanft und liebevoll, als sie zu ihm sprach.

„Junge, ich bin keines der Monster, das du siehst. Ich bin´s, deine Manami-baba.“ Langsam, als sie merkte, dass sein Widerstand etwas brach, ließ sie seine Handgelenke los. „Weißt du noch“, fuhr sie fort, „als ich dich gefunden habe? Du warst ganz alleine dort draußen im Wald, konntest dich an nichts erinnern, nicht einmal an deinen Namen. Da habe ich dich mitgenommen in mein Dorf und dir versprochen, dass du solange bei mir bleiben kannst, bis du dich wieder daran erinnerst, wer du bist und wo du herkommst.“ Ein paar Tränen tropften auf sein fiebriges Gesicht, als sie weitererzählte. „Und ich werde dich auch nicht fortjagen, obwohl du dir mit einer alten Frau einen wirklich nicht schlechten Kampf geliefert hast. Und das Mädchen dort“, sie zeigte auf Kagome, auf deren Gesicht sich ein weiches Lächeln zeigte, „auch sie wird dich nicht dafür verurteilen, was geschehen ist, mein Junge. Also, komm wieder zurück zu uns, es gibt keine Monster, die dir etwas Böses wollen. Hier sind nur die, die dich lieben.“

Mit großen Augen starrte er sie an, sein Mund öffnete sich und wollte etwas sagen, brachte aber nur ein mitleiderregendes Krächzen hervor und er schaute etwas dumm aus der Wäsche, als sich ein runzeliger Finger auf seine Lippen legte.

„Schon gut, du brauchst nichts darauf zu erwidern. Ich möchte nur, dass du dich hier sicher fühlst und uns nicht als deine Feinde betrachtest.“

Verständnisvoll lächelnd strich sie ihm durch das lange Haar und drehte sich verwundert um, als sie plötzlich ein herzergreifendes Schniefen hinter sich vernahm.

Kagome und Sango glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie über alle Maßen überrascht verfolgten, wie sich der junge Mönch, der noch vor einigen Minuten ihren mutigen Beschützer gespielt hatte, nun schluchzend die kleinen Tränchen aus den Augenwinkeln wischte. Leicht belustigt starrten sich die Freundinnen an und kamen nicht daran vorbei, ein hämisches Grinsen über ihre hübschen Lippen huschen zu lassen.

„Ach, ist das nicht schön?“, schniefte Miroku vor ihnen und pustete kräftig in ein viel zu großes Taschentuch, welches er geschickt aus seinem Gewand gefingert hatte. „Wenn sie jetzt noch ein paar Jahre jünger wäre, würde ich gerne mit Inuyasha tauschen.“

Ein riesiger Schatten erschien nach diesen Worten über seinem Haupt und senkte sich mit überirdischer Schnelligkeit und Zielsicherheit. Ein leicht hohl klingendes Geräusch war zu hören, bevor der junge Geistliche mit einem Stöhnen auf die Knie sank und um seinen Kopf eine ganze Armee von wütenden Sangos tanzte.

„Ich habe das doch gar nicht so gemeint …“, quälte es sich aus seinem Mund, doch die hübsche Dämonenjägerin wollte davon nichts mehr hören und zeigte ihm provozierend erneut ihren Knochenbumerang, der schlagbereit in ihren Händen lag.

„Oh nein, bitte nicht“, jammerte er unterwürfig. „Du bist doch die einzige Frau, die ich wirklich begeh …aua.“

Mit einem „Warum nur immer ich“ fiel er mit dem Gesicht voran zu Boden und blieb dort reglos liegen.

„Der lernt das, glaub ich, nie.“

Verständnislos mit dem Kopf schüttelnd betrachtete Shippo den Mönch von Kagomes Schulter aus.

„Entschuldigt bitte, Manami-san, Inuyasha, aber ich musste hier eben erst einmal meinen Standpunkt klären.“

Höflich verbeugte sich Sango vor der alten Dame und ihrem Schützling, der alle etwas verwirrt musterte. Manami erwiderte ihre Verbeugung mit einem leichten Kopfnicken.

„Du brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen, Sango-chan. Manchen Männern kann man es halt nur auf eine Art und Weise klarmachen und bei euch scheint es leider die schmerzvolle zu sein.“ An alle gewandt fuhr sie fort: „Ich möchte euch bitten, mich nun mit Inuyasha alleine zu lassen. Geht und lasst euch von meinen Dienern etwas zu Essen bringen.“

Wirklich glücklich fühlte sich Kagome nicht, als sie die Bitte der alten Frau vernahm, doch Sango schob sie bereits bestimmt Richtung Flur und Shippos Magen knurrte recht laut neben ihrem Ohr, als der Kleine das Wort „Essen“ vernommen hatte.

„Komm, Kagome. Es ist besser, wir lassen sie jetzt wirklich alleine. Es wird nichts mehr geschehen, Manami hat alles unter Kontrolle. Und außerdem sollten wir uns mal deinen Arm ansehen und …“, sie zögerte und sah nach unten, „ … vielleicht auch Houshi-samas Kopf. Ich glaube, ich war etwas zu grob zu ihm.“

Zerknirscht sah sie auf den schwarzhaarigen Schopf des Mönches, der wie ein gefällter Baum der Länge nach auf dem Boden lag. Mit beiden Händen packte sie ihn hinten am Kragen und zog ihn keuchend aus dem Raum hinter sich her.

„Na, komm schon, mach dich nicht so schwer“, ächzte sie, als sie ihn über den Boden schleifte und den Bediensteten, die für die Reinigung des Hauses zuständig waren, somit das Fegen des Flures abnahm. Kagome folgte den beiden mit gemischten Gefühlen, sie wäre lieber bei Inuyasha geblieben, um zu erfahren, was ihn so heftig hatte reagieren lassen. Ihr war wirklich Angst und bange geworden, als der Junge scheinbar vollkommen die Kontrolle über sich verloren hatte und sie mit voller Wucht an die Wand gestoßen hatte. In Gedanken verfluchte sie den Tag, an dem sie auf den Dämon getroffen waren, der ihr aller Leben komplett durcheinander gewirbelt hatte.

Manami seufzte schwer, nachdem die jungen Leute, vor allem Kagome, etwas widerwillig den Raum verlassen hatten. Sie brauchte ein wenig Zeit mit dem Jungen alleine, zu sehr brannten ihr einige Fragen auf den Lippen, auf die sie Antworten benötigte. Erschöpft saß ihr Schützling neben ihr, sein ungeklärter Panikausbruch hatte ihm einiges an Kraft gekostet. Schlaff hingen seinen Schulter herab, die Hände lagen nutzlos in seinem Schoß. Betrübt starrte er noch immer auf die Tür, durch die vor wenigen Augenblicken das Mädchen gegangen war, welches er am Arm verletzt hatte. Obwohl er sie nach seiner festen Überzeugung nicht kannte, schmerzte ihn die Tatsache, dass er der Übeltäter dieser unschönen Angelegenheit war, sehr. Ihre Augen hatten so unendlich traurig gewirkt, als sie ihm noch einen letzten Blick zugeworfen hatte, bevor sie das Zimmer verließ.

„Inuyasha … .“

Die vertraute Stimme Manamis wirbelte seine Gedanken durcheinander und ließ ihn den Kopf heben. Trotz allem er diesen seltsamen Namen nicht als sein eigen betrachtete, reagierte er darauf, als hätte er diese Anrede nun akzeptiert.

>Gut so<, dachte die alte Frau. Wenigstens ein Anfang. Erwartungsvoll sah er sie an, wartete auf den Grund, weswegen sie die jungen Leute herausgeschickt hatte.

„Was ist da draußen geschehen, Junge?“, kam sie gleich, ohne Umschweife, zur Sache. Erstaunt zog er die Stirn kraus, hatte er doch angenommen, sie würde ihm verraten, was denn so geheim wäre, das sie es ihm alleine sagen wollte und nun so eine seltsame Frage.

„Ich … wie meinst du das?“

Nun war es an ihr, überrascht zu reagieren. Konnte er sich etwa an nichts mehr erinnern?

„Du weißt doch bestimmt noch, wie ich dir versucht habe zu erklären, wer dieser Youkai außerhalb unseres Dorfes ist.“

Absichtlich machte sie eine längere Pause, um zu prüfen, ob sich der Junge daran entsinnen konnte.

Inuyasha wusste noch alle Details dieses Gespräches, dieser Youkai sollte angeblich mit ihm verwandt sein? So ein Blödsinn! Aber er wollte sich hier und jetzt nicht auf einen Streit mit der alten Hausherrin einlassen, er spürte, dass sie etwas ganz anderes bezweckte. So beließ er es nur bei einem stummen Nicken und forderte sie damit auf, weiter zu berichten. Manami faltete die Hände vor dem Bauch und holte tief Luft.

„Nun gut, danach bist du weggelaufen, wohin direkt weiß ich nicht. Kagome hat dich später unter diesem alten Baum am Rande des Dorfes gefunden, bewusstlos.“

Nachdem Manami diesen Namen ausgesprochen hatte, zuckte der Schwarzhaarige kaum merklich zusammen. Aufs Äußerste konzentriert ballte er die Fäuste, versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was sich zugetragen hatte, im Anschluß an sein fast fluchtgleiches Verschwinden. Doch jedes Mal, wenn die in sich verstrickten Bilder ein Ganzes zu bilden versuchten, huschte etwas, gleich einem Windhauch, durch sie hindurch und wirbelte alles wild durcheinander, so dass es für den Jungen keinen Sinn ergab, was sich vor seinem gedanklichen Auge auftat.

Gespannt verfolgte die alte Frau seine Anstrengung, die scheinbar verlorenen Erinnerungen aus seinem Gedächtnis abzurufen. Ihr schauderte ein wenig, als sie daran dachte, dass er nun schon Dinge vergaß, die sich unlängst ereignet hatten. Sie hoffte, dass seine Form von Gedächtnisverlust sich nicht noch über die normalen Grenzen hinweg ausbreitete.

Doch so schnell wollte sich Inuyasha nicht geschlagen geben. Es reichte ihm schon, dass er sich an seine Vergangenheit nicht mehr erinnern konnte und nun verlor er bereits die Verbindung zu Ereignissen, die noch nicht einmal einen Tag alt waren. Verbissen ließ er die Geschehnisse der letzten Stunden revue passieren. Da war der lautstarke Streit mit seiner Mamami-baba, der ihm irgendwie schon wieder leid tat, aber die Geschichte mit dem Youkai würde er ihr niemals abkaufen, egal, wie sehr er sie auch liebte und achtete.

Dann der Weg raus aus dem Dorf, an den Rand, wo schon fast die Felder begannen. Dort stand sein Baum, stark wie ein Fels in der Brandung, unerschütterlich, uralt. Seine weit ausgreifenden Äste waren für Inuyasha wie tröstende Arme, die einen, wenn man Kummer litt, mitfühlend in Empfang nahmen. Ob das der Grund war, weswegen er diesen Ort so häufig aufsuchte? Wenn er auf den starken, beschützenden Ästen des Giganten saß, breitete sich ein nie gekannter Frieden über seiner Seele aus. Konzentriert ließ er in Gedanken seine Augen umherwandern, blickte von oben auf das Dorf herab, in dem ein geschäftiges Treiben herrschte; ein Bauer hatte sein Kämpfen mit seinem Rind, welches störrisch am Strick zog, als ob es die ihm drohende Schlachtung ahnte, Kinder spielten zwischen den Häusern, tollten schreiend umher, spielten Fangen und Verstecken, miteinander tuschelnde Frauen standen an ihren Hauseingängen und wurden vor Verlegenheit rot, als ein gutaussehender junger Mann keck winkend an ihnen vorbeiging.

Alles war still und friedlich, was sollte also geschehen sein, was ihn in solch einen Schockzustand versetzt hatte? Plötzlich blieb sein Blick an den verkohlten Überresten der Hütte hängen, die sich direkt vor seinem Versteck befanden und wie ein drohender Schatten aus dem behüteten Leben dieses Ortes herausstachen. Er fühlte, wie sein Herz begann, schneller zu schlagen, umso länger er sich damit beschäftigte. Scheinbar war diese Hütte nicht wirklich groß gewesen, ärmlich musste sie ausgesehen haben, bevor man sie niedergebrannt hatte. Niedergebrannt hatte ... . Niedergebrannt hatte?! Vor Schreck riss er die Augen auf, so plötzlich, dass die alte Frau, die noch immer neben ihm saß und ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte, erschrocken zusammenzuckte. Ihre besorgt klingende Frage, ob alles in Ordnung sei, nahm er überhaupt nicht mehr wahr, so sehr war er von dieser grausamen Erkenntnis gefangen genommen worden. Geschockt nahm er mit einem Male den Geruch von Verbranntem war, hörte angsterfüllte Schreie und das Zischen und Knistern der Flammen, welche nur die Zerstörung kannten. Bilder zuckten durch seinen Kopf, immer mehr und immer schneller schossen sie durch seine Gedanken, doch immer, wenn er davon überzeugt war, etwas darauf zu erkennen können, zerfielen sie zu Staub und rieselten durch seine hilflos ausgestreckten Hände. Ihm war so, als stände er vor einer verschlossenen Tür, hinter der die Antwort auf alle seine Fragen lag und so sehr er auch an ihrem Griff rüttelte, würde sie nicht die Barmherzigkeit besitzen, sich zu öffnen. Resigniert wollte er schon aufgeben, als er plötzlich die weinende Stimme einer jungen Frau vernahm. Seine Augen ruckten zu der vor wenigen Augenblicken noch verschlossenen Tür, die nun zu seinem Erstaunen sperrangelweit aufstand und ein Bild des Grauens zeigte. Eisige Schauer liefen ihm über den Rücken, als er die wütende Flammenhölle hinter der schlichten Holztüre entdeckte. Seine Pupillen weiteten sich vor Entsetzen, als eine fast durchsichtige Hand zwischen den am Rahmen leckenden Feuerzungen sichtbar wurde, die sich hilfesuchend vorantastete. Kaum hörbar vernahm er wieder diese Stimme, sie rief verzweifelt etwas, dass er jedoch nicht verstehen konnte. Angestrengt spitzte er die Ohren, doch die leisen Schreie verloren sich in dem hämischen Zischen der Flammen, die ihm heiß und unangenehm auf dem Gesicht brannten. Schutz suchend stolperte er einige Schritte nach hinten und hielt sich den Arm vors Gesicht, als die Stimme plötzlich an Stärke zunahm. Und was sie sagte, ließ den Jungen vor Grauen erstarrten.

„Inuyasha .... mein Kleiner ...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Lizard
2006-10-18T12:18:10+00:00 18.10.2006 14:18
>will ja nicht, dass ihr euch wieder meinetwegen die Augen ausheulen müsst, hehe<
Das sagst du zu Anfang und dann präsentierst du uns so ein dramatisches Mitleide-Kapitel?!?
Uuh, ich glaube, jetzt drehen meine Nerven komplett durch. Das alles war ganz schön heftig: Inuyashas Alpträume, seine schmerzenden Erinnerungen an die Vergangenheit, die kommen und gehen... und dann ergreift auch noch der Wahnsinn von ihm Besitz und er verletzt sich und andere... Irgendwie kommt es mir stellenweise so vor, als wäre Inuyasha von einem Dämon besessen. Was um Himmels willen ist nur mit ihm im Zeitpunkt des angeblichen Todes passiert?!? Wurde ihm irgendwie seine Seele geraubt, hat ein Dämon auf irgendeine Art und Weise Besitz von ihm ergriffen?!?
Und warum erinnert er sich dann auch noch ausgerechnet an seine Kindheit, wo er offenbar miterleben musste, wie seine Mutter verbrannte. Was ist damals geschehen?

Leider haben es die kleinen amüsanten Szenen zwischendrin nicht geschafft mich soweit abzulenken, dass mir die ganze Dramatik nix ausmachte. Hoffentlich kommt bald ein Lichtstrahl in alles, sonst bist du schuld, wenn ich wegen Nervenzusammenbruch in der Klapse lande... *kicher*
Aber gut beschrieben hast du diese ganzen Gefühlsausbrüche, da kann man nix sagen, zu gut wahrscheinlich... *grins*
Von: abgemeldet
2006-09-08T17:04:34+00:00 08.09.2006 19:04
Huhu,

so, habs auch geschafft!
Deine Kapis waren wieder so spannend, dass ich als weiter lesen musste. ^^

Ohh jee Kagome, Inuyasha und Co. machen ja echt viel durch in diesem Kapi. Die Verletzungen, die Alpträume aber auch die Erinnerungen.
Ich finde deinen letzten Teil sehr kompliziert.
Inu erinnert sich wieder an dem Haus, was verbrannte, aber wer sagt am Ende "Inuyasha.... mein Kleiner" Seine Mutter??
Lina-San meinte oben, nicht Manabi-sama sitzt neben ihm, sondern Kagome??? *nicht durchblick*

Ich hoffe, du lädst bald dein nächstes Kapi on, ich bin wieder richtig in Lese-Laune deiner FF gekommen und kanns kaum abwarten. Ich würde mir auch gern den Anfang wieder durchlesen, aba ich hab leider kein Vorrat an Taschentüchern. *lol*

Tja ha der liebe gute alte Miroku. Er zeigt seine sensible Seite. Gute Stelle! :-)

Es gibt echt lustige, tolle Stellen in deinen 2 Kapis. Passen immer gut rein. *Daumen zeig*

Achso wie die Mutter gestorben ist also die Stelle mit dem Feuer.... hast du dir das ausgedacht, oder entspricht das der Wahrheit? :)

Gut also bis demnächst dann,
BITTE BITTE BITTE schreib schnell weiter. Das waren echt Hammer 2 Kapis!!!!!!

Sayonara Nessie *knuddel*
Von: abgemeldet
2006-08-31T18:04:18+00:00 31.08.2006 20:04
Hallo nee-san, nun kommt auch endlich mein Kommi. Hat auch ziemlich auf sich warten gelassen, ne?! XD~
Jau, du wurdest immer wieder zu oft von Stephen King geküsst, mein liebes nee-san, wie man unschwer lesen kann XDDD aber mach nur so weiter, ich liebe es!!! *____*

Armer Inuyasha, hat Träume, von denen er nicht weiß, dass sie eigentlich die Realität widerspiegeln. Armer bedauernswerter Kerl. Dass du deine Charaktere auch immer so leiden lassen musst (aber ich brauch gerade was sagen, dumdidum… *lach*)
Natürlich hat Miroku auch im (Alp-)Traum nichts besseres zu tun, als Sango an den ihren hübschen Hintern zu fassen *kicher*
Hehehe, hat die gute Kagome unseren Hund wieder verärgert…ist sehr gut gelungen deine Beschreibung.
Ich finde diesen Traum ziemlich heftig (und nicht nur den Traum), aber du bekommst das immer so genial hin, dass ich Gänsehaut bekomme…wuah…
Oh, der Ärmste, aber wenigstens hat er den Alptraum nicht bis zum Schluss mitangesehen…ups, nicht die alte Manami-baba, sondern Kagome sitzt neben ihm und guckt ihn besorgt an. Das nenn ich mal Liebe *grins*
Hehehe, aber nicht nur sie ist anscheinend verliebt *lach* Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Inuyasha sie verträumt ansieht.
>Ihm gefiel es viel besser, wenn sie fröhlich war, er hasste es, wenn Mädchen weinten, so war es schon immer gewesen. Moment mal ..., schon immer gewesen?
Aha, er scheint sich wohl ein wenig an seine Vergangenheit zu erinnern, aber es scheint ihm nicht wirklich gut zu tun, daran zu denken.
Och arme Kagome *snief* Aber es tut Inu weh, sich zu erinnern, deswegen möchte er also, das Kagome geht. Die beiden sind echt zu bedauern TT-TT
Na, Sango hat ja echt gute Ohren, ich würde da bestimmt wie ein Stein schlafen (können steine überhaupt schlafen? XDDD)
Aber wer wird denn die Freunde belügen…ja, okay, es ist eine Notlüge, es sei ihr verziehen *grins* Sie macht sich wirklich große Sorgen um Inuyasha, das merkt man ganz deutlich…*heul*

Ein neuer Morgen, hehehe, wie wohl Inuyasha so verschlafen aussieht? *lach*
Oh, er riecht also nach wie vor sehr gut, na, vielleicht auch nur weil es der Duft von Kagome ist? ^.~
Inuyasha du solltest dich lieber nicht so heftig an letzte Nacht erinnern, wegen des Traumes, es tut deinem Kopf wahrlich nicht gut.
>Langsam schien es ihm, als wollte ihn etwas daran hindern, seine Erinnerungen wiederzuerlangen.
Ja, vermutlich sein Körper selbst, der unweigerlich rebelliert, wenn er sich zu sehr anstrengt, sich an die Vergangenheit zu erinnern. Eigentlich fehlt ja ihm ja seine dämonische Hälfte, der Teil nämlich, der sich sehr gut an die Dinge erinnern kann…
Na na, Inu, kein Gentleman XD…so was, na ja, er ist völlig durcheinander, da ist es ja verständlich.

Hahahaha, das will ich auch sehen, das Gesicht von Kagome ist bestimmt puterrot…hihi, ich hatte also recht…hoppala, Inuyasha ist auch rot, na sowas…*giggel* Tja, im Grunde seines Herzens spürt er wohl immer noch die Liebe zu Kagome…(ja, ich schmalze *lach*)
Hehe und Kagome läuft genau in die Arme von Sango, oweiah…hehe, sie hat sich gut aus der Situation gerettet (oder viel vor ihr davongerannt XD)
Nun weiß auch Sango, warum Kago sich so komisch verhält. *grins*
Ach wer kommt da so unangemeldet…Miroku…also wirklich, denkst du wirklich Frauen sind so leicht zu ködern…Baka…XDDD Genau Sango, immer drauf!!! XDDD
Hahaha, den Rücken waschen und noch mehr…lüsterner Mönch, kann ich da nur sagen *lach*
Au weh, die Ohrfeige hat bestimmt sehr gut getan *schallendes gelächter* und das Miroku noch so dumm fragt…na typisch Miroku *giggel*

Naschend kenn ich Inuyasha ja gar nicht, der liebt doch sein Ramen über alles *lach* Aber das kennt er ja gerade nicht mehr…

Also Inuyasha, was denkst du eigentlich von deinen Freunden, da würde ich auch lachen wie Manami, wenn ich so was hören würde…
Oh, nun ist es raus…nun weiß unser Inuyasha das der Hundeyoukai in Wahrheit sein Bruder ist…na, keine so schönen Nachrichten, zu mal Sessh nicht gerade sehr nett war zu seinem kleinen Bruder.

Armer Inuyasha, immer wieder befällt ihn dieser Kopfschmerz, ist ja auch kein Wunder…wie gesagt, es fehlt eine Hälfte von Inuyasha, die sich an alles erinnert, was geschehen ist.

Ich finde dein Chapter wieder sehr gut gelungen, prächtig phänomenal, bombastisch und vor allem mit so Liebe geschrieben, dass man deine FF einfach lieben muss. Es ist unglaublich, wie du die Charaktere so unverfälscht hinbekommst, einfach zu genial. Schreib schnell weiter, dass wir bald wieder etwas haben

Und nu Schluss mit meiner Labberei, sonst bekommst du noch einen Schreikrampf von meinem Kommi *lach*

Liebe Grüße
Und ein dickes Hab dich lieb
Deine Billie-chan
Von:  Mondvogel
2006-08-30T17:16:50+00:00 30.08.2006 19:16
Der arme Inuyasha hat es da aber nicht leicht. Jetzt wird er auch noch von Erinnerungen seiner Vergangenheit geplagt. Ob die noch eine größere Bedeutung haben werden?
*grübel*

Rührend, dass Kagome sich so lieb um Inuyasha kümmert. ^^ Das hilft ihm vielleicht sich wieder an sein früheres Ich zu erinnern. Nur schade, dass er äußerst verwirrt ist und im Schlaf seine Freunde angreift.
*Kopf schüttel*

Mirokus Charakter triffst du auch immer haargenau! Es ist immer wieder amüsamt seine Annäherungversuche zu verfolgen. ^^
Von:  Kagome-Chan17
2006-08-30T14:27:40+00:00 30.08.2006 16:27
*snief* wie traurig das alles doch ist *snief* aber ein echt klasse kapitel!!!! schreib bitte schnell weiter ja =)
Von: abgemeldet
2006-08-29T16:21:24+00:00 29.08.2006 18:21
Wow, da hatte man aber erstmal was zu lesen. Ein super Kapitel, und - mal wieder - manchmal echt traurig. Du hast einfach einen tollen Schreibstil, der reißt einen gleich mit =)
Bin gespannt, wann er sich wieder ganz erinnert, und was das alles auf sich hat mit der brennenden Hütte und so.

LG, Jin-Jin
Von: abgemeldet
2006-08-28T16:16:29+00:00 28.08.2006 18:16
Wow....ich hab das Kapi echt verschlungen...so wie alle anderen auch....ich muss ehrlich sagen....ich liebe deine FF von Kappi zu Kappi immer mehr!!
Ich finde deinen Schreibstyle unverbesserlich! Ich würde es nie schaffen so viele Seiten über ein Kappi zu schreiben!

Ich find es echt genialst...wie du die Gefühle aller Charaktere so beschreibst...man kann sich perfekt hineinversetzen!

Mal ehrlich...das is meine allerliebste lieblings FF!! *luv* *anhops und ankuschel* es is so mitreißend!!
Wenn man da ein Kapi anfängst zu lesen, kann man gar nicht mehr aufhören, weil man total gebannt auf den Bildschirm schaut und es einfach weiterlesen muss!!
Dieser FF bleib ich 100% bis zum Ende treu, auch wenn es noch so lange dauert, bis die nächsten Kapis da sind. Ich hoffe auch das das nächste Kapi bald da ist, da ich schon sehr gespannt auf die Fortsetzung bin!!

luv ya, inu
Von:  Animegirl87
2006-08-27T16:49:26+00:00 27.08.2006 18:49
Huiiiiiii, heftig, der arme Inuyasha!!! Aber ich muss schon sagen, mir tut ebenso Kagome leid!!!!!!
Ich will mal behaupten, da war viel von Stephen King zu finden, sehr appetitlich noch dazu!!! Oh Mann, war ein Hammer Kap, aber anstatt das es mir Fragen beantwortet hat, kommen jetzt noch mehr auf!! Was genau ist damals passiert? Wie wird es nun weiter gehen? Was genau veranlasst Inuyasha solche Gestalten zu sehen?

Ich habe zwar einen Verdacht, aber ich werde geduldig auf das nächste warten, obwohl ich es kaum erwarten kann, mach bitte schnell!!^^
Was ich noch sagen wollte, es war gut, dass du ab und an, etwas amüsantes mit eingebaut hast, das steigert den Drang weiter zu lesen und es nicht so schwer zu nehmen, was dort passiert!!^^

Ich freu mich schon aufs nächste Kap. und bin wie immer gespannt!!!!!^^

*knuddel*
die Ani!^^
Von:  Schalmali
2006-08-27T15:27:04+00:00 27.08.2006 17:27
Ochiiii du bist sowas von gemein: Ziehst das so in die Länge und es ist trotzdem sowas von gut^^
Armer Inuyasha, das auf und ab, erinnern vergessen, ausflippen, versuchen sich zu erinnern argh! Kein Wunder dass er so völlig neben der Rolle ist und nicht wieder zum Normalzustand zurückkehrt.
Das mit der brennenden Hütte ist ja intressant, aber sieht ja so aus als hätten die Dorfbewohner früher mal die Hütte verbrannt, in dem Inuyasha mit seiner Mutter wohnte? Aber irgendwie verwirrend.... Inuyasha ist aus dem brennendem Haus, aber wieso geht die Frau dann wieder rein? Der Inuyasha zurückhält hinterherzulaufen müsste komischerweise Sesshoumaru sein? Seeeeehr seltsam.
Hoffe du gibst uns bald mal ein paar Antworten, denke es ist nicht nur ich der jetzt sehr neugirig ist wie es weitergeht und was denn nun verflixt noch mal da alles los ist und abläuft xD
Von:  Hotepneith
2006-08-27T10:35:11+00:00 27.08.2006 12:35
Na, ein Glück, dass du es doch schon hochgeladen hast.

Toll geschrieben. Der arme Inuyasha. Gedächnisverlust, Alpträume. Lass mich raten, dieses Monster aus seinen Alpträumen hat auch mit seinem Gedächnisverlust und dem Verlust seines Youki zu tun? Und die brennende Hütte...? Da scheint einiges im Dunkel der Vergangenheit zu liegen.
Mach nur weiter.

Mal sehen, wieviele Wörter dein nächstes Kapitel bekommt....10.000?

bye

hotep


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