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Mondlicht

von

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Kapitel 5

Okay, das Vorgequatsche schenke ich mir dieses Mal, weil ihr ja sowieso alle wisst, was drin steht ^^ Nur eines noch:
 

Spieler der Quidditch-Mannschaften: Slytherin-Gryffindor:

Slytherin: Gryffindor:

Draco Malfoy (Kapitän/ Sucher), 6.Klasse Harry Potter (Sucher), 6.Klasse

Oliver Zadon (Jäger), 5.Klasse Alicia Spinnet (Kapitän/

Jäger), 7. Klasse

Elisa Steward (Jäger), 3.Klasse Thomas Smith (Jäger), 7. Klasse

John Stephanson (Jäger), 5.Klasse Catie White (Jäger), 5.Klasse

Toni Brown (Treiber), 7.Klasse Jason Thewett (Treiber),5.Klasse

Steven Hundt (Treiber), 7.Klasse Davis Steward (Treiber),3.Klasse

Harvey Galic (Hüter), 7.Klasse Jamie Pash (Hüter), 4. Klasse
 

> .... < = einzelne Sätze/Handlungen aus der Vergangenheit, an die sich der entsprechende Charakter plötzlich erinnert, also so eine Art Mini-Flashback

Mondlicht
 

Kapitel 5
 

Heute war es also so weit. Das Spiel Gryffindor gegen Slytherin. Und war der Gedanke daran vor ein paar Tagen noch nichts Besonderes gewesen, so fieberte ich dem Quidditch-Duell jetzt doch entgegen. Ich war so aufgeregt, dass mir die Hände zu zittern begannen, wenn ich daran dachte und das lag sicher nicht nur daran, dass ich mir meiner Fähigkeiten nicht sicher war und Angst vor einer Niederlage hatte.
 

Sicher, Slytherin hatte gute Karten, selbst wenn sie wie wir in einer beinahe komplett neuen Zusammensetzung spielten, aber sollten wir tatsächlich verlieren, so würde es doch ein ziemlich knapper Sieg für unsere Gegner werden, denn wir waren einander annährend ebenbürtig.
 

Nein, meine Aufregung hatte eher mit dem blonden Sucher des Slytherin-Teams zu tun. Seit er vor vier Tagen wieder überraschend aufgetaucht war, war alles wieder so normal geworden, dass es mir beinahe unwirklich vorkam. Vielleicht hatte die Zeit ohne Malfoy und die Sorge um ihn ja meinen Standpunkt zu ihm ohne dass ich es gemerkt hatte so verändert, dass ich nun mit der für alle anderen normalen Situation nicht mehr umgehen konnte.
 

Vielleicht lag mein Problem mit ihm aber auch in dem Zwischenfall von vor vier Tagen begründet. Er hatte meine Gefühle so aufgewühlt, dass ich bis jetzt nicht in der Lage war, die Wogen wieder zu glätten und so zu tun, als wäre nicht geschehen. Im Gegensatz zu Malfoy natürlich. Er benahm sich, als wäre die Welt in bester Ordnung, stritt mit mir, brachte mich mehrmals an den Rand einer Explosion und ließ dabei keine andere Gefühlsregung außer Hohn und Verachtung für mich und meine Freunde erkennen. Wie immer eben.
 

Nun, wahrscheinlich war es wirklich keine große Sache für ihn gewesen... er konnte nicht wissen, wie sehr ich seine Umarmung, seine Nähe genossen hatte und wie sehr mich das irritierte. Er ahnte wahrscheinlich nicht einmal, welchen Wirbelsturm der Verwirrung diese wenigen, bedeutungsschweren Sekunden ausgelöst hatten.
 

Ich fühlte mich unwohl, wenn ich mit ihm in einem Raum war- noch mehr als vorher schon- weil die Botschaft, die mir mein aufgeregt klopfendes Herz vermittelte, einfach nicht zu dem passen wollte, von dem ich wusste, es wäre richtig, nämlich Hass, erbitterte Feindschaft und Rivalität. Jedes Mal, wenn ich seinen Blick auf mir ruhen fühlte, reagierte mein Körper sofort mit einer kleinen Gänsehaut und Zaubertränke war dadurch noch schlimmer geworden, als es ohnehin schon für mich war.
 

Ja, das Leben in Hogwarts war wieder so normal wie es eben ging und trotzdem hatte sich alles so verändert, dass nichts mehr so war, wie es für gewöhnlich sein sollte. Jedenfalls für mich. Wie sollte ich auch von Normalität sprechen, wenn ich beim Frühstück einfach mit offenen Mund sitzen blieb, anstatt mein Müsli zu essen oder von meinem Brötchen abzubeißen, nur weil Malfoy durch die Halle schritt? Oder wenn ich ihm, anstatt ihn für seine gehässigen Kommentare zu erwürgen, einfach nur in die Augen starrte und mich fragte, wie solch eine seltsame Farbe wohl zustande kam?
 

Es grenzte an ein kleines Wunder, dass meine Freunde von meinem seltsamen Verhalten noch nichts mitbekommen hatten. Anscheinend war es weniger auffällig, als ich es selbst empfand. Was natürlich ein großes Glück für mich war, denn wie hätte ich es erklären sollen? Ich war Malfoy in die Arme gefallen und seitdem stand meine Welt Kopf? Seitdem wusste ich mit Sicherheit, dass ich ihn nicht hasste, sondern mich zu ihm hingezogen fühlte? Ich hatte von ihm geträumt und wusste jetzt, dass er anders war, als er vorgab? Dafür würde ich wohl ein paar sehr seltsame Blicke ernten und meine Freunde würden sich ernsthafte Sorgen um meinen Geisteszustand machen.
 

Noch größere Sorgen machte mir jedoch Professor Dumbledore. Manchmal fühlte ich, dass er mich beim Frühstück beobachtete und wenn ich dann seinem aufmerksam musternden Blick begegnete, schienen seine Augen so seltsam wissend und ich könnte schwören, dass er mir manchmal zulächelte, auch wenn sich seine Mundwinkel um keine Winzigkeit verzogen. Das fehlte mir gerade noch. Dass Dumbledore von Gefühlen wusste, von denen ich selbst noch nicht genau wusste, was von ihnen zu halten war und wie ich mit ihnen umgehen sollte, war nun wirklich das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
 

Hermine und Ron hatten mich gezwungen, wenigstens eine Kleinigkeit zu essen, denn wie gewöhnlich hatte ich vor dem Quidditch-Spiel keinen Appetit und kaute endlos lange an einem winzigen Stück Marmeladen-Toast. Natürlich wusste ich, dass ich Kraft für die kommenden Stunden brauchen würde, doch wie sollte etwas hinunterbekommen, wenn sich mein Magen so verkrampfte und sich zu weigern schien, etwas aufzunehmen oder gar zu verdauen?
 

Malfoy auf der entgegengesetzten Seite der Halle schien mit der Nahrungsaufnahme am frühen Morgen jedoch keine Probleme zu haben und er machte durchaus den Eindruck, als würde er sich wohl fühlen. Zumindest auf den ersten Blick. In den langen Jahren, in denen wir uns immer wieder in den Haaren gehabt hatten, hatte ich nach und nach gelernt, die Gefühle meines Gegners aus winzigen Gesten herauszulesen. Wahrscheinlich war ich der Einzige in der Halle, der erkannte, dass Malfoy angespannt war.
 

Er saß ruhig auf seinem Platz, überheblich grinsend wie immer, doch er saß etwas gerader als sonst, krampfhaft hoch aufgerichtet, die Schultern etwas weiter nach hinten gezogen als gewöhnlich. Sein Blick huschte immer wieder durch den Raum, um sich einen Überblick über die anderen Schüler zu verschaffen- etwas Normales möchte man meinen, doch für Dracos Verhältnisse ungewöhnlich. In der Regel konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit den größten Teil der Zeit auf seine unmittelbare Umgebung- ein Prinz, der dem gewöhnlichen Volk keine Beachtung schenkte, weil es diese einfach nicht wert war. Und dann änderte er außerdem noch auffällig häufig die Lage seiner Arme auf der Tischplatte, schien nicht recht zu wissen, wohin damit.
 

Nun, wenigstens schien ich nicht der Einzige zu sein, der wusste, dass es wieder ein schweres Spiel werden würde, das den Spielern alles abverlangte. Und so wahr mir Merlin helfe, ich würde mein Bestes geben, komme was wolle!

Kommentiert würde das Spiel wie immer von Lee Jordan werden. Eigentlich war er ja im selben Jahrgang wie die Weasley-Zwillinge gewesen, doch im letzten Winter hatte er sich eine schwere Krankheit eingefangen- mir war ihr Name entfallen- und hatte beinahe vier Monate auf der Krankenstation gelegen. Madam Pomfrey war so besorgt um ihn gewesen, dass sie sogar vergessen hatte, mir eine Nacht Krankenstation zu verordnen, nachdem ich beim Training vom Besen gestürzt war. Und als er sich dann endlich erholt hatte, war die Zeit für die Prüfungen gekommen und er hatte kaum noch Zeit gehabt, das Verpasste nachzuarbeiten. Deshalb hatte er zurücktreten und das Jahr wiederholen dürfen.
 

Glück für uns, würde ich sagen, denn Lee Jordan war wahrscheinlich mit Abstand der beste Kommentator, den Hogwarts zu bieten hatte und ich würde mich nicht wundern, wenn er das später zu seinem Beruf machte.
 

Ich hatte endlich mein Frühstück unter den strengen Blicken meiner Freunde hinuntergewürgt, als es Gott sei Dank auch schon Zeit zur Mannschaftsbesprechung wurde. So konnten sie mir wenigstens nicht noch mehr hineinzwängen. Es fehlte gerade noch, dass ich nachher auf meinem Besen saß und mich nicht auf den Schnatz konzentrieren konnte, weil mein Magen rebellierte.
 

Außerdem entkam ich so der großen Halle, auch wenn ich mich eigentlich gerne hier aufhielt und es mochte in so einer großen Gruppe zu sitzen, ohne ihr Mittelpunkt zu sein. Doch an Quidditch-Tagen lag die Anspannung und Aufregung der anderen Schüler spürbar und beinahe greifbar in der Luft und machte mich zusätzlich nervös.
 

Wie selbstverständlich wurde von mir erwartet, dass ich den Schnatz vor Malfoy fing und Gryffindor damit zum Sieg verhalf. Und das nicht nur von unserem Haus, sondern auch von Ravenclaw und Hufflepuff. Als ob nicht schon genügend Erwartungsdruck auf mir lasten würde....
 

Erleichtert, die Halle endlich verlassen und die aufgeregt durcheinander schwirrenden Gespräche der anderen Schüler hinter mir lassen zu können, stand ich auf und machte mich auf den Weg zu den Umkleideräumen von Gryffindor. Hermine und Ron blieben noch, weil es für sie ja sowieso keinen Zweck gehabt hätte, ihr Frühstück mit mir zu beenden, denn die Umkleidekabine waren allein den Quidditch-Spielern vorbehalten und andere Schüler hatten dort keinen Zutritt. Dadurch wurde dieser Raum für uns ein Ruhepol, wo wir noch einmal durchatmen konnten, bevor wir uns der Menge und unseren Gegnern stellten.

Und gerade als ich mich mit schnellen Schritten durch die Tür davon machen wollte, prallte ich seitlich gegen etwas.
 

"Verdammt, Potter! Mach doch mal die Augen auf, du hast doch zwei davon!" Na prima, ich hatte ja ausgerechnet Malfoy anrempeln müssen- denjenigen, den ich jetzt vor dem Spiel als Allerletzten aus der Nähe hatte sehen wollen. Als ich zur Seite blickte, sah ich, dass er mich zornig anfunkelte. "Pass das nächste Mal auf, wo du hinläufst. Ich habe keine Lust mir irgendeinen Verlierer-Virus von dir einzufangen", zischte er und verengte die Augen. Goyle und Crabbe lachten dümmlich. Ich vermutete, dass seine Aggressivität Ausdruck seiner Anspannung war, doch das half trotzdem nichts gegen die Wut, die daraufhin in mir aufstieg.
 

"Dann lauf doch woanders lang, Malfoy. Es ist ja nicht so, dass die Tür ein dünnes Nadelöhr wäre. Da ist noch genügend Platz, dass du einen Bogen um mich machen kannst. Denkst du vielleicht, ich will mir einen Todesserbazillus von dir einfangen?", fauchte ich zurück und einen Moment blieb er stumm. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, er war erschrocken. Unwillkürlich wanderte mein Blick zu seinem linken Arm, der wie üblich durch einen Pullover verhüllt war.
 

"Seit wann geht ein Malfoy einem Potter aus dem Weg?", fragte er schließlich gedehnt, so dass es sich anhörte, als hätte ich einem König vorgeschlagen, sich vor einem Bauer zu verneigen. "Nur weil du eine Narbe auf der Stirn hast, bedeutet es nicht, dass du automatisch ein super toller Zauberer bist, Potter. Und nur weil du genügend Glück hattest, um Voldemort vier Mal zu entkommen, heißt das nicht, dass du besser bist, als andere. In Wahrheit bist du nicht viel mehr ein Taugenichts, bei dem allein sein falscher Ruhm über seine Unfähigkeit hinweg täuscht."
 

Ich schnappte empört nach Luft und konnte nicht einmal protestieren, als mich Crabbe beiseite stieß, damit Malfoy ungehindert durch die Tür stolzieren konnte, weil ich einfach sprachlos war. Für was hielt sich dieser Kerl eigentlich?? Na, dem würde ich zeigen, wer hier der Verlierer war! Wütend stapfte ich hinüber zum Gryffindor-Umkleideraum.
 


 

"Okay, ich will jetzt keine langen Reden schwingen", sagte Alicia und sah alle aus dem Team kurz und eindringlich an. "Wir haben unsere Taktik oft genug besprochen und geübt, so dass es eigentlich keine Probleme geben sollte. Denkt immer daran, dass ihr eine gute Mannschaft seid und gebt bis zur letzten Sekunde euer Bestes."
 

Dann schwieg sie einen Augenblick und ließ ihre Worte wirken. Sie verstand es wirklich ein Team zu motivieren und in den Gesichtern der anderen sah ich deutlich, dass sie entschlossen waren, alles zu geben und zu siegen. Ebenso wie ich. Ich würde den Schnatz vor Malfoy fangen oder bei dem Versuch sterben, so wie es Oliver schon einmal von mir verlangt hatte.
 

Alicia atmete einmal tief durch und klatschte dann in die Hände. "Also los! Lasst uns Slytherin platt machen!"
 

"Ja!!", kam die sechsstimmige Antwort und hochmotiviert betraten wir das Spielfeld, wo wir sogleich von Hunderten begeisterten Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws empfangen wurden. Die Buh-Rufe der Slytherins gingen in dem allgemeinen Jubel unter.
 

Dann ertönte Lee Jordans enthusiastische Stimme. "Ah, da kommen sie also endlich. Von rechts die Gryffindors..." Der Applaus der Zuschauer wurden einen Moment ohrenbetäubend. "... und von links die Slytherins." Auf der Slytherintribüne brach ein kleiner Wirbelsturm der Begeisterung los und ich fragte mich, ob sie irgendeinen Zauber verwendeten, um ihre Stimmen magisch zu verstärken. Dass sie von den anderen Schülern Hogwarts Buh-Rufe erhielten, schien die Slytherin-Mannschaft nicht zu stören und Malfoy grinste nur herablassend zu uns herüber, als wir uns gegenüber standen.
 

Alicia und Malfoy reichten sich übrigens nicht die Hand, als Madam Hooch zu uns kam und uns noch einmal ermahnte, dass sie ein faires und sauberes Spiel sehen wollte, sondern nickten sich nur kühl zu und dann ertönte ein schriller Pfiff aus der kleinen, silbernen Pfeife der Schiedsrichterin und das Spiel begann.
 

"Und los geht's! Die Besen schießen in die Höhe und Catie hat den Quaffel, geschickt umfliegt sie die gegnerischen Spieler, nährt sich dem Tor und... nein, Zadon hat ihr den Quaffel abgejagt und versucht nun seinerseits ein Tor zu erzielen. Abgabe an Stephanson, der fast durch einen Klatscher vom Besen gehauen wird. Gut gemacht, Thewett! Gryffindor wieder im Quaffelbesitz, ein schönes Zusammenspiel unserer Jäger, Slytherin scheint keine Chance zu haben, ihnen den Ball abzujagen und... TOORRR!! Zehn zu null für Gryffindor durch einen glänzenden Wurf von Alicia. Du bist die Beste!!"
 

Lee Jordan überschlug sich fast vor Begeisterung und ich konnte mir das missbilligende Stirnrunzeln von Professor McGonagall lebhaft vorstellen. Es war kein Geheimnis, dass Lee ein sehr parteiischer Kommentator und zudem noch an unserem Kapitän interessiert war. Ich erlaubte mir ein kurzes Lächeln und hielt weiter Ausschau nach dem Schnatz.
 

"Stephanson hat sich den Quaffel unter den Arm geklemmt und scheint entschlossen ihn nicht mehr herzugeben. Mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit schießt er über das Spielfeld, weicht einem Klatscher aus, umfliegt Smith, schießt und... Pash hält. Na Gott sei Dank!" Ein gut vernehmliches Räuspern war aus dem Hintergrund zu vernehmen. "Gryffindor wieder im Quaffelbesitz. Smith und Catie zeigen uns ein wunderbares Abgabespiel- so wird zusammengearbeitet, Slytherins, schaut gut hin- oh, was war das? Hundt hat Catie mit einem Klatscher beschossen, der jedoch in allerletzter Sekunde von Davis Steward abgewehrt werden konnte. Anscheinend hat sie sich aber so erschrocken, dass sie den Quaffel fallen gelassen hat. Elisa hat die Gunst der Stunde genutzt und sich den Ball geschnappt.... ihr Bruder schickt ihr wütend einen Klatscher und fegt sie damit beinahe vom Besen und Smith hat den Quaffel wieder an sich gebracht..... TOR für Gryffindor!!! Zwanzig zu null für uns!"
 

Malfoy drehte wie ich seine Kreise über dem Feld und versuchte seinen Spielern nicht in die Quere zu kommen, verfolgte aber trotzdem kritisch ihre Leistungen. Aus den Augenwinkeln konnte ich jedoch erkennen, dass er nicht nur zu den Mitglieder seiner Mannschaft blickte oder sich nach dem Goldenen Schnatz umsah, sondern auch mich ab und zu beobachtete. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich den Schnatz sah, um ihn mir dann vor der Nase wegzuschnappen. Aber nicht mit mir!
 

"Abgabe von Elisa zu Zadon.. Schuss und... Tor- Mist!"
 

Wieder ein Räuspern aus dm Hintergrund. "Mister Jordan", ertönte die Ermahnung von Professor McGonagall.
 

"Ja, ja schon gut. Es steht also zwanzig zu zehn.... Alicia jagt mit dem Quaffel übers Feld, Thewett und Steward halten ihr den Rücken von arglistigen Klatschern frei, sie setzt an zum Wurf und... FOUL!! Zadon hat sie mit voller Absicht gerammt, diese Schlange!"
 

"Mister Jordan!"
 

"Na gut, er hat sie eben mies gefoult, war sicher keine Absicht gewesen und Gryffindor erhält einen Freiwurf. Alicia schießt und... ganz klar, unhaltbar für Galic! Warum machst du so ein verdrießliches Gesicht, Malfoy? Passt dir wohl nicht ganz, dass Gryffindor in Führung liegt, was?"
 

"Wenn Sie sich wohl auf das Spiel konzentrieren würden, Mister Jordan?"
 

"Tue ich doch, Professor! Und weiter geht's. Slytherin im Quaffelbesitz, ein Klatscher von Steward, der Quaffel fällt und... verdammt, Zadon fängt ihn....."

Ich hörte nicht mehr hin, sondern konzentrierte mich allein auf die Suche nach dem Schnatz. Ich hörte, wie die Menge jubelte, wenn eine Mannschaft einen Treffer erzielt hatte und Malfoys entschlossenes Gesicht machte mir klar, dass ich wirklich auf der Hut sein musste, sonst ging das Spiel am Ende doch an Slytherin.
 

Aus den Augenwinkeln erkannte ich plötzlich ein goldenes Glitzern und ohne zu überlegen, riss ich meinen Besen herum und jagte darauf zu. Das merkwürdige Zischen in meiner Nähe registrierte ich erst im letzten Augenblick und schaffte es gerade eben noch, mich unter dem Klatscher wegzuducken, bevor ich mir eine ordentliche Gehirnerschütterung und ein paar gebrochene Knochen holte. Im nächsten Moment war Davis schon an meiner Seite und schlug ihn in Richtung Stephanson. "Bist du okay, Harry?", fragte er noch schnell, bevor er einen zweiten abwehrte, der auf meine Person zielte.
 

"Hey, was soll das? Brown beschießt den Sucher Gryffindors ohne erkennbaren Grund und anscheinend mit dem Ziel, ihn spielunfähig zu machen! Das sollte als Mordversuch gelten und einen Freistoß geben!! Könnt ihr falschen Schlangen euch nicht einmal an die Regeln halten?!"
 

"Mister Jordan!", nun klang Professor McGonagalls Stimme deutlich schärfer. "Sie sollen keine persönlichen Wertungen abgeben, sondern das Spiel kommentieren."
 

Lee murmelte noch etwas das wie "Aber wenn ich doch recht habe" klang und fuhr dann lauter fort: "Alicia hat Zadon den Quaffel abgejagt- ein tolles Mädchen. Sie schießt und- JA, noch ein Tor für Gryffindor!! Sechzig zu vierzig für uns. Alicia, willst du nicht vielleicht doch mal mit mir ausgehen?"
 

"MISTER JORDAN!"
 

"Ja, schon gut, schon gut. Slytherin ärgert sich also und während Malfoy unseren Sucher mit Blicken aufspießt, verliert Smith den Quaffel an Stephanson, der nur knapp zwei Klatschern entgeht, die von den Treibern Gryffindors geschickt wurden, von Hundt und Brown jedoch mit knapper Not abgeblockt wurden, Catie fast vom Besen hauen und Harry wieder nur knapp verfehlen. Was soll das werden?!" Er klang empört und ich machte mir im Geiste eine Notiz, dass ich zusätzlich noch auf Klatscher achten sollte. "Elisa hat den Quaffel von Zadon zugespielt bekommen, ihr Bruder schickt ihr wieder einen Klatscher auf den Hals und... autsch, das hat weh getan, sie wird an der Schulter getroffen und lässt den Quaffel fallen und.....ähm... Harry fängt ihn?"
 

Einen Moment legte sich verblüfftes Schweigen über die Zuschauerränge- so etwas war ja noch nie da gewesen: der Quaffel im Besitz des Suchers- und ich sah etwas irritiert auf den roten Ball, der unvermittelt in meinen Händen gelandet war, unsicher was ich jetzt damit machen sollte. Dann kam jedoch wieder Leben in die Menge und die Schüler aus dem Slytherinhaus brüllten etwas von "unfair" und "gegen die Spielregeln" und Hundt schlug einen Klatscher in meine Richtung, dem ich jedoch ohne Mühe ausweichen konnte. Zu meiner Erleichterung signalisierte mir Alicia inzwischen, dass ich ihr den Quaffel geben sollte und- froh, das Ding los zu werden- warf ich ihn zu ihr, damit er wieder in die Hände des richtigen Mannschaftsmitgliedes kam.
 

"Ruhe auf den billigen Plätzen", donnerte Lee Jordan mit ungewohnter Autorität in Richtung Slytherintribüne. "Solange kein Tor damit gemacht wird und er nicht länger als eine Minute in den Händen gehalten wird, ist es sehr wohl erlaubt, dass in anderes Teammitglied kurzzeitig im Besitz des Quaffels ist! In der Zwischenzeit hat Alicia die allgemeine Verwirrung ausgenutzt und ein Tor erzielt. Super, gemacht!! Ja, das ist wirklich ärgerlich, was Malfoy?"
 

Und eben dieser war plötzlich an meiner Seite und funkelte mich wütend an. "Ich dachte immer, nur Slytherins spielen unfair."
 

"Hast du eben nicht zugehört? Es war erlaubt und was kann ich dafür, wenn mir der Quaffel genau in die Hände fällt?"
 

"Glaube bloß nicht, dass ihr eure Niederlage mit solchen Mitteln verhindern könnt! Damit kommt ihr nicht durch!" Dann riss er seinen Besen herum und begab sich ans andere Ende des Spielfeldes, wo er mich noch einmal mit einem mörderischen Blick aufspießte und sich dann wieder auf seine Aufgabe als Sucher konzentrierte.
 

Sprachlos starrte ich ihm nach, bevor ich wieder wütend wurde. Gerade er musste sich über ein unfaires Spiel beklagen! Er selbst hatte ja nun wirklich keine Mannschaft voller Unschuldslämmer! Mal ganz davon abgesehen, dass wir wirklich nicht unfair gespielt hatten, sonst hätte Madam Hooch eingegriffen. Sie war schließlich die Schiedsrichterin. Wir Gryffindors würden uns doch nicht auf das niedrige Spielniveau der Slytherins herablassen!
 

"Oh, verdammt, Elisa schießt ein Tor für Slytherin und es steht jetzt fünfzig zu siebzig. Der Schnatz scheint sich noch nicht blicken lassen zu wollen, aber.... verdammt, noch ein Tor für Slytherin. Anscheinend sind sie endlich aufgewacht. Vielleicht solltest du doch langsam daran denken, den Goldenen Schnatz zu fangen, Harry."
 

Oh, super. Das war natürlich leicht gesagt, wenn man nicht hier oben auf dem Besen saß. Als ob ich nicht schon die ganze Zeit Ausschau nach dem kleinen goldenen Siegesgaranten halten würde....
 

"Alicia wirft den Quaffel... Galic hält, verdammt!! Slytherin wieder im Quaffelbesitz, ein Klatscher von Steward wendet das Blatt noch einmal.... oh nein, Zadon hat Catie den Quaffel wieder abgejagt und ein Tor geschossen. Gleichstand. Gryffindor hat den Quaffel...."
 

Den Rest verstand ich nicht mehr, weil etwas kleines Goldenes mit schimmernden, schnell schlagenden Flügeln an mir vorbeischoss, dicht gefolgt von einer Gestalt, in grün und silber gehüllt. Nur Bruchteile einer Sekunde später hatte mein Hirn die Informationen erfolgreich verarbeitet und ich jagte Malfoy und dem Schnatz hinterher. Er durfte ihn verdammt noch einmal nicht vor mir bekommen!
 

Ich schmiegte mich eng an den Besenstiel, der Luft möglichst wenig Widerstand zu bieten und so schneller fliegen zu können, fühlte wie der Wind an meinen Kleidern zerrte und bemühte mich, meinen Besen trotz der Geschwindigkeit auf einer ganz geraden Linie zu halten, um keine Zeit durch unnötige Schlenker und Umwege zu verlieren. Schließlich schloss ich zu Malfoy auf und der Schnatz, nun zwei Verfolger im Nacken, schlug einen unerwarteten Haken in der Luft und sauste plötzlich in die entgegengesetzte Richtung.
 

Fluchend riss ich meinen Besen scharf herum und machte mich auf direkter Linie an die Verfolgung. Draco sah wohl ein, dass er in Sachen Schnelligkeit nicht mit mir mithalten konnte und versuchte auch gar nicht erst, mich einzuholen, sondern flog einen engen Bogen über links um sich dem Objekt unsere Begierde von der Seite nähern. Er würde ihn nicht vor mir erreichen, es sei denn der Schnatz schlug einen erneuten Haken und zwar nach links. In dem Fall würde ich wohl die schlechteren Karten haben.
 

Malfoy riskierte viel, aber er war von uns beiden schon immer der kühle Taktiker gewesen, der sich nicht von seinen Gefühlen zu Entscheidungen zwingen ließ. Und tatsächlich- gerade als ich die Hand ausstreckte und der Sieg zum Greifen nahe war, wandte sich der Schnatz in er letzten Sekunde nach links und ich griff ins Leere. Verdammt noch mal!
 

Malfoy hatte hoch gepokert und wenn mir nicht schnellstens etwas einfiel, würde er gewinnen, würde Slytherin dieses Spiel gewinnen. Und Malfoy würde mich wieder als Versager abstempeln. Nein, das konnte ich nicht zulassen, ich konnte mich nicht einfach geschlagen geben und mich wieder in die Kategorie "Wertlose Verlierer" stecken lassen. Ich wollte.... wollte in seinen Augen nicht wertlos sein.
 

Was als nächstes geschah, muss wohl unglaublich schnell gegangen sein, aber mir kam es vor wie Zeitlupe. Unmittelbar nach der Richtungsänderung des Schnatz hatte ich meinen Besen wieder auf seine Fährte gebracht, doch der kleine, geflügelte Ball steuerte schnurstracks auf Malfoy zu, ohne sich beirren zu lassen oder Anstalten zu machen, auszuweichen und ich sah es in Malfoys Augen schon siegessicher aufblitzen. Er war dem Triumph so nahe.
 

-Nein! Ich werde dir beweisen, dass ich nicht so unfähig bin, wie du behauptest. Ich werde dir beweisen, dass ich ein würdiger Gegner bin.-
 

Mit einem Satz hockte ich auf meinem Besen, mit den Hände klammerte ich mich noch an den Stiel, damit der Wind mich nicht herunterfegen konnte, suchte mein Gleichgewicht.... und sprang.
 

Ich war mir nicht bewusst, dass wir uns in etwa zwanzig Metern Höhe befanden. Ich hörte auch nicht den erschrockenen Aufschrei der Menge, noch bekam ich mit, dass niemand mehr darauf achtete, dass Slytherin drei Tore hintereinander schoss, sondern alle Augen- sogar Malfoys- erschrocken auf mich gerichtet waren.
 

Das einzige, was ich fühlte, war eine seltsame Schwerelosigkeit. Ich sah nur den Schnatz, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt schwebte, und streckte mich ihm entgegen. Meine Hand berührte die kühle Oberfläche des kleinen Balles, schloss sich um ihn und in dem Moment breitete sich ein glückliches Lächeln auf meinen Gesicht aus. Geschafft, ich hatte mich vor Malfoy bewiesen. Er sah nun, dass er mich nicht einfach in irgendeiner Kategorie ablegen konnte, dass ich nicht einfach nur Dreck unter seinem auf Hochglanz polierten Schuh war.
 

Genau in diesem Moment schien wieder Leben in die erstarrten Spieler zu kommen.
 

"Scheiße, HARRY!!"
 

Ich spürte, wie sich irgendetwas um mich schloss- zwei Arme, wie ich nur wenig später bemerkte- und in einer instinktiven Reaktion schlang ich meine Arme um den Hals desjenigen, der mich da gerade umarmt hatte, den erbeuteten Schnatz immer noch fest in der Hand. Ein harter Ruck ging durch meinen Körper, als mein Schwung vom Sprung abrupt gebremst und die Richtung des Fluges geändert wurde und ich nun nicht weiter geradeaus flog, sondern eine Sekunde recht hilflos am Hals meines Fängers hing. Eine Hand berührte mein Bein, zog meinen Oberschenkel schnell und mit festem Griff nach oben und dann spürte ich, wie ich auf etwas saß.
 

Einem Besen, wie mir mein Gehirn kurz darauf mitteilte. Malfoys Besen um genau zu sein. Erschrocken ließ ich seinen Hals los, als ich in seine silbergrauen Augen blickte- hatte ich jemals solch einen Sturm in ihnen toben sehen?- und hielt mich stattdessen mit meiner freien Hand an seinem Besen fest, doch die grenzenlose Freude über meinen Sieg war wie weggeblasen, als mich Malfoy anfauchte: "Was stimmt eigentlich nicht mit dir, Potter? Warum versuchst du ausgerechnet vor aller Augen Selbstmord zu begehen?"
 

Ich schluckte trocken, starrte erst ihn an, dann zu Boden und dann wieder meinen Erzrivalen, der mir- schon wieder- das Leben gerettet hatte. Erst jetzt wurde mir klar, in welche Gefahr ich mich begeben hatte, nur um mich vor ihm zu beweisen. Was war nur in mich gefahren, dass ich dafür sogar mein Leben aufs Spiel setzte?
 

"Malfoy... ich....." Eigentlich wusste ich nicht genau, was ich sagen wollte. Ich sollte mich wohl bedanken. Denn auch wenn er immer noch Draco Malfoy war, hatte er mich gerade aus mir unverständlichen Gründen vor einem sicherlich tödlichen Sturz in die Tiefe bewahrt. Im Moment war ich aber zu irritiert von mir und von Malfoys Reaktion, als dass ich etwas Sinnvolles hätte erwidern können.
 

Doch Lee Jordan, der in diesem Moment seine Stimme wiederfand, verschaffte mir etwas Zeit zum Nachdenken. "Das... uhmm.... also, es sieht so aus... als ob Harry den Schnatz gefangen hat... bevor er selbst von Malfoy gefangen wurde..... Gryffindor gewinnt also dieses Spiel mit zweihundertzwanzig zu hundert." Er klang genauso verwirrt wie sich der Rest der Schüler- mich eingeschlossen- fühlte.
 

"Langsam habe ich wirklich genug von deiner Selbstinszenierung, Potter. Die Welt dreht sich nicht alleine um dich, also hör auf, dich immer in den Mittelpunkt schmuggeln zu wollen!"
 

"Aber, ich...", setzte ich zu meiner Verteidigung an, doch er ließ mich nicht ausreden.
 

"Was? Das hast du nicht gewollt? Dass ich nicht lache. Erst fällst du die Treppe herunter, als seist du nicht in der Lage, dich abzufangen und humpelst dann auf die Krankenstation, um dich von Madam Pomfrey bemitleiden zu lassen. Dann spielst ein bisschen Jäger und hantiertst mit dem Quaffel herum und jetzt springst du einfach in einer Höhe von zwanzig Metern- ist deinem Spatzenhirn eigentlich klar, wie hoch das ist?!- von deinem Besen, als könnte dir überhaupt nichts passieren. Ich sage es dir ja nur ungern, aber du bist kein Vogel, Potter. Deine Versuche, Aufmerksamkeit zu erregend, sind wirklich erbärmlich."
 

"Hör zu, Malfoy. Ich hatte nicht die Absicht mich in den Tod zu stürzen, ich habe dir lediglich den Sieg nicht gegönnt", gab ich zurück, doch meinem Ton fehlte die Schärfe. "Wenn ich dir so über bin, warum hast du mich nicht einfach fallen gelassen?"
 

"Erwartest du allen Ernstes, dass ich ausweiche, wenn du versuchst auf meinen Besen zu springen, und mir am Ende die Schuld an deinem Tod zuschieben lasse? Außerdem gibt es auch noch Leute, die dich dann von da unten abkratzen müssen und so etwas sollte selbst Filch erspart bleiben."
 

"So sozial heute, Malfoy?", frage ich mit spöttisch hochgezogener Augenbraue.
 

"Nein, aber du bist schon unbeschadet kein allzu reizender Anblick und ich mag mir nicht vorstellen, wie du nach einem Fall aus zwanzig Metern aussiehst. Außerdem.....", es folgte eine kurze Pause. "Außerdem fordere ich noch eine Revange für heute", erwiderte er, aber der letzte Satz klang, als hätte er eigentlich etwas anderes sagen wollen, und ich blinzelte ein wenig überrascht.
 

Dann lächelte ich. "Okay, Herausforderung angenommen."
 

Er sah mich einen Moment mit einem undefinierbaren Blick an und sagte schließlich: "Jetzt halte dich fest, Potter." Dann ging er in einen sanften Sinkflug über und setzte weich auf dem Boden auf. Für mich war das allerdings ein sehr merkwürdiges Gefühl, denn erstens flog ich auf demselben Besen wie Malfoy, zweitens steuerte ich den Besen nicht selbst und drittens saß ich verkehrt herum, so dass ich rückwärts flog und mir den Kopf verrenken musste, um zu sehen, wo es hinging. Daher wahrscheinlich auch das seltsame Kribbeln in meinem Bauch.
 

Als ich abstieg, merkte ich erst, wie weich meine Knie waren und hätte mich um ein Haar an Draco abgestützt. Erst im letzten Moment merkte ich, was ich im Begriff war zu tun und zog meinen Arm hastig zurück. Dadurch stolperte ich zwar einen merkwürdigen Schritt nach vorne, aber immerhin hatte ich mir kein weiteres Mal die Blöße gegeben, auf seine Hilfe angewiesen zu sein.
 

Einige Sekunden starrten wir uns wortlos an, dann nahm Malfoy seinen Besen und ging stumm an mir vorbei, in Richtung Slytherin-Umkleidekabine. Einen Moment rang ich mit mir, gab mir schließlich aber doch einen Ruck. "Malfoy?" rief ich ihm hinterher. Er verharrte mitten im Schritt und drehte sich langsam zu mir um, um mich mit fragend hochgezogener Augenbraue anzusehen. "Danke!", sagte ich nach einigen Momenten des Schweigens und wartete auf eine Reaktion von ihm.

Zu meiner Überraschung erwiderte er jedoch nichts, sondern schenkte mir ein so erschreckend atemberaubendes Halblächeln bevor er seinen Weg fortsetzte, dass ich im ersten Augenblick gar nicht merkte, dass ich ihm mit offenem Mund nachstarrte. Irritiert schüttelte ich den Kopf und wandte mich nun Madam Pomfrey zu, die über das Spielfeld geeilt war, um sich zu überzeugen, dass ich auch wirklich okay war.
 

> "Scheiße, HARRY!"<
 

Hatte Malfoy mich vorhin wirklich bei meinem Vornamen genannt?
 

ooOoOoo
 

Seufzend schloss ich die Augen, als das warme Wasser im Duschraum der Umkleidekabine über meinem Körper lief und meine verspannten Muskeln ein wenig lockerte. Wie war das gewesen? Ich sollte Voldemort Meldung machen, wenn Potter sich merkwürdig verhielt? Dann sollte ich ihm vielleicht schreiben, dass sein Erzfeind neuerdings versuchte, sich umzubringen.
 

Erst brach er sich beinahe den Hals, als er die Treppe herunter fiel und keine Anstalten machte, sich irgendwie abzufangen, sondern erst reagierte, nachdem ich ihn aufgefangen hatte, und sich plötzlich an mich klammerte wie ein Ertrinkender.
 

Ich musste zugeben, dass es eigenartig gewesen war, ihn im Arm zu halten. Es hatte sich so natürlich angefühlt und mein Körper hatte auf seine unmittelbare Nähe auch ziemlich seltsam reagiert. Mir war plötzlich angenehm warm geworden und ich hatte mich so zufrieden, wie selten zuvor in meinem Leben gefühlt, mein Herz hatte Rekordzeit geschlagen und meine Hände hatte ich auch nicht davon abhalten können, zu zittern. Prima, nach meinen Gedanken, verriet mich jetzt auch noch mein Körper.
 

Und heute war er dann in zwanzig Metern Höhe von seinem Besen gesprungen. Einfach so. Als ob das etwas ganz Normales wäre, das jeder ab und zu mal tun würde. Er hatte mir den Sieg nicht gegönnt, hatte er gesagt, doch woher kam plötzlich dieser blinde Ehrgeiz? Seit wann wollte er- er, Harry Potter, die Verkörperung der Leitideen Godric Gryffindors- um jeden Preis gewinnen?? Ich hatte vor Schreck beinahe eine Herzattacke bekommen, als dieser unvernünftige Bengel sein Leben für den Schnatz riskiert hatte und bevor ich es richtig realisiert hatte, hatte ich die Flugbahn meines Besens um eine Winzigkeit korrigiert, um ihn erneut aufzufangen.
 

Ich wusste nicht warum, aber jetzt im Nachhinein war mir klar, dass mich seine Aktion nicht nur erschreckt hatte, sondern dass ich sogar richtig Angst um ihn gehabt hatte- und das nicht zu knapp. Ich hasste ihn dafür, dass er diese Gefühle in mir wachrief, doch ich bereute nicht, was ich getan hatte. Ich würde ihn jederzeit wieder auffangen, wenn er Hilfe brauchte. Irgendwer musste ja schließlich auf ihn aufpassen, wenn weder er noch seine Freunde in der Lage dazu waren.
 

Potter schien die Gefahr, in der er sich befunden hatte, auch erst realisiert zu haben, nachdem er sicher auf meinem Besen gesessen hatte und ich hatte mit einer gewissen Genugtuung registriert, dass der Held von Gryffindor plötzlich blass wurde und sich seine großen grünen Augen vor Schreck weiteten. Wenigstens hatte er seine Dummheit eingesehen.
 

Mit einem kleinen Schauder dachte ich daran zurück, dass ich ihn schon wieder- zum zweiten Mal in einer einzigen Woche- im Arm gehalten hatte. Es fühlte sich definitiv viel zu gut an, um nicht beunruhigend zu sein. Und weil mein Rennbesen ja nicht unbedingt für eine ganze Familie konstruiert war, waren wir uns wieder viel zu nahe gewesen und mein Körper hatte erneut mit dem bekannten Herzklopfen und dem Händezittern reagiert. Elender Verräter!
 

Ich drehte das Wasser ab und trocknete mich mit einen frustrierten Seufzen ab. Ich sollte nicht so über Potter denken. Ich sollte ihn im Gegenteil mit aller Kraft hassen und ihm den Tod wünschen. Es wäre wahrscheinlich alles nicht so kompliziert, wenn er nicht diese großen grünen Augen hätten, die seine Verletzlichkeit und seinen Wunsch nach Geborgenheit in die Welt hinausschrieen. Wenn er nicht so klein und zierlich wäre, dass er meinen Beschützerinstinkt weckte und auch nicht von dieser reinen, unschuldigen Aura umgeben wäre, die mich magisch anzog.
 

Manchmal fragte ich mich, ob der Hass und die Rivalität wirklich jemals existiert hatten, oder ob mir meine verletzten Gefühle das nur eingeredet hatten, nachdem er mein Freundschaftsangebot ausgeschlagen hatte. War es nicht vielleicht schon immer so gewesen, dass es mich in seine Nähe zog und ich meine Angst vor dieser seltsamen Anziehungskraft mit Hohn und Spott zu überspielen versucht hatte?
 

Ärgerlich pfefferte ich mein Handtuch auf eine Bank, zog mich an und stapfte zum Kerker. Ich wollte lieber nicht wissen, wohin mich diese Gefühle in Zukunft noch führen würden.
 

To be continued....



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-05-12T21:47:27+00:00 12.05.2005 23:47
Hey,
eine super gute FF. Gefällt mir ausgesprochen gut.
Mach weiter so.
Tschau
Pandora
Von:  TheFallenAngel20
2005-05-06T14:44:59+00:00 06.05.2005 16:44
Hey!!
Ich finde die FF echt klasse!!
Dein Schreibstil ist auch richtig gut.
Bis denne
TheFallenAngel20
Von:  Medialuna
2005-04-28T19:14:30+00:00 28.04.2005 21:14
WOW O.o Hab grad alles in einem Zug gelesen und bin immer noch gefangen. Gibt so wenige gute Draco/Harry fics...


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