Verhandlung
Gebrochene Flügel 19
Verhandlung
Severus hatte sie schon erwartet, als Harry und Draco die große Eingangshalle des Ministeriums betraten. Er war selbst wohl noch wesentlich nervöser, als der Blonde. Und das sollte was heißen.
„Endlich! Kleiner, wie geht es dir?“, fragte er gleich seinen Sohn und umarmte ihn. Ein Bild, das man dem sonst so kalten Mann, sicherlich nie zugetraut hätte.
„Wir müssen rein, kommt!“, forderte Harry dann aber auf und lief Richtung Fahrstuhl.
Der Verhandlungssaal lag im dritten Stock, was bedeutete, dass sie sich nun beeilen mussten.
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Als die kleine Gruppe den Fahrstuhl endlich verließ, sahen sie vor dem Saal einige Leute stehen. Unter anderem konnte Harry erkennen, dass die Weaslyes und Hermine anwesend waren. So wie Remus Lupin, der ihn wohl auch gerade erspäht zu haben schien.
„Harry!“, rief er nämlich schon und eilte auf ihn zu. Gefolgt von einem Haufen Rotschöpfe.
„Hallo, Remus“, grüßte er und spürte sofort, dass sich der Blonde enger an ihn drückte.
„Junge, kannst du glauben, dass Albus angeklagt wird? Ich verstehe den Grund nicht! Hast du eine Ahnung?“
Auch Molly und Arthur Weasley sahen reichlich verwirrt aus und Ron, der neben seinem Vater stand, schüttelte den Kopf.
„Ich glaub ´s immer noch nicht!“
„Was denn, Ron?“, wollte Harry wissen und wusste, was kommen würde.
„Na, DAS!“ Der Rotschopf deutete auf Draco, der bei Severus geblieben war, als er näher an seine Freunde herangetreten war.
„Du meinst Draco, ja? Kannst dich also wahrhaftig noch an unseren Besuch erinnern? Hätte ich nicht gedacht, so besoffen, wie du da schon warst! Habt ihr drei denn schon vorgefeiert gehabt?“, grinste er breit und zwinkerte den Zwillingen zu, die genau wussten, was er meinte.
Allerdings wurden sie nicht gleich knallrot wie ihr kleiner Bruder.
„Mein Sohn war besoffen?“, fragte Molly und Harry konnte sich schon bildlich vorstellen, wie sie zu Hause den Kochlöffel schwingend, hinter ihm her rennen würde.
„Wie dem auch sein, Ron, ich hatte die am Telefon gesagt, dass ich mit Dray zusammen bin. Nicht wahr? Und er hat niemanden geärgert oder sonst was. Eher war es so, dass irgendwelche Hühner ihn belästigten. Aber gut, die waren schnell ruhig, nicht, Hermine?“
Die Braunhaarige nickte nur und schaute wieder zu Snape, der sie anfunkelte. Sie wusste genau, dass er sie entpunkten würde, dass man glauben konnte, sie hätte jede mögliche Regel der Schule gebrochen.
Brav nickte sie also und erhielt ein selbstgefälliges Grinsen des Tränkemeisters.
Bevor allerdings noch weitere Fragen gestellt wurden konnten, kam ein Mann vom Ministerium, der Dracos Namen rief. Was wiederum schockierte Blicke auf ihn wandern ließ. Doch er ignorierte das gekonnt, winkte den Mann heran und stellte sich mit ihm zu draco und Severus.
„Junger, die Richter möchten dich als erstes hören. Wen willst du mitnehmen?“, fragte er und wartete auf die Antwort.
Harry nickte Severus zu, der einen Arm um die Schulter des Blonden legte und dem Ministeriumsangestellten deutete, dass sie gehen konnten.
„Du machst das schon, Schatz“, flüsterte der dunkelhaarige Junge noch und dann waren sie weg.
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Der Verhandlungssaal war überfüllt und wer keinen Platz gefunden hatte, stand. Hauptsache, man konnte alles mitbekommen und später einmal seinen Kindern und Enkeln erzählen.
Ja, dachte Harry, das war ein richtiger Event, dass die Leute anzuziehen schien, wie ein Sommerwetter die Menschen ins Wasser trieb.
Aufmerksam schaute er sich weiter um und entdeckte dann ein Par, das sich unauffällig auf der Seite niedergelassen hatte.
„Ihr hier?“, flüsterte er amüsiert. Die Köpfe der Personen ruckten herum, grüne und braune Augen fixierten ihn.
„Warum nicht?“, hörte er dann ihre Stimme, als säße sie direkt neben ihm. Was ja nicht der Fall war. Harry zuckte die Schultern und grinste dann, als sich ein Loch im Boden öffnete und ein Gitterkäfig hochgefahren wurde.
Wie fühlte sich der alte Narr wohl? Immerhin hatte er hier normalerweise immer einen ganz anderen Platz eingenommen gehabt.
„So kann’s gehen, du dummer Mensch...“, grollte Harry leise in sich hinein. Rechts neben ihm, saßen Hermine und Ron. Auf der anderen Seite hatte Remus Platz genommen. Er war nur froh – so sehr er die drei auch mochte – hier weg zu können, wenn sein Freund rein kam.
„Harry, warum ist Albus nun angeklagt worden?“, wollte der Werwolf erneut wissen. Dass er damit die Wut in dem Jungen neben sich weiter schürte, konnte er ja nicht ahnen.
„Nun, er hat Draco in ein Muggelwaisenhaus geschickt, in dem man ihm so über mitspielte, dass ich das hier nicht erwähnen sollte. Aber sagen wir mal so: Er wird nie mehr Draco Malfoy sein!“
Der ehemalige Professor verstand nicht ganz den Sinn, aber wenn Harry sich dermaßen darüber aufregte und selbst Minerva McGonagall bitterböse zu dem Ex- Direktor schaute, musste da was dran sein.
Dann wurde eine Nebentür geöffnet und Severus betrat zusammen mit Draco, den Saal. Viele waren verwundert, was sie hier suchten, aber das war egal. Hauptsache war doch, dass es dem Blonden ziemlich zugesetzt hatte und er nun so schnell wie möglich diese verdammte Verhandlung hinter sich und den Alten ins Gefängnis bringen wollte.
„Du entschuldigst mich, ich muss gehen!“, wandte er sich kurz an Remus, stiefelte an ihm vorbei und machte sich auf den Weg zur Klägerbank. Dort warteten schon sein Freund und dessen Vater. Als er dort angekommen war, schlug Fudge mit seinem Hammer und es wurde totenstill.
„Hiermit ist die Verhandlung gegen Albus Dumbledore eröffnet!“, verkündete er.
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Immer wieder ging vereinzelt entsetztes Keuchen durch die Reihen, oder Sätze wie `Ich hab ihm immer vertraut!´ und `Das kann doch alles nicht wahr sein, so ein Betrüger!´.
Jeder dieser Sätze freute Harry, denn es bewies ihm, dass der Alte beim Volk unten durch war und niemals mehr zu Einfluss komme würde, sollte er jemals wieder auf freien Fuß gelangen – dazu musste er in Übrigen erst mal seine Strafe überleben...
Das Gesicht des Dunkelhaarigen zierte ein dämonisches Lächeln, dass Severus nicht sicher war, ob Potter ein Mensch war.
„Mr. Dumbledore, was haben sie zu all diesen Vorwürfen zu sagen?“
Einer der Richter hatte diese Frage gestellt und man sah ihm an, dass er den Alten nicht leiden konnte.
„Ich bin mir keiner Schuld bewusst!!“, begehrte er sofort auf.
„Als ich mir dieses Heim ansah, hatte ich nicht den Eindruck, dass diese Leute den Kindern etwas antun! Und die Kinder waren alle nett und fröhlich!!“
Ein abfälliges Schnauben war zu hören, das eindeutig von Harry stammte.
„Sie behaupten hier kaltblütig, nichts von alledem gewusst zu haben. Dabei haben sie dieses Heim doch nach diesen Kriterien ausgesucht! Ihnen war es wichtig, dass Draco leidet. Und der Grund für ihre Dummheit und Selbstjustiz, war, dass Lucius Malfoy sie ständig genervt und aufgehalten hat, ihre Pläne durchzuziehen. Nicht wahr? Und deshalb dachten sie, sie könnten ihre Rache an seinem Sohn auslassen!“
Harry legte eine kurze Pause ein und wusste, dass alle, wirklich alle an seinen Lippen hingen und darauf warteten, dass er weiter sprach.
„Dumm nur für sie, dass sie einen Fehler gemacht haben.“
Eine knisternde Spannung lag nun über den Anwesenden und führte dazu, dass einige auf ihren Sitzen herumzurutschen begannen. Jeder wollte wissen, was das für ein Fehler war, den der Angeklagte begannen hatte.
„Sie fragen sich sicherlich, welcher Fehler das ist. Richtig? Nun, ich werde es ihnen sagen. Dracos Vater, ist nicht Lucius Malfoy!“
Diese Stille schien wie Feuer zu brennen. Alle Blicke lagen auf dem blonden Jungen, der sich in die Arme des Professors für Zaubertränke geflüchtet hatte.
„Was meint Harry wohl damit?“, flüsterte Ron zu Hermine und die bemerkte, dass auch Remus nun bene ihr saß und hören wollte, was sie dachte.
War es so offensichtlich, dass sie mehr wusste?
„Dass Lucius Malfoy nicht sein Vater ist. Scheint so, als wäre das jemand anderes“, antwortete sie also und sah in den Augenwinkeln, dass Remus zu Snape schaute.
„Stimmt“, sagte sie dann zu ihm und erhielt einen erschrockenen Blick.
„Es ist so, dass Narzissa malfoy durchaus seine Mutter ist, allerdings heißt sein Vater Severus Snape! Das bedeutet, dass sie, Dumbledore, ein ohnehin unschuldiges Kind für etwas bestraft haben, das es nicht getan hat. Selbst, wenn Lucius ein Vater wäre, hätten sie ein Verbrechen begangen. Sie haben schon als mein Vormund versagt, falls sie das vergessen haben. Und nun werde ich dafür sorgen, dass sie für den Schaden aufkommen, den sie angerichtet haben!“
Harrys Blick wanderte durch den Saal. Alle schauten auf ihn herunter, wartete, ob er noch etwas sagen würde. Aber er war vorerst fertig. Jetzt sollte das Gericht entscheiden und noch Zeugen anhören. So setzte er sich.
Fudge lehnte sich zu seinem Sitznachbarn und sprach ein paar Worte mit ihm, ehe sich der dann erhob.
„Mr. Dumbledore, das sind schwere Anschuldigungen und neue Fakten. Was sagen sie dazu? Streiten sie weiterhin ab, was man ihnen hier vorwirft?“
Einige dachten, dass es noch nie eine Verhandlung gegeben hatte, die so ruhig ausgefallen war. Aber andererseits war das ja auch kein Wunder. Wie oft sah man schon einen Albus Dumbledore, Orden des Merlins erster Klasse und ehemaliger Schulleiter Hogwarts´, vor Gericht?
„Ich habe bereits gesagt, dass ich nicht wusste, was diese Muggel tun!“, schrie der alte Mann schon und rüttelte in seinem Käfig, damit man ihn raus ließ. Allerdings war das die falsche Methode, denn nun wurde er, wie damals schon Crouch Junior, von spitzen Metallstangen an Ort und Stelle gehalten.
„So, und wie erklären sie sich dann, dass es Zeugen für die Auswirkungen der Gewalt an dem Jungen gibt?“
„Wer sagt ihnen, dass das nicht gestellt ist?! Das Balg war in slytherin!! Was soll man da erwarten? Und außerdem, wer behauptet, dass diese Verletzungen von den Muggeln stammte?“
Harrys Kragen wäre schon geplatzt, hätte er einen getragen. So begnügte er sich damit, seine Fingernägel in das Holz unter sich zu bohren und sich Pläne zurecht zu legen, was er mit Dumbledore machen würde, wenn er ihm wieder begegnete.
„Ich habe Draco höchstpersönlich von dort abgeholt! Und ich würde auf das Fegefeuer schwören, dass diese Muggel ihn so zugerichtet hatten! Außerdem, warum sollte er in einer solchen Situation und Verfassung - damit meine ich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch – eine solche Lüge erfinden?“
Dass der junge Mann aufgebracht war, konnte man nicht übersehen und noch weniger überhören.
„Außerdem hat Madam Pomfrey, die Schulkrankenschwester von Hogwarts, ihn behandelt, da die Verletzungen schwere Folgen hatten. Zusätzlich hat auch Severus, also sein Vater, seinen Zustand mitbekommen. Und wir alle können bezeugen, dass das weder gespielt, noch gestellt war. Sollte es notwendig sein, werden wir auch ein psychiatrisches Gutachten erstellen lassen. Im Übrigen ist es ja nicht gerade unauffällig, wenn man Draco kennt, dass er sich völlig anders verhält, als noch vor dieser ganzen Geschichte!“
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Draco war ziemlich erschöpft, als sie den Verhandlungssaal endlich verließen. Das Urteil hatte sie zwar nicht vom Hocker gerissen, aber sie waren zufrieden.
Albus Dumbledore war wirklich nach Azkaban geschickt worden, allerdings nur für fünf Jahre.
Severus hatte sich ziemlich darüber aufgeregt, was man ja auch verstehen konnte. Und es war ihm und dem Blonden schwer gefallen, ihn wieder von seinen Schimpftriaden runter zu bekommen. Harry selbst, hatte das alles relativ gelassen genommen, schließlich wusste er ja, dass der Schulleiter dort nicht wieder lebend raus kam.
Nun aber, standen sie in der Eingangshalle und der Mann saß auf einer der Bänke. Sein Gesicht lag in den Händen und er atmete schwer.
„Nun beruhige dich, Severus. Der Alte wird niemals mehr das Licht der Freiheit sehen. Wo ist also das Problem?“
„Dass er nur fünf verdammte Jahre bekommen hat? Und wie kommst du darauf, dass er nie mehr-...?“
Der Lehrer war schlagartig verstummt, als ihm der Brand des St. Anne- Heim in den Sinn kam.
„Du meinst doch nicht?“, fragte er.
„Was sonst?“, grinste Harry und streckte sich.
„Allerdings sollten wir uns jetzt entweder aus dem Staub machen, oder zusammenreißen.“
„Warum?“, wollte der Blonde wissen, der sich an seinen Freund gelehnt hatte.
„Weil da gerade meine Freunde kommen und sicher eine Menge Fragen stellen werden.“
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Remus und auch die Weasleys konnten einfach nicht fassen, was sie da zu Hörn bekommen hatten. Albus sollte den jungen Malfoy zu kriminellen Muggeln in ein Waisenhaus gebracht haben, damit er gequält wurde?! Das klang alles so abartig!
Dabei hatte niemals jemand angenommen, dass der alte Mann, der immer so freundlich zu allen – oder den meisten – gewesen war, so etwas Niederträchtiges tun könnte.
„Da ist Harry! Mit Snape und Malfoy!“, meinte Ron und lief schneller. Seine Familie folgte ihm, genauso Remus und Hermine.
„He, seit wann wusstest du davon, Harry?“, wollte der Rothaarige wissen und stellte sich mit schiefem Kopf neben den anderen.
„Seit wann ich was weiß?“, entgegnete er scheinheilig.
„Dass er Snapes Sohn ist, zum Beispiel? Und, dass Dumbledore dahinter steckt?!“
„Och, das. Ich würde sagen, ersteres weiß ich schon von Anfang an, das andere auch erst seit kurzem. Warum?“
„Du hast kein Wort gesagt!“, beschwerte sich Ron weiter.
„Das könnte daran liegen, dass es euch nichts angeht, oder, Mr. Weasley?“, schnappte Severus nun. Molly wollte den Tränkemeister gerade zurechtweisen, als ein Paar an der Gruppe vorüber lief.
Remus hatte ihnen nachgesehen und war deshalb zwischen die Fronten getreten.
„Was ist denn, Remus?“, fragte Arthur, der das seltsame Verhalten des Mannes beobachtet hatte.
„Das Paar eben... Da, seht ihr sie?“, antwortete er und deutete auf die Personen. Es war eine Frau mit roten Haaren und ein Mann mit schwarzen.
Die anderen drehten sich alle nach den beiden um und auch Severus musste nun stutzen.
„Sind das nicht...?“, flüsterte er und erhielt ein Nicken von Remus.
„Sie sehen aus wie Lily und James!“
Erschrockenes Keuchen entkam Hermine und auch Molly konnte nicht anders. Allerdings war das Paar schnell wieder in der Menge verschwunden. So wandte sich der Werwolf gleich an Harry.
„Hast du sie gesehen? Harry, so sahen deine Eltern damals aus!“
Seine Stimme überschlug sich beinahe und er schaffte es fast nicht, sich zu beruhigen. Zumal Harry nicht auch aufgeregt, oder zumindest interessiert schien.
„Ich habe die beiden schon in der Verhandlung gesehen, Remus. Und jetzt komm wieder runter.“
Die Ruhe und Gelassenheit irritierte Severus schon ein wenig. Etwas am Verhalten des anderen sagte ihm, dass da etwas an der Geschichte mit Lily und James dran war.
„Ich denke, wir gehen jetzt, oder?“
Harry schaute zu Severus, der ebenso nickte und dann zu Draco, der sich schon halb schlafend, an ihn lehnte.
„Nun denn, wir sehen uns dann am ersten September!“
Damit waren die drei verschwunden.
So, hier endet dieses Kapitel wieder. Und, falls das nicht so rüber kam: ja, Sev ist jetzt offizieller Vormund und als Dracos Vater registriert. Aber das kommt noch mal im nächsten Kapitel. Das wird dann übrigens das letzte sein.
Bye, Mitani
