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Twins

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Twins 3
 


 

"Ihr seid ja pervers!" Panikartig lösten sich die Beiden von einander und starrten in die Richtung, aus der die Stimme kam. An der Ecke des Hauses stand ein Typ aus ihrer Stufe mit seiner Freundin im Arm. Scheiße! Die Beiden hatten wohl auch ein ruhiges Örtchen gesucht, aber warum ausgerechnet hier? Ohne groß nachzudenken griff Raphael nach Michaels Hand und zog ihn hinter sich her. Er wollte weg, einfach nur weg! Als die Schule ungefähr 10 Meter hinter ihnen lag und Raphael sich sicher war, dass keiner seiner Mitschüler sie mehr hören konnte, ließ er Michaels Handgelenk los, und ließ sich auf den Bordstein sinken.

"Tut mir Leid. Hätte ich mich nicht so doof dir gegenüber verhalten, wäre es nie so weit gekommen!" Michael umarmte ihn leicht und legte seinen Kopf leicht auf Michaels Schulter. "He, jetzt hör auf die Schuld auf dich alleine abzuwälzen! Wir hätten uns einfach nicht in der Schule küssen dürfen, und dann noch an einem Ort, der unter Pärchen für seine "Stille" bekannt ist."

"Warum hast du mich denn ausgerechnet zu so einem Ort bestellt?"

"Na ja, ich konnte ja nicht ahnen, dass das Ganze SO endet, sonst hätte ich nach der Schule mit dir geredet." Gab Michael etwas kleinlaut zu.

Tja, und was jetzt? Zur Schule zurück konnten sie nicht, und mal ganz ehrlich, so wirklich Lust drauf, hatten sie auch nicht wirklich. Nach einigem Hin und Her, einigten sie sich darauf, Berlin mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Genauer gesagt, sie fuhren mit der

S-Bahn nach Prenzlauer Berg, um sich dort in einem der Parkanlagen nieder zu lassen. Und dort lagen sie jetzt, im grünen Gras, schauten in den Himmel und genossen die warme Sonne auf der Haut. Allerdings nicht alt zu lange, denn es war mittlerweile früher Nachmittag und ein Haufen kleiner Kinder lief schreiend um sie herum und badeten in dem kleinen Brunnen, der nur wenige Meter entfernt stand. Als dann ein kleines Mädchen über Michaels Beine stolperte, entschieden sie sich, dass es doch Zeit war Mittag zu essen. Fröhlich kauften sie sich am Chinesenstand Nudeln, doch die gute Laune sollte ihnen schnell vergehen, da Raphaels Vater (der - ohne Raphaels Wissen - gleich in der Nähe arbeitete) sich entschieden hatte, ebenfalls, sich sein verspätetes Mittag an diesem Chinastand zu holen. Geschockt sah Raphael jetzt in das verwirrte Gesicht seines Vaters. Verdammt, alles ging heute schief! Erst wurden sie beim Küssen, und dann als der Tag endlich wieder schön war, auch noch beim schwänzen erwischt.

"Raphael, hast du heute nicht bis halb vier Unterricht? Es ist gerade mal halb zwei."

"Ich äh....nun ja......ächem......weißt du....schau mal, das ist Michael mein Zwillingsbruder."

Ein verzweifelter Versuch seinen Vater von sich abzulenken, der auch kurze Zeit funktionierte, als sein Vater Michael anschaute und ihm die Hand gab. Doch leider widmete er sich gleich darauf wieder seinem Sohn und schaute ihm böse in die Augen.

"Warum schwänzt du die Schule? So schaffst du dein Abi nie!"

Raphael schaute beschämt zu Boden.

"Ich muss jetzt zurück zur Arbeit, aber keine Sorge, das wird heute Abend alles noch mal ganz genau ausdiskutiert!" Mit diesen Worten nahm er seine Bestellung und ging zurück ins Büro. Na toll, jetzt war der Tag endgültig im Arsch und Raphael heute außerdem noch ein schlechtes Gewissen. "Fahren wir zurück zu Schule und "genießen" die letzte Stunde Unterricht?" fragte Michael. "Nö, wenn schon denn schon! Ich gehe besser nach hause, und überlege, was ich meinem Vater erzählen könnte. Außerdem muss ich noch 'n Haufen nacharbeiten, weil ihr hier weiter seid als an meiner alten Schule. "Gemeinsam gingen sie zurück zur S-Bahnstation, wo sie sich allerdings trennen mussten, da jeder in eine andere Richtung musste. Michael legte Raphael nochein mal die Hand auf die Wange. "Krieg ich noch was zur Erinnerung an diesen Tag?" Raphael grinste breit, dann beugte er sich vor, legte seine Lippen auf Michaels Hals und begann zu saugen. Als er fertig war, beschaute er sich noch mal sein Werk und musste leicht schmunzeln. Michael gab ihm zum Abschied noch einen Kuss und dann mussten sie sich trennen, damit Michael noch seine Bahn bekam. Fröhlich schlenderte Raphael zu seinem Bahnsteig und wollte gerade in die S-Bahn einsteigen, als sich direkt vor seiner Nase die Türen schlossen und die Bahn los fuhr. Na toll! Ein Blick auf die Anzeige verriet ihm, dass die nächste Bahn erst in 10 min kommen würde. Und was jetzt? Warten! War ja klar, war ja sooooooo klar! Er setzte sich auf eine Bank und starrte ungeduldig auf die Anzeige, bis endlich seine Bahn kam und er nach hause fuhr.
 

Als Herr Tiefenstein die Tür zu seiner Wohnung aufschloss und eintrat, viel sein Blick als erstes auf das Wohnzimmer, wo der Abendbrottisch schon fertig gedeckt stand. Alles klar, Raphael wollte sich einschleimen!

Raphael wartete bereits im Wohnzimmer und dachte sich eine brauchbare Ausrede aus. Leider viel ihm keine ein. Als er hörte wie sein Vater durch die Tür kam, sprang er auf und begrüßte fröhlich - zumindest versuchte er fröhlich zu wirken - seinen Vater.

Beim Abendbrot kam dann das, was kommen musste: "So Raphael, kannst du mir jetzt vielleicht sagen, warum du heute die Schule geschwänzt hast?" Nein konnte er nicht! Das man ihm beim Küssen erwischt hatte, war schließlich noch lange kein Grund, die Schule zu schwänzen. Andere knutschen mitten auf dem Flur. Na gut, die sind ja auch hetero! "Nein Papa, ich habe keinen vernünftigen Grund." Sein Vater seufzte.

"Wenn du dich mit Michael treffen willst, dann kannst du das auch nach der Schule und am Wochenende tun, aber nicht während der Schulzeit! Wenn du noch mal schwänzt, kriegst du Hausarrest!"

"Ja Papa."

Der Rest des Abendessens verlief recht schweigsam. Danach ging Raphael in sein Zimmer um noch Hausaufgaben zu machen. Ein Glück, dass die neue Arbeit seinen Vater so sehr forderte und er abends immer sehr KO war, sonst wäre diese "Unterhaltung" in ein endloslanges Gespräch ausgeartet.

In dieser Nacht träumte er wieder seinen Traum von Michael, nur das er jetzt auch Hoffnung hatte, diesen Traum war zu machen.
 

Am nächsten Morgen, traf er sich Früh mit Michael vor der Schule und zusammen gingen sie dann über den Schulhof. Einige interessierte das gar nicht, Andere starrten sie an und noch andere, tuschelten über sie. Aber leider gibt es immer diverse Leute mit diversen Meinungen, die meinen, sie müssten sich durch diverse Sprüche wie "Hey ihr Schwuchtel" herausheben. Und was in diesem Gefolge auf keinen Fall fehlen darf, sind natürlich diese diversen Leute, die Angst haben anders zu sein und nicht "dazu zu gehören" und sich deswegen diesen anderen diversen Leuten anschließen, auch wenn sie sie selbst total doof finden.

Die erste Stunde, überstand Raphael eigentlich recht gut, klar, da war er ja auch mit Michael zusammen . Zur zweiten, mussten sie sich dann leider trennen, da Michael Musik und er Kunst hatte. Als er zu Kunst ging, musste er durch einen recht schmalen Gang, wo schon diverse Personen auf ihn warteten und ihn fies angrinsten. Er spürte wie die Angst in ihm hoch kroch, wie seine Knie puddingweich wurden und ihm so schlecht wurde, das er überlegte, sich nicht lieber krank schreiben zu lassen. Während er durch diesen Gang "ging" fixierte er den Boden und hoffte auf keinen Fall hinzufallen, denn nicht nur die diversen Leute, auch die, mit denen er sonst ganz gut zurecht kam, traten ihn nach Herzenslust ins Schienbein. Nach schier endloser Zeit, kam er endlich am Ende des Ganges an, ohne hin gefallen zu sein. Im Kunstunterricht ging es nicht viel besser zu. Sie mussten - unter anderem - mit Korken ein Bild stempeln und diverse Leute hatten nichts besseres zu tun, als ihm diese Korken um die Ohren zu schmeißen. Das an den Korken noch Farbe hing und er kleckse auf seinem T-Shirt bekam, störte diverse Leute dabei nicht. Raphael fühlte sich immer elender. Mit jedem Korken, der ihn traf, wurde er immer kleiner und er wünschte sich, der Boden würde sich unter ihm auftun und ihn verschlingen. Seine Hände zitterten so sehr, das er kaum noch an seinem Bild arbeiten konnte. Als es klingelte, packte er so schnell er konnte seine Sachen zusammen und war froh endlich aus diesem Raum herauszukommen. Draußen auf dem Hof, fand er dann auch gleich Michael und fühlte sich gleich viel sicherer. Die Typen hörten zwar nicht auf, auf ihnen herumzuhacken, aber zu zweit, war es gleich nicht mehr ganz so schlimm. Heute hatten sie nur noch zusammen Unterricht und da die meisten der diversen Leute nicht mit ihnen zusammen Unterricht hatten, verlief der restliche Tag so ziemlich ereignislos.

Am nächsten Tag, nahm ein Typ mit hoch gegelten und blond gefärbten Haaren Michael die Federtasche Weg und schmiss sie durch den Raum. Das diese allerdings offen war und die Hälfte seiner Stifte sich gerade verabschiedeten, störte sie anscheinend gar nicht. Als Raphael seinem Bruder beim aufsammeln half, musste dieser sich dann noch über sich ergehen lassen, das ein anderer Junge ihm mit seinem Buch auf den Kopf haute.

Die nächsten Tage gingen eigentlich recht ereignislos vorüber. Die Beiden wurden zwar immer noch fies gemobbt, aber es kam nicht mehr so sehr zu Handgreiflichkeiten. Den einen Tag, merkte Raphael, wie jemand einer Tasche zog, und als er sich umdrehte musste er hilflos mit ansehen, wie sone hochgegelte Tussi mit nem kicherndem Anhang den Buttom seiner Lieblingsband, für den er damals endlos lange anstehen musste, unter ihren viel zu hohen Absatzschuhen zerdrückte. Er hätte fast geheult. Er liebte diesen Buttom, schließlich hatte er eine Menge Beinfleisch geopfert um daran zu kommen, der war nämlich signiert gewesen. Doch die Blöße jetzt loszuheulen, wollte er sich nicht geben, also schluckte er seine Tränen hinunter und hoffte, die Pause möge möglichst bald zuende sein. Auch Michael wurde nicht verschont. Er kannte die Leute hier zwar länger, aber selbst die von denen er dachte, sie wären tolerant genug, ihn so zu akzeptieren wie er war, wendeten sich nun gegen ihn, da sie Angst hatten, das nächste "Opfer" zu sein, wenn es so aussah, als würden sie ihn mögen. Letztendlich gab es nur noch zwei Freunde (von Raphael mal abgesehen), mit denen er sich noch verstand, aber auch nur deswegen, weil diese Freunde an seiner Schule auch zur Loserschicht gehörten und sie eh nichts mehr zu verlieren hatten. So musste er es auch einfach hinter sich bringen, wenn er sich irgendwo hinsetzen wollte und man ihm den Stuhl wegzog, oder wenn er im Musikunterricht vorsingen sollte und seine Stimme ihm entgleiste, weil der Typ hinter ihm, ihm seinen Stuhl in die Kniekehlen schob, oder er konnte nicht schreiben, weil man ihm laufend das Blatt wegzog, oder ihn von der Seite anschuckelte.

Die Lehrer sagten dazu nichts, außer "Regelt das unter euch, ihr seid alt genug dazu!" Herr Retzlaff, hatte zumindest soviel Mitleid mit den Beiden, das er sie nicht mehr vor aller Öffentlichkeit runter machte. Eine sehr arrangierte Lehrerin wollte den Beiden mal helfen, indem sie den diversen Leute sagte, sie sollen die Zwei bitte nicht so unfair behandeln, da Homosexualität in der heutigen Gesellschaft etwas ganz normales sei. Damit hatte sie allerdings genau das Gegenteil bewirkt und den diversen Leuten noch mehr Stoff zum ärgern gegeben.

Im Französisch Unterricht eines Tages, merkte Michael, wie ihm jemand von der Seite einen Zettel zuschob.
 

'Voulez vous coucher avec moi, ce soir ?'



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