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Reila

Gazette FF
von

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2. Akt

Heute könnte er sich verfluchen, das gemacht zu haben. Hätte er gewusst, was es bedeutet hätte. Doch das, was ihm am Lebhaften in Erinnerung geblieben war, an diesem Tag, war vor ihrer Haustür.

Als sie schon fast drin war, rief sie ihn noch einmal und fragte mit diesem traurig schönen Lächeln: "Kann man mit gebrochenen Flügeln fliegen?"

Dann verschwand sie.

Er erinnerte sich noch genau, über 10 Minuten stand er nur da und starrte ungläubig auf diese Tür. So etwas aus ihrem Mund hatte er nicht er nicht erwartet. Jedenfalls nicht bis zu diesem Zeitpunkt. Sie waren schon oft unterwegs gewesen, doch das war ihm damals ehrlich suspekt. Er hatte es nicht Erwartet. Leise seufzte er.

Langsam füllte dich der Park in dem er saß. Er beobachtete die Menschen, die ein und aus gingen. Immer, wenn er Leute näher betrachtete, kam ihm in letzter Zeit nur eine Frage in den Sinn, diese konnte er nicht verbannen. Seit dem er es so direkt erlebt hatte, war es vorbei. Es ließ ihn erschrecken. Er bemerkte es bei sich. Dafür hasste er sie! Das brachte ihn wirklich dazu, sie aus tiefsten Herzen zu hassen. Aber er wusste, schloss er diese Sache aus, konnte er wieder ihr bester Freund sein. Nein, er war ihr bester Freund. Ein kurzes emotionsloses Lächeln. Einige schauten ihn kurz an, um dann ihren Weg fortzusetzen ohne einen weiteren Gedanken mit ihm zu verschwenden. An diesen einen Tag, als es so deutlich wurde, als er die ganze Nacht an seinem Fenster saß und nur ein Wort, einen Name auf sein Block kritzelte und die endlichen Sterne versuchte zu zählen, schrieb er. Ohne Gedanken, ohne Ahnung was seine Hand dem Stift übertrug, was dieser schrieb. Seine Gefühle überwältigten ihn, machten das Schreiben schwer. Gänsehaut überzog seinen Körper, Angst vor dem Irdischen machte sich breit. Tränen ließen seinen Blick verschwimmen.
 

Blind gehst du durch die Welt.

Das Licht blendet dich.

Taub gehst du durch die Welt.

Die Töne dringen dumpf an dein Ohr.

Stumm gehst du durch die Welt.

Das Geschrei dringt aus deinem Mund.

Geh durch die Straßen.

Spüre den Regen.

Er brennt durch deine Kleidung.

Ätzt durch deine Haut.

Geht in dein Fleisch.

Geht in dein Blut.

Nimmt dich ein.

Du siehst auf.

Schwarze Gestalten laufen an dir vorbei.

Den Mund bewegend.

Du kannst nichts verstehen.

Schaust wieder zu Boden.

Lauter...es ist zu leise du hörst was draußen geschieht.

alles muss weg.

Jedes Geräusch jeder Ton.

Alles ist dreckig.

Alles ist schlecht.

Deine Hülle lass sie fallen.

Schließ die Augen.

Denk an nichts.

Verschließe die Ohren.

Vergesse die Stimme.

Sie deine Welt.

Immer weiter und weiter.

Dring in sie ein.

Lass dich fallen.

Lauter.
 

*~*
 

"Ruki?" Eine leise tränenerstickte Stimme drang durch den Hörer. "Kannst du herkommen? Bitte?!" Mehr ein Flehen als eine nette Einladung.

Angst übermannte ihn wieder. Er sagte zu und ließ alles stehen und liegen, was er auch gerade gemacht hatte. Reila klang nicht nur verzweifelt, sondern, dass sie am Ende war, vorbei... Seine Beine trugen ihn Immer schneller durch die Straßen. Nicht so schnell, wie er wollte. An das Gespräch konnte er sich nicht mehr erinnern. Es war wie durch eine Milchglasscheibe, unwirklich verzerrt.

Er konnte nur noch förmlich ihre brennend heißen Tränen auf seiner Haut spüren. Bis zu einem Moment. Sie stand auf, ohne etwas zu sagen, verschwand im Bad. Nachein paar Minuten kam sie zurück, sah frischer aus. "Komm mit!" Er stand auf und folgte dieser Aufforderung.

Draußen schien ihnen die Sonne ins Gesicht und beide gingen die Straße hinunter. Bis von vorne eine hohe Stimme ihren Namen rief. Ruki war überrascht. Er sah, wie die andere schnellen Schrittes auf sie zu kam und ... etwas, was ihm nicht gefiel, das, was ihm dazu brachte, sie zu hassen. Reila setzte ihre Maske auf. So schön diese auch war, sie war falsch. Ein Stich durchfuhr ihn. Reila hatte ihn belogen. Solch lange Zeit belogen. Doch warum machte sie es jetzt ihm gegenüber offen, warum zeigte sie ihm ihre Gefühle? Er schüttelte diese Gedanken ab. Das einzige, was er in diesem Moment wollte, war verschwinden. Weg von ihr, weg von seinen Gedanken. Ein einsamer Raum, nur er ohne Erinnerung, ohne denken, ohne Gefühle, als Puppe. Und plötzlich wurde ihm schmerzlich bewusst, dass Reila dieses Stadium, wenn sie erreicht hatte, es benutzte, es brauchte, sich dort versteckte. Es war wie ein Strudel. Alles lief auf einen Punkt hinaus. Doch zu dieser Zeit wusste er noch nicht, welcher das war und hoffte es sobald nicht rauszufinden. Doch das Leben lief nie so wie man es sich wünschte.
 

*~*
 

Ein Lächeln zog sich über seine Lippen. Sein Blick veränderte sich, passte sich an. "Hallo mein großer Junge! Heute wieder allein unterwegs?" Jetzt wurde die Frage von Reila's Lieblingsverkäufer wieder gestellt werden. Drei. Zwei. Eins. "Wo hast du denn die Schönheit gelassen?" Und wieder krampfte sich alles in ihm zusammen. Er dachte, er hätte es eigentlich überstanden... Sein Lächeln blieb. Sein Blick passte er an. Etwas traurig, nicht zu viel, leidend, aber nicht zu wenig. "Das habe ich ihnen doch schon so oft gesagt. Warum quälen sie mich damit immer? Sie ist vor einigen Monaten gestorben!" Sein Gesicht schaute betroffen. "Klein-Reila ist tot? Aber wie und warum?" Ruki seufzte. Und wieder. Warum tat es noch weh wie am ersten Tag? "Sie ist..." "Nun lass mal, mein Junge! Ich weiß wie schwer es ist über solche Sachen zu reden. Besonders, wenn ein Mensch einem so nahe stand."

Eine kurze Pause.

Ruki wusste genau, wie lang sie ging. Jetzt wartete sein netter Verkäufer auf ein Nicken und er nickte und schaute zu Boden. "Als meine Frau damals starb, war das ein schwerer Schlag für mich Es dauerte lange ehe ich mich wieder aufraffen konnte. Aber..."

Ruki hörte nicht mehr zu. Ihm wurde diese Erinnerung schon über 20x zu teil. Immer wenn er an diesem Eisladen vorbei kam. Furukawa hieß er und war fast 70 Jahre alt. Sein kleinen mobilen Eisladen hatte er seit 50 Jahren und stellte ihn seit jeher am selben Ort auf. Seit seine Frau gestorben war, ließ auch nach und nach seine Fähigkeit sich etwas zu merken nach. Um die Erinnerung besser zu behalten, meinte er einmal. Doch eines merkte er sich, den Namen von Reila. Ähnelte vom Auftreten und Charakter sehr seiner verstorbenen Frau. Doch ihren Todestag vergas er immer wieder. Ein Gedanke von Ruki war, dass Furukawa nicht noch einmal verlassen werden wollte. Er traf zwar jeden Tag immer mehr Leute. Doch kaum einer unterhielt sich mit ihn. Er war da, wenn man ihn brauchte, man konnte sich auf ihn verlassen. "...und deswegen lohnt es sich weiter zu leben." Er lächelte. Ruki ebenfalls. "Sie haben recht! Sie wird immer bei mir sein!" Ruki fühlte sich nicht wirklich besser. Je öfter er herkam desto mehr wurde ihm die Sterblichkeit bewusst. Furukawa sah von Woche zu Woche blasser aus und wirkte schwächer. Er wollte nicht noch eine Lücke in seinem ohnehin schon aus den Rudern gelaufenes Leben. Doch aufhalten ließ es sich nicht. Er bedankte sich und wand sich zum gehen, wie immer. Er würde wie immer zu den Proben seiner Band gehen. "Ruki~?" Er erstarrte. Sein Name? Langsam drehte er sich um und schaute in Augen, die er schon einmal gesehen hatte, die er hoffte nie wieder zu sehen. "Ja?" Es kam nicht mehr als ein Krächzen. Sein Hals war binnen von Sekunden ausgetrocknet.

"Ballet ist wunderschön. Du musst nur aufhören zu denken. Nur noch sehen, hören und fühlen! Reila war..."

"Nein!" Alles verstummte. Es war als bliebe gerade die Zeit stehen. Anders ausgedrückt, sie drehte sich zurück. Warum musste sich die schlimmsten Dinge Immer wiederholen? Um seinen Fehler wieder gut zu machen, kam es aus der hinteren Ecke seines Kopfes. Er schüttelte leicht den Kopf. "Es tut mir leid! Ich wollte..." Was wollte er eigentlich? " ... wolle nicht laut werden, aber..." Konnte er es wirklich sagen? Konnte er es sich selber eingestehen, von dem er nicht einmal wusste, was es war? "...wir haben uns nie gesagt, was wir eigentlich beruflich machen! Deswegen wollte ich es auch nicht von jemand anderen hören." Nein, er konnte es nicht! "Und es wäre auch nicht fair, es von jemanden anderen zu erfahren!" Ein verständnisvolles Nicken und Ruki glaubte, dass er es ernst meinte. "Warum weiß ich eigentlich nicht was du machst?" Der Kleine schaute auf. "Möchten sie es denn wissen?" Verblüffung schwang in seiner Stimme mit. "Ich glaube ich weiß es... aber darf ich es sehen?" Ruki empfand diese Frage als unkomplett, als würde noch ein Teil davon fehlen, und beide wussten, dass der Teil "ein letztes Mal" war. Endlich war alles. Auch Wünsche konnten zu Ende gebracht werden. Sie konnten glücklich sein - was meist der Fall war - doch schlecht konnten sie auch enden. Nicht jeder wird verstehen warum, aber die, die es erlebt haben, werden wissen, wovon die Rede ist. Nach einiger Zeit nickte er. Noch ein letztes Mal ging er zu ihm, kramte kurz in seiner Tasche und gab ihm eine Karte.

"Da war ich schon mal!" sagte er müde lächelnd. "Weißt du ich war nur zweimal im Theater... und einmal auf einem Konzert. Ich fand es gar nicht so schlecht... Aber die Luft war so stickig. Deswegen bin ich nicht mehr hingegangen und meine Frau war auch nicht begeistert davon. Es könnte ja was passieren! Sie war sehr vorsichtig." Er seufzte. "Gazette?" Furukawa musterte die Karte. Ruki nickte nur. "Schöner Name. Also ich meine klingt schön." Ein nervöses Lachen. Plötzlich empfand Ruki für den Mann ihm gegenüber nur noch Mitleid. Es war ihm noch nie so aufgefallen. Wie allein er war und wie einsam er sich fühlen musste. Aber das schlimmste, er hatte Angst. Ruki konnte es sich nur erahnen, was diese Angst hervorrief. Vielleicht davor einsam zu sterben, zu glauben das man seine Menschen die man liebt nie wieder sieht. Man verliert je näher man dem Tod kommt seinen Glauben. Ob man spürt, dass es nicht stimmt? Das man diese Personen wirklich nie wieder sieht außer in seinen Träumen? Doch warum sind die älteren Menschen trotzdem noch so zuversichtlich? Sie erfreuen sich des Lebens wie es gerade ist, schwelgen in Erinnerungen, seien es gute oder schlechte. Alles scheint für sie so gewesen zu sein wie sie es wollten. Mit kleinen Schicksalsschlägen wie sie meinten. Und doch wirken sie ausgelaugt und fertig, als würden sie jede Sekunde ihren letzten Atemzug machen und ihren letzten Weg beschreiten.

"Magst du nicht noch bleiben?" Ruki schaute auf. ,Warum' wollte er fragen. Wollte sagen das er mit der Band noch üben müsse, aber er konnte es nicht. Dieser Mann, der dort vor ihm stand, hatte ein Leben gehabt auf das er in einer gewissen Weise stolz sein kann und jetzt war dieser Stolz verschwunden. Aus seiner Mimik aus seiner Ausstrahlung aus seinem Auftreten. Er war gegangen, zeigte den Mann der die letzten Wochen, vielleicht auch Monate sich nächtlich in sein Bett gegraben hat und seine Tränen unterdrücken wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rabbid
2005-07-18T23:29:12+00:00 19.07.2005 01:29
Mou~ *___________________*

wie schö~n...so verdammt...traurig...jedenfalls für mich...
*seufz*
in der ganzen geschihte herrscht so einen deprimierende...melancholische stimmung...
ist aber nicht übertrieben oder so~
einfach toll!^___^

Das gedicht ist sehr schö~n *___*
hast dus selber getippelt?
*durchknuddel*
*winke~*
Von: abgemeldet
2005-07-18T21:08:34+00:00 18.07.2005 23:08
....umwerfend..

wirklich, sehr gelungen-
tut mir leid, ich kann mich nie besonders gut ausdrücken, schon gar nicht wenn es um positive empfindunegn geht. lob kommt mir immer schwer über die lippen.
aber: die ist gut, vermittelt ein schön-beklemmend melancholisches gefühl..wie ein französischer kunstfilm..

schreibst du weiter? bitte!


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